Sorry, dass ihr mal wieder so lange warten musstet
@all: Danke für das Lob und natürlich auch für die Verbesserungsvorschläge! ^^
@Pan: Ich habe deinen Rat befolgt und bin im folgenden Teil mehr auf Raydens Gefühle eingegangen. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist. Freu mich auf einen Kommi dazu

Zu Aurons Gefühlswelt werde ich allerdings erst später kommen. Etwas Geduld noch ^^
@Toffel: Wie ich zu Nerissa gekommen bin, weiß ich nicht mehr so genau. War bestimmt ein Mix aus vielen Aspekten.
Bei den Kampfszenen gebe ich mir immer besonders Mühe, damit sie nicht zu eintönig und gleich werden und das ist verdammt schwer

Übrigens ist noir ein wirklich toller Anime, auch wenn ich nicht alle Folgen gesehen habe.
@Lili: *freu* eine neue Leserin ^^ was aus Marie und Rayden wird... wer weiß?!

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Kapitel 12: In der Dunkelheit
Rayden hörte Stimmen. Erst weit entfernt, doch dann immer lauter. Etwas zog an ihm. Sein Körper schmerzte.
Dann wurden die Stimmen deutlicher:
„Das gehört mir!“
„Was denkst du dir dabei? Lass den armen Jungen gehen.“
„Ach, was siehst du nicht die Wunden? Den hat’s erwischt. Der brauch das nicht mehr.“
Wieder riss und zerrte etwas an ihm. Mühsam versuchte er die Augen aufzuschlagen.
Als es ihm gelang, hörte er einen erschreckten Schrei. „Um Himmelwillen, der is ja noch lebig!“
Er versuchte sich umzusehen, doch vor seinen Augen tanzte alles. Erst nach kurzer Zeit konnte er wieder klar sehen.
Neben ihm saß ein älterer Herr, der noch halb an Raydens Mantel hing. Anscheinend hatte er vorgehabt ihm das Kleidungsstück zu stehlen.
„Das ist meiner!“, brachte Rayden gequält hervor.
Der Mann, der von der Auferstehung des jungen Mannes immer noch schockiert schien, ließ den Mantel sprachlos fallen.
„Danke!“, meinte Rayden und versuchte sich aufzustützen. Eine Welle des Schmerzes durchfuhr seinen Körper und ließ ihn noch einmal zurück sinken. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste er sich an den Kopf, zog die Hand aber gleich zurück, als er etwas Feuchtes spürte. Rotes Blut klebte daran. Anscheinend war er nach dem Fall sehr ungünstig aufgekommen.
Er sah an sich herab. Große Löcher und Blutflecken befanden sich da, wo die Kugeln ein und ausgetreten waren.
Plötzlich hörte er ein Wimmern und erst jetzt realisierte er wo er war.
Neben einer zitternden Frau, die zu seiner linken saß, befanden sich noch mehr Leute im Raum, der nur sehr spärlich beleuchtet war. Rayden schätzte, dass es wohl etwa dreißig Personen waren, die ihn da umringten. Viele von ihnen sahen kränklich und zermürbt aus.
Wie lange waren sie wohl schon hier unten?
Rayden wollte aufstehen, doch dann bemerkte er, dass seine Füße nackt waren.
Er warf einen wütenden Blick zu dem Mann, der ihm auch seinen Mantel rauben wollte. Dieser holte sie widerwillig hinter dem Rücken hervor und übergab sie Rayden.
Derweil setzten seine Mitstreiter ihren Weg in das Innere des Gebäudes fort. Immer wieder trafen sie auf sterbliche Wachen, die mutig genug waren sich ihnen in den Weg zu stellen. Jean packte einen von ihnen am Hals und rammte ihn gegen die Wand, dass seine Knochen knackten.
„Wo sind die verschwunden Menschen und was macht ihr mit ihnen?“, fragte er energisch.
Der Mann röchelte. „Das werde ich dir nicht verraten, du…“, Jeans Griff verstärkte sich.
