Vielen lieben Dank für die Kommis und hallo der neuen Leserschaft *g* ^^
Dieser Teil ist diesmal etwas länger geworden, wünsch euch viel Spaß beim Lesen!
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Kapitel 9: Begegnung in der Nacht
Die nächsten Nächte verbrachten die beiden Vampire größtenteils unterhalb der Bibliothek, wo Auron seinen neuen Schützling Rayden weiter in die Geheimnisse des Vampirdaseins einweihte. Die trockne Theorie und das schmökern in alten Schriften begann den jungen Vampir jedoch sehr schnell zu langweilen, so dass er kaum mitbekam, was ihm sein Lehrer beibringen wollte. Er wollte seine Kräfte lieber draußen selbst erproben. So waren die allnächtlichen Ausflüge um etwas zu trinken eine willkommene Abwechslung, der Rayden stets ungeduldig entgegen sah. Meist waren die Opfer Bettler, oder Passanten, die sich nachts allein auf die Straße wagten. Schnell lernte Rayden auch seinen Durst zu kontrollieren und zu spüren wann der Blutverlust für sein Opfer kritisch wurde. Auf sein Bitten, ihn allein auf Jagd gehen zu lassen, ging Auron jedoch gar nicht erst ein. Er wollte weiterhin auf seinen Schützling ein Auge werfen, was Rayden gar nicht gefiel. Auch über die Vorfälle im Gasthaus und die seltsamen Schriften verlor der Alte kein einziges Wort.
Eines Nachts, kurz nach dem Erwachen sah Rayden wie sich sein Schöpfer den Mantel anzog und die Schriften aus dem Zylinder in seine Tasche steckte.
„Wo willst du hin? Gehst du auf die Jagd?“, fragte Rayden, da er es eigentlich nicht gewohnt war, dass Auron so kurz nach Sonnenuntergang die Bibliothek verließ.
„Nein, ich muss etwas erledigen. Es wird etwas Zeit in Anspruch nehmen. Erwarte mich also erst in etwa drei bis vier Nächten zurück.“, gab dieser zur Antwort.
Empört sprang Rayden auf die Beine. „Drei Nächte?! Das ist lang! Soll ich so lange hier im Keller vergammeln?“
„Du hast es erfasst. Du wirst dieses Gewölbe nicht ohne mich verlassen, hast du verstanden? Verhungern wirst du nicht, dafür hab ich gesorgt.“ Er zeigte auf eine Schüssel auf seinem Schreibtisch. „Darin liegen drei Schafsblasen in warmen Wasser gefüllt mit Blut. Sorge dafür, dass sie warm gehalten werden, dann müssten sie reichen.“
Angewidert blickte Rayden in die Schüssel. „Ieeh, totes Blut. Und das soll ich trinken? Abgesehen davon das ich mich zu Tode langweilen werde...“
„Hier gibt es genügend Bücher mit denen du dir die Zeit vertreiben kannst.“
Rayden machte daraufhin eine Geste, als müsse er sich gleich übergeben. „Ich bin allergisch gegen Bücher. Wo willst du überhaupt hin?“
„Ich werden dem Rat der Ahnen persönlich über die Vorkommnisse in Paris Bericht erstatten und mit ihnen beraten was jetzt zu tun ist.“
Rayden zog eine Augenbraue hoch. „Wem?!“
„Den Rat der Ahnen. Ich erzählte dir von ihnen, als ich dich über das System der Vampire aufklärte.“
Rayden sah zur Decke. „Da muss ich wohl geschlafen haben.“ Ein breites Grinsen machte sich über seinem Gesicht breit, als er sah wie sich Zorn in Aurons Gesichtszügen bemerkbar machte.
„Kurz gesagt, die Ahnen bestehen aus den ältesten Vampiren, die die Maskerade vertreten. Und ich bin stolz einer von ihnen zu sein.“
„Jaja, dann viel Spaß.“, meinte Rayden bockig, während er sich auf dem Bett ausbreitete.
„Und vergiss nicht...“, fing Auron an. „...lass die Hände von der Tür, ich weiß. Langsam glaub ich wirklich du hast da eine Leiche gebunkert.“, beendete Rayden genervt.
