Von Leidenschaft geblendet [Naruto Fan Fiction]

ReAnimation

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Autor: ReAnimation
Titel: Von Leidenschaft geblendet
Teile: 1- ?
Genre: Humor, Action, Drama, Romantik
Serie (Original oder Fanfiction): FF
Pairing (wenn vorhanden): Wird man sehen
Disclaimer: Die Geschichte/Charaktere sind dem Mangaka Masashi Kishimoto nach empfunden.


"Naruto, bitte warte!“, rief Sakura flehend ihrem Freund hinterher, welcher an der geöffneten Tür seiner Wohnung stand. Das Mädchen sah sein Gesicht nicht, aber vernahm leises Luft einatmen, was an anfängliches Weinen erinnerte.
Eine frische Brise fegte durch die erhitzte Einzimmerwohnung und umspielte das Nachthemd des verschwitzten Mädchens, welches sich vorsichtig dem niedergeschmetterten Jungen näherte.
Seine Hände krallten sich bei jedem Schritt tiefer am Türrahmen fest, den Kopf zum sichelförmigen Mond gewandt, der hell leuchtend über Konoha stand.
„Verzeih mir…“, hauchte Sakura und umarmte ihren Freund, der sich bei ihrer Berührung sogleich verkrampfte. „Verzeih mir,…bitte!“ Die Worte leierten, Tränen rannen über gerötete Wangen.

Ausgedehnte Stille.

„Liebst du ihn immer noch?“, beendete Naruto das quälende Schweigen ohne sich umzudrehen.
Sakura zuckte zusammen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr Herz verkrampfte sich.
„Sag es mir, verdammt noch mal,…!“, donnerte Naruto hart und schluckte seine letzten Worte mit Tränen runter, die er einfach nicht zurückhalten konnte.
„…“ Gedankenverloren schmiegte sich Sakura eng an ihren Liebhaber und umklammerte ihn fester als je zuvor. Ihre Lippen öffneten sich, aber kein Ton entwisch ihrem zitternden Mund.
Die Hände unter Naruto’s Shirt vergraben, spürte die junge Frau makellose Bauchmuskulatur, die sich drohend zusammenzogen, weil Sakura ihm immer noch nicht antwortete.

In solch einer Situation machte er Sakura Angst. Große Angst. Sie konnte aber nichts sagen, weil sie es selber nicht genau wusste.

~~~

Sasuke hatte schon seit Ewigkeiten Konoha verlassen und in der Zeit hatte sich einiges verändert in dem Ninjadorf.
Tsunade war nun eine ausgezeichnete Hokage geworden, die immer noch wie jeder Mensch ihre Macken hatte, aber im Großen und Ganzen mit Shizune dem Amt alle Ehre machte.
TenTen, die Neji ihre Liebe gestand, war nach langem Hin und Her mit ihrem lang ersehnten Schwarm zusammen, der sich anfangs ziemlich schwer getan hatte. Doch mit der Zeit wurde selbst der Hyuuga zu einem guten und zärtlichen Liebhaber.
Shikamaru hatte die Qual der Wahl. Temari und Ino, beides schöne Mädchen, hatten es auf den Faulpelz abgesehen, der sein Glück noch gar nicht „fassen“ konnte.
Und Naruto gestand vor einem halben Jahr Sakura seine Liebe, die ihm aber erst einen Korb erteilte. Doch Naruto gab nicht auf und so kamen beide nach einer gewissen Zeit durch die Hilfe ihrer Freunde zusammen.

~~~

Sakura war von Beginn an glücklich mit Naruto, dass wollte sie nicht verleumden, aber als sie vor paar Wochen hörte, dass Sasuke wieder gesichtet wurde, schlichen sich Zweifel in ihr Gewissen ein.
„Du schweigst also…“, seufzte Naruto verbittert und drehte sich zu Sakura um, die ihm mehr bedeutete als kein anderes Mädchen auf dieser Welt. Seine Augenlichter waren starr und leer wie die Schwärze in seinem Herzen.

Naruto rannte davon, überhörte die Schreie von Sakura, die ihn anflehte bei ihr zu bleiben. Doch das konnte er nicht mehr.
So schnell er konnte rannte er über den feuchten Asphalt der menschenleeren Straße. Auf und davon, die Gedanken trieben ihn weiter und weiter, wollte nicht an Geschwindigkeit verlieren, ganz im Gegenteil, er wollte schneller werden. Viel schneller. Seine Schuhe versanken im Matsch oder landeten in Pfützen, doch er lief weiter.
Regen fiel. Es war kein üblicher, warmer Frühlingsregen, der einen wolligen Schauer auf der Haut verursachte und mit sanfter Brise liebkoste. Es war ein kalter, eisiger Regen, der einen bei jedem Tropfen an den Tod erinnerte, und der sich wie tausend Nadelstiche anfühlte.
Der Niederschlag peitschte Naruto ins Gesicht, sodass er kaum etwas sehen konnte, zudem wurde er langsamer und erschöpfter. Nichts konnte diese Regenmasse aufhalten.
Hier nimmt das Schicksal seinen Lauf. So soll es also enden, dachte er und ließ sich auf die Knie fallen.
Keiner konnte ihm nun helfen, viel mehr wollte er sich nicht helfen lassen. Ihre Kameraden dachten, dass beide das glücklichste Pärchen des Dorfes wären. Beliebt, hübsch, fröhlich, doch…

Naruto blinzelte für Sekunden krampfhaft in den Regen. Seine Tränen wurden von dem Mitleid des Himmels hinfort gewaschen.

…tief in seinem Herzen war schon längst alles vorbei, zu viel Trauer hatte sich dort eingenistet als er hörte, dass Sasuke wieder aufgetaucht war.
Naruto’s Herz wurde seit diesem Tag von innen zerfressen, zu viele Tränen, die niemals geweint wurden und seine Seele ertrank, zuviel Hass, der sich unsichtbar, still und leise um seine Kehle legte und ihm die Luft zum Atmen nahm.
Niemand wusste davon, niemand wusste, dass er schon lange mit dieser Situation kämpfte. Aber dass es so wehtun würde, hätte der Blonde nie gedacht. Er rang hektisch nach Luft und steigerte sich immer neu in die Sache hinein.
Die Bäume wurden von einer Böe hin – und hergeschaukelt, das Geräusch erinnerte dabei an Schreie, die aus der Ferne zu kommen schienen.
Blütenblätter fielen sachte auf sein Haupt, das vom vielen Wasser an seinem inzwischen vor innerer Kälte zitternden Körper klebte. Er fror schrecklich, dabei war es Frühling.
Als er aufstehen wollte, waren seine Beine wie gelähmt. Er konnte nicht aufstehen, seine Glieder gehorchten dem jungen Mann nicht mehr.
Trotzdem schaffte er es irgendwie dann doch sich aufzurappeln und bis an den Klippenrand zu gehen, wo die Köpfe der Hokage sich dem Dorf entgegenstreckten.
Der Guss, der wütend gegen die Felsen prasselte, die unsagbaren Wellen, die ihm die Sprache verschlugen, der Donner, der majestätisch das Ende verkündete. Es spiegelte genau seinen Seelenzustand wieder. Wunderschön und mitreizend zugleich.
Er schloss seine Augen. Tränen rollten seine blassen Wangen hinunter. Der Wind strich wie aus Barmherzigkeit durch sein blondes Haar.

All dies ist nicht geschehen, oder noch nicht, wer weiß? Die Zukunft ist wie ein Traum, immer ein bisschen schleierhaft und unübersichtlich. Selbst kleine Dinge, ein Regentropfen oder der Umstand, dass jemand die falsche Entscheidung trifft, kann sie vom eigentlichen Weg abbringen. Solche Geschehnisse passieren eben, sie stellen uns auf die Probe. Solche Dinge sind das, was man Schicksal nennt. Auch wenn man sich gut auf eine Sache vorbereitet, am Ende entscheidet der Zufall. Oder vielleicht auch nicht?
 
