Ein Schritt entfernt [Original, Fantasy]

antivirus

autark
Hallo. ^^;
Ich wollte einfach auch mal meine Schreibkünste *räusper* präsentieren. Nun, ist halt nichts besonderes. Es wird wahrscheinlich nicht jedem gefallen, da es um eine Prostituierte geht, außerdem könnte es an ein paar Stellen etwas ekelhaft werden. Sehr weit bin ich noch nicht, hab aber das Konzept schon ausgearbeitet. Muss jetzt nur noch genug Zeit finden, den Rest niederzuschreiben. Denke - hoffe -, dass ich das aber hinbekommen werde, in nicht allzu langen Abständen einen Teil hier herein zu setzen. Ich werde auch versprechen, sie etwas länger zu halten (sofern das hier dann auch jemanden interessiert ;)). Jah, und wie ich es im Titel schon hab anklingen lassen, spielt das alles in einer Fantasywelt - von der man am Anfang nicht allzu viel mitbekommt. Man wird es nur an einigen Gegenständen und Bezeichnungen erkennen. Es soll mal ein Mischmasch aus der etwas moderneren Welt (weiß nicht, vielleicht in den 60ern bis 80ern bis Zukunft) und halt einer abenteuerlichen Fantasywelt werden - zumindest von den Wesen her. Na, ihr werdet's schon merken. :)

So, nun aber zu der eigentlichen Geschichte.
(PS: Der Titel mag bis jetzt etwas mutig sein, denn ich weiß nicht, ob er später noch passt - aber wer weiß... ^^)

[Verunstaltung meiner schönen Präsentation.. ^^]

Autor: antivirus (also ich ^^)
Titel: Ein Schritt entfernt
Teile: weiß ich noch nicht. Aber ich denke, es werden wohl noch einige...
Genre: Fantasy (steht doch im Titel?)
Serie (Original oder Fanfiction): Original (steht auch im Titel .. <<)
Disclaimer: ALLES MEINS!


Ein Schritt entfernt

Müde räkelte sich Myle auf ihrem Bett und fuhr sich anschließend durch ihre roten, leicht gelockten Haare und stellte mit einem Seufzer fest, dass sie ihre Haare mal wieder kämmen sollte. Fast genervt riss sie die Schublade aus dem kleinen Nachtschrank um einen Kamm herauszuholen, doch dabei fiel sie ihr aus der Hand und krachend auf den Boden. Die Scharniere waren wohl kaputt, doch Geld für einen neuen Schrank hatte sie nicht. Leicht versifft war er auch, doch wer hatte schon Zeit, ständig zu putzen, wenn kurz darauf eh alles wieder dreckig war? Einen Kamm fand sie nicht, also schob sie den Gedanke beiseite.
Endlich konnte sich Myle dazu durchringen aufzustehen um wenigstens mal einen Blick in den durchgebrochenen Spiegel zu werfen. Auf dem Weg dorthin stolperte sie über leere Wasserflaschen aus Plastik und über einige Kleidungsstücke, die sie gestern Nacht quer durchs Zimmer geworfen hatte.
Im Spiegel konnte sie nicht allzu viel erkennen da er an vielen Stellen milchig war. Erneut fuhr sie sich durch die Haare und drehte sich zu ihrem Bett um – wenn man eine einzelne Matratze als Bett bezeichnen konnte.
Auf der anderen Seite des Bettes lag ein Mann. Nackt. Sein elegantes Hinterteil schimmerte zwischen der Bettdecke hervor, die zudem noch überall befleckt war. Myle würgte kurz, als sie an die vergangene Nacht dachte, doch es brachte alles nichts, es war nun mal ihr Job.
Der Mann, der im Übrigen Josseh hieß, wie er sich ihr vorgestellt hatte, schnarchte und schnarchte. Wahrscheinlich hatte er gestern einfach zu viel gesoffen. Kurz entschlossen ging Myle auf ihn zu und schüttelte ihn.
„Hey du! Du solltest langsam aufstehen!“, sagte sie und schüttelte ihn dabei nicht gerade sanft.
Gequält drehte der Mann sich um und gähnte laut. Mit den Händen rieb er sich über die Augen um sich schneller an das flackernde Licht zu gewöhnen.
Myle betrachtete ihren Freier noch mal genauer. Gestern hatte sie irgendwie nicht die Zeit dazu gehabt, außerdem ging es um das Geld und nicht um das Aussehen der Männer. Doch Myle erschrak fast, als sie ihn musterte. Der Mann war noch ziemlich jung, vielleicht Mitte zwanzig, hatte braunes kurzes Haar, welches ihm auf dem Kopf herumwuselte, dunkle Augen und auch sonst sah er recht freundlich aus, fand sie.
Doch ob er bei der Bezahlung genauso freundlich sein würde?
„Wo bin ich hier?“, fragte er verwundert, als er sich genauer umgesehen hatte und sich wohl eher in einem Rattenloch wieder fand, womit er anscheinend am wenigsten gerechnet hatte.
„Bei mir“, erklärte Myle nur knapp und hockte sich vor ihn hin.
Missbillig betrachtete Josseh Myle und schlug die Decke weg um aufzustehen, doch als er mit Entsetzen feststellen musste, das er nackt war, bedeckte er seine Blöße ganz schnell wieder und warf Myle einen fragenden Blick zu.
Diese indes zuckte nur mit den Schultern und hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen. Etwas entgeistert blickte Josseh in die ausgestreckte Hand und rückte langsam ein Stück zurück.
„Du meinst doch nicht etwas, dass…? Wir haben doch wohl nicht…?“ Seine Stimme wurde leicht zittrig und auch sonst wurde ihm die ganze Sache von Sekunde zu Sekunde unangenehmer. Hatten ihn seine Kollegen echt einfach mit einer Nutte weggehen lassen?
„Doch.“ Auch dieses Mal hielt Myle ihre Antwort kurz. Sie hatte Hunger und Durst und brauchte das Geld um eben diese Bedürfnisse zu stillen.
Seufzend ließ sich Josseh nach hinten fallen, doch als er die ganzen Flecken auf der Decke bemerkte, richtete er sich schnell wieder auf, stand nun endgültig auf und zog sich schnell an. Was dieses Weib bloß alles mit ihm angestellt hatte?
„Was denn?“, fragte er, als Myle auf ihn zukam, immer noch mit der ausgestreckten Hand.
„Was ist mit dem Lohn?“, fragte sie ihn.
„Jetzt soll ich dich auch noch dafür bezahlen, dass du mich vermutlich mit Aids angesteckt hast? Ich glaube, dir geht’s nicht gut!“ Josseh zeigte ihr einen Vogel und rannte aus dem Zimmer. Doch Myle wollte bezahlt werden, wie sonst sollte sie über die Runden kommen?
„Aber dir hat es doch gefallen!“, rief sie ihm hinterher. Doch Josseh konnte sie nicht mehr hören, denn er war schon am Ende des Flures angekommen und sah zu, dass er ganz schnell dieses Gebäude verließ.
Myle rannte ihm hinterher. Das wollte sie schließlich nicht auf sich sitzen lassen. Als sie die Eingangstür des Hauses passierte und draußen stand, sah sie ihn schon nicht mehr. Der Hauseingang lag zwar in einer Seitenstraße, doch es gab viele Winkel und Ecken, in denen man sich verstecken konnte. Sie mochte jetzt aber nicht überall nach ihm suchen, sie war auch nur mit einem T-Shirt und einem Slip bekleidet. Wenn ihr Vermieter sie so sehen würde, würde sie wahrscheinlich ausziehen können und das wäre ein schwerer Schlag für sie, denn wer akzeptiert schon eine Prostituierte im Haus? Also lief sie schnell wieder in ihre Wohnung.
Ärgerlich riss sie ein Poster von der Wand. Der Mann war ihr entwischt und wenn sie nicht verhungern wollte, musste sie so schnell wie möglich einen neuen Freier suchen, doch um diese Tageszeit war das nicht so einfach. Schließlich waren die meisten Männer erst abends in den Kneipen. Um diese Uhrzeit saßen bloß die alten Schlucker da, die selber kein Geld hatten.
Es half doch alles nichts. Unter den ganzen Kleiderhaufen zog sie sich ein passendes Outfit zusammen, bestehend aus einem alten Rock und einer Bluse, die nur etwas offenherzig war – um diese Uhrzeit konnte sie nicht in voller Montur aufkreuzen, denn es waren Kinder unterwegs und somit war es vom Gesetz her verboten.
Sie verließ die Seitenstraße nach links zur Hauptstraße und ging schnell an ihr entlang um ein paar Häuserblöcke weiter wieder in den dunklen Gassen zu verschwinden. Dort waren viele Kneipen, die meist gut gefüllt waren. Nervös schaute sie sich immer mal wieder um, denn wenn die Casstellar sie entdecken würden, würde sie für die nächsten Monate im Gefängnis sitzen. Und schuften für Nichts war dann auch nicht ihr Fall.
Schnell lief sie über die Straße, wurde fast von einer Kutsche mitgenommen und ein Gepeppofahrer schrie ihr hinterher, was ihr einfallen würde, ohne vorher zu gucken über die Straße zu rennen. Myle ignorierte beide. Sie hasste diese aufgeblasenen Gepeppofahrer, die immer nur an sich dachten. Außerdem hasste sie deren Gepeppo. Nur weil dieses Gerät fliegen konnte, unverschämt teuer war und fast den ganzen Fahrstreifen bedeckte, brauchte man damit nicht so angeben. Außerdem hatte heute fast jeder so ein Gepeppo.
Den Rest des Weges brachte sie rennend hinter sich und die perfekte Seitenstraße war schnell näher gekommen. Ein kleiner Schulterblick zur Sicherheit und schon verschwand sie darin. Die kleine Gasse war gesäumt von Kneipen. Fast ein kleines Paradies für Myle. Zielstrebig lief sie auf eine Kneipe zu, die ziemlich in der Mitte der Gasse lag, als sie plötzlich erschrocken zusammenfuhr. Hinter ihr wurde eine Tür aufgeschlagen und ein junges Mädchen in etwa ihrem Alter hinausgeworfen. Sie blieb auf dem Boden liegen, während die Tür der Kneipe wieder geschlossen wurde.
„Chantal!“, rief Myle, als sie ihre Freundin erkannte. Chantal war erst zarte fünfzehn, also drei Jahre jünger als Myle und auch noch nicht so lange im Geschäft. Ihr blondes schulterlanges Haar lag im Dreck der Straße, ihr Kleid war nass, wahrscheinlich vom Bier und sie selber weinte. Myle kam eilig auf sie zu und nahm sie in den Arm.
Myle fragte gar nicht, was passiert sei, denn sie wusste es schon. Es war doch immer wieder dasselbe mit ihnen. Überall wurde sie vertrieben und als Nutten beschimpft, doch wenn die Kerle ein paar Liter Bier intus hatten, waren sie für die lüsterne Gesellschaft auf einmal die schönsten Geschöpfe der Welt. Myle legte den Arm um Chantal und half ihr auf die Beine.
„Warum warst du da drin?“, wollte Myle wissen, während sie mit ihrer Bluse Chantals Tränen trocknete.
„Ich hab heute Nacht nichts verdient“, klagte Chantal und warf sich ihrer Freundin in die Arme.
„Dann haben wir wohl dasselbe Problem. Mein Kerl ist einfach abgehauen.“
Doch Myle wollte nicht länger an diesem Ort bleiben, schließlich könnte der Typ, der Chantal hinausgeworfen hatte die Casstellar informieren und dann würden die binnen Minuten hier sein. Also zog sie ihre jüngere Freundin aus der Gasse hinaus in die andere Richtung, die Myle sowieso eingeschlagen hatte. Die Seitenstraße mündete in einer weiteren dunklen Gasse und es führte anscheinend endlos so weiter, wie in einem Labyrinth, doch Myle kannte sich hier aus.
Ein paar Ecken, Kreuzungen und vielen Verwinklungen weiter hielt Myle kurz an um zu verschnaufen. Sie kannte die Methoden der Casstellar und wenn sie nur lange genug warten würden, würden schon die ersten Schnüffler um die Ecke kommen. Doch Myle wusste sich Rat und schob Chantal noch ein paar Straßen weiter, bis sie schließlich in einen kleinen Innenhof abbogen, von dort über einen Bretterstapel und ein paar Fässern schließlich auf die Dächer der Häuser gelangten. Myle ging voraus und balancierte über ein loses Brett, das über einer Gasse hing und zu einem anderen Häuserblock hinüberführte. Von dort liefen sie quer über die Dächer, bis sie vor einer kleinen Tür standen, die auf den Dachboden eines Hauses führte. Die Eigentümer nutzten die Fläche nicht, oder wussten vielleicht auch gar nicht von ihr, denn es gab kein Weg nach oben aus dem Inneren des Hauses.
Vorsichtig klopfte Myle an die kleine Tür und wartete auf ein Lebenszeichen. Der Besitzer dieser Behausung war nicht oft in seinem Heim anzutreffen, aber vielleicht hatten die beiden Mädchen heute ausnahmsweise mal Glück im Unglück.
Sie mussten lange warten, doch da hörten sie, wie von innen Kisten verschoben wurden und ein Grunzen folgte. Schließlich klickerte es an der Tür und sie ging auf. Dahinter stand ein breiter, stämmiger Mann mit zotteligem braunem Haar, der sich ducken musste, um zu sehen, wer da vor seiner Tür stand. In seiner linken Hand hielt er eine Knarre, doch als er sah, dass dort nur Myle stand, senkte er sie wieder und trat beiseite, damit die beiden reinkommen konnten.
„Schön, dich mal wieder zu sehen“, begrüßte er seine kleine Freundin.
„Ebenfalls“, seufzte Myle und plumpste auf ein Kissen, das auf dem Boden lag. „Das ist Chantal, eine Freundin von mir“, erklärte Myle rasch.
„Ah, freut mich. Ich bin Hoheb“, stellte er sich kurz vor und kramte dann aus einer Kiste drei Flaschen hervor. Bier, wie Myle feststellte und sich dabei fragte, wie man um diese Uhrzeit schon trinken konnte.
Hoheb öffnete eine Flasche und gab sie Myle, die sie auch gequält entgegen nahm, sie wollte ihren Freund jetzt nicht auf noch beleidigen, wo sie ihn doch schon so selten besuchte und zumindest könnte ihr Durst so etwas gestillt werden, auch wenn sie nicht wirklich dran glaubte.
Hoheb wollte auch Chantal eine Flasche in die Hand drücken, zog sie aber in letzter Sekunde zurück.
„Bist du…? Ich meine, darfst du überhaupt schon Alkohol?“, fragte er vorsichtig. Chantal schüttelte verlegen den Kopf, woraufhin Hoheb lachte.
„Na, auch egal. Hier gelten keine Gesetze“, grinste er und gab ihr die Flasche. Für Chantal, die dieses Getränk zum ersten Mal in den Händen hielt, war es fast eine Wohltat und als ob es schon lange zu ihrem Leben gehörte, trank sie die Flasche mit dem ersten Ansetzen fast ganz leer.
„Einen ganz schönen Zug hast du, Kleines“, höhnte der halbe Riese und setzte sich ebenfalls auf ein Kissen. „Aber, Myle, jetzt erzähl doch mal, welche Schwierigkeit dich zu mir führt? Denn ich glaube kaum, das du nur aus Spaß über die Dächer gerannt bist?“, wandte sich Hoheb wieder an Myle, die ebenfalls den ersten Zug hinter sich hatte, aber längst nicht so viel getrunken hatte wie Chantal. Myle verabscheute Bier.
„Chantal wurde aus einer Kneipe hinausgeworfen“, sagte Myle und beobachtete durch das Loch ihrer Flasche, wie sich wieder eine Schaumkrone auf dem Bier bildete.
„Hm“, machte Hoheb nur und warf einen schnellen Blick zur Tür. „Und jetzt befürchtet ihr, das die Casstellar hinter euch her sind, was?“
„Jupp“, sagte Myle und seufzte. „Zumindest werden sie Schnüffler auf uns abgerichtet haben.“
„Hach… und es lief doch jahrelang so gut.“ Hoheb stellte die Flasche auf den Boden und spähte aus einem der kleinen, verstaubten Dachfenster hinunter. Das Haus, in dem er drin wohnte, stand direkt an der Hauptstraße von Bradaccio und somit hatte man einen guten Überblick über die Straße und den dortigen Geschehnissen.
„Wann hattest du zuletzt Schwierigkeiten mit der Casstellar?“, fragte Hoheb und drehte sich wieder zu den beiden um.
„Letzten Monat war das, glaub ich. Es war aber nur, weil ich einem Typen eine Flasche über den Kopf gezogen habe“, glaubte Myle sich zu erinnern.
„Nun, da bist du denen aber nicht als Nu-… äh, Prostituierte aufgefallen, oder?“ Hoheb schaute kurz verlegen zu den beiden Mädchen, er wusste, wie sehr Myle es hasste, Nutte genannt zu werden, aber Hoheb war auch eben einer, der die Dinge gern beim Namen nannte und Myle war nun mal eine Nutte.
Myle hingegen verdrehte wegen des ‚Versprechers’ nur die Augen und verneinte die Frage. „Aber dieses Mal wird es hauptsächlich um Chantal gehen. Ich wurde von diesen Typen ja nicht gesehen – ich habe ihr nur weggeholfen. Chantal ist noch minderjährig! Hoheb, wir müssen etwas machen!“, flehte Myle und schaute Hoheb hilfesuchend an.
„Ja, aber wenn die rauskriegen, das du ihr auch noch geholfen hast, sie kennst und bla bla… du weißt dann hoffentlich auch, was auf dich zukommt, wenn du jetzt schon anfängst Minderjährige ins schmutzige Geschäft zu ziehen. Ich will dir jetzt keine moralischen Vorträge halten, denn ich denke, das weißt du selber alles – doch genau das wird dir die Casstellar erzählen und dich dafür gleich mal ein paar Jährchen in den Knast stecken. Chantal… nun, das könnte komplizierte werden.“ Hoheb seufzte und schaute auf das zierliche Mädchen, wie es da auf einer Kiste saß, die voll mit Alkohol war, selber eine Flasche trank und morgen womöglich schon tot sein könnte. Nein, nicht aufgrund des Alkohols, das sollte das geringere Problem sein. Hoheb macht sich Sorgen wegen der Casstellar.
„Ist die Casstellar wirklich so gemein? Ich hab sie so anders in Erinnerung“, meinte Chantal und träumte ihrer Vergangenheit hinterher.
„Meine Güte! Da gehörtest du ja auch noch auf die Sonnenseite des Lebens! Zu denen ist die Casstellar ja auch nett und freundlich, schließlich blechen die für deren Unterhalt und so weiter. Aber nun, Schätzchen, gehörst du auf die andere Seite und lernst halt mal die grausame Seite der Cassar kennen. Glaub mir, die sind alles andere als nett!“, schimpfte Myle und war selber überrascht, wie naiv Chantal immer noch war. Sie war doch jetzt auch kein direkter Neuling mehr, schließlich gehörte sie seit fast einem halben Jahr dazu. Aber es schien wohl zu wenig zu sein, um die Casstellar mal richtig kennen zu lernen. Myle seufzte.
„Vor allem lernst du sie richtig kennen, wenn du sie so nennst. Du liebe Zeit! Myle, sag so was nie wieder in meinem Haus!“, fluchte Hoheb, der sich Ärger mit der Casstellar genauso wenig leisten konnte wie die beiden Mädchen und Cassar war und blieb ein Schimpfwort, dass er nie wirklich in den Mund nehmen würde. Hoheb war von Beruf aus ein Schmuggler, daher auch nicht sehr beliebt und musste wegen seines Berufes diese geheime Wohnung nehmen.
„Wenn das ein Haus ist, dann wohn ich in einer Luxus-Villa!“, schnaufte Myle. „Jetzt stell dich nicht so an. Hier wird uns schon keiner gehört haben.“
„Du glaubst gar nicht, wo die überall ihre Ohren haben“, seufzte Hoheb und beruhigte sich wieder etwas. Einen Streit konnte er jetzt gar nicht gebrauchen. „Aber zurück zu unserem eigentlichen Problem: Chantal.“
Hoheb legte die Stirn in Falten und schien irgendwas durchzurechnen, während Myle sich weiter das Bier hinunterzwängte, um wenigstens etwas Flüssigkeit zu bekommen.
„Eh, als Problem möchte ich aber noch nicht abgestempelt werden, ich bin schließlich kein Objekt“, grummelte Chantal beleidigt.
„Aber momentan halt unser Problem! Du wirst gesucht von der Casstellar, bist in meinem Haus und ausgebildet worden von Myle, die ebenfalls in meinem Haus ist. Ich sehe kein nicht vorhandenes Problem!“, meckerte Hoheb, der durch Chantals Beschwerde aus seiner Rechnung herausgekommen war und nun wieder von vorne beginnen musste.
Endlich, als Myle den letzten Schluck aus ihrer Flasche nahm, schien Hoheb ein Geistesblitz – oder so was – gekommen zu sein, denn er sprang auf und lief wild im Kreis herum, als ob er das fehlende Teil des Puzzles gefunden und eingesetzt hatte.
„Ich weiß!“, jubelte er. „In zwei Tagen können wir dich aus der Stadt schaffen.“ Er grinste in die Runde, Myle freute sich ebenfalls über das gute Ergebnis seines Nachdenkens, nur allein Chantal schien die Sache über den Kopf gewachsen zu sein.
„Warum soll ich denn jetzt aus der Stadt verschwinden? Was soll denn der Schwachsinn jetzt? Nur weil ich aus einer Kneipe herausgeflogen bin?“, verärgert darüber, was hier abging, warf sie ihre leere Flasche gegen die Wand. „Ich streike! Ich gehe nirgendwohin!“, rief sie und wollte aus der Tür, doch Hoheb hielt sie auf.
„Mädchen! Jetzt bleib mal auf dem Boden! Wie Myle schon gesagt hat – nur glaube ich, hast du ihr nicht richtig zugehört –, die Casstellar ist alles andere als zurückhaltend und freundlich zu kleinen Mädchen! Vor allem zu denen, die aus den Slums kommen und früh am morgen als Nutte in einer Kneipe ihr Geld verdienen wollen! Verdammt noch mal! Du gehst drauf, wenn du jetzt sorglos über die Straßen schlenderst! Glaub uns doch! So haben wir schon etliche verloren, einfach, weil sie den Regeln nicht gefolgt sind – UNSEREN Regeln! Und die sagen dir nun mal, dass du, wenn du Scheiße verbrockt hast und die Casstellar auf dem Hals hast, du dich nicht mehr in Sicherheit wiegen kannst und es besser für dich ist, die Stadt zu verlassen! Warum kapierst du das nicht?“, brüllte Hoheb. Er war außer sich, wie ein Mädchen in diesem Alter nur so naiv und dumm sein konnte und die Gesetze der Straße nicht befolgen wollte.
„Aber Myle hatte doch auch Stress mit der Casstellar! Zumindest hattet ihr das vorhin erwähnt!“, wehrte sich Chantal, ebenso laut.
„Da enttarnte man sie aber auch nicht als Nutte, sondern dachte von ihr, dass sie ein einfaches Mädchen ist aus der unteren Mittelschicht.“ Hoheb seufzte. Er kannte Chantal jetzt wirklich noch nicht lange, aber er hatte schon genug von ihr und ihrem Gelaber.
„Warst du eigentlich schon mal am Weideplatz?“, fragte Myle ruhig und sah von ihrer Flasche auf, Chantal in die Augen.
Chantal drehte sich zu ihr um und schaute sie fragend an. Hoheb hingegen ließ ein Stöhnen vernehmen. Er war leider oft genug dagewesen um zu wissen, dass ihn keine zehn Pferde mehr dorthin bewegen könnten, selbst die Casstellar könnte dies nicht. Da würde er lieber sterben…
„Nun, er ist außerhalb der Stadt, neben dem Hafen. Willst du mal dorthin?“ Myle war aufgestanden, hatte die Flasche vorsichtig auf den Boden gestellt und kam auf Chantal zu.
„Will ich dorthin?“, fragte Chantal statt zu antworten, denn sie sah diesen gefährlichen Ausdruck in Myles Augen.
„Wenn du das Ausmaß kennen lernen möchtest, was mit denen geschieht, die sich nicht an die Regeln gehalten haben – dir wir im Übrigen nur für unseren persönlichen Schutz aufgestellt haben –, dann möchtest du dorthin. Anders gesehen: Nein, dann würdest du lieber einen großen Bogen herum machen.“ Myle stand nun direkt vor Chantal und konnte ihr Angst förmlich riechen, aber auch ihre Neugierde. Sie schien tatsächlich dorthin zu wollen – was aber vielleicht auch gar nicht so schlecht war nach den gegebenen Umständen.
„Ich will mit dir dorthin“, sagte Chantal schließlich entschlossen.
 
