Elle

einsame wölfin

Träumerin in den Zeiten
Autor: einsame wölfin
Titel: Elle
Genre: Action/Romanze
Serie (Original oder Fanfiction): Original
Pairing (wenn vorhanden):
Disclaimer:die Charaktere sind meine, die Schauplätze orientieren sich an der Stadt Freiburg


Hm, mein erstes Original seit sehr sehr langer Zeit und ich bin ehrlich gesagt aufgeregt, dass hier überhaupt zu posten. Zumal die ganze Geschichte noch in den Kinderschuhen steckt, ich nur grobe Ideen habe und noch dazu wenig Zeit.
Trotzdem muss ich die Geschichte einfach schreiben...

Also bitte schön...

„Dad…“
„Sei still…“ Johannes warf seiner Tochter einen warnenden Blick zu und marschierte zielstrebig weiter.
„Aber…“
„Nelly!“ Sie schwieg und starrte mit Entsetzen in die Zellen, an denen sie vorbei liefen. Irgendwo tropfte Wasser auf den grauen Beton, es war das Einzige, was man in dem riesigen Gebäude hörte. Wieso war sie nur mitgekommen? Sie hätte einfach in der Limousine sitzen bleiben können und warten. Ihr Vater hatte sie ja noch gewarnt... aber nein… sie hatte ihren Dickkopf mal wieder durchsetzen müssen. Nervös strich sie sich eine der braunen Locken aus dem Gesicht und versuchte nicht in die Gesichter der Insassen zu sehen. Sie verstand nicht wieso Johannes sie überhaupt mitgenommen hatte. Normalerweise versuchte er sie vor allem zu schützen und jetzt das? Das ihr Urlaub so enden würde hatte sie nicht erwartet.
Sie liefen auf eine Plattform zu, an deren Ende sich eine kleine Türe befand. Vermutlich das Büro des Gefängnisdirektors, denn dieser hielt zielstrebig darauf zu. Nellys Augen hingen an der Gestalt, die in der Mitte der Plattform kniete, ein Wärter über ihr. Die Hände auf dem Rücken gefesselt, die Kleidung zerrissen, Blut und Schmutz… Die junge Frau schlug die Hände vor den Mund, blieb stehen, sah in grüne Augen…
„Nelly!“ Johannes war stehen geblieben, sah zu seiner Tochter zurück und folgte dann ihrem Blick. Ein leises Seufzen kam über seine Lippen, dann ergriff er sie am Arm und zog sie weiter.
„Sieh nicht hin, Schatz.“
Der Mann über der Gestalt schlug zu… schlug immer und immer wieder zu… Sie liefen vorbei, der Gefängnisdirektor sah nicht einmal hin, doch Nelly konnte nicht anders. Es war eine Frau… nicht viel älter als sie selbst… aber mehr konnte sie nicht sagen. Sie sah nur diese grenzenlose Brutalität, diese Gewalt und die absolute Hilflosigkeit. Johannes Griff um ihren Arm verstärkte sich… sie konnte den Blick nicht abwenden, sah wie der Wärter in die schwarzen, langen Haare griff, sie nach oben riss, sich die Blicke des Opfers mit denen des Wärters kreuzten.
Sie sah Wut und einen Lebenswillen, den die ganze Haltung der jungen Frau ausstrahlte… unglaublich… die tiefgrünen Augen blitzen ungebrochen und dann sah sie Nelly direkt an.
„Komm!“ Johannes zerrte sie zu der Tür und Nelly sah nur noch wie der Mann erneut zuschlug…

........

Ein Jahr später

.........

Nelly saß alleine in ihrer Wohnung. Vor ihr der aufgeklappte Laptop, daneben eine Kanne Tee und eine angebrochene Tafel Schokolade. Sie las, genoss die Ruhe des heutigen abends und entspannte sich zum ersten Mal. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen… sie hatte sich mal wieder mit Dennis gestritten… wie so oft in letzter Zeit… es nervte und machte sie unglücklich. Irgendwie fanden sie keinen Nenner, auf dem ihre Beziehung auf einem festen Sockel stand. Stattdessen musste sie sich ständig anhören, wie gut sie es doch hatte mit Johannes als reichen Vater, wie wenig Sorgen sie in ihrem Leben hätte, blablabla. Nelly spürte, wie sie schon wieder wütend wurde und versuchte ihre Gedanken auf den Text vor sich zu richten. Sie korrigierte gerade die Hausarbeit einer Freundin, so hatte sie wenigstens etwas zu tun. Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. Sie stand auf und musste erstmal das Sofa nach dem kleinen Gerät absuchen.
„Ja?“ Nelly trat zu dem mannshohen Fenster, dass ihr größter Schatz war. Von ihrer Wohnung aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Freiburger Altstadt. Allein diese Aussicht war Inspiration pur.
„Geh von dem verdammten Fenster weg!“
„Was?“ Irritiert starrte Nelly auf das Telefon.
„Wer ist da?“
„Sofort!“ Erschrocken über den aggressiven Ton in der fremden Stimme, wich Nelly von dem Fenster zurück. Was war denn jetzt kaputt?
„In den Flur!“
„Was soll das?“
„Los!“ War sie hier bei der versteckten Kamera oder was? Verarschen ließ sie sich nicht, dazu war sie heute eindeutig zu mies gelaunt.
„Hören sie mal! Ich weiß nicht wer sie sind und was sie von mir wollen, aber ich bin kein Hund der blind Befehle ausführt, also tschüss!“ Damit wollte Nelly auflegen, als ihre geliebte Glasscheibe mit einem undefinierbaren Laut zerbrach und sich unmittelbar neben ihrem Kopf eine Kugel in die Wand bohrte. Aus dem Telefon wurde ein „Raus!“ geschrien und diesmal tat Nelly sofort, was man ihr sagte.
Sie rannte… Rannte zu ihrer Wohnungstür, bekam sie in der Panik nicht gleich auf und begann hilflos an ihr zu zerren. Erst nach dem dritten Anlauf gelang es ihr das Schloss umzudrehen und in das Treppenhaus zu stolpern. Hektisch schnappt sie nach Luft, meinte Schritte auf der Treppe zu hören und hastete blindlings nach oben. In ihrem Kopf war kein klarer Gedanke mehr, nur Angst, Angst um ihr Leben… Sie kannte dieses Gefühl und es lähmte sie. Bilder brachen hervor.… längst verdrängt… Sie zitterte, spürte wie ihre Beine ihren Körper nicht mehr tragen wollten und brach schluchzend auf dem Treppenabsatz zusammen. Irgendwo zerbrach etwas, Nelly verbarg wimmernd ihr Gesicht in den Armen. Das passierte alle gar nicht, es war nur ein böser Traum, aus dem sie gleich aufwachen würde. Genau so war es… keine Schüsse, keine merkwürdigen Telefonanrufe… Das war nicht real...
Sie hörte Schritte und spürte wie jemand auf sie zu rannte und nach ihrem Arm griff, panisch schrie sie auf, versuchte sich zu befreien, kratzte blind um sich und spürte Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Unsanft wurde sie an die Wand gedrückt und eine Hand legte sich auf ihren Mund.
„Still!“ Nelly atmete hektisch und starrte in ein weibliches, angespanntes Gesicht.
„Was?“ Die Frau schüttelte energisch den Kopf.
„Wen du hier lebend raus willst, dann tust du ab jetzt das was ich dir sage!“
Nelly reagierte gar nicht mehr… starrte an der Frau vorbei…
„Hey!“ Eine Ohrfeige traf sie ins Gesicht und erschrocken schrie Nelly auf.
„Sieh mich an!“ Nelly spürte, wie ihr ganzer Körper gegen die Angst zu rebellieren versuchte. Ihre Beine waren so schrecklich schwach, ihr Magen drehte sich unablässig und der Schweiß lief ihr über das Gesicht. Nur mit größer Willensanstrengung schaffte es Nelly den Blick auf die fremde Frau zu fokussieren. Ihre Sicht verschwamm in dem Meer aus Tränen.
„Gut so und jetzt reiß dich zusammen, ich bin hier um dir zu helfen!“
„O-o-okay…“
„Könntest du gnädigerweise deine Fingernägel aus meinem Oberarm nehmen...“ Erschrocken sah Nelly auf und zog hastig ihre Hand zurück.
„Sorry…“
„Pfff…“ Die schwarzhaarige junge Frau drehte sich um und meinte knapp: „Du bleibst hinter mir!“ Nelly nickte, versuchte der anderen hinterher zu laufen, doch ihre Beine trugen sie einfach nicht. Mit einem leisen Schluchzen brach sie zusammen, blieb liegen und versuchte angestrengt das Zittern ihres Körpers unter Kontrolle zu bekommen. Die Bilder wollten nicht verschwinden.
„Verdammt!“ Neben ihr ging die junge Frau auf die Knie.
„Halt dich fest!“ Damit wurde sie einfach hochgehoben und über die Schultern geworfen. Durch den unsanften Ruck in ihrem Körper, wurde ihr die Luft aus der Lunge gedrückt und panisch krallte sie die Hände in die Hüften der anderen. Sie wurde die Treppen nach oben bis zu dem Dachboden getragen und dann an der Türe zum Dachstuhl abgesetzt. Mühelos wurde das Schloss zum Dachboden geknackt. Grüne Augen musterten sie prüfend.
„Du musst keine Angst haben, wir haben es so gut wie geschafft. Ich bring dich zu Johannes.“ Bei dem Namen ihres Vaters sah Nelly auf.
„Zu Dad?“ Die andere nickte, lächelte sogar kurz und meinte dann: „Aber du musst mir helfen“, sie deutete mit einer Kopfbewegung in den Dachboden hinein und Nelly folgte der Bewegung mit ihrem Blick. Sie sah eine alte Holzleiter die noch mal nach oben führte.
„Da kann ich dich nicht hoch tragen… das musst du alleine schaffen. Meinst du das bekommst du hin?“ Nelly schluckte, nickte aber und ließ sich aufhelfen. Sie schaffte es, auch wenn ihr ganzer Körper zu rebellieren drohte. Sie liefen durch die kleine Türe auf das Flachdach des Hauses hinaus. Nelly atmete erleichtert die frische Abendluft ein.
„Wir sind oben, beeilt euch!“ Die fremde Frau sprach energisch in das Handy und drehte sich dann zu Nelly um.
„Bist du verletzt?“ Nelly blinzelte und zuckte dann mit den Schultern...,
„Ich weiß nicht.“
„Na dann kann’s ja nichts schlimmes sein…“ Mit diesen Worten drehte sich die Fremde wieder um und fügte beiläufig hinzu: „Gleich landet der Hubschrauber.“
„Hubschrauber?“ Ein abfälliges Schnauben, ob ihrer wohl wenig intelligenten Frage folgte auf dem Fuß.
„Was sonst?“ Nelly lehnte sich an die Tür durch die sie gerade gegangen waren und betrachtete die andere Frau zum ersten Mal in Ruhe. Sie trug braune weite Baggys, ein schwarzes Tanktop und ein Arsenal an Waffen. Der Anblick war eigentlich furchteinflößend. Der Ausdruck von Mitgefühl, den sie im Treppenhaus zu sehen gemeint hatte, war jetzt einer undefinierbaren Maske gewichen.
„Wer, wer bist du?“ Die Angesprochene drehte sich um, sah sie an.
„Dein Schutzengel, Kleines, wer sonst?“ Ein spöttisches Lächeln huschte über die angespannten Züge und Nelly verzog das Gesicht.
„Hat mein Schutzengel“, sie betonte dieses Wort besonders, „auch einen Namen?“
„Davon kannst du ausgehen.“ Wollte sie sie verarschen, oder was? Nelly spürte, wie es ihr besser ging, ihr Kopf klarer wurde und langsam Energie zu ihr zurückkehrte.
„Und hat mein Schutzengel auch die Güte mir diesen Namen zu verraten?“
„Wenn du ganz lieb bitte sagst.“ Nelly schnappte fassungslos nach Luft, während die Andere nun wirklich lachte und dann versöhnend meinte: „dafür, dass du mich in dieser Situation zum Lachen bringst, bin ich dir meinen Namen wohl schuldig“, sie zwinkerte ihr zu. Nelly hob erwartungsvoll eine Augenbraue.
„Sascha.“
„Nelly.“
„Ich weiß.“
Das Rotoren der Hubschrauberblätter zerriss die Nacht, die beiden jungen Frauen sahen nach oben.
„Na da ist ja unsere Rettung, wurde auch Zeit…“



Vielen Dank fürs Lesen!

lg wölfin
 
wow, diese story verspricht wirklich, interessant zu werden.
eine kleine unstimmigkeit ist mir allerdings aufgefallen: heißt der vater nun johannes, oder joachim...ich persönlich würde ja johannes vorziehn^^
in das genre einer alltagsstory passt sie auch nicht so wirklich...dementsprechend bin ich auch mit ganz anderen erwartungen ans lesen gegangen.
tja...stilistisch gibts im grunde nix zu meckern und die wenigen fehlerchen in sachen kommata und der ein oder andere vertipper...was solls^^
auf jeden fall verstehst du es hervorragend, spannung ins geschehen zu bringen und die achterbahnfahrt von nellys emotionen während des ganzen chaotischen geschehens kam echt super rüber und auch von den beiden doch sehr unterschiedlichen frauen hat man schon ein ziemlich klares bild.
tjoo...also mich hast du auf jeden fall im boot bei deiner story;)
bin sehr gespannt wies weitergeht und ob sich meine vorahnungen bestätigen^^

in diesem sinne...auf ein hoffentlich baldiges wiederlesen

liebe grüße, der toffel
 
Bonsoir zusammen

ich danke euch für eure Kommentare und bin mehr als nur froh, dass die Geschichte auf Interesse gestoßen ist.

