Psychokrimi: Der Varan und die Schlange - die Geschichte eines Mordes

LadyRaven

Lady Raven
Das ist auch eines meiner älteren Stücke, daher hoch in alter Rechtschreibung: ein Krimi in Tagebuchform.
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Der Varan und die Schlange - Die Geschichte eines Mordes -
Notizen einer (unwilligen) Zeugin


13. April

„Sie sind ein bißchen merkwürdig“, hatte Egon gesagt, als wir in der Mensa zusammensaßen. „Merkwürdig?“ hatte ich ihn gefragt. „Inwiefern?“
„Nun...“ Ich erinnere mich noch genau an sein verlegenes Grinsen. „Das läßt sich schwer beschreiben, aber“, hatte er sich beeilt hinzuzufügen, „es sind zwei Zimmer, wirklich schöne Zimmer. Und du hast ein eigenes Bad mit Dusche und Wanne.“
„Wenn es so großartig ist“, hatte ich erwidert, „warum gibst du es dann auf?“
„Ich ziehe zu Ivonne“, hatte er rasch gesagt, zu rasch für meinen Geschmack. „Du suchst doch dringend eine Bleibe, oder?“
„Versuch, es mir zu beschreiben“, hatte ich ihn aufgefordert.
„Das eine Zimmer ist etwa doppelt so groß wie deine jetziges, das Bett steht gleich links neben der Türe.“
„Das meinte ich nicht“, hatte ich ihn unterbrochen. „Die beiden, was ist merkwürdig an ihnen. Genau, bitte.“
„Wenn du es denn unbedingt wissen willst“, er hatte eine Grimasse gezogen, „sie können einander nicht ausstehen. Es ist eine Art Krieg, Rosenkrieg.“
„Weshalb lassen sie sich dann nicht scheiden?“
„Wegen dem Haus, verstehst du? Das Haus gehört ihm, aber nur mit ihrem Geld kann er es erhalten. Wenn er etwas erneuern will, muß er sie zuerst fragen. Aber sie kann keine Freundinnen einladen oder eine Party geben ohne seine Einwilligung.“
„Das ist alles?“ hatte ich erstaunt gefragt. Egon hatte genickt und ich war zufrieden gewesen. „Merkwürdig“ - was für eine Untertreibung.
Es ging ruckzuck. Egon nahm mich mit und stellte mich den beiden vor. Sie sahen eigentlich ganz normal aus. Er, Anfang fünfzig, graumeliertes Haar, dunkler Teint, breit - alles an ihm war irgendwie breit. Sein Gesicht, seine Schultern, sein Lächeln, seine Nase - selbst sein Gang, breit und behäbig.
Sie dagegen, sie war schlank, die Augen leicht schräg, die dünnen Lippen rot übermalt, ihr Lächeln schmal und sparsam. Sparsam wie ihre Bewegungen, es sei denn, jemand reizte sie. Dann reagierte sie schnell und aprupt.
„Wir freuen uns, eine neue Mieterin gefunden zu haben“, sagte sie, als ich meine Unterschrift unter den Vertrag setzte.
„Hätte ein Handschlag nicht genügt?“ fragte ich sie. Ich konnte mich nicht erinnern, für eine einfache Untermiete jemals einen Vertrag abgeschlossen zu haben.
„Stört es dich?“ fragte er und lächelte breit.
„Nein, nein, natürlich nicht“, erwiderte ich und kritzelte rasch meinen Namen hin. Danach führte sie mich herum. Das Haus war wirklich groß, fast schon ein Palast. Es gab breite Treppen und hohe, schmale Fenster. Auf der Rückseite befand sich eine große Veranda, an die ein parkähnlicher Garten anschloß. Direkt über der Verande verlief ein langer Balkon, der von drei Zimmern aus erreichbar war. Statt eines Geländers säumte ihn eine kniehohe Brüstung auf der zahlreiche Blumenschalen standen.
Meine Zimmer grenzten an die Eingangshalle im Erdgeschoß. Früher hatte hier wahrscheinlich die Haushälterin gewohnt. Es erstaunte mich, daß es zwar Dienstbotenquartiere im zweiten Stock gab, aber keine Dienstboten. Zumindest keine, die Haus wohnten. Täglich kamen zwei Gärtner, eine Köchin und einige Putzfrauen, um das Haus in Ordnung zu halten und die Herrschaften zu versorgen. Doch sie blieben nicht länger als bis zum Abendessen, erklärte sie mir. „Du ißt natürlich mit uns. Belinda ist eine ausgezeichnete Köchin.“
„Was ist mit dem Geschirr?“ fragte ich.
„Das bleibt bis zum nächsten Morgen stehen.“
Sie zeigte mir auch ihren liebsten Raum, das Blumenzimmer. Durch die gläserne Balkontüre hatte man einen wunderbaren Blick auf den Garten. Im Zimmer selbst standen und hingen bestimmt fünfzig Tröge, Schalen und Töpfe. Der Duft erinnerte mich an ein Treibhaus.
„Die Gärtner versorgen den Park“, erklärte sie mir, „ich kümmere mich um alle Blumen im Haus und auch um jene auf dem Balkon.“
„Sie sind wunderschön“, sagte ich, und das Lob freute sie sichtlich.
Das Abendessen war eine schweigsame Angelegenheit. Wir speisten im kleinen Saal an einer Tafel, die vielleicht dreimal so lang war wie ein normaler Tisch. Er saß am oberen Ende, sie ganz unten und ich in der Mitte. Das Essen schmeckte köstlich, aber das eisige Schweigen zerrte an meinen Nerven. Jedesmal, wenn mein Messer über das Porzellan kratzte, zuckte ich zusammen. Ich kam mir furchtbar tolpatschig vor. Die beiden aßen beinahe lautlos. Er war zuerst fertig, faltete die Serviette zusammen und stand auf.
„Hast du deine Tabletten genommen?“ fragte sie sanft.
Ich sah, wie er die Lippen zu einem dünnen Strich zusammenpreßte. „Ich nehme sie später.“
„Vergiß es bitte nicht. Du weißt, was dein Arzt dazu sagen würde.“
„Mach dir deswegen mal keine Sorgen.“ Er schob den Stuhl zurecht und marschierte breitbeinig hinaus.
„Was fehlt ihm denn?“ erkundigte ich mich höflichkeitshalber.
„Er ist ab und zu ein bißchen verwirrt, mußt du wissen. Keine ernsthafte Sache, sagt jedenfalls Doktor Blum, unser Hauspsychiater. Jeder von uns hat heutzutage seine Neurose, nicht wahr?“
Mir war der Appetit endgültig vergangen. Das boshafte Funkeln in ihren Augen stieß mich ab. Ich murmelte etwas, das nach Zustimmung klang, erhob mich und zog mich in meine Räume zurück.
Hier sitze ich nun und denke an Egons Worte. Die beiden sind mehr als nur ein bißchen merkwürdig. Doch das Seltsamste ist, sie scheinen ehrlich froh zu sein, eine Untermieterin zu haben.

