Tut mir leid, dass es dieses Mal etwas läger als sonst gedauert hat. Ich war etwas. . .beschäftigt. Doch dafür wird's dieses Mal etwas mehr. Nebenbei bemerkt, es ist der neunte Teil, zehn liegen also noch vor euch.
Also, ohne weitere lange Vorreden geht es jetzt weiter. Viel Vergnügen!!
Der Held, Teil 5
Währenddessen schlug sich Yamchu an die Stirn. Unter ihm lag die westliche Hauptstadt, über ihm war ein strahlend blauer Himmel. Und genau dazwischen ärgerte sich Yamchu über sich selbst.
‚Ein toller Plan ist das! Menschen helfen. Klasse Idee! Bewunderung von meiner Freundin einheimsen? Aber immer doch!’ dachte er sich. ‚Nur: Wie soll ich das Verbrechen finden?!’
Sein Ärger wurde nur größer, als er sich ironisch selbst antwortete. „Ich könnte ja eine Hotline einrichten. ‚Ja, haben sie ein Problem? Moment, ich stelle sie zu unserem Helden durch!’“ dabei machte er die Stimme einer Frau nach. „Oder ich gehe von Tür zu Tür und frage nach Verbrechern.“ Sein Gesicht wurde noch ernster, denn es war zum Haare raufen: Da wollte er Bewunderung einheimsen für die Verbrechensbekämpfung. Und bei all seinen Planungen von sage und schreibe einem Tag hatte er nie überlegt wie er überhaupt wissen sollte, wo gerade ein Verbrechen stattfand.
„Oder, nein! Jetzt habe ich es,“ fuhr er fort, „Ich warte hier. Denn wie heißt es so schön: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet eben zum Berg. Also warte ich einfach darauf, dass das Verbrechen zu mir kommt. Eine wahre Glanzidee!“
Yamchu holte tief Luft und rief: „Komm her, ich warte auf dich! Wo bleibst du denn? Zeig dich!“ Dann schüttelte er den Kopf. ‚So endet meine Karriere, bevor sie richtig begonnen hat. Was habe ich mir eigentlich dabei gedacht?! Dass ich einfach über die Stadt fliege und mit bloßem Auge die Verbrechen sehe?!’ Er warf einen letzten Blick hinunter, um sich von seiner Idee zu verabschieden. Seine Augen blieben auf einem riesigen Gebäude hängen. Dort auf dem Dach blinkte eindeutig eine Alarmleuchte.
‚Immerhin: Einen Versuch ist es wert.’ Dachte sich Yamchu und schoss hinunter. Als er näher kam, sah er, dass sich bereits eine Menschentraube gebildet hatte. Offensichtlich gab es irgendetwas zu sehen. ‚Ein Unfall? Verletzte? Vielleicht hat die Polizei ja schon zugeschlagen?’
Er landete etwas abseits in einer Seitengasse und schlenderte hinüber. Dort angekommen drängelte er sich nach vorne durch. Und dann sah er die ganze Szenerie.
Oben auf einer weißen Steintreppe standen einige Menschen, die alle etwas verschreckt waren. Über ihnen stand auf einer marmornen Tafel BANK und neben den Leuten auf der Treppe war ein Schild, das die Öffnungszeiten ebenso wie den genauen Namen verkündete.
‚Ein Bankraub!’
Yamchu sah wieder auf die Straße. Sein Blick fiel auf einen schwarzen Wagen, recht luxuriös, aber vor allem auch groß. Um das Fahrzeug waren fünf Mann verteilt. Auch ihre Waffen konnte man sehen. Maschinengewehre. Schrotflinten. Pistolen. Auf der Straße stand die geöffnete Tasche, in der das Geld zu erkennen war. Nur die Räuber wollten einfach nicht in das Bild passen. Sie lagen regungslos auf der Straße. Einer hing sogar in der zerbrochenen Frontscheibe des Fluchtwagens. Somit waren sie nicht wirklich bedrohlich.
Drei Polizisten stürmten mit gezogenen Waffen durch die Menge. Als sie die ersten Reihe hinter sich gelassen hatten, schlichen sie näher an den Wagen heran und gingen von einem Räuber zum nächsten. Jedem einzelnen legten sie Handschellen an. Dabei untersuchten sie die Männer.
