Danke für die Rückmeldungen. Hier ist der nächste Teil:
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Schweigend stemmte sie sich hoch und ignorierte das leichte Schwindelgefühl. Die dicken, roten Strähnen hingen schwer über ihre Schultern herab, sie wusste nicht, wer sie in den blauen Pyjama gesteckt hatte, der wohl noch von Lunch stammte, aber das war auch nicht wichtig. Unter den unversöhnlichen Blicken ihrer Liebsten und Freunde, schlug sie die dünne Decke zurück und setzte ihre nackten Sohlen auf den rauen Teppich aus Kokosfasern. Mit einer hilflos wirkenden Geste streifte sie eine der roten Strähnen zurück und stand auf. Sie ignorierte die Schwäche, die sie bei jedem Schritt wanken ließ.
Ein Schritt, noch einer. Sie streckte die Hand nicht nach Vegeta oder Trunks aus, sondern nach der Wand, wo sie sich schwer atmend abstützte. Ihr, war kalt und doch schien sie innerlich zu verbrennen. Ihr Kopf schmerzte und ihre Kehle war trocken und rau.
Ein weiterer Schritt und die drei, die in der Tür standen, wichen zurück, wofür sie dankbar war. Es war nicht mehr weit... das Telefon musste im Gang stehen... jetzt war es soweit, den letzten Schritt zu tun.
Nicht einmal Vegeta versuchte, sie zurück zu halten. Dabei hatte sie in der Zelle gehofft, dass er sie noch immer liebte, dass er glücklich war sie wieder zu haben. Ein Spiel nur... all die Komplimente, Blicke, Berührungen... ein grausames Spiel, eine Strafe.
Das raue Holz des Türrahmens fühlte sich beruhigend warm unter ihrer Hand an. Dort drüben im Flur stand das Telefon, ein paar Schritte noch...
„Wen willst du anrufen?“, Kam es misstrauisch von Vegeta. „Versuch ja nicht, deine Eltern oder Bra, da mit hinein zu ziehen. Die wissen doch längst Bescheid, oder?“
Bulma drehte den Kopf und begegnete seinem kalten, harten Blick mit ihren fiebrig glänzenden Augen. „Ja, und sie haben mich verstanden...“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Warum musste sie auch ausgerechnet jetzt so schwach sein? Sie wollte ihnen doch alles erzählen, die ganze Wahrheit, von Anfang an, so wie sie es Bra und ihren Eltern erzählt hatte. Auch diese waren am Anfang geschockt gewesen und voll Unverständnis und auch wütend, aber danach hatten sie verstanden, hatten sie geglaubt und sie willkommen geheißen. Nur deshalb war sie sicher gewesen, auch vor Vegeta und Trunks bestehen zu können.
Aber jetzt, dieser kalte Glanz in seinen Augen.. War das... Hass?
Sie wollte das nicht, sie konnte es nicht ertragen, nicht nach alledem, was in dem halben Jahr passiert war. „Ich... ich gehe...“, hörte sie sich murmeln. „Ihr müsst mich nicht mehr ertragen... es wird jemand kommen und mich holen... ich muss nur telefonieren...“
Irgendwie schaffte sie es zu dem Tischchen, schaffte es, den Hörer zu ergreifen und... jemand fasste sie von hinten und hob sie hoch.
„Du bist ein verdammt, lästiger Sturkopf!“, Fauchte Vegeta und trug sie wieder ins Zimmer zurück, wo er sie auf das Bett legte. „Niemand hier will, dass du schon wieder das Weite suchst. Wir alle wollen zuerst eine Erklärung von dir!“
Yamchu, C18, der Herr der Schildkröten und zu guter Letzt auch Kuririn, den C18 aus seinem Schmollwinkeln geholt hatte, scharten sich mit Vegeta und Trunks um Bulmas Bett.
„Mutter... sag warum du uns das angetan hast?“, Verlangte, Trunks zu wissen. „Ich weiß, ich bin kein Mustersohn, aber dass du mir vorspielst, dass du Selbstmord begangen hast... “ Er schüttelte den Kopf, „war es dir denn so egal, was aus uns wird?“
Bulma schluckte. „Aber... aber ich habe doch nie irgendwas vortäuschen wollen“, platzte es aus ihr heraus. „Es war doch alles nur ein... ein unglücklicher Zufall, die Häufung unglücklicher Zufälle!“
„Das kannst du jemand anderem erzählen!“, Vegeta glaubte ihr kein Wort. „Es hat doch alles gepasst, dein Abschiedsbrief, dein Benehmen, dein Auto...“
Bulma schloss für einen Moment müde die Augen. Ja, es hatte alles gepasst und doch war nichts so wie es den Anschein gehabt hatte. Ihr fröstelte unter den prüfenden, kritischen Blicken der Versammelten. Würden sie ihr glauben? Wohl kaum. Es war einfach zu verrückt, was damals alles passiert war... Wenn es doch nur einen Weg gäbe, ihnen zu beweisen, ihnen zu zeigen, dass sie die Wahrheit sagte... doch, da gab es einen Weg! Sie sah zu Muten Roshi hinüber. „Ruf Uranai Baba, bitte! Ihre Kugel, ich brauche ihre magischen Kräfte, um euch allen die Wahrheit zeigen zu können.”