@ dark-toffel
ja das mit dem Namen von Vater war so ne Sache. Ich hatte zuerst Johannes, aber dann dachte ich das klingt zu sehr nach Verbotene Liebe *g* und deswegen dann Joachim. Aber da ich vom Gefühl her Johannes auch besser fand, hab ich es jetzt nochmal geändert.
ich freu mich, dass dir der Anfang der Geschichte gefallen hat und dass ich dich als Leser gewonnen habe :)

@Yahya-san
auchdir danke für deinen Kommentar und ich hoffe, dass dir auch der nächste Teil gefällt.



Kapitel 2

Johannes eilte auf sie zu und schloss Nelly fest in seine Arme.
„Gott sei dank, dir ist nichts passiert…“ Sie klammerte sich einfach fest und schloss erleichtert die Augen. Jetzt war sie in Sicherheit, jetzt konnte ihr nichts mehr passieren.
Komm Schatz, lass uns reingehen.“ Sascha folgte ihnen und warf immer mal wieder misstrauische Blicke um sich. Johannes brachte sie in das geräumige Wohnzimmer der Villa und Nelly ließ sich erschöpft auf die weiße Ledercouch sinken.
„Bist du verletzt?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Ich glaub nicht.“ Ihr Vater nickte verständnisvoll und wandte sich an seine Haushälterin, die ebenfalls den Raum betreten hatte.
„Marta, bring uns doch bitte Tee und richte das alte Zimmer von Nelly her.“ Die schon etwas betagte Frau mit dem rundlichen Gesicht, den kleinen freundlichen Augen und den silbernen Strähnen im Haar, nickte und schloss hinter sich die Tür.
„Was ist passiert?“ Nelly zuckte hilflos mit den Schultern und bemerkte erst dann, dass die Frage gar nicht ihr galt. Sascha lehnte mit verschränkten Armen am Fenster und sah Johannes ruhig an.
„Es waren zu viele.“ Johannes zog fragend eine Augenbraue nach oben, eine Angewohnheit die Nelly von ihm übernommen hatte. Ihr wurde das immer bewusst, wenn ihr Vater es selber tat. Von Sascha kam ein leises Schnauben.
„Mindestens fünf Leute, vielleicht auch sechs. Abel hat zwei von ihnen erledigt die unten im Nachbarhaus waren, ich hab mich um die anderen gekümmert und versucht sie zu warnen.“ Dabei warf sie einen bezeichnenden Blick auf Nelly. „Dummerweise wollte sie nicht hören und ich wurde überrascht und konnte nicht mehr reagieren. Aber der Schütze war ein Stümper…“ Johannes nickte ernst.
„Du hattest recht, zwei Leute sind zu wenig.“ Sascha nickte zustimmend.
„Bitteschön.“ Marta betrat den Raum und stellte das kleine Silbertablett auf dem Tisch ab und schenkte in die filigranen Porzellangläser den Earl Grey ein.
„Danke Marta.“ Sie lächelte Nelly zu und sah dann fragend zu Sascha.
„Möchtest du auch etwas.“
„Nein danke.“ Die ältere Frau nickte freundlich und meinte dann sanft: „aber ich darf dich doch sicher in das Krankenzimmer bringen.“ Die grünen Augen blitzen gefährlich auf.
„Danke mir geht es gut!“ Nelly kam zum ersten Mal der Gedanke, dass sich Sascha verletzt haben könnte und erschrocken sah sie auf. Auch Johannes hatte besorgt den Kopf zu Sascha gedreht und sagte streng: „Setz dich mal bitte!“ Die Dunkelhaarige gab einen lauten Fluch von sich und hob abwehrend die Hände.
„Es ist alles okay, nur ein paar Kratzer.“
„Noch mal sag ich es nicht!“ Die Stimme ihres Vaters hatte diesen unerbittlichen Unterton, bei dem man lieber gehorchte. Das schien Sascha wohl auch so zu sehen, denn sie bewegte sich unwillig auf das weiße Sofa zu und blieb dann davor stehen.
„Ich befürchte ich mach alles dreckig, wenn ich mich da drauf setze.“
„Paperlapap!“ Marta drückte die junge Frau energisch auf die Couch, musterte sie kurz und streng und krempelte dann das Hosenbein der weiten Baggy entschlossen nach oben. Von Sascha kam ein leises Zischen. Nelly war aufgesprungen und starrte schockiert auf das Bein der jungen Frau. Marta löste so behutsam wie möglich den Stoffstreifen, den sich Sascha um die Schusswunde gewinkelt hatte.
„Wir brauchen einen Arzt.“ Marta erhob sich und fügte noch hinzu: „Ich hol Wasser und Verbandszeug. Nelly halt das hier auf die Wunde.“ Damit wurde ihr Martas Schürze in die Hand gedrückt. Oh Gott… dabei konnte sie doch gar kein Blut sehen.
„Schon gut ich mach das selbst.“ Sascha wollte ihr die Schürze aus der Hand nehmen, aber Nelly warf ihr einen bösen Blick zu und drückte dann den Stoff auf die Verletzung. Von der anderen kam ein leises Stöhnen. Johannes hatte sich das Ganze ruhig mit angesehen, schüttelte den Kopf und griff nach dem Telefon. Kurz darauf kam Marta, verband das Bein notdürftig und dann betraten zwei Männer das Zimmer, die Sascha mitnahmen. Nelly wurde ins Bett geschickt, aber an schlafen war nicht zu denken. Und sie wurde das Gefühl nicht los, dass sie Sascha schon mal irgendwo gesehen hatte.

Sie hatte die Nacht in ihrem alten Zimmer in der Villa verbracht. Es war ein merkwürdiges Gefühl von Heimat das sie empfand, wenn sie in ihrem Jugendbett lag, auf die weiße Decke starrte an der der verchromte Kronleuchter hing und in ihren Armen ihr Kindheitskuscheltier „Taddon“ lag. Eine zerschlissene, ehemals weiße Robbe, die sie früher vor Alpträumen beschützt hatte. Dennoch atmete sie auf, als sie durch die Haustüre schritt und somit auch ein bisschen aus den stets wachsamen Augen ihres Vaters entfliehen konnte.
Dennis wartete vor dem schmiedeeisernen Tor in einem Taxi auf sie und lächelte sie an.
„Hey Schatz, wie geht’s dir? Warum hast du bei deinem Vater gepennt?“ Nelly, die gerade tief Luft holen wollte, um ihr Abenteuer vom gestrigen Abend zu schildern, spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter und mit einem erschrockenen Quieken fuhr sie herum.
Sie begegnete dem ernsten Blick der grünen Augen und der stummen Warnung, die sie darin las.
„Dein Vater lässt ausrichten, dass er das Abendessen mit dir gestern sehr schön fand und er möchte wissen, ob du das nächste Woche wieder einrichten könntest.“
„Äh!“ Verwirrt versuchte sie den Worten der jungen Frau einen Sinn zu verleihen, dann lächelte sie etwas gezwungen und meinte: „Klar, nächste Woche ist kein Problem. Sag meinem Vater, dass ich mich freue.“ Sascha verzog spöttisch die Mundwinkel dann drehte sie sich um und verschwand wieder in der Villa. Erstaunlicherweise humpelte sie dabei kaum. Das musste doch weh tun...
„Wer war das denn?“ Dennis sah Sascha misstrauisch hinterher und bedeutet ihr mit einer knappen Handbewegung in das Taxi einzusteigen. Nelly strich sich eine der lockigen Strähnen aus dem Gesicht und setzte sich zu ihrem Freund. Zufrieden kuschelte sie sich in seine Arme, wurde aber gleich wieder weggedrückt.
„Wer das war, Nelly?“
„Weiß was ich, eine von Vaters Securityleuten.“
„Das war eine Frau!“ Nelly verdrehte genervt die Augen. Dennis hatte eine etwas unemanzipierte Frauenansicht.
„Und? Wo ist das Problem? Meinst du Frauen können das nicht oder was?“
„Vergiss es, auf diese Diskussion lass ich mich erst gar nicht ein. Du kennst meinen Standpunkt zu solchen Dingen. Lass uns einfach zu mir fahren und wir machen uns einen gemütlichen DVD Abend, hm?“ An den Taxifahrer gemeint, meinte er: „Tullastraße 16“. Das Taxi fuhr los und Nelly verschränkte die Arme vor der Brust und warf Denis einen störrischen Blick zu. Schön dass er sie fragte, ob sie überhaupt Lust darauf hatte. Unweigerlich gingen ihre Gedanken zu dem gestrigen Abend zurück. Der Schreck saß ihr noch in den Knochen und sie ahnte, dass sie das nicht so einfach wegstecken würde. Wahrscheinlich würde sie irgendwann heulend zusammen brechen und dann war gut. Vor Dennis sollte sie das augenscheinlich nicht tun, sonst hätte Sascha nicht so idiotische Sachen geredet und das irritierte sie. Wieso wollte Johannes nicht, dass sie darüber sprach? Es war wie damals... vor drei Jahren hatten es Kidnapper geschafft, sie zu entführen. Es war der reinste Horror gewesen und auch damals, hatte Johannes eine Decke der Verschwiegenheit über die Sache gelegt. Als Entschädigung hatte sie den renommiertesten Psychiater in Freiburg besuchen dürfen, der ihr helfen sollte das Erlebte zu verarbeiten. Doch Nelly war störrisch gewesen, hatte nicht mitgearbeitet und schließlich die Therapie abgebrochen. Manchmal bereute sie es…
„Schatz, ist alles in Ordnung mit dir?“ Dennis hatte sich über sie gebeugt und sah ihr besorgt in die Augen. Ein seltener Ausdruck… zumindest in der letzten Zeit war er Nelly nicht oft begegnet. Sie blinzelte und versuchte einfach alle Gedanken wegzuschieben. Sie wollte sich einen gemütlichen Abend mit Dennis machen. Ohne dabei paranoid zu werden.
„Alles bestens…“ Sie lächelte und zog den jungen Mann zu sich herunter, küsste ihn und seufzte zufrieden auf.
„Hey, hey… das sollten wir uns für später aufheben.“ Ihr zuzwinkernd setzte sich Dennis wieder hin und Nelly verzog beleidigt das Gesicht. Sie hatte ihn doch nur küssen wollen… an etwas anderes hatte sie gar nicht gedacht!
Das Taxi hielt und der Fahrer öffnete ihr sogar die Tür. Es war ein umstrittener Vorteil, wenn man Vandersen mit Nachname hieß und der eigene Vater ziemlich bekannt war… Nelly mochte es grundsätzlich nicht bevorzugt behandelt zu werden. So verdrehte sie genervt die Augen, stieg aus dem Auto und folgte Dennis zu der Haustüre.

