Wünsche euch noch nen frohes neues Jahr!
Heute spendier ich euch mal ein Kapitel in voller Länge. Das Kapitel hat mich etwas länger beschäftigt, da mein Beta-Leser meinte, dass eine Stelle etwas zu schmalzig geraten ist. Hab's dann noch ein bisschen umgeschrieben, aber keine Ahnung, ob's mir jetzt besser gelungen ist, aber bildet euer eigenes Urteil. Viel Spaß damit!! ^_^
@toffel: It's your turn... oder wie man so schön sagt

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Kapitel 13: Klauen des Schreckens
Rayden trieb sein Pferd weiter an. Schaum trat aus dem Maul des Tieres, welches vor Erschöpfung zusammenzubrechen drohte. Doch dem jungen Vampir war das egal. Im Kopf ging er immer wieder die Wegbeschreibung durch, um auch ja kein Detail zu vergessen. Die Nacht war zwar noch lang, aber sollte er sich verirren, würde er zu viel kostbare Zeit verlieren.
Die Hufen des Pferdes prasselten dumpf auf den belaubten Waldweg nieder.
Rayden sah sich nervös um. Dieser Wald war ihm unheimlich. Die Äste ragten auf den Weg, als wollten sie nach ihm greifen und er spürte wie ihm aus dem Dickicht leuchtende Augen nachsahen.
Auch dem Reittier schien das nicht zu entgehen, denn plötzlich stoppte es und drehte sich verängstigt im Kreis. Rayden konnte es jedoch wieder unter Kontrolle bringen und lenkte es den Weg weiter.
Nach kurzer Zeit erreichte er einen Hügel zu dem ein schmaler Weg weiterführte. Durch die Baumkronen hindurch, konnte man bereits erkennen, dass sich auf dessen höchster Stelle ein Gebäude befand.
Rayden ritt hinauf und erkannte, dass es sich um ein Herrenhaus handelte, welches hohen Adligen als Jagdresidenz diente.
Das Pferd scheute abermals, als es sich dem Gemäuer näherte und warf Rayden von dessen Rücken. Schnell schnappte er sich die Zügel und zwang das Tier mit seiner übermenschlichen Kraft zu einem Baum, wo er es festband. Verängstigt wieherte es und scharrte mit den Hufen.
Rayden ließ es stehen und näherte sich dem Eingang des Hauses, die Hand bereits am Griff seines Schwertes.
Sein Blut kochte vor Wut. Wenn man Marie irgendetwas zu Leide getan hatte, würde er das ganze Haus auseinander nehmen.
Auch sein Plan war einfach und praktisch - er würde die Tür aus den Angeln reißen, jeden zur Strecke bringen, der es wagt sich ihm in den Weg zu stellen und dann mit Marie nach Paris zurückkehren.
Er näherte sich der Tür und nahm Anlauf um sie mit einem gewaltigen Tritt einzutreten, doch just in diesem Moment würde die Tür von Innen geöffnet und der Vampir stolperte unbeholfen herein.
Nun sah er sich einem älteren Mann gegenüber, der ihn fragend anblickte. Wenn man von seiner Kleidung ausgehen konnte, so war er wohl ein Diener des Hauses. Rayden sah sich um. Der Eingangssaal in dem er sich befand war verziert mit allerlei Trophäen und Gemälden erfolgreicher Jagden. Ein Kronleuchter geschmückt mit Hirschgeweih tauchte alles in helles Licht, so dass er für einen Moment die Augen zusammenkneifen musste.
„Guten Abend der Herr.“, meinte der Mann und machte eine einladende Geste.
„Paulus, wer ist denn da? Wir erwarten doch keine weiteren Gäste.“, kam eine Stimme aus einem Nebenraum.
„Ein Fremder, mein Herr.“, gab der Diener zur Antwort.
Ein Mann trat aus dem Nebenraum und lächelte bei dem Anblick von Rayden. Der Mann war groß und muskulös gebaut, lange blonde Haare fielen lockig über seine Schultern und ein ebenso blonder Bart umzog sein Gesicht. „Nächtlicher Besuch… wie interessant. Mit wem habe ich die Ehre?“
Rayden, der sich derweil von seinem peinlichen Auftritt erholt hatte, antwortete bissig: „Das hat euch nicht zu interessieren. Ich bin hier, weil ich ein Mädchen suche. Ihr Name ist Marie und ich schwöre euch, wenn Ihr ihr etwas angetan habt, dann…“ Er zog sein Schwert.
