Hallo, wie versprochen, der neue Teil... Überraschungen über überraschungen!!!
@PanSSJ3: Kein Problem, danke!!!
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Gegen Mittag hörte sie wildes Kriegsgeschrei in der Ferne. ’Die Normannen haben das Dorf erreicht’ schoss es ihr durch den Kopf. Obwohl das Dorf schon viele, viele Meilen entfernt war, konnte sie das Kampfgeschrei der Krieger hören, aber auch andere Laute drangen an ihr Ohr: menschliche, dumpfe Schreie, ganz leise und doch hörbar, Hilferufe von Frauen und Mädchen, die überfallen wurden und Angstschreie der jungen Männer, im Kampf völlig unerprobt, die von den Normannen einfach niedergemetzelt wurden. Sie waren alle im Dorf geblieben, irrsinnig hoffend, dass die Mordbuben das Dorf umgehen würden. Sie wurden nun die Opfer dieser menschlichen Bestien. Und nicht nur sie...
’Großvater’ Eine einsame Träne stahl sich ihr aus den Augen, stummes Zeugnis ihrer Trauer.
Sie war Melissas einziger Ausdruck, denn, obwohl Hunderte von Tränen in ihrer Kehle brannten, konnte sie nur diese eine vergießen. Das Gesicht ihres Großvaters tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, gütig und mild, so wie sie es kannte. War er auch unter den Opfern, hatte er es vielleicht doch geschafft zu fliehen? Diese Ungewissheit quälte sie wohl am meisten.
Melissa war seit dem morgen geritten, ohne zurückzublicken oder eine Pause zu machen. Jetzt, als die Sonne hoch stand und durch das kahle Astwerk schien, entschloss sie sich wiederwillig eine Pause zu machen. Die alte Mähre brauchte ein wenig Ruhe, Melissa hatte das Gefühl, sie würde gleich stolpern und außerdem keuchte sie so verdächtig. Unter einer hochgewachsenen Tanne unter der kaum Schnee lag wollte Melissa ihr kleines Lager aufschlagen. Sie stieg von der braunen alten Stute ab, band sie an den nächsten Baum und nahm ihr den Sattel und das Zaumzeug ab. Dann sah sie in den Beutel, den ihr ihr Großvater vor der Flucht gegeben hatte. Mit einem überraschten Keuchen nahm sie den Inhalt zur Kenntnis. Es war unglaublich, in diesem Beutel befanden sich Sachen, die Melissa noch nie gesehen hatte. Das erste war Geld. Richtige Münzen. Melissa hatte so was noch nie gesehen. Die Leute im Dorf hatten keine Münzen, alle tauschten untereinander, was sie so brauchten. Melissa kannte es bloß von einem Händler, der einmal durch ihr Dorf gereist war. Er hatte dem Schmied eine Münze überreicht, weil der seine Pferde beschlagen hatte. Natürlich war damals klar gewesen, dass der Schmied der reichste Mensch im Dorf war.
Sie blickte auf das Geld und ihr wurde klar, dass es um einiges mehr sein musste, als der Schmied jemals besessen hatte.
Als nächstes fiel ihr ein ziemlich großes und sehr weiches Stofftuch auf. Sie nahm es vorsichtig aus dem Beutel. Es stellte sich als Decke heraus. Als die weichste Decke, die Melissa jemals gesehen. Diesen Stoff hatte sie noch nie gesehen. Alles was sie kannte war Leinen und Wolle. So etwas hatte ihr Großvater besessen? Unmöglich! So wohlhabend war der Großvater nicht; niemals gewesen. Es wurde immer merkwürdiger und unheimlicher.
Das nächste was Melissa sah, war ein Proviantpäckchen. Wenigstens das war normal.
Sie dachte schon, das wäre Alles, doch dann sah sie, dass sich noch etwas in dem Beutel befand: eine Kette. Und was für eine. Sie war in Gold gefasst und genau in der Mitte prangte ein riesiger Opal. Im schwachen Licht des Tages glänzte der Edelstein in merkwürdigem Goldgelb.
Allmählich war das alles Melissa sehr unheimlich. Nicht nur, dass sie gerade ihren Großvater in einem, dem Untergang geweihten Dorf zurücklassen hatte müssen (tolle Satzkonstruktion ^^), nein, jetzt fand sie in diesem Beutel auch noch Dinge, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte, geschweige denn, dass sie unschätzbaren Wert besitzen mussten. Ihr Großvater musste ein ziemlich großes Geheimnis verbergen. Vielleicht waren deswegen die Normannen in ihr Dorf eingefallen. Vielleicht war deswegen alles so passiert. Oder vielleicht gab es noch eine andere Erklärung...
Plötzlich erhellte sich Melissas Mine. Ja, das war die Lösung. Es war alles nur ein seltsamer Traum! Ja, so musste es sein. Morgen früh würde sie aufwachen und ihr Großvater würde in der Küche stehen und ihr Frühstück machen, so wie immer und ihr Freund... jetzt stutzte sie. Ihr war so, als fehlte noch jemand wichtiges in ihrer Aufzählung, jemand, der eine große Rolle in ihrem Leben gespielt hatte. Nur wer könnte das sein? Ihre Mutter war tot, einen Vater hatte sie nie und Geschwister auch keine. Wer nur, wer könnte das sein? Ihr fiel partout niemand ein.
Doch dann kam ihr ein anderer Gedanke. Wenn das alles nur ein Traum war, warum war er dann so real? Warum spürte sie die Kälte, den Verlust des Großvaters so deutlich? Warum fühlte sie sich so, als ob ein großer Teil ihrer Seele fehlte? Diese Leere in ihrem Innern.
Alles war so unwirklich. Die Flucht, der einsame Ritt durch den Wald. Aber sie konnte nichts dagegen tun. Sie musste sich mit der Situation abfinden. Es gab keinen Ausweg. Sie war allein, nun ja nicht ganz, sie hatte ja noch das Pferd. Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht...
Plötzlich hörte sie ein Rascheln in einem der nahe gelegenen Büsche. Das Rascheln wurde immer lauter doch Melissa konnte durch die verzweigten Äste nichts erkennen. Sie wollte es gerade als Streich ihrer Fantasie abtun, als ein riesiger weißer Wolf aus dem Gebüsch hervorsprang, sie blitzschnell ansprang, ihr die Kette, die sie immer noch in der Hand hielt, wegriss und mit einem weiteren Satz etwa fünf Meter weiter auf seinen Läufen landete. Er schaute Melissa erwartungsvoll an, dann lief er los.
Sie wartete nicht lange, ließ den Beutel einfach fallen und rannte dem riesigen weißen Tier hinterher. In gewissen Abständen blieb er stehen und wartete auf Melissa. Dann rannte er immer ein Stück voraus und wartet wieder. Kaum zehn Minuten später und total außer Atem fand sie die wertvolle Kette einfach im Schnee liegen. Erstaunt darüber, dass das wertvolle Stück einfach so rumlag, sah sie sich noch nach dem Wolf um aber der war verschwunden.
Dafür machte sie eine andere, höchstinteressante Entdeckung.
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So das wars! Nächster teil folgt