Sodelle
Hat zwar etwas gedauert, aber dafür ist es auch ein recht langes Kapitel geworden.
Tyrande hat mich bei ihrem Kommi auf etwas hingewiesen, was ich eigentlich schon viel früher hätte sagen sollen, aber ich hab das total vergessen.
Also ab hier gilt Shonen-Ai Warnung
So und nun viel Spaß mit dem Kapitel
@amyschn
erstmal danke fürs Fehlerraussuchen!!!!
Die Prüfung war ganz okay, ne 2,5 hab mich zwar zu Tode gelernt, aber hauptsache es ist rum!
Echt deine Mutter hat es auch so gemacht *g* ist ja lustig. Das war bei mir wohl eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Ja der Deutschlehrer… ich wird nächstes Jahr wieder durchdrehen *lol*
Man bin ich froh, dass der Teil so gut ankam, ich hab ihn so oft korrigiert und an ihm gezweifelt. Das mein Geschreibsel auch noch authentisch wirkt macht mich ja richtig glücklich, natürlich will ich das es so wirkt und das die Handlungen der Charas nachvollziehbar sind, aber es dann auch so rüber zu bringen erfordert dann immer wieder einiges an Korrekturen *g*.
Und das dir die Erklärung gefallen hat… da fällt mir ein Stein vom Herzen.
Tausend dank für deinen Kommi!
@Westlighst13
ja das frag ich mich auch manchmal

aber eigentlich weiß ich es ja…
Mit der Ruhe wird’s etwas problematisch befürchte ich
Aber du weißt ja, das ich die Charas gerne etwas leiden lasse
@Tiara
*erleichtertist* schön das auch für dich die Erklärung glaubhaft wirkte. Natürlich hab ich mir da was überlegt *g* sonst wäre ich viel zu unsicher beim Schreiben, es war aber ein ziemlicher Akt bis ich die Erklärung vernünftig formuliert hatte und dann war sie mir zu kurz *seufz* aber es ist denke ich okay so wie es ist.
Mit der Tiefe auf die Charas bezogen geb ich mir auch sehr viel Mühe und es ist schön zu hören, wenn das auch sichtbar wird!
*g* was Sash betrifft ist sich Frederic eben noch etwas unsicher (ändert sich aber auch bald)
aber so hab ich ne vernünftige Basis für die Beiden.
Das mit den Empathen kommt *überleg* bald… aber auf die Schule bezogen versuch es früher einzubringen.
Auch dir ganz lieben Dank für den Kommi
@Laila86
*g* das macht doch nichts, hauptsache du liest überhaupt noch mit
freut mich dass dir der Teil gefallen hat und dass du die Beiden langsam magst
@Yuuki
oh wie schön, du bist im Urlaub! Umso mehr freue ich mich, dass du mir einen Kommi schreibst.
Hm, ich weiß mein Passwort auch nicht mehr sicher *lol*
Schön, dass auch du die Erklärung überzeugend fandest! Ich bin echt erleichtert.
*g* auf Frederics Vater werde ich natürlich auch noch eingehen, und ja sein Beruf bzw. sein Projekt hat etwas mit der Entführung zu tun

Bis jetzt ist Sash für Frederic ja nur noch ein weiterer Punkt in seinem geistigen Chaos aber das ändert sich auch bald.
Ich hab das Gefühl ich schrieb zu oft „bald“ *g*
Auch dir ganz lieben Dank für den Kommi aus dem Urlaub!!!
@Tyrande
*g* solche Phasen hab ich auch des Öfteren, schön das du trotzdem schreibst!
Und es freut mich natürlich wenn dich das Kapitel überzeugen konnte!
Kapitel 5
Eine der samtigen blonden Strähnen löste sich in Zeitlupentempo aus dem lockeren Zopf und fiel mit einer anmutigen Bewegung nach vorne. Kurz wurden die blauen, so kühl dreinblickenden Augen verdeckt, dann schob eine große, schlanke Hand den Störenfried hinter das linke Ohr.
Frederic war immer noch etwas perplex darüber, dass Sash sich überhaupt zu ihnen gesetzt hatte.
Nachdem die Besprechung der Straßenkids vorbei gewesen war, hatten sich die meisten in kleinen Grüppchen aufgemacht das Internat zu erkunden. Nur eine Person schien viel mehr gefallen daran gefunden zu haben ihn in die Unsicherheit zu stürzen. Die blauen Augen blitzten auf eine unverschämt süffisante Art und Weise und Frederic war überzeugt davon, dass es Sash Spaß machte, ihn so durcheinander zu bringen.
