The Fortress

Sharnii

Stillstand

The Fortress

1.Kapitel: Die kleine Mutter
Eine Festung. Dunkle Räume. Nur in einem Zimmer brennt noch Licht. Es ist das einzige, dessen Fenster nicht vergittert sind. Zwei Schatten, die sich gegenüber sitzen. Wild gestikulieren. Wie bei einem Tanz. Schattentanz. Wenn man das Zimmer verlässt, in dem die Schattentänzer wohnen, kommt man in einen Gang. Kalte Wände, an denen die graue Tapete abblättert. Die Gänge sind sauber. Wie geleckt. Jedes Zimmer ist nummeriert. Nummern an jeder Tür auf Messingschildern. Hinter den von außen verschlossenen Türen, schlafen Menschen. Menschen wie jeder andere. Was sie jedoch von normalen Menschen unterscheidet, ist nicht nur, dass sie in der „Festung“ leben. Es sind Menschen ohne Gedächtnis, ohne Bindung, ohne Familie und ohne Zukunft.
Die Zeit rast an ihnen vorbei, ohne dass sie sich darum kümmern müssten. Denn sie sind krank. Es wird erzählt, dass niemand sie heilen kann. Doch dazu sind sie ja hier. Jeder aus einem anderen Grund. Alle, die das Dunkel in Form ihrer Vergangenheit eingeholt hat. Alles ist still in dieser Nacht. Die Uhr, die in der großen Halle hängt, ist stehen geblieben. Aber es macht nichts aus. Zeit bedeutet nichts für Menschen ohne Zukunft. Sie brauchen nicht ständig gestresst auf ihre Uhren zu sehen, mit dem sicheren Wissen, dass sie zu spät kommen werden. Sie leben einfach.
Auch in Zimmer 113 sind die Lichter längst ausgegangen. Das Zimmer ist mittelgroß.
Vier Betten, fünf Schränke, ein Fenster durch das der Mond scheint. Vollmond. Auf der Fensterbank sitzt ein Mädchen. Ihr Name ist Mimi. Mimi sieht sich den Vollmond an. Das tut sie immer. Und dabei singt sie leise vor sich hin. Ab und zu blickt sie neben sich und lächelt. „Gefällt es dir, Mutter, gefällt es dir, ja?“ Sie langt neben sich und hält einen Stein in der Hand. Es ist ein roter Stein. Er sieht nicht aus wie etwas Besonderes.
Aber das ist er, weiß Mimi. Sie lächelt immer noch. Zärtlich streicht sie über die glatte Oberfläche. „Es ist spät.“ Sie nickt. Dann blickt sie zu den anderen, die in ihren Betten liegen und träumen. In dem kleinsten Bett liegt Pia. Sie schläft. Ihr kleines, schmales Gesichtchen ist blass, wie alle hier, und der Mond wirft seltsame Schatten auf ihre Decke. Sie ist ganz allein in ihrem Nest. Früher hat in ihren Armen immer ein Teddy gelegen. Dann war sie Nachts nie einsam. Doch plötzlich war der Teddy verschwunden. Seit diesem Tag hat Pia nie wieder ein Wort gesprochen. Mit einem Mal schlägt sie die Augen auf. Sie blickt Mimi an. Ihre großen blauen Augen sehen immer ein wenig erstaunt aus, als könnte sie nicht verstehen, dass sie existiert. Ihre blonden Locken umrahmen ihr Gesicht und lassen sie aussehen wie ein Engel. Mimi lächelt. Leise springt sie vom Fensterbrett und geht zu Pias Bett. Das kleine Mädchen setzt sich auf. Sie sieht Mimi aus ihren großen Augen erstaunt an. „Dummes Mädchen, dabei weißt du, was jetzt kommt.“, sagt Mimi und lächelt sanft. In dem Bett daneben regt sich eine weitere Gestalt. Ein Schatten richtet sich auf. Er ist riesig. Mindestens zwei Meter groß. Zuerst hat Mimi Angst. Das Gesicht, dass sie in der Dunkelheit nicht erkennen kann, kommt ihr schrecklich bekannt vor. Sie drückt sich an Pia und presst sich die Faust in den Mund um nicht zu schreien. Mit weit aufgerissenen Augen sieht sie die Gestalt näher kommen. So war es. Sie erinnert sich. Eines Nachts kam der Mann um sie zu holen. Er tat ihr schlimme Sachen an. Sie war noch ein kleines Kind gewesen. Danach hatte sie sich geweigert zu essen und zu trinken. Tagelang. Wochenlang. Trotzdem lebte sie weiter. Sie wuchs nicht, sie aß nichts. Sie lebte einfach. Darum war sie ja jetzt hier. Halt. Sie schloss die Augen. Kein Mensch darf hier herein kommen. Die Tür war ja verschlossen. Das Fenster vergittert. Niemand darf ihr etwas antun. Das ist doch versprochen worden. Sie öffnet die Augen. Mondlicht fällt auf das Gesicht des Riesen. Mimi seufzt. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt, Riese“, sagt sie und blickt erleichtert. Der Angesprochene lässt den Kopf hängen. „Tut mir leid Mimi“, sagt er und fängt an zu weinen. Riese weint oft. Sehr oft. Manche sagen, sein Herz sei zu weich. Die Männer mit den unvergitterten Fenstern sagen, es wäre, weil er früher immer helfen wollte und es nicht konnte. Schließlich war etwas furchtbares passiert. Eine Frau war gestorben wegen ihm. Nicht irgendeine Frau. Seine Mutter ist tot. Das wissen nur die Bewohner des Zimmers 113. Nur ihnen vertraut er. Nur sie wissen es. Nach dem Tod seiner Mutter wollte er nicht mehr leben. Er tat sich Dinge an. Doch dann kamen die Männer und jetzt ist er hier. Ja. Er weint immer noch. Mimi denkt, er müsse so lange weinen, wie er für die Menschen, denen er nicht helfen konnte, geweint hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Mimi weiß nicht, wie lange er noch weinen muss. Aber jetzt ist Pia da. Sie sieht Riese an und ihre Augen sagen „Nicht weinen Riese“. Also weint Riese nicht mehr. Er hört auf Pia. Sie ist für ihn so etwas wie die Mutter, die er verloren hat. Obwohl sie nie ein Wort sagt. Jetzt nimmt sie ihn in den Arm und er kuschelt sich an sie. Pia streichelt seinen Kopf und sieht Mimi an. Ihr Blick ist kein bisschen vorwurfsvoll. Sie weiß ja, dass Mimi nicht ohne Grund hier ist, in der Festung. Sie hat sich nur erschrocken. Pia nickt leicht.