Muten Roshi sah sie einen Augenblick lang prüfend an. „Gut, du kannst auch etwas Ruhe gebrauchen. Trunks, flieg in die Stadt und bring uns diese Medikamente hier“, er reichte dem Jungen eine Liste. „Du willst doch, dass deine Mutter gesund wird, oder?“
Trunks zögerte kurz, dann nickte er und machte sich auf den Weg. C18 scheuchte die anderen aus dem Zimmer und kühlte Bulmas glühend heiße Stirn mit einem feuchten Tuch.
„Ich kann dir sagen, dass ich dir viel lieber dein Hinterteil versohlen würde“, sagte sie rau, „aber das wird Vegeta sicher lieber übernehmen... “
„Meinst du?“, Ein schwaches Lächeln geisterte über Bulmas blasse Lippen. „Fast denke ich, dass es damals besser gewesen wäre, mit dem Auto in die Tiefe zu stürzen …“
Klatsch! Und schon hatte Bulma den Abdruck von C18s Fingern im Gesicht. „Wie kannst du nur so was denken!“, Entfuhr es dem Cyborg. „Hast du uns nicht schon genug Kummer gemacht?“
„Eben deshalb.“ Bulma machte nicht einmal den Versuch, die brennende Wange zu berühren. „Ihr seid doch alle soviel besser dran ohne mich …“
„Was ist nur mit dir passiert?!“ C18 schüttelte den Kopf. „So feige und voll Selbstmitleid, das bist doch nicht du!“
Eine Weile lang war es vollkommen still. Dann drehte sich Bulma zu C18, grinste schief und nahm das nasse Tuch von ihrer Stirn, um es sich mehrfach ins Gesicht zu klatschen. C18 sah ihr dabei halb verwundert, halb amüsiert zu.
„Danke“, sagte Bulma und reichte C18 das Tuch. „Ich glaube, das habe ich gebraucht.“
Zufrieden bemerkte C18, dass wieder der alte Kampfgeist und Starrsinn aus Bulmas türkisen Augen, leuchtete. „Meine Kuren wirken immer“, sagte der Cyborg mit einem Zwinkern, „frag nur mal Kuririn oder Marron.“
Eine Weile lang sagte keiner ein Wort. Alle schwiegen, hingen ihren Gedanken nach und warteten. Dann endlich ging die Türe auf und Uranai Baba schwebte herein, wie immer auf ihrer Kugel sitzend. „Aha, hier haben wir also das Sorgenkind“, sagte sie mit ihrer heiseren Stimme. Die anderen folgten ihr und bald saßen sie alle im Halbkreis vor dem Bett, und warteten misstrauisch und gespannt zugleich, auf Bulmas Erklärung.
„Uranai Baba, könntest du in deiner Kugel zeigen, was damals wirklich passiert ist, als alle dachten, ich hätte mich mit dem Auto über die Klippen gestürzt?“, Fragte Bulma drängend.
„Kein Problem, ich würde es nämlich selbst gern wissen“, sagte die kleine, alte Frau und fügte an die versammelte Runde gewandt hinzu, „denn es hat mich damals sehr gewundert, dass keiner von euch mich gefragt hat, ob sie wirklich im Jenseits angekommen ist!“
„Soll das heißen, du hast die ganze Zeit gewusst, dass Bulma noch am Leben ist?“, Platzte es aus Yamchu heraus. „Und du hast es nicht einmal deinem Bruder gesagt?“
„Stimmt!“, Regte sich der Herr der Schildkröten auf, „mir hättest du doch einen Wink geben können!“
„Ich bin kein Wohltätigkeitsverein“, schnappte sie zurück, „Auskunft nur gegen Gebühr und wie ich dich kenne, bist du blank wie deine Glatze!“
„Ich zahle“, sagte Bulma schwach vom Bett her, „ich zahle jeden Preis und wenn ich meine Firma und mein Haus verkaufen muss. Ich gebe alles dafür, dass ihr die Wahrheit erfahrt!“
„Wartet damit noch!“, Kam es von der Tür her und ein etwas atemloser, Trunks stolperte herein. In der Hand schwenkte er eine Papiertüte mit dem Aufdrucke einer bekannten Apotheke. „Hier ist die Medizin!“
C18 nahm ihm den Beutel ab und nötigte Bulma erst einmal eine der Pillen zu schlucken und einen Löffel voll Kräuterextrakt zu sich zu nehmen. Erst dann nickte sie Uranai Baba zu, dass man fortfahren könnte.
„Sollten wir nicht noch Videl, Gohan und die anderen rufen?“, Fragte Trunks und ließ sich neben seinem Vater auf den Boden plumpsen. „Die wollen doch sicher auch sehen, was los ist!“
„Ich habe Marron auch nicht mitgebracht“, sagte C18. „Es wird sonst Bulma zu viel. Wenn wir erst alles wissen, können wir es den anderen erzählen und so wissen es dann alle.“
Trunks sah sich um. „Und was ist mit Goku?“
Der Herr der Schildkröten hob die Schultern. „Ich kann weder ihn noch Chichi erreichen. Auch am Bratpfannenberg nimmt niemand den Hörer ab.“
„Schon gut“, sagte Bulma und da die Medizin rasch zu wirken begann, bekamen ihre Wangen bereits wieder etwas