Kapitel 1: Dreams come true

Als sie erwachte, wusste Sakura nicht, ob es Tag oder Nacht war. Ihre entsetzten Augen starrten in tiefe Finsternis. Instinktiv begann sie ihre Umgebung zu betasten. Weiches Polyester schmiegte sich an ihre Finger. Etwas weiter fühlte sie Gitter aus Metall. Ihr Herz klopfte heftig. Es kann nur eine Erklärung dafür geben. Ein Traum hielt sie gefangen!
Er hatte fröhlich begonnen. Sie war ein kleines Mädchen gewesen, schöngemacht, in einem weißen, reich gesmokten Kleidchen. Glänzende rosa Locken fielen auf ihre Schultern, gehalten von Inos Stirnband. Sie fühlte sich wie eine Prinzessin inmitten anderer, ebenfalls herausgeputzten Kindern. Ein Fest wurde gefeiert. Was für ein Fest? Ein Geburtstag? Ein Feiertag? Die Rosahaarige konnte sich nicht mehr erinnern. Aber es hatte im Freien stattgefunden, auf einer Blumenwiese in der Nähe von Konoha. Waren Erwachsene dabei gewesen? Sie überlegte. Sicher nicht. Ein Erwachsener wäre ihr bestimmt zur Hilfe geeilt.
Sakura machte einen Gedankensprung und konzentrierte sich wieder auf ihre Umgebung. Sie atmete tief ein und schloss die Augen, angestrengt bemüht, den bösen Traum zu bannen. Ruhig versuchte sie ihre Möglichkeiten abzuschätzen.
Ein fremdes Kind- nein, sie konzentrierte sich, es war Naruto- hatte ihr im Traum ein Tuch vor das Gesicht gebunden. Kräftige, kleine Hände stießen sie um sich selbst herum, bis ihr schwindelig wurde und sie ins Taumeln geriet. Noch war alles zum Lachen, ein Spiel. Blinde Kuh. Sie wusste, sie musste nun versuchen, die anderen zu fangen. Alle waren zum Greifen nahe. Spielerisch zupften sie an Sakuras schönen Kleid und Locken. Jemand stupste sie sogar spöttisch mit dem Finger auf die Nasenspitze, was sie wütend machte. Aber wenn sie jemanden erhaschen wollte, streifte sie immer nur vorbei. Und alle lachten und lachten und….
Doch plötzlich hatte sich die Szene verändert, ohne das sie es sofort merkte. Sie begann eifrig, die Hände weit auszustrecken, sich um sich selbst zu drehen, hierhin und dorthin ein paar Schritte zu gehen, bis sie endlich begriff, dass niemand mehr da war, den sie fangen konnte. Sie lauschte, doch sie hörte nichts, niemanden. Nicht einmal den Wind über die Wiesen fegen oder die Vögel auf den Bäumen singen. Alle hatten sie verlassen. Sie war ganz allein. Und wie auf Knopfdruck verwandelte sich die Binde um ihr Gesicht in einen eisernen Ring, der ihr die Luft zuschnürte.
Auf einmal konnte sie wieder Leben um sich wahrnehmen. Aber dieses Mal war sie ganz woanders. Es hörte sich an, als wäre sie mitten in Konoha gelandet, beim Marktplatz oder auf der Hauptstraße, wo sie ein Haufen von bekannten Menschen anstießen oder zur Seite schoben. Die kleine Sakura verfiel in Panik. Sie wollte schreien, um Hilfe flehen, aber sie brachte keinen Ton hervor. Warum half ihr denn niemand? Entsetzen und das Gefühl des Wahnsinns packte sie. Ihr war, als wäre sie ausgestoßen und geächtet zurückgelassen worden- für immer. Als wollte man ihre Frage beantworten, vernahm sie einzelne Wortfetzen.
“…schau nicht hin!”
“…kann nicht anders...”
“…wie ein Monster!”
Monster… Monster… Monster... Monster… Monster!… Monster!!… Monster!!!
Der Boden gab unter ihr nach und Sakura fiel. Ein stechender Schmerz durchbohrte ihre Glieder.

Sakuras Herzschlag beruhigte sich. Schweißgebadet ließ sich die junge Frau zurückfallen und sog entsetzt Luft ein, als sie merkte, wie sie, wie auf Wolken schwebend, aufs Bett gelegt und festgeschnallt wurde. Sie öffnete ruckartig die Augen, in der Hoffnung, dass alles ein ganz dummer Traum war, der nichts zu bedeuten hatte. Aber dem war nicht so, sie sah immer noch alles schwarz. Panisch riss sie um sich und kreischte wie am Spieß. Ihr war, als hörte sie ihre eigene Stimme aus dunklen Tunneln widerhallen, wie sie Lasst mich los! Lasst mich los! rief. Mehrere Hände griffen von allen Seiten nach ihr. Wo hat man sie hingebracht?
“Frau Haruno”, ertönte eine kühle Frauenstimme. “Es ist nur zu ihrem Besten, glauben Sie mir.”

Sie erwachte. Kalte Luft wehte ihr übers blasse Gesicht. Sie lag auf dem Rücken, unter ihr eine harte Matratze. Die junge Frau stellte fest, dass der Traum nicht viel schlimmer gewesen war als das Erwachen. An Händen, Beinen und Fußknöcheln war sie gefesselt, dazu konnte sie immer noch nichts sehen. Was sie demnach nicht wusste war, dass es auf den Abend zu ging, und der Himmel trübe durch das offene Fenster lugte. Links von ihr lagen zwei weitere Patienten, schlohweiß im Gesicht und mit nassen Lappen auf der Stirn.
“Sind Sie wach?”, fragte dieselbe Frau, die Sakura in ihrem Traum oder besser Alptraum gehört hatte.
“Wo bin ich hier?”, zischte die Shinobi und überlegte fieberhaft, was sie nun unternehmen sollte. “Was habt ihr mit mir vor?”
“Beruhigen Sie sich erst einmal.” Sakura fühlte, wie sie ihr Handgelenk umfasste und ihren Arm sanft, aber energisch hinunterdrückte. “Ich bin Schwester Miwako, und Sie liegen hier auf der psychiatrischen Station von Professor Yulaou.“
“Ich bin in der Klapse?”, keuchte ihre Patientin heiser und merkte gar nicht, wie ausfallend sie sprach. Wieso kam sie ausgerechnet hierher? Die Fassungslosigkeit setzte sich wie ein Kloß im Hals fest, sodass sie kaum noch atmen konnte.
Die Schwester schmunzelte, und als könnte Miwako ihre Gedanken lesen, erzählte sie ihr alle Einzelheiten, während sie Sakuras von Apparaten und Schnallen befreite.
Langsam bauten sich in Sakuras Kopf die Erinnerungen zusammen und trennten sich schleppend von den Traumgebilden, die sie heimsuchten. Sie waren zu real, zu echt. Bei manchen war sie sich immer noch nicht sicher, ob es sich nur um eine Halluzination handelte. Ihr Verstand zeigte Lücken.
Sie erinnerte sich daran, dass Tsunade gerade dabei war, ihr eine neue Technik beizubringen, als ihre Sekretärin in den Raum stürmte. Dicht gefolgt vom Schwein, welches aus müden Augen hochblickte, frustriert selber laufen zu müssen.
“Tsunade.” Mit ernster Miene schritt sie an Sakura vorbei und streckte ein Schreiben ihrer Chefin entgegen, nicht einmal im Traum daran denkend, sich jetzt abwimmeln zu lassen. “Es gibt Probleme.”
Die Augen der Blondine weiteten sich. Ihren Blick in Worte zu fassen, hätte in seiner Reichhaltigkeit alles bedeuten können. Ruhig überreichte sie das Skalpellmesser Sakura und zog die Einmalhandschuhe aus. “Mach da weiter, wo ich aufgehört habe.”
Sie nahm die Notiz an sich. “Muss man denn immer alles selber machen. Ich ka…” Die Blondine stoppte im Satz. Ein schockierter Blick ging wortlos an Shinzune, die aufgeklärt nickte. Sakura starrte besorgt von ihrem Versuchsobjekt hoch. Sie fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen.
“Ist etwas mit Choji, Shikamaru und Kakashi passiert?”
Tsunade blickte eine Weile schweigend zu ihr, bis sie zaghaft nickte. “Ja, sie sind von anderen Shinobis überfallen worden und brauchen Verstärkung.” Wie als würde sie mit sich selber reden, fügte sie hinzu. “Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die von den Schriftrollen des Feuertempels wissen.” Sie wandte sich nachdenklich an ihre Sekretärin. “Ordere Yamato, Team Kurenai und Lee an, mir zu folgen. Es handelt sich nun um ein Auftrag A. Beeile dich!”
Die Brünette nickte und eilte mit dem Schwein aus dem Raum, als ihr Tsunade nachrief. “Naruto darf davon nichts erfahren!”

Sie erinnerte sich daran, dass Tsunade sie widerwillig beauftragte, Team Asuma zur Hilfe zu eilen, als die Shinobis nach Verstärkung orderten. Sakura konnte sich noch gut an den Gesichtsausdruck der stolzen Hokage erinnern, als sie die Zeilen der Nachricht lass. Der eigentliche Auftrag, der nur als Ablenkung für sie und Naruto diente, schlug fehl.