interessantes thema, ich mag die etwas düstereren geschichten
is bis jetz auch sehr fantasievoll, auch wenn man noch nich viel sagen kann
der stil is auch toll---ja, werd auf jeden fall weiterlesen
 
huhhh, das is ja widerlich, richtig pervers, vielleicht sollteste ne altersempfehlung anbringen
aber ne tolle geschichte bleibts trotzdem, arme chantal (obwohl ich se n bissel nervig fand...) is auf jeden fall ma was ungewöhnliches auf der seite;
stil bleibt auch gut (bis aufn paar vertippser - vielleicht nochma durchlesen vorm reinstellen ;) ) werd auf jeden fall weiterlesen alles in einem kannich nich verstehen, wieso hier sonst keiner antwortet, aber lass ma, geht mir bei meinen fics genauso, vieleicht schaust du ja ma vorbei :D
 
Sehr gut geschrieben, du verrätst einiges und doch nicht zu viel. Manche Sachen hast du aufgeklärt. neue Fragen kommen hinzu, genau die richtige Mischung. Das hätte ich jetzt noch ein paar Seiten weiterlesen können.^^
 
Eigentlich wollte ich ja regelmäßig hier posten, aber irgendwie... ich weiß auch nicht. :sweatdrop

@dark-toffel: Vielleicht sollte ich, vielleicht sollte ich nicht. Muss ich denn? (Also ne Altersbegrenzung...)

@Ying&Yang: Erst einmal danke für deinen Commie. ^^ Dann kannst du ja jetzt weiter lesen. ;)

Ehrlich gesagt bin ich mir bei diesem Teil nicht wirklich sicher, ob er so ok ist, weil Vorkommnisse vielleicht doch unerwartet und zu plötzlich kommen, aber lest selbst...