Fast ist es schon lächerlich, wie Riese sich an sie schmiegt. Es fehlt nur noch, dass er den Daumen in den Mund nimmt, denkt Mimi. Manchmal ist sie ein bisschen eifersüchtig. Riese kann immer zu Pia gehen. Sie weist ihn nie ab. Mimi dagegen ist eine Einzelgängerin. Obwohl alle sie mögen. Vielleicht liegt es daran, dass sie die Mutter besitzt. Den kleinen roten Stein. Dadurch bekommt sie mehr Respekt, als sie gerne hätte. Sie hat angefangen mit der Mutter zu reden, um nicht mehr so alleine zu sein. Doch jetzt ist keine Zeit, um eifersüchtig zu sein. Sie steht auf und weckt das Paar. Das Paar, das sind Rosa und Daan. Die beiden schlafen immer zusammen in einem Bett. Sie lieben sich, weiß Mimi. Beide sind jung und schön. Sie haben beide die selben grünen Augen und die schwarzen Locken. Daan lacht viel. Er ist witzig, alle mögen ihn. Und am meisten Rosa.
Rosa ist manchmal seltsam. Dann sieht sie stundenlang starr geradeaus und schweigt. Dann ist sie in ihrer eigenen kleinen Welt. In die flüchtet sie immer, wenn ihre Gedanken zu sehr um ihr totes Kind kreisen. Daan will, dass Rosa endlich glücklich wird. Er mag es nicht, wenn sie in ihrer Welt ist. Dann hat er immer das Gefühl, er würde sie verlieren. Doch jetzt denkt niemand daran. Alle sitzen im Kreis auf Pias Bett. „Dunkel“, bemerkt Rosa und schlägt die Augen nieder. Ihr ist so ziemlich alles peinlich. „Komm spiel mit mir blinde Kuh!“, sagt Daan und lacht. Mimi lacht mit. Mit Daan versteht sie sich am besten. Er hat nie verraten, warum er hier ist. Es ist sein Geheimnis. Nicht einmal Rosa weiß es. Nachdem ihr Lachen verstummt ist, wird es still. Alle sehen Mimi an. Mimi sieht in die Runde. Sie liebt diese Augenblicke der Zusammengehörigkeit. Sanft lächelt sie. Doch nur einer lächelt zurück. Daan. Mimi muss sich ein Seufzen verkneifen. Heute Nacht ist sie unzufrieden mit ihren Leuten. Irgendwas haben sie alle. Irgendetwas bedrückt sie, das kann sie spüren. Doch sie erwidert Daans Lächeln. Dann hebt sie die Hand, in der kühl und glatt der rote Stein liegt. Die kleine Mutter. Gebannt sehen die Bewohner des Zimmers 113 auf den Stein. Mimi murmelt ein paar Worte und schließt halb die Augen. Die anderen tun es ihr nach. Mit glänzenden Augen beobachten sie, wie der Stein zu leuchten beginnt, und die Dunkelheit wenigstens zum Teil vertreibt.
Mimi wird warm. „Mutter“, haucht sie und die Lider fallen ihr zu. Vor ihrem inneren Auge ziehen Bilder vorbei, die sich wie ein schlecht geschnittener Film an einander reihen. Was sie sieht, ist ihre Festung, die auf einem Felsen steht. Die Ebene, die sich darunter scheinbar endlos erstreckt, ist schwarz. Schwarzer, kalter Stein. Sie hat das Gefühl, dieses Bild sollte ihr etwas sagen. Für einen Moment glaubt sie die Antwort zu kennen, doch bevor sie sie greifen und festhalten kann, ist sie ihr entwischt. Ihr Augen sehen kahle Felsen, auf denen nichts wächst. Kein Leben weit und breit. Nur ganz, ganz weit entfernt. Auf einem fernen Kontinent vielleicht leben die Gesunden. Falls es sie noch gibt. Da ist Mimi sich nicht sicher. Ihr eigene schmerzvolle Vergangenheit kommt ihr plötzlich wieder hoch und Mimi beißt sich auf die Lippen, bis sie anfangen zu bluten. „Ich wünsche mir, dass wir geheilt werden“, sagt sie. „Ich wünsche mir, dass wir immer zusammen bleiben“, fährt Daan fort und drückt Rosas Hand. „Ich.. ich wünsche mir, dass Riese nicht mehr weinen muss.“ Rosa wünscht sich immer liebe Sachen. Riese murmelt: „Und ich wünsche, das Pia wieder redet.“ Eine lange Stille folgt darauf, in der Riese gespannt und hoffnungsvoll wartet, während Rosa den Kopf gesenkt hält und Mimi ohnehin weiß, dass von Pia nichts kommen wird. Ein tiefer Seufzer. Rieses Brust hebt und senkt sich und stumme Tränen laufen seine Wangen hinunter. Als Mimi als letzte die Augen öffnet, sieht sie Pia lächeln. Langsam erlischt der Stein und lässt Rieses Tränen glitzern. Lange schweigen sie. Dunkelheit legt sich wie ein schwarzes Tuch über ihre Augen. Doch sie sind daran gewöhnt. In ihren Köpfen ist noch immer das Bild der kalten, toten Erde eingebrannt. Sie sehen das kranke Land, doch sie wissen nicht wie sie helfen können. Sie können nur warten, wie sie es immer getan haben. Diese wenigen Minuten, in denen ihnen warm ist, in denen sie der tristen Gegenwart entkommen können, geben ihnen Kraft. Doch in Mimi ist noch immer das Dunkel. Füllt ihren Kopf, ihr Herz, ihre Lungen, und sie glaubt ersticken zu müssen. Sie wartet, bis es vorbei ist. Sie wartet, wie sie es immer getan hat. Bis jemand kommt, und sie alle aus dem Dunkel befreit. Aus dem Keller, in dem sie leben. Komm, spiel mit mir blinde Kuh.