Plötzlich klopfte es, was Sakura zurück in die Gegenwart holte. Ein großer Obstkorb spähte zwischen der Türspalte hervor.
Miwako lächelte und verbeugte sich vor dem Besucher, der freundlich den anderen Patienten zu winkte. “Oh, Frau Haruno, Sie bekommen Besuch von…” Sie hielt inne, als der junge Mann den Finger vor den Mund legte und den Kopf schüttelte. Die Krankenschwester schmunzelte.
Sakura, die noch zum Teil in Gedanken schwelgte, regte mit einem gequälten Versuch eines erfreuten Lächelns den Kopf. Sie war ehrlich gesagt noch nicht bereit für Besucher. “Wer ist es denn, Schwester Miwako?” Sie vernahm sogleich ein hölzernes Knirschen neben sich. Der Besucher schien den Obstkorb abgestellt zu haben und sich auf ihr Bett zu… Weiter konnte die Shinobi nicht mehr denken.
“Na, wer ist es?”, fragte Schwester Miwako kichernd.
Die Rosahaarige kannte diesen Geruch. Er war unvergleichlich, und wie kein Anderer konnte dieser Mann küssen. Nie hätte sie gedacht, ihn noch mal spüren zu dürfen. “Naruto?!” Ihre Stimme klang erleichtert, verlegen und verblüfft zugleich. Wie in Trance strich sie sich über die Lippen, als er sich von ihnen löste. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. War der Streit nur geträumt? Sie öffnete den Mund, aber unsicher wie sie war, wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Ich schweige besser, dachte sie und starrte stillschweigend in die Dunkelheit, die sie umgab.

Drei Stockwerke höher führten zwei Experten auf ihrem Gebiet ein ganz anderes Gespräch.
“Wie geht es ihr, Professor?”
“Keine Sorge, werte Hokage, sie wird in paar Wochen wieder auf den Beinen sein.”, versicherte Professor Yulaou und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
“Haben Sie herausgefunden, was es für ein Jutsu sein könnte?”
“Zum Teil. Ich bin mir nicht ganz sicher, weil es in der heutigen Medizin umstritten ist, aber ich denke, es handelt sich um das Jiěshuō Mèng.” Er legte der Hokage Skizzen und Kopien vor. “”Wenn sie sich näher informieren möchten.”
“Das Chinesische Wort für Traumdeutung?.” Sie griff nach den Papieren und blätterte. “Ich habe schon einmal davon gehört. Es ist ein naher Vertreter von ihrer Gabe, nicht wahr?”
“Leider ja.“ Der Arzt wich ihrem Blick aus, reinste Wut zierte sein Gesicht. Er versuchte seine Bewegung sinnvoll aussehen zu lassen und kramte nach einem Tuch, um sich die Brille zu putzen.”
“Sie müssen darüber nicht reden, wenn Sie es nicht möchten.”
Der nun viel älter aussehende Mann seufzte. “Wissen Sie, nach 36 Jahren bin ich dran gewöhnt. Ich meine, mein ganzes Leben versuche ich mit dieser “Gabe“ zurecht zu kommen, und so schön die Kunst des Traumwandlers auch sein mag, ich muss mich immer hüten, wem ich davon erzähle. Aus Freunden können schnell Feinde werden, die einem für jeden möglichen Zwischenfall beschuldigen.” Er setzte seine Brille wieder auf. “Jedenfalls, um zurück zum eigentlichen Thema zu kommen, es bringt das Opfer dazu, dem Gegner Informationen über sich preiszugeben. Sein ganzer Geist steht dem Täter offen, wenn er einmal in ihn gefahren ist. Und je länger derjenige den Geist gefangen hält, desto mehr Schäden nimmt die Seele. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Erinnerungen und Träume so zu manipulieren, dass sich die Person an gar nichts mehr erinnert und ein unbeschriebenes Blatt wird. Es kann sogar so weit gehen, dass die Person in den gestellten Träumen gefangen bleibt und wahnsinnig wird. In meinen Augen ist das Wort Traumdeutung unpassend für diese grausame Prozedur der Übernahme, aber den Forschern ist wohl damals nicht besseres eingefallen.”
“Ganz praktisch, wenn man auf der Gewinnerseite steht. Keine wilden Zerstückelungen von Leichen mehr. Aber was sind die Unterschiede zwischen ihrer Gabe und diesem Jutsu?”
“Nun, wissen Sie, dass weiß ich selbst nicht so genau. Ich schätze Mal, da es eine Kopie von meiner Gabe ist, scheint es nicht so stark zu reagieren. Außerdem hat dieses Jutsu erhebliche Nebenwirkungen.”
“Es nimmt dem Opfer für eine gewisse Zeit das Augenlicht?”
“So ist es. Die Spiegel zur Seele.“ Der Arzt nickte erfreut über Tsunades wissen und blickte auf die Uhr. . “Oh schon so spät. Tut mir leid, Tsunade, aber ich muss mich langsam meinen Pflichten wieder widmen. Kommen Sie ruhig wieder vorbei. Es tut gut, mit jemanden zu sprechen, der Ahnung vom Fach hat. Sie sind immer herzlich willkommen.”

Mehrere Tage sind vergangen. Sakuras Zustand besserte sich soweit, dass die Ärzte beschlossen, ihr bald die Binde abzunehmen. Fast jeden zweiten Tag kam Professor Yulaou zu ihr, um persönlich der Verfassung seiner außergewöhnlichen Patientin zu folgen. Doch außergewöhnlich war nicht nur Sakura. Die tiefenpsychologische Behandlungsmethode des Professors, die Ähnlichkeit mit der Austreibung böser Geister zutun hatte, war eine ganz besondere Therapiesitzung. Die Kunst des Traumwandlers. Sie ermöglicht dem Begabten telepatisch mit dem Schlafenden in Kontakt zu treten, um sich in die Träume und Gedanken des Patienten zu hacken. So kann der Talentierte einen Traum oder Gedanken live als Nebenrolle verfolgen. Bei immer wiederkehrenden Träumen oder Schuldgefühlen kann er sogar Vorgänge verändern, um dem Patienten Linderung zu verschaffen. Mittlerweile werden diese Medi-Nin auch in schwierigen Justizfällen hinzugezogen, um die Wahrheit ans Licht zu führen.
Professor Yulaou hatte kaum als junges Genie seinen Professor in der Tasche, als er die Station von seinem Vater übernahm. Außer seiner Familie und Tsunade wusste bislang keiner, dass er solch eine Gabe verfügte. Durch kaufmännisch leichtsinnigen Zufall mit alten Registern erfuhr die Hokage, dass Konoha über solch edle Medi - Nin verfügte und griff darauf zurück, als Sakura von ihrer Mission halb Tod zurückgebracht wurde.
Der Arzt legte die Stirn in Falten, als er daran zurückdachte. Die junge Frau hatte großes Glück gehabt. Er begann die Krankenakte von Sakura zu lesen, die bei ihr am Bett hang. Das sie es überlebte war blanker Zufall gewesen. “Nun, Frau Hino, ich habe festgestellt, dass sie etwas bedrückt. Können Sie mir sagen, was es ist?”
Sakura zögerte. “Wissen Sie, ich habe mich mit Naruto gestritten und er verhält sich so, als wäre alles in Ordnung. Er weiß auch nichts davon, dass ich Probleme mit meinem Gedächtnis habe, und ich finde, es ist besser so. Er hat sich schon mehr als genug Sorgen um mich gemacht.”
“Sie wollen sicher nicht, dass die jetzige Situation wieder zerbricht, denke ich mal, sofern der Streit auch wirklich stattfand.”, fügte der Arzt mit ein und machte sich dabei Notizen. Dieser Erinnerung wird er bei der nächsten Behandlung nachgehen. “Doch ich habe nicht das gemeint. Bei unserem letzten Verfahren habe ich festgestellt, dass sie von einem gewissen Sasuke geträumt haben. Was hat es mit ihm auf sich?”
Die junge Frau schluckte schwer. Das erste Mal war es Sakura nicht recht, dass der Professor ihre Erinnerungen und Träume erforschen konnte. Was sollte sie nun sagen? Er hat doch sicher alles gesehen, was sie verzweifelte.
Der junge Mann faltete die Hände und lehnte sich auf den Tisch, seine blauen Augen fixierten sie interessiert. “Wissen Sie, nicht nur Ihnen ist es unangenehm, schließlich begebe ich mich auf privates Terrain. Man macht sich damit nicht gerade beliebt.”
“Ist schon O.K.” lächelte Sakura gequält beschwichtigend. “Sie wollen mir ja nur helfen.” Sie zögerte eine Weile, bis sie sich einen Ruck gab und fortfuhr. “Es ist so, dass ich vor Naruto in Sasuke verliebt war. Ich war noch sehr jung, aber meine Gefühle für ihn, denke ich mal, waren echt. Wegen ihm habe ich so manches Übel in Kauf genommen.”
“Das habe ich gesehen.”, sagte der Arzt, der trotz allem weiterhin vor einem Scherbenhaufen stand. Er rieb sich die gekräuselte Stirn, bevor er den Hinweis, Sakura danach zu fragen, abhakte und umblätterte. “Schien aber nur einseitig gewesen zu sein, hm?”
“Ja.”, antwortete die Rosahaarige traurig. “Aber warum fragen Sie mich das alles? Ich meine, dass ist Vergangenheit und hat nichts mit meiner jetzigen Situation zutun, oder?”
“Nicht so ganz, meine Liebe.” Der junge Mann atmete lange Luft aus und überlegte, wie er es am Besten der Shinobi erklären sollte.
“Ihre Erinnerungen sind sehr stark belastet worden. Sie wissen nicht einmal, wer ihnen das angetan hat, geschweige kann ich eine übereinstimmende Reihenfolge ihrer Gedanken und Träume feststellen, sodass ich zu ihrer Kindheit gestoßen bin. Fakt ist nur, dass es sicher kein Zufall war. Häufig verbindet sich die Kindheit mit immer währenden Träumen oder einem Deja-vu. Es ist ein Hinweis. Vielleicht hat ihr alter Teamkamerad was damit zutun.”
Sakura war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. “Das kann nicht sein, ich bin mir sicher, dass ich ihn nicht gese…” Sakura zögerte mitten im Satz und hielt sich die Hand vor den Kopf. Sie hörte sich an wie ein kleines Mädchen, was ihren Schwarm in Schutz nahm. “Oder etwa doch?” Sie war total verwirrt, den Tränen nahe. “Wissen Sie, gestern hatte ich wieder diesen komischen Traum gehabt.”
“Dieser Traum, wo sie das Gesicht des Mannes nicht sehen konnten?”
“Ja.”
Der Arzt kniff die Augen zusammen. Sein Gesichtsausdruck wurde ernster. “Was ist passiert? Konnten Sie dieses Mal eine genaue Handlung verfolgen?”
“Nicht so wirklich. Er beugte sich über mich. Ich konnte mich nicht bewegen geschweige wehren. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich wollte es auch gar nicht. Komisch oder?”
Professor Yulou nahm wieder seine Denkerhaltung ein und starrte die junge Frau konzentriert an. Wie in Trance, schloss er die Augen und schwieg. Die Stille umhüllte den gesamten Raum. Selbst der Lärm der Straße versiegte. Sakura machte das nervös.
“Professor, ist was? Habe ich was falsches gesagt?”
“Nein nein, schon O.K, Sakura.”, beschwichtigte er die Shinobi und strich sich durchs volle braune Haar. “Ich werde mich für heute verabschieden. Wir sehen uns die Tage wieder.” Der Professor verließ das Zimmer. Die Stille kehrte zurück. Das erste Mal, dass sie der Arzt bei ihrem Vornamen nannte.
 