***

Am nächsten Morgen wachte Myle mit leichten Kopfschmerzen auf und räkelte sich erstmal. Hatte sie irgendeine Arznei gegen Kopfschmerzen zu Hause? Nein. Also schob sie die Decke beiseite und stand auf. Durch die Vorhänge drangen bereits die ersten Sonnenstrahlen, doch die Sonne stand noch tief, als war es noch früh am morgen. Schnell kramte sie das Geld aus dem Rock von letzter Nacht und zählte es noch einmal durch. Es waren tatsächlich fünfzehn Mille, soviel Geld hatte sie noch nie bekommen. Freudig drehte sie sich zum Bett um, doch der alte Mann war nicht mehr da. Stattdessen lag neben dem Bett ein Zettel mit etwas gekritzeltem und noch mehr Geld. Weil du so gut zu mir warst. stand da und daneben noch einmal fünf Mille. Myle hätte Luftsprünge machen können, wären da nicht ihre Kopfschmerzen. Der alte Mann war echt großzügig gewesen. Nun hatte sie zwanzig Mille, davon könnte sie gut zwei Tage leben und sich zusätzlich auch mal etwas Exquisiteres an Lebensmitteln leisten, als nur Brot und billiges, veraltetes Fleisch. Schnell zog sie sich etwas an und rannte freudestrahlend aus ihrer Wohnung, aus dem Haus um gleich erstmal auf dem Markt einkaufen zu gehen. Der erste Stand an dem sie hielt, war der Obststand. Wie lange hatte sie diese Vitamine schon nicht mehr gekostet? Sie kaufte sich zwei Äpfel und eine Blutorange für ein einhalb Mille und lief schon zum Fischstand um sich für eine Mille einen schöne Forelle zu kaufen. Ein kleines Brot holte sie auch noch und als sie zum Fleischstand hinüberlaufen wollte, fiel ihr ein Flugblatt auf, das an dem Fahnenmast festgemacht worden war. Neugierig ging sie näher drauf zu. Es war ein junges Mädchen abgebildet mit roten gelocktem Haar und... entsetzt wich sie etwas von dem Flugblatt zurück. SIE war dort abgebildet. Sie wurde von der Casstellar gesucht. Doch warum? Dann erschrak sie ein zweites mal, als sie sah, dass auf sie ein Kopfgeld von zweihundertfünfzig Mille ausgesetzt war. Leicht benommen von dem Schock, torkelte sie zurück und versuchte so unauffällig wie möglich aus dem Gedränge wieder zu verschwinden, wobei ihr die vielen Zettel auf dem Boden auffielen, auf denen überall ihr Gesicht zu sehen war. Myle wurde schlecht und heiß und kalt zugleich. Nun war alles aus für sie. Man würde sie suchen, foltern, umbringen, oder weiß der Geier was mit ihr machen. Sie musste verschwinden. Nervös schaute sie sich um. Warum hatten die Menschen sie nicht schon längst geschnappt und zur Casstellar geschleppt? Die Zettel waren schließlich nicht gerade unauffällig. Aber das war ihr nun auch egal und auch eher von Vorteil für sie.
Fast ungewollt steuerte sie genau auf die Wohnung von Hoheb zu, bzw. dem Hinterhof, von welchem man auf die Dächer gelangte. Völlig außer Atem blieb sie oben kurz stehen, doch sie hatte keine Zeit. Wenn die Casstellar Flugblätter ausgestreut hatte, würde es nicht lange dauern und schon würde sie in deren Hände sein.
Verzweifelt hämmerte sie gegen die Tür von Hohebs Wohnung, doch es gab keine Regung von innen. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie brauchte einen Unterschlupf, sie musste irgendwo bleiben. Nach Hause konnte sie nicht, dort würde man sie zuerst suchen. Immer mehr Tränen verschleierten ihre Sicht.
Erneut hämmerte sie mehrmals gegen die Tür, doch es schien, als ob Hoheb tatsächlich nicht zu Hause war. Also beschloss Myle, die Tür einzutreten. Hoheb würde es ihr schon nicht übel nehmen. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen die Tür, die ziemlich schnell nachgab und Myle Einlass gewährte. Drinnen sah es aus, als wäre Hoheb in aller Eile aufgebrochen. Die Flaschen von vergangener Nacht lagen noch über den ganzen Boden zerstreut, sein Kopfkissen lag auf dem Boden und sowieso sah alles sehr danach aus, als hätte Hoheb die Flucht ergriffen. Hatte er das vielleicht tatsächlich? Seufzend ließ Myle sich auf einer Kiste nieder. Hoheb war eben öfters nicht zu Hause anzutreffen. Was erwartete man auch von einem Schmuggler? Er selber lebte auch in größter Gefahr, erkannt und geschnappt zu werden. Doch was sollte sie jetzt tun? Abwarten und so tun, als wäre nichts? Das wäre wohl genau die falsche Methode, doch trotzdem zog Myle sie in diesem Moment vor, als ihr Magen sich lautstark meldete. Aus einer der vielen Kisten kramte sie schnell einen Kerzenstummel hervor und zündete ihn mit Streichhölzern an, die sie ebenfalls in der Kiste fand. So wurde der kleine Raum unter dem Dach noch ein wenig erhellt, da die schmutzigen Fenster so gut wie kein Licht hindurchließen. Schnell breitete Myle die soeben gekauften Nahrungsmittel vor sich aus und aß von jedem etwas, denn sie wusste, dass sie auf jedenfall nun doch etwas länger von ihren kleinen Eroberungen leben musste als geplant.
Plötzlich schrak sie zusammen, denn unter hier brach auf einmal ein Lärm los, bei dem man meinen könnte, der Himmel würde einen auf den Kopf fallen. Schreie wurden lauter und eine Frau rief ständig: „Da ist nichts! Da ist niemand!“ Myle fand es zunehmend unbehaglicher in ihrem Versteck und lauschte angestrengt nach etwaigen Männerstimmen, denn sie war sich ziemlich sicher, dass die Casstellar gerade in die Wohnung dieser Frau eingedrungen war. Plötzlich pochte es gegen den Boden, Staub wirbelte auf. Myle hustete und rettete ihr Lebensmittel vor dem Dreck.
„Oben!“, schrie jemand und eilig hasteten mehrere Männer schweren Schrittes aus der Wohnung.
„Na toll“, murmelte Myle, packte schnell alles war ihr gehörte ein und ging leise zur Tür. Ob sie wissen, wie sie nach hier oben kommen?, schoss es Myle durch den Kopf. Nun, im Grunde war es egal, denn irgendeinen Weg würden die immer finden. Vorsichtig lugte sie aus der Tür hinaus, etwa ob die Casstellar schon oben wäre, öffnete die Tür dann ganz und rannte los. Myle nahm den für sie am sichersten Weg zum Stadtrand hin. Flüchtig schaute sie sich immer wieder um, während sie möglichst lautlos über die Dächer lief. Zum nördlichen Rand der Stadt hin wurden die Dächer immer flacher und bald musste sie hinunter, zurück auf die Straße, denn sie war mittlerweile so weit gelaufen, dass sie mitten in den Slums ankam, welche sie normalerweise immer mied, aber vielleicht war es zur Zeit kein schlechtes Versteck. Schließlich wollte sie noch weiter weg von der Casstellar und lief so unermüdlich durch die Slums. Schüchtern warf sie den Menschen, die hier lebten Blicke zu und lief sonst unentwegt weiter. Es roch hier nach faulen Eiern und vor allem nach Tod. Die Menschen hier hatten kein Geld für ein Begräbnis und die meisten ließen ihre Angehörigen auf der Straße verkommen. Hunde und des nachts die Füchse nährten sich von ihnen, so war es keine Seltenheit, das die Hunde krank waren und diese Krankheit auf die hier lebenden Menschen übertrugen.
Myle hielt sich die Nase zu, der Gestank wurde immer unerträglicher. Die Mittagssonne brannte auf die kleinen Hütten nieder und ebenso auf einen Berg… Myle erschrak und würgte heftig, als sie die Quelle des üblen Gestanks erkannte: ein Leichenberg! Zwischen all den spielenden Kindern hatten sie einen Berg errichten, provisorisch eingezäunt, auf den sie all ihre toten Freunde und Verwandte hinauf warfen. Eine Frau mit Kopftuch und zerschlissener Kleidung hatte sich an den Eingang gekniet und betete diese ganzen toten Menschen an. Myle musste abermals würgen, Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wollte keine Sekunde länger an diesem Ort sein.
„Mein Mädel, Mädel, kommse aus der Stadt, nich wahr?“, wurde sie auf einmal angesprochen und hielt an. Vor einer besonders schäbigen Hütte saß ein alter, weißbärtiger Mann auf einem kleinen Hocker und grinste sie mit seinen gelben Zähnen an. Myle nickte nur. Sie wusste, dass sie in der Stadt kein angesehenes Leben führte, arm war und ständig Angst haben musste, zu verhungern… aber dass hier, das war… Myle fehlten einfach die Worte das alles zu beschreiben. Die Leute mussten andauernd hungern, hatten vielleicht am Tag, wenn überhaupt, ein wenig Reis, doch sonst?
Der Mann winkte ihr zu und deutete ihr, sich neben ihn zu setzen. Myle tat was er wollte und setzte sich auf die schmutzige Erde.
„Kommse doch aus der Stadt, wa’?“, grinste er sie an. Myle nickte zaghaft als Antwort. „Hasse dann vielleicht ma n’ paar Mille übrig? Hab schon seid na ganzen Weile nix gegessen, wenne verstehst.“ Gierig streckte er ihr seine schmutzige Hand entgegen. „Und ich muss ja auch noch meine Frau füttern, weil die betet schon die ganze Zeit die Toten an. Ob’s was bringt?“ Er lachte kurz auf. „Und mein Schwiegersohn, der dumme Sack, hat auch nichts zu futtern und bringt meine Tochter so bald noch um. Weißu, die is nämlich schwanger.“
Myle wusste, dass diese Leute hier es schwer hatten, doch ihr Egoismus kam wieder in ihr hoch, schließlich musste sie morgen ja auch noch etwas leben haben Sie dachte an ihre paar Mille die sie noch hatte, raffte sich aber doch zusammen und drückte dem alten Mann ein einhalb Mille in die Hand. Damit waren seine Grundbedürfnisse gedeckt. Der alte Mann freute sich, sprang auf und rannte zu der alten Frau, die immer noch vor dem Berg hockte.
„Weib! Weib!“, rief er. „Hol uns Futter!“
Myle schmunzelte dem alten Mann kurz hinterher, dann sah sie zu, dass sie hier wegkam. Zum einen, weil der Leichengestank immer schlimmer wurde und zweitens, weil sie nicht ihr ganzes Erarbeitetes hier loswerden wollte für nichts. Im Laufschritt näherte sie sich dem Rand der Slums und wäre beinahe in eine bräunliche Brühe hineingestolpert. Nur in letzter Sekunde könnte sie sich abbremsen. Naserümpfend betrachtete sie diese Suppe genauer, die in einer Senkung vor sich her dümpelte. Angewidert ging sie ein paar Schritte zurück und schaute sich um. Diese Drecksbrühe führte anscheinend noch weit in beide Richtungen und wer weiß, ob sie die Slums im Grunde nicht umgab. Doch viel ekelerregender war wohl nicht nur allein die Brühe, sondern wohl auch die Tatsache, dass eben diese ein Spielparadies für die Kinder war. Die Kleinen tobten und planschten und daneben stand ein Mann, vielleicht Mitte Vierzig, der einen Nachttopf darin ausleerte. Myle würgte und erbrach sich in das stinkende Gewässer. Keuchend wischte sie sich den Mund ab und schaute abermals zu den kleinen Kindern, die sich daran anscheinend gar nicht weiter störten. Myle seufzte. Was für eine Welt.
„Eh, Mädchen! Kommse mal her?“ Die altbekannte Stimme, die sie schon einmal vernahm, rief nach ihr. Myle verdrehte kurz die Augen und schaute sich um. Der alte Mann kam auf sie zugehumpelt und grinste, wie er es wohl immer tat. „Mein Weib hat gutes Zeug für dein Geld bekomm, willse was essen? Meinte, ich sollte dich ma fragen, ob’e vielleicht hunger hast, oder so.“
Als Antwort ließ Myles’ Magen ein deutliches Knurren vernehmen. Trotzdem war sie nicht ganz einverstanden, doch das Knurren schien zu laut gewesen zu sein, als dass sie noch verleugnen könnte, dass sie keinen Hunger hätte, denn der alte Mann grinste noch viel breiter und hielt ihr die Hand hin.
„Kommse! Kommse! Gibt Futter!“, rief er laut und drehte sich im Kreis.
Myle kam sich schon etwas blöd vor, als sie dem alten Mann hinter lief zu seiner Hütte. Die beiden hatten gar nichts, seine Frau hatte womöglich gerade alles ausgegeben und übermorgen musste sie vielleicht schon wieder hungern. Doch Myles’ Sorgen schienen unbegründet. Der alte Mann hatte mehrere zum Essen eingeladen und seine Frau rührte schon in einem Topf, der über einem kleinen Feuer hing. Eine weitere Frau knetete Teig auf einem Stein, stach dann kleine Stücke ab und plättete sie. Neugierig beobachtete Myle die beiden.
Der alte Mann indes humpelte in die kleine Behausung und holte noch ein Kissen heraus, auf welches sich Myle setzen sollte.
„Ich bin übrigens der Khan“, stellte sich der alte Mann nun Myle vor und grinste, wie er es eh und je tat.
„Und ich Myle“, sagte sie knapp.
„Pass auf!“, rief er plötzlich und Myle befürchtete fast, etwas falsch gemacht zu haben und suchte schon eine Entschuldigung, als er wieder den Mund aufmachte. „Dass da, das is mein nichtsnutziger Schwiegersohn Adh mit meiner hübschen Tochter Sue.“ Er stellte sich hinter die beiden und drückte seine Tochter an sich. Myle betrachtete die beiden genauer und sie fand Sue keineswegs hübsch. Sie hatte dreckige braune Haare, blaue Augen, eine krumme Nase, gelbe und vor allem schiefe Zähne, absolut keine gute Figur… aber Adh dagegen, der war fast ein Traum. Schwarze, vielleicht schulterlange Haare – Myle wusste es nicht genau, denn er trug sie zu einem Zopf zusammengebunden, hatte breite Schultern, tief blaue Augen und ein Lächeln so schön wie kein Zweites. Myle merkte, wie sie leicht rot anlief und ermahnte sich selber in Gedanken, schließlich war Adh mit dieser Sue verheiratet und trotzdem schätzte sie die beiden auf zwanzig, höchstens fünfundzwanzig.
„Das hier sind meine niedlichen Enkelkinder!“ Khan lachte und drückte sie alle drei herzlich. „Das sind Thalion und Gereth, Zwillinge, und das, meine einzige Enkeltochter, Ophala.“ Auch diese drei musterte Myle und bei den Zwillinge erschrak sie, als sie sah, dass Thalion dabei war, ein drittes Auge auszubilden und Gereth über der rechten Hand anscheinend eine zweite Hand bekam, allein das Mädchen schien in Ordnung.
„Hm, hm. Ich seh’s in deinen Äuglein, du bist verwundert, hn?“, sprach Khan sie an und setzte sich schließlich neben sie, damit er leiser reden konnte. „Hör mal, Myle, du komms ja ausa Stadt. Ihr kennt so was nicht, aber das Land hier draußen is voll verseucht. Hasse doch die Kinder im Fluss gesehen, oder? Haben alle irgendwas unnatürliches, liegt an den Jahren, hm, hm, ist erst seit fünf Jahren so, ja ja. In dem Jahr wo Thalion und Gereth geboren wurden, da fing die ganze Seuche an. Weißu, das Wasser, jah, das Wasser war verseucht und die Mütter haben es getrunken und dann kamen diese ganzen, nun, Missgeburten auf die Welt. Teilweise echt schlimm, aber ich hab immer gesagt zu meiner Sue ‚Sue, trink dieses Wasser nicht! Das tut dir nicht gut!’ und diese da, es hat etwas geholfen, natürlich muss du mal trinken, aber dann halt nur, wenn sie sich Wasser aus der Stadt leisten konnte. Denn das war natürlich nicht verseucht. Und deswegen haben die Kinder nicht so schlimme Missgestaltungen. Und die Ophala, ja, die hat einfach Glück gehabt, zwei Jahre eher auf die Welt zu kommen.“ Khan endete und schaute trübselig auf den Boden, es schien das einzige Thema zu sein, dass ihn immer etwas mitnahm. „Ach ja, hasse ja noch gar nicht meine Frau kennen gelernt. Sie heißt Maseh und is die beste Köchin überhaupt!“ Nun grinste er wieder und sein Grinsen wurde noch breiter, als Maseh und Sue, die ihr bei den letzten Vorbereitungen geholfen hatte, einen großen Teller in ihre Mitte stellten auf dem Teigrollen waren, die irgendwas einwickelte, doch was das war, konnte Myle nicht erkennen.
Maseh setzte sich nun auf die andere Seite von Myle und ließ Khan das erste Stück nehmen, danach nahmen sich alle eins, auch Myle. Neugierig schaute sie erst vorne in die Öffnung rein, was sie erwarten würde, wenn sie hinein beißen würde, doch es schien nur Reis zu sein, der etwas mit Curry gewürzt wurde, denn er war leicht gelblich. Zu ihrer Überraschung schmeckte es zu dem Reis aber auch noch nach Paprika, wodurch es noch köstlicher wurde.
Nach dem Essen verließen Sue und Adh mit ihren Kindern das bescheidene Heim und Myle blieb mit Maseh und Khan allein zurück. Während Maseh wortlos den Teller wieder wegbrachte und kurz mit dreckigem Wasser versuchte sauber zu bekommen, stand Khan auf und zog Myle mit in die kleine Hütte.
„Auf Gäste sind wir doch immer vorbereitet“, sagte er lachend und deutete dabei auf eine schmuddelige Decke und ein kleines Kopfkissen, welches beides neben der Feuerstelle lag. „Da kannst du schlafen.“
Khan zog gegenüber Myles Schlafplatz einen Vorhang zur Seite und trat ins eigene Schlafreich ein. Maseh folgte nach kurzer Zeit und der Vorhang wurde wieder vorgezogen. Leicht nervös schaute Myle sich um. Die Hütte war nach vorne hin offen und so fand sie es nicht wirklich sicher an ihrem Schlafplatz, allerdings war es hinter dem Vorhang wohl auch nicht besser.
Müde zog sie sich die Bluse und den Rock aus, beides war mittlerweile dreckig, und legte es neben ihr ‚Bett’, dann kuschelte sie sich unter die Decke und versuchte den leichten Gestank des Todes zu vergessen, der nun wieder deutlicher und kräftiger wurde, wo es keine angenehmen Essensdüfte mehr gab. Was sie nach einiger Zeit allerdings viel mehr störte, war wohl die Tatsache, das Khan und Maseh auch im Alter die Lust aufeinander nicht verloren hatten und so konnte sich Myle noch eine ganze Zeit lang ihr Gekicher und Gestöhne antun.
Nach einiger Zeit war es allerdings ein anderes Geräusch, welches sie einfach nicht schlafen lassen wollte. Es waren Stimmen, leise Stimmen, und doch hörte sie sie so deutlich, als ob es nebenan wäre, auch wenn sie kein Wort verstand. Ein leises Lachen folgte, dann ein Geräusch, als ob Knochen gebrochen wurden. Eiskalt lief es ihr den Rücken runter und sie zog die schmuddelige Decke über ihren Kopf. Was war dort?
Ein lautes Fauchen, welches in einem Jaulen endete und schließlich verstummte. Myle zitterte bereits am ganzen Körper, Angst überfiel sie, vor allem bei der Tatsache, dass sie keine verschlossene Tür zwischen sich und diesen Leuten, Wesen – was auch immer – bringen konnte. Ein dumpfes Geräusch, als ob irgendwas Schweres fallen gelassen wurde. Ein Pfiff folgte und schließlich hörte sie, wie sich mehrere dieser Leute näherten. Sie kamen alle aus anderen Richtungen. Ein Knacken neben ihrem linken Ohr. Myle schrie fast, als sie hinter der ärmlich zusammen gebauten Wand Geräusche wahr nahm, doch sie biss die Zähne zusammen. Ihre Neugierde trieb sie und schließlich schob sie die Decke etwas beiseite. Vorsichtig blickte sie zum Eingang der Hütte, der nur durch einen dünnen Vorhang von der Straße getrennt war, dann richtete sie sich etwas auf, um durch ein kleines Astloch zu sehen, welches über ihrem Bett war.
Ihr Blickfeld war begrenzt und alles, was sie bis jetzt sehen konnte, war die nächste Hütte und ein Stück vom Himmel, der allem Anschein nach bewölkt war, denn Sterne waren keine zu sehen.
Plötzlich sprang etwas durch das Bild, welches sich ihr darbot und sie fiel erschrocken zurück auf ihr Bett. Es war etwas großes, dunkles gewesen und es lief auch auf den Händen. Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und wagte einen weiteren Blick durch das Astloch. Ein weiterer eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, doch sie konnte im Angesicht von diesem Ding nicht schreien. Stattdessen presste sie die Hand gegen ihren Mund. Sie hatte noch nie solch ein Wesen gesehen.
Vor der Hütte stand ein Wesen, welches einem Hund ähnelte, dafür aber zu groß und drahtig war, auch war sein Körper über und über mit Haaren bedeckt. Das Wesen stand auf seinen langen, dürren Beinen und hielt sich mit den ebenso dünnen Armen am Rand der Nachbarhütte fest. Es jaulte kurz, dann wandte es den Kopf in Richtung von Myle und ließ die Nachbarhütte langsam los ehe es auf allen Vieren losging.
Myle hielt vor Angst die Luft an, wagte nicht mal mit der Wimper zu zucken, sie konnte sich noch nicht mal von der Stelle rühren während dieses Wesen immer näher kam. Es schnupperte die Holzwand entlang und blieb in Nähe des Astlochs schließlich stehen. Der Kopf hob sich etwas und Myle sah diesem Monster direkt in die Augen. Es ließ ein Knurren hören und im selben Augenblick war es verschwunden und auf das Dach gesprungen. Polternd lief es hinüber und sprang auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Schatten bildete sich im Vorhang ab. Wieder schnüffelte es und schob nun seinen hundeähnlichen Kopf unter dem Vorhang drunter weg.
Myle saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt da und zitterte, unfähig irgendwas zu unternehmen. Sie war schweißgebadet, ihre Hände zitterten bereits so heftig, dass sie sie gar nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Das Wesen war mittlerweile ganz hineingekommen und stand Myle nun mit seiner ganzen Hässlichkeit gegenüber. Es knurrte und leckte sich die Zähne, dann stemmte es sich hoch auf die Hinterbeine um mit den Händen nach ihr zu tasten.
Sie schrie. Sie schrie so laut wie sie es in ihrem ganzen Leben noch nie getan hatte. Vor Angst fast blind schlug sie mit Händen und Füßen nach dem Ding, als es bereits so nah war, dass sie den modernen Geruch des Atems wahrnahm. Heiße Tränen liefen ihr über die Wangen, das Wesen hatte sie an einem Bein gepackt und zerrte sie von ihrem Schlafplatz weg.
Unentwegt schrie sie weiter. Warum kam niemand und half ihr? Dieses Monster hatte sie schon fast aus der Hütte herausgezogen, leckte sich immer wieder über die spitzen Zähne.
Ein lauter Knall – ein Schuss, und das Wesen stoppte in seiner Bewegung. Es war ein Schuss direkt in den Bauch gewesen, doch das Wesen schien es nicht großartig zu stören. Wutentbrannt schaute es sich um, wer geschossen hatte. Khan war es gewesen. Er stand mit einem Gewehr bewaffnet in dem Durchgang zu seinem Schlafzimmer und hatte bereits nachgeladen. Das Monstrum ließ von Myle ab und sprang auf Khan zu, doch der drückte ab und das Ungetier fiel mitten im Sprung zu Boden – tot. Staub wirbelte auf und Blut vermengte sich mit dem Dreck der Erde. Zittrig, aber doch etwas erleichterter sank Myle zu Boden und schaute Khan an, der mit angstverzerrtem Gesicht immer noch mit dem Gewehr in der Hand auf das Ding starrte. Sein zweiter Schuss hatte genau die Stirn getroffen, doch Khan feuerte abermals ab, wieder auf den Kopf, woraufhin dieser aufplatzte.
„Dürfte jetzt wohl tot sein.“ Auch Khan zitterte, ließ sein Gewehr nun aber sinken und atmete erleichtert durch. „Mädel, mach kein Scheiß. Was hasse getan, dass das Dingen kam?“
„Ich hab nur Geräusche gehört und wollte wissen, was das war“, antwortete sie ihm flüsternd, den Blick immer noch auf das Monstrum gerichtet.
„Oh, oh. Ich vergaß, bist ja aus’a Stadt.“ Khan hatte sich wieder etwas beruhig und sank auf Myles Bett nieder. „Das da sind Worgs. Tote Viecher, wenne mich fragst. Also die fressen nur Aas und so was. Ist doch nicht normal. Is nur, wenne sie störst und so, dann fressen se dich auch auf und so. Am besten einfach nicht hingucken, dann bemerken die einen auch nicht. Haben jedenfalls die Erfahrung hier so gemacht. Und damit se uns in Ruhe lassen, hamwa unsere Toten nicht unter die Erde getan, sondern auf son Berg, damit die immer was zu fressen finden, wenn se wieder auf Streifzug sind. Kommen ja nicht oft die Dinger, meist nur in dunklen Nächten. Also verstehste, wenne keine gelben Punkte am Himmel siehst und so. Ist halt so, weiß auch nicht.“ Khan seufzte.
Myle kroch vorsichtig an diesem Worg vorbei wieder zu ihrem Bett. Es stank nun erbärmlich in dieser Hütte, doch weder Khan noch sie wollten diesen Monster anfassen und es nach draußen ziehen, da dort wahrscheinlich noch hunderte von denen waren, vor allem, weil dieser Leichenberg ja praktisch um die Ecke war. Doch das Problem schien sich von alleine zu lösen.
Ein weiteres Mal wurde der Vorhang zur Seite geschoben. Myle wollte wieder schreien, doch Khan hielt ihr die Hand vor den Mund. Etwas erstaunt waren sie dann beide, als sie sahen, das nicht ein weiterer Worg es war, der ihre Hütte betrat, sondern anscheinend ein Mensch. Er hatte einen Hut mit breiter Krempe auf und einen langen Mantel. Er schien die beiden, die ängstlich auf dem Bett saßen gar nicht zu sehen. Er seufzte nur kurz, hielt sich die Nase zu und zog dann den toten Worg aus der Hütte hinaus.
„Happa, happa!“, hörte sie ihn rufen, was folgte war das Getrampel vieler Worgs, die sich über ihren toten Gesellen hermachten.
 
quatsch, musste nich, war auch nurn scherz ;)
die ereignisse fand ich nich zu plötzlich, ehr angenehm straff.
die fantasywelt is jetz nochn ganzes stück kranker geworden, bin echt gespannt was du dir noch so alles einfallen lässt. auf jeden fall widern toller teil. vielleicht erfährt man ja noch, was aus chantal geworden ist, würd mich ma interessiern (oder besser doch nich...?) bin auf jeden fall weiter dabei
 
Hi erstmal!

