stLynx
Chef-Nörgler
Naja, klar, die Emotionen sind praktisch überhaupt nicht existent, das zieht sich ja (leider) durch die ganze FF. Trotzdem geht's weiter mit dem nächsten Kapitel (Hammer-Überleitung!)...
KAPITEL 10
Die Zeit spielte ein grausames Spiel mit den Eingeschlossenen. Sie schritt nur langsam voran, während sie die Rettung erwarteten, und beschleunigte auf ein immenses, kaum fassbares Ausmaß, sobald die Hoffnung geringer wurde und beinahe verschwand.
Es zehrte an ihren Kraftreserven, die Moral aufrechtzuerhalten, die ohnehin unter ihren körperlichen Verletzungen litt. Ständig ein Schmerz, den sie aus dem Innern ihrer Körper zu verbannen versuchten, und der immer dann wiederkehrte, wenn sie glaubten, ihr Ziel erreicht zu haben.
In unregelmäßigen Abständen war ein Piepsen zu hören, das von den automatischen Scans stammte, die stets dieselben Ergebnisse lieferten. Ob zwischen den Vorgängen Sekunden, Minuten, Stunden lagen, vermochte niemand mehr zu sagen.
Die Begriffe, in die man die Zeit zu fassen pflegte, waren unbedeutend geworden. Die Grenzen zwischen ihnen verschwammen immer stärker, fielen vollkommen und wurden vom Verstand wieder mühsam aufgebaut. Sie waren jedoch nur Flickwerk, das jederzeit wieder brechen konnte.
Die Stimmung war höchst angespannt. Jeder wartete darauf, dass ein deutliches Piepsen eine Antwort auf den Notruf oder die Ankunft der Genesis ankündigte. Es war der Grund, warum sich jedes Mal nach einer Sensorabtastung Aufregung breitmachte, und der einzige Aspekt, der die Hoffnung aufrechtzuerhalten vermochte.
Aber jedem von ihnen war klar, dass sich die Hoffnung nicht dauerhaft darauf stützten konnte. Irgendwann würde einem nach dem anderen klarwerden, dass der Notruf nicht bei der Genesis angekommen war.
Früher oder später.
Und wann, das war vollkommen unbedeutend. Es gab keine strikte Trennung zwischen den Sekunden mehr. In den vergangenen Stunden, die ohne jedes Ereignis verlaufen waren, waren erste Zweifel aufgetreten und nun gab es nur noch dieses Fünkchen Hoffnung, dieses eine Fünkchen Hoffnung, das zwischen ihnen und dem emotionalen Nichts stand.
Mit dieser Hoffnung würden sie auch sterben. Erst ihre Kontrolle, über ihre Gefühle, ihre Aggressionen, ihre Ängste. Dann die Freundschaft und die Akzeptanz zwischen ihnen. Und am Ende, wenn sie alle nichts mehr hatten im Leben, zumindest nichts, was erreichbar gewesen wäre, würden ihre Körper folgen.
Sie würden zugrunde gehen, an ihren Verletzungen. Oder sie würden ersticken. Immer, wenn einem von ihnen dieser Gedanke kam, versuchte er instinktiv soviel Luft wie möglich zu ergattern. Und ebenso instinktiv reagierten die anderen auf gleiche Weise.
Dieses Verhalten, worin auch immer es begründet war, ließ das Ende nur noch schneller näherkommen. Es war, als ob sie von einem wilden Raubtier verfolgt wurden, das nur ein Ziel hatte – sie alle zu töten. Und sie, die sie ein gemeinsames Ziel haben sollte, nämlich dieser Bestie zu entkommen, behinderten sich gegenseitig so sehr, dass ihr Verfolger leichtes Spiel hatte.
Die Flucht würde wohl auch anderenfalls sinnlos sein, doch irgendwie glaubten einige, einen einfacheren Tod zu finden, wenn sie von den anderen begleitet wurden. Und jeder erschrak für sich und insgeheim, wenn er diese Gedanken in seinem Kopf bemerkte.
Es geschah in den Momenten, in denen die Hoffnung aus ihnen fuhr und der Verlust der Kontrolle einsetzte. Zuerst unmerklich, Stück für Stück. Jedes Mal gelang es ihnen mühsam, die Barriere neu zu errichten. Doch sie stellten fest, dass sie jedes Mal immer und immer später bemerkten, dass die Grenze überhaupt überschritten worden war.