Ihr Videoabend war in etwa so abgelaufen, wie es Nelly erwartet hatte. Ein Film… irgendeine undefinierbare Komödie und der Versuch Sex zu haben. Die Betonung lag auf Versuch, denn Nelly hatte Dennis schlussendlich von sich runtergeschmissen und war abgehauen. Es war nicht gegangen. Sie konnte nicht einmal sagen warum… Seine Nähe hatte sie erdrückt, für einen Moment hatte sie gedacht keine Luft mehr zu bekommen und dann waren Bilder aufgetaucht… Nelly fluchte leise und sah entnervt auf ihr Handy. Die bescheuerte Straßenbahn kam auch erst in zehn Minuten und es war saukalt hier draußen. An dieser Haltestelle schien der Wind irgendwie immer besonders stark zu wehen. Dennis war mehr als nur sauer gewesen und Nelly hatte jetzt schon ein schlechtes Gewissen. Gleichzeitig wusste sie, dass es das einzig richtige gewesen war abzuhauen. Wenn es nicht ging, ging es eben nicht. Wobei… es ja schon immer nicht so gut ging. Sie hatte grundsätzlich ein Problem mit Sex. Vielleicht weil sie erst so spät angefangen hatte, andere Menschen körperlich und emotional an sich heran zu lassen… so intim… Aber sie konnte sich einfach nicht fallen lassen, war verspannt und wünschte sich meistens, dass es schnell vorüber ging. Natürlich spürte Dennis, das etwas nicht stimme… Aber während Nelly viel lieber in seinen Armen lag, kuschelte und das Gefühl genoss, beschützt zu werden, dachte er nur an das eine. Und eine Mitte zu finden war verdammt schwer.
Zum Glück kam endlich die Straßenbahn und Nelly setzte sich erleichtert auf eine Bank. Neben ihr lächelte sie ein alter Mann mit einem zahnlosen Mund an und hastig drehte die junge Frau den Kopf weg. Ruhe… sie wollte einfach nur noch Ruhe…
Als sie endlich zu Hause ankam fiel ihr zum ersten Mal ein, dass ihre Scheibe kaputt gegangen war. Und auf einmal war da auch wieder dieses Gefühl der Angst… es war hier passiert… in diesem Haus, in ihrer Wohnung… Nelly schluckte, straffte die Schultern und schloss dann ihre Wohnungstüre auf. Vorsichtig tastete sie nach dem Lichtschalter und erst als sich helles Licht in dem kleinen Flur ausbreitete, hatte sie den Mut die Wohnung zu betreten. Vorsorglich ließ sie die Eingangstüre aber offen. Sie hatte erwartet, dass es kalt sein würde… so ohne Fensterscheibe, aber davon war nichts zu spüren. Stattdessen empfing sie mollige Wärme. Misstrauisch wagte sie sich vor in ihr Wohnzimmer, suchte auch hier zuerst nach dem Lichtschalter und sah dann überrascht auf die neue Fensterscheibe.
Na gut… wenn man länger darüber nachdachte, dann war es eigentlich logisch, dass ihr Vater schon den Einbau einer neuen Scheibe veranlasst hatte. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Briefcouvert und tatsächlich stand da in Johannes verschnörkelter Handschrift:

Mein kleiner Spatz,
ich hoffe, dass es dir gut geht. Sei versichert, dass ich alles tun werde, damit dir nichts mehr geschieht. Wahrscheinlich fühlst du dich jetzt sehr unwohl in der Wohnung, das kann ich verstehen. Wenn es gar nicht geht, weißt du ja, kannst du auch jederzeit zurück in die Villa kommen. Schlaf gut und melde dich morgen bitte bei mir.
Johannes.

Seufzend legte Nelly den Brief zurück. Sie trat zu ihrem Fenster und sah zu den leuchtenden Häusern auf der anderen Straßenseite hinüber. „das ich alles tun werde, damit dir nichts mehr geschieht...“, die Worte hallten in ihrem Kopf wieder… und auf einmal war da Wut. Was sollte das denn heißen? Das irgendwo dort drüben lauter Menschen mit Ferngläsern saßen und sie beobachteten? Natürlich zu ihrem eigenen Schutz, aber sie konnten alles sehen! Wie sie hier stand, hinaus sah… wie sie den Brief gelesen hatte, wie sie so feige erst das Licht angemacht hatte, bevor sie die Wohnung betrat. Vermutlich waren sogar Wanzen in ihrer Wohnung versteckt… zu ihrer Sicherheit… Nelly strich sich energisch ihre Haare nach hinten. Und wie sie Johannes morgen anrufen würde! Das wollte sie nicht… das war ein furchtbarer Gedanke! Sie wollte nicht kontrolliert werden! Das schränkte sie viel zu sehr ein… sie wollte doch endlich diesen ganzen Zwängen entkommen und ihr eigenes Leben leben. Verdammt! Voller Impulsivität marschierte Nelly zu ihrer Handtasche auf dem Sofa, wühlte ein paar Minuten in ihr herum und holte dann ihren Notfalllippenstift hervor. Mit einem triumphierenden Laut lief zu ihrem neuen Fenster und warf einen bitterbösen Blick zu den Häusern hinüber.
„Ihr könnt mich mal!“ Und damit schrieb sie genau das in knallrot auf die Scheibe. Sie trat einen Schritt zurück, besah sich ihr Werk und nickte zufrieden. Das war doch jetzt mal ne eindeutige Ansage. Dann drehte sie sich um und wollte ins Bad stapfen um anschließend in ihr Bett zu fallen… als das Telefon klingelte. Ungläubig blieb sie mitten im Schritt stehen, stieß ein erschrockenes Japsen aus und griff dann mit plötzlich wieder zittrigen Fingern nach dem Hörer.
„Ja?“ Am anderen Ende konnte sie ein spöttisches Lachen hören.
„ Gerne Kleines, sag mir nur wo.“ Für einen Moment starrte Nelly einfach fassungslos von dem Hörer zu ihrem Fenster und legte dann mit einem kleinen Wutschrei auf.




vielen dank fürs Lesen
wölfin
 
lol .. jaja ..sehr lustige szene am ende. :laugh:
joah .. ich glaub ich kenn dich von meinen stories. zumindest glaub ich, dass du relativ viele davon gelesen hast. mir kommt dein name nämlich so bekannt vor. aber ich war so lang nicht mehr hier, dass ichs beim besten willen nicht sagen kann XD

gut wie auch immer. mich hat der titel erst nicht so angesprochen, sonst hätte ich wohl eher angefangen zu lesen. nya wie auch immer jetzt hab ichs ja getan. und ich war so froh, dass schon der zweite teil da war :-)



erstaunlich wie langsam das alles anfängt mit dem gefängnis usw. und dann auf einmal peng, geht das ganze voll ab. sag mal schaust du verbotene liebe? ich weiß. ich oute mich mal schnell. aber mir kommt dein johannes genauso vor, wie eine von den charakteren in der soup. zumindest was reich und schloss angeht. weil zum charakter kann man noch nicht soviel sagen.

nya alles sehr spanned und sehr mysteriös. ich glaub, ich hab tausend fragen ..

wieso heißt die story eigentlich elle? kommt da noch ein bezug? dann sascha ..denk ich mal ist die verprügelte frau aus dem gefängnis, oder? in bin wirklich gespannt in welcher beziehung johannes und sascha zu einander stehen, gerade wegen der gefängnisszene. and so on. ich verschon dich mal ^^

nya ..das einzige was mich ein wenig gestört hat im ersten teil war, dass nelly so kleinlaut ist. ich finde das irgendwie komisch, dass sie nach dem überfall so garnichts sagt. ich persönlich hätte das ganze jetzt realistischer gefunden, wenn sie rumgeschrieen hätte und eine erklärung verlangt hätte, aber vielleicht hast du das ganze ja bewusst so gemacht.

dann schau mal, dass schnell ein neuer teil da. ich abonnier das inzwischen mal :) :lol2:


lg ftg
 
ah, der nächste teil :-)
mhh...es klingt auf jeden fall wieder ziemlich interessant. sascha mag ich jetz schon. auch, wenn die beschreibung nich so ganz hinhaut habich immer dieses hass-gesicht von michelle rodrigez vor augen^^ nur der name...is sascha auch ein frauenname?
naja, irgendwie mutet es mir persönlich ein klein wenig überladen an. ich weiß nich genau, wie ich es ausdrücken soll, man wird irgendwie praktisch mit konflikten bombardiert, aber man mekt nich so richtig, in welche richtung das ganze nun soll. da is der konflikt zwischen nelly und ihrem freund (der mir irgendwie verdammt unsymphatisch is:rolleyes:), zwischen nelly und ihrem vater, dann sind da die unbekannten, die sie angegriffen haben (und nelly fragt sich wohl ganrich, wer und warum...un ich glaube, auf nächtliche spaziergänge würde ich nach so einem ereignis lieber verzichten^^), und das geheimnis um sascha un natürlich den vater selbst, der ja noch eine sehr nebulöse gestalt ist. irgendwie hatte ich beim lesen auch das gefühl, ständig von genre zu genre zu springen. mal thriller, mal komödie, mal beziehungskiste^^ das klingt jetz vl negativer, als es gemeint is^^
mir gefällt die story...grade durch die viele abwechslung ist es wirklich sehr kurzweilig zu lesen. das konzept ist einfach wunderbar unkonventionell und auch stilistisch ist sie mehr als nur solide.
ich bleib auf jeden fall dabei und freu mich schon drauf zu erfahren, in welche dieser richtungen sich der hauptplot nun ausbreitet und warum das ganze 'elle' heißt.
auf ein baldiges wiederschreiben also

liebe grüße, der toffel
 
Hallöchen^^

hat noir sich auch mal endlich eingefunden^_^ ich muss sagen, gelungener Anfang, auch wenn ich die Brücke
zwischen der Gefängnisszene und den jetzigen Ereignissen noch nicht schlagen konnte...aber das macht ja
nichts, ich denke, das wird sich klären^^ ich find es gut, dass du deine Chars alle sehr unterschiedlich gestaltet
hast...und ein großes DANKE, dass diese Story in Freiburg spielt, es ist ziemlich erfrischend, deutsche Namen zu
lesen^^
ich finde, du beschreibst Szenen gut und lässt den Leser gut mitfühlen, wobei es nicht zu schnell geht, du lässt
dem geneigten Leser die EIngewöhnungsphase^^
und spannend ist es^^ ich wüsste gerne, was hinter Nelly her ist und was für eine Rolle eigentlich ihr nutzloser
Freund spielt (was ist das überhaupt für einer?) die Szene mit Sascha, als Nelly die Schürze in die Hand gedrückt
bekommt und man erfährt, dass sie kein Blut sehen kann, hat mir gut gefallen, aus welchem Grund auch immer...
vielleicht, weil sofort klar ist, dass Nelly keine typische Heldin darstellt^_^
so, nochmal zum Titel^^ meinst du mit "Elle" schlicht das französische "sie"? ist ja an sich ne gute Idee, wenns eh
um ein Mädchen geht...aber gut, ich werde mich überraschen lassen^^

dann bis zum nächsten Teil^^
noir
 
Und wo Nori Princess ist ist Alec auch nicht weit :D

Ich habe mich jetzt auch mal an deine Story gewagt und bin froh es getan zu haben. Zum ersten Eindruck, wie Tofi schon gesagt hat, sehr kurzweilig zu lesen, spannend-entspannend und ich persönlich finde es nicht überzogen.
Achja, Tofi, Sasha ist tatsächlich ein Frauenname :)
Den Rückblick, bzw die Szene auf der Brücke fand ich super geschrieben, man wurde von der erschrockenen Faszination von Nelly richtig mitgerissen. Sowieso beschreibst du schön bildlich und emotional, weckst Spannung und hast dich schön an das Spannung-Entspannungsgefüge gehalten.
Die Charaktere bauen sich allesamt auch sehr interessant auf, jeder für sich, ich persönlich mag Sasha ja auch sehr. Da fragt man sich, ob jene grünen stechenden Augen damals ihr gehörten. Ich hab da ja zwei Theorien wie es dazu kam, wenn sie es denn gewesen ist im Gang. Ich bin gespannt wie du es gestaltest und ob ich sogar vielleicht richtig liege.
Das Ende fand ich auch sehr witzig, habe fast vermutet das sowas kommt *gg*
Oh ja, eine Sache die mir besonders aufgefallen ist ^^