Ich hab deine Story gestern schon angefangen zu lesen und war ziemlich fasziniert. Ich mag deinen Schreibstil. Auch die Handlung verspricht noch sehr interessant zu werden. Das heißt nicht, dass sie es bisher noch nicht war!

Mich wundert es auch, weshalb du nur so wenig Leser hast. Mich hast du jedenfalls!

Diese Works sind ja wirklich strange.. boaah! Ich wäre wahrscheinlich vor Angst gestorben.. *zitter* Sie hat wohl noch viel zu lernen.. aber das ist ja auch schwer in eine völlig andere Welt zu purzeln. Wie gesagt.. voll strange. Aber ist wirklich toll deine Story!

Mein Lob!

Alec
 
So, hier wieder was Neues... :D

@dark-toffel: Hm, ich hab bei den Teilen eher meist das Gefühl, als ob das alles viel zu schnell gehen würde, weil auf drei (Word-Seiten) soviel passiert, wie bei anderen auf zehn - oder so ähnlich. Nun ja. Im Ausschmücken bin ich dann doch nicht so gut. ^^;
Könnte auch sein, dass sie noch viel kränker wird - lustige Ideen hab ich schon, nur an der Umsetzung haperts noch etwas... Deswegen kommt auch jetzt erst der neue Teil und der nächste könnte noch etwas länger dauern, weil ich ihn noch nicht mal anfangen konnte... *seufz*

@Lady Alessia: Schön, dass du auch dabei bist. :) *freu* Strange könnte passen, stranger wird sie wohl im Laufe der Geschichte (zumindest denk ich das... :goof: )

So, nun viel Spaß mit dem neuen Teil ^^

***

Myle war kurz darauf einfach wieder eingeschlafen, auch wenn sie in der restlichen Nacht eher von Alpträumen geplagt war, als dass sie noch friedlich Schlaf finden konnte. Was bei den gegebenen Umständen vielleicht aber auch verständlich war, schließlich zogen draußen hungrige und mordlustige Worgs durch die Gegend.
Am nächsten Morgen war von dem nächtlichen Spektakel kaum noch etwas zu sehen, außer vielleicht ein paar Blutflecken auf der Erde vor Khans Hütte und ein paar mehr angefressene Leichen, selbst die Knochen hatten sie anscheinend vertilgt. In der Hütte stank es immer noch nach totem Tier und selbst das Vogelgezwitscher konnte Myle nicht aufmuntern, als sie beim Frühstück an die vergangene Nacht dachte. Khan erwähnte kein Wort davon und so zog Myle es auch vor, lieber zu schweigen. Maseh, die sowieso wenig redete, sagte an diesem Morgen gar nichts. Myle vermutete einfach, dass sie von den nächtlichen Erlebnissen noch geschockt war, denn mitbekommen hatte sie auf jedenfall etwas, bei dem Krach.
Nachdenklich betrachtete sie das Stück Brot in ihrer Hand, wendete es ein paar Mal, ehe sie ein weiteres Mal hinein biss. Maseh schenkte ihnen auch noch etwas Ziegenmilch ein, die Myle zwar verabscheute, aber trotzdem trank, da sie durst hatte.
„Was hasse jetzt eigentlich vor, Mädchen?“, fragte Khan in die Stille der drei hinein und Myle musste erst kurz realisieren, dass sie angesprochen wurde.
„Weiß nicht“, murmelte sie und schaute auf die Blutflecke, welche die Straße verzierten. „Wahrscheinlich weiter. Irgendwo hin. Was weiß ich.“
„Hm hm. Is ja nämlich nur so, dass wir dich mal nich die ganze Zeit durchfüttern können, weißu, wir haben ja selber nichts und so.“ Khan räusperte sich. Es war ihm sichtlich unangenehm, diese Worte zu sprechen, doch musste er es tun. Seine Frau nickte nur. Myle vermutete, dass die beiden gestern Nacht noch darüber gesprochen hatten.
„Ich bleibe nicht lange. Wahrscheinlich ziehe ich heute noch weiter. Ich muss ja weg“, sagte sie dann und schlang den letzten Bissen Brot hinunter. Khan schien ziemlich betroffen zu sein, weil er Myle so offensichtlich gesagt hatte, dass sie gehen sollte, denn er ließ den Kopf immer tiefer hängen und kaute frustriert auf seinem trockenem Stück Brot herum.
Er wartete bis Maseh wieder in die Hütte gegangen war, um den Abwasch zu tätigen, als er Myle hochzog und mit ihr durch die Slums lief bis zu dieser Drecksbrühe, die einen Fluss darstellen sollte. Doch an dieser Stelle waren zwei lange Bretter drüber gelegt worden. Khan balancierte vor Myle hinüber, um sich dort, auf der anderen Seite, hinter einen großen Fels zu setzen.
Myle setzte sich daneben und schaute Khan fragend an.
„Weißu, is nich so, als ob ich dich loswerden will, oder so, verstehste? Mein Weib hat sich nur beschwert, dass ich wohl immer so viele Leute einlad und hm, na ja, sie hat ja auch Recht, leider, wir haben halt nich viel zu futtern und so. Na ja. Hoffe, du verstehst das.“ Khan hatte sie nicht angesehen, sondern seine Aufmerksamkeit einem kleinen Käfer gewidmet, der vor ihren Füßen herkrabbelte.
„Ist schon in Ordnung. Ich versteh das. Ich wollte ja sowieso nicht lange bleiben, eigentlich wollte ich gar nicht bleiben.“
Myle ließ ihren Blick über das weite Land schweifen, das sich ihnen darbot. Doch es war alles andere als schön; es war kahl, ausgetrocknet und nur ein einziger Baum stand am Horizont, trug aber keine Blätter und wirkte auf dem Ödland ziemlich verlassen. Der Boden hier war so trocken, dass sich bereits Risse gebildet hatten. Die Morgensonne, welche schon hoch stand, schickte ihre Strahlen auf das Land, wodurch die Hitze flimmernd wieder nach oben stieg.
„Solltest dann auch langsam wieder gehen, hm? Deine Eltern machen sich bestimmt Sorgen, oder?“ Khan war dabei, wieder aufzustehen und stützte sich am Felsen ab.
„Nein. Meine Eltern machen sich keine Sorgen. Ich weiß ja nicht mal, wo sie sind.“ Myle seufzte. Aber gehen sollte sie wirklich langsam, denn wer konnte ihr schon sagen, wie lange sie in den Slums sicher vor der Casstellar war.
„Keine Eltern? Ey, ey…“ Khan schüttelte den Kopf. „Wie verantwortungslos“, nuschelte er, ehe er sich doch wieder setzte. „Wo willse denn dann hin?“
„Keine Ahnung, wohin ich will, ich weiß nur, dass ich hier weg will“, sagte sie und in ihre Gedanken drängte sich das Bild von Chantal. Ob sie wohl noch lebte? Kaum. Und Hoheb, wo der wohl war?
„Hm, hm, wenn du in diese Richtung gehst“ Khan zeigte auf das Ödland in Richtung des Baumes. „dann kommst du zu einer größeren Stadt. Milwooh, falls du sie kennst“, erklärte ihr der alte Mann und lächelte. Nachdenklich strich er sich seine weißen Haare aus dem Gesicht und drehte dann an seinem Bart. „Ich war schon, man könnt mein, n halbes Jahrhundert nimma mehr da gewesen… Komm, ich gebe dir noch Wasser fürn Weg“, sagte er schließlich und trottete wieder zurück zu seiner schäbigen und kleinen Hütte. Maseh saß davor und schrubbte einen Topf. Als sie sah, dass Myle immer noch da war, sah sie schon etwas verärgert aus und Myle bemerkte dies auch. Deswegen hielt sie etwas Abstand von der Hütte, als aber Khan mit einem metallenen Behältnis voll Wasser wieder hinaus kam und es ihr in die Hand drückte, ging Myle doch noch zu Maseh.
„Ich… also, wollte mich nur verabschieden. Ich zieh jetzt weiter. Also, hm, danke für alles und, hm, einen schönen Tag noch“, murmelte Myle verlegen, da sie wusste, dass Maseh nicht ganz so angetan von ihr war. Alles was sie von Khans Frau zur Antwort bekam war ein Nicken, sie hatte sie nicht einmal angesehen. Etwas enttäuscht über soviel Unverständnis wandte sie sich Khan zu, der sie wortlos einmal in den Arm nahm und feste drückte.
„Ich wünsch dir alles Gute und so für dein Weg. Hoffe, dass du irgendwo n tolles Leben führn kanns.“ Er schmunzelte sie an, auch Myle setzte ein gequältes Lächeln auf. Jetzt, wo der Abschied da war, fiel es ihr doch schwerer sich von Khan zu trennen, weil er ein so netter und offener Kerl war. Doch es musste sein, und so drehte sie sich schweren Herzens um und machte sich wieder auf in Richtung des Ödlandes.
Am Fluss vielen ihr nun vermehrt die Mutantenkinder auf, wie sie teilweise fünf Arme, oder drei Beine hatten, die Augen schon mal übereinander statt nebeneinander waren, ein Kind hatte sogar grüne Flecken auf der Haut. Angewidert schaute sie lieber wieder weg.
Myle überquerte den dümpelnden Fluss wieder mit Hilfe der Bretter und machte sich auf über das ausgetrocknete Land hin zu der Stadt, von der Khan erzählt hatte. Wie weit es war, wusste sie nicht, sie hoffte nur, dass es erstmal weit genug weg war von ihrer Heimatstadt.
Der Baum, welcher am Horizont stand, als Khan und sie am Fluss gesessen hatten, war schon ein ganzes Stück näher gekommen, doch verschwamm ihre Sicht immer wieder aufgrund der Hitze. Die Sonne hatte anscheinend immer noch nicht eingesehen, dass ein paar Wolken nicht schlecht wären.
Mühselig kämpfte Myle sich weiter, die Flasche hatte sie schon fast geleert, obwohl sie, wenn sie sich umdrehte, Bradaccio immer noch sehen konnte, zwar klein, aber es war noch gut erkennbar. Die Umrisse der hohen Türme verschwammen in der Mittagshitze und ihre Pracht konnte man nur noch erahnen. Ab und zu hüpfte ein einsamer Schatten über die Dächer und war im selbem Atemzug auch schon wieder verschwunden. Myle wandte sich von ihrer alten Heimat ab und blickte wieder dem Horizont entgegen, ihrer neuen, unbekannten Heimatstadt. Wirklich traurig war sie trotzdem nicht. Freunde hinterließ sie keine; Hoheb war selber verschwunden und Chantal wahrscheinlich schon längst tot, sonst hatte sie niemanden, den sie wirklich vermissen würde. Was ihr wohl am ehesten fehlen würde, war der salzige Geruch der Luft, das Rauschen des Meeres und die vielen verwinkelten Gassen, in welchen sie sich prima auskannte. Wer konnte ihr sagen, dass Milwooh auch diese kleinen, aber bestimmten Feinheiten aufweisen konnte? Wer sagte ihr, dass Milwooh ihr auch so gefallen würden?
Ein letztes Mal wollte sie einen Blick auf ihre Heimatstadt richten, doch konnte man sie nicht mehr wirklich erkennen, sie war nur noch ein leichter Schatten in der Hitze der Sonne, die Slums davor waren zu einem unerkenntlichem Brei geworden.
Den Blick wieder nach vorne gerichtet, musste sie mit Erstaunen feststellen, dass sie dem Baum schon ziemlich nahe gekommen war. Aber ein Baum war es nicht wirklich, eher ein ausgedorrter Busch und als sie schließlich neben ihm stand, war er nicht viel größer als sie selbst. Verwundert betrachtete sie den Busch, ließ dann aber doch von ihm ab und lief weiter. Abrupt blieb sie wieder stehen und wäre beinahe viele hundert Meter in die Tiefe gestürzt. Vor ihr tat sich ein mächtiger Abgrund auf, der zudem auch noch mehrere Meter breit war, von der Länge ganz zu schweigen. Warum wusste sie nichts von dieser Kluft, die sich anscheinend zwischen den Städten herzog. Sollte es eine Grenze sein?
Neugierig schaute Myle die Kluft entlang, ob es irgendwo eine Brücke gab und tatsächlich war weiter nördlich eine. Sie war nicht weit entfernt und so beeilte sich Myle etwas.
Ganz vertrauenswürdig sah sie nicht aus. Die Bretter schienen morsch, ein paar waren schon durchgebrochen und das Seil, welches die ganze Konstruktion hielt, war an manchen Stellen schon angerissen. Aber sie wollte hinüber und eine andere Möglichkeit gab es nicht, also holte sie einmal tief Luft und ging vorsichtig los. Die Bretter krachten und knackten, aber brechen wollte bis jetzt noch keines. Myle hatte bereits die Mitte erreicht, als sie sah, dass zwei Bretter fehlten und sie einen großen Schritt über diese Lücke wagen musste. Etwas ängstlich war sie nun doch, als sie durch die Lücke nach unten schaute und dann auf das nächste Brett. Sie arbeitete sich erst etwas mit den Händen vor, um nun schließlich ganz über der Lücke zu hängen, dann wagte sie den ersten Schritt.
Es knackte, knarrte, aber es passierte nichts. Mittlerweile war sie schweißgebadet, da sie mit dem Oberkörper immer noch über der Lücke hing. Schnell zog sie den zweiten Fuß nach und da passierte das Unglück. Das Brett brach in der Mitte durch. Schreiend fiel Myle ein kurzer Stück, klammerte sich dann aber an dem nächsten Brett fest. Die beiden Stücke Holz fielen derweil weiter in die Tiefe und zerschellte an einem Felsen.
Keuchend versuchte Myle wieder nach oben zu kommen. Sie zappelte und streckte sich, versuchte sich hochzuziehen, doch alles, was passierte war, dass die ganze Brücke dabei war, einzustürzen. Kreischend fiel sie in die Tiefe. In letzter Sekunde bekam sie ein Seil zu fassen, welches noch an dem Brückenpfeile fest war. Trotz allem schoss sie immer weiter auf die Felswand zu und war drauf und dran gleich tot zu sein. Der Brückenpfeile brach zusammen, an welchem das Seil war, an das sich Myle klammerte und so fiel sie noch ein Stück tiefer, aber trotzdem noch auf die Felswand zu.
Myle kniff die Augen zusammen. Jeden Augenblick könnte es soweit sein.
Doch nur ihr Fuß streifte die Felswand und Myle pendelte hin und her. Eine kurze Erleichterung machte sich in ihr breit, dass nicht die Felswand es war, die ihren Tod bestimmen sollte. Doch etwas anderes war nun drauf und dran, sie mit in den Schlund der Kluft zu reißen. Nervös schaute sie nach oben. Auf welche Überraschung müsste sie als nächstes gefasst machen? Der Pfeiler hing in der Luft und wurde von seinem Nachbarpfeiler noch oben gehalten, da dieser noch stand.
Myle schwebte nun inmitten der Kluft an einem Stück Seil. Ängstlich schaute sie sich um. Lange konnte sie sich nicht mehr halten.
„HILFE!!“, schrie sie, doch ohne Hoffnung; wer sollte sie hier schon hören können?
Wieder knarrte es über ihr. Lange würde der Pfeile die zusammengebrochenen Brücke nicht mehr halten können und dann würde alles über ihr einstürzen und sie in die Tiefe reißen.
Myle wollte gar nicht länger darüber nachdenken. Sie schloss die Augen und hoffte auf ein Wunder. Doch das schien nicht einzutreten, denn wieder knarrte es und ein brechen von schwerem Holz verriet ihr, dass sie soeben in die Tiefe fiel. Schreien konnte und wollte sie nicht. Ein letztes Mal öffnete sie die Augen und sah, wie sie in die Tiefe stürzte. Der Boden kam schneller als es ihr lieb war und die schweren Brückenpfeiler hatten sie beinahe schon eingeholt. Plötzlich wurde sie zur Seite gerissen und ihre ganze Umgebung drehte sich auf einmal komplett um.
Als sie wieder richtig sehen konnte, fand sie sich unter einem Felsvorsprung wieder. Sie hörte noch, wie das Holz zu Boden fiel, zerbrach und ein paar vereinzelte Vögel aufschreckte. Neugierig drehte sie sich um, um herauszufinden, wer oder was sie vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Beinahe hätte sie laut aufgeschrieen, denn dort saß ein noch hässlicheres Vieh als ein Worg jemals sein könnte. Zudem war es ein Federvieh, etwa so groß wie Myle, als es saß und einen Kopf, der so aussah, als ob das Wesen damit schon mehrmals gegen eine Felswand geflogen sei. Die Federn an den Flügeln waren ihm fast komplett ausgerissen worden und die schwarzen Augen wurden von einem schweren Lid fast ganz verschlungen – ein Wunder, dass es überhaupt noch fliegen konnte.
„Glück gehabt“, krächzte es plötzlich, woraufhin Myle eine Schreckensminute lang nur dasaß und das Federvieh anstarrte. „Also, dass ich gerade da war. Na ja. Dankbar ward ihr Menschen ja noch nie.“ Beleidigt humpelte der Vogel ungeschickte wieder zum Rand und wollte los fliegen.
„Da- danke!“, stotterte Myle schnell, ehe das Vieh schon wieder weg war.
„Schon gut, schon gut. Musst dich nicht bedanken, nur weil ich das jetzt gesagt hab. Und nein, nein, keine Sorge, du sitzt da nicht fest. Hinter dir ist ein kleiner Eingang zu einer Höhle. Musst keine Angst haben, dass du da jetzt verhungerst. Meine Güte!“ Noch beleidigter als vorher flog der Vogel davon in die Tiefe. Etwas perplex blieb Myle kurz sitzen und schaute dem Vogel hinterher. Allerdings musste sie schnell einsehen, dass es wohl anscheinend keinen Sinn machte, mit einem Vogel zu diskutieren, also drehte sie sich um, um nach diesem besagtem Eingang zu suchen. Unschwer erkennbar lag er direkt vor ihr, er war relativ groß, einzig die Spinnenweben störten Myle etwas, doch sie wollte nicht undankbar sein und nörgeln. Der Vogel hatte ihr gerade das Leben gerettet und wer wusste schon genau, ob er nicht gerade um die Ecke saß und sie belauschte, wie sie über ihn erzog, da ihr dies und das nicht passte.
Vorsichtig näherte sie sich dem Eingang und machte ein paar Spinnenweben zur Seite um einen besseren Blick in die Höhle zu bekommen.
Hinter ihr hörte sie ein Flattern. Der komische Vogel war wiedergekommen und beobachtete sie nun.
„Na, passt dir etwas nicht? Sind es zu viele Spinnenweben? Zu dunkel? Oder weiß der Geier was?“ Gereizt schlug er mit den Flügeln und trabte hin und her. Er schien zu fluchen, allerdings auf einer anderen Sprache, sodass Myle ihn – Gott-sei-dank – nicht verstehen konnte. Myle reagierte erst gar nicht auf den Vogel, sondern versuchte in der Tiefe der Höhle noch irgendwas zu erkennen.
„Wo führt der Gang hin. Weißt du das?“, fragte sie ihn und versuchte dabei höflich zu klingen.
„Was weiß ich? Bin ich Jesus? Trag ich Sandalen? Wächst mir Gras aus den Ohren? Nein! Frag nicht so blöd, nimm den Gang! Ist doch egal, wo der hinführt. Hauptsache weg! Mir doch wurscht, wo der Gang hinführt! Pass ich dadurch? Nein! Also! Und jetzt geh schon endlich! Ich hab keine Lust mir deine Nörgelei den ganzen Tag anzutun!“
Der Vogel flatterte immer noch heftig mit seinen Flügeln und schien sich wahnsinnig aufzuregen. Immer wieder krächzte er unverständlich Worte und warf Myle böse Blicke zu.
„Ähm, wenn du und ich nicht wissen, wo der Gang hinführt, nehm ich ihn eigentlich nur ungern… Könntest du mich vielleicht nach oben bringen? Ich bin dann auch ganz schnell weg…“ Myle wusste nicht genau, wie sie auf die Wutausbrüche reagieren sollte, aber diesen unbekannten Gang wollte sie auf keinen Fall nehmen.
„Du spinnst ja wohl! Ich bin doch kein Passagier-Vogel! Für wen hältst du dich eigentlich? Jetzt sieh zu, dass du hier wegkommst!“ Der Vogel schrie heftig und war ihr immer näher gekommen, bis er sie schließlich mit einem Flügelschlag in die Höhle schubste.
Kreischend fiel Myle in die Tiefe. Denn was sie nicht hatte erkennen können war, dass der Gang nach dem ersten Meter fast senkrecht runter führte. Sie fiel glücklicherweise fast genau durch die Mitte und holte sich dadurch nur bedingt Schürfwunden von dem Fels. Langsam wurde der Gang wieder flacher und sie purzelte auf geglättetem Boden weiter hinunter, bis sie schließlich inmitten einer kleinen Art Halle liegen blieb.
Ihre Arme und Beine taten ihr weh, ebenso ihr Kopf und ein paar Wunden hatte sie sich trotz allem zugefügt, aber nichts was wirklich gefährlich war.
Ängstlich, aber auch Neugierig, schaute sie sich um. Vor ihr war eine riesige Treppe die sie anscheinend in eine größere Halle führte. Rechts und Links von ihr waren vor den Wänden große, steinerne Säulen und jede trug eine Fackel, die den Raum erhellte. Aus dem Gang hörte sie noch das apathische Lachen des Vogels. Am liebsten hätte sie ihm noch jede Menge Beleidigungen an den Kopf geworfen, doch gebracht hätte es absolut nichts.
Also versuchte sie das Beste aus der Situation zu machen und steuerte erstmal die Treppe an. Es war eine mächtige, marmorierte Treppen und sie führte tatsächlich zu einer größeren Halle, die jedoch nur durch ein kleines Fenstern in der Decke erhellt wurde. So kam zwar Tageslicht in die unterirdischen bauten, doch gebrauchbares Licht war es nicht gerade, dazu war es einfach zu schwach.
Der einzige Höhepunkt in der Halle schienen die drei Säulen in der Mitte zu sein, die fiel breiter waren, als jene, aus der ersten Halle. Neugierig näherte sich Myle einer dieser Säulen und betrachtete sie genauer. Es war ein gerade Riss in der Wand und als sie mit dem Finger darüber strich, löste sich anscheinend ein Mechanismus aus, denn hinter der Wand klackerte und raschelte es und plötzlich fuhr die Wand ein Stück zur Seite und gab den Blick auf eine schmucke Wendeltreppe frei.
Myle betrat bedenkungslos den kleinen Raum und die „Tür“ schloss sich hinter ihr wieder. Erschrocken drehte sie sich um, als sie sah wie die Wand wieder zu einer Einheit wurde, wandte sich aber sogleich wieder um und nahm die ersten Stufen der Wendeltreppe, als diese von selbständig sich anfing zu drehen und Myle so nach oben beförderte. Verwundet schaute Myle sich um und versuchte auch, einen Blick nach oben zu werfen, doch die Treppe ließ keinen Blick zu, denn sie füllte den ganzen Innenraum der Säule aus.
Plötzlich stoppte die Treppe und neben ihr öffnete sich eine Tür, ebenso einfach aus der Wand hinaus. Dahinter war es laut und es roch nach Kaffee. Myle konnte es einfach nicht fassen, als sie sah, wo sie war. Es war eine Art Bibliothek, denn Bücherregale reichten bis unter die Decke, und die war nicht gerade niedrig. Was sie aber am meisten erstaunte, war die Tatsache, dass sich hier unten Menschen aufhielten…