---
Amen
KAPITEL 10
Die Zeit spielte ein grausames Spiel mit den Eingeschlossenen. Sie schritt nur langsam voran, während sie die Rettung erwarteten, und beschleunigte auf ein immenses, kaum fassbares Ausmaß, sobald die Hoffnung geringer wurde und beinahe verschwand.
Es zehrte an ihren Kraftreserven, die Moral aufrechtzuerhalten, die ohnehin unter ihren körperlichen Verletzungen litt. Ständig ein Schmerz, den sie aus dem Innern ihrer Körper zu verbannen versuchten, und der immer dann wiederkehrte, wenn sie glaubten, ihr Ziel erreicht zu haben.
In unregelmäßigen Abständen war ein Piepsen zu hören, das von den automatischen Scans stammte, die stets dieselben Ergebnisse lieferten. Ob zwischen den Vorgängen Sekunden, Minuten, Stunden lagen, vermochte niemand mehr zu sagen.
Die Begriffe, in die man die Zeit zu fassen pflegte, waren unbedeutend geworden. Die Grenzen zwischen ihnen verschwammen immer stärker, fielen vollkommen und wurden vom Verstand wieder mühsam aufgebaut. Sie waren jedoch nur Flickwerk, das jederzeit wieder brechen konnte.
Die Stimmung war höchst angespannt. Jeder wartete darauf, dass ein deutliches Piepsen eine Antwort auf den Notruf oder die Ankunft der Genesis ankündigte. Es war der Grund, warum sich jedes Mal nach einer Sensorabtastung Aufregung breitmachte, und der einzige Aspekt, der die Hoffnung aufrechtzuerhalten vermochte.
Aber jedem von ihnen war klar, dass sich die Hoffnung nicht dauerhaft darauf stützten konnte. Irgendwann würde einem nach dem anderen klarwerden, dass der Notruf nicht bei der Genesis angekommen war.
Früher oder später.
Und wann, das war vollkommen unbedeutend. Es gab keine strikte Trennung zwischen den Sekunden mehr. In den vergangenen Stunden, die ohne jedes Ereignis verlaufen waren, waren erste Zweifel aufgetreten und nun gab es nur noch dieses Fünkchen Hoffnung, dieses eine Fünkchen Hoffnung, das zwischen ihnen und dem emotionalen Nichts stand.
Mit dieser Hoffnung würden sie auch sterben. Erst ihre Kontrolle, über ihre Gefühle, ihre Aggressionen, ihre Ängste. Dann die Freundschaft und die Akzeptanz zwischen ihnen. Und am Ende, wenn sie alle nichts mehr hatten im Leben, zumindest nichts, was erreichbar gewesen wäre, würden ihre Körper folgen.
Sie würden zugrunde gehen, an ihren Verletzungen. Oder sie würden ersticken. Immer, wenn einem von ihnen dieser Gedanke kam, versuchte er instinktiv soviel Luft wie möglich zu ergattern. Und ebenso instinktiv reagierten die anderen auf gleiche Weise.
Dieses Verhalten, worin auch immer es begründet war, ließ das Ende nur noch schneller näherkommen. Es war, als ob sie von einem wilden Raubtier verfolgt wurden, das nur ein Ziel hatte – sie alle zu töten. Und sie, die sie ein gemeinsames Ziel haben sollte, nämlich dieser Bestie zu entkommen, behinderten sich gegenseitig so sehr, dass ihr Verfolger leichtes Spiel hatte.
Die Flucht würde wohl auch anderenfalls sinnlos sein, doch irgendwie glaubten einige, einen einfacheren Tod zu finden, wenn sie von den anderen begleitet wurden. Und jeder erschrak für sich und insgeheim, wenn er diese Gedanken in seinem Kopf bemerkte.
Es geschah in den Momenten, in denen die Hoffnung aus ihnen fuhr und der Verlust der Kontrolle einsetzte. Zuerst unmerklich, Stück für Stück. Jedes Mal gelang es ihnen mühsam, die Barriere neu zu errichten. Doch sie stellten fest, dass sie jedes Mal immer und immer später bemerkten, dass die Grenze überhaupt überschritten worden war.
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Amen