Ende des ersten Eintrags.
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Wie hat es euch gefallen?
 
Ja, klar wollen die Untermieterin - bestimmt als Zeugin für ein Alibi ... Oder ich hab zuviel Columbo und Conan geguckt :D
Mach weiter, bin gespannt, wie's weitergeht.
 
klingt ja vielversprechend.
Ob da vielleicht was in den Pillen ist, was da nicht hinein gehört?
Mach aufjedenfall weiter!
 
Es geht weiter...

Danke für die Kommentare. Hier ist der nächste Tagebucheintrag:

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17. April

Nie wieder. Nie wieder werde ich einen Vertrag unterschreiben, ohne das Kleingedruckte zu lesen. Ich bin ein ausgemachter Dummkopf, die beiden haben mich blind in die Falle tappen lassen. Die tollen Zimmer, das fantastische Haus - ich hätte ahnen müssen, daß da ein Haken ist. Wenn ich Egon das nächste mal begegne, wird er sich wundern, oh ja.
Ich kann nicht fort. So steht es im Vertrag. Ich kann hier nicht ausziehen, ohne einen Nachmieter gefunden zu haben. Eigentlich ist das ja nicht so schlimm, es gibt genug Trottel wie mich, wenn der Vorfall von heute nachmittag nicht gewesen wäre.
Es war ungewöhnlich warm, so um die zwanzig Grad. Die Köchin war einkaufen und die Putzkolonne hatte das Haus schon verlassen. Sie saß auf der Veranda, bestückt mit Sonnenhut und dunkler Brille und schmökerte in einem Magazin. Ich hockte auf der Holzbank unter der angeknacksten Linde und sortierte meine Notizen der heutigen Vorlesung. Er muß mich gesehen haben, ganz sicher sogar. Ich dachte an nichts Schlimmes, eigentlich dachte ich an gar nichts, da hörte ich das Kratzen. Es war eines der Geräusche, bei denen sich mir die Nackenhaare aufstellen und es mir kalt den Rücken hinunterläuft. Ich blickte hoch, die Sonne blendete mich, aber ich konnte erkennen, daß eine der schweren Blumenschalen schwankte. Und sie saß direkt darunter. Der Warnschrei blieb mir im Hals stecken, er war auch unnötig. Sie hatte das Kratzen auch gehört, sprang auf und keine drei Sekunden später krachte die Schale eine Handbreit neben ihrem Liegestuhl auf die Verandaplatten.
Ich sah ihn, wie er sich kurz herabbeugte. Sein Gesicht konnte ich nicht genau ausmachen, jedoch die Gestalt, da gab es keinen Zweifel. Sie wandte den Kopf und ich könnte schwören, ihre Blicke trafen sich. Dann verschwand er.
Die Erstarrung fiel von mir ab, ich rannte auf sie zu.
„Sind Sie verletzt?“ fragte ich atemlos. Sie sah mich an und lächelte ein dünnes, zufriedenes Lächeln.
„Natürlich nicht.“ Es klang, als hätte ich etwas sehr Dummes gefragt. Prompt wurde ich rot und das nicht nur vor Aufregung.
„Er hätte sie erschlagen können.“
„Er?“
„Ihr Mann. Sie haben ihn doch auch gesehen, sie müssen ihn gesehen haben. Soll ich die Polizei rufen.“
„Nein!“ Ihre Stimme war schneidend wie ein Peitschenhieb. „Es ist nichts passiert“, fügte sie hinzu, als sie mein betroffenes Gesicht sah.
Sie bückte sich und hob die mißhandelte Geranie hoch. „Wenn ich sie hier abschneide und neu setzte, ist sie vielleich noch zu retten. Geh ruhig wieder an deine Notizen, ich kümmere mich darum.“
Ich wollte noch etwas sagen, sie warnen, aber ihr Blick verbat jedes weitere Wort. Ratlos gab ich ihr den Weg frei. Sie schob mit dem Fuß die Scherben beiseite und murmelte verächtlich ein Wort, das wie „Dilettant“ klang.
Als ich wieder unter der Linde saß, kam sie mit einem Besen und eine Schaufel und räumte die Überreste der Schale fort.
Später beim Abendessen suchte ich vergeblich nach einem Zeichen von Schuld oder Reue in seinem Gesicht. Er mußte mich gesehen haben, mußte wissen, daß ich ihn gesehen hatte. Trotzdem zuckte er mit keiner Braue, erwiderte meine Blicke mit nervenaufreibender Gelassenheit. Beide taten sie so, als wäre nie eine Blumenschale auf der Veranda zerschellt, als hätte er niemals versucht sie zu töten.
Sie schwiegen sich die Mahlzeit hindurch an. Kaum war er fertig, fragte sie ihn wieder nach seinen Tabletten.
„Ich habe dir doch gesagt, daß ich sie später nehme“, sagte er.
„Manchmal bist du so vergeßlich. Hast du sie heute morgen geschluckt?“
„Habe ich.“
„Ganz sicher?“
„Ganz sicher“, erwiderte er geduldig.
„Dann ist es ja gut“, sagte sie und griff nach einem Schälchen Traubencreme, ohne sich weiter um ihn zu kümmern.