„Und geht’s dir besser, Kleiner?“ Etwas entrüstet registrierte Frederic die etwas spöttisch betonte Koseform.
Immerhin hatte das Auftauchen seines Retters bewirkt, dass sich seine Gedanken kurzweilig von der nächtlichen Angst lösen konnten, auch wenn in ihm die Cafésache nun erneut hoch kam und sein Gesicht von einer etwas peinlich berührten Röte überzogen wurde.
Ein kleines, irgendwie dreckig wirkendes Grinsen huschte kurz über Sashs Züge, dann hatte er sich wieder perfekt in der Gewalt und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Ja. Ich hab mich einfach etwas überanstrengt.“ Sein Gegenüber spielte geschickt mit der fast heruntergebrannten Zigarette in seiner Hand und nickte leicht.
„Und du hast unserem Frederic also das Leben gerettet.“ Silvia, die sich in den zwei Minuten, seit denen Sash an ihrem Tisch saß, nicht mehr zu Wort gemeldet hatte, blitzte ihn neugierig an, schlug ihren Ordner betont kraftvoll zu und signalisierte damit ihre volle Aufmerksamkeit.
„Tja, sieht ganz so aus, oder?“ Erneut trafen sich ihre Blicke und Frederic schluckte schwer. Warum faszinierte ihn Sash nur so?
Silvia nickte bestätigend. „Ich bin übrigens Silvia.“ Kurz deutete sie auf ihn.
„Seine Cousine.“ „Aha.“ Einen tiefen Zug seiner Zigarette inhalierend glitt der Blick seines Retters desinteressiert über Silvia und anschließend auch über Nick.
Unwillkürlich stieg in Frederic die Frage auf, wie man derartig gleichgültig schauen konnte. Und doch war es eben diese Kälte, die ihn reizte und nach deren Gelassenheit er sich sehnte.
Sie war Balsam für ihn, für das verzehrende Feuer der Nacht.
„Du gehst hier auf die Schule?“ Sashs Aufmerksamkeit lag erneut auf ihm.
„Ja, in die 13. Klasse.“ Die Reaktion bestand aus einem weiteren Nicken und einer kleinen feinen Rauchwolke. Sehr gesprächig schien Sash ja nicht zu sein.
„Und wie hat es dich hierher verschlagen?“ Gleichgültiges Schulterzucken.
„Essen, Schlafen, Geld.“ Frederic fühlte sich irgendwie etwas überfordert. Wie sollte man denn so ein sinnvolles Gespräch aufbauen? Er warf einen hilfesuchenden Blick in Silvias Richtung, bekam aber erstaunlicher Weise von Nick Unterstützung.
„Frederic, hast du dir Reli schon angeschaut?“ Verwirrt betrachtete Frederic seinen Klassenkamerad. Wie kam er denn jetzt auf die Religionshausaufgaben?
„Pass auf! Was ist dein Wunsch oder Traum für dieses Jahr?“ Erwartungsvoll schaute Nick ihn an.
Nachdenklich legte Frederic die Stirn in Falten und zog die Nase kraus.
Eigentlich eine Frage, die er leicht beantworten konnte.
„Hm, ich wünsche mir, mich endlich einmal richtig zu verlieben, endlich einen Menschen zu finden, der mich auch ohne Worte versteht und der…mit dem ich glücklich werden kann.“
Etwas verlegen blätterte er in seinem Heft.
„Ich weiß, dass das ziemlich kitschig ist.“ Aber es war nun mal sein Traum…
„Findest du das nicht etwas utopisch?“ Fragend sah er auf und schluckte sachte, als er dem irgendwie kälter gewordenem Blick von Sash begegnete.
„Was?“ Warum war er so kalt?
„An diese Art von Liebe zu glauben? Du glaubst an die Liebe deines Lebens, an das passende Gegenstück, das irgendwo in der Weltgeschichte umherirrt, das nur auf der Suche nach dir ist? Aber so etwas gibt es im wirklichen Leben nicht!“ Frederic musterte sein Gegenüber interessiert. Die Zigarette wurde gerade unsanft in den Aschenbecher, der auf dem Tisch stand, ausgedrückt, während die blauen Augen ihn überzeugt anblitzten und ganz plötzlich schien er auch mehr als einen Satz am Stück reden zu können.
„Und woher willst du das wissen?“ Ruhig hielt er dem Blick stand. Ein fast schon hartes Lächeln umspielte die edlen Züge von Sash.
„Weil ich sicherlich schon wesentlich mehr von der Welt gesehen habe, als ihr hier in eurem sicheren Internat. Da draußen ist im Moment kein Platz für Liebe und sonstige nette Gefühle. Da herrscht nur Hass, Kälte und Misstrauen. Keine Liebe…“
Mit einer fließenden Bewegung erhob sich sein Gegenüber.