Ich sag nur PSYCHO :rofl: :goof:
Comments bitte sofort, Rechtschreibfehler dürfen behalten werden :kawaii:
Euer Cutty-Dingsbums :lol2:
 
Zuletzt bearbeitet:
Geile Storry. Musst unbedingt weiter schreiben. Du solltes allerdings ein paar Absätze reinbringen, dann lest es sich leichter.

Ich freue mich auf deinen nächsten Teil.

Mfg, Ally-chan
 
Ja, ohne Absätze ist das echt sehr schwer zu lesen. Um die möchte ich daher auch dringend bitten.
Inhaltlich und auch stilistisch ist das aber sehr interessant, vor allem, da der Stil sehr gut zum Geisteszustand der Protagonisten passt. Ich muss sagen, das fasziniert mich!
Bewertung: 2+
 
Danke für die Comments^^
Joa, wenn ich Zeit hab werd ich auf jeden Fall weiter schreiben
Aber dazu muss mir erst mal wieder was einfallen-.-" XD

Ok Absätzte, ich versuchs mir zu merken^^" :rolleyes:

@stLynx: Ich sag ja, dass die Story psycho ist^^
 
So, jetzt ich ..
Find die Story geil .. wusst garnicht, dass du so gut schreiben kannst Oo'
Ist wirklich gut geworden .. man kann sich richtig hineinversetzen ..
Rechtschreibung ist auch soweit korrekt ^^ ..
Also weiter so :kawaii: ^^
 
klingt sehr interessant
werd mich auf alle fälle weiter dahinter setzten
rechtschreibfehler fand cih keine
(k bin in rechtschreibung auch ne flasch^^)
also sieh zu das du weiterschreibst
 
2. Kapitel: Die Neuen
Heute kommen die Neuen.
Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Festung.
Daan ist der erste aus Zimmer 113, der es erfahren hat. Wie immer.
Gerade kommt er zur Tür herein, als die anderen alle auf Rosas Bett hocken und sich langweilen. Er sieht sich grinsend in der Runde um. "Sie kommen." Mehr braucht er nicht zu sagen. "Wann?", fragte Riese und hebt den Kopf. "So gegen Sonnenuntergang."

Mimi kennt diese Szene in und auswendig. Jeden Monat wiederholt sie sich. Jetzt sieht sie Daan wieder mal entgegen und fragt sich, wann es endlich ein Ende nimmt. Früher hat Pia immer gefragt, warum die Neuen kommen. "Sie sind krank", anwortete Mimi. "Wie wir?" "Wie wir."
Sie sieht zu Pia hinüber und seufzt. Vielleicht wird sie ihr diese Frage nie wieder stellen. Plötzlich fühlt sie sich beobachtet. Als sie den Kopf hebt, sieht sie, wie Rosa sie mustert. "Was ist?" Rosa neigt den Kopf. "Glaubst du, sie kommen auch hier her?" "Was meinst du?" "Na ja.." Mimi versteht plötzlich. "Du meinst, ob unser Zimmer auch einen zugeteilt bekommt?" Rosa nickt. "Wenn nicht letzten Monat, dann diesen." Mimi steht auf und nimmt ein Handtuch. "Ich gehe duschen", verkündet sie.
Auf dem Gang trifft sie auf einen der Männer, die immer in grauen Anzügen herum laufen, egal wie heiß es ist. Es sind die Männer, denen hier alles gehört. Mimi grüßt den Mann scheu. Der sieht kurz sie an und wendet dann ohne ein Wort zu sagen den Blick wieder ab. Als er eilig weiter geht, macht er einen Bogen um sie.
Er meidet sie. Das merkt Mimi und sie verengt die Augen. Langsam geht sie weiter. Plötzlich prallt sie gegen etwas. Gegen jemanden. "Verdammt!" Mimi stolpert erschrocken mehrere Schritte zurück. Verängtigt sieht sie ihr gegenüber an. Es ist wieder einer, der grauen Männer. Als er sie erblickt, knurrt er: "Was suchst du hier?" "Ich.." Mimi weicht zurück. "..wollte mich nur duschen gehen." Wer ist der Mann nur? Mimi hat ihn noch nie hier gesehen. Auch der von eben ist ihr völlig fremd. "Wer sind sie?" Der Mann beugt sich zu ihr herunter. "Mir gehört dieser ganze Laden hier, meine Kleine." "Ich.. hab sie noch nie ..hier gesehen.." Mimi dreht den Kopf zur Seite. "Ich bin auch der neue Boss, mein Schätzchen." Er grinst. Sie weicht weiter zurück. "Ich bin nicht ihr Schätzchen.." "Ach nein?" Er kommt langsam näher und grinst breiter. Mimi dreht sich auf der Stelle um und rennt davon. Sie hört, wie er hinter ihr her ist. Panisch sieht sie sich um. Während sie rennt, zählt sie die vielen Messingschilder. 109. Sie sieht sich nicht um. 110,111. Sie spürt seinen Atem im Nacken und die altbekannte Angst ergreift sie. Auch diese Bilder kennt sie. Dieses Gefühl. Doch diesmal wird sie nicht aufgeben. Sie erreicht Zimmer 113, reißt die Tür auf und schlägt sie zu. "Daan.. verriegle ..die Tür." flüstert sie, und sinkt kraftlos an der Tür hinunter. Geschafft. Sie schließt die Augen. Als sich die anderen besorgt zu ihr herunter beugt, sagt sie: "Die Neuen sind schon da." Doch die anderen können nicht wissen, wen sie damit meint. Die Kranken oder die, die sie beherrschen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Teil war recht gut. Die Krankheit kam allerdings nicht so deutlich rüber wie im ersten Teil, fand ich. Dennoch immer noch ein passender Schreibstil. Ich frage mich nun nur, ob der neue Besitzer Mimi wirklich verfolgt hat. Wenn sie sich das nur eingebildet hat, ist das gelungen. Wenn er sie wirklich gejagt hat, find ich's sehr übertrieben. Such dir eins aus! :D
 
