Ich möchte mich auch mal zu diesem Thema äußern. Schon da es mich persönlich betrifft und in Zukunft über meinen Wohnort etc. entscheiden wird.
Zum Bafög ist zunächst folgendes zu sagen: Ohne Bafög wird sehr vielen Menschen die Chance auf ein Studium genommen. Die Abschaffung dieses wäre also in hohem Maße Kontraproduktiv. Führt man sich mal vor Augen daß Deutschland weder gewinnbringende Rohstoffe, noch marktfähige Arbeitskräfte (Löhne) hat kommt man recht schnell zu dem Ergebnis daß Hochtechnologie und Stitzenleistungen in jeglichen Branchen die einzige Chance für Arbeit in Deutschland sind. Ein Arbeiter- und Bauernstaat wird Deutschland nicht mehr werden... Die logische Schlußfolgerung müßte also sein: Investition in die Zukunft! Also Bildung, Begabtenförderung, Studium etc. Da macht es doch nachdenklich wenn gerade an der Stelle gespart wird.
Studiengebühren: Eindeutig der falsche Weg... Die Angleichung an Amerikanische Verhältnisse findet ja inzwischen in jeder Sparte zunehmend statt... Dem ist so schnell wie möglich Einhalt zu gebieten! Wo ist der Sinn wenn man denen die Geld haben erlaubt zu studieren, diese aber lediglich deshalb studieren weil ihre Eltern das so wollen? Die die den Willen zum Studium haben sollten studieren, nicht die die das Geld dazu haben...
Zu den Verhältnissen an den Unis: Es ist schon seltsam daß manche Vorlesungen fast leer, andere dagegen brechend voll sind. Woran könnte das nun liegen? Vielleicht daran daß das Programm mancher Studiengänge derart uninteressant ist daß keiner Interesse daran findet? Oder an unmotivierten Lehrkräften? Wobei ich persönlich sowieso das Gefühl habe daß Menschen die nicht in der Lage sind Stoff zu vermitteln, demnach nicht für Schulen geeignet sind, eben an die Uni gehen?!? Nunja... Die Verhältnisse an meiner Uni sehen in etwa folgendermaßen aus: Seit einem halben Jahr keine Neuanschaffungen an Büchern (auch weiterhin keine geplant), überfüllte Seminare und Vorlesungen in den Fächern die man belegen muß, ziemlich leere Räume bei Vorlesungen die man besuchen kann...
@Demon Piccolo: Seltsame Verhältnisse herrschen da oben im Norden... In Bamberg wird der Protest etwas sinnorientierter vorgenommen... In Zusammenarbeit mit den Dozenten finden die Vorlesungen an anderen Orten statt. Etwa in Buchhandlungen, auf öffentlichen Plätzen etc. Dies soll die Aufmerksamkeit des Volkes und die Anteilnahme erregen. Die Reaktionen sind natürlich gespalten, aber man kann durchaus von einer recht positiven Resonanz sprechen. Es finden sich immer wieder interessierte Zuhörer. So kann man Bildung öffentlich vermitteln und den Sinn der Institution Universität verdeutlichen. Krawallaktionen unterbleiben. Aber daß du Sozialpädagogik- und Lehramtsstudenten unterstellst der Uni generell fernzubleiben finde ich etwas übertrieben. Aber ich kann natürlich auch schlecht über die Situation in Bremen urteilen. Aber um mal ein wenig Kritik zu üben... Wer kein Bafög bekommt hat auch nichts davon daß das Bafög erhöht wird... Und da generell zu sagen selber schuld, lass halt deine Eltern zahlen ist auch nicht die feine Englische... Es ist ja richtig daß die die kein Bafög bekommen meist auch keins brauchen, aber welche Eltern gehen schon gern nur dafür arbeiten daß ihr Kind ein Studium bestreiten kann, allerdings noch lange nicht die Aussicht hat davon auf dem Arbeitsmarkt zu profitieren... Das endet dann damit daß viele Eltern wieder dahin zurückkehren wo man vor Jahrzehnten war: "Lern erstmal was anständiges... Maurer oder was weiß ich..." Zur Zukunftschance eines Deutschland voller Handwerker habe ich bereits etwas gesagt. Freude wird aufkommen wenn der Ostblock der EU beitritt! Überhaupt macht es wohl so ziemlich keinen Sinn einerseits Studiengebühren einzuführen, andererseits das Bafög zu erhöhen... Da wird mit dem Geld jongliert, aber die Schuldenproblematik bleibt die gleiche.
Demon Piccolo schrieb:
Nun..HORRENDE Gebühren sind bei uns gar nicht gefragt, es geht um WITZbeträge von 50-100€ im Semester..und wer n Auto hat, oder raucht hat das Recht verwirkt sich zu beschweren, er „könne sich das nicht leisten“. Könnt ich auch nicht, wenn ich das Geld so rausschmeissen würde… Und beim Bafög kürzen ist ja vergleichbar mit Gebühren, es trifft gerade die sozial schwachen, das kann nicht sein. 600€ sind ja Summen, die für ABSOLUTE Extremfälle als HÖCHST mögliche Summe diskutiert werden, aber nicht die Realität, um die es geht.