„Wir sehen uns, Kleiner.“ Damit drehte er sich um und schlenderte gemächlich auf den Internatseingang zu.
Zurück blieb ein etwas verunsicherter junger Mann.
Diese Bitterkeit in Sashs Worten, die verstärkte Kälte… vielleicht hatte er ja recht. Sie lebten hier sicher und gut versorgt und durften in die Schule gehen, aber was war mit den Menschen, die in dem schrecklichen Chaos dort draußen leben mussten?
Wie viel Leid hatte er schon erfahren, im Gegensatz zu den Obdachlosen, die auf der Straße leben mussten?
Gab man seine Wünsche auf, wenn man in diesem Milieu leben musste?
Hörte man irgendwann auf zu träumen, weil es sich ohnehin nicht lohnte?
Am liebsten wäre er Sash nach gelaufen.
„Frederic?“ Silvia stupste ihn an und etwas erschrocken begab er sich zurück in die Realität.
„Ich glaub, ich geh etwas spazieren.“ Er klaubte seine Schulsachen zusammen und warf Silvia einen flehenden Blick zu.
„Okay ich nehme es mit. Kann ich nachher noch mal mit dir reden?“ Innerlich seufzend nickte der Angesprochene.
„Danke! Und Frederic“, fragend sah er auf, „interessanter Typ…“ Ein spitzbübisches Grinsen verzierte ihr Gesicht. Unweigerlich glitt Frederics Blick in Richtung des Internatsgebäudes. Irgendwie hatte er kein gutes Gefühl.
Frederic schlenderte in Richtung See. Ein kleiner Ort der Ruhe, der Beständigkeit, wo er sich am Liebsten aufhielt. Irgendwie hatte das Wasser eine beruhigende Wirkung auf seine aufgewühlten Gedanken.
Er lief einen kleinen, fein säuberlichen Kiesweg entlang, an beiden Seiten erstreckte sich die riesige Wiese, die hier wild und hoch wachsen durfte und so etwas sehr natürliches verströmte. Zwischen den hohen Gräsern fanden sich auch einige Butterblumen und andere farbige Tupfer, die das ganze Bild zu einer Augenweide werden ließen.
Er hatte einfach ein Faible für die Natur, besonders für Kräuter und allgemeine Pflanzen. Und so hatte er es vor zwei Jahren auch geschafft Fred ein kleines Stückchen seines Gartens abzuschwatzen, wo er sich mit der Zeit einen kleinen, aber feinen Kräutergarten eingerichtet hatte.
Sein Heiligtum.
Schwermütig passierte er einige wenige Olivenbäume. Die knorrigen, alten Bäume reckten sich unterwürfig der Sonne entgegen und doch verströmten sie etwas sehr majestätisches. Ihr Alter machte sie zu Zeugen der Zeit und ihre Früchte waren kleine Delikatessen.
Doch heute konnte er sich nicht so recht auf das Spiel der Natur einlassen.
Wieso musste eigentlich immer alles auf einmal kommen?
Immerhin würde er sogar ein kleines Fleckchen in dem Gewächshaus für seine Pflanzen bekommen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über das immer etwas blasse Gesicht.
Ein zarter Wind umspielte die Halme der Gräser und machte sich einen Spaß daraus seine Haare aufzuwirbeln. Frederic warf einen Blick in den klaren blauen Himmel…
genau wie diese Augen…
Es wurde Sommer.
Er hatte die duftende Wiese durchquert und war an dem kleinen Badesee angekommen. Ein paar Enten tummelten sich auf der glatten Oberfläche und erleichtert entdeckte Frederic auch die fünf kleinen Küken, die ihre ersten ungelenken Schwimmversuche unternahmen.
Vorsichtig setzte sich der junge Mann auf den kleinen Holzsteg, schlüpfte aus Schuhen und Strümpfen, um die Beine dann mit entspannt geschlossenen Augen in das Kühle Nass hinabsinken zu lassen.
Ruhe… so himmlische Ruhe…
Wann hatte er diese schon, außer hier? Nachher würde Silvia ihn wieder mit irgendwelchen Problemen beschäftigen, dann gab es noch irgendwann Abendessen und dann würde garantiert noch Mattes bei ihm aufkreuzen und mit ihm über den Tag reden…
Wann durfte er denn einfach mal für sich alleine sein?
Und warum wollten immer alle etwas von ihm?
Es zerrte an seinen Nerven, besonders heute… besonders heute…
Diesen Traum … Erneut hatte er es gefühlt, dieses Gefühl, das er nicht beschreiben konnte, das sein Herz zusammenkrampfte und das ihm Angst machte.