Weiß was ich, eine von Vaters Securityleuten.“
Oder hast du das absichtlich so geschrieben? ^__^

Ansonsten sind mir keine Fehler aufgfallen, die bemerkenswert wären, ein paar kleine Formulierungen die ich anders setzen würde, aber es ist dein Stil und deshalb bin ich ruhig :D

Bis zum nächsten Teil

Alec
 
Hallo Wölfin ^^

dann geselle ich mich mal zu den hier Anwesenden.
Und ich muss alle meinen Vorrednern zustimmen. Die Story gefällt mir soweit richtig gut.
Man wird gleich ins Geschehen hinein geworfen und so beginnt die Story gleich schon mal richtig spannend. Das hat mir gleich mal gut gefallen.
Auch wenn ich in der Szene "vor einem Jahr" irgendwie eine jüngere Person vor Augen hatte und mich dann kurzzeitig gewundert habe, dass Nelly doch schon älter ist und eine eigene Wohnung hat.
Ich fand es auch sehr seltsam, dass der Mann die Frau in dem Gefängnis so heftig schlägt... aber vielleicht hat das ja auch noch einen guten Grund, der später noch erklärt wird.
Wie toffel habe ich mich auch gewundert, dass Nelly keine Fragen zu den Angreifern gestellt hat. Auch wenn sie noch mal entführt wurde, würden man doch trotzdem fragen. Oder? Genau fand ich es leicht merkwürdig, dass sie dann alleine nach Hause gelaufen ist nach einer solchen Erfahrung. Aber vielleicht hat sie sich ja auch gedacht, dass da Leute sind, die auf die aufpassen.
Das mag sich jetzt negativ anhören, aber das sind nur Dinge, über die ich mich beim Lesen gewundert habe, aber vielleicht gibt es dafür auch eine interessante Erklärung^^
Die letzte Szene fand ich toll! Da musste ich richtig auflachen. Hat mir gut gefallen. Dein Schreibstil gefällt mir auch, man kann sie dadurch alles gut vorstellen.
Der Anfang hat mir schon mal gut gefallen. Ich freue mich auf weitere Teile.

Lieben Gruß,
Shine
 
Sodelle ich hab es geschafft und einen neuen Teil geschrieben.

Ich bin echt froh, dass ihr alle die Geschichte mitverfolgt auch mir auch eure kritische Meinung sagt. Schließlich kann ich mich nur so verbessern.
Die ganze Story steckt noch in den Kinderschuhen und ist deswegen auhc nicht so wirklich durchdacht. Ich denke, das hat man eben auch sehr gemerkt.
Ich hab jetzt versucht dem ganzen ein bisschen mehr Konzept insgesamt zu verleihen und hoffe das Kapitel gefällt euch.

lg wölfin


Kapitel 3

„Sag mal, ist alles okay bei dir?“ Paula betrachtete Nelly etwas skeptisch, während sie die Planung für die kommende Woche für den Elternaushang aufschrieb.
„Was haben wir noch mal für den Donnerstag geplant?“ Fragend sah sie Nelly an.
„Turntag. Ach mein Wochenende war etwas chaotisch und ich hab schlecht geschlafen. Ich hoffe ich pack den Tag irgendwie.“ Seufzend blätterte sie in den Papieren für das neue Kind, das heute in ihre Gruppe kommen würde. 2,9 Jahre alt und natürlich kaum deutsch sprechend. Und sie hatte die Ehre die Bezugserzieherin zu sein, das hieß Arbeit, Arbeit, Arbeit.
„Wann kommt Selen denn?“
„Ich hab mit der Mutter neun Uhr ausgemacht und dann erstmal nur bis um elf. Ich hatte das Gefühl, dass Selen zwar ganz gut drauf ist, aber du kennst das ja.“
„Alles klar.“ Dann kamen die ersten Kinder und der Alltag begann. Nelly hatte kaum die Gelegenheit weiter über die vergangenen Ereignisse nachzudenken.

Es war zwölf Uhr und Nelly saß in ihrem Stammcafé. Sie hatte Pause und die brauchte sie auch. Irgendetwas war in der letzten halben Stunde mit ihr passiert. Auf einmal hatten ihre Hände angefangen zu zittern und ihr war übel geworden. Jetzt klammerte sie sich an eine heiße Tasse Kamillentee und versuchte ihren Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Es war eigentlich absehbar gewesen. Ganz automatisch hatte sie das Wochenende aus ihren Gedanken verdrängt und hatte versucht normal weiterzumachen. Und jetzt brach es aus...
Das einzige was sie hatte, war das filigrane Teeglas in ihren Händen… Wieso musste eigentlich immer ihr so etwas passieren? Was hatte sie mit Johannes zu tun, außer, dass er ihr Vater war. Sie wollte sein Geld nicht und was seine Arbeit anging hatte sie keine Ahnung. Aber anstatt, dass man direkt versuchte Johannes zu treffen, nahm man den Umweg über sie. Klar welcher Vater liebte seine Tochter nicht und würde alles für sie tun. Trotzdem war es unfair, dass es sie dann traf und sie anschließend mit der ganzen Scheiße zurecht kommen musste. Noch immer konnte sie sich ganz genau an das Geräusch erinnern, mit dem die Kugel nur wenige Zentimeter neben ihrem Kopf in die Wand eingeschlagen war. Da hatte wirklich jemand versucht sie zu töten, sie umzubringen! Warum tat man das? Die Entführer damals… sie hatten Geld gewollt. Das konnte Nelly ja noch nachvollziehen, aber Mord! Wenn man jemanden umbringen wollte, dann hatte man doch gar nichts davon. Außer… wenn man jemandem sehr viel Schmerz zufügen wollte. Aber wer um Gottes Willen hasste Johannes so sehr, dass er das tun wollte? Sie wäre fast gestorben!
Das Glas in ihrer Hand zerbrach… Erschrocken schrie Nelly auf und sah auf ihre Hand. Rotes Blut mischte sich mit dem heißen Kamillentee und glitzernden Scherben.
„Oh mein Gott…“ Panisch riss sie ihre Hand zurück und drückte die weiße Papierserviette auf das viele Blut. Irgendwo rutschte ein Stuhl und Schritte nahten. Blut… rotes Blut, dass über ihre Handfläche tropfte, sich durch die Serviette saugte und…
„Scheiße, scheiße…“ Ihr wurde schlecht, irgendjemand griff nach ihrer Hand.
„Nein!“ Sie versuchte sich aus dem Griff zu winden und hörte dumpf, wie jemand etwas von einem Arzt meinte. Dann spürte sie die bekannte Schwärze, die sich um ihren Geist legte.

Das Erste, was Nelly spürte, als sie wieder zu Bewusstsein kam war Übelkeit. Stöhnend versuchte sie sich etwas aufzurichten und sich Orientierung zu verschaffen.
„Bleib liegen!“ Die sanfte Stimme gehörte wie erwartet zu einer dunkelhaarigen, jungen Frau, die sie prüfend musterte. Nelly gehorchte einfach und schloss wieder die Augen.
„War ja klar, dass du hier bist...“ Sascha lachte leise und meinte ruhig: „Das ist mein Job, Kleines. Wie fühlst du dich?“
„Mir ist schlecht…“
„Das ist normal. Was macht deine Hand?“ Nelly versuchte sich auf ihre Hand zu konzentrieren. Ein diffuser Schmerz herrschte in ihrem ganzen Körper.
„Keine Ahnung…“
„Na gut…“ Saschas Hand legte sich auf ihre Stirn und Nelly genoss die Kühle, die die andere Frau ausstrahlte.
„Ich bring dich jetzt erstmal zu einem Arzt.“ Na super… Nelly hasste Ärzte! Grundsätzlich! Sie gab einen protestierenden Laut von sich und spürte, wie sie dennoch hochgehoben wurde.
„Ich will nicht zum Arzt!“ Störrisch sah sie in die grünen Augen hinauf, die nur spöttisch blitzten.
„Nur so nebenbei, du hast da ein paar Glasscherben in deiner Handfläche, Schätzchen. Also gehen wir zu einem Arzt!“ Erst jetzt registrierte Nelly die vielen Menschen, die um sie herum standen. Peinlich berührt wandte sie hastig den Kopf ab und kuschelte sich stattdessen an Sascha. Sie fühlte sich wie nach einem Marathon… ihr Körper war erschöpft und auch ihr Kopf fühlte sich schwer und benommen an. Sie ließ einfach alles um sich herum geschehen, half Sascha so gut es ging in den schwarzen Mini einzusteigen und schloss dann wieder erschöpft die Augen.
„Mein Kindergarten…“ Erschrocken fuhr sie in die Höhe.
„Wie viel Uhr ist es?“
„Kurz vor halb eins.“
„Scheiße!“ Nelly versuchte hektisch ihr Handy aus ihrer Hosentasche zu zerren.

Der Arzt hatte zwei Glasscherben aus ihrer Hand geholt und sie anschließend verbunden. Nelly war fast ein zweites Mal ohnmächtig geworden und von Sascha nach Hause gefahren worden. Jetzt saß sie vor dem Fernseher und versuchte sich abzulenken. Sascha war fast sofort wieder verschwunden, nachdem sie Nelly sicher zu Hause abgeliefert hatte. Aus der Frau wurde sie nicht schlau und irgendetwas an ihr… war so anders, als bei anderen Frauen. Sie konnte es nicht richtig in Worte fassen. Vielleicht war es ihr Styling… diese tiefhängenden Baggys, die man auf keinen Fall in der Damenabteilung von H&M kaufen konnte und dazu ihr ganzes Auftreten… Irgendwie hatte sie etwas jungenhaftes, auch wenn sie optisch durch und durch eine Frau war. Und dieser Aspekt war wirklich interessant. Nelly hatte sich schon immer für Menschen interessiert, die etwas aus dem Muster fielen, die man nicht problemlos in Schubladen stecken konnte… Sascha gehörte definitiv in die Kategorie, nicht kategorisierbar. Nelly seufzte leise und strich sich eine der lockigen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sollte aufhören sich so viele Gedanken zu machen. Der Arzt hatte sie sogar noch für den morgigen Tag krank geschrieben. Ihr sollte es recht sein… sie fühlte sich erschöpft und energielos. Das Telefon klingelte. Es war Paula und Nelly hatte vergeblich versucht, sie davon abzuhalten vorbei zu kommen.
Und so läutete es nur wenig später an der Tür und Paula kam, beladen mit allen möglichen Leckereien nach oben und machte es sich neben Nelly auf dem Sofa gemütlich.
„So meine Liebe und jetzt will ich wissen was heute Mittag passiert ist. Du siehst ja furchtbar aus und was ist jetzt mit deiner Hand?“ Nelly fuhr sich stöhnend über die Stirn. Paula war eine Quasseltante, was manchmal wirklich nerven konnte.
„Hab mich geschnitten, das ist alles.“
„So ein Quatsch! Wegen einem Schnitt wirst du doch nicht krank geschrieben und vor allem wärst du gleich wieder zum Kindergarten gekommen.“ Da hatte sie wohl recht...
„Na ja eben kein kleiner Schnitt…“
„Ach Nelly, jetzt sei doch nicht so einsilbig. Was ist denn passiert? Mit was hast du dich denn geschnitten? Außerdem bist du doch schon den ganzen Tag so komisch gewesen. Irgendwas stimmt doch nicht.“ Ihre Kollegin und gleichzeitig beste Freundin schüttelte energisch den Kopf und begann dann Schokolade und Chips auszupacken und Nelly vor die Nase zu schieben.
„Na egal, jetzt iss erstmal was, das kann ja nicht schaden.“ Jetzt wurde sie auch noch gemästet... Trotzdem griff sie beherzt zu der Schokolade und kuschelte sich zurück auf ihre Couch.
„Mir ist ein Glas kaputt gegangen und daran hab ich mich geschnitten und ansonsten war mein Wochenende einfach stressig, das ist alles.“ Paula sah sie misstrauisch an und meinte dann in einem sehr abgeklärten Ton: „Ich kenn dich jetzt lang genug, um zu wissen, wann du mich anlügst und wann nicht.“
„Paula…“ Na super…
„Nein Nelly jetzt rede dich nicht raus. Ich will wissen was mit dir los ist. Ich mach mir Sorgen, verstehst du?“ Nelly seufzte leise und sah ihre beste Freundin traurig an.
„Paula, ich darf es dir nicht erzählen. Es hängt mit meinem Vater zusammen und du weißt ja, dass das nicht so einfach ist. Außerdem passen grade lauter Securityleute auf mich auf, weil mein Vater eben Stress hat. Weiß was ich… „
„Okay…“ Paula nickte langsam und griff dann nach Nellys Hand.
„Komm mal her…“ Und Nelly ließ sich nur zu gerne in die Arme der anderen ziehen, vergrub ihren Kopf an Paulas Halsbeuge und spürte, wie erneut die ganzen Emotionen hochzukommen drohten.
„Ist schon okay…“ Paula strich ihr durch die langen, braunen Haare und redete beruhigend auf sie ein. Es tat so gut… so gut, dass sie endlich in den Arm genommen wurde und ihr jemand Trost spendete. Erst jetzt spürte sie die Anspannung in ihrem Körper und wie viel Kraft sie der Tag gekostet hatte. Tränen rannen ihr über die Wange und tropften auf Paulas T-Shirt.
Lange saßen sie so auf dem pfirsichfarbenen Sofa.
„Mensch Nelly…“
„Hm?“ Schniefend sah sie auf und nahm dankbar das Taschentuch aus Paulas Hand, das sie ihr vor die Nase hielt.
„Bist du sicher, dass du nicht darüber reden willst?“
„Ich, ich weiß nicht…“ Unsicher versuchte Nelly die Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen.
„Das ist nicht so leicht…“ kurz zögerte sie, dann stand sie auf.
„Warte kurz.“ Nelly ging zu ihrem Schreibtisch und nahm den Lippenstift in die Hand. Nachdenklich schraubte sie den Deckel auf, sah auf die rote, intensive Farbe. Er war ganz eingedrückt von ihrer gestrigen Aktion, also machte es ohnehin keinen Unterschied mehr… Nelly ging zu ihrem Fenster und schrieb ihn großen Buchstaben.
Ist die Wohnung verwanzt? Kannst du hören, was ich sage?
„Was soll das denn?“
„Erklär ich dir gleich. Warte kurz.“ Aus ihrer Hosentasche holte sie ihr Handy und wartete bis es klingelte.
„Sascha?“
„Du bist echt misstrauisch.“
„Kann schon sein. Und, habt ihr meine Wohnung verwanzt?“
„Nein, keine Sorge. Johannes möchte dich ja nicht total überwachen. Er will nur, dass du beschützt wirst.“
„Okay.“
„Bist du in Ordnung?“ Nelly seufzte leise.
„Ja geht schon.“ Damit legte sie auf und drehte sich zu Paula um.
„Bist du sicher, dass du die ganze Geschichte wissen willst?“
„Na klar, vor allem was das eben war.“ Nelly musste gegen ihren Willen lachen. Paulas Gesicht zeigte ziemlich deutlich ihre Verwirrung.
„Na gut…“ Sie setzte sich wieder neben die Freundin und erzählte. Paula hörte zu und gab ihr den nötigen Raum, um ungehemmt sprechen zu können.
 