Von Witzbeträgen von 50-100€ ist in Bayern nicht die Rede... Da wird mit vollem Ernst von 500€ pro Semester geredet. Und Autobesitzern vorzuwerfen sie würden Geld verschwenden halte ich für falsch. Ich kenne deine Situation nicht, aber eine Zugfahrt von meiner Uni bis zu mir nachhause und zurück bleibt nicht im zweistelligen Bereich... Durch die Bahncard etc. würde man da zwar auch noch Sparmöglichkeiten finden, aber die will auch bezahlt sein, außerdem bin ich kein Pendler, würde also nur etwa 2 Mal im Monat gebrauch davon machen... Man sollte also nicht so pauschal verurteilen.
Mephistopheles schrieb:
wenn ich mal etwas anmerken darf: Hier in der Schweiz gibt es schon seit langem Studiengebühren, es ist aber weder jemand daran gestorben noch musste irgendjemand auf sein Studium deswegen verzichten, auch wenn es hier keine Bafög gibt, die ihr Geld mit vollen Händen aus dem Fenster wirft. Klar schmerzt ein solcher Betrag in jedem knappen Budget, nur kommt man letztlich in der heutigen Zeit kaum um sowas herum. Denn auch wenns ja gewissermassen traurig ist, aber eine derartige Leistung einfach umsonst zu halten ist schlichtweg ein Anachronismus, nicht zuletzt, da die Hochschulen und Universitäten dieses Problem dann ausbaden und eigentlich nur noch ungenügende Angebote für die viel zu vielen Studenten zur Verfügung haben. Von da her, wenn die Bedingung, dass die Gebühren wirklich direkt an die Universitäten fliessen, eingehalten wird und das Geld nicht zum Stopfen irgendwelcher Haushaltslöcher verwendet wird seh ich insofern kein Problem, im Gegenteil, denn was bringt es noch zu studieren, wenn das ganze Bildungssystem aufgrund von Finanzknappheit nichts mehr zu leisten fähig ist?
Der ganze Kampf gewisser Studentengruppen ist deswegen letztlich nur lächerlich und eine selbstgefällige Verteidigung ihrer Privilegien und Pfründen. Sowas, wie es oftmals geschieht, noch unter dem Deckmantel von revolutionärem Denken und sozialer Gerechtigkeit zu tätigen ist somit geradezu blanker Hohn..
Wenn mir dann mal eine Frage gestattet ist... Wie finanziert dann jemand, dessen Eltern knapp bei Kasse sind, sein Studium? Da wären ja dann diverse Kosten, von der Wohnung über Gebrauchsgüter (man isst und trinkt ja auch als Student) bis zur Finanzierung der Bücher die man für sein Studium benötigt. Achso, Studiengebühren waren ja da auch noch... Macht man dann eigentlich ein Studium oder geht man hauptsächlich arbeiten und findet sich ab und zu auch mal an der Uni ein?
KoToBuKi~RaN schrieb:
Naja mit ein Problem ist ja auch dass es einfach immer mehr Studenten gibt, die die Unis kaum noch tragen können wie du ja schon sagtest. In einer Diskussion gestern wurde gesagt, dass man schon beim Abitur greifen müsste, es evtl. erschweren wie in Bayern, dass es nicht mehr so viele Abgänger gibt.
In meinen Augen bringt das überhaupt nichts, mag ja sein dass es irgendwann dann mal weniger Studenten geben wird, aber der Rest drängt dann auf eine Ausbildung hin und wie wir alle wissen gibt es ja jetzt schon einen Lehrstellenmangel sondersgleichen.
Egal, was in Zukunft passieren wird, ich sehe da so oder so eine Katastrophe auf uns zukommen.
Zwar hast du einen anderen Problemfall gesehen, das Ergebnis ist aber das gleiche wie bei mir. Warum wir in Zukunft noch stärker in Bildung, Forschung etc. investieren müssen um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten habe ich bereits weiter oben erklärt. Daß mit weniger Studenten und mehr Auszubildenden der falsche Weg eingeschlagen wird auch... Erstmal sollte zum "Erschweren des Abiturs" gesagt werden daß nicht nur der gehobene Standart des Abschlusses Ziel sein sollte sondern auch der Einspareffekt. Bildung sollte Bundessache sein! Eine Behörde für eine gemeinsame Bildung. Das spart ungemein Kosten, es gibt eine bundesweite bewertungsmöglichkeit für Abgänger etc. Der nächste Schritt sollte dann eine Europaweite Vergleichsarbeit sein. Denn Mathe ist Mathe... In Schweden wie in Spanien.
Zenami schrieb:
also! ich komm ja aus österreich, bzw. mache meine lehre hier!
ich muss anfang jänner zur berufsschule und die muss ich erst selbst zahlen! aber wenn mein notendurchschnitt von 1 - 1,5 geht, wird mir alles zurückgezahlt! von 1,5 - 2 die hälfte, darunter nichts mehr!
das fände ich in deutschland auch eine möglichkeit, dass man schüler/innen dadurch anstachelt, gute leistungen zu bringen!
naja, ist ja egal, mich störts ja (nicht) mehr!
Tja, Elitenbildung und Förderung von Leistungen ist in Deutschland nunmal leider Tabu... Da würde dann von gewissen Stellen gleich wieder der nordische Herrenmensch hineininterpretiert werden, also lässt man es. Es ist ja in Deutschland generell zu beobachten daß Leistungsbereitschaft nicht belohnt wird... Da muß man sich sogar mal an den USa ein Beispiel nehmen... Dort wird Leistung respektiert und belohnt... In Deutschland wird dir schon in der Schule eingeprägt daß einer der Leistung zeigt ein Streber und damit verachtungswürdig ist.