Mehr als Angst.
Wie sollte er das ein weiteres Mal ertragen können?
Er wusste es nicht…
Und um ihn herum geschah gerade soviel, dass er einfach nicht dazu kam darüber nachzudenken. Das ausgerechnet Sash hier aufgetaucht war sorgte für noch mehr Verwirrung. Die Vorstellung, dass der gutaussehende junge Mann für einige Zeit hier wohnen würde, hatte etwas verlockendes an sich, aber auf der anderen Seite bedeutete es ein weiteres Problem in seinem geistlichen Durcheinander.
Ein Lichtblick war, dass Caspar morgen zurückkommen würde.
Erneut musste er an Sashs Worte denken. War es wirklich eine utopische Wunschvorstellung an die Liebe zu glauben?
„Hier bist du.“ Wieso? Wieso nicht einmal zehn Minuten Ruhe?
„Ich bin gleich wieder weg, nur keine Sorge.“ Mattes Stimme klang etwas angesäuert, aber Frederic hatte im Moment wenig Lust darauf zu achten, was er ausstrahlte.
„Stimmt es, dass dein so genannter Retter bei den Straßenkids dabei ist?“ Der junge Mann nickte stumm und sah auf den See hinaus. Die Entenfamilie steuerte auf das andere Ufer zu, seit Mattes aufgetaucht war.
„Und ist alles okay bei dir?“ Die Antwort war die gleiche wie davor und sein Mentor seufzte hinter ihm.
„Komm schon, Frederic, was ist los?“ Verzweifelt schloss er die Augen, verkrampfte seine Hände zu Fäusten und wünschte sich einfach nur alleine zu sein. Er wollte nicht darüber reden! Es machte ihm selbst so viel Angst, da musste er nicht noch andere mit hineinziehen, aber Mattes würde nicht locker lassen, bis er wissen würde, was er wissen wollte und das machte ihn selbst einfach so hilflos…
Frederic drehte sich zu seinem Lehrer um, sah ihm kurz in die grünen Augen und konzentrierte seinen Blick auf einen imaginären Punkt hinter ihm.
„Ich, ich hab wieder geträumt…“ Er hörte Mattes scharf einatmen, dann wurde er einfach in seine Arme gezogen und spürte eine angenehme Hand, die ihm durch das Haar strich.
Das war fast zuviel für Frederic. Nur mit großer Mühe gelang es ihm die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken.
„Es, es war so… so stark… Gott, Mattes ich hab Angst…“ Haltlos klammerte er sich an den älteren Mann und driftete doch völlig alleine und auf sich selbst gestellt anderen Sphären entgegen. Kein Mensch der Welt konnte ihn vor sich selbst beschützen und kein Mensch auf der Welt konnte ihm sagen, ob er tatsächlich bald sterben würde, oder nicht…
Mattes hielt ihn einfach fest, das Einzige, was ihm im Moment helfen konnte.
Irgendwann löste er sich aus der warmherzigen Umarmung und sah seinem Lehrer ins Gesicht. In dessen Augen las er tiefe Sorge und auch unterschwellig unterdrückte Furcht.
„Deine Hand…“ Frederic drehte verzweifelt den Kopf weg und nickte doch bestätigend auf die unausgesprochene Frage hin.
„Wir müssen uns was einfallen lassen.“ Mattes seufzte schwer. „Und deinen Vater ruf ich nachher am Besten auch an.“ Jetzt hatte er genau das erreicht, was er zu vermeiden versucht hatte. Alle würden es wissen, alle würden sich um ihn sorgen und seine Ruhe war dahin.
Stumm wandte er sich von seinem Lehrer ab, verfiel wieder in die stoische Betrachtung des Sees.
Hinter ihm raschelte Stoff.
„Ich lass dich jetzt alleine. Soll ich heute Abend noch mal vorbeischauen?“
Frederic zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
Würde das irgendetwas ändern?
Er saß noch lange an dem Steg. Suchte nach seiner eigenen Ausgewogenheit und versuchte etwas Klarheit zu erlangen.
Irgendwann erhob er sich schwerfällig, dachte müde an das bevorstehende Gespräch mit Silvia und machte sich auf den Weg zurück ins Internat.
Zurück ins Chaos.