Er warf ihr noch einen kurzen, schwer zu deutenden Blick zu und verließ den Saal.
„Hat es dir nicht geschmeckt?“ fragte sie mit einem Blick auf meinen halbvollen Teller.
„Doch“, ich zögerte, „wie können Sie nur!“ platzte ich schließlich heraus.
„Was?“
„So ruhig mit ihm reden. Er wollte sie heute nachmittag töten. Sie, sie müßten einen Schreikrampf bekommen, die Polizei rufen, oder sonst etwas tun“, ich schüttelte hilflos die Hände.
„Beruhige dich. Das war nur ein kleines Mißgeschick.“
„Mißgeschick? Wenn die Schale Sie getroffen hätte!“
„Hat sie aber nicht. Also belassen wir es dabei.“ Es klang wie ein Befehl. Ich schob den Teller zurück, warf die Serviette auf den Tisch und ging zur Türe. „Ich verstehe das alles nicht. Vor allem verstehe ich Sie nicht“, sagte ich laut und ging zurück in mein Zimmer. Ich zog meinen Koffer unter dem Bett hervor und fing an zu packen. Ich wollte mit den beiden nichts mehr zu tun haben.
Jetzt sitze ich immer noch hier. Der Vertrag liegt neben mir und jedesmal, wenn ich einen Blick darauf werfe, scheint er mich auszulachen. Ich werde morgen mit ihm reden. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, von hier wegzukommen, ohne einen Nachmieter zu suchen.
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Wie gefällt euch der Teil?
 
die sind ja echt schräg drauf! Warten seelenruhig bis jemand abmurkst....tolle Ehe!
Ist wirklich gut, ich finde aber das du mehr Gefühle von ihr, bzw. Meinungen rein tuen könntest, ist ja ein Tagebuch.
 
Es geht weiter...

Danke für den Kommentar. Wie gesagt, das war eines meiner frühen Werke, damals hatte ich es noch nicht so mit großen Gefühlsbeschreibungen.

Hier ist der nächste Teil:

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18. April

„Wir brauchen dich“. Das ist die einzige Erklärung, die er mir gab. Er wird den Vertrag von seiner Seite nicht beenden, nicht, ehe ein anderes Opfer an meiner Stelle hier festsitzt.
„Wir brauchen dich.“
„Wofür?“ habe ich ihn gefragt. „Sie haben doch genug Geld, das bißchen, das ich für die Untermiete zahle...“
„Das ist es nicht. Wir, meine Frau und ich, brauchen deine Gesellschaft. Du mußt hier sein, hier im Haus.“
„Aber ich bin nicht immer hier. Ich muß zur Universität, ich besuche Freunde, ich gehe aus.“
„Wir auch.“
In diesem Augenblick fiel mir auf, daß sie ihr Timing auf mich abgestimmt zu haben schienen. Er verläßt stets mit mir das Haus. Laut Vertrag muß ich ihnen sagen, wann ich zurückzukommen gedenke. Er kommt meistens nur wenige Minuten nach mir. Als ich vor zwei Tagen mit Simone ins Kino ging, hatte sie auf einmal auch einen Theaterbesuch geplant. Wie es scheint, vermeiden sie es, zu zweit im Haus zu sein.
Ich kann verstehen, warum sie es nicht wünscht. An ihrer Stelle ginge es mir genauso. Allein mit einem mordlustigen Ehemann, allein - ohne Schutz, ohne Zeugen, falls es passiert.
Moment - ohne Zeugen? Ist es das, wofür sie mich braucht? Eine allgegenwärtige Zeugin, die ihn abhält, seine finsteren Pläne mit aller Entschiedenheit zu verfolgen. Wäre möglich ... aber weshalb spielt er dann mit? Warum duldet er mich und beharrt sogar auf diesem verfluchten Vertrag? Dienstboten, die im Haus wohnen würden diese Aufgabe wohl schlecht erfüllen, von ihm angestellt, von ihr bezahlt, da ist eine (scheinbar) neutrale Studentin besser.
Übrigens hat er in drei Tagen Geburtstag. Sie erwähnte es beiläufig beim Abendessen.
„Soll ich denselben Partyservice bestellen wie das letzte Jahr?“ fragte sie ihn nach der Suppe.
„Kannst du, die waren recht ordentlich. Wir sollten die Vorhänge im großen Saal erneuern, meinst du nicht auch?“
„Hmm... ich hätte gerne ein paar meiner Freundinnen bei der Party.“
„Es ist mein Geburtstag.“
„Aber ich muß den Partyservice und die Vorhänge bezahlen.“
„Gut. Solange du meine Freunde nicht vergißt.“
„Keine Sorge. Die paar Namen habe ich im Kopf.“
„Was ist mit Alfred?“
„Deinem langweiligen Neffen? Ich denke, der ist auf Studienreise.“
„Ah ja, hatte ich vergessen.“
„Solange du brav deine Pillen ißt...“ Sie wandte sich mir zu. „Würdest du mir bei den Vorbereitungen helfen?“.
„Gern.“ Ich hatte den großen Saal noch nie in vollem Glanz erlebt. Tanz und Small Talk werden endlich echtes Leben in dieses Mausoleum bringen. Ich kann es kaum erwarten.