Mir kam Mimi ehrlich gesagt in diesem Teil nicht sehr krank vor. Aber ich fand ihn gut. Du hast alles sehr anschaulich beschrieben. Freue mich schon auf den nächsten Teil (*wart*)
 
hmm ... so genau weiß ich zwar nocht, worum es geht, aber es hört sich schon mal ganz gut an. im ersten teil fand ich den schreibstil auch sehr passend. die kurzen, abgehackten sätze, meine ich. das ging in dem zweiten etwas unter, aber es ist bestimmt auch schwierig, diesen stil beizubehalten.
... *räusper* ... na jedenfalls klingt das alles recht viel versprechend und mal schauen^^
danke, canola :)
 
das ist,ohne scheiß die geilste ff!!!!!!

im übrigen:
krankheiten aufgrund psychischer störungen sind vorhanden, müssen jedoch nicht dauerchronisch sein
es ist immer so das manisch und chronisch wohl doch einen starker unterschied beinhalten!!!

auf alle fälle passt das wunderbar!!fehler in der logik sind mir nicht aufgefallen

MEHR
 
Danke erst mal^^

(Immernoch Kapitel 2)
Rosa starrt Mimi ins Gesicht. „Was ist passiert?“, fragt sie. „Der Mann..“, flüstert Mimi und bedeckt das Gesicht mit den Händen. Mit einem Ruck reißt Daan die Tür auf. Mimi zuckt zusammen und beginnt zu schreien. Mit weit aufgerissenen Augen sieht sie auf den Flur -Er ist leer- und schreit. Pia drückt sich an sie und nimmt Mimis Hände in ihre. Wie versteinert sehen die vier hilflosen Menschen auf das schreiende Mädchen und wissen nicht was sie tun sollen. „Aber da ist niemand...“, sagt Daan langsam. Mimi verstummt. Mit glasigen Augen sieht sie von einem zum anderen. „Aber er war da..“, murmelt sie mit heiserer Stimme. „Bist du sicher?“, fragt Rosa und faltet die Hände. Vorsichtig nickt Mimi und greift mit zitternden Händen nach der Mutter. Fest schließt sie die Finger um den kühlen Stein, um sich zu beruhigen. Eine Weile herrscht Stille. Als Mimi schließlich aufsieht, bemerkt sie, dass Rosa stumm die Lippen bewegt. Sie betet. Plötzlich schlägt Riese die Hände vors Gesicht und stöhnt: „Nicht der Fluch Rosalita.. Nein!“ Doch Rosa hört ihn gar nicht. In ihrer Hand liegt eine kleine Figur. Rosa sagt, die Figur heißt Isis und ist eine ägyptische Göttin. Noch immer betet sie still und Riese schluchzt leise vor sich hin. Er hasst es, wenn Rosa zu ihrer Göttin betet. Er ist ein Christ. Mimi weiß allerdings nicht, was das ist. Aber ist auch gleich, wer er ist, oder zu welcher Religion er gehört.
Jetzt ist Pia bei ihm. Ihre kleinen Hände streicheln sein runzeliges Gesicht und aus ihren großen Augen sieht sie ihn an. Sofort hört er auf zu weinen und ein strahlendes Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Pia.“ Er schlingt die Arme um sie und küsst ihre Stirn. Mimi sieht weg. Sie dreht sich um. Gerade will sie Daan fragen, ob er ihr eine Geschichte erzählt. Aber er und Rosa sitzen eng umschlungen auf ihrem Bett. Sie rühren sich nicht. Mimi setzt sich. Bedächtig zieht sie etwas aus ihrer Socke. Es glänzt und ist lang und spitz. Sie lächelt. Dann steht sie auf und bleibt vor Daan und Rosa stehen.
„Scheiße“, sagt sie und lacht. Daan zuckt zusammen. Er lässt Rosa los und sieht zu Mimi.
Dann bemerkt er das spitze Etwas in ihrer Hand und reißt die Augen auf. „Nicht..!“ ruft er. Doch Mimi kniet bereits auf dem Boden und legt die spitze Klinge an ihren Unterarm an. Lächelnd sieht sie auf die blasse Haut. Sie verspürt keinen Schmerz, als das Messer in ihr Fleisch eindringt. Leise lachend sieht sie zu, wie das dunkle Blut ihren Arm hinunter läuft. Sie kann die versteinerten Gesichter der anderen nicht sehen. Sie vergisst, dass es da überhaupt noch andere gibt. Allein die klebrige Flüssigkeit, die sie so fasziniert, zählt.