Kapitel 2: Until we meet again (Teil 1)

Die große, braune Standuhr mit den schweren, in Messing gegossenen Gewichten schlug sieben Uhr, als Professor Yulaou aus seinem Sekundenschlaf auf schreckte. Der Papierstapel, auf dem er geruht hatte, rutschte wie eine Lawine zu Boden.
„Nein, nicht schon wieder! Verdammte Scheiße!“, fluchte Yulaou lauthals und versuchte, die restlichen Papiere auf dem Bürotisch zu halten. Zu spät. Er seufzte bedröppelt. „Wie viel Uhr haben wir eigentlich?“ Er blinzelte zur Uhr und wurde hellwach. „Was, schon so spät, äh, früh?“

Es klopfte. Eine ältere Frau mit Hornbrille und ernstem Gesichtsausdruck spähte zwischen Tür und Angel in den Raum. Sie erinnerte an eine Bibliothekarin, die gerade einen Jugendlichen beim Randalieren erwischt hatte. „Professor Yulaou!“, polterte sie los. „Haben Sie wieder die Nacht hier verbracht? Also wirklich, Sie stellen Ihre Gesundheit auf die Probe. Und diese Unordnung! Schämen Sie sich nicht als Arzt?“
„Frau Yamazaka.“ Der Professor rollte mit den Augen. Die hatte ihm gerade noch gefehlt! „Nur weil wir unseren Patienten raten, was sie eigentlich zu tun haben, liegt es immer noch am Menschen selber, ob er sich daran hält. Und da ich nun einmal als erstes Mensch bin, habe ich zu entscheiden, ob ich die Arbeit vor die Gesundheit stelle, oder nicht?“ Er setzte sich seine Brille auf die Nase und schaute die beleidigte Sekretärin kühl an. Er kannte die Frau seit seiner Kindheit. Sie war bereits in der Zeit seines Vaters angestellt.„Wenn Sie schon einmal da sind, bringen Sie mir einen extra starken Kaffee und belegte Brötchen. Danke.“
„Wie der Vater, genauso undankbar.“, zischte Frau Yamazaka, als sie die Tür hinter sich zu schlug.
Der junge Professor rieb sich die Augen. „Wird langsam Zeit, dass die Alte in Rente geht.“

Er setzte sich gerade hin und drehte seinen Stuhl Richtung Fenster. An den Steinköpfen wateten dicke Nebelschwaden vorüber, die sich etwas höher, in feine Schleier auflösten. Im Park hing vage Dämmerung. Sie ließ den Morgen erahnen, gewährte aber noch Zeit, sich aus der Nacht zu lösen.
„Wozu bezahle ich eigentlich noch Miete, wenn ich nie in meinem Bett schlafe?“, stöhnte der Arzt deprimiert und machte sich daran, die herunter gefallenen Papiere zu ordnen. „Rechnungen, Entlassungsberichte, Mahnungen, Gerichtliche Beschlüsse, Diagnosen, oh, was haben wir denn da?“
Er schob mehrere Blätter und Befundmappen zur Seite und nahm Sakuras Akte zur Hand. Nun fiel ihm wieder ein, warum er die Nacht durchgemacht hatte. In der Mappe fehlten die Urin- und Blutwerte. Er blätterte mehrere Aktenmappen von Patienten durch, konnte ja sein, dass eine Schwester gefuscht hatte, aber nirgendwo waren die Werte zu finden. „Seltsam.“ Er betrachtete die Mappe kritisch. So etwas ist in seiner Laufbahn noch nie vorgefallen. Kann es sein, dass jemand sie absichtlich entwendet hat?
Plötzlich wirbelte Yulaou herum und schlug mit der Mappe nach seinem Bein. „Aua! Was zum?“ Sogleich ersetzte er die Mappe durch seine Hand, die wehmütig die getroffene Stelle massierte, während die Akte zu seinem Gesicht wanderte. „Oh!“ Der junge Professor holte ein Taschentuch aus einer Schublade und wischte den zerquetschten Blutsauger vorsichtig weg. „Wusste gar nicht, dass sie auch im Frühling unterwegs sind!“


„Akimaru, was hast du?“ Kiba wollte gerade mit seinem Hund die gewohnte Morgenrunde im Park beenden, als sein Hund plötzlich verrückt spielte. Wie von der Tarantel gestochen, jaulte der Hund los und schlug seine Pfoten über die Ohren. Kiba eilte zu seinem alten Freund und drückte ihn zu sich. „Hey, was hast du denn? Schau' mich an!“
Herzzerreißend blickte der große Hund zu seinem Herrschen auf und schlug winselnd mit dem Schwanz. „Zeig' mir, was los ist!“ Gequält richtete sich der weiße Hund gehorsam auf, bellte zwei Mal und rannte Richtung See. „Hey, warte auf mich!“ Kiba eilte ihm hinterher.

Je näher Kiba an den See kam, desto mehr wusste er, was Akimaru verrückt spielen ließ. In der Luft lag ein sonorer, unangenehmer Pfeifton von Millionen Flügelpaaren. Das Geräusch schallte qualvoll in den Gehörgängen und verleitete zu Schwindel und Übelkeit. Kiba fiel auf die Knie und hielt sich peinvoll die Ohren zu. Akimaru drehte sich zu seinem Herrn um und leckte ihm das Gesicht ab. Langsam kam Kiba wieder zu sich und stand mit Akimarus Hilfe bald wieder auf den Beinen. „Was ist das für ein schrecklicher Lärm?“ Neugierig schob er das dichte Blattgewächs zur Seite. Seine Frage wurde sogleich beantwortet. Er erreichte das Ufer und erstarrte. „Was zum Teufel?“
Eine schwarze, schwappende Maße aus Abermillionen von Stechmücken flog über dem See. Kiba stockte der Atem. Sein Ekel vor Insekten war durch Shino etwas gemindert worden, aber das hier war ihm nun doch zu viel. Dieser Anblick war beängstigend. Die Insekten schwirrten am Ufer hin und her. Sie formierten sich immer wieder neu. Jemand mit viel Phantasie hätte verschiedenste Figuren erkennen können.
Die Insekten ließen sich von Kibas und Akimarus Anwesenheit nicht stören. Uninteressiert flogen sie an den beiden vorbei. Vorahnend hielt Kiba seinem Hund die Schnauze zu. Sicher will er irgendwann zu schnappen. Wer weiß, wie dann der Schwarm reagiert?, dachte der junge Shinobi.
Die Insekten wurden immer mehr. Von allen Seiten kamen neue Schwärme zum Treffpunkt und mischten sich unter ihr Volk. Scheint ein Familientreffen zu sein?, dachte Kiba, der seine Kapuze über den Kopf zog. Wenn man einmal dabei war, gewöhnte man sich langsam an das Geräusch. Auch Akimaru reagierte nicht mehr so empfindlich. Hatte es vielleicht damit zu tun, dass alle Mücken beisammen waren? Kiba schaute sich um. Keine neuen Schwärme tauchten auf.