„Ich wiederhole mich nicht gerne.“, meinte er gereizt.
Die Wache schien zu überlegen, welches Schicksal das bessere sei. Hier und jetzt zu sterben, oder später durch die Hand seines Meisters.
„Einige sind unten im Kellergewölbe.“, brachte er hervor.
„Und der Rest?“
„Weg.“
Jean zeigte die Zähne. „Wie meinst du das? Wo sind sie hin?“
„Das weiß ich nicht. Die Auslieferung übernimmt immer Meister Claudel.“
Jean wusste, dass damit Ilias rechte Hand André gemeint war.
„Gibt es nichts weiter? Informationen wohin er sie gebracht hat?“, fragte Jean weiter.
Die Wache rang nach Luft. „Meister Claudel hat Privatgemächer im obersten Stock. Vielleicht da…“
Jean befreite die Wache von seinem Griff, jedoch nur um auszuholen und ihm einen kraftvollen Schlag zu verpassen. Die Wache rutschte bewusstlos die Wand hinab.
„Danke, das wäre geklärt.“, meinte Jean erfreut und ging zu Auron und Nerissa die gerade eine Handvoll weiterer Wächter zur Strecke gebracht hatten.
„Ich schlage vor wir trennen uns. Ich gehe runter und ihr seht euch oben mal um.“
Auron klopfte ihm auf die Schulter. „Pass auf dich auf.“
Hufe klapperten über das Pflaster der Straßen. Drei Pferde trugen ihre Reiter im schnellen Galopp ihrem Ziel entgegen. André Claudel war der Vorderste und ließ sein Pferd seine Wut durch seine Sporen spüren.
Er hatte seinen Auftrag erledigt. Er hatte die Seherin für ihren Verrat gerichtet und damit den Wunsch seines Meisters erfüllt.
Seine Finger verkrampften sich in den Zügeln. Er dachte an die drei unerwünschten Besucher, die Lydias Tod zu verantworten hatten und schwor ihnen blutige Rache.
Rayden hatte es derweil geschafft sich aufzurichten und den Raum zu untersuchen.
Es gab, sah man von der Röhrenöffnung ab, nur einen Ein- und Ausgang und das war eine massive Stahltür. Ansonsten war der Raum eng und auf Grund der Menschen, die sich darin befanden, extrem stickig. Die Sterblichen wurden hier wie Tiere gehalten. Durch das Rohr warf man ihnen Essen zu, Wasser mussten sie sich von einem winzigen Rinnsal an der Wand auffangen und ihre Notdurft sollten sie in Eimern verrichten, die selten abgeholt wurden. Verzweiflung war ihnen ins Gesicht geschrieben und seine Anwesenheit schien sie auch nicht zu beruhigen.
Sie hielten Abstand zu ihm, verständlich, denn wer hatte jemals solche Verletzungen überstanden? Rayden hielt sich die schmerzende Schulter. Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, tat jedoch noch höllisch weh.
Der junge Vampir schleppte sich mühsam quer durch den Raum zur Tür und sah sie sich genauer an. Zu seinem Unglück hatte sie kein Schloss, was er hätte knacken können.
„Keine Chance. Ist von außen verriegelt.“, sagte eine schwache Stimme zu seiner Rechten.
Rayden wandte sich um und sah einen alten faltigen Mann in der Ecke sitzen. Der Vampir stutzte. „Alter, bis du das?“
Der alte Mann sah in aus glasigen Augen heraus an. „Der kleine Engländer, bist du das Ray?“
Rayden trat näher. „Ich wusste, dass ich diese Falten kenne! Du siehst echt nicht gut aus.“
Der Alte hob zittrig seine Hände und tätschelte Raydens Arme. „Du lebst! Ich glaub das nicht. Hätte dich auch fast nicht erkannt, so adrett wie du aussiehst.“
Dem jungen Vampir tat es weh anzusehen wie hilflos der einst stolze Gildenmeister war.