„ Der hier ist auch bewusstlos. Er hat seine Hand noch um die Waffe gelegt.“
„Dann sei auf der Hut.“
„Keine Sorge, der Lauf ist warm, aber das Magazin leer. Er muss wohl alles verschossen haben.“
Dann richtete sich einer der Beamten auf: „Nun, das wird der interessanteste Bericht, den ich seit langem verfasst habe. Die Bankräuber wurden erfolgreich aufgehalten. Aber wie, das ist die Frage.“ Er schmunzelte: „Ausnahmsweise ist bei einem Bankraub nicht das Problem, die Täter zu finden, sondern, herauszufinden, wie sie gestoppt wurden.“
Einer seiner Kollegen sah sich um: „Es steht fest, dass sie nicht einmal die Zeit hatten, ins Auto zu steigen. Es muss also wahnsinnig schnell geschehen sein.“
Eine alte Frau trat vor: „Ich weiß, was passiert ist!“ Yamchu sah hinüber auf die Dame. Wie alle anderen auch. „Die Kerle wollten in dieses Cabrio dort einsteigen,“ Sie deutete auf das Fluchtfahrzeug, „als ein Wicht auf der Straße erschien. Der Zwerg hat sich die Typen genau angesehen. Um ihn aus dem Weg zu haben, schossen die vier.“ Wieder zeigte sie in Richtung des Wagens: „Dann hat der Wicht sich in Luft aufgelöst und prompt sind die Strolche umgekippt. Zugleich erschien das Bürschlein wieder dort hinten. An der Laterne ungefähr. Er hat sich umgesehen und ist dann wieder auf und davon. Ein Wicht, ich sage es ihnen. Nicht größer als ein Meter!“
Die Polizisten schmunzelten nur müde: „Ja, danke für ihre Aussage.“ Dann sahen sie sich gegenseitig an: „Wenn wir das schreiben, wird uns der Hauptkommissar noch für verrückt halten.“
Yamchu war etwas missgelaunt. Da war ihm doch tatsächlich jemand zuvorgekommen. ‚Die alte Frau hat sicherlich einen leichten Sehschaden, denn ein Cabrio ist das Fluchtfahrzeug nun wahrlich nicht. Und der Wicht, der sich in Luft auflöst? Wahrscheinlich Einbildung. Und doch. . .ein Fünkchen Wahrheit steckt vielleicht doch in der Aussage. Nur: Wo?’
Plötzlich knackte es in den Funkgeräten der Beamten. „Einbruch in der Mill’s Lane.“
Yamchu dachte nicht lange nach. Mill’s Lane kannte er. Nur woher, wollte ihm nicht einfallen. Es war nicht wirklich weit von Bulmas Haus entfernt, in einem dieser noblen Wohngebiete. Yamchu sprang schnell in die Luft, um dann zu beschleunigen. Vielleicht war das ja jetzt seine Chance!
Während er sich seinem Ziel näherte, hörte er bereits die Sirene. Daher war es auch nicht weiter schwer, das Haus zu finden. Yamchu musste schließlich nur dem Alarm folgen. Als er das Gebäude erreicht hatte, fiel sein Blick auf etwas Graues, das auf dem Rasen des Hintergartens nur mittelmäßig zu erkennen war. Deshalb landete er dort, um sich dieses Etwas genauer zu besehen. Noch während der Landung konnte Yamchu erkennen, dass es sich um einen Menschen zu handeln schien, der ausgestreckt auf dem Bauch lag. Daher beeilte sich Yamchu, um nach der Person zu sehen. Angekommen, bückte er sich und drehte den offensichtlich Bewusstlosen auf den Bauch, um ihm das Atmen zu erleichtern. Yamchu sah in ein stoppeliges Gesicht mit ungepflegtem Äußeren. Viel aufschlussreicher war aber die Tasche, die auf dem Boden lag. Durch den offenen Reißverschluss konnte man Silberbesteck und Schmuck erkennen, wie Yamchu feststellen musste.
Jetzt war seine Stimmung wirklich schlecht. Er hatte jetzt einen bewusstlosen Dieb, der ganz offensichtlich von irgend jemandem aufgehalten worden war. Und dieser Jemand war Yamchu zuvorgekommen. Aber etwas anderes ärgerte ihn noch viel mehr.
‚Mill’s Lane. Woher kenne ich nur Mill’s Lane?’