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Freu mich über jeden Kommentar ;)
 
Na so was, na so was
Jetzt ich das Chapter schon 3 Tage on und niemand hat einen Kommie geschrieben?
Ich hätte es ja gemacht.. hatte aber mega viel Arbeit und kaum Zeit und viel im Kopf uund so weiter. Ist ja auch egal!

Jedenfalls hab ich mir das jetzt mal vorgeknöpft.. und tatsache! Es wird immer stranger!! *gg*
Der Vogel ist ja voll crazy.. aber na ja zum Glück war er da ^^

Ich warte jetzt einfach mal gespannt auf den nächsten Teil, der doch hoffentlich seehr bald kommt!! *mind control!!*

Bis denne Anivi

:knuddel:

Alec
 
Hey,
es klingt wirklich nicht schlecht, was du da schreibst. Schade, dass es so wenig Leser sind. Nun ja.
Vor allem der Vogel im letzten Teil hat es mir angetan *lol* Nicht schlecht... obwohl es doch irgendwie wieder an ein Klischee erinnert - aber andererseits wäre es auch schlecht gewesen, wäre er nicht da gewesen, denn ich denke, dann hätte die Geschichte an dieser Stelle wohl aufhören müssen :rolleyes:...
Hoffe, du schreibst bald weiter!
 
So, ähm *schäm* da hab ich wohl doch etwas länger für einen neuen Teil gebraucht und dazu ist er auch noch eine Seite kürzer als die vorigen. Ich hoffe, ich verzeiht mir, bzw. lest überhaupt noch mit *drop*...