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Ich freue mich über jeden Leser und Kommentar. Danke im Voraus!
 
Langsam glaub ich, die will ihm irgendwelche anderen Pillen unterschieben, so penetrant, wie sie ihn darauf hinweist...
Dass die Autorin des Tagebuchs als Zeugin herhalten soll, hatte ich ja schon gemutmaßt, scheint sogar zu stimmen :)
So, dann bin ich mal gespannt, wie's weitergeht - d.h. WER stirbt :D
 
der nächste Eintrag

Hier ist der nächste Tagebucheintrag. Ich hoffe, er gefällt dir. Nochmals Dank für die Kommentare. Es hat mich riesig gefreut, dass dieser nicht gerade übliche Text einen so treuen Leser gefunden hat.

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20. April

Das war die furchtbarste Party, die ich jemals erlebt habe. Das Buffet war großartig und der Saal eine Pracht. Die Band, die sie engagiert hatte, tat ihr Bestes, um die fünfzig Gäste auf das Parkett zu locken. In kleinen Gruppen hockten oder standen sie beisammen, nippten an ihren Gläsern und ödeten einander an. Die aufgetakelten Truthennen, die sie Freundinnen nennt kicherten schlimmer wie pickelige Teenager. Seine Freunde, steif, zugeknöpft und verstaubt kannten keine anderen Themen außer Golf, dem Budgetdefizit und der Verschwendungssucht ihrer Gattinnen.
Ich kam mir vor wie ein Gänseblümchen, das aus Versehen mitten in eine Kunst- und Trockenblumenausstellung geraten ist. So schnell wie möglich wollte ich mich verdrücken, aber ich mußte noch warten, bis er die Torte anschnitt und die vielen Kerzen ausblies. Es gelang ihm im dritten Anlauf. Die Gäste aplaudierten und stießen auf sein Wohl an.
Eine ihrer Freundinnen gratulierte ihr zum gesunden Aussehen ihres Mannes und beklagte sich, daß ihr eigener eine Mischung zwischen Nilpferd und Methusalem geworden sei.
„Ich bin froh, daß es ihm körperlich so gut geht“, erwiderte sie so laut, daß man es auch im hintersten Winkel des Saales noch hören konnte, wobei sie das Wort „körperlich“ betonte.
Die Freundin wurde purpurrot, im Saal war es einen Augenblick lang totenstill. Alle sahen sie zu ihm hin, als könnte er jeden Moment explodieren. Als das nicht geschah, ging das Gemurmel wieder los. Die Band beendete ihre Pause und spielte noch ein paar Stücke, er kam auf die älteste der Truthennen zu, wohl um sie aufzufordern. Sie murmelte etwas von Hitze und verdrückte sich hinter die nächste Blumenvase.
Einige Atemzüge lang stand er bewegungslos auf derselben Stelle. Langsam drehte er den Kopf und sah seine Frau an. Sie lächelte und prostete ihm zu. Er wandte sich ab und stapfte an mir vorbei aus dem Saal. Die Türe war nur angelehnt. Neugierig schlich ich ihm nach. Er stand in der Eingangshalle, breitbeinig, den Rücken zum Saal gekehrt. Ich sah seine Hände, die sich um einen imaginären Hals krümmten, ihn packten und schüttelten bis die unsichtbaren Halswirbel knacksten.
Da plötzlich kam mir eine Szene in den Sinn, die ich in meiner Schulzeit einmal in einem Unterrichtsfilm gesehen hatte. Vor einem Termitenbau traf ein Varan auf eine Speihkobra. Sie versprühte ihr Gift, biß ihn in den Nacken, aber nur wenig drang durch seine dicke Haut. Offenbar hatte es keine Wirkung auf ihn, denn er packte sie und schleuderte sie so oft hin und her und auf den Boden, bis sie sich nicht mehr rührte. Der Film endete damit, daß er die Schlange auffraß. Ich fragte mich, ob er nachher nicht doch die Nachwehen des Giftbisses zu verdauen hatte.
Er erinnerte mich an einen Varan und sie, oh ja, sie hatte etwas von einer Speihkobra an sich. Meist prallten ihre versteckten Gemeinheiten an ihm ab, doch diesmal war ihr Gift durch seine dicke Haut gedrungen. Seine Hände drückten noch fester zu, dann ließ er auf einmal los und schleuderte den fiktiven, erschlafften Körper in eine Ecke.
Hatte er meine Nähe gespürt? Er drehte sich plötzlich um. Haß verzerrte sein Gesicht, ich hielt den Atem an. Als er mich erkannte, entspannte er sich und brachte ein leichtes Lächeln zustande.
„Es ist wirklich ein wenig heiß im Saal, nicht wahr?“ sagte er.
Ich nickte nur stumm.
„Wir sollten wieder hineingehen. Schließlich ist es meine Party.“
Ich folgte ihm, ohne ein Wort zu erwidern. Wir betraten den Saal und seine Blicke suchten sofort nach ihr. Sie stand vor dem Fenster, drei Männer umringten sie. Sie lachte und scherzte. Sein Lächeln wurde breiter und ich vermeinte so etwas wie Zuneigung in seinem Blick zu erkennen. Was sie für ihn empfand war schwer zu sagen, doch er schien mit einer seltsamen Haßliebe an ihr zu hängen, fast noch mehr als an dem Haus.
Ich schlug drei Kreuze als es mir endlich gelang, mich davonzustehlen.
Wer von meinen Bekannten ist leichtgläubig genug, um meine Stelle einzunehmen?
 