Sie hebt den Arm nah vor ihr Gesicht. Verschwommen lächelt sie, als sie mit den Lippen einen dunkelroten Tropfen berührt. Ihre Zunge schnellt zwischen den Lippen hervor und leckt über die tiefe Wunde in ihrem Arm. Blut. Kupfer. Ein gedämpftes Stöhnen und ein Aufschluchzen dringt wie durch Watte an ihre Ohren. Doch sie ignoriert es.
Mehr. Mehr Kupfer. Ihre Kehle brennt. Sie schließt die Augen und bohrt ihre Zähne in die blutende Wunde. Die Klinge hat sie fallen gelassen. Blut. Der Kupfergeschmack füllt ihren Mund. Jemand stößt gegen sie. Sie stürzt zu Boden und spürt plötzlich einen stechenden Schmerz in der Brust. Das Messer. Sie hatte es zu Boden fallen lassen ..
Sie schreit auf und jemand, packt sie von hinten und dreht sie herum. Verschwommen sieht sie Daans Gesicht vor sich. Aber warum trägt er kein Hemd?
Langsam wendet sie den Kopf und sieht zu Rosa hinüber. Sie ist nackt. Verwirrt fragt sich Mimi, was los ist. Plötzlich erscheint es ihr, als habe jemand den Ton abgedreht. Sie sieht sich um, doch da ist nichts mehr, was an ihr Zimmer 113 erinnert. Auf dem Boden sind weiße Kacheln und neben ihr ist eine Vertiefung im Boden, aus der Wasserdampf steigt. Es ist heiß, fällt ihr nun auf. Und rund um sie herum herrscht ein rötliches Zwielicht. Sie sieht wieder zu Daan, um ihn zu fragen, was passiert ist. Er sagt etwas zu ihr, doch sie kann ihn nicht hören. Wie fasziniert starrt sie auf seine Lippen. Merkwürdig. Klebt an ihnen nicht auch Blut? Mimi lächelt. Sie hebt die Hand und streicht sanft über seine Brust. Wie warm er sich doch anfühlt. Warm. Kupfer. Blut. Plötzlich spürt sie Rosas Hand auf der Schulter. Sie kann die Frau nicht sehen, irgendwie aber spüren, dass sie es ist. Die Hand drückt ihren Kopf an Daans Brust. Arme empfangen ihren Körper und mit einem Mal merkt sie, dass sie ebenfalls nackt ist. Aber das macht nichts, weiß Mimi. Ihre Wange liegt an seiner. Eng an ihn geschmiegt, fragt sie sich, warum Rosa so etwas zu lässt. Aber im Moment ist es auch nicht wichtig, denkt sie. Irgendwer umarmt sie von hinten und sie weiß, dass es Rosa ist. Eine Hand hebt ihre Haare zur Seite und ein Kopf legt sich auf ihre Schulter. Rosas lockige Mähne hängt ihr im Gesicht. Daan wärmt sie von vorne und Rosa von hinten. Mimi muss wieder lachen. Doch ihre eigenes Lachen hört sich fremd in ihren Ohren an. Sie spürt noch immer das Blut ihre Brust hinunter laufen. Auch Daan ist jetzt voller Blut. Ihr eigenes Blut lässt seine blasse Haut wie Kupfer aussehen. Zärtlich lächelt Mimi und wieder brennt ihre Kehle. Sie spürt, wie Daan nickt. Er weiß schon, was sie jetzt braucht. Langsam fährt sie mit der Zunge über seine Brust. Um das Blut aufzunehmen. „Oh .. Kupfer“ , flüstert sie.
Seine Arme drücken sie enger an sich, während Rosas Hände ihren Brustkorb streicheln.
Flüchtig berühren ihre Finger den Mutterstein. Dann fährt sie Mimis Seiten hinunter und wieder hoch. Mimi zittert etwas und ein leises, katzengleiches Schnurren entweicht ihrem Hals. Als sie genug hat, lehnt sie ihren Kopf an Daans Brust und schließt die Augen. Sie nimmt wahr, wie Rosas Hände ihre Brüste umfassen. Mimis Arme schlingen sich um Daans Hals. Wie ein kleines Kind drückt sie ihre Nase in sein Haar. Kein Schmerz mehr. Keine Verwirrung. Alles scheint einen Sinn zu haben. Der Mutterstein glüht und liegt warm auf ihrer Haut. Leise schnurrt sie. Das letzte was sie spürt, sind Rosas sanfte Finger, die sie überall berühren und Daans Lippen, die flüchtig ihre Augenlider streifen.
Dann umhüllt sie ein warmes Dunkel und sie weiß nichts mehr.


