[Yardrat - Changes]
Den ratlosen Blick von Shanté konterte Rico mit einem leichten Nicken und einem angedeuteten Lächeln. "Azrael hat dir doch von den Spirits erzählt, oder?", fing der Saiya-jin an. "... scheint fast so, als wäre an der alten Legende des Guardians mehr dran, als ursprünglich angenommen... Aber hey... Es war schon klar, dass dich Kay nicht mit einem gewöhnlichen Stück Metall gehen lässt. Man sieht es dem Alten vielleicht nicht an, aber er hat es faustdick hinter den Ohren." Kaum waren die Worte gesprochen, klang eine vertraute Stimme in Shantés Kopf wieder. Sie wustte nicht, ob es eine starke Erinnerung oder Kay selbst war, der ihr eine Botschaft brachte.
"Das ist Leviathan - ein mächtiges Schwert. Ein Schwert, einer wahren Kämpferin würdig. Es wird dir sicher von Nutzen sein."
Was war die Klinge in ihre Hand aber nun wirklich? Ein Schwert, oder ein lebendiges Wesen? Ein Spirit? Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende verfasst, packte sie eine unsichtbare Kraft, die urplötzlich ihren Körper zu durchfließen begann. Shanté wurde von der Energie derart gepackt, dass sich beinahe augenblicklich ihre Museln in der rechten Hand verkrampften und ein loslassen der Waffe unmöglich machten.
Und tief in ihrem Inneren war es plötzlich so, als würde ihr eigenster Verstand in einen See kristallklarsten Wassers tauchen. Wassers unendlicher Tiefe und Reinheit. In dem, irgendwo da drinnen, etwas anderes lauerte. Etwas lebendiges. Etwas mächtiges. Eine geheimnisvolle Kraft, die für den Bruchteil einer Sekunde Teil ihrer selbst wurde. Als ihr Verstand von dem reinen und kalten Wasser umschlossen wurde, dass sie wie eine zweite Haut bedeckte. Und eine Stimme, tief aus dem Wasser nach ihr rief.
"Shanté... Ich erwache... Herrin..."
Einen Herzschlag später war das Schauspiel wieder vorbei und Shanté befand sich wieder in der realen Welt. Die pusierende Energie war verschwunden, aber nicht verloren. Sie ging nicht mehr von der Klinge aus, jedoch wusste die Kämpferin ganz genau, dass sie noch da war. Vielleicht weil sie einen Teil dieser Energie noch immer in ihrem eigenen Körper nachglimmen spürte. Ihr innere Monolog wäre vermutlich so weiter gegangen, wenn sie nicht Rico herausgerissen hätte.
"Alles klar...? Geht es dir nicht gut?", richtete der Saiya-jin seine Worte an Shanté.
[Erde - Devourer]
Und mit einmal stoppten die Impulse aus Shadowfang. Nur, dass in der nächsten Sekunde eine dunkle Welle Energie in Azraels Körper explodieren konnte. Es fühlte sich beinahe so an, als würden usichtbare Klauen nach dem innersten seiner Seele greifen, um diese zu zerfetzen. Der Todesengel war unvorbereitet, als ihm die Macht packte, aber er gab sich nicht sofort geschlagen. Ein weiteres Aubäumen seiner eigenen Seele, seines eisernen Willens zu überleben und zu siegen. Eine Entfesselung des Monsters, das den Kern seiner eigenen Seele ausmachte.
Sein Herzschlag setzte für den ewigen Moment des Zusammenpralls aus. Als das Dunkel seines eigenen Wesens mit der kompletten Schwärze des anderen zusammenstieß, dass er schon so viele Jahre hinweg mit sich herumgetragen hatte. Wenn Sahdowfang ein Teil von ihm war, dann war er definitv der schlimmste.
"Was willst du?"
"Blut. Tod. Verderben. Nahrung."
Azraels Seele zog sich zu einem komprimierten Ganzen zusammen, als die unendliche Schwärze erneut nach ihm griff. Dieses Mal bekam sie ihn jedoch nicht zu packen. EIn verstandzerreißender Aufschrei folgte.
"Füttere mich! Nähre mich! Entzücke mich!"
"Nein."
Die Schwärze erbebte und sendete hunderttausende messerscharfe Krallenhände gegen Azrael aus. Seine Seele veränderte erneut die Dorm. Aus einer komprimierten Sphäre wurde eine einzelne Schneide. Geradlinig, spitz und mit einer Schärfe, die nur die Entschlossenheit eines Willens schärfen konnte. Ein einzelner Angriff gegen hunderttausende. Azrael schnitt sich durch die Finsernis wie durch Butter. Erneut erbebte sein Gegenüber. Diesmal jedoch nicht vor Wut.
"Gehorche mir! Unterwerf dich mir! Füge dich mir!"
"Niemals."
Ein letztes Brüllen und die Schwärze verschwand. Die dunkle Hölle spuckte ihn wieder an der gleichen Stelle aus, wo sie ihn auch verschluckt hatte. Gegnüber einer schockierten Sin, die nicht wusste, was da gerade vor ihren Augen ablief und zwei Energiewölfen, die immer nervöser um ihre Herrin herumtänzelten. Azrael erstickte jede Frage im Keim, indem er sich einfach aufrichtete und wieder das Portal anvisierte.
"Der Kampf ist nicht vorbei. Gehen wir."