Unglaublich, was du alles für verschiedene Schreibstile beherrscht. :kawaii:
Da ich früher immer in unserer Fernsehzeitung den kleinen abgeschlossen Krimi gelesen habe, hat mich deine Geschichte von Anfang an fasziniert.
Allein die Art, wie du die Umgebung beschreibst, ich fühl mich da wirklich in einen Krimi versetzt.
Jetzt bin ich aber mal gespannt, wer am Ende von den beiden zuerst ins Gras beißt. XD"
Wann hast du denn dieser Geschichte geschrieben, bzw. wie alt ist sie denn?
Hmm ... ich schätze das die Studentin am Ende doch aus dem Vertrag entkommt, und die beiden lebend (!) zurückbleiben. Mal sehen was in den folgenden Teilen passiert.^^
 
Stimmt, die Beschreibungen sind wirklich gut gelungen. Allein die Idee mit diesem Unterrichtsfilm über die titelgebende Fauna - wär mir nie in den Sinn gekommen, sowas einzubauen! Weiter so :)
 
ich kann mich stLynix nur anschließen, die Idee mit dem Unterrichtsplan, war wirklich gelungen! Woher weißt du denn das?
bin gespannt wie es weiter geht!
 
danke, danke ... und weiter geht es...

Jetzt habe ich schon drei kommentierende Leser. Juchu! Vielen Dank auch!

Wie alt der Text ist, hmm ... er dürfte so aus dem Jahre 95 stammen, denke ich.

Das mit dem Unterrichtsbeispiel ist mir deshalb eingefallen, weil es wirklich so einen Film gibt und ich ihn während meiner Schulzeit gesehen habe.

Hier kommt der nächste Eintrag:

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25. April

Habe ich auf dem Mond gelebt? Jeder, den ich auf das Haus anspreche winkt ab, noch ehe ich fünf Sätze gesagt habe. Wissen alle über den nervenaufreibenden Krieg der beiden Bescheid nur ich nicht? Wo bekomme ich einen Nachmieter her?
Gestern Nacht tobte ein unerwartet starkes Frühlingsgewitter. Die Nachrichten hatten es vorausgesagt. Ich konnte nicht schlafen und las in einem der alten Gruselschocker, die Egon mir hinterlassen hat. Zuerst dachte ich, meine Sinne spielten mir einen Streich. Jemand tappte die Treppen hoch. Sie liegen keine fünf Schritte von meiner Tür entfernt. Das Licht in der Eingangshalle brennt normalerweise bis Mitternacht. Ich öffnete leise die Türe und sah eine breite Gestalt, die sich über den Treppenrand beugte.
„Was hat er nur da oben verloren?“ fragte ich mich im doppelten Sinn. Gleich rechts nach dem Treppenabsatz liegt ihr Schlafzimmer. Er schläft im Erdgeschoß.
Was immer es war, er hatte es gefunden, richtete sich auf und tapste die Treppen hinab. Sie hatte ihn offenbar nicht gehört, denn es blieb still.
Kopfschüttelnd kroch ich wieder in die Federn und blätterte nach der angelesenen Seite. Da plötzlich ging das Licht aus. Ein Blitzschlag, dachte ich und stopfte das Taschenbuch unter mein Kissen. Ich war noch nicht hinübergedämmert, als mich ein zorniger Schrei aus dem Halbschlaf riß. Etwas polterte die Treppe hinab und schlug gegen einen Pfeiler.
Ich schoß aus dem Bett, stolperte zur Tür und riß sie auf. Meine Blicke suchten automatisch die Treppe. Das matte Licht der Straßenlaternen, welches durch die verglaste Eingangstür fiel, genügte. Am Fuß der Treppe lag ein schwerer Kerzenleuchter, zwei Kerzen waren herausgerollt, eine weitere zerbrochen. Ich sah hinauf und da stand sie, hoheitsvoll in ihr wallendes Nachthemd gekleidet, die Fäuste in die Hüften gestemmt.
„Was ist los?“ fragte ich verstört. Die Silouette drehte den Kopf.
„Wir haben Stromausfall“, sagte sie.
„Das weiß ich. Haben Sie deshalb geschrien?“
„Nein. Ich hoffe nur, wir haben bald wieder Licht, oder ich muß das E-Werk verständigen.“
Prompt ging das Licht wieder an. Die Helligkeit blendete mich. Kaum aber hatten sich meine Augen dranan gewöhnt, erschrak ich.
Der Teppich, der sich über die große Treppe und weiter den oberen Gang entlang zog, schlug direkt vor der Kante und auf den ersten beiden Stufen Wellen. Keine riesengroßen, aber mit Sicherheit groß genug, daß ein unvorsichtiger Mensch darüber stolpern und die Treppe hinabstürzen kann.
„Du lieber Himmel!“ rief ich aus. „Sie hätten sich alle Knochen brechen können!“ Mir fiel siedendheiß ein, daß ich ihn ja gesehen hatte, wie er sich an der Treppe zu schaffen gemacht hatte.
„Es ist nichts passiert, ich hatte ja den Leuchter. Ich habe die erste Falte gerade noch rechtzeitig bemerkt. Wir haben Glück, daß die Kerzen beim Fall erloschen sind. Geh nur wieder ins Bett.“
Was blieb mir übrig? Ich wagte es nicht, das Wort „Polizei“ auch nur in den Mund zu nehmen. Er ließ sich nicht blicken, vielleicht murkste er noch immer an den Sicherungen herum. Ich wollte ihm auch nicht begegnen. Hatte sie am Ende recht und er verlor langsam den Verstand? Sie bückte sich und zog den Teppich wieder gerade. Täuschte ich mich, oder murmelte sie etwas das wie „Schon besser“ klang?
Für einen Eintrag in mein Tagebuch war ich in der Nacht zu müde. Der Schrecken hatte mich ganz schön mitgenommen.
Heute beim Abendessen dasselbe Bild wie immer. Jeder der beiden tat so, als hätte es den Vorfall bei der Treppe nie gegeben. Und ich? Ich sitze jedesmal wie auf glühenden Kohlen. Irgendwann bin ich genauso verrückt wie die beiden.

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Ich hoffe, die Spannung is noch da... (es fehlt nicht mehr viel bis zur Lösung). Danke fürs Lesen und Kommentieren!
 
keine Sorge! Die Spannung ist noch da. Er ist aber echt kaltblütig! Man wird ihn doch als erstes verdächtigen... oder ist er doch verrückt?
 
es nähert sich dem Höhepunkt...

Danke für den Kommentar. Hier ist der nächste Eintrag:

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3. Mai

Die Alpträume sind schlimmer geworden. Oft schrecke ich mitten in der Nacht hoch mit dem Gedanken, daß sie mit eingeschlagenem Schädel auf der Terrasse oder in der Halle liegt. Ein anderes Mal bin ich der Varan und sie spritzt mir ihr Gift direkt in die Augen. Am Morgen dann finde ich mein Kopfpolster zu einer dicken Wurst verdreht, als hätte ich versucht, es zu erdrosseln.
Heute belauschte ich zufällig eines ihrer Telefongespräche. Es war wirklich purer Zufall, daß ich in die Halle kam, als sie oben von ihrem Zimmer aus Dr. Blum anrief. Ihre Zimmertüre stand eine handbreit offen und sie sprach laut und erregt.
„Sie müssen ihn noch einmal gründlich untersuchen, Doktor“, hörte ich sie sagen. „Ich lebe in dauernder Angst, was alles passieren könnte. Er sagt zwar immer, daß er seine Tabletten nimmt, aber ich bin sicher, er lügt mich an. Röntgen Sie ihn, nehmen Sie ihm Blut ab oder tun Sie was man sonst so tut. Er ist nicht normal.“
Offenbar konnte der Arzt sie beruhigen, denn ihre Stimme klang ruhiger, als sie erwiderte: „Ich weiß, daß hysterisch klinge. Ja, ja, Sie tun alles was Sie können. Sie schreiben Ihre Krankenblätter, Sie verschreiben ihm seine Pillen. Ich kann ihn natürlich nicht zwingen, sich untersuchen zu lassen.... Sind sie sicher? Gut, auf Ihre Verantwortung.“
Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Sie verlor kein Wort über die mißglückten Mordversuche. Statt dessen machte sie dem Arzt gegenüber lediglich verschleierte Andeutungen. Warum nahm er sie nicht ernst?
Ein Räuspern ließ mich herumfahren. Da stand er, der Varan, in der Tür zum Speisesaal. Auch er hatte jedes Wort mitgehört. Ich muß wohl ziemlich entsetzt dreingeschaut haben, denn er winkte mich zu sich.
Ich entdeckte kein krankhaftes Flackern in seinem Blick, darum wagte ich es, ihm in den Speisesaal zu folgen. Dort zündete er sich eine Zigarre an und setzte sich.
„Sie versucht es seit Jahren“, sagte er ohne Einleitung. Ich tat erst gar nicht so, als verstünde ich ihn nicht. „Warum?“ fragte ich nur.
„Warum sie es versucht, oder warum sie bisher keinen Erfolg hatte?“
„Beides.“
„Sie will das Haus. Wenn ich sterbe, hinterlasse ich es natürlich nicht ihr sondern Alfred, meinem Neffen. Sollte es ihr aber gelingen, mich in eine Anstalt für geistig Kranke einweisen und mich für unmündig erklären zu lassen, ist mein Testament natürlich auch ungültig. Hilflos und verwirrt wie ein Säugling, so hätte sie mich gern.“
Das erklärte immerhin, warum sie ihn nicht als gemeingefährlichen Geisteskranken hinstellen konnte. So jemand würde zwar in einer geschlossenen Anstalt verwahrt werden, doch für eine Entmündigung war das die falsche Art von Wahnsinn.
„Zum zweiten Warum läßt sich nur sagen, daß Doktor Blum ein alter Freund meiner Familie ist. Er hält sie für eine hysterische Gans. Zwar notiert er zu ihrer Beruhingung jedes angebliche Krankheitssymptom, aber die Beruhigungspillen, die er mir verschrieben hat, sind in Wahrheit harmlose Vitaminpräperate.“
„Aber ist Doktor Blum nicht schon sehr alt? Was ist, wenn ihn der Schlag trifft oder so?“
„Noch ist er rüstige achtundsechzig. Dennoch hast du nicht mal so unrecht. Am Tag seines Todes wird das Spiel erst richtig interessant. Die Karten werden neu gemischt und wir werden uns mehr anstrengen müssen, es zu gewinnen.“
Soviel wollte ich gar nicht wissen und ich flüchtete mit einer gemurmelten Entschuldigung in meine Zimmer. Mir liegt nun mehr denn je daran, daß dieser Irrsinn endlich zu Ende ist.
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Ich hoffe, der Teil hat euch gefallen.
 