Langsam wirds .. öhm.. seltsam-.-"" :rolleyes2 ^^°
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, jetzt wo du es sagst, fällts mir auch auf :D
Seltsam ist gar kein Ausdruck, man hatte wirklich das Gefühl, die seien alle geisteskrank - und da sie das ja offenbar auch sind, sehe ich das positiv :) Du hast das wirklich sehr überzeugend rübergebracht.
Bewertung: 2+
 
ja, war seltsam ... eigentlich habe ich das alles auch gar nicht begriffen ... also, doch, schon irgendwie ... aber nicht so wirklich ... jedenfalls war es wirklich gut geschrieben und man merkte jetzt wieder - was Lynx schon meinte - , dass sie alle krank sind. was mir dieser teil jetzt aber genau sagen sollte, habe ich nicht so ganz verstanden ... aber ich denke wohl, dass sich das noch aufklären wird^^
danke, canola :)
 
Ja...Ähhh. Sehr seltsam würde ich sagen. Aber bei der Stelle mit Aufschneiden lief es mir eiskalt den Rücken runter. Du hast alles sehr gut rübergebracht. Respekt.

Schreib weiter und zwar schnell!!!
 
3.Kapitel: Erwachen

„Mimi? Mimi, wach auf!!“ Worte. „Stups sie mal an, Daan.“ Was war los?
Jemand knufft sie unsanft in die Seite. Mimi’s Augenlider fühlen sich schwer an.
„Holt Wasser!“, sagt eine fremde, schneidende Stimme. „Na los, wird’s bald?“
Die Worte dringen merkwürdig gedämpft an ihr Ohr. Sie versucht den Kopf zu bewegen, was ihr auch gelingt. Sie stößt einen leisen Seufzer aus. In dem Moment fährt ihr ein stechender Schmerz durch die Brust. Und mit einem mal sind die Bilder wieder in ihrem Kopf. Ein Messer. Blut. Kupfer..
Mimi stöhnt gequält auf, als sie an das Blut denkt. Blut. Hatte sie es wirklich.. Getrunken?! Ein Gesicht beugt sich über sie. Mimi kneift die Augen zusammen und bemerkt, dass es Riese ist. „Wasn los..?“, fragt sie mit schwerer Zunge. Ihr ist, als wäre sie betrunken. Doch in dem Moment, in dem Riese den Mund aufmacht, um zu antworten, stößt ihn jemand zur Seite. Mimi mustert ihn misstrauisch. Es ist ein sehr junger Mann, mit kantigem Kinn und mausgrauen Augen. Seine Nase ist etwas gebogen und er sieht ziemlich gelangweilt auf sie hinunter. „Na dann..“ Er nickt jemandem außerhalb Mimis Blickfeld zu. „Die ist ja wieder unter den Lebenden.“ Verwirrt sieht Mimi ihn an. „Was? War ich tot?“ „Beinahe..“, sagt der Mann eher beiläufig und lässt seinen Blick durchs Zimmer schweifen. Mimi hebt ein wenig den Kopf und kann jetzt besser sehen. Ein paar Meter entfernt von dem Bett, in dem sie liegt, stehen ihre Leute.
Misstrauisch und ängstlich beobachten sie Mimi und den Mann. In einer anderen Ecke sind noch mehr Männer, die Mimis Schrank durch wühlen.
Das Mädchen kraust die Stirn und dreht wieder dem Mann ihren Kopf zu.
Der bemerkt ihren Blick. „Ist was?“ „Was soll das? Was machen die da mit meinen Sachen?“ Er zuckt nur die Achseln. „Das muss dich nicht interessieren.“
Fassungslos starrt sie den Kerl an, der die Unverschämtheit besitzt, in ihren Sachen zu wühlen. Dieser steht auf und sieht ungerührt zu seinen Kollegen hinüber. „Wir gehen.“
Mimi ballt die Fäuste. „Lassen sie uns in Ruhe!!“ schreit sie. Der Mann dreht sich um und sieht sie mit leicht gerunzelter Stirn an. „Lautes Reden oder Schreien ist gegen die Hausordnung.“ Er besitzt die Frechheit, sie tückisch an zu grinsen. Dann dreht er sich um und schubst Pia aus dem Weg. „Ach ja..“ In der Tür bleibt er noch einmal stehen.
Und Mimi .. Sie weiß nicht wie es passiert. Aber plötzlich hält sie wieder das Messer in der Hand. Langsam hebt sie es hoch und zielt auf ihn. Hinter dem Mann stehen Riese, Pia, Daan und Rosa. Sie kann ihre verwirrten Gesichter sehen. Doch dann konzentriert sie sich wieder auf ihn. Oh ja, sie hasst ihn aus ganzem Herzen.
Ihre Hand schnellt vor und sie sieht das Messer, wie in Zeitlupe auf ihn zu fliegen. Endlich regt sich sein Gesicht. Was Mimi sieht, ist plötzlich nicht mehr Gleichgültigkeit, sondern Überraschung und auch ein bisschen Angst. Seine Augen sind groß, und er starrt sie an.
Mimi sieht, wie das Messer sich in seine Brust bohrt. Gut gezielt, denkt sie. Sie lächelt und lässt langsam die Hand sinken. Getötet. Doch er sieht sie nur weiterhin ungläubig an. Dann schüttelt er langsam den Kopf und als er spricht, klingt seine Stimme nicht halb so selbstsicher, wie er es gern hätte. „Ihr.. ihr könnt uns mit eurem psychopathischen Getue nichts an haben..“ Er weicht einen Schritt zurück. Dann fällt sein Blick auf einen Punkt neben Mimi. Das Mädchen folgt seinem Blick und erstarrt. Da liegt das Messer.
Langsam hebt sie den Kopf und sieht die Umrisse, des Messers in seiner Brust verblassen. Die anderen verharren bewegungslos, und Mimi hat das Gefühl, als hätte jemand nicht nur die Zeit, sondern auch das Geschehen angehalten. Die Männer werfen sich Blicke zu. Dann huscht über das, des einen ein plötzliches Grinsen. „Sie ist genau die Richtige!“ Einen Moment Schweigen. Mimi hält den Atem an. Niemand redet. Dann dreht sich der mit den grauen Augen zuerst um und verlässt das Zimmer. Die anderen folgen ihm.