Mit einsetzender Dämmerung hatte die Mücken-Invasion den gesamten Silbersee von etwa 2 Ha übernommen. Seinen Namen verdankt der See einem Fotografen, der das silbrig erscheinende Gewässer von den Klippen her aufnahm und in einem silbernen Bilderband veröffentlichte. Hervorzuheben am Silbersee, der zum Teil von Wiesen und kleinen Baumketten umrahmt wird, ist das klare Quellwasser, das aus kleinen Brunnen zu schöpfen ist. Früher war das Wasser sogar trinkbar gewesen.
Was haben die vor?, dachte Kiba und duckte sich, als ein ohrenbetäubendes Kreischen den Insektenhaufen erzittern ließ. Jaulend fiel Akimaru auf den Boden und hielt sich wie Kiba die Ohren zu. Gequält schaute der junge Shinobi wieder auf. Der Schwarm flog in die Höhe und zerstreute sich in alle Himmelsrichtungen. Erstaunt schaute Kiba ihnen nach.

„Warum dauert das so lange? Die Sonne geht schon auf!“, knurrte ein kräftiger Mann außerhalb Konohas. Er trug eine schwarze Robe, die leicht an eine Mönch-Kutte erinnerte. Mürrisch rieb er sich den knurrenden Magen. „Ich habe langsam Hunger!“
„Nur Geduld, mein alter Freund. Sie kommen sicher bald. Wir werden...“ Sein größerer Begleiter drehte sich um und lächelte, als er etwas vertrautes vernahm. „Oh, da sind sie auch schon.“
Zunächst konnte der Kuttenträger nichts erkennen. Mürrisch warf er den Kopf zur Seite und wollte seinem Gefährten eine deftige Predigt erteilen, als er ebenfalls etwas hörte. Langsam schob er die Kapuze von seinem Kopf und lauschte Richtung Sonnenaufgang. Eine schwarzer, surrender Punkt kam auf sie zu geflogen. Ein Insektenschwarm.

„Vor vielen Jahren, so erzählte mir einst meine Großmutter, waren Mücken keine Nachtschwärmer, sondern Geschöpfe der Sonne und des Tages, wusstest du das?“, begann der Größere zu erzählen und hob die Hand, als der Schwarm vor ihm anhielt. „Sie verehrten die Sonne so sehr, dass sie jeden Morgen den Tag mit einem Tanz huldigten. Eines Tages aber, als sie die Regeln brachen und in ihrer Aufmüpfigkeit sich zu einer Plage entwickelten, die anderen Tiere und die Menschen terrorisierten und mit Krankheiten infizierten, beschloss der Schöpfer, sie zur Strafe in die Nacht zu verbannen.“ Der Mückenschwarm teilte sich und eine voll gesogene Stechmücke flog auf die Hand ihres Meisters. „Ihr sollt für ewig in Dunkelheit verweilen. Das soll für eure Taten die gerechte Strafe sein, sagte der Schöpfer und seit diesem Tag fristen die Mücken wie die Fledermäuse ihr Leben in Finsternis.“ Interessiert betrachtete der Erzähler das Insekt, bis er die Hand nach innen wölbte und die Mücke zerquetschte. „Weißt du, was die Strafe noch grausamer werden lässt?“ Er blickte seinen Zuhörer an, der uninteressiert die Schulter zuckte. „Sie werden weiterhin vom Licht angezogen, doch sobald sie beim Licht sind, irritiert es sie so sehr, dass sie weniger oder gar nicht stechen, solange es an ist. Sobald man der Glühbirne den Strom abdreht, hören sie wieder auf ihren Instinkt und trinken das lebensnotwendige Blut.“ Genüsslich leckt der Geschichtenerzähler seine Hand ab und machte schmatzende Geräusche wie bei einer Weinprobe.
„Und, wie schaut es dieses Mal aus?“, fragte der Kleinere und schaute seinen Kollegen zweifelnd an.
Der Insektenfreund lächelte. „Es ist soweit.“
 
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Kapitel 2: Until we meet again (Teil 2)

Langsam tasteten sich die Sonnenstrahlen in die Straßen von Konoha und hüllten die Häuser in Silhouetten aus goldenem Licht. Fenster reflektierten das Glitzern der Strahlen in verschiedenen Regenbogenfarben. An einem dieser Fenster stand Hinata. Gedankenverloren schweifte ihr Blick über die Dächer der Nachbarschaft. In der abgestützten Hand flatterte ein kleiner Zettel im Wind.

„Der 07. März.“, wiederholte die Hyuuga geistesabwesend und blickte wieder auf den Zettel hinab, den sie fest in ihrer Hand presste. „Drei Jahre ist es nun her. Wie die Zeit vergeht.“ Sie lockerte die Handmuskulatur und hob das Segment mit den Fingerspitzen vor ihr apathisches Gesicht. „So ein tüchtiges Mädchen wie Sie wünscht sich wohl jeder Mann zur Partnerin. Doch Ihre Fassade scheint manchmal etwas undurchdringlich. Rätselraten ist nicht mehr angesagt. Machen Sie jetzt mal eine Ausnahme, damit Mars nicht umsonst für Sie im Einsatz ist.“, las Hinata das Tageshoroskop laut vor und spürte wie Wut in ihr hoch kochte. Der 07.März. Dieser Datum ging der Kunoichi nicht mehr aus dem Kopf. Die Ziffern brannten sich in ihr Herz und hinterließen tiefe, klaffende Wunden. Es begann und endete an jenem Stichtag.

„Hey, Hinata!“, rief ihr Hinabi zu, die mit einem Teamkollegen auf dem Weg zum Training war. Die ältere Hyuuga wurde aus ihren nostalgischen Gedanken gerissen. „Wolltest du nicht einen Kollegen von dir besuchen gehen?“
„Nein, nicht doch!“, schrie Hinata auf und schaute zur Wanduhr. Sie hatte es total vergessen! Jetzt aber los. „Ich komme zu spät!“ Mit dieser Erkenntnis schlug sie das Fenster zu und eilte zum Schrank. Jacke und Umhängetasche wurden aus den Fächern gerissen und schnell übergeworfen, als sie mit bebenden Händen versuchte mehrere Dinge gleichzeitig zu machen. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel öffnete sie die Tür und rannte beinahe ihren Cousin um, der extra auf die Etage kam, um sie zu wecken. „Ich weiß, ich weiß! Danke, Neji!“, polterte die Kunoichi los, bevor ihr verwirrter Verwandter überhaupt etwas sagen konnte. Sie hastete die Treppe hinunter und rutschte den restlichen Weg auf den Fliesen zum Eingangstor. Schnell sprintete sie aus dem Anwesen und quetschte sich elegant an ihrer kleinen Schwester vorbei. „Danke, Hanabi. Sag' Vater, dass es etwas später werden kann. Ich muss noch etwas erledigen.“
„Ja, mache ich, aber...“, meinte Hanabi und deutete auf das Dächerlabyrinth vor ihnen. „Du schaffst es nie rechtzeitig, wenn du die Straßen benutzt! Nehme die Abkürzung über die Dächer! Das geht schneller!“
„Ja, gute Idee, Hanabi!“ Die ältere Kunoichi sprang auf die Mauer des Hyuuga Anwesens, nahm Anlauf und sprang mit zwei Sätzen auf eines der Nachbardächer, von wo sie ihrer Schwester noch einmal zu winkte. Sogleich setzte sie wieder an Geschwindigkeit zu, um bald darauf nur noch als kleiner, beweglicher Punkt in der aufgehenden Sonne zu verschwinden.

