danke für eure kommentare
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Teil 11
Und du hilfst mir dabei, Miyako zu ärgern.“
Bra hatte vor dem einschlafen noch gemurmelt, dass sie ihren Wecker auf halb sieben gestellt habe. Wir müssten unbedingt noch einiges besprechen. Aber es war bereits Viertel nach neun, als jemand unsanft gegen unsere Tür bollerte und brüllte: „Aufstehen, ihr Schlafmützen. Ihr kriegt sonst kein Frühstück mehr!“
„Was soll das Geschrei?“, murmelte Bra und drückte wahllos irgendwelche Tasten an ihrem Wecker. „Ich versteh nicht, warum dieses blöde Ding nicht funktioniert.“ Sie sah mich fragend an. „Oder hast du den Wecker vielleicht ausgestellt?“
Ich schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns lieber beeilen, sonst gibt’s für uns wirklich kein Frühstück. Denkt bloß an das Abendessen gestern.“
Wir waren die Letzten, die im Speisesaal auftauchten. Alle anderen Tische waren bereits abgeräumt. Herr Dannitzki stand am Fenster und schaute trübsinnig in den Regen hinaus. „Na, habt ihr gestern Mittag eure Teller nicht leer gegessen oder warum haben wir heute schlechtes Wetter?“, begrüßte er uns. „Außerdem, wenn ich bitten darf, in Zukunft ein bisschen früher aufstehen. Das ist schließlich kein Hotel hier.“
„Vielleicht haben wir wegen der Luftveränderung verschlafen“, meinte ich und deutete unauffällig auf den Stapel Landkarten, der auf einem der Tische lag. „Wandern wir heute wieder?“
„Aber sicher!“ Herr Dannitzki grinste. „Das Wetter kann nur besser werden und ihr sollt ja einiges von der Gegend sehen. Übrigens, ihr habt mich ja schön versetzt heute Morgen.“
Verflixt, die Vogelstimmen! „Entschuldigen Sie, Herr Dannitzki, aber...“, stotterte ich, aber Danni lachte nur.
„Ich versteh’s ja, ich war früher auch nicht anders. Aber gewandert wird heute.“
„Bei dem Mistwetter?“ Bra verschluckte sich fast. „Können wir nicht lieber hier bleiben? Ich meine nicht in der Jugendherberge, sondern... Ja, wir könnten uns doch Hirakata genauer ansehen. Das soll so ein nettes Dorf sein und es wäre doch sicherlich schade, davon nichts mitbekommen zu haben.“
Unser Mathelehrer sah sie befremdet an. „Du willst dir Hirakata anschauen? Das erstaunt mich, meine liebe Bra. Hast du dich nicht beklagt, dass wir in ein Kuhnest und nicht nach Tokyo fahren? Ist das jetzt Schnee von gestern?“
Bra lachte verlegen. „Tut mir Leid, es ist wirklich Schnee von gestern. Ich denke, man sollte Hirakata eine Chance geben. Sie haben doch selber gesagt, dass diese Dörfer einen eigenartigen Charme hätten und...“
„Na ja, dann guckt euch mal das Dorf an“, lachte Danni und schob seine Karten zusammen.
„Irgendwann wird der Regen aufhören und dann wird gewandert, verstanden?“
Bra strahlte. Los, Pan, gehen wir ins Dorf.“
Im ersten Moment wollte ich abwinken – ich hatte wirklich keine große Lust bei dem Wetter draußen rumzulaufen, aber dann fiel mir rechtzeitig ein, warum Bra ins Dorf wollte. Ich war gerade dabei vorzuschlagen, doch wenigstens zu warten, bis der Regen aufgehört hatte, da sah ich Miyako auf uns zusteuern. Sie winkte und wollte etwas sagen. Ich drehte mich um. „Komm, Bra, lass uns gehen.“
„Vielleicht sollte ich mir ein paar wetterfeste Wanderschuhe kaufen“, überlegte sie, als wir die zwei Kilometer zum Dorf zurückgelegt hatten.
Die ganze Zeit über hatte sie nicht geredet, ein Zustand, der bei Bra völlig unnormal ist. Stattdessen schien sie nachgedacht zu haben und jetzt zu einem Ergebnis gekommen zu sein.
Sie hakte mich unter und lachte. „Es regnet zwar und bei mir in den Sandalen steht das Wasser, aber ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Und ich finde es riesig von dir, dass du mitkommst. Aber wo gehen wir überhaupt in?“
„Na, ich dachte, wir gehen zur Schule und checken die Lage.“
Bra lachte. „Klar, hab ich völlig vergessen. Demnächst könnte große Pause sein.“
Wir fragten eine Frau, die gerade Fenster putzte, nach der Schule und marschierten weiter durch den Nieselregen. Schon von weitem sahen wir, dass gerade Pause war.
„Wir stellen uns einfach an den Rand des Pausenhofes und gucken zu“, schlug ich vor. „Wenn du ihn siehst, gibst du mir ein Zeichen.“
„Und dann?“ Bra blickte mich fragend an.
„Was machen wir dann?“
Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer, aber das musste ich ja nicht unbedingt zugeben. „Mir fällt bestimmt was ein“, behauptete ich.
Der Pausenhof war voll von Schülern, aber ich merkte recht schnell, dass wir hier am falschen Platz waren. „Grundschule, Bra. Ich nehme kaum an, dass es sich gestern um einen Achtjährigen gehandelt hat, oder?“
„Aber warum ist hier nur eine Grundschule? Ich meine, die Kinder werden doch auch älter und...“
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