***

Etwas verwirrt betrat sie den riesigen Raum und sah sich staunend um. Zwischen den vielen Regalen waren lange Tische an denen hauptsächlich Männer in dunklen Kutten arbeiteten. Ein paar von ihnen hatten die Kapuze übergezogen und tuschelten aufgeregt miteinander, andere wiederum saßen an den Tischen und lasen in dicken Wälzern.
Langsam näherte sie sich zwei Männern, welche in ihrer Nähe standen, doch als sie näher kam und die beiden sie entdeckten, verstimmte ihr Gespräch und ihre Gemüt veränderte sich schlagartig. Vorwurfsvoll und missbillig sahen sie auf Myle herab, die im ersten Moment gar nicht verstand, was denn überhaupt Sache sei. Als aber jemand rief, es sei jemand „unheiliges“ in ihr Reich eingedrungen, fand sich Myle kurz darauf von einem Kuttenmeer umgeben, welches den Kreis immer enger um sie zog. Nervös schaute sie sich um.
„Wa-was ist los?“, fragte sie ängstlich in das Gemurmel der vielen Leute rein.
„Du unheiliges Wesen! Du wagst es, einfach in unserer Reich einzudringen?“, schrie eine Stimme aus dem Hintergrund und sofort tat sich ein breiter Weg auf, durch den ein großer Mann geschritten kam, der, nicht wie die anderen, eine dunkle, sondern eine weiße Kutte trug.
Als er schließlich vor ihr stand, wirkte er noch gewaltiger als Myle wahr haben wollte. Sie musste kräftig schlucken, ehe sie es schaffte, ein paar zusammenhangslose Wörter aus sich heraus zu bekommen.
„Reich? … Vo-von wem? … War keine Absicht. … Echt, wollt ich nicht…“ Mehr als Stottern konnte sie nicht aus sich herausholen und dies gab dem Mann in der weißen Kutte erst recht den Anlass, über sie zu lachen.
„Du erbärmliches Ding weißt nicht mal wer wir sind? Deine Unterdrücker, du Stück Dreck! Glaubst du, die Welt läuft und vergeht alleine?“ Ein lautes Lachen ertönte in der Halle und sämtliche Kuttenträger stimmten mit ein. Als Myle immer noch ein fragendes Gesicht machte, räusperte sich der Mann, der den Eindruck eines Führers machte.
„Nun gut. Da wir anständige Leute sind, will ich dich kurz aufklären. Hm. Du kommst aus Bradaccio, heißt Myle und bist achtzehn Jahre alt. Jaja, das dazu. Außerdem hast du schon Bekanntschaft mit Pepp gemacht. Gut, auch sehr gut. Allerdings gefällt mir dein Beruf nicht so ganz, du wertlose Nutte. Wer seinen Körper für ein wenig Geld freigibt, ist einfach nichts weiter als die unterste Schublade allen Anstands. Ekelig.“
Nicht das Myle sich sowieso gedemütigt fühlte und am liebsten im Erdboden versinken würde, nein, jetzt schien dieser Mann sie auch noch mit Haut und Knochen zu kennen. Und Pepp?
„Wer ist Pepp?“, fragte sie kleinlaut.
„Der wunderschöne Vogel, du dummes Ding“, sagte der weiße Kuttenträger herablassend. „Aber genug davon.“ Er legte eine kunstvolle Pause ein, räusperte sich, schwang dann seinen Kuttenumhang zur Seite und zeigte auf eine Wand. „Knebelt und kreuzigt sie!“, befahl er laut und herrisch.
„Was?“ Mit Panik in den Augen sah sie sich um, als vier Kuttenträger auf sie zukamen, knebelten, hochhoben und unter leisem Gemurmel der anderen zu einem riesigen Kreuz brachten.
Es war die scheinbar einzige freie Wand in dieser Halle und an ihr hing ein gewaltiges steinernes Kreuz. Doch das alles war noch nicht genug. Man konnte Blutspuren überall an der Wand sehen, vielleicht vom Peitschen oder vom Aufspießen. Myle wurde schlecht bei dem Anblick und sie bekam ganz weiche Knie. Als die Leute sie auf ein kleines Podest am Kreuz stellten und ihre Arme festbanden sackte sie fast wieder zusammen. Also band man ihr auch noch ein Strick um den Bauch. Keuchend überblickte Myle das Kuttenmeer, welches sich vor dem Kreuz drängte und aus den vielen Regalreihen gesellten sich immer mehr dazu. Myle hatte bereits aufgegeben zu schätzen wie viele es waren.
„Dort wirst du nun verweilen, bis wir entschieden haben, was mit dir passiert“, tönte der, allem Anschein nach, Anführer.
Entsetzt und doch vollkommen gelähmt schaute Myle ihn an und konnte einfach nicht fassen, was hier passierte. Wollte die nun über ihr Schicksal verhandeln?
Langsam leerte sich die Fläche vor ihr und sie bekam einen freien Blick auf den Boden, welcher ihr noch mehr Unheil entgegen schrie: Blut, Blut und noch mehr Blut.
Keuchend drehte sie den Kopf weg und versuchte nicht darüber nachzudenken und erst recht nicht daran, was diese Kuttenleute mit ihr vorhatten. Das Gemurmel in der Halle schwoll an und immer wieder streckten ein paar von diesen Leute ihre Hälse zu Myle um sie anzusehen, dann den Kopf zu schütteln und mit ein paar anderen wieder in eine Diskussion zu verfallen.
Plötzlich hörte Myle Wind, wie er um Ecken pfiff, ziemlich hoch, aber auch sehr leise. Sie schaute sich um, um ein etwaiges Fenster zu entdecken, durch welches der Wind kommen könnte, doch da war keins. Wieder pfiff es, doch diesmal war es fast neben ihr. Dann merkte sie nur, wie plötzlich ihre Hände befreit waren, dann der Strick um den Bauch zertrennt wurde und schließlich der um ihren Beinen. Ein weiß-silberne Arm schnappte nach ihr und zog sie hinter das Kreuz.
Ihre kurze Erleichterung befreit worden zu sein, wurde gleich wieder zunichte gemacht, als sie sah, was sie da gerettet hatte. Sie wurde auf dem Rücken von einem Wesen transportiert, welches blau-weiß schimmerndes Haar hatte und dessen Haut gänzlich weiß-silbern war, aber eigentlich einen „normalen“ Körper hatte und sowieso schien dieses Wesen nackt zu sein. Die spitzen Ohren gaben dieses säuselnde Geräusch ab, als der vom Laufen erzeugte Wind an ihnen entlang pfiff. Und der Wind war nicht gerade schwach; das Wesen rannte mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit durch irgendwelche Gänge, die so tief waren, das Myle sich wunderte nicht schon längst irgendwo gegen gestoßen zu sein und sich überhaupt darüber wunderte, wie schnell dieses Wesen sein konnte. Doch kaum hatte sie diesen Gedanken zu ende gebracht, hielt das Wesen abrupt an und setzte Myle ab. Entsetzt stellte diese fest, das hier, wo sie nun waren – wo auch immer das sein mochte – noch mehr von diesen seltsamen Dingern waren, die sie nun alle erwartungsvoll anschauten, doch Myle konnte nicht mehr als fragend, irritiert und ängstlich gleichzeitig zu gucken.
„Wie… wer… was…?“, stotterte Myle und sah in die Runde.
Das Wesen, welches sie von dem Kreuz befreit hatte, kam auf sie zu.
„Natürlich, tut mir leid. Das habe ich ganz vergessen.“ An der Stimme erkannte Myle, dass es sich um ein weibliches Wesen handeln musste, auch ihre Rundungen machten dies deutlich, allerdings schien der Körper mehr flüssig zu sein, auch wenn es sich auf der „Reise“ nicht unbedingt so angefühlt hatte und schon gar nicht so aussah, aber er hatte eine fließende Bewegung, stetig nach unten, wo sich allerdings keine Pfütze bildete. Myle war verwirrter als sonst jemals.
„Wenn ich mich vorstellen darf, Oceana ist mein Name und das ist Quentin, der mich begleitet hatte auf deiner Befreiungsaktion.“ Sie verneigte sich kurz, wobei das wellende blaue Haar ihr über die Schultern fiel wie ein Wasserfall. Quentin verneigte sich ebenfalls kurz, auch sein Haar „floss“ nach vorne, wenn es auch nicht ganz so lang war.
„Ich möchte mich entschuldigen, dass wir nicht eher auftauchen konnten. Normalerweise helfen wir verirrten Seelen schon im Wassersaal, doch dich sahen wir erst bei den Mönchen. Es tut uns leid für unsere Unaufmerksamkeit.“ Abermals verbeugte sich Oceana.
„Aber ich… ihr… Ich verstehe nicht.“ Myle war verzweifelt und verwirrt. Sie verstand das alles nicht, warum es diesen Wesen so leid tat, sie nicht eher eingesammelt zu haben.
Oceana, die gerade noch etwas hinzufügen wollte, stoppte mitten in ihrer Handbewegung und starrte sie an.
„Bist du nicht durch den Wassersaal gekommen?“, fragte sie nach, mit einem leicht entsetztem Gesichtsausdruck.
„Ich… nein… ich denke nicht. Er sah nicht nach Wasser aus“, murmelte Myle und versuchte sich zu erinnern. Nein, da war kein Wasser gewesen.
„Du bist nicht mit dem Boot gekommen? Du konntest nicht das Farbenspiel an den Wänden sehen? Du hast nicht all diese herrlichen Regenbogenfische gesehen?“ Als Myle den Kopf schüttelte schlug Oceana entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.
„Oh nein! Du bist den Weg gegangen, den Pepp dir gewiesen hat?“, fragte sie, obwohl die Antwort eigentlich schon klar war, denn es war der einzige andere Weg zu den Mönchen zu gelangen.
Nervös lief Oceana hin und her, auch die anderen verfielen in ein lautstarkes Gemurmel und entsetzte Blicke trafen Myle aus alles Ecken. Schließlich blieb Oceana vor ihr stehen.
„Dann tut es mir leid, aber wir können dich nicht an die Oberfläche bringen, denn nun haben sie ein Täterprofil und werden dich in alle Himmelsrichtungen verfolgen.“ Sie seufzte kurz, schüttelte dann den Kopf und wandte sich ab.
„Aber diese… Mönche haben mich doch auch gesehen“, sagte Myle und wunderte sich, warum und vor allem wars an diesem blöden Vogel Pepp so besonderes sein sollte.
Wieder stockte Oceana mitten ihrer Bewegung und drehte sich zu ihr um.
„Mädchen, wie wenig weißt du eigentlich?“, fragte sie hilflos und fast schon ärgerlich, dass Myle ohne jegliche Ahnung einfach durch die Weltgeschichte lief. „Die Mönche sind blind! Sie spüren und riechen, nehmen dich einfach nur wahr. Du siehst es unter ihren Kapuzen nicht, aber ihre Augen sind alle mit einem dicken weißen Schleier überzogen. Bestimmt fragst du dich jetzt auch, welche Rolle dann Pepp spielt; nun ganz einfach: Er ist ihr Auge! Sieht alles, was sich über die Grenzen bewegt und das so intensiv, dass du noch nicht mal außerhalb seiner Hörweite hinübergelangen kannst – und er hört besser als alle Mönche zusammen. Manche sagen, er habe ein inneres Auge, wiederum andere sagen, dass er durch Gestein sehen kann.“
„Eigentlich wäre dann eher meine Frage gewesen, warum die Mönche dann lesen können wenn sie blind sind? Die ganzen Bücher da unten…“
Oceana seufzte kurz. „Erwähnte ich noch nicht, dass die Mönche alles regeln und über jeden Bescheid wissen? Ich wette, sie wussten deinen Namen und deine Herkunft? In diesen Büchern lesen sie nicht, sie schreiben in sie hinein und zwar die Zukunft eines jeden Menschen, wenn er nicht aus der Reihe tanzt – so wie du.“
„Das heißt, sie können praktisch über Leben und Tod verfügen?“, fragte Myle entsetzt.
„Nein. Das ist das einzige, was sie nicht können, aber sie können verfügen, das jemand den anderen umbringt, der allerdings muss für diese Tat ausgebildet werden und damit sie nicht ständig andere Leute ausbilden müssen, haben sie die Casstellar geschaffen, die ihrer statt oben für Ordnung sorgt und „Abfall“ beiseite räumt – Leute wie dich, Diebe, Mörder, Bettler oder einfach nur armen Leuten. Verstehst du?“ Oceana hatte sich auf der anderen Seite des Raumes auf einem Kissen niedergelassen, welches ein dunkles, kräftiges rot hatte und unter ihrem Körper hervorstrahlte.
„Also Leute wie Khan“, murmelte Myle, die nun in Gedanken bei den Slums war, welche wohl alle noch ausgerottet werden würden. Dabei mussten diese Leute sowieso schon so hart um ihr Leben kämpfen; kaum Kleidung, sehr wenig Essen und die hungrigen Worgs, die sie wöchentlich besuchten. „Ist dieser „Abfall“, wie du ihn nennst… heißt das, dass die Leute, die praktisch nicht nach ihrer Federspitze tanzen, keine Zukunft von den Mönchen verschrieben bekommen?“, fragte Myle nun immer neugieriger und erstaunt und vor allem auch ängstlich, wie wenig sie über diese ihre Welt wusste.
„Wenn du es so sagen möchtest, ja. Die Mönche wollen nur die Elite überleben lassen, also nur die Reichen. Früher oder Später werden sie wohl auch noch die Mittelschicht vernichten.“ Oceana schien immer vergnügter, wie wenig Myle wusste und doch wie neugierig sie war.
„Darf ich dich was fragen?“, platzte es plötzlich noch aus Oceana heraus. Myle nickte. „Wieso hast du deine Heimatstadt verlassen?“
Myle holte tief Luft. Das alles zu erzählen viel ihr recht schwer. Allein der Gedanke daran innerhalb von wenigen Tagen zwei sehr gute Freunde verloren zu haben. Myle schluckte schwer und hatte einen riesigen Kloß im Hals, doch sie wollte es erzählen, sie verdankte diesen Wesen hier ihr Leben.
„Ich werde von der Casstellar verfolgt. Sie haben bereits eine gute Freundin von mir gefangen genommen und ein Freund ist auch von jetzt auf gleich verschwunden und ich habe keine Ahnung wo er ist.“ Wieder holte Myle tief Luft und seufzte daraufhin.
Oceana senkte ihr Haupt. „Du wirst schon verfolgt? Jetzt gleich in zwei Städten…“
„Zwei Städte? Wie?“, fragte Myle und horchte auf. War hier etwa, oder etwa die Halle der Mönche die nächste Stadt?
„Über uns ist die Stadt Milwooh“, sagte Oceana schlicht. „Wusstest du das nicht? Sie ist doch hier in der Umgebung so mit die größte.“
„Aber… aber… ich habe sie doch gar nicht gesehen?! Ich meine oben, also vor der Grenze oder auf der Brücke, also…“, stotterte Myle, die sich genau erinnern konnte, hinter der Brücke nur noch mehr flaches und wüstes Land gesehen zu haben.
„Du Dummerchen, erstens hättest du die Stadt nur gesehen, wenn du die andere Seite der Brücke erreicht hättest, da sie vorher unsichtbar war, zweitens standest du auf quasi Niemandsland. Wenn du dich einmal umgedreht hättest, hättest du gesehen, dass deine Heimatstadt auch nicht zu sehen gewesen wäre. Die Schluchten wurden doch ebenfalls von den Mönchen geschaffen, die ein dauerndes Pendeln der einzelnen Händler der Städte verhindern wollte. Jede Stadt sollte autark werden.“
„Warum? Warum das alles? Warum Menschen in Städte einsperren? Und warum bringen sie die armen Menschen um und lassen die anderen am leben? Warum?“, rief Myle, die das ganze System der Mönche einfach nicht begreifen wollte. Warum sie so was Brutales und vor allem Sinnloses machten.
„Warum? Ganz einfach: Es ist ihr Spiel. Sie haben die Menschheit zu ihren Spielfiguren erklärt und die Welt zu ihrem Spielfeld. Darauf können sie die Figuren verschieben, wie sie wollen“, erklärte Oceana traurig.
„Und warum unternehmt ihr nichts dagegen? Ihr seid so viele, ihr lebt hier unten und ihr wisst anscheinend über alles bescheid. Warum macht ihr nichts?“, fragte Myle in die Runde. Alleine in diesem kleinen Raum hielten sich schätzungsweise fünfzig von ihnen auf, wer weiß, wie viele andere Räume mit wie viel anderen Wesen es noch gab.
Quentin, der, wie die anderen, bis jetzt ruhig dagesessen hatte und nur zugehört hatte, trat vor und stellte sich zu Oceana. „Wir sind Zeitgeister unserer Zeit. Geschaffen wurden wir noch bevor das erste Säugetier ein Fuß auf diese Erde tat und entwickelten uns weiter. Wir, die Zeitgeister dieser Zeit sind an die Mönche gebunden und zwar in dem Sinne, dass wir uns nur frei bewegen können, wenn die Mönche kurz ihre Arbeit unterbrochen haben, denn ihre Federn sind verzaubert: Nur wenn sie nicht das Papier berühren sind unsere Türen in die Welt offen und wir können für wenige Minuten nach draußen. Die meisten dieser Freigänge benutzen wir für Rettungsaktionen aus der Mönchshalle, so wie bei dir. Diese Hallen, in denen wir uns hier bewegen sind zeitlos und unbegrenzt.“
„Und wenn ihr nicht rechtzeitig wieder zurück seid…“ Myle war entsetzt, zugleich aber fasziniert von diesen Wesen.
„Schließen die Türen und wir müssen sterben“, fügte Quentin hinzu.
„Das ist grausam.“ Myle schüttelte sich.
Ein kleiner Zeitgeist kam um die Ecke geschlichen und zupfte an Oceanas’ Haar. „Du, es ist wieder jemand gekommen“, flüsterte sie ihr zu.
Mit dem Satz stand Oceana auf. „Hör zu. Bald beenden die Mönche wieder kurz ihre Arbeit und die Türen gehen auf, das heißt für dich, dass es Zeit zum Abschied ist. Quentin wird dich begleiten.“
„Aber du sagtest doch, dass ich nicht gehen kann, weil ich gesucht werde“, bemerkte Myle.
„Ich weiß, aber ich werde dich zu Andani bringen lassen. Ich weiß, dass er auf dich aufpassen kann. Versprich mir nur, dass du kein Angst vor ihm hast.“ Mit diesen Worten ging sie aus der Halle hinaus.
Andani? Irgendwie kam es Myle so vor, als ob sie diesen Namen schon einmal gehört hätte. Doch kurz darauf hörte man einen durchdringenden aber doch sanften hohen Ton, das Zeichen dafür, dass sich die Türen öffneten.

***

Und nun hoffe ich, dass ihr mir diese auffällig oft vorkommende direkte Rede verzeiht, aber irgendwie ging es nicht anders.
Hoffe, das ich noch ein paar Commies bekommen .. *seufz*

@Lady Alessia und Mopzi: Danke für euren Commie ^^ *schmatz*
 
Hallöchen ^^

Ich war ja hocherfreut, dass es hier endlich mal weiter geht, dass ich mich sofort auf den Teil gestürzt habe. Ich muss gestehen, dass ich erst noch einmal den letzten Teil überfliegen musste um wieder beim Geschehen zu sein.. war aber schnell wieder drinnen. Ich habe dir verziehen, dass du so lange nicht gepostet hast.. gnädiger Weise :D

Dieser Teil war wieder toll! Die Story wird immer interessanter, aber auch verwirrender.. ich dachte schon, dass dieser Vogel noch eine Bedeutung hat, aber DAS hätte ich nunmehr nicht erwartet *gg* Also das ganze Systhem ist ja sehr komplex muss ich mal sagen. Aber gefällt mir, ich mag komplexe Stories :) Auch diese Wasserwesen sind irgendwie toll.. auch mit dieser freien Zeitspanne und so.. einfach toll. Du hast eine blühende Phantasie.. soll heißen: Wehe du lässt uns nochmal so lange zappeln!!! Dann gibts Haue.. klaro?

Ein paar winzige Rechtschreibfehler haben sich eingeschlichen, aber ansonsten einwandfrei geschrieben.. muss dich nur drauf hinweisen, das wachsame Auge immer offen :p


Baibaiki


Alec
 
Hi

Du hast ne neue Leserin :D
Deine Geschichte is teilwiese echt krank, aber auf sowas steh ich :D
Bin echt schon gespannt wie es weitergeht und hoffe es bleibt so genial :rolleyes:
Schreib bitte ganz schnell weiter *bettel*

bye
 
Hn-hn. Ich sollte mich wohl vor Scham in einer Ecke verkriechen, dass ich schon wieder so unendlich lange gebraucht habe für einen weiteren Teil - der zudem noch ne ganze halbe Seite kürzer ist als die vorigen. ^^"

@Lady Alessia: Ein kleiner Fehler ist dir unterlaufen: Das sind keine Wasserwesen sondern Zeitgeister. Wasser ist nur ihr Element, weil es so unendlich scheint. ;)

@KaAnor: Meine Fresse... Da hab ich ne neue Leserin und was ist? Ich schaff es trotzdem nicht eher einen Teil fertig zu haben. Da Lady Alessia mir wahrscheinlich nicht mehr verzeihen wird ... tust du es wenigstens? *liebguck*

Aber ich hab wahrscheinlich schon wieder zu viel erzählt... (ich hoffe ja, dass ihr beiden noch dabei seid... sonst brauch ich mich an den nächsten Teil ja gar nicht erst ransetzen - ach ja: NEUE LESER SIND WILLKOMMEN =) )

Nun aber wirklich los:

Quentin nickte Myle zu und führte sie an der Schulter zur anderen Seite dieser Halle, wo sich ein schmaler Gang befand, durch welchen sie hindurch mussten. Myle ging voraus und sie sah, dass es hinten in diesem schmalen Höhlenweg kein Licht mehr gab, doch als sie sich umsah um Quentin nach Licht zu fragen, sah sie, dass sein ganzer Körper anfing zu leuchten, und das so hell, das Myle schon viele Meter voraussehen konnte.
„Rechts halten“, sagte Quentin leise und deutete auf eine schwere, robuste Holztür am Ende eines langen Ganges, die mitten in der blauen Wand war und total fehl am Platz wirkte.
Wieder hörten sie den hohen Pfeifton und Quentin hob Myle auf seinen Rücken rannte zur Tür und stellte sich davor. Es klackerte kurz und danach fuhr die Tür geräuschlos zur Seite und machte den Weg frei auf einen weiteren dunklen Gang, in welchem Quentin nun nicht mehr leuchtete, es aber auch nicht weiter nötig war, da links sich eine Treppe befand, die ins Licht führte. Quentin lief, für seine Verhältnisse relativ langsam, die Treppe hinauf und die beiden fanden sich in einer kleinen Seitenstraße einer anscheinend großen Stadt wieder.
Myle schätzte, dass dies wohl Milwooh sein sollte. Plötzlich legte Quentin wieder das schnelle Tempo hin und raste aus der Gasse hinaus auf die Hauptstraße, wo er – Myle konnte nicht schätzen wie viele es waren – einige Seitenstraße wieder rechts in eine einbog und vor einer kleinen Schabkrake zum stehen kam.
„Ab hier musst du alleine weite. Andani weiß, dass du hier auf ihn wartest. Ich muss wieder los, bevor die Türen schließen. Lebe wohl!“ Mit diesen Worten war Quentin auch schon verschwunden und Myle stand, vollkommen hilflos und fragend vor diesem alten Gebäude. Doch schon wurde die Tür aufgestoßen und ein Mann mit kurzem schwarzem Haar sah ihr entgegen. Er trug einen zerrissenen blauen Pullover und eine dreckige Hose. Etwas überrascht schaute er Myle an.
„Du?“, fragte er bloß.
Myle schaute ihn zuerst erstaunt an, doch als sie sich ihn genauer betrachtete, wusste sie sofort, wer dieser Kerl war: Es war der, auf welchen Garty, der Wirt aus der Kneipe, sie aufmerksam gemacht hatte. Allerdings machte er zu diesem Zeitpunkt einen wesentlich gepflegteren Eindruck.
„Ich“, sagte sie nur und konnte immer noch nicht fassen, dass es wirklich der Andani war. Aber gut, warum eigentlich nicht.
„Nun, da du meinen Namen ja schon kennst, würde ich jetzt recht gerne deinen erfahren. Schließlich soll ich ja die nächsten Tage mehr oder minder auf dich aufpassen.“
„Myle“, stellte sie sich vor und wurde daraufhin mit einer auffordernden Geste hinein gebeten.
Das Haus stellte sich von innen noch enger und kleiner vor, als es von außen je zu erahnen gewesen wäre. Es schien, als ob die Wände von links und rechts immer näher kommen würden. Außerdem war es sehr dunkel, denn es gab im unteren Bereich nur zwei Fenster, oder zumindest zwei die Licht hineinlenkten, die anderen zwei waren einfach von Stofffetzen verdeckt worden. Durch so wenig Licht schien alles noch dunkler als es eh schon war und die voll gestopften Regale und Schränke wirkten noch viel unheimlicher. Überhaupt schien Andani nicht viel von putzen zu halten, denn es gab überall Spinnenweben und wenn Myles Ohren sie nicht täuschten, hatte sie gerade sogar Ratten oder Mäuse quicken gehört.
Irgendwie gab es auch keine Tür zwischen den einzelnen Räumen und so waren Flur, Küche und Wohnzimmer ein großer Raum und mitten drin stand ein hölzerner Tisch mit vier Hockern drum herum. Hinter dem Küchenbereich, so sah Myle, gab es eine schmale Treppe, die hinter der Küchenzeile nach oben führte.
Auf der anderen Seite des Wohnzimmers hockte sich Andani vor einen Kamin und machte Feuer an. Es war nämlich, trotz der hohen Außentemperaturen recht kühl hier drin, was auf die Dauer auch nicht mehr angenehm war.
„Die Schlafzimmer sind oben. Geh ruhig und sieh dich um“, erklärte Andani und setzte sich in einen alten Ohrensessel. Er wirkte irgendwie viel jünger, wenn er nicht so herausgeputzt war.
Vorsichtig betrat Myle die erste Stufe, die sofort knarrte. Schnell ließ Myle auch noch die letzten paar Stufen hinter sich und fand sich diesmal vor drei Türen wieder. Neugierig machte sie eine nach der anderen auf und entdeckte so das Badezimmer, welches auch nicht viel sauberer war als der Rest der Wohnung, man auch hier kein Fenster hatte und das kleine Licht an der Wand unaufhörlich flackerte. Myle gruselte es schon davor, hier einmal duschen zu gehen. Die nächste Tür offenbarte ihr anscheinend Andanis Reich, welches seltsamerweise recht leer war. Dort stand nur ein Bett in der Ecke mit einem Hocker daneben. Auf ihm stand ein Glas Wasser. Das Fenster war mit einem dicken Tuch verdeckt worden und sonst war der Raum leer.
Das letzte Zimmer war nun also für Myle gedacht, denn hier wirkte alles recht freundlich. Das Fenster hatte helle Vorhänge, über dem Bett hing ein Baldrian. Ein verzierter Holztisch stand an der Wand mit einem schön bespanntem Stuhl davor. Der Schrank in der Ecke hatte auch schöne Verziehrungen wo das Auge nur hinsah.
„Na, hast du dein Zimmer gefunden, ja? Ich hoffe, es ist einigermaßen nach deinem Geschmack“, meinte Andani und gluckste fröhlich.
„Ja, doch, es ist sehr schön“, sagte Myle glücklich und betrat ihr neues Reich.
„Gut, gut. Ich wollte dir eigentlich auch nur mitteilen, dass ich kurz weg bin. Hab noch `nen Auftrag zu erledigen. Versprich mir bitte, dass du ohne mich niemals dieses Haus verlassen wirst!“, ermahnte er sie eindringlich und drehte sich um, um zu gehen.
„Kann ich dann mitkommen? Ich mag hier nicht vergammeln. Ich möchte Milwooh kennen lernen“, murmelte Myle und zog ein trauerndes Gesicht. Natürlich könnte sie unten Andanis quasi Bibliothek durchstöbern, doch dazu würde ihr wohl noch genug Zeit bleiben.
„Nein! Auf keinen Fall! Erstens: Der Auftrag ist zu geheim, als dass irgendwer sehen sollte mit wem was gehandelt wird; zweitens können wir gerne morgen mal eine Stadtbesichtigung machen. Es geht jetzt echt nicht.“ Andani wandte sich ab und war im nu unten und aus dem Haus. Also musste sich Myle doch vorerst mit den Büchern zufrieden geben. Leicht ärgerlich und gelangweilt stieg sie die steile Treppe wieder hinunter um sich an dem Bücherregal zu schaffen zu machen. Willkürlich zog sie ein Buch hinaus. Auf dem Deckblatt stand „Kunst der Magie“. Verwirrt schlug sie es auf, doch lesen konnte sie darin nicht, es war alles in einer anderen Sprache geschrieben. Also zog sie ein anderes hinaus. „Fluch der Wesen“ hieß es, doch auch dieses war fremdartig geschrieben. Myle versuchte die Buchstaben zu entziffern, indem sie sie mit den ihren verglich und denen von Kataan, eine Sprache, die sie irgendwann mal gelernt und irgendwie nie wieder vergessen hatte. In Geschichtsbüchern kam sie nicht wirklich vor und trotzdem konnte sie Myle schon durch manche frivole Angelegenheit bringen. Doch auch die Sprache Kataan konnte ihr nicht weiterhelfen. Die Schrift war einfach zu verwirrend. Leicht verärgert zog sie nun wahllos weitere Bücher hinaus, doch keines konnte sie lesen. Es war zum verrückt werden. Schließlich warf sie wütend ein, zwei Bücher in die Ecke und setzte sich auf eines der Sofa.
Wie lange Andani wohl wegbleiben würde?
Als er nach einer guten Stunde immer noch nichts von sich hatte hören lassen, gab es sie auf, faul herumzusitzen und einfach nur die Wände anzustarren. Sie wollte hier raus – hingegen aller Mahnungen von Andani. Schnell fand sie das, was sie suchte: Ein Tuch um sich einzuhüllen. Normalerweise war es die Angewohnheit von verheirateten Frauen sich ein Tuch umzulegen, damit andere Männer ihre Reize nicht sahen – aber ebenso üblich war es, dass so ein junges Mädchen wie Myle eines war verheiratet war.
Verstohlen blickte sie die schmale Gasse auf und ab und beeilte sich dann, von dem Haus wegzukommen, damit es nicht aufgedeckt werden würde. Kaum hatte sie die kleine Gasse verlassen, fand sie sich auf einer riesigen Hauptstraße wieder, auf dessen noch viel breiteren Fußwegen Marktstände die Straße säumten. Es war voll und die Leute drängelten und schubsten, beschwerten sich über jeden, der sie anrempelte um danach einem anderen auf den Fuß zu treten. Es war trotz allem erstaunlich, wie schnell sich die Masse bewegte. Immer mal wieder versuchte Myle einen Blick auf die Marktstände zu bekommen, was sich als ziemlich schwer erwies, denn wenn sie nicht gerade weg oder weiter geschubst wurde, stand ein Pulk vor ihr, sodass sie keinen Blick auf den Stand werfen konnte und wenn, dann erhaschte sie allerlei seltsame Dinge. Es waren Totenköpfe, die verkauft wurden, es wurde mit Kräutern gegen Alpträume und böse Geister geworben. Bücher über einen seltsamen Kult und was der Mann ab und an mal in einer anderen Sprache rief, versetzte die in Schrecken, welche sich gerade in seiner Nähe befanden.
Eigentlich war es unheimlich, es fehlten nur die Spinnweben und Kerzen. Doch auch die konnte man viele Meter weiter an einem anderen Stand kaufen. Auch dort hatten die Kerzen die verschiedensten und skurrilsten Formen angenommen, doch hauptsächlich waren sie einfach nur groß. Die Spinnweben konnte man in Flaschen kaufen, die, öffnete man die Flasche, sich im ganzen Raum verteilen würden. Zur Demonstration öffnete der Besitzer dieses Standes eine Flasche und die Spinnenweben zischten durch die Luft, ließen sich an den Leuten nieder, an der Hauswand gegenüber, auch auf den Laternen und vor allem am Marktstand. Für so eine kleine Flasche kam erstaunlich viel heraus.
Vorsichtig zog Myle die Spinnweben aus ihrem Haar wieder hinaus und versuchte weiter zu kommen, bis sie eine größere Lücke zwischen den Ständen sah durch die noch mehr Volk auf den Fußweg strömte. Auch Myle lief darauf zu und überquerte mit vielen anderen die breite Straße. Hier fuhren die seltsamsten Gepeppos und die aufwändigsten Kutschen herum und überhaupt waren die meisten Fahrwerke Myle eher unbekannt und auch die Fahrer waren unvorsichtiger und unfreundlicher als in ihrer Heimatstadt. Selbst über den Fußgängerüberweg schossen sie drüber hinweg, als ob dort keine Person entlanggehen würde – und es gingen verdammt viele Personen an dieser Stelle über die Straße.
Auf der anderen Seite entfernte Myle sich ein wenig von dem Getümmel und suchte die etwas ruhigere Gegend auf, welche sie auch bald fand. Es war bloß eine Querstraße weiter. Hier fegten ein paar ältere Damen die Straßen vom Dreck sauber, schüttelten ihre Decke aus dem Fenster und auch der Verkehr schien an dieser Straße kein bisschen teilzunehmen. Nur hier und da fuhr mal eine kleinere, mal verkommene mal nicht, Kutsche vorbei, in welchen eher ältere Männer mit Frauen saßen als Jüngere.
Plötzlich fiel auch Myle auf, dass hier eigentlich nur ältere Personen zugegen waren und sie mittlerweile wohl entdeckt und auch angestarrt wurde. Etwas unwohl zumute verließ sie die neugierigen Blicke und verschwand in der nächst besten kleinen Gasse. Mülleimer und Tüten lagen hier auf dem Boden. Ratten liefen ihr um die Beine, nagten mal hier und mal da. Ein gleichmäßiges aufeinander folgendes >Plonk< konnte Myle vernehmen, welches dadurch zustande kam, dass Wassertropfen aus einer Regenrinne auf einen metallenen Deckel fielen. Das Echo dieses Lautes schallte durch die ganze Gasse und war mindestens dreimal so laut als normal.
Männerstimmen mischten sich mit dem regelmäßigen Aufprallen des Wassers. Sie wurden deutlicher desto tiefer Myle in die Gasse eindrang.
„… Aber für mich ist dieser Abschaum nichts wert. Du kannst so was noch zu Geld machen.“
„Ja schon, mein Guter, aber die Frage ist doch, ob ich das überhaupt will? Was, wenn man mich erwischt, wenn ich schmutzige Geschäfte mache? Ich möchte eigentlich ungern meinen Job verlieren. Verstehst du? Ich mag ihn.“
Eine kurze Pause hatte in dem Gespräch eingesetzt. Die erste Stimme war dunkel, hatte allerdings eine gewisse Sicherheit in der Stimme. Die Zweite klang schmalzig, sülzig und zitterte in der Stimme. Myle wurde neugierig, denn sie glaubte zu wissen, wem die erste Stimme gehörte.
„Nun gut. Ich denke, ich habe verstanden. Dann muss ich mich wohl an deinen Vorgesetzten wenden, damit er das Problem beseitig. Ich kann es nicht machen, denn ich verliere dadurch wahrscheinlich wichtige Kontakte, die mir viel Vertrauen entgegen bringen. Sie werden mir keine Aussätzigen mehr bringen, mache auch nur einen falschen Schritt. Und das könnte auch dein Problem werden – denke daran!“
Myle hörte ein Rascheln, als ob ein Umhang oder ähnliches über den Boden geschleift wurde. Die beiden Personen mussten sich in einem der umliegenden Häuser befinden, vermutlich in der oberen Etage.
Schnell, als ob sie wusste, dass die Tür offen war, verschwand sie in einer in ihrer Nähe, denn es hörte sich so an, als ob das Gespräch beendet war.
Leicht hustend stolperte sie durch den Raum und versuchte trotz allem leise zu sein, denn sie hatte ja gehört, wie laut hier alles erschien. Der Raum, in welchen sie sich gerettet hatte, wurde wohl schon vor unendlich langer Zeit verlassen – zumindest den Spinnweben und Staub nach zu urteilen.
Ein lautes Poltern drang ihr plötzlich durch Mark und Bein. Es kam aus der oberen Etage, gefolgt von einem Seufzer. Dann stieg jemand die Treppe hinunter. Panisch suchte sie schnell ein geeignetes Versteck, denn es war ohne Zweifel einer dieser beiden Männer gewesen. Schließlich kroch sie hinter einen Vorhang am Fenster, der genau auf Augenhöhe ein kleines Loch hatte.
Der Mann war unten angekommen. Er trug einen glitzernden Umhang und hatte lange, fettige Haare. Das Gesicht des Mannes konnte sie nicht erkennen, denn dazu war es hier zu dunkel.
„Ach du armes Würstchen…“, sagte er mit seiner schmierigen Stimme, klang dabei aber eher belustigt. „Wenn du wüsstest, was ich weiß, mein lieber Freund, mein lieber Andani.“ Ein vergnügtes Lachen verließ den Raum und ließ Myle atemlos zurück. Ging es in dem Gespräch um sie?
 
Und hollöchen ^^

Also.. bevor ich anfange.. WAS FÄLLT DIR EIN ERST SO SPÄT ZU POSTEN???!!! Ich hab verdammt lang gewartet wann es endlich, eendlich weiter geht! Ich hab die Hoffnung auch schon fast aufgegeben muss ich gestehen. So eine Schreibkriese, oder keine Zeit, oder woran lags? Also wirklich.. sowas soll nicht mehr vorkommen, sonst bin ich wirklich weg, klar?!

Soo und nun zum eigentlichen Kommentar:
Erst mal das positive, was eigentlich ein Standart-Otto-Normalverbraucher-Post ist: Ein schöner Teil, wieder neue Ideen und Wendungen, alles sehr gut verarbeitet. Kurz: Du verstehst was von Spannungsaufbau und -erhaltung, aber das erwähnte ich bestimmt schon oft genug. Auch das du nochmal zurück greifst, also ich nenn das mal "Zitathandlungen" vom Anfang wieder einbaust finde ich gut, das weckt im Leser Aufmerksamkeit und man opasst besser auf ^^

Und jetzt zum negativen, oder sagen wir besser konstruktiven :p
Mir sind ein paar Satzbaufehler aufgefallen die du vielleicht nochmal überarbeiten solltest. Warte.. ich guck mal was ich grad noch finde.

Nur hier und da fuhr mal eine kleinere, mal verkommene mal nicht, Kutsche vorbei, in welchen eher ältere Männer mit Frauen saßen als Jüngere.

Dieser Satz ist definitiv weder schön zu lesen noch grammatikalisch ganz richtig würde ich meinen. Da findest du auf jeden Fall noch eine bessere Formulierung, weil ganz ehrlich, das klingt grausig

Myle schätzte, dass dies wohl Milwooh sein sollte.

Hm.. naja das kann man so nicht sagen. Eine Stadt ist eine Stadt, nicht wie einer Person. Dann würde ich eher sagen: Myle schätzte, dass sie nun in Milwooh angekommen waren oder Myle schätzte, dass dies wohl Milwooh war Eine Stadt kann nicht vorgeben etwas zu sein, sie ist oder ist nicht

Es war der, auf welchen Garty, der Wirt aus der Kneipe, sie aufmerksam gemacht hatte.

Ich würde eher sagen Es war der Mann, auf welchen.. weil nur der hört sich abwertend und irgendwie leer an.

Das Haus stellte sich von innen noch enger und kleiner vor, als es von außen je zu erahnen gewesen wäre

Ein Haus stellt sich nicht vor, es stellt sich als etw. heraus.. kleiner Flüchtigkeitsfehler


..über dem Bett hing ein Baldrian.

Über Betten hängt selten Baldrian.. ich würde eher sagen du meinst einen Baldachin ^^ Süßer Fehler XD

Yo.. mehr fällt mir grad nicht so ein, im Nachhinein. Es waren einige Flüchtigkeits und Rechtschreibfehler noch dabei die ich jetzt nicht korrigiert habe. Aber ich hatte grad voll lust ein wenig näher darauf einzugehen.. frag mich nicht warum XD Achso, was die Wasserwesen angeht.. alles klar, Zeitgeister, keine Wasserwesen *notier* Ich denke es werden (hoffentlich!! *böse anstier*) noch weitere Dinge kommen, die ich noch verwechseln werde. Aber gut das du mich aufklärst..

So und nun hoffe ich denn der nächste Teil kommt bald, weil auch der längste Geduldsfaden reißt irgendwann. Also ich hoffe seeeeeeeeeehr auf bald!

*peitsche rauszieh* *grinz*

Alec
 
Juhu es geht endlich weiter, damit hatte ich schon gar nicht mehr gerechnet.

Zitat von antivirus
@KaAnor: Meine Fresse... Da hab ich ne neue Leserin und was ist? Ich schaff es trotzdem nicht eher einen Teil fertig zu haben. Da Lady Alessia mir wahrscheinlich nicht mehr verzeihen wird ... tust du es wenigstens? *liebguck*

Wenn du mich schon so lieb bittest, ausnahmsweise verzeih ich dir nochmal :D ... aber wehe du brauchst nochmal solange für einen neuen Teil :angryfire :D schon gut ich will dich ja nicht unter Druck setzen :sagrin:

Ich hatte sowieso schon die Befürchtung dass du wegen mir nicht weitergeschrieben hast , weil du genau nach meinem Kommentar aufgehört hast.

Der Teil war auf jeden Fall wieder super interessant und spannend. Mal sehen ob Myle rechtzeitig zu dem Haus zurück kommt, bevor Andani merkt, dass sie doch alleine rausgegangen ist.

Ein paar von den Fehlern die Lady Alessia aufgezählt hat sind mir auch schon aufgefallen. Vor allem das mit dem Baldrian :D ... obwohl es vielleicht recht praktisch wäre wenn man mal nicht einschlafen kann.

Also dann hoffe ich mit dem nächsten Teil lässt du uns nicht so lange warten.
bye
 
*fanfahre tröt* ... *aus der puste ist* ... *lechz* So einen neuen Teil zu schreiben, kann ganz schön anstrengend sein. ^^" Aber dafür war ich diesmal doch richtig schnell, oder? *lach*

Lady Alessia schrieb:
..über dem Bett hing ein Baldrian.