hi wölfin^^
hach...mal ein richtig ruhiger teil...was zum durchatmen;)
ich fand auch dieses rekapitulieren der ereignisse durch die protagonistin sehr gelungen. wurde ja auch zeit, dass sie nach all dem stress mal gelegenheit zum nachdenken bekommt. es ist dir auf jeden fall geglückt, ihren charakter noch ein gutes stückchen zu vertiefen, auch, wenn sie nun für meinen geschmack fast schon ein wenig zu hilflos und zerbrechlich wirkt...aber das is nu wirklich sehr subjektiv^^
dieses behutsame ausbauen der beziehung zwischen nelly un sascha gefällt mir auch sehr gut...man kann die romanze ja fast schon riechen, un von ihrem freund is ja nu wikrlich net viel zu erwarten:rolleyes:

ich freu mich auf jeden fall auf den nächsten teil...und darauf, mehr über den vater zu erfahren...der is ja noch die nebulöseste figur der story

liebe grüße, der toffel^^
 
Hallo Wölfin ^_^

mir hat die Ruhe dieses Teils auch gut gefallen. Man hat so Nelly ein bisschen besser kennen lernen können und wenn sie von einer heiklen Situation in die nächste stolpern würde, dann wäre das doch reichlich unwahrscheinlich^^
Wie du langsam die Beziehung zwischen Nelly und Sascha aufbaust, gefällt mir auch. Sie haben sich ja schließlich in einer sehr hektischen Situation getroffen und müssen jetzt, da Sascha Nellys "Aufpasserin" ist, irgendwie miteinander klar kommen.
Und Nelly stellt sich die gleichen Fragen wie ich XD Nämlich: Was war der Hintergrund dieser Aktion?
Da fragt man sich doch, was ihr Vater so macht, dass sie so zur Zielscheibe geworden ist, dass sie persönliche Aufpasser braucht... Alles sehr interessant und mysteriös.
Ich bin ziemlich gespannt auf den nächsten Teil!

Lieben Gruß,
Shine
 
Halli Hallo,

es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat! Irgendwie hatte ich entweder keine Zeit oder keine Muse zum Schreiben. Jetzt habe ich endlich das nächste Kapitel fertig geschrieben und hoffe, dass es euch gefällt.

@dark-toffel
*g* schön, dass du etwas bei dem Teil durchatmen konntest. Und es freut mich, dass ich Nellys Charakter noch etwas vertiefen konnte. Hm, ich denke eigentlich nicht, dass sie hilflos ist, aber dennoch beschützt werden muss  ich versuche das noch ein bisschen besser rauszuarbeiten.
Und über Johannes werde ihr auch bald mehr erfahren.
Vielen dank für deine Kritik!

@watershine
Auch dir vielen dank für die Kritik und deinen Kommentar. Ich bin froh, dass dir der Beziehungsaufbau zwischen Sascha und Nelly gefällt. Ich hab so einen schrecklichen Hang zum Kitschigen und hab immer Angst, dass es zu schlimm wird ;)