Der Mann schien belustigt. „Bitte nehmt diese antiquierte Waffe weg. Ihr wollt doch nicht meine Gäste erschrecken.“ Er deutete in den Raum hinter sich. „Das Mädchen ist mir bekannt und ihr geht es gut. Sie ist seit gestern meine Magd und richtet im Moment das Essen für die Feier.“ Er zögerte kurz, dann sprach er weiter. „Wenn ihr wollt, könnt ihr uns Gesellschaft leisten und mit uns dinieren. Wenn Marie ihre Arbeit verrichtet hat, können wir darüber reden wie wir dieses unangenehme Problem lösen.“ Er wies Rayden an ihm zu folgen.
Widerwillig steckte der junge Vampir sein Schwert weg und folgte dem Mann in einen Saal, in dem eine lange Tafel stand, an der etwa zwanzig Personen Platz gefunden hatten. Alle unterhielten sich angeregt und die Tafel war bereits bestückt mit allerlei Köstlichkeiten. Vom gebratenen Fasan bis zum Kaviarhappen war alles vertreten.
„Mein Name ist übrigens Illunis Lupus, aber nennt mich einfach Lupus.“, meinte der blonde Mann.
„Rayden Lancaster.“, gab Rayden als Antwort und roch den Duft der leckeren Speisen. Doch noch ein Geruch mischte sich unter diesen und der ließ Rayden schaudern. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas Bedrohliches lag in der Luft.
„Setzt Euch neben mich und seid mein Gast.“, meinte Lupus und wies Rayden seinen Platz zu.
Rayden besah sich die Gäste genauer und konzentrierte sich auf ihre Körperbeschaffenheit. Keiner von ihnen schien ein Vampir zu sein.
„Wollt ihr nicht etwas essen?“, fragte der Gastgeber und reichte Rayden einen Teller mit gebratenen Wachteln.
Er schob den Teller von sich weg. „Nein danke, ich habe keinen Hunger.“
Ein wissendes Funkeln war in Lupus Augen zu erkennen, als er den Teller zurücknahm und sich selbst auftat.
„Sagt, wie kommt es dass Ihr von jemanden wie Ilias mit Personal versorgt werdet?“, fragte Rayden nachdem Lupus einen Happen gegessen hatte.
Lupus lächelte. „Nun, wie ich aus Eurer Stimme entnehmen kann, sind Euch Ilias Methoden bekannt.“, er wischte sich mit einer Serviette den Mund ab. „Nun, leider sind sie mir auch bekannt. Da ich selbst nicht die Macht besitze aktiv gegen Ihn vorzugehen, ist dies mein Beitrag den armen Menschen zu helfen. Indem ich sie käuflich erwerbe, befreie ich sie aus ihrer Not.“
„Wann werde ich Marie sehen können?“
„Sie wird jeden Moment eintreffen.“, meinte Lupus und zeigte zu einer Tür zu ihrer rechten.
Rayden wartete und ignorierte das Geplapper der anderen Gäste.
Die Tür öffnete sich und ein paar Menschen kamen heraus. Jeder von ihnen trug neue Speisen heran. Darunter ein Spanferkel und eine Platte toter Kaninchen.
Dann sah er sie. Marie trat aus der Tür. Sofort stand Rayden auf den Füßen und ging auf sie zu.
Sie sah verändert aus. Ihr rotes Haar hing ihr ins Gesicht und ihr Körper war um einiges schmaler geworden.
„Marie...“, sagte er und dann versagte ihm die Stimme.
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie ihn erblickte und dann ohne auf die Sachen zu achten, die sie trug, fiel sie ihm um die Arme und drückte ihn ganz fest, als fürchtete sie er wäre ein Geist und würde ihrer Berührung nachgeben. Zögernd legte er auch seine Arme um sie.
„Rayden, du… wie kann das sein? Du lebst? Ich dachte du wärst…“, der Rest ihrer Worte ging in heftiges Schluchzen über.