Silvia saß auf seinem Bett. Den Blick traurig auf ihn geheftet, erzählte sie von dem kürzlichen Streit ihrer Väter. Irgendwie schien es in deren Beziehung Gang und Gebe zu sein, sich ständig zu streiten und mit Trennung zu drohen, um anschließend wieder eine megagute Phase zu erleben. Frederic fragte sich manchmal, ob das bei anderen homosexuellen Paaren auch so war. Glücklicherweise führten sein Vater und seine Stiefmutter eine sehr harmonische Ehe. Nun galt es jetzt erstmal seine Cousine zu trösten, die sich schluchzend an seine Brust warf und dort die nächsten zehn Minuten vor sich hinweinte. Interessanterweise beruhigte sie sich genauso schnell wie ihre Väter.
„Danke.“ Frederic seufzte leise und strich ihr eine der langen Haarsträhnen aus dem verweinten Gesicht.
Er hasste es, wenn es anderen Menschen schlecht ging. Er spürte, dank seiner besonderen Feinfühligkeit, all die Gefühle selbst viel zu stark. So konnte er sich zwar hervorragend in die Situation von Silvia hineinversetzen, aber es machte ihn auch hilflos und angreifbar.
Es war ein weiterer Stein, den er zu tragen hatte.
Müde lächelte er seine Cousine an.
„Schon okay. Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder. Du kennst die beiden doch.“
Er warf ihr ein ermutigendes Lächeln zu und sie reagierte mit einem zustimmenden Kopfnicken.
„Du hast Recht.“ Zufrieden las Frederic den Kampfgeist in den geröteten Augen.
„Das hab ich doch immer.“ Er erntete einen freundschaftlichen Knuff in die Seite und registrierte erleichtert, wie seine Cousine sich energisch in die Höhe stemmte und sich kampflustig zu ihm umdrehte.
„Ich werde sie jetzt anrufen und mit ihnen reden!“ Typisch seine Cousine, wenn man ihr die Situation klar gemacht hatte, gab es für die Schuldigen kein Erbarmen mehr.
„Ich drück dir die Daumen.“ Silvia warf ihm noch ein kleines Lächeln entgegen und verließ dann sein Zimmer.
Erschöpft ließ sich der junge Mann nach hinten fallen und schloss erstmal die Augen.
Silvias Probleme und Ängste waren wie ein bitterer Geschmack auf der Zunge, den er nicht loswurde. Müde setzte er sich auf und entschloss sich, noch einen Tee zu machen. Vielleicht würde der auch helfen seine Träume ihm Zaum zu halten.
Und so tapste er den Gang in Richtung der kleinen Küche entlang, mit den Gedanken weit fort an jenen dunklen Orten, die er gedacht hatte hinter sich gelassen zu haben.
Den frisch aufgebrühten Kräutertee auf einem kleinen Tablett balancierend, betrat er sein Zimmer. Schwermütig ließ er den Blick einmal durch den kleinen Raum gleiten. Auf der linken Seite standen sein Schreibtisch und ein Regal mit Büchern, während die andere Seite von dem großen Bett in Beschlag genommen wurde. Der sanftgrüne Vorhang, der sein Bett eigentlich zu einer Art Himmelbett machte, war zurückgeschlagen und neben der Tür quetschte sich noch sein Kleiderschrank in das Zimmer.
Nun, Hauptsache ein Zimmer für sich alleine…
Behutsam platzierte er das Tablett auf seinem Schreibtisch, goss sich eine Tasse der dampfenden Flüssigkeit ein und setzte sich mit ihr auf sein Bett. Sich auf das eigentlich einladende Fensterbrett zu setzten, würde nur die stille Sehnsucht nach Freiheit, nach Weite entstehen lassen und er hatte heute schon genügend deprimierende Gedanken.
Nachdenklich betrachtete er das Innere seiner Tasse, folgte den sanften Rauchschwaden und begegnete dabei mit seinem Blick, der sich gerade vorsichtig öffnenden Türe.
Stirnrunzelnd beobachtete er sie und musste innerlich stöhnen, als er Mattes in sein Zimmer eintreten sah. Kurz trafen sich ihre Blicke, Frederic spürte, wie der Andere nach seiner Aura tastete und sich dann einfach wieder lächelnd umwandte.
„Wenn was ist, kannst du immer zu mir kommen, das weißt du“ Dankbar sah Frederic ihm hinterher und war ausnahmsweise einmal glücklich darüber, dass sein Lehrer ihn wie ein offenes Buch lesen konnte.
Er wollte jetzt einfach alleine sein, sich von der Silvia-Sache erholen, seinen Tee trinken und schlafen. Die Türe schloss sich mit einem erbarmungswürdigen Klacken und der junge Mann ließ sich seufzend auf die weiche Matratze sinken.
Die unbarmherzige Nacht griff zufrieden nach ihrem Opfer.
Hilflos.
[Ende Kapitel 5]