Plötzlich fing der Alte an zu wimmern. „Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, weil ich dich verraten hatte, aber ich hatte keine andere Wahl.“ Er lächelte, dabei zeigte sich, dass er keinen Zahn mehr im Mund hatte. „Aber zum Glück ist dir nichts passiert.“
Rayden wollte schon fast widersprechen, aber ließ es dann doch lieber.
Der Alte sprach weiter: „So viele sind gekommen und gegangen, aber mich haben sie nicht geholt. Bin ihnen wohl zu alt, wer weiß. Aber ich will nicht in diesem Loch sterben.“ Er krallte sich in den Mantel des Jungen. „Hilf mir!“
Rayden befreite sich von seinem Griff und stand auf. „Ich werde mein Möglichstes tun.“
Er ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Es musste doch einen Ausweg geben!
Plötzlich wurde sein Blick von Etwas magisch angezogen.
Der Mann, der ihn vorhin den Mantel stehlen wollte, fuhr sich mit etwas durch die wenigen Haare, die er auf dem Kopf hatte. Bei genauerem hinsehen war es ein Kamm, ein goldener Kamm.
„Das kann nicht sein.“ Rayden rannte auf den Mann zu und packte ihn am Handgelenk. „Woher hast du den, du elender Gauner?“
„Was sollen diese Anschuldigungen? Das ist meiner.“, behauptete der Mann, doch Rayden glaubte ihm kein Wort und drückte zu.
Der Mann schrie vor Schmerz und ließ den Kamm fallen.
Rayden nahm ihn auf und hielt ihn den Dieb vor das Gesicht. „Dieser Kamm gehört einer jungen Frau mit roten Haaren. Ich habe ihn ihr selbst geschenkt, also woher hast du ihn?“
„Sie war hier.“, jappste der Angesprochene. „Sie haben sie erst gestern mit einigen anderen geholt. Bei dem Trubel hat sie ihn fallen lassen.“
Rayden warf den Mann zur Seite und rammte wutentbrannt seine Faust in die Wand, in der sich augenblicklich ein paar Risse bildeten.
„Verdammt!“, schrie er und alle im Raum, soweit sie es noch nicht taten, sahen ihn an.
„Verdammt!“, wieder wurde die Wand Opfer seiner blinden Wut.
Rayden war innerlich zerrissen. Auf der einen Seite war er froh, dass Marie wahrscheinlich doch noch am Leben war, auf der anderen Seite schmerzte es ihn unendlich, dass sie wegen ihm so lange Zeit in diesem Loch leiden musste.
„Das hast du nicht verdient.“, presste er unter zusammengebissenen Zähnen hervor.
In seinem Kopf erschienen Bilder, die er lange versucht hatte zu verdrängen. Er erinnerte sich daran wie sie ihn angelächelt hatte und wie sie friedlich neben ihm eingeschlafen war, ihr Atem auf seiner Haut. Dann kamen die Erinnerungen an die Nacht, als er zum Vampir wurde - ihr entsetztes Gesicht als sie André sah und wie sie ohnmächtig zu Boden sank.
Tränen der Verzweiflung schossen ihm in die Augen, doch er kämpfte sie nieder.
Er blickte zur Tür. Nur ein einziger Gedanke beherrschte sein Denken: Er musste hier heraus und sie finden, falls sie noch lebte. Dabei war ihm die Tür allerdings im Weg. Also nahm er Anlauf und rannte auf sie zu. Mit voller Wucht schmiss er sich mit der Schulter voran gegen das harte Metall.
Sterne tanzten vor seinen Augen, als er wieder zur Besinnung kam. Die Tür war immer noch da. Sie hatte lediglich eine Beule abbekommen und etwas Blut von Raydens bereits lädierter Schulter.
Der junge Vampir setzte sich mit dem Rücken zu ihr und begann apathisch mit dem Kopf an sie zu klopfen.
Alle im Raum betrachteten ihn sprachlos. Als Rayden dies bemerkte, hielt er inne und schloss die Augen.