*Ortswechsel*

Mit der Sonne erwachten die Straßen von Konoha zum neuen Leben. Nach und nach füllten sich die Wege mit berufstätigen Menschen. Das Blumengeschäft Yamanaka war kaum fünfzehn Minuten geöffnet, als schon der erste Kunde den Laden betrat. Hinter der Theke stand Ino, die den Kunden freundlich begrüßte. Sie war gerade damit beschäftigt gewesen, ihre Jacke über zu ziehen.
„Ein kleiner Blumenstrauß, bitte.“, hauchte der Mann ihr entgegen und kramte ein dickes Portmonee aus der Innentasche seines Jackets. Ino schaute ihn kritisch an. Sein Erscheinungsbild erinnerte an einen normalen Büroangestellten, doch schaute man genauer hin, enttarnte der fleckige, zerknitterte Anzug seinen Träger. Dieser Mann hatte irgendetwas aufgefressen.
„Für Ihre Frau?“, fragte Ino dennoch höflich, während sie die leichte Jacke über die Schultern zog, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. „Oder für einen speziellen Anlass?“
„Was geht es dich an?“, knurrte der Mann sie an und schnaubte abgeneigt durch den Schnurrbart.
Volltreffer!, dachte Ino und forschte weiter. „Soll ich den Strauß einwickeln?“, fragte sie mit unbeirrter Geschäftsstimme und holte frisch geschnittene Rosen aus einer Vase, die sie auf dem vorbereiteten Pult ausbreitete.
„Ja, natürlich, dummes Ding!", meckerte der Kunde genervter und schüttelte den Kopf. Die jungen Leute heutzutage, zu nichts zu gebrauchen. Wo das noch alles hinführen soll?, dachte der Alte und stöhnte.
Dummes Ding?, dachte wiederrum Ino und kochte innerlich vor Wut. Sie wusste aber, dass sie sich keine Ausbrüche bei Kundschaft erlauben durfte. Erst letzte Woche hatte sie dadurch einen Stammkunden vergrault, was Inos Mutter der jungen Kunoichi immer noch übel nahm. Ihre Rage im Zaum haltend, glich sie die Enden aller gelben Rosen auf eine Länge und begann, die Blumen ein zu wickeln. Kurz blickte sie zum Kunden hinüber, der sich solange im Laden umschaute. Irgendwie kam ihr der Mann bekannt vor. Natürlich, der Gatte von Frau Yamazaka!
„Das ist doch nicht wahr, oder?“, maulte der Mann plötzlich los und deutete auf einen Bilderrahmen, der seit Neuestem unter dem Eingangsschild hing. Dicke Schriftzeichen ragten aus dem Blumenmotiv hervor. „Von hier hat meine Frau also den Mist, dass Blumen eine Bedeutung haben. Was für ein romantischer Blödsinn!“ Herr Yamazaka lachte dreckig und ging zurück in den Laden, um den fertigen Strauß zu bezahlen. Er ließ die Münzen in die offene Hand von Ino fallen und wollte gerade gehen, als ihm die Blondine an der Türschwelle einen Brief überreichte. „Für Ihr Geschenk eine kleine Beigabe.“
Verdutzt nahm der Mann den niedlichen Kuvert an sich. „Und, was soll das sein?“
„Nichts besonderes, nur eine kleine Erleuchtung für die Liebste. Wäre also schade, wenn sie das schöne Blumensiegel von uns beim Öffnen beschädigen. Die Beschenkte wird die Bedeutung des Gedichtes verstehen, glauben Sie mir. Ich bin mir sicher, dass ihr die Spucke wegbleibt, wenn Sie das liest.“, sagte sie zuckersüß und verbeugte sich.„Beehren Sie uns bald wieder.“

„Das Heucheln liegt dir wirklich gut, Ino.“
Verblüfft blickte die Angesprochene nach oben und kniff die Augenbrauen zusammen, als sie die Person erkannte, die auf der Markise des Blumenladens stand. Der Kunde war längst außer Hörweite. „Wie es sich für eine echte Dame gehört, lasse ich Blumen sprechen. Außerdem hat es der Ehebrecher redlich verdient. Aber davon hat ein Kaktuskopf wie du, keine Ahnung, Temari.“
„Ach, was du nicht sagst, kleine Mimose?“ Die ältere Kunoichi sprang vom Stoffdach und baute sich ostentativ vor Ino auf.
„Was will du überhaupt hier?“
Temari strich sich durchs offene Haar und überhörte Inos Gezeter.
„Nun sag' schon!“
„Ist ja gut, ist ja gut! Bell' hier nicht gleich wie ein übergeschnappter Terrier herum! An deiner Größe kannst du sowieso nichts mehr ändern!“ Demonstrativ hob sie mit beiden Händen ihren Vorbau vor Inos Nase, die vor Wut und Scham knallrot anlief.
„Du hochnäsige, Sex gesteuerte * PIEEEEEP *!“
„INO YAMANAKA!“, brüllte eine Frau hinter den Mädchen los, die Ino am Kragen packte und kräftig durch schüttelte, sodass die ganze Straße das Szenario mitanhören konnte. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du dich gegenüber den Kunden anständig verhalten sollst?“ Die blonde Ladeninhaberin drehte sich zu Temari um und verbeugte sich tief.„Verzeihen Sie bitte, das Verhalten meiner Tochter. Sie muss noch so einiges Lernen. Nicht wahr?“ Sie richtete einen giftigen Blick an Ino, die wie ein Schluck Wasser halb ohnmächtig in ihren Armen lag.
Temari, die einen gehörigen Sicherheitsabstand eingenommen hatte, kam zögernd einige Schritte näher und kicherte. Bei der ist doch schon längst Hopf und Malz verloren! „Ist schon in Ordnung, Frau Yamanaka. Ich bin sowieso auf dem Sprung.“
„Oh!“ Erst jetzt fiel der älteren Kopie von Ino auf, dass es sich bei Temari, um eine Kunoichi handelte. „Sind Sie eine Botschafterin aus Sunagakure?“
„Ja.“ Sie räusperte sich und rückte das Stirnband zurecht. „Doch heute bin ich nur hier, um Shikamaru Nara zu besuchen.“ Die letzten Worte hob die Jo – Nin deutlich hervor, um Ino zu provozieren. Und es klappte! In Gedanken drehte Ino Temari wortwörtlich den Hals um.

„Oh, ich verstehe!“ Frau Yamanaka grinste breit und klopfte Temari auf die Schulter. „Du bist seine Freundin, nicht wahr?“
„NEIN, IST SIE NICHT!“, keifte Ino und zwängte sich zwischen die beiden. Ihre Mutter war unmöglich. Warum konnte sie nicht wie alle anderen Mütter sein? Auf einmal war sie mit ihrer Konkurrentin bei du!
„Oh, dass ist ja entzückend.“ Frau Yamanaka war begeistert und ignorierte ihre Tochter völlig. „So wurde mein Mann damals auch auf mich aufmerksam.“ Sie schwelgte in Erinnerungen. „Ich habe ihm Blumen und einen Früchtekorb zur Stärkung mitgebracht. „Warte, ich habe etwas für dich.“ Sie eilte in den Laden und kam mit einem Blumenstrauß in den Händen wieder ins Freie. „Hier!“ Sie drückte der Kunoichi das Gebinde in die Arme. Verwirrt schaute Temari auf den Strauß hinab. Ino glaubte ihren Augen nicht. „Unser 'Gute Besserung' Strauß Nummer drei- ein Strauß, der gute Laune macht!“, plapperte sie im Plauderton weiter und machte die Jo – Nin wie ein Autoverkäufer auf kleinste Kleinigkeiten aufmerksam. „Fünf rote Edelrosen von 'Passion' und vier orangene Edelrosen aus Yugakure, drei orangene Gerbera, drei weiße Edelnelken, grüne Mini-Chrysanthemen, Johanniskraut, Mühlenbeckia und diverse Grünsorten, die wir aus unserem Garten zusammengestellt haben. Das Besondere ist aber das hier!“ Sie deutete auf die runden Zitrusfrüchtchen, die wie orangene Knöpfe aus dem Strauß ragten. „Etwas für die Gesundheit. Schon allein der Duft dieser Früchte erheitern das Gemüt und beleben die Sinne.“
„Äh?“
„Stimmt etwas nicht?“
„Nein, dass ist es nicht, nur...“, beschwichtigte Temari die Blumenverkäuferin und würgte ein Lächeln hervor. Blumen waren überhaupt nicht ihr Ding. Doch ohne Geschenk aufzutauchen, war in ihren Augen mittlerweile auch ein wenig fade. „Wie viel kostet der Strauß? Ich habe nicht viel bei mir.“
Frau Yamanaka starrte Temari beleidigt an. „Darum musst du dir nun wirklich keine Gedanken machen. Es ist für Shikakus Sohn. Deinen zukünftigen Ehemann.“ Sie zwinkerte konspirativ. „Außerdem handelt es sich um einen ganz besonderen Fall der Liebeserklärung.“
Ino brodelte vor Wut. Von wegen besonderer Fall! Es erinnerte sie ganz einfach an ihre Jugendzeit! Sie hatte es sich anders überlegt und wollte nun beiden den Hals umdrehen!
„Äh, also ich.“ Etwas verlegen kratzte sich Temari am Kopf. „Vielen Dank, Frau Yamanaka.“ Ihr Ehemann? So weit hat sie noch gar nicht gedacht. „Ich werde Shikamaru von Ihnen grüßen. Auf wiedersehen!“ Sie verbeugte sich und schritt eilig davon.