„Nein, aber gefährliche Sachen, die nicht in die Hände von kleinen Welpen gehören.“, gab Auron zurück, wobei er sich anstrengen musste seine gewohnte ernsthafte Miene zu bewahren.
Daraufhin verließ Auron das Zimmer und ließ einen gelangweilten Rayden zurück.
Die Zeit vertrieb sich Rayden damit die Decke anzustarren und immer wieder einen Schluck des ekligen lauwarmen Blutes zu trinken. Fast wäre er sogar auf die Idee gekommen, wirklich ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen, aber wirklich nur fast. Kurz rüttelte er an der Tür, natürlich nur um nachzusehen, ob sie auch wirklich verschlossen sei und das war sie natürlich.
Es war etwa die zweite Nacht nach Aurons Abreise, da musst Rayden feststellen, dass der Vorrat an Blut bereits aufgebraucht war. Es dauerte nicht lange, da machte sich das Verlangen nach Blut bei ihm bemerkbar.
Zögerlich stand er vor der Tür und rang mit seinem Gewissen. Was konnte schon passieren? Er konnte mittlerweile selbst auf sich aufpassen und Auron würde es nie erfahren. Außerdem war er es Leid nur rumzuliegen. Ein Streifzug durch die Nacht würde ihm sicher gut tun. So entschloss er sich den Schritt zu wagen und öffnete die Tür.
Sobald er draußen stand und die kalte Nachtluft in sich aufsog, fühlte er sich zum ersten Mal seit seiner Verwandlung wieder frei und unabhängig.
Während er die Nacht durchstreifte sah er sich nach einem geeigneten Opfer um. Dabei fühlte er sich wie ein kleiner Junge an seinem ersten Schultag. Zum ersten mal nicht unter der Obhut der schützenden Eltern und mit neuen Herausforderungen vor sich.
Rayden begab sich in ein Gebiet in dem er schon öfters mit Auron gejagt hatte, dann versuchte er sich daran zu erinnern, was ihm sein Schöpfer über die Jagd beigebracht hatte. „Suche ein geeignetes Opfer. Achte darauf, dass es allein ist und versuche nicht gesehen zu werden. Warte auf den richtigen Moment und greif schnell und lautlos zu.“, flüsterte er vor sich hin und imitierte dabei Aurons Stimme.
Schnell war das passende Opfer gefunden. In einer dunklen Straße, in der keine Kerze die Fenster von Innen beleuchtete, kreuzte er den Weg einer in Lumpen gekleideten Frau, welche wahrscheinlich von ihrem harten Arbeitstag auf dem Weg nach Hause war. Ihr Gang war schleppend und ihre Statur gebeugt, weil sie einen schweren Sack auf ihren Rücken mit sich trug. Sie war sichtlich erschöpft, also wahrscheinlich eine leichte Beute, dachte sich Rayden und kehrte um, um ihr unauffällig zu folgen, unwissend, dass er nicht der einzige war, der ein Auge auf die Frau geworfen hatte.
Rayden verfolgte die Frau ein ganzes Stück. Glücklicherweise schien sie dies nicht zu bemerken. An einer Straßenecke, wo eine kleine Gasse, wahrscheinlich der Eingang in einen Hinterhof, in die Straße mündete, blieb die Frau plötzlich stehen um ihren Sack abzustellen und einen Moment zu verschnaufen.
Rayden zögerte nicht lange und nutzte diese günstige Gelegenheit. Blitzschnell näherte er sich ihr, umklammerte sie mit seinem Arm und legte eine Hand auf ihren Mund, damit sie nicht schreien konnte. Dann zog er sie in die Gasse. Die Frau wehrte sich so gut sie konnte. Rayden hatte große Mühe ihren Kopf so zu beugen, dass er an ihren Hals kam. Nach kurzen Ringen versenkte er seine spitzen Reißzähne in ihr Fleisch. Ein erstickter Schrei ertönte unter seiner Hand, die immer noch fest auf ihren Mund gepresst war.
