Original geschrieben von Bejita-san
kleine Frage am Rande...
Wer von euch hat sich schonmal die US-Amerikanische Verfassung durchgelesen?
jetzt zum Thema...
Die USA schützen spätestens seit dem 2. Weltkrieg den Frieden der westlichen Welt, auch wenn ihnen seit dem Koreakrieg bzw. seit dem Vietnamkrieg dieser Titel einer art "Weltpolizei" anhängt. Mancher mag den USA ein gewisses Geltungsbedürfnis nachsagen, welches sich in den militärischen Interventionen in allen Teilen der Welt widerspiegelt, doch selbst wenn es so ist, so verteidigen die USA immernoch den Frieden und die Freiheit dieser Welt. Der erste große Gegner war das nationalsozialistische Deutschland unter Hitler... der zweite große Gegner war die Sowjetunion bzw. der dort herrschende Kommunismus... und der dritte große Gegner... vielleicht ist es diesmal kein Diktator und kein politisches System... vielleicht ist es der Islam... eine Religion... eine Religion voll von gewaltbereiten Fanatikern. Aber wer weiß das schon....
Komplett durchgelesen? Nein, aber in der gleichen Weise könnte man hier auch exakte Kenntnisse der UN-Satzungen fordern. Eigentlich reicht der Grundsatz: "We hold these truths to be self-evident: That all men are created equal, that they are endowed by their creator with certain inalienable rights, that among these are life, liberty and the pursuit of happyness."
Auf mehr Auswendiglernen lasse ich mich nicht ein. Menschrenrechtserklärungen sind mir ohnehin lieber als die veraltetste Verfassung der Welt. Als Möchtegernhistoriker interessieren mich so oder so die vorgeschützten Grundsätze wenig, sondern vor allem deren praktische Auswirkungen. Womit sich dann auch das von dir angesprochene Feld der "Verteidigung der Freiheit [usw.]" erschließt. Wenn man das exemplarisch untergliedert, kann man das von dir gezeichnete Bild schon ziemlich anzweifeln.
Der Eintritt in den zweiten Weltkrieg(faktisch 1937 mit Roosevelts "Quarantänerede" und den Wirtschaftssanktionen gegen Japan entschieden und entsprechend durch die Atlantik-Charta auch bürokratisch abgehandelt) zum Beispiel geht zum allergrößten Teil auf das persönliche Engagement Roosevelts zurück. Mit dem kapitalistischen Deutschen Reich ließ sich bis Kriegsbeginn prima Handel treiben, ganz anders mit der Sowjetunion schon zu Zeiten Lenins. Die Familie Bush zum Beispiel war ja große Nutznießerin der Angelegenheit (Quelle: Michael Moore "Stupid White Men").
So weit, so gut. Wie kam es denn zu dem Weltkrieg? Da wäre zum Beispiel der Nichteintritt der USA in den Völkerbund zu nennen, den sie eigentlich als Ersatz für übergroßes Eigenengagement im Ausland einsetzen konnten. So aber wurde durch die Isolation erst die Katastrophe ermöglicht. Nun erzähl mir einer, dass die USA der dreißiger Jahre für Freiheit und Demokratie einstanden.
Das nächste Beispiel ist die Führung des Kalten Krieges als westliche Vormacht. Da darf man nicht vergessen, dass für die wichtigen Schaltstellen in den USA Diktatoren kein Problem darstellen, wie man zum Beispiel am Koreakrieg oder auch am Irak-Iran-Krieg sehen konnte. Wenn Demokratie nicht das Hauptziel war, was war es dann? Die Antwort fällt leicht, wenn man beachtet, dass planwirtschaftliche Systeme auch im Falle einer parlamentarischen Demokratie durch US-Intervention vernichtet wurden. Wie hieß das Land nochmal? Ach, egal, "Bowling for Columbine" haben eh alle gesehen. Ein feines Beispiel ist auch noch Kuba: Anstatt dem Land wirtschaftliche Aufbauhilfe zu gewähren(Unter Castro ging es den Leuten faktisch tatsächlich besser als vorher), kamen dicke Sanktionen, um das Land auch endgültig in die Abhängigkeit von der sowjetrussischen Diktatur zu treiben. Diktatoren sind nicht das Problem - Absatzmärkte sind es.
Vietnam ist ja, um gleich mal das prägnanteste Fallbeispiel aufzugreifen, auch eine schillernde Präsentation dieses Prinzips: Während die südvietnamesische Bevölkerung sich über die Befreiung vom Regime geradezu freute, schickten die USA zunächst wirtschaftliche Unterstützung. Als auch das in Südkorea nur die Bonzen freute, kamen gleich mehrere hunderttausend US-Boys. Der Verlauf, die Bewertung und die Behandlung der Zivilbevölkerung beider Seiten durch die US-Amerikaner während des Krieges ist bekannt.
Glorreiche Geschichte. Alles für die Freiheit? Wohl eher für Absatzmärkte und freie Marktwirtschaft.
Original geschrieben von Bejita-san
und der dritte große Gegner... vielleicht ist es diesmal kein Diktator und kein politisches System... vielleicht ist es der Islam... eine Religion... eine Religion voll von gewaltbereiten Fanatikern. Aber wer weiß das schon....
Meinst du das jetzt ernst? Ich zitiere mal eben einen gewissen Hermann Göring, der hat sich in den Jahren 1933-1945 durch das Ausleben solcher Weisheiten relativ unbeliebt gemacht. Der Satz stammt aus einem Tagebucheintrag zu Zeiten der Machtkonsolidierung 1934: "Zwar schieße ich manchmal zu kurz oder zu lang, aber ich schieße wenigstens."
Wo da die Berührungspunkte zu deinem Kommentar liegen? "Wer weiß das schon?" und spezielle Mutmaßungen über die Qualität der Bedrohung sind eigentlich ein schlagendes Gegenargument gegen die willkürliche, rücksichtslos imperialistische Politik, die die USA seit Beendigung der Isolationspolitik fahren.
Ein feines Beispiel für die ach so hehre Verteidigung der Wirtschaftsfreiheit ist der Umgang der USA mit dem Dollar. Das Teil ist total überbewertet, hält sich aber. Wie das geht? Einfach mehr Geld drucken, aber die Inflation in andere Länder tragen, die sich an den Dollar gekoppelt haben. Aus dem Nichts kommt das Chaos, das zur Zeit Argentinien durchzieht, auch nicht. So verhindert man natürlich effektiv in zahlreichen lateinamerikanischen Staaten, dass Kinder statt zur Niedrigstlohnarbeit in die Schule gehen könne. Ideale Voraussetzungen für Freiheit und Frieden in der Welt!
Übrigens: Der Mehrwert bei Jeanshosen liegt bei mehreren tausend Prozent. Da verkauft man lieber eine Niere an den netten Mann aus dem fernen Land, da kriegt man selbst in den unterdrücktesten Regionen Afrikas für eine ordentliche Niere noch 1500$, macht beim üblichen Preis von 60000$ gerade mal fast 2000% Mehrwert. Jawohl, Geld kann man sich aus den Rippen schneiden, und wenn man dem Land, das den Pauperismus erzwingt, sonst nichts mehr zu bieten hat, was einem das Überleben sichern könnte, schnallt man den Gürtel eben nochmal etwas enger, zuviele Nieren sind eh unbequem.
Deshalb lasse ich die Verteidigung meiner Freiheit lieber von einer völkerrechtlich legitimierten Institution als von einem Forschungsobjekt der Morologie beanspruchen, das sich um meine Meinung einen Dreck schert.