„Was soll das?“, begann Ino ihre Mutter zur Rede zu stellen. „Ich habe diesen Strauß gemacht. Warum gibst du ihr den? Sie macht sich doch gar nichts aus Blumen.“
„Blumen sprechen ihre eigene Sprache.“, philosophierte ihre Mutter und schaute dem Mädchen nach. „Außerdem passt sie ausgezeichnet zu Shikamaru, findest du nicht auch?“
„NEIN, FINDE ICH NICHT!“
Frau Yamanaka schaute sie eine Weile sprachlos an, als sie plötzlich in lautes Gelächter verfiel. „Ah, so ist es also!“ Sie zwinkerte verschwörerisch. „Meine Tochter hat es endlich geschnallt. Ich dachte schon, du hättest außer dem guten Aussehen nichts von mir geerbt.“
Ino errötete, drehte sich auf dem Absatz um und betrat wieder den Laden.
„Hey, was treibst du da?“, rief ihr Frau Yamanaka zu, als sie Ino hinter dem Tresen werkeln sah. Ihr Töchterchen ignorierte sie. Erst als sie wieder ins Tageslicht zurückkehrte und einen Rucksack über die Schulter geworfen hatte, richtete sie einen ernsten Blick an ihre Mutter. „Ich gehe.“ Ino schritt leichtfüßig an Frau Yamanaka vorbei und rannte ohne ein weiteres Wort die Straße hinunter. Sie musste Temari unbedingt einholen.
Doch als hätte das Schicksal nicht schon genug im Leben der jungen Kunoichi herum gepfuscht, bog Inoichi Yamanaka schwer beladen um die Ecke. Schweißperlen rollten über sein braun gebranntes Gesicht. Freudestrahlend stellte er den Blumenkarren neben sich ab, wischte sich über die Stirn und breitete seine Arme aus.
„Ino, mein Schatz. Papa, hat dich auch vermisst!“ Seine Tochter rannte an ihm eiskalt vorbei. „..?“ Inoichi glotzte ihr verdattert nach. „ Einen Moment mal!“ Herr Yamanaka riss sich wieder zusammen und sprintete seiner Tochter hinterher. „Hier geblieben! Wo willst du um diese Uhrzeit hin?“ Überrascht drehte sich Ino um, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Erstaunt blickte sie ihrem Vater in die dunkelbraunen Augen. „Da ist man für ein paar Tage außer Haus und schon tanzt du deiner Mutter auf der Nase herum.“ Er hob tadelnd den rechten Zeigefinger. „Du hast heute Dienst und bleibst schön im Laden! Hast du mich verstanden?“
Ino verzog das Gesicht und stierte ihren Vater finster an. Eigentlich wollte sie ihn Begrüßung, aber der Gedanke war wie weggeblasen. „Keine Zeit, Daddy! Heute müsst ihr ohne mich auskommen!“, sagte Ino über die Schulter geworfen, als sie sich flink an ihm vorbei schlängelte und wieder los spurtete.
„Hey! Ich sagte...!“
„Ist schon in Ordnung, Inoichi. Beruhige dich.“, beteuerte seine Frau, die ihrem Gatten eine Hand auf die Schulter legte. „Es handelt sich um eine 'ernste' Herzensangelegenheit.“
Inoichi klappte der Mund auf. „Was? Meine kleine Ino-?“
„-wird erwachsen.“, beendete Frau Yamanaka den Satz und legte den Arm um seine Schultern. „Lass' uns alles bei einer Tasse Tee im Laden besprechen.“

*Szenenwechsel; Konoha Krankenhaus*

Auf der nördlichen Seite des Dorfes beschäftigte Sakura ein ganz anderes Problem. Die Shinobi gewöhnte sich zwar langsam ans Patientendasein, trotzdem erwischte sie sich immer wieder beim deprimiert sein, so auch an diesem Tag. Früh am Morgen wurde sie geweckt, um sich Augenbinde und Blut abnehmen zu lassen. Das Ergebnis war erschreckend.
Verschlafen rieb sich Sakura die geschwollenen, juckenden Augen und blickte zum x - Mal in den Spiegel. Es war kein Traum. Sie betastete argwöhnisch ihr Gesicht und sah tatsächlich wie eine Quellwurst aus!
Normalerweise sollte sich Sakura freuen, dass sie wieder sehen konnte. Doch das Erste was sie wahrnahm war der Speck auf ihren Wangenknochen. Das sie beim Krankenhausfraß nicht wie gewöhnlich aussehen konnte, war irgendwo logisch, aber das sie gleich so auseinander gehen würde? Mensch, was war sie oberflächlich! Sie errötete leicht.
„Ich bin ja eine prima Medical – Nin“, sagte sie zu sich selbst und ließ den Handspiegel sinken. Sie lachte beschämend. Ihren Patienten predigte sie immer wieder, dass sie nicht ohne Grund im Krankenhaus wären. Und was machte sie jetzt? Sie führte sich genauso auf. Nein, noch viel schlimmer! Sie war Ärztin. Machte aber das die Menschenkenntnis in allen Lebenslagen aus? Anscheinend nicht. Sie musste noch vieles lernen.
Seufzend drehte Sakura ihren Kopf Richtung Fenster. Der Tag war nun im vollem Gange, zwei Vögel saßen auf dem in der Nähe stehenden Baum und putzten sich gegenseitig. Aus weiter Ferne hörte sie das Bohren und Hämmern von Bauarbeitern, während sie auf dem Krankenhausanwesen Kindergeschrei wahrnehmen konnte.
„Beeil' dich, Setzuna. Wir kommen zu spät zum Unterricht.“
Sakura hörte einen Ball über den Asphalt rollen. „Ja doch, ich komm' ja schon.“
Das waren noch schöne Zeiten., dachte die Shinobi nostalgisch und schmunzelte. Die Ausflüge in den Wald, die Übungsstunden auf dem Trainingsplatz, die Gespräche und Zankereien mit Ino auf den Blumenwiesen, Irukas Ausbrüche wegen Narutos, Shikamarus, Chojis und Kibas Streichen und Sasukes...
Plötzlich schmolz ihr Lächeln zu einer traurigen Mimik. Sie musste an Team sieben denken und an die Zeit mit Kakashi, Naruto und Sasuke. Starr beobachtete Sakura das Vogelpaar, das sich über ihr unfertiges Nest hermachten. Eine Träne rollte ihr Gesicht hinab. „Sasuke, du Idiot.“, sagte sie kaum hörbar. „Wieso musstest du uns verlassen?“

* Rückblick; zwei Tage zuvor *

Sakura entwickelte eine gewissen Neid gegenüber den anderen Patienten, die sich ohne Betreuer im Haus frei bewegen konnten. Schon seit Wochen lag sie im Krankenhaus. Sie gewöhnte sich zwar langsam daran, erwischte sich aber immer wieder beim Zweifeln. War das der Anfang einer latenten Depression?
Frustriert drehte sich Sakura zur Wand und lauschte. Es regnete seit Stunden in Strömen. „Das Wetter schlägt mir aufs Gemüt. Genau, so muss es sein!“, redete sich Sakura ein und seufzte. „Ob ich auch heute Besuch bekomme? Sicher nicht. Kein Mensch wagt sich bei so einem Hundewetter vor die Tür. Und wegen mir schon lange nicht.“ Sakuras Lippen und Hände bebten vor Niedergeschlagenheit. Ihr war zum Heulen zumute. Sie fühlte sich einsam und leer. Den Tränen nahe, rollte sie sich zusammen und begann ihrer Melancholie freien Lauf zu lassen.
Für Sakura waren die Besuche ihrer Familie und Freunde das Einzige, was sie auf andere Gedanken brachte. Sie wollte die Patienten und das Personal nicht schlecht reden, aber diese Leute hielten wenig von Smalltalk. Außerdem hatten sie ihre eigenen Probleme.
Sakura begann zu weinen. Sie weinte, wie schon lange nicht mehr in ihrem Leben. Das letzte Mal, wo die rosahaarige Kunoichi sich so Elend fühlte war, als Sasuke das Dorf verlassen hatte. Sie fühlte sich isoliert und allein gelassen, so abhängig. Sie hasste dieses Gefühl. Sie hasste diesen Mistkerl. Sie hasste sich selbst. Sie hasste einfach alle! Was war nur los mit ihr? Und als hätte das Schicksal Mitleid mit ihr gezeigt, klopfte es an der Tür.