Rayden betrachtete sie. Sie sah müde und erschöpft aus. Ihr Körper hatte sichtbar unter den Strapazen der letzten Monate gelitten.
Er fand seine Stimme wieder. „Es tut mir so Leid, so unendlich Leid.“, flüsterte er.
„Es war so schrecklich. Ich hatte noch nie solche Angst.“, wimmerte sie.
Zärtlich streichelte er ihr über den Kopf, doch seine Augen blickten ins Leere. Er trug die Schuld an ihrem Leid. Er hätte eher etwas unternehmen müssen, schallte es durch seinen Kopf. Langsam ließ er sie los und sie wischte sich ihre Tränen weg.
„Was tust du hier?“, fragte sie auf einmal seltsam gefasst, während sie sich daran machte die Reste des Essens zusammenzutragen, welches ihr aus der Hand gefallen war.
„Ich bin hier um dich wegzubringen. Ist das nicht offensichtlich?“
„Ist das Blut auf deiner Kleidung?“
„Hast du mir nicht zugehört?“
Sie seufzte. „Und dann? Wohin soll ich gehen? Mit meiner alten Tätigkeit fortfahren? Die letzten Monate waren die Hölle auf Erden, doch seit ich hier bin, sei es auch als erkaufte Sklavin, wurde ich gut behandelt.“ Sie sah zu Lupus. „Er gab mir viel zu essen und gute Kleidung. Vielleicht finde ich ja als Dienstmagd meine Bestimmung.“
Rayden wusste nicht was er sagen sollte.
Plötzlich erhob Lupus das Glas und stand auf. Die anderen Gäste taten es ihm nach.
„Danke, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Heute ist ein großer Tag für unsere Familie. Endlich haben wir uns den Grund und Boden zurückerobert, der uns rechtmäßig zusteht. Zudem konnten wir auch endlich untereinander Einigkeit finden.“ Er prostete der linken Seite des Tisches zu. „Endlich können wir nach all den Jahren des blutigen Kampfes wieder Seite an Seite stehen und als Ganzes unseren Feinden widerstehen.“ Er zeigte auf die Diener. „Natürlich begrüße ich auch unsere werte Dienerschaft, die uns freundlicherweise von unseren geschätzten Freund Ilias zur Verfügung gestellt wurden.“ Ein Lachen ging durch den Raum. Dann deute Lupus auf Rayden. „Und natürlich begrüße ich auch unseren besonderen Ehrengast. Unseren sonnenlichtscheuen Rayden Lancaster.“ Ein böses Lächeln ging über seine Lippen.
„Was meint er damit Rayden?“, fragte Marie.
Der Angesprochene schwieg und legte die Stirn in Falten. Etwas war hier ganz und gar faul.
Marie machte sich auf den Weg in die Küche, doch Rayden hielt sie zurück. „Bleib bei mir, ich habe ein ungutes Gefühl.“
Lupus fuhr mit seiner Rede fort: „Und nun, meine Lieben, will ich zum Höhepunkt des Abends kommen.“
Alle im Raum klatschten, außer die Diener und Rayden.
„Nachdem wir selbst lange Zeit die Gejagten waren, werden wir uns nun selbst eine kleine Hatz gönnen.“
Ein Rumpeln und Klappern ging durch das Haus. Alle Fenster und Türen, die nach draußen führten wurden geöffnet und kalte Nachtluft strömte herein.
Lupus Augen verengten sich zu Schlitzen, als er zu den Dienern sah, sie sich ratlos ansahen. Plötzlich sprach er mit einer unnatürlich tiefen Stimme: „Lauf ihr rohes Fleisch, belustigt euren Herren.“
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen krümmte er sich. Seine Muskeln spannten sich und dehnten sich aus, bis die Kleidung, die er trug zu bersten begann. Sein Gesicht zog sich in die Länge und seine Beine krümmten sich, dass man die Sehnen und Knochen knacken hörte. Die Körperbehaarung des Mannes wuchs an allen Stellen seines Körpers und bedeckte ihn gänzlich mit schwarzem Fell. Nach und nach verlor er all seine menschlichen Züge.
Als die Transformation abgeschlossen war, trat aus dem Maul der Kreatur, die gerade noch ein Mensch gewesen war, ein wölfisches Geheul.