Nachdem die Männer das Zimmer verlassen haben, sitzt Mimi immer noch regungslos da.
Sie hat das Gefühl, als habe ihr jemand ins Gesicht geschlagen. Was ist nur los mit ihr?
Warum sieht sie Dinge, die eigentlich nicht da sind?
Einer löst sich aus der Gruppe. Daan. Er geht auf sie zu und bleibt vor ihr stehen.
“Mimi, warum hast du das getan?“ „Was getan?“ Ihre Verwirrung wächst.
„Du hast dir den Arm aufgeritzt.“ Kaum merklich zuckt Mimi zusammen. „Blut..“, murmelt sie leise. „..Dann bist du umgekippt und hast die ganze Zeit.. wie verrückt gezittert.“ Schweigen. „Mimi..?“ Unsicher kommt er noch einen Schritt näher.
Mimi kneift die Augen zusammen. Ein Bild steigt aus ihrem Gedächtnis hervor.
Pia und Riese. Rosa und Daan, eng umschlungen. Sie, außen vor. „Ihr habt mich nicht lieb.“ Sagt sie und reckt das Kinn vor. „Wie kommst du nur darauf?“ Daan macht eine Bewegung, als wolle er sie am Arm berühren, lässt seine Hände dann aber wieder sinken.
Hilflos sieht er sie an. „Du liebst doch Rosa.“ Mimi verschränkt die Arme. „Und Pia liebt Riese.“ Sie sieht anklagend auf die anderen. „Aber wer liebt mich..?“ Entsetzliche Stille.
Daan senkt den Kopf.
Riese fängt schon wieder an zu flennen, denkt Mimi.
Doch er legt einen Arm um Pia und drückt sich eng an sie, als würde man sie ihm weg nehmen wollen. Mimi wendet den Blick ab. Rosa versteckt sich hinter ihrer Lockenpracht. Ganz anders als in Mimis Traum. Traum... War es ein Traum? Mimi ist sich nicht sicher. Aber jetzt ist es nicht wichtig. Trotzig starrt sie Daan an. „Aber wir sind doch immer für dich da..“ Er sieht unglücklich aus. Der verzweifelte Ausdruck in seinem Gesicht tut ihr weh. Doch ich kann jetzt nicht mehr zurück, denkt sie.
Demonstrativ dreht sie sich weg und sieht aus dem Fenster. Von drinnen kann sie nicht viel erkennen. Die schwarzen Stäbe versperren ihr teilweise die Sicht. Auf ein ödes, kaltes Land. Aber dann sieht sie etwas anderes. Etwas ungewöhnliches. Draußen fliegt ein Vogel vorbei. Er kreist direkt vor ihrem Fenster. Seine Schwingen berühren einmal die Fensterscheiben. Dann schraubt er sich wieder in die Höhe und ist verschwunden.
Frei. Vogelfrei. Plötzlich hat Mimi einen Kloß im Hals.
Langsam dreht sie sich um. Alle sehen sie an. Bewegungslos stehen sie da und warten.
Aber worauf? Worauf lohnt es sich zu warten? Ist nicht alles sinnlos? „Niemand garantiert uns, dass wir gesund werden...“ Sie sieht von einem zum anderen. „Wir sind doch gefangen, hier drin.“ Gefangen. Anders als der Vogel. Er kann fliegen, wohin er will.
Weit, weit weg. Mimi spürt ein Stechen in der Brust. Sie schluckt. „Was ist das..?“ „Was?“, fragt Daan leise. „Es.. Tut mir so weh in der Brust...“ Daan senkt den Kopf. „Das sind Tränen“, sagt er. Tränen. Mimi will nicht weinen. Sie hat lange nicht mehr geweint. Wie lange schon, weiß sie nicht mehr. Sie war immer stark. Stark für andere.
Und nun? Ihr Blick sucht das Fenster. Da ist er wieder. Sein langgezogener Schrei lässt die fünf Menschen erschaudern. Er klingt voller Sehnsucht, wehklagend und ein bisschen verzweifelt. Doch in Mimi berührt er etwas, tief drinnen. Plötzlich muss sie lächeln.
„Wir können auch frei sein... Wir sind doch Menschen!!“ Keine Reaktion. „Hört ihr nicht??!!“ schreit Mimi. Sie springt aus dem Bett. Ungeachtet aller Schmerzen. Sie lebt doch. Hier und jetzt. Daan schluckt. „Was.. hast du vor..?“ Mimi atmet tief durch.
„Ich möchte nach Hause.“




Vor einem Jahr...