Erschrocken fuhr Sakura zusammen und schnellte hoch. Sie begann sich innerlich zu sortieren. Wo war sie? Was machte sie hier? Was ist mit ihr passiert? Mit zitternden Fingern fasste sie an die schützende Augenbinde. Sie fühlte sich feucht an. Sakura trat die Schamröte ins Gesicht. Es klopfte noch einmal. “J-ja?” Ihre Hände kämmten das zerzauste Haar. „Herein?“
Die Tür öffnete sich langsam und Naruto betrat den Raum. „Tut mir Leid, dass ich so spät komme.“ Er blickte sich im Zimmer um. „Die Schwestern haben mir gerade erst gesagt, wo dein Zimmer liegt.“ Verlegen rieb er sich den Nacken.
„Das macht doch nichts.“, beschwichtigte ihn Sakura und quälte sich ein Lächeln hervor. “Ist schön, oder? Ich habe einige Zeit auf dieser Station gearbeitet, darum kann ich mir ungefähr noch vorstellen, wie es hier aussieht. Diese Zimmer sind exquisit. Ich muss mich demnächst bei Tsunade bedanken, dass sie mir das ermöglicht hat.“
„Ja, dass ist es wirklich.” Bei Tsunades Namen verzog Naruto sein Gesicht. Er ignorierte einfach, was sie am Schluss gesagt hatte und schaute sich im gönnerhaft eingerichteten Zimmer um. Es war etwas kleiner als die anderen Räume geschnitten, besaß dafür aber mehr Privatsphäre und Stauraum. Er wechselte prompt das Thema. „Hast auch schon Besuch bekommen, wie ich sehe?”
Auf Sakuras Nachttisch stand eine Vase mit frischen Schnittblumen, daneben ein Buch mit dem Titel Kunst der Traumdeutung. Naruto hob eine Augenbraue. Für seinen Geschmack las Sakura viel zu viel. Er legte den Einkaufbeutel auf den Tisch und setzte sich zu ihr. Sakura wandte leicht den Blick ab.
„Ino kam gestern vorbei und hat mir Blumen mitgebracht. Das Buch ist von meinen Eltern. Ich habe sie darum gebeten, mir das zu kaufen. Soll verständlich mit schönen Bildern dargestellt sein. Könnte etwas für dich sein?“
„Noch schöner wäre es, wenn ich deine Augen wiedersehen könnte.” Naruto fasste ihr Kinn und drückte sie sanft zu sich. Der Shinobi spürte, wie Sakura ihre Muskeln anspannte. Sogleich fiel ihm die nassen Flecken auf der Binde auf. Hat sie etwa geweint? Er beschloss, sie noch nicht darauf anzusprechen und schmunzelte leicht. „Ich bin mir nämlich nicht mehr so sicher. Waren deine Augen nun grün oder blau?”
„Scherzkeks!” Sakura drückte ihn lachend von sich. Erleichtert, dass Naruto sie nicht ausfragte. „Sag' mir lieber wie dein Auftrag war?”
„Hach, wie immer-”
„-langweilig!”, sagten beide gleichzeitig und grinsten sich an.
„Ja, aber jetzt im Ernst. Ich hätte gerne wieder einen spannenderen Auftrag. Es kommt mir so vor, als würde Tsunade mich in Watte packen.” Er verschränkte die Arme und blickte zur Tür. Als könnte Sakura seinen ernsten Gesichtsausdruck erkennen, legte sie eine Hand auf seinen Oberschenkel.
“Naruto, heute nicht! Wir haben uns schon x-mal darüber unterhalten. Sie wird schon wissen, was sie tut.”
„Da bin ich mir nicht mehr so sicher.”, widersprach er, den Blick weiterhin starr auf die Tür gerichtet. Warum hat sie ihn damals nicht in den Auftrag eingeweiht, als die Anderen in Schwierigkeiten waren? „Weißt du, ich verstehe einfach nicht, was in ihrem Kopf vor sich geht. Irgendetwas ist faul an der Sache. Sie verschweigt uns mit den Schriftrollen etwas, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Oder hat sie dir was anvertraut? Sei ehrlich, Sakura?”, fügte er hastig hinzu und schaute sie fragend an.
„Auch wenn ich es wüsste, ich dürfte es dir nicht verraten, Naruto.”
Der junge Shinobi stützte sich stöhnend auf den Knien ab. Wie oft hat er diesen Satz nun schon gehört? Er seufzte und strich sich durchs Haar. Nicht aufregen!, dachte Naruto und unterdrückte seinen Zorn, der an seinem Gewissen nagte.
“Es tut mir Leid, du weißt, dass ich...”
“Ja ja, dein Schweigegelübde.“, beendete Naruto abrupt ihren Satz und biss die Zähne knirschend aufeinander. Nicht aufregen!, wiederholte er in Gedanken, während in ihm ein Vulkan drohte auszubrechen. Er schlug die Hände über seinen Kopf und stöhnte. Es wunderte den blonden Ninja, dass er solch eine Wut verspürte, vorallem in der Gegenwart von Sakura. Er hätte nach dem Gespräch mit Tsunade nach Hause gehen sollen. Warum wirkte Sakura nicht mehr wie eine Beruhigungstablette?
„Tsunade wählt nun einmal diejenigen aus, die für die Mission am Besten geeignet sind. Außerdem, nichts gegen dich, Naruto, aber du bist immer noch ein kleiner Hitzkopf. Es hat sich zwar in den Jahren gebessert, doch...“
„Ein Hitzkopf, ja?” Naruto sprang auf. Er Das war zu viel! Wenigstens von Sakura hätte er mehr erwartet. In seinen Augen funkelte angestaute Wut und quälende Ungewissheit. Sie waren knapp vor einem Krieg entfernt und Tsunade wandte sich von ihm ab. Irgendetwas stimmte hier nicht! Ist er denn der Einzige, dem das auffiel?„Tsunade hat mich heute zu sich gerufen und mir die Hölle heiß gemacht, weil ich dich in Ruhe lassen soll und du kommst mir mit so etwas? Na, hat dir das auch deine geliebte Tsunade verraten? Das Pflegepersonal wollte mich nicht zu dir lassen, bis ich ihnen einmal gezeigt habe, wie weit ich gehen kann, wenn ich will!“ Er ballte die Fäuste. „Was bildet sich die alte Wachtel überhaupt ein?“ Er packte Sakura an den Schultern und schaute sie flehend an. „Aber warum, warum verflucht noch Mal, hat sie gerade dich auf so eine gefährliche Mission geschickt? Wieso nicht mich? Warum sagst du mir nicht, was passiert ist?”
Jetzt ist es raus!, dachten Naruto und Sakura gleichzeitig.

Naruto blickte seine Freundin konzentriert an. Gespannt auf Sakuras Reaktion, die ohne gewünschte Antwort blieb. Sie wich ihm einfach aus.
„Hast du etwas zum Trinken mitgebracht?”, wechselte Sakura unberührt das Thema und richtete sich langsam im Bett auf.
„Weich’ mir nicht immer aus! Ich habe es satt wie der letzte Depp behandelt zu werden!“ Demonstrativ schlug er mit der Faust auf den Nachtisch. Sakura fuhr zusammen. „Fast jeden Tag komme ich hierher und kümmere mich um dein Wohl. Bringe dir alles, was du willst, mache mir Sorgen um dich und du weichst mir jedes Mal aus!“ Er wollte nach ihrem Arm packen, aber Sakura wich zurück. Naruto machte ihre Reaktion ekstatischer. „Ich bin dein Freund! Du sollst mir gefälligst antworten!”
Spinnst du jetzt total, oder was? Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig!”
„Das sagt genau die Richtige!
„Was willst du damit sagen?”
Naruto grinste boshaft. „Wer von uns beiden ist denn hier in der Klapse? Du oder ich?”
„Du bist das Letzte!“ Die junge Frau starrte ihn schockiert an. Das hätte sie nicht von ihm erwartet. „Glaubst du wirklich, dass ich aus solch einem Grund hier bin?”
„Aus welchem Grund denn sonst? Wer verhält sich schon seit Ewigkeiten komisch?”
Sakura schüttelte ungläubig den Kopf. Naruto war nicht gerade der Hellste, dass wusste sie, aber sie hätte niemals für möglich gehalten, dass er so wenig Fingerspitzengefühl besaß. Sie war verletzt und enttäuscht. „Ich hätte niemals gedacht, dass ich so etwas einmal sagen werde, aber: halt dich aus Dingen raus, die zu hoch für dich sind! Du bist den anderen nur ein Klotz am Bein. Du nervst!”
Naruto war schockiert. Das letzte Mal, wo Sakura so etwas sagte, war vor zwei Jahren. Seiner Meinung nach war es gerechtfertigt. Er war jung und einfältig, aber heute war er ein ganz anderer Mensch! Wie konnte sie es wagen!
„Willst du mir damit sagen, nur weil ich versuche deine Situation zu verstehen, dass ich dich nerve? Weil ich mir Sorgen um dich mache?”
„Wenn du es so hören willst?”
„Schön!” Naruto sprang auf. In seinem Zorn riss er den Tisch um, der geräuschvoll zu Boden knallte. Solche Beleidigungen ließ er sich nicht mehr bieten. Weder von Tsunade, noch von ihrem Abziehbild Sakura! Von niemanden! „Dann brauchst du mich auch nicht mehr zu fragen, wenn du etwas brauchst. Frag' deine klugen Freunde. Ich werde dir nicht mehr helfen!”
„Du verstehst mich einfach nicht.”, sagte Sakura kleinlaut, als Naruto im Begriff war zu gehen. Naruto wirbelte herum. In seiner Bewegung zertrat er mehrere Früchte, die er Sakura vom Markt mitgebracht hatte. Fluchend schloss er die Augen und donnerte los. „Wie soll ich dich auch verstehen, wenn du mir nicht sagst, was mit dir los ist? Schon seit Wochen, nein, seit Monaten verschließt du dich, warum auch immer! Ich habe bislang nichts gesagt, weil ich dachte, dass es sich wieder legt. Eine Phase, wie damals mit Sasuke, aber ich halte es einfach nicht mehr aus! Du forderst, gibst aber nichts zurück! Ich kann und will nicht mehr! Mach' was du willst, aber nicht mehr mit mir!” Zornig machte Naruto auf dem Absatz kehrt und ging zurück zur Tür. Er hatte gesagt, was er wollte! Jetzt konnte sie ihm gestohlen blieben. Seinetwegen für immer.
 
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