Über Betten hängt selten Baldrian.. ich würde eher sagen du meinst einen Baldachin ^^ Süßer Fehler XD
Bäh. :indiffere Das ist gemein. ... Aber ... *rechtfertigt* über dem hängt aber Baldrian ... :rolleyes2

Nya. Thx for the comment and the mistakes ^^

@KaAnor: Danke, dass du mir verziehen hast .. .__."" Danke, dass du noch dabei bist .. Danke, ach so, nee .. also nein, wegen dir höre ich garantiert nich auf ... Oo" Ich mache eher weiter. ... :D

***

Etwas irritiert schaute sie dem Mann durch das Fenster hinterher, bis er schließlich am Ende der Gasse angelangt war und um die Ecke verschwand. Doch dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder der oberen Etage, denn laut diesem Mann sollte dort oben noch Andani sein und der war immer noch nicht heruntergekommen – oder doch? Vorsichtig schaute sie sich in dem Raum um, soweit sie etwas erkennen konnte, doch da stand niemand in irgendeiner Ecke und beobachtete sie. Etwas seltsam war es schon, denn wie sollte er sonst hinunter kommen? War er noch oben? Wenn ja, dann sollte Myle zusehen, schnell von hier zu verschwinden, bevor Andani zu hause war, ehe sie es geschafft hatte.
Leise öffnete sie die Tür und lugte zu den oberen Fenstern, doch dort stand niemand und schaute die Gasse entlang. Also rannte sie, zurück zur Hauptstraße, auf welcher sie das Tempo selbstverständlich nicht beibehielt, denn sie wollte schließlich nicht auffallen. Nachher würde man sie noch der Casstellar vorsetzen. Allerdings doch zügiger als sonst suchte sie ihren Weg zurück über den Fußgängerüberweg, vorbei an dem Stand mit den Spinnenweben und Kerzen, hinein in die Gasse, aus welcher sie ursprünglich gekommen war. Vorsichtig öffnete sie die Tür des kleinen Hauses und trat ein.
Niemand sagte etwas, noch rührte sich irgendjemand. Etwas erleichtert stolperte sie auf die vermoderte Couch zu um sich zu setzen – und danach einen kleinen Herzinfarkt zu kriegen. Ihr gegenüber saß ein Mann mit einem Umhang und einem Hut den er tief ins Gesicht gezogen hatte, beides in schwarz, zumindest dem Licht nach zu urteilen.
„Wo warst du?“, fragte er und dieser Mann stellte sich als Andani heraus. Aufgefallen.
„Nur kurz draußen… ähm – es war so stickig hier drin und dunkel… also, nur ein wenig – und auch nur kurz! – auf dem Markt dort hinten… öh“, stotterte sie.
„Und dann so außer Atem?“, fragte er wieder, betont ruhig. Ob es in Ordnung ging, dass sie die Wohnung verlassen hatte?
„Hm, ja, also… hm.“ Sollte sie ein klein wenig von der Wahrheit erzählen? „Ich, also, … hatte Angst, dass ich Ärger bekomme…“, murmelte sie verlegen – es war ja nicht gelogen.
Andani sprang auf. „Was glaubst du eigentlich wer du bist? Ich sagte dir, dass du hier bleiben sollst! Aber du! Du musstest ja das Haus verlassen! Sagte ich nicht, dass ich dir morgen die Stadt zeigen werde? Sagte ich das nicht? Verdammt! Stell dir vor, sie hätten dich erwischt!? Meine Fresse! Pass bloß auf, dass das nicht noch einmal vorkommt! Verstanden?!“
Ängstlich nickte Myle, umschlang ihre Knie und zog sie eng an sich heran. Sorgte er sich etwa um sie? Oder hatte er etwas anderes zu verbergen? Und was sollte dann das Gespräch? Aber sie wollte jetzt nicht noch mehr Ärger haben und zog es deswegen vor, einfach nichts zu sagen. Wahrscheinlich würde sich eh alles von selbst erklären.
Geräuschvoll stand Andani auf, wickelte sich den Umhang um und marschierte wieder in Richtung Tür.
„Willst du wieder gehen?“, fragte Myle zaghaft.
Andani hielt in seiner Bewegung kurz inne und drehte sich langsam zu ihr um. Ebenso langsam hob er den Hut ein wenig an unter dem seine dunklen Augen funkelten.
„Was dagegen?“, fragte er in einem Ton, der nichts dagegen auszusetzen haben wollte und genau das tat Myle auch, sie schüttelte den Kopf.
Als Andani dann aus der Tür war, lockerte sie ihre Sitzposition etwas und starrte in den Kamin, in welchem noch kein Feuer brannte. Doch da Myle kalt war, stand sie auf und suchte unter dem Sofa das Feuerholz zusammen und einen Feuerstein. Etwas anderes zum Anzünden fand sie nicht. Schnell hatte sie das Feuer im Kamin entfacht und kuschelte sich wieder auf die Couch zurück. Wie lange er wohl diesmal wegbleiben würde?
Und überhaupt – woher hatte er gewusst, dass sie nicht zu hause war? Wenn er jetzt schon wieder wegmusste… Wie war er so schnell aus der Gasse hierher gekommen?
Myle verstand das alles vorne und hinten nicht, hatte allerdings auch keine Lust sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Vor allem, wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie es sowieso nicht herausbekommen würde, extrem hoch lag.
Stattdessen wandte sie sich wieder den ganzen Büchern zu. Natürlich konnte sie sie immer noch nicht lesen, aber vielleicht fand sie ja mal eins mit interessanten Bildern – sonst gab es hier ja nichts zu tun.
Neugierig wälzte sie sich durch die Berge Bücher hindurch, doch irgendwie waren es wohl alles Sachbücher ohne hübsche Bilder zum angucken. Es war zum Mäuse melken. Auffällig war jedoch, dass in vielen Büchern ein menschliches Skelette abgebildet war, welches immer mal wieder irgendwelche Veränderungen aufwies. Entweder waren die Arme länger, die Zähne hatten seltsame Formen oder der Rumpf war gebeugt. Alles in allem merkwürdig, aber da Myle diese Schrift nicht lesen konnte war es gleichzeitig auch langweilig.
Stattdessen versuchte sie, etwas Essbares zu finden. Einen Kühlschrank gab es hier nicht, was sie aber auch erwartet hatte. Denn den konnten sich eigentlich nur die wirklich reichen Leute leisten. Doch alles was sie fand war ein vergammeltes Stück Brot und ein wenig Butter, die auch schon älter als ein Jahr aussah. Angeekelt schob sie alles wieder zurück in den Schrank, aus welchem sie es entnommen hatte.
Seufzend drehte sie sich auf der Stelle. Es war zum sterben langweilig. Hier war nichts, rein gar nichts, was sie hätte tun können. Natürlich, sie könnte sich einen Lappen besorgen und anfangen die Bude sauber zu machen, aber erstens war es nicht ihr Haus und zweitens besaß Andani so was wahrscheinlich gar nicht. Also tanzte sie zu der Musik in ihrem Kopf durch den ganzen unteren Wohnbereich. Es musste von außen ziemlich lächerlich ausgesehen haben, allerdings war es gerade keine schlechte Abwechslung für Myle.
Plötzlich wurde die Tür fluchend aufgestoßen, sodass Myle stolperte und der Länge nach hinfiel. Staub wirbelte auf und sie musste kräftig husten.
Ein langer schwarzer Mantel marschierte an ihr vorbei und wehte den Staub abermals auf. Keuchend stand Myle wieder auf und klopfte sich den Dreck von den Sachen.
„Schon wieder da?“, fragte sie, ehrlich verwundert.
„Ja!“, schnaufte Andani und ließ sich in den Sessel plumpsen. „Und ich will nicht darüber reden!“, fügte er schnell hinzu, als er sah, dass Myle Anstalten machte, den Mund zu öffnen.
Wütend warf er seinen Hut auch noch auf den Boden und murmelte etwas vor sich her, was Myle nicht verstand. Sie rechnete fast damit, dass es die Sprache aus den Büchern war. Schon ein bisschen beleidigt, dass Andani sie nicht aufklärte, ging sie nach oben in ihr Zimmer. Erneut gelangweilt schaute sie aus dem Fenster und merkte erst jetzt, dass dieses zur Gasse hinausging. Neugierig schaute sie diese hinauf und hinab, ob irgendwelche interessanten Leute hier vorbeilaufen würden, aber hier schien alles tot zu sein. Nicht mal eine kleine Ratte überquerte die schmale Gasse.
Aber gerade als sie sich gelangweilt zurücklehnen wollte, trat ein Schatten in das Bild, der dort nicht hingehörte. Er war am rechten Ende der Gasse und kam immer näher. Dieser Jemand trug einen Hut, den man im Schatten am ehesten erkennen konnte. Auch sonst war er sehr schlicht und unauffällig gekleidet mit seinem langen braunem Mantel, wie Myle erkennen konnte, als er ein gutes Stück näher war.
Zu ihrem Erschrecken blieb der Mann vor der Tür zu Andanis Haus stehen und schaute auf den Boden, als ob er etwas überlegte, dann wandte er sich zur Tür und klopfte dreimal an. Es war ein lautes, durchdringendes Pochen. Myle hörte, wie Andani unten den Sessel zur Seite rückte, stolperte und gegen irgendetwas lief – vermutlich der Küchentisch und dann nach einem Seufzer die quietschende Tür öffnete.
„Guten Tag“, hörte Myle eine tiefere Stimme sagen, welche Vermutlich dem Besucher gehörte. Ob sie runtergehen und ihn begrüßen sollte? Eigentlich war es ja sowieso schon riskant für Andani sie hier zu haben und deswegen sollte sie wohl lieber oben bleiben.
„Tag“, antwortete Andani nur zurück.
Schweren Schrittes gingen beide auf die Sitzecke vor dem Kamin zu und setzten sich.
„Sie wissen, weshalb ich hier bin?“, fragte der Fremde Andani.
Myle stahl sich vorsichtig aus ihrem Zimmer und setzte sich an die Treppe um besser hören zu können.
„Ich denke schon, ja“, nuschelte Andani. Man merkte sogar von Myles Position aus, dass Andani der Besucher nicht gerade angenehm war.
„Gut, dann wollen wir doch gleich einmal zum geschäftlichen kommen. Wieviel?“, fragte der Fremde und suchte anscheinend irgendein bestimmten Zettel, denn man hörte Blätter rascheln.
„Schon einiges. Ist diesmal gute Ware“, sagte Andani und räusperte sich.
„Tatsächlich?“, fragte der Fremde und ließ ein wenig Misstrauen mitklingen. „Kann man sie mal sehen?“
„Noch nicht“, beharrte Andani.
„Hören Sie. Ich will meine Ware zuerst sehen, bevor ich mich von Ihnen ausnehmen lasse. Also?“ Der Fremde war ungemütlich laut geworden und auch Myle wurde auf ihren Platz immer unwohler. Von was sprachen die beiden?
„Sie ist oben“, sagte Andani leise, aber doch so laut, dass Myle ihn hörte.
Also war doch sie gemeint – wie auch vorhin schon in dem alten Haus. Langsam aber sicher geriet Myle in Panik. Der einzige Weg nach draußen war die Treppe hinunter und die kam der Fremde gleich hinauf. Was sollte sie tun? Verzweifelt lief sie in ihr Zimmer. Sie hörte bereits, wie er die Treppe hinauf kam und das nicht gerade langsam. Panisch suchte sie ein passendes Versteck, fand aber keins.
Der Fremde war bereits oben angekommen und blieb stehen, denn man hörte seine Schritte nicht mehr. Myle zitterte am ganzen Körper. Was wollte er von ihr? Mit schwitzigen Händen griff sie nach dem Türgriff um ihn gegebenenfalls hoch zu drücken, wenn er hinein kommen wollte.
Ein lauter Knall. Der Fremde hatte die Tür vom Badezimmer eingetreten.
„Wo?“, schrie er nach unten.
Myle lehnte sich gegen die Tür. War jetzt alles aus? Keuchend sah sie nach oben und entdeckte einen kleinen Schlüssel der auf dem Türrahmen lag. Sie streckte sich um ihn hinunter zu holen.
„Links“, hörte sie Andani sagen.
Mit zittrigen, schweißnassen Händen versuchte sie den Schlüssel in das Loch zu stecken.
Ein weiterer Knall.
Myles Herz raste so schnell wie noch nie. Sie hatte das Gefühl, als ob sie die ganze Zeit gerannt sei. Schweiß lief ihr über die Stirn. Sie hatte den Schlüssel immer noch nicht im Schloss, so sehr zitterte sie. Myle wusste, die nächste Tür würde ihre sein. Man konnte bereits das Rascheln seines Mantels vor ihrer Tür hören, wie er das Bein anhob und zum Tritt ausholte.
Der Schlüssel rastete ein und Myle drehte um.
Der Fremde trat zu. Vergebens. Die Tür hielt stand.
Mit Herzklopfen entfernte sich Myle von der Tür Richtung Fenster. Es war nun ihre einzige Chance. Sie musste durch das Fenster klettern und dann irgendwie entkommen.
„Komm – da – raus!“, schrie der Fremde von draußen und hämmerte an die Tür.
Myle warf einen letzten Blick zur Tür und kletterte dann auf das Fensterbrett. Vorsichtig stieg sie hinaus und angelte sich auf dem kleinen Vorsprung zu einem Abwasserrohr weiter, an welchem sie nur schwer hinaufklettern konnte.
Ein Knall folgte.
Myle wäre fast gestürzt. Nun hatte er die Tür also geöffnet. Hastig schob sie sich die letzten Meter auf das Dach, doch – zu spät.
„Auf dem Dach!“, schrie der Fremde, anscheinend zu Andani.
Myle rannte los über die Dächer, wie sie es von zu Hause gewohnt war. Doch war alles fremd und die Dächer hatten wesentlich mehr Verwinkelungen, was ihr aber nur zu Gute kam, denn so konnte sie sich öfters verstecken.
Plötzlich musste sie anhalten, denn vor ihr war eine breitere Gasse, welche sie wohl nicht so einfach überspringen konnte. Vorsichtig lugte sie nach ihrem Verfolger. Doch dieser war nicht allein – Andani lief neben ihm über die Dächer und die beiden kamen bedrohlich nahe.
Ängstlich schob Myle sich am Rand entlang, versuchte immer wieder in Deckung zu bleiben um so einen anderen Weg zu finden
Noch einmal schaute sie nach ihren Verfolgern, doch die hatten sich anscheinend getrennt, denn sie sah den Fremden alleine auf sie zu kommen.
„Gib auf, Kleines! Du hast doch keine Chance!“, rief er mit einem höhnischem Unterton.
Ein Rascheln vernahm Myle auf der anderen Seite von ihr. Andani musste dort irgendwo sein.
„Tut mir Leid, Myle, aber man muss gucken, dass man durchkommt“, hörte sie Andani sagen. Beide waren ihr bereits zu nahe gekommen, als dass eine Flucht in irgendeine Richtung außer nach vorne nicht möglich war.
„Briszkar ist ein guter Kerl. Er wird sich weiter um dich kümmern! Wirklich!“, rief Andani in ihre Richtung.
„Natürlich“, antwortete sie Andani. „So gut wie du dich um mich gekümmert hast, ja?“
„Ach komm schon!“, rief er wieder.
„Du kannst mich mal gerne haben“, schrie sie, bevor sie Anlauf nahm und sprang.
 
Ähm ja. Sorry. Hab wohl irgendwie vergessen, mal vorbei zu schauen. Oo"
Die vielen, langen Teile waren jedenfalls wieder echt gut. ^^ Das mit dem Baldrian war auch echt knuffig. *lol* Aber gut, mir wäre der Fehler wahrscheinlich auch passiert.. <<"
Nur dieser Andani war mir ja schon die ganze Zeit suspekt und jetzt das noch. Nene ... Aber wo ist sie da denn jetzt hingesprungen? *verwirrt*

Na gut. Mein Commie ist kurz, aber deine Geschichte wird auch immer kürzer ;) ... ich freu mich dafür umso mehr auf den nächsten Teil. :D
 
Hi

Wow ein Wunder dass der nächste Teil so schnell kam :D ...
Hat meine Drohung also gewirkt :rolleyes:
Aber das freut mich natürlich, dass du es so früh geschafft hast weiterzuschreiben. :)

In dem Teil wurd es wieder richtig spannend und du hast an einer richtig fiesen Stelle aufgehört :smash: , was die Spannung aber um so mehr steigert.

Andani ist ja richtig gemein sie so zu verraten. Ich hoffe Myle schafft den Sprung und kann fliehen ohne dass sie abstürzt und Matsch is :rolleyes: .
Aber so ein Ende für diese Geschichte wär schon etwas unspektakulär :D

Ich freu mich schon riesig auf den nächsten Teil.

servus
 

hallo...^^
so ich habe deine Geschichte jetzt auch mal durch gelesen und bin echt beeindruckt, ich finde sie toll! Dein Schreibstil ist klasse und das du es immer wieder schaffst die Teile so lang zu machen - unglaublich! Es hat zwar etwas gedauert das alles durch zu lesen, aber... du hast echt eine menge Fantasie! Diese Worgs, echt unheimliche Wesen und diese Kinderchen, mal drei Beine, Augen übereinander anstatt nebeneinander, und das kam nur davon das die Mütter diese verseuchte Wasser getrunken haben?...hola. Und dann noch diese Mönche, die hatte ja eine tolle Arte Leute zu begrüßen, aber das die auch alles über jeden wissen und alles aufschreiben, obwohl sie blind sind, aber dieser Vogel, Pepp, oder... als ich gelesen habe wie der sich aufgeregt hat, konnte ich mir ein Lachen nicht verkneifen...aber die waren echt... naja, aber diese Zeitgeister, das war eine tolle Idee und das du wieder diesen Andani mit in die Geschichte eingebracht hast, echt toll! Aber das er sie so hinterrücks, sozusagen verkauft hat, so ein A****. Dabei haben die Zeitgeister ihn extra ausgesucht, soweit ich verstanden habe, damit er Myle aufpasst... da fehlen einem wirklich die Wort. Ich hoffe natürlich auch das sie den Sprung geschafft hat und endlich entwischen kann... ansonsten denke würde sie ganz bestimmt einen anderen Ausweg finden, da bin ich mir sicher, aber okay ich will nicht allzu voreilig sein... allerdings habe ich da noch eine Frage, kommen Hoheb und Chantal noch mal in deiner Geschichte vor oder erwähnst du irgendwie was mit ihnen passiert ist, ansonsten freue ich mich schon, wenn es bald wieder weiter geht! Es ist klasse wie du es schaffst diese Spannung hineinzubringen... ich werde jedenfalls deine Geschichte weiterhin verfolgen...!
 
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