Dann hörte Yamchu eine schrille Stimme, die durch Mark und Bein zu gehen schien und selbst die Sirene übertönte. Und schon sah der Möchtegernheld seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Der Teufel hatte einen Namen: Er hieß Roberta und war offensichtlich immer noch in ihn verschossen. Und kam direkt auf den jungen Mann zu, der da im Garten stand. Schnell fiel sie ihm um den Hals: „ Yamchu, mein heißgeliebter Schatz! Meine Perle, mein Edelstein! Traum schlafloser Nächte! Mein Zuckerbärchen! Meine Liebe! Du bist es! Ich wusste doch, dass du kommen würdest, um mich zu retten! Du bist mein Held, ich liebe dich, komm an mein Herz, lass dich knuddeln, ich find so knuffig, du bist mein Traumtyp, ich hatte immer gehofft, dass du zu mir kommen würdest, ich liebe dich doch so unendlich; jetzt weiß ich, du mich auch liebst, sonst wärest du nicht gekommen, du bist aber auch genau rechtzeitig erschienen, um den Dieb aufzuhalten; du musst ja förmlich das Haus beobachtet haben; ich wusste es, du warst es, der immer mit dem Fernglas im Baum an der Mauer gesessen hat, wenn ich im Bad war; was bin ich froh dich zu sehen, mein Kuscheltierchen, mein Sahnetörtchen!
Es war einfach grauenhaft; ein Dieb in unserem Haus! Ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können! Ich werde mich immer ängstigen und dieses Bild vor Augen haben! Obwohl ich mich nicht fürchten würde, wenn ich wüsste, dass du in meiner Nähe bist, Yamchu –mein Wuschelkissen, mein Kuschelhäschen. Ich bitte dich, schlafe doch bitte im Haus, wir haben auch eine schöne Couch, richtig bequem; oder wenn du willst, dann kannst du auch bei mir oben schlafen, da haben wir ein Gästebett, komm, schlaf doch hier, bitte; was hältst du davon, mein Schmuseteddy?“
Jetzt holte Roberta das erste Mal Luft und machte sich bereit, die nächste Kanonade von Kosenamen abzufeuern. Yamchu sah den Angriff schon kommen. Er fühlte sich unweigerlich an Cell erinnert. Gnadenlos, wenn es darum ging, das Ziel zu erreichen.
‚Ich muss hier weg! Weg von dieser. . .dieser. . .Kreatur!’ Dabei warf er einen schnellen Blick auf die sehr anhängliche Roberta, die ihn schon in der Schule angehimmelt hatte. Sehr zu seinem Leidwesen. Natürlich war sie schön, keine Frage. Aber sie war einfach so. . .kindisch. Sie war äußerlich gereift, seit Yamchu sie das letzte Mal gesehen hatte. Aber ganz offensichtlich war sie kein Stückchen vernünftiger geworden. Letztes Mal hatte sie ihn durch Bulmas Schule gejagt und ihm alle möglichen Kosenamen an den Kopf geworfen. Und davon kannte sie weit mehr als Bulma Schimpfwörter. Eine wahrlich reife Leistung.
‚Das war aber auch irgendwie klar, das ich diese elende Klette wiedertreffen würde! Doch was habe ich getan, dass ich die schlimmste aller Strafen verdient habe?!’
„Äh. . . ,“ schnell suchte Yamchu nach der richtigen Ausrede. Doch Roberta setzte da an, wo sie vorher eine Atempause eingelegt hatte: „Und wie ist es dir inzwischen ergangen, was arbeitest du eigentlich, wo wohnst du, hast du wieder eine Freundin? Du bist aber auch wirklich ansehnlich geworden; und erst diese Muskeln wie hast du das gemacht; trainierst du immer noch bei diesem wie-heißt-er-noch, bist du inzwischen ein guter Kämpfer geworden der immer noch so schlecht wie vor Jahren, ups, das war jetzt nicht nett entschuldige, aber du nimmst es mir nicht übel, oder? Du kennst mich ja, ich rede gerne, also was ist nun? Was ich dich noch fragen. . . .“
„Ich muss ganz dringend weg, tut mir echt leid, bis bald und tschüß!“ Schnell sprang Yamchu in die Luft und flog so schnell wie er konnte davon.
Roberta rief ihm noch nach: „Warte, mein Geliebter, wie lautet deine Telefonnummer? Wie kann ich dich erreichen, kommst du bald wieder, wohin willst du, wollen wir uns morgen treffen, wie wäre es mit. . . ?“