Mimi hatte geschrieen. Die ganze Nacht durch. Genau wie die letzten Nächte auch. Zwischen durch waren verzweifelte Schluchzer zu hören. Allerdings nicht von Mimi.
Ihre Mutter Merle hatte die ganze Zeit im Wohnzimmer hinter dem Sofa gehockt und sich die Ohren zu gehalten. Sie wusste, sie hätte bei ihrer Tochter sein sollen, um sie zu beruhigen. Ihr Gesicht zu streicheln und sie zu trösten. Um ihren schrecklichen Schmerz zu lindern. Aber sie konnte es nicht. Sie konnte nicht neben dem Bett der jungen Mimi sitzen und ihre Hand halten. Ihre wilden, verzweifelten Schreie in den Ohren. Der jugendliche, matte Körper, der sich vor Schmerzen wand. Ihre weit aufgerissenen Augen, die sie starr anblickten.
Merle hasst sich dafür. Sie weiß, dass sie eine schlechte Mutter ist. Die Ärzte gaben Mimi Medikamente und Spritzen. Doch nach ein paar Wochen, in denen sie im Koma lag, begann sie zu fantasieren. Nachts aufzustehen und in der Küche in den Schubladen wühlen. Das letzte Mal hatte sie das Messer dann endlich erwischt. Merle hatte sie gefunden. Es war der grauenhafteste Anblick in ihrem ganzen Leben gewesen.
Mimi kniete auf dem Boden. Das Messer in der Hand. Der ganze Arm war aufgeritzt gewesen und das schlimmste war: An ihren Lippen klebte frisches Blut ..
Gestern Abend dann die Erlösung. Ein Mann aus der Klinik hatte angerufen. Sie würden Mimi in ein geeignetes Laboratorium bringen, sagte er. Nein, besuchen könnte Merle ihre Tochter dort nicht. Sie war fast erleichtert. Doch würde Mimi wieder gesund? Was wird sie sagen, wenn sie einander wieder sehen? „Warum hast du mich im Stich gelassen“?
Merle schüttelt den Kopf, wenn sie daran denkt.
Plötzlich hört sie, wie jemand ihren Namen ruft. An der Stimmlage erkennt sie, dass derjenige sie nicht zum ersten Mal anspricht. Irritiert sieht sie auf. Eine ältere Frau steht ihr gegen über. Merle lächelt verkrampft. „Entschuldigung, was haben sie gesagt?“
„Die Männer von der Klinik sind da. Sie wollen das Kind abholen.“ Das Kind? „Oh.. Mimi.”
“Es ist alles fertig, vorbereitet.” Die Frau nickt ihr zu. „Möchten sie vielleicht einen Tee..?“, fragt Merle leise. Doch in diesem Moment klingelt es. „Sie sind da.“ Die Frau dreht sich um und verlässt das Zimmer. Aus dem Flur hört Merle Stimmengemurmel.
Ein Mann steckt den Kopf zur Tür herein. Er lächelt flüchtig. „Sie sind wohl die Mutter des Kindes?“ Merle nickt knapp. „Dauert es lange?“ Er zuckt die Achseln. „Sie wird schlafen.“ Merle verengt die Augen. „Spritzen..?“ „Genau.“
Die junge Frau seufzt ergeben. Dann folgt sie ihm aus dem Zimmer.
Auf dem Flur steht schon die Trage bereit. Merle reckt den Kopf. Mimis blasses Gesicht.
Verängstigt sieht sie zu ihrer Mutter hoch. „Mami..? Mami, wohin gehen wir?“
Merle schluckt. Sie beugt sich über sie und streichelt ihr über die Wange. Mimi ist wach. Doch bald werden sie wieder Fieberträume schütteln, denkt Merle. „Dahin, wo du gesund wirst. Sie werden dir nicht weh tun.“ Mimi schlingt die Arme um den Hals ihrer Mutter.
„Gesund? Bin ich denn krank?“ Sie lacht. Traurig blickt Merle in ihre Augen. „Ja Mimi, aber du wirst gesund werden, das ist versprochen...“ Mimi lächelt breit. „Hab dich lieb Mommie.“ Dann schließt sie die Augen. „Ich.. dich auch.“
Jemand zieht sie zur Seite, ein fremdes Gesicht beugt sich über Mimi. Spritzen.
Merle dreht sich weg.
Allein.
 
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Das war mal ein schöner langer Teil. Aber irgendwie auch so traurig. Die arme Mimi ist ganz allein und niemand hilft ihr. Sag mir nur wie der Mann mit den grauen Augen überlebt hat. Würde mich interessieren. Und welche Mutter tut das ihrem Kind an?

In deine Geschichte kann man sich so richtig hineinversetzen. Du musst unverzüglich weiterschreiben, denn ich will den Fortlauf der Story so bald wie möglich wissen.

Wie schon gesagt, endgeile Story.
 
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das war eine sehr aufschlußreiche rückblende - und unglaublich gut geschrieben ... obwohl ich denke, dass du dich zu anfang etwas mit den zeiten vertan hast ... irgendwie stand das erst im präteritum, dann aber im präsens ... aber trotzdem: die ganze situation war richtig klasse rüber gebracht!^^
und das mit dem messer und dem mann, den Mimi angeblich erstochen hat ... das war doch bloß eine einbildung von ihr ... oder nicht? so habe ich das jedenfalls verstanden.
tja, und zum schluß kann ich dich nur noch auffordern, weiterzuschreiben und das schnell :D mehr fällt mir dazu glatt nicht ein^^
danke, canola :)
 
Ich kann mich dem nur anschließen: Der Teil war gut, wenn auch mit einigen Zeitenfehlern - wenn du im Präsens erzählst, dann musst du bei Vergangenem nicht das Plusquamperfekt, sondern das Präteritum/Perfekt verwenden. Ich glaub, das ist das erste Mal, dass ich jemandem sage, er solle NICHT das Plusquamperfekt nehmen :D
Bewertung: 2+
 
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