Langsam erschlaffte ihr Körper und Rayden dachte sie hätte bereits das Bewusstsein verloren, also ließ er etwas lockerer um sich ganz auf das Trinken konzentrieren zu können. Ein schlimmer Fehler wie sich herausstellte. Als die Frau spürte wie sich sein Griff lockerte, brachte sie alle Kraft auf um sich loszureißen. Verängstigt und mit blutender Wunde am Hals rannte sie los, der Straße entgegen. Rayden, der seinen Fehler erkannt hatte, spurtete ihr hinterher.
Die Frau kam jedoch nicht weit, auch für einen Hilfeschrei reichte es nicht. Noch bevor sie die Straße erreicht hatte, wurde sie am Kopf gepackt und ihr Mund zugedrückt.
Rayden blieb stehen, als er die Gestalt sah, welche die Frau allein mit einer Hand festhielt und wenige Zentimeter über den Boden zappeln ließ.
Es war ein Mann mit ziemlich blassen Teint, dessen zerschlissene Kleider schludrig an seinem dürren Körper hingen. Mit einem fiesen Grinsen entblößte er seine scharfen Eckzähne, welche keinen Zweifel daran ließen, dass es sich hierbei um einen Vampir handelte.
„Tztztz, so was macht man doch nicht. Wenn du mich schon um meine Beute bringst, kannst du sie doch nicht einfach so verkommen lassen. Ist doch schade drum.“, sagte er mit kratziger Stimme, während er die Frau betrachtete.
Rayden wusste nicht was er sagen sollte, aber er hatte kein gutes Gefühl bei diesem Vampir.
„Hat dir dein unfähiger Schöpfer nicht beigebracht wie man richtig jagt?“, der Fremde überlegte kurz. „Oder bist du vielleicht einer dieser streunenden Hunde, die ohne Erlaubnis erschaffen und nach ihrer Umwandlung in Stich gelassen wurden? Wenn das der Fall wäre müsste ich dich leider töten, denn dann bist du nicht mehr wert als eine Ratte aus der Gosse...“
Rayden keuchte. „Hey, mach mal langsam. Ich wusste nicht, dass du sie schon verfolgt hast, jetzt kannst du sie ja gerne haben und nein, ich habe einen Schöpfer, der mich unterrichtet.“, verteidigte er sich.
Der Fremde schnaubte. „Und wo ist dann bitte dein Schöpfer, dünnblütiger Welpe? Ich sehe ihn nicht! Und was die Frau angeht, jetzt wo du sie bereits von ihr getrunken hast, hab ich kein Interesse mehr an ihr.“ Mit einer kurzen, aber heftigen Bewegung zur Seite brach er der Frau das Genick. Desinteressiert ließ er sie fallen.
Rayden war schockiert. Wie gleichgültig dieser Typ das Leben der Frau ausgelöscht hatte. Was würde er dann erst mit ihm tun?
Sein Gegenüber lachte laut auf. „Ich rieche Angst und Verwirrung an dir, Kleiner. Du scheinst noch nicht lange unter uns zu weilen, wenn du so unvorsichtig bist.“ Er zog einen rostigen Säbel aus einer Scheide, welche er unter seinem weiten Hemd trug. „Ich werde dir den Gefallen tun und dir einen schnellen endgültigen Tod bescheren.“
Rayden machte ein paar Schritte zurück. Damit hatte er nicht gerechnet. Er selbst trug unvorsichtigerweise keine Waffen bei sich. Er warf einen Blick nach hinten. Die schmale Gasse, in welcher er stand, führte in einen kleinen Hinterhof. Kein guter Fluchtweg, da es der einzige Zugang zu sein schien. Verzweifelt sah er sich um, während der übelgelaunte Vampir immer näher kam und zum Angriff ausholte. Der erste Schlag ging ins Leere, da Rayden ihm mit einem gekonnten Sprung auswich. Der Zweite, der jedoch ziemlich schnell und überraschend kam, verletzte ihm am Arm. Sein Kontrahent holte zum dritten und vielleicht tödlichen Schlag aus, als plötzlich ein Schuss ertönte.