Kapitel 5

Dennis legte einen Arm um Nellys Hüften und setzte sein typisches, machohaft wirkendes Lächeln auf. Sie waren auf einem Empfang zu dem Johannes sie eingeladen hatte und wie immer war Dennis Feuer und Flamme dafür gewesen. Ganz im Gegenteil zu Nelly. Sie für ihren Teil hatte schon an genügend solcher Veranstaltungen teilgenommen und hatte gewissermaßen die Nase voll.
„Dennis!“ Genervt machte sie sich aus der Umarmung frei und stellte das zarte Sektglas auf einem der Tische, die in der großen Halle standen, ab.
„Und du!“ Damit drehte sich Nelly schwungvoll um, so dass ihr braunes kurzes Kleid, dass wunderbar zu ihren Haaren und zu ihrer Augenfarbe passte, um ihren Körper herum tanzte. Ihr Zeigefinger landete auf Saschas Brust, die etwas verdattert zurückwich.
„Du hältst dich gefälligst fern von mir, verstanden!“ Energisch blitzten Nellys braune Augen auf und sie war selber etwas erschrocken über den aggressiven Ton in ihrer Stimme.
„Das würde ich nur zu gerne, nur dummerweise habe ich einen Auftrag. Und der lautet, dass ich dich unter Einsatz meines Lebens beschützen muss. Also Schätzchen, ich kann dich nicht in Ruhe lassen, kapiert!“ Neben ihr hörte Nelly Dennis lachen und sie spürte, wie die Wut in ihr noch höher kochte.
„Ihr macht mich wahnsinnig!“ Nelly beschloss, dass sie etwas zum Essen brauchte. Vielleicht würde das auch ihre Stimmung wieder etwas heben. Ihren Schatten, in Person von Sascha, versuchte sie einfach zu ignorieren. Glücklicherweise blieb immerhin Dennis dort wo er war. Sie fragte sich immer noch warum sie ihn eigentlich mitgenommen hatte.
„Warum hast du diesen Schwachkopf mitgeschleppt?“ Die weiche Stimme in ihrem Nacken jagte einen Schauer über Nellys Rücken. Aber Nelly war doch etwas überrascht, dass Sascha ihr die gleiche Frage stellte, die sie sich gerade selbst gestellt hatte.
„Das geht dich gar nichts an!“
„Natürlich nicht…“ Nelly griff nach einem belegten Lachsbrötchen und entdeckte dann erfreut, dass es sogar Kekse von Martha gab.
„Musst du unbedingt probieren!“ Sascha einen der Kekse in die Hand drückend löste sich Nelly von dem Buffet.
„Oh die kenn ich!“ Überrascht blinzelte Nelly. Nicht jeder Angestellte bei den Vandersens kam in den Genuss Marthas Kekse zu probieren. Sascha knabberte zufrieden an dem Keks und Nelly beobachtete die Menschen um sie herum. Die meisten waren im Alter von Johannes oder älter. Aufgetakelte Frauen, die sich vermutlich mehr als einmal unter die Klinge eines renommierten Schönheitschirurgen gelegt hatten mit ihren stinkreichen Ehemännern, die sicherlich eine junge Geliebte in irgendeiner gemütlichen Zweizimmerwohnung hielten. Nelly wusste selbst, dass sie unfair war, aber sie wusste auch, dass ihre Gedanken nicht total abwegig waren.
„Du magst das hier nicht besonders, oder?“
„Ich hasse es…“ Sich eine der braunen Locken aus dem Gesicht streichend drehte sich Nelly zu ihrer Leibwächterin um.
„Und du?“ Sascha zuckte mit den Schultern und warf dann einen prüfenden Blick in die Menge.
„Ich gehöre nicht dazu und das ist auch gut so.“
„Ja, das ist absolut nicht meine Welt hier…Das schlimmste dabei ist…“, Nelly warf einen bezeichnenden Blick in Richtung Dennis und fuhr fort: „dass Dennis das ganze hier liebt.“ Nelly fragte sich irritiert, warum sie gerade mit Sascha so selbstverständlich redete, als wären sie gute Freundinnen. Diese Frau hatte sie… hatte sie… fast… geküsst…! Hastig versuchte sie die Erinnerungen daran zu verdrängen.
„Oh ja er fühlt sich hier pudelwohl.“ Sascha lachte ein amüsiertes und helles Lachen, dass in Nelly gegen ihren Willen schon wieder Sympathie weckte.
„Nelly!“ Johannes lief lächelnd auf sie zu und schloss sie dann herzlich in seine Arme.
„Hi Dad…“ Nelly erwiderte die Umarmung und genoss das Gefühl der Wärme, dass sie durchströmte.
„Wie geht es dir?“
„Ganz gut.“ Sie lächelte und warf Sascha einen warnenden Blick zu. Die war gerade unfreiwillig an Nelly gedrängt worden und verdrehte bei der Reaktion der jungen Frau nur die Augen.
„Du bist ganz schön empfindlich“, wurde ihr ins Ohr geraunt, die Antwort bestand aus einem tödlichen Blick.
„Bei euch beiden alles okay?“ Johannes sah etwas verunsichert zwischen den beiden jungen Frauen hin und her, die zur Antwort einstimmig nickten.
„Na dann…“, zweifelnd zog Johannes eine Augenbraue in die Höhe und wollte dann wissen: „Hast du Dennis mitgebracht?“
„Ja…“ suchend sah sich Nelly nach ihrem Freund um und machte ihn, an der gleichen Stelle, wo sie vorher gestanden hatten aus. Wie bestellt und nicht abgeholt.
„Dort hinten ist er. Ich wollte mir nur schnell etwas zum Essen holen.“ Ihr Vater winkte Dennis zu, der sich auch sofort angesprochen fühlte und zu ihnen kam.
„Hallo Dennis!“ Johannes schüttelte herzlich die Hand ihres Freundes und Nelly seufzte innerlich. Sie mochte es nicht, wie sehr Johannes Dennis mochte und umgekehrt noch viel weniger. Es war ätzend und wirkte unnatürlich oder eher übertrieben. Passend zu dieser ganzen Veranstaltung…
„Wie geht es dir? Was macht dein Studium?“ Johannes hatte diesen interessierten Blick aufgesetzt und Nelly beschloss der Unterhaltung nicht weiter zu folgen. Sie drehte sich um und stieß dabei mit einer der Kellnerinnen zusammen. Ein lautes Klirren erfüllte die Halle und ein ganzes Tablett mit den schönen Sektgläsern lag in Scherben auf dem Boden. Nelly hatte erschrocken einen Schritt nach hinten gemacht und war dabei an Sascha gestoßen, die sie kurzerhand festhielt. Der Boden war übersät mit winzigen Glassplittern und Nellys Kleid nass vom Sekt. Die Kellnerin sammelte bereits die größten Scherben ein, während Nelly sich hastig von Sascha löste.
„Nelly, bist du okay?“ Johannes drehte die junge Frau energisch in seine Richtung und Nelly nickte leicht. Sie hatte sich erschrocken, das war auch alles.
„Mir geht’s gut, ich…“ sie sah an sich herunter, „muss mich nur irgendwie umziehen.“ Johannes nickte und wechselte einen unübersehbaren Blick mit Sascha. Eine andere Kellnerin war mittlerweile mit Kehrschaufel und Besen angerückt. Sascha trat an ihre Seite und gemeinsam quetschten sie sich durch die vielen Menschen. Erleichtert atmete Nelly auf, als sie durch den Hinterausgang traten und die kühle Nachtluft sie umfing. Das tat gut…
„Und jetzt?“ Sascha warf einen fragenden Blick auf Nellys Kleid.
„Zu mir nach Hause.“
„Okay.“ Nelly marschierte zielsicher in die Richtung der nächsten Straßenbahn und drehte sich fragend zu ihrer unfreiwilligen Begleitung um, als sie diese aufstöhnen hörte.
„Sag mir bitte nicht, dass du mit der Straßenbahn gekommen bist!“
„Mit was sonst?“
„Mit einem Taxi? Oder mit einem Chauffeur? Du bist Johannes Tochter!“ Nelly verdrehte nur die Augen.
„Ich fahr gerne mit der Straßenbahn!“
„Verstehe…“ Sascha fügte grimmig hinzu: „Ich nicht…“ Irritiert warf Nelly der anderen Frau einen Blick zu.
„Warum?“ Die grünen Augen trafen direkt auf die ihren und Nelly spürte, wie sie der Ausdruck darin erschreckte. Soviel Ernsthaftigkeit…
Sie hatten die Haltestelle erreicht.
„Hast du eine Ahnung was in der Straßenbahn alles passieren kann? Und wenn viele Leute drin sind, ist es fast unmöglich alle im Blick zu behalten.“
„Und?“ Nelly verstand nicht wirklich.
„Nelly… das Risiko dass dir was passiert ist höher…“
„Oh…“ Sie schwiegen bis die Bahn kam und beide stiegen ein. Nelly setzte sich und sah sich um. Es war schon so spät, dass sie fast alleine waren. Sascha blieb neben ihr stehen und wirkte wesentlich angespannter, als vorher. Nelly ließ den Blick über die Gestalt der jungen Frau gleiten und schüttelte innerlich den Kopf. Da waren sie auf einem sehr wichtigen Empfang von Johannes gewesen und Sascha hatte sich trotzdem mal wieder in Baggys, Chucks und eine schwarze Bluse geschmissen. Nicht sehr passend…
„Warum machst du das überhaupt?“
„Was?“ Fragend sah Sascha sie an.
„Na ja… auf mich aufpassen… sozusagen.“ Sascha zuckte mit den Schultern und warf ihr einen undeutbaren Blick zu.
„Es ist mein Job.“
„Aha.“ Irgendwie klappte das nicht wirklich mit der verbalen Kommunikation… Nelly hatte dennoch eine Frage, die förmlich in ihr brannte…
„Darf ich dich noch was fragen?“
„Hm…“
„Das neulich in der Trainingshalle… was, was sollte das?“
„Das kommt nicht mehr vor…“ Saschas Ton klang einsilbig, fast schon trotzig.
„Das war nicht meine Frage…“
„Wir müssen aussteigen.“ Sascha trat zu der Türe und Nelly verdrehte die Augen. Warum wich sie ihr aus?
Sie liefen schweigend zu Nellys Wohnung.
„Bin gleich wieder da.“ Nelly schlüpfte in ihr Schlafzimmer und schloss die Türe sicherheitshalber ab.
„Ist das nicht etwas übertrieben?“ Der spöttisch anmutende Ton von Sascha erinnerte Nelly daran, dass sie eigentlich ja ohnehin noch sauer auf die andere war. So reagierte sie einfach nicht, sondern schlüpfte aus dem Kleid und griff nach einer braunen, elegant geschnittenen Hose und einer weißen Rüschenbluse. Dazu noch eine kurze, braune Strickjacke und es war perfekt. Kurz warf Nelly einen Blick in den Spiegel, dann schloss sie die Türe wieder auf und trat in ihr Wohnzimmer. Sascha saß auf der Couch, breitbeinig und mit einem erwartungsvollen Ausdruck in den blitzenden Augen. Die schwarze Bluse war etwas noch oben gerutscht und entblößte ein bisschen nackte Haut.
„Wow…“ Sascha stieß einen anerkennenden Piff aus und Nelly wich hastig den grünen Augen aus.
„Können wir gehen?“ Nelly griff nach dem Schlüsselbund auf der Kommode und war schon an der Türe, als Sascha fragte.
„Willst du da wirklich wieder hin?“ Überrascht zog Nelly eine Augenbraue in die Höhe und drehte sich zu der Schwarzhaarigen um. Sascha war zwar aufgestanden, machte aber nicht den Eindruck, als wolle sie zu dem Empfang zurück.
„Was denn sonst?“
„Na ja… wir könnten… einfach was anderes machen.“
„Du bist ja verrückt.“
„Willst du ernsthaft wieder dahin zurück? Ich mein du hast dich alles andere als wohl dort gefühlt.“
„Darum geht es aber nicht.“
„Doch genau darum!“ Sascha schnaubte energisch und meinte dann bestimmt: „tu doch mal das, was du möchtest!“
„Was möchtest du damit sagen?“
„Das du viel zu oft versuchst den Erwartungen von Johannes, Dennis oder sonst wem zu entsprechen. Und dabei dich selbst vergisst.“
„Das glaub ich ja nicht!“ Nelly spürte wieder diese Wut… Was bildete sich diese Frau eigentlich ein! Ihr Leben ging sie gar nichts an und sie hatte sich da gefälligst auch nicht einzumischen!
„Wenn dir nicht passt was ich tue, dann verschwinde doch einfach!“ Sascha machte einen bedrohlichen Schritt auf sie zu. Nelly verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dummerweise hab ich einen Job und der lautet dich zu beschützen! Denkst du ich mach das freiwillig?!“
„Dann geh doch zu Johannes und sag ihm, dass jemand anderes auf mich aufpassen soll!“ Sascha lachte hart und meinte: „Schätzchen, was meinst du warum ich auf dich aufpasse? Weil ich die Beste bin und deswegen hat Johannes mich ausgesucht, kapiert!“ Nelly spürte, dass ihr Körper zitterte und dass diese ganze Situation eigentlich ziemlich absurd war. Zusätzlich sah sie die Überzeugung in Saschas Augen und die verunsicherte sie.
„Ist es so ernst?“ Die Frage kam nur zögerlich über ihre Lippen. Sascha schnaubte leise.
„Du wurdest fast erschossen, erinnerst du dich! Wenn das nicht ernst ist, was dann?“
Nelly schwieg betroffen und nickte dann sacht…
„Du hast recht…“
„Nelly…“ Saschas Hand legte sich plötzlich erschreckend sanft um ihre Wange und löste sich ebenso schnell wieder.
„Entschuldige…“
„Und jetzt?“ Von der jungen Frau zurückweichend versteckte Nelly ihre Hände in den Hosentaschen und wusste gar nicht mit der Situation umzugehen. Was war das eben gewesen? Diese Berührung… und dieser ganze sinnlose Streit…
„Keine Ahnung.“ Sascha strich seine eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht und ging zurück zur Couch. Ihr Gesicht wirkte plötzlich müde und erschöpft und auch die Art und Weise, wie sie sich in die weichen Kissen fallen ließ, drückte Müdigkeit aus. Nelly biss sich auf die Lippe und dachte nach. Sollte sie wieder zurück zu dem Empfang, oder einfach hier bleiben und sich etwas ausruhen. Schaden konnte das, ganz gewiss auch nicht. Sie warf einen kurzen Blick zu der Gestalt auf ihrem Sofa, die ihr allerdings den Rücken zugedreht hatte und griff dann nach ihrem Handy, um eine SMS zu schreiben.
„Was hältst du von einem DVD Abend?“ Sie konnte hören, wie sich Sascha auf dem Sofa zu ihr umdrehte.
„Einem was?“ In der angenehmen Stimme klang tatsächlich Unglauben mit. Nelly musste Lächeln und ging kurz in die Küche.
„Einem DVD Abend.“ Mit zwei Coladosen in der Hand und einer Tüte Salzstangen unterm Arm kam sie zurück und setzte sich neben Sascha auf das Sofa.
„Ja oder ja?“
„Ja…“
„Gut…“



danke fürs Lesen
liebe Grüße
wölfin
 
Hi wölfin

habe grade mal deine ganze Stroy durch gelesen und sie gefällt mir :D!
Was mir beim neuem Teil richtig gut gefallen hat, war wie Nelly über die reichen Leute auf dieser Veranstaltung gedacht hat, denken wir nicht irgendwie alle so wenn wir solche Menschen sehn ?
Ich denke das Nelly jetzt noch sehr zurückhaltend wirkt aber das sich das im laufe der Zeit hoffentlich ändern wird.
Sascha gefällt mir, diese Art sich einfach aufzulehnen, schließlich trägt sie Baggys und Chucks bei soner piek feinen Veranstaltung. Sie fällt mir allerdings sehr männlich auf aber das wills du sicher ^^

Ein DVD-Abend schien ja so als wisse Sascha nicht einmal was das ist, naja schaun wir mal was passirt ^^

freu mich auf mehr zu lesen

Yuna
 
Hallo Wölfin,

bevor ich irgendwas zu dem Kapitel sage… einmal schnell auf die Kapitelzahlen gucken und dann sieht man… Kapitel 4 fehlt!!!
Zumindest geht meine Mathematik noch so weit, dass ich weiß, dass zwischen drei und fünf noch eine vier gehört ;)
Wäre also super, wenn du bald noch Kapitel 4 hier postest, weil es sonst ein paar kleine Ungereimtheiten gibt, z.B. war das „neulich in der Trainingshalle“ noch nicht, ebenso wie der Fast-Kuss^^“
Nichtsdestotrotz hat mir dieses Kapitel gut gefallen. Die Beschreibung der Party war wirklich herrlich. Dennis ist aber immer noch nicht so der große Sympathieträger^^“
Wie sich die Beziehung zwischen Nelly und Sascha weiter entwickelt, hast du auch sehr schön dargestellt.
Einzig und allein das Verkehrsmittelgespräch von den beiden fand ich etwas merkwürdig. Selbst wenn Nelly mit der Straßenbahn gekommen ist, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nicht mit einem anderen Gefährt, z.B. einem Taxi, nach Hause fahren könnten^^
Ansonsten habe ich nichts zu meckern, ich würde mich bloß über das 4. Kapitel freuen^^

Lieben Gruß,
Shine
 
Es tut mir total leid, aber watershine, du hast ja recht, ich hab das vierte Kapitel echt vergessen... ich bin echt total verpeilt... also hier ist es...
Ich hoffe ihr versteht das jetzt alles, trotz falscher Reihenfolge