Panische Schreie gingen durch die Dienerschaft, die sogleich versuchte zu flüchten, als sich die Kreatur auf sie zu bewegte.
Rayden war wie erstarrt. Wie gebannt sah er der Bestie nach wie es einen der Diener ins Freie nachjagte.
Erst als sich auch die anderen Gäste am Tisch auf dieselbe Weise krümmten wie Lupus reagierte er.
Schnell packte er die verängstige Marie am Arm, zog sie mit sich und eilte mit ihr zur Tür. Doch kurz bevor sie die Tür erreichten, stellte sich einer der Gäste, der noch nicht ganz verwandelt war, ihnen in den Weg. Rayden stieß die Kreatur mit einem Tritt zurück und bahnte sich so den Weg nach draußen.
„Was… was war das?“, fragte Marie ängstlich und versuchte mit Rayden Schritt zu halten.
Von weitem waren panische Schreie zu hören.
„Ich weiß es nicht genau, aber ich tippe auf Werwölfe.“
Beide näherten sich Raydens Pferd was immer noch ängstlich an den Zügeln riss.
„Schnell steig auf.“, meinte Rayden und half Marie auf den Sattel.
„Vorsicht hinter dir!“, schrie sie und zeigte über seine Schulter.
Ruckartig drehte er sich um und sah einen der Werwölfe auf ihn zu rennen.
Schnell zog er sein Schwert aus der Scheide und richtete es auf die haarige Bestie, die kurz vor ihm zum Stehen kam.
„Also dumm sind sie nicht, auch wenn sie sich verwandelt haben.“, meinte Rayden und wich Schritt für Schritt zurück um die festgebunden Zügel zu erreichen.
Der Werwolf knurrte bedrohlich und fletschte die Zähne. Rayden erreichte die Zügel und band sie mit einer Hand los, ohne den Gegner aus den Augen zu lassen.
Der Werwolf kam näher und Rayden schlug nach ihm.
„Los reite davon!“, befahl Rayden, doch Marie die das Pferd versuchte zu beruhigen, schüttelte den Kopf. „Und was ist mit dir? Ich kann doch nicht ohne dich weg.“
„Ich komm schon klar.“, meinte er und drängte die Kreatur weiter zurück, die sich das jedoch nicht gefallen ließ und sich auf Rayden stürzte.
Marie stieß einen entsetzten Schrei aus.
Rayden wich dem Angriff jedoch aus und versenkte sein Schwert in der Flanke des Werwolfs, der aufjaulte und zusammenbrach. Der Vampir wollte jedoch sichergehen, dass sich die Kreatur nicht wieder erholte und trennte den Kopf von dessen Rumpf. Er wusste nicht viel über die Fähigkeiten von Werwölfen, aber er wollte sicher gehen.
Dann schwang er sich ebenfalls auf den Rücken des Pferdes und trieb das unruhige Tier mit den Hacken an. Noch einmal sah er zurück und sah weitere Werwölfe aus dem Haus strömen.
Wolfsgeheul und Schreie durchbrachen die Stille der Nacht, als das Ross im schnellen Ritt durch den Wald preschte.
Marie saß hinter Rayden und klammerte sich an ihn. „Werwölfe? Aber ich dachte die gibt’s nur im Märchen!“
Rayden musste kurz lachen. „Wenn du wüsstest…“
Ein Heulen ertönte, welches nicht fern war. Dunkle Schatten huschten durch das Baumdickicht am Wegesrand. Rayden trieb das Pferd weiter an.
Nach kurzer Strecke sah sich Marie um und sagte erleichtert: „Scheinbar haben wir sie abgehängt.“
Plötzlich brach aus dem Gebüsch vor ihnen ein großer Werwolf hervor und stellte sich auf den Hinterbeinen vor das Pferd. Dieses scheute und hieb mit den Hufen nach dem Untier. Der Werwolf zeigte sich davon unbeeindruckt und grub seine Krallen und Zähne in das Fleisch des Tieres.
Von der Seite kam ein weiterer herbei gesprungen und prallte gegen das Reittier, welches samt Reiter und Angreifer zur Seite fiel und eine Böschung hinabrutschte.