Uuaaah, nich so schnell, ich komm nicht nach :D
Aber waren gute Teile... Spannend und langsam kommt ja auch etwas Licht in die Sache :)
 
und wieder ein Teil

Vielen Dank für den Kommentar. Langsam geht der Krimi in die Finalrunde.

Bei diesem Teil habe ich die ß ausgebessert.

Ich hoffe, dass er euch gefällt!

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5 Mai
Der scheinbare Waffenstillstand hat vier Tage gehalten. Jetzt herrscht offener Krieg. Sie legte das Kriegsbeil offen auf den Tisch, als sie beim Abendessen mit einem zufriedenen Lächeln fragte. „Habt ihr heute schon die Zeitung gelesen?“
Ich verneinte. Er murmelte etwas vom Wirtschaftsteil.
„Ihr hättet die Unfallberichte durchsehen sollen“, sagte sie.
„Wieso?“ fragte er.
„Heute Mittag gab es einen schlimmen Unfall in der Geringstraße. Ein betrunkener Raser fuhr einen alten Herren nieder. Niemand von den Zeugen hat sich das Kennzeichen gemerkt. Der gewissenlose Kerl ist entkommen.“
„Und das Unfallopfer?“ fragte ich mit bösen Vorahnungen.
„Der arme Doktor Blum. Er war sofort tot.“
Er wurde blass, dann rot.
„Es tut mir so leid für dich. Ich weiß, dass du ihn gemocht hast. Du hast ja auch brav alle seine Tabletten geschluckt. Ist die Schachtel nicht schon fast leer?“ Er nickte. „Keine Angst“, säuselte sie, „Ich habe bereits mit Doktor Sonderegger gesprochen.“
„Wer ist das?“ fragte er heiser.
„Der Nachfolger von Doktor Blum. Er übernimmt die Ordination und alle Patienten. Gleich morgen, so hat er mir versprochen, wird er sich deine Krankengeschichte ansehen und dir neue Tabletten verschreiben. Ich bin sicher, es gibt keine Schwierigkeiten. Doktor Blum war ja immer sehr gründlich mit seinen Notizen.“
Er ließ den Nachtisch unberührt, während sie ihr Schälchen Grütze genießerisch Löffel für Löffel leerte. Die Ader an seiner Schläfe pulsierte und er knüllte die Serviette zu einem kleinen Ball zusammen. Ich überlegte, wo ich am besten in Deckung gehen könnte, doch es kam zu keiner Entladung.
Kaum hatte sie ihren Nachtisch aufgegessen, sprang er auf und lief mit langen Schritten hinaus.
„Vergiss deine Tabletten nicht!“ rief sie ihm lachend hinterher. Gleich darauf hörten wir, wie er die Tür seines Arbeitszimmers mit voller Wucht ins Schloss warf. Ich zuckte bei dem Knall zusammen. Sie jedoch lächelte nur. Ich machte, dass ich hinauskam.
Auf dem Weg in mein Refugium kam ich an seinem Arbeitszimmer vorbei. Trotz oder vielleicht gerade wegen aller Gewalt war die Türe nicht eingeschnappt, sondern stand ein wenig offen. Ich hörte ihn in den Schubladen rumoren.
Zwei Schritte und ich stand vor der Tür. Die linke Wange an den Türstock gepresst schielte ich durch den Spalt. Er saß auf dem Drehstuhl und lud eine kurzläufige Waffe. Ob es eine Pistole oder ein Revolver war, ich kenne mich mit Feuerwaffen nicht aus. Patrone um Patrone steckte er in das Magazin, jede Bewegung sorgfältig und nachdrücklich und sein Gesicht verriet tiefe Befriedigung.
Erschrocken fuhr ich zurück. War das sein As im Ärmel? Ich wollte um keinen Preis erwischt werden und hastete in mein Zimmer. Ich bete darum, daß er zur Vernunft kommt und die Schlange nicht in einem Wutanfall erschießt. Irgendetwas wird geschehen, das spüre ich. Der erste Stich ging an sie, nun muss er einen Trumpf ausspielen oder er verliert.

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Danke fürs Lesen und Kommentieren!
 
MEINE Güte! Das geht aber schnell! Also an seiner Stelle würde ich sie ja nicht umbringen. Dann kommt er garantiert in das LKH.
Ok, sie wär dann endlich tot, es wär aber nicht gerade originell....
Schreib bitte schnell weiter sonst :couto:
 
Finale

Die Dinge sind am Ende rasch ins Rollen gekommen. Danke für den Kommentar. Das Finale (es folgt noch ein kuzres Nachspiel ganz am Schluss):

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10. Mai

Ich hätte nie geglaubt, daß es so schnell gehen würde. Gestern erst bestand Doktor Sonderegger auf einer gründlichen Untersuchung durch einen zweiten Psychiater und einen Neurologen. Die Einweisung ins Heim war fast perfekt. Ihm blieb keine Zeit für Feinheiten.
In der Nacht muß er die Falle vorbereitet haben. Vielleicht hätte sie den Stolperdraht noch rechtzeitig bemerkt, wäre sie ihres Sieges nicht so sicher gewesen. Hochmut verleitet zu Selbstüberschätzung, das führt zu Unvorsichtigkeit und schon war es zu spät. Ein bißchen weniger Schwung und sie hätte sich noch abgefangen, als sie sich beim Gießen im Blumenzimmer durch die offene Glastüre weit nach vorn beugte, um die Schalen auf der Brüstung gleich mit zu tränken. Er kannte ihre Gewohnheiten wirklich gut.
Es gab einen häßlichen Laut, als sie auf der Veranda aufschlug. Schädelbruch, Genickbruch, welche Knochen sie sich sonst noch brach war nicht mehr wichtig.
Ich erkannte sofort, daß sie tot war, rannte zum nächsten Telefon in ihrem Zimmer und rief die Polizei.
Die Beamten fanden mich in Tränen aufgelöst bei der Leiche kniend. Der besorgte Polizeiarzt wickelte mich in eine Decke und gab mir eine Beruhingungsspritze. Er war zu der Zeit noch nicht zuhause. Die Spurensicherung durchsuchte das Blumenzimmer und den Balkon Zentimeter für Zentimeter.
Als er nach Hause kam, erwartete ihn der Inspektor zusammen mit mir und noch zwei Beamten in der Halle.
„Ihre Frau ist tot.“ sagte der Inspektor.
Er machte ein entsetztes Gesicht. „Nein! War...war es ein Unfall?“
„So könnte man es nennen.“ Der Inspektor zog den Plastikbeutel mit dem schwarzen Draht heraus. „Allerdings war es ein Unglück, das jemand sorgfältig inszeniert hat. Die junge Studentin, die bei Ihnen in Untermiete wohnt“, der Inspektor deutete auf mich, „hat zu Protokoll gegeben, daß in letzter Zeit zwei ähnlich merkwürdige Unfälle passiert sind, denen ihre Frau nur knapp entrann.“
Der Varan sah mich verzweifelt an und ich erwiderte den Blick trotzig. „Ich, ich wollte nie, daß ihr wirklich etwas zustößt. Das ganze war doch nur eine Art Spiel...“
„Ein tödliches Spiel, das Mord genannt wird“, unterbrach ihn der Inspektor.
Der Varan öffnete den Mund, schloß ihn wieder, gab sich einen Ruck und lief mit langen Schritten in sein Arbeitszimmer.
„Bleiben Sie stehen!“ rief der Inspektor hinterher. Er rannte ihm nach, aber da knallte es auch schon. Sie fanden ihn am Boden vor seinem Schreibtisch. Ein sauberer Schuß durch die Schläfe, der Arzt konnte nur noch seinen Tod feststellen.
Totenstille herrscht jetzt im Haus. Ich gehe durch die leeren Räume. Eigentlich ist es ein wunderschönes Haus. Jetzt da die beiden weg sind, habe ich es nicht mehr so eilig, es zu verlassen. Ich werde Alfred anrufen, immerhin gehört das Haus jetzt ihm.

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Danke fürs Lesen und Kommentieren!
 
kann dir nur zustimmen, sind wirklich schnell ins rollen geraten. Sie ist aber wirklich ungeschickt gefallen :evil .
Ich finde es gut, dass du ihnen die Namen der Tiere gegeben hast. So werden sie richtig gut charakterisiert.
 
Huch, jetzt geht's wirklich schnell. Aber ich hätte mich glaub ich gar net so lange mit der Vorgeschichte aufhalten können wie du :rolleyes:
Also die Story hat mir gefallen, nun warte ich noch den "Epilog" ab und dann sehen wir mal, ob du nicht noch andere FFs vor vielen Jahren geschrieben hast, die ähnlich gut sind ;)
 
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