Kapitel 4

Johannes schloss Nelly herzlich in seine Arme.
„Wie geht es dir.“
„Ganz gut,“ sie lächelte sanft und schnappte sich dann Johannes Arm, um in Richtung Speisesaal zu marschieren.
„Hey, hey nicht so schnell junge Dame. Ich bin ein alter Mann.“
„Oh ja sehr alt…“ Nelly lachte und pustet sich eine Locke aus dem Gesicht.
„Du siehst gut aus. Warst du einkaufen?“
„Oh ja, bin direkt nach dem Kindergarten in die Stadt gefahren und hab mein Gehalt im H&M liegen lassen.“ Bei dem Gedanken an ihre Shoppingtour musste die junge Frau unwillkürlich schmunzeln. Sie hatte wirklich Geld ausgegeben, aber es hatte gut getan und sie von dem ganzen Stress abgelenkt. Außerdem würde sie Saschas gequältes Gesicht nie vergessen, nachdem sie zum vierten Mal in die Umkleidekabine gehuscht war. Dafür trug sie jetzt eine taillierte, weiße Rüschenbluse und dazu eine braune Stoffhose im Marlene Dietrich Style, um ihr Aussehen zu perfektionieren hatte sie ihre lange Lockenmähne offen gelassen. Würde Denis sie so sehen… ja er würde garantiert heiß werden.
„Herr Vandersen?“
„Ja Marta?“ Johannes drehte sich zu seiner Haushälterin um, die Nelly zuzwinkerte und dann meinte: „An der Türe steht Herr Borowski und bitte sie um ein Gespräch unter zwei Augen. Soll ich ihn wegschicken?“ Nelly seufzte leise. Es gab immer irgendetwas wichtigeres als ein bisschen Zeit für sie und ihren Vater... Johannes sah zögernd zu ihr hinüber.
„Schon okay…“
„Danke, Spatz.“ Sie bekam einen kleinen Kuss auf die Wange und dann eilte Johannes durch den langen Korridor. Marta legte mitfühlend ihre Hand auf Nellys Schulter und fragte mit weicher Stimme: „Möchtest du einen Tee und ein paar frisch gebackene Kekse.“
„Das wäre super.“ Martas Kekse waren legendär… schon als kleines Kind hatte sie für diese Kekse fast alles getan. Und sich so manchen Ärger eingehandelt, wenn sie einmal wieder heimlich stibitzt hatte.
„Ich komm gleich in die Küche, ich will nur noch mal schnell in mein Zimmer. Ich wollte mein altes Tagebuch mitnehmen.“ Marta nickte und Nelly machte sich auf den Weg durch die alte Villa. Sie kam an dem großzügigen Wohnzimmer vorbei und lauschte kurz der leisen Opernmusik. Johannes hatte wohl vergessen sie auszumachen. Als Kind hatte sie die Musik gehasst, heute hörte sie es gern, ab und zu. Kopfschüttelnd ging sie weiter und war mal wieder froh, dass sie hier nicht mehr lebte… Alles war so perfekt… so sauber… so teuer… so… oberflächlich. Jeder der zum ersten Mal in die Villa kam, war beeindruckt, ja sogar manchmal verschüchtert. Dann doch lieber ihre gemütliche Zweizimmerwohnung, in der man sich wohl fühlen konnte und keine Angst zu haben brauchte, etwas schmutzig zu machen.
Nelly erreichte ihr altes Kinderzimmer und griff gezielt aus dem Bücherregal das rosa Buch mit den hellblauen Sternen. Mein Gott, wie kitschig… Sie musste über sich selber den Kopf schütteln und beschloss schnellstmöglich zu den Keksen zu gelangen. Allein bei dem Gedanken lief ihr das Wasser im Munde zusammen. Eine Melodie vor sich hinsummend, hüpfte sie die Treppen nach unten und kam an dem riesigen Ballsaal vorbei, der meistens als Trainingsraum für Johannes Securityleute diente. Auch heute schien jemand zu trainieren, Nelly konnte harte Hipp Hopp Beats hören und spähte neugierig durch den offenen Türspalt.
Und stöhnte innerlich auf…
Wie hatte es anders sein können… sah sie Sascha, die in grünen Shorts und einem schwarzen Top halsbrecherische Bewegungen vollführte. Das musste doch weh tun.
Gegen ihren Willen blieb Nelly stehen und sah Sascha zu. Beneidenswert, wenn man sich so bewegen konnte… Nelly war nie besonders sportlich gewesen. Sie hatte es mal mit joggen versucht, doch schnell die Lust daran verloren und abgesehen von Fahrrad fahren, tat sie nicht besonders viel für ihre Figur. Glücklicherweise hatte sie diesbezüglich auch keine Probleme.
„Nelly…“ Erschrocken stolperte sie zurück und sah in das hübsche Gesicht, dass mit lauter kleinen Schweißperlchen übersäht war.
„Hi…“ Unsicher lächelte sie die junge Frau an und meinte dann: „schuldigung, ich wollte dich nicht… beobachten… bin schon weg…“
„Hey, schon okay. Du musst nicht gleich wegrennen.“
„Ich renn nicht weg!“ Empört verschränkte Nelly die Arme vor der Brust.
„Aha…“ Sascha griff nach ihrer Hand und zog Nelly in den Ballsaal.
„Was soll das?“ Irritiert löste sich Nelly von der anderen. Noch immer wurde der riesige Raum von der lauten Musik erfüllt. Nelly mochte diese Musik nicht so wirklich, sie war ihr etwas zu hart und irgendwie… konnte sie sich nicht hineinfühlen. Zum tanzen war es ganz nett, aber mehr auch nicht.
„Na ja… vielleicht solltest du ja wegrennen. Nachdem, was du mir heute angetan hast.“
„Ich?“ Verständnislos blinzelte Nelly zu Sascha hinauf.
„Ja du!“ Sascha schnaubte leise und fügte dann mit finsterem Blick hinzu: „ich weiß nicht wie viele Stunden du in diesem Laden verbracht hast, aber hast du eine Vorstellung davon, wie anstrengend es ist das mitzumachen?“ Gegen ihren Willen musste Nelly loslachen. Das war ja zu süß…
„Findest du das lustig?“ Sascha machte einen entschlossenen Schritt auf Nelly zu und diese wich an die Wand in ihrem Rücken zurück.
„Hey, hey!“ Abwehrend hob Nelly die Arne, konnte aber nichts gegen das Grinsen in ihrem Gesicht machen.
„Aber weißt du…“ Saschas Gesicht kam dem ihren bedrohlich nahe und Nelly schnappte überrascht nach Luft. Sie konnte sie riechen, spürte die Hitze, die von Saschas Körper ausging und wusste gar nicht, wie sie reagieren sollte.
„Du siehst mit deiner neuen Kleidung verdammt gut aus.“
„Was?!“ Ungläubig riss Nelly die Augen auf und sah direkt in das Katzengrün ihrer Aufpasserin.
„Du hast mich schon richtig verstanden.“ Sascha zwinkerte ihr zu und machte noch einen Schritt näher zu Nelly. Ihre Körper berührten sich und Nelly stieß zischend die angehaltene Luft aus, als sich weiche Lippen ganz sanft auf ihren Hals legten.
„Was, was tust du da?“ Eine nicht zu greifende Hilflosigkeit machte sich in ihr breit. Sie spürte ihren rasenden Herzschlag und wie ihr die Hitze in den Kopf stieg. Was tat Sascha da? Mein Gott sie waren doch beide Frauen! Impulsiv stieß Nelly die andere zurück und verschaffte sich erst einmal Luft. Heftig atmete sie ein, dann drehte sie sich wortlos um und lief zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um und meinte leise: „Mach das nie wieder!“

„Ist alles in Ordnung mit dir?“ Johannes sah besorgt zu seiner Tochter und Nelly schüttelte erschrocken den Kopf.
„Nein, nein alles okay. Ich… hatte heute nur einen anstrengend Tag.“
„Verstehe.“ Ihr Vater lächelte und fragte dann: „wie läuft es denn so im Kindergarten?“
„Ganz gut. Anstrengend, weil wir grad viele neue Kinder haben. Aber das macht auch Spaß.“
„Und sonst? Wie hast du den Überfall verkraftet?“ Mussten sie jetzt darüber reden? Nelly wollte einfach nicht so viel darüber nachdenken.
„Nelly, ich kenn dich doch. Möchtest du, dass ich dir einen Termin bei Dr. Ronebach mache?“
„Nein!“ Empört schüttelte sie den Kopf.
„Ich komm schon klar!“ Johannes seufzte und meinte dann ruhig: „Das weiß ich, aber wenn du Hilfe brauchst, dann melde dich bitte bei mir, okay.“
„Jaaa….“ Wow, irgendwie schien das Abendessen wie ein richtiges typisches Johannes Gespräch zu verlaufen. Sie hasste diese Art von Gespräche.
„Wie lang lässt du mich noch von deinen Securityleuten beschatten?“ Den gereizten Ton in ihrer Stimme konnte Nelly kaum noch unterdrücken.
„Sie beschatten dich nicht, sie beschützen dich! Und ich weiß nicht wie lange das noch dauert. Ich hab mich mit den falschen Leuten angelegt und es tut mir unendlich leid, dass du dafür bestraft wirst.“
„Schon okay… aber muss ausgerechnet diese Sascha auf mich aufpassen?“ Überrascht sah Johannes sie an und meinte dann; „Ich dachte eigentlich, dass du es besser finden würdest, wenn dich eine Frau so begleitet. Außerdem gehört Sascha zu meinen besten Leuten. Ich weiß, dass wenn sie für dein Wohlergehen verantwortlich ist, du auch wirklich beschützt wirst.“ Na toll… ihr Vater schwärmte ja nahezu von dieser Person… Nelly verdrehte die Augen und versuchte gleichzeitig die Situation von vorher aus ihrem Kopf zu verdrängen. Was auch immer da passiert war… es war nicht normal und schon gar nicht gut und diese Sascha würde schon noch sehen, was sie davon hatte! Gereizt schnitt die junge Frau ein Stückchen von ihrem Steak ab. Irgendwie war grade Chaos angesagt. Wie sollte das nur weitergehen?
„Ich glaub ich geh jetzt nach Hause.“
„Was?“ Ihr Vater legte sein Besteck beiseite und unterzog sie dem typischen Johannes-Musterblick.
„Danke für das Essen, ich ruf dich an.“ Und mit diesen Worten hastete Nelly aus dem Speisesaal, durch die langen Korridore der Villa und schließlich durch die Eingangstüre hinaus in die frische Nachtluft
 
Hallo Wölfin,

kann ja mal vorkommen, dass man vergisst ein Kapitel zu posten. Ich dachte erst, dass die Kapitelüberschrift vielleicht nur ein Tippfehler war, aber dann waren da inhaltlich doch Kleinigkeiten, die mir nicht bekannt vorkamen^^ Ist ja auch nicht weiter schlimm, jetzt hast du ja das Kapitel 4 noch gepostet.
Mir hat Kapitel 4 an sich gut gefallen. Nellys Reaktion fand ich auf Saschas Fast-Kuss fand ich nachvollziehbar, da dass sicherlich ein ganz schöner Schock war und auch die Tatsache, dass sie sich in der Gegenwart der anderen dann erstmal unwohl fühlt und lieber einen anderen „Aufpasser“ haben will.
Dagegen ist der Umschwung in Kapitel 5, wo sie dann beide einen DVD-Abend machen schon fast etwas erstaunlich, aber auch Nelly hat sich ja an einer Stelle gewundert, dass sie sich so locker und gut mit Sasche unterhalten kann (wenn mich meine Erinnerung gerade nicht täuscht).
Mir hat der Teil wieder gut gefallen.
Mal schauen, wie es so in Kapitel 6 (^^) weiter geht.

Lieben Gruß,
Shine
 
hallö^^
Sorry, dass ich ne Weile ausgesetzt habe. Ich bin froh, dass ich jetzt dazu gekommen bin, das nachzuholen^^
Irgendwie scheint mir jetzt ein wenig mehr Ruhe in die Story zu kommen, das gefällt mir. Auf die Weise kommt die langsame Entwicklung der Beziehung zwischen Nelly und Sascha viel mehr zur Geltung. Du hast wirklich ein Händchen für Dialoge, wie ich finde. Sie wirken immer natürlich und nachvollziehbar und der ständige Wechsel zwischen Konflikt und Annäherung der beiden aneinander macht das ganze auch wirklich spannend zu lesen. Ich muss sagen, ich musste teilweise schon schmunzeln, wie du kaum eine Gelegenheit auslässt, Dennis als den übelsten Unsympathen hinzustellen. Was will die nur mit dem:rolleyes:
Na er steht einer Romanze zwischen Nellyund Sascha sicher nicht im Wege...aber anstatt mich jetzt in Spekulationen zu verrennen, warte ich lieber gespannt auf den nächsten Teil^^

Liebe Grüße, der Toffel
 
Halli Hallo,

der nächste Teil ist fertig :)


@Yuna
Es freut mich sehr, dass du mitliest! Und ja ich musste mal so ein bisschen meine Vorurteile gegenüber der feinen Gesellschaft loswerden ;)
Ich denke, dass im Verlaufe der Geschichte Nellys Stärke noch gut herauskommen wird. Sie soll auf keinen Fall das hilflose kleine Mädchen sein.
Und ja ich Sascha soll männlich wirken. Es ist ja schon klar, dass sie auf Frauen steht und deswegen wollte ich sie auch als eine kleine butch (eine lesbische Frau, die sich sehr männlich präsentiert etc.) darstellen.
Ich hoffe der nächste Teil gefällt dir!

@watershine
Dieses mal geht es wirklich mit Kapitel 6 weiter, keine Sorge 
Ja Nelly ist etwas ambivalent was ihre Beziehung zu Sascha angeht. Ich habe versucht im kommenden Kapitel noch einmal ein bisschen darauf einzugehen. In meiner eigenen Vorstellung ist Sascha so ein Mensch, der halt irgendwie so eine bestimmte Faszination ausstrahlt der sich Nelly nicht entziehen kann. Irgendwie ist sie irritierend aber auch ziemlich unmöglich. Na ja, ich hoffe ich kann das noch etwas besser rüber bringen.
Vielen dank für deinen Kommentar und deinen Hinweis wegen dem Kapitel 

@Toffel
Ich will mir auch schon die ganze Zeit die Zeit nehmen deine Storys zu lesen, aber es kommt immer was dazwischen. Mach ich aber noch 
Ich befürchte ich muss die Ruhe jetzt leider zerstören.
Vielen dank für dein Lob. Dialoge zu schreiben, macht mir auch besonders viel Spaß.
Ja irgendwie hat Dennis keine Chance, ich nehme mir dann vor, ihn doch etwas netter darzustellen, aber irgendwie… funktioniert es nicht…
Ich danke dir für deinen Kommentar und deine Kritik!

Ich wünsch euch viel Spaß beim Lesen

lg wölfin


Kapitel 6

Auf Zehenspitzen schlich Nelly durch das Wohnzimmer und konnte sich einen neugierigen Blick auf die schlafende Sascha nicht verkneifen. Besonders entspannt, sah die junge Frau nicht aus… Unruhig bewegte Sascha den Kopf hin und her und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Nelly huschte in die Küche und setzte frisches Teewasser auf. So ganz wusste sie immer noch nicht, was sie gestern geritten hatte Sascha zu einem DVD Abend einzuladen. Ausgerechnet die Person, auf die sie eigentlich so sauer gewesen war. Aber irgendwie hatte Sascha etwas an sich, dem sich Nelly nicht entziehen konnte. Die Frau interessierte sie und sie wollte mehr über sie wissen, ein bisschen eindringen in einen sehr verschlossenen und doch so stark wirkenden Charakter. Bei all der Stärke die Sascha ausstrahlte spürte Nelly auch, dass diese Frau einsam war. Vielleicht wollte sie es nicht zeigen und nicht zugeben, aber Nelly hatte schon immer eine gute Menschenkenntnis gehabt. Sie war sich sicher, dass sie auch bei Sascha richtig lag. Und da sie ja sowieso gezwungen war mit ihr die nächste Zeit zu verbringen, musste sie doch das Beste draus machen.
Sie holte zwei Teegläser aus dem Regal und stand dann kurz unentschlossen vor ihrer Ansammlung an verschiedenen Schwarzteesorten. Das man sich auch immer entscheiden musste… Der Wasserkocher machte leise „Klick“ und Nelly goss das heiße Wasser in die Teekanne. Allein der aromatische Geruch erfüllte sie schon mit Zufriedenheit. Ohne Tee am Morgen ging bei ihr gar nichts. Nur ob Sascha das auch gerne trank? Aus dem Wohnzimmer hörte Nelly ein Stöhnen und besorgt stand sie auf. Würde Sascha sich benehmen wie ein normaler Mensch, dann würden sie sich bestimmt auch gut verstehen. Aber irgendwie war Sascha komplett anders, manchmal unmöglich respektlos und furchteinflößend. Nelly schüttelte den Kopf und beugte sich über die Schlafende.
„Hey Sascha, aufwachen…“ Unsicher berührte Nelly die junge Frau an der Schulter und zuckte erschrocken zusammen, als sich Saschas Körper völlig verkrampfte und ein kaum hörbares Wimmern über die blassen Lippen kam. Sie hatte wohl einen Alptraum.
„Sascha…“ Behutsam strich Nelly eine der schwarzen Haarsträhnen aus dem angespannten und verschwitzten Gesicht. Es war wohl am Besten, wenn sie sie aufwecken würde. Nelly wusste nur zu gut wie furchtbar es sein konnte in seinen Träumen gefangen zu sein.
„Es ist alles okay… du träumst nur…“ Sascha wälzte sich unruhig hin und her und schlug Nellys Hand zur Seite.
„Hey!“ Empört sah Nelly zu der Schlafenden und legte erneut, aber auch bestimmt ihre Hand auf Saschas Schulter und schüttelte sie leicht. Und plötzlich kam derartig schnell Bewegung in den schlafenden Körper, dass Nelly gar nicht reagieren konnte. Sascha traf sie an der Schläfe, Nelly schrie vor Schmerz erschrocken auf und wurde dann mit erbarmungsloser Kraft auf den Boden geschleudert. Saschas Hände schlossen sich um ihren Hals. Verzweifelt schnappte Nelly nach Luft und versuchte sich aus dem Griff zu befreien.
„Sascha…“ Sie sah in Augen die sie nicht kannte. Das sonst so klare Katzengrün war trüb, von Schmerz durchzogen… unkontrolliert. Verzweifelt versuchte Nelly Luft zu bekommen und Sascha von sich herunter zu stoßen.
„Sa-sascha…ich… ich krieg keine Luft…“ Keuchend schlug Nelly um sich, Panik stieg in ihr auf, nackte Angst, die sich um ihr Herz schloss. In Saschas Augen war kein Erkennen… Ihr wurde schwindelig.
„Sascha…bitte…“ Die Kraft wich aus ihrem Körper, schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen. War es das jetzt? Fühlte sich so der Tod an? Nelly versuchte krampfhaft bei Bewusstsein zu bleiben, mühsam schaffte sie es ihren Blick erneut zu klären und sah entsetzt, wie Sascha erneut ausholte. Dann wurde es dunkel.

„Nelly… verdammte Scheiße Nelly, wach auf!“ Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie nicht zuordnen. Was war passiert? Ihr Körper fühlte sich so schrecklich taub an… so weit weg…
„Nelly…“ Als sie die Augen aufschlug sah sie in ein leichenblasses Gesicht. In Saschas Blick konnte sie eine unglaubliche Angst sehen. Wirre Bilder jagten durch ihren Kopf und sie spürte immer noch diese lähmende Panik… Vorsichtig versuchte sie sich aufzurichten, doch ein hämmernder Schmerz in ihrem Kopf ließ sie zurück sinken. Zitternd tastete sie nach ihrer Schläfe, hob die Hand vor ihre Augen und sah das Blut an ihren Fingern kleben.
„Oh Gott…“
„Nicht hinsehen.“ Sascha drückte Nellys Hand nach unten.
„Es ist nicht schlimm… blutet nur ein bisschen.“
Blutet nur ein bisschen… Nelly schloss konzentriert die Augen, drängte die Übelkeit zurück und richtete sich dann doch vorsichtig auf. Ganz langsam klärten sich ihre Gedanken und die Erinnerungen kamen zurück. Sie hatte Sascha wecken wollen und dann… dann… Nelly presste erschrocken die Hand auf ihren Hals und sah entsetzt Sascha an.
„Du… du wolltest mich… du…“ Ihre Stimme versagte, Übelkeit mischte sich mit Panik und dem Gefühl gerade wirklich fast gestorben zu sein. Sascha sah sie nicht an, hatte den Blick auf den Boden gerichtet und ihre Hände zu Fäusten geballt. Was war nur geschehen? Warum hatte sie so etwas getan? Mit zittrigen Händen kramte Nelly ihr Handy aus der Hosentasche und wählte Johannes Nummer. Es klingelte lange… schrecklich lange… bis er endlich ran ging.
„Dad…“ Nelly presste die Hand auf ihren Mund, als sie Johannes vertraute Stimme hörte und die ganze Angst aus ihr heraus brach. Schluchzend krallte sie ihre Hände um das kleine Telefon und brachte mühsam ein: „du musst sofort kommen“, heraus.
Das Handy fiel zu Boden und Nelly brach zusammen. Sie hätte sie fast umgebracht… UMGEBRACHT… Aus dem Telefonhörer konnte sie Johannes besorgte Stimme hören, die ihren Namen rief. Das war einfach… das war so verrückt… so… Durch den Tränenschleier beobachte Nelly, wie Sascha sich erhob und zu der großen Fensterfront trat. Die junge Frau drehte sich um, ihre Blicke trafen sich… Grün auf braun… Sie sah in diesem Moment mehr von Sascha, als sie jemals gesehen hatte. Sie sah zum ersten Mal die wahre Sascha, die verletzliche, einsame, hilflose und traurige Sascha… Lautlos sackte die schwarzhaarige junge Frau an der Fensterscheibe zu Boden. Ihre Blicke konnten sich nicht lösen. Trotz der Tränen, die ihre Sicht trübten, konnte sie nicht wegsehen… konnte nicht anders, als sie anzustarren. Wieso? Wieso tat man so etwas? Was war nur in ihr vorgegangen?

Als Johannes die Wohnung betrat saß Nelly vor dem Sofa auf dem Boden, mit angezogenen Knien und verheultem Gesicht und ein paar Meter weiter Sascha, ebenfalls auf dem Boden mit einem Blick, der so leer wie undeutbar war.
„Was ist passiert? Nelly bist du verletzt? Sascha, was ist hier los?“ Nelly konnte nur durch heftiges Schluchzen antworten und klammerte sich erleichtert an ihren Vater. Die Tränen wollten nicht versiegen, aber die vertrauten und beschützenden Arme um ihren Körper ließen sie innerlich durchatmen. Sie war in Sicherheit, bei Johannes war alles gut.
„Ich bin ja hier, Spätzchen, ich bin hier. Alles ist in Ordnung. Jetzt sag mir doch endlich was passiert ist?“
In die zusammengesunkene Gestalt an der Fensterfront kam Bewegung. Sascha erhob sich und meinte tonlos: „Ich… Johannes… ich… hätte sie fast umgebracht…“ Ungläubig riss Nellys Vater die Augen auf und sah dann seine Tochter an. Nelly nickte nur stumm und sah wie hypnotisiert in die katzengrünen Augen. Dann erhob sie sich, stützte sich zittrig an der Couch ab und fixierte Saschas Blick. Noch immer war Chaos in ihr, war Angst und ein nicht zu beschreibendes Gefühl in ihrem Herzen, dass sie nicht los lassen wollte und dennoch war da auch etwas anderes. Wut… und der Wille die Situation überhaupt verstehen zu können.
„Was hast du geträumt?“ Sascha biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf.
„Ich will wissen, was du geträumt hast!“ In Nellys Stimme schwang ein befehlender Unterton mit, der sie selber erschreckte. Nur mühsam schien sich Sascha zwingen zu können sie anzusehen.
„Das kann ich dir nicht sagen…“
„Meinst du nicht, du wärst mir diese Antwort schuldig?“ Schon wieder zitterte ihre Stimme und Nelly spürte, wie ihr schwindlig wurde.
„Ich kann nicht…“ Saschas Hand legte sich auf Nellys Wange. Kalt war sie… eiskalt.
„Es tut mir so leid, Nelly… so leid…“ Die Hand sank hinab und Nelly konnte förmlich zusehen, wie die junge Frau innerlich zusammenbrach. Sascha wandte sich an Johannes und meinte kaum hörbar: „Ich warte draußen.“
 
hallöle

oh leckeres Essen ein toller Text zum lesen was kann es besseres geben ;) dein neuer Teil war mal wieder schöön ^^
Die arme Nelly wurde fast umgebracht....was Sascha da wohl geträumt hat? Ich hoffe das sagst du uns noch^^ das wars fürs erste ^^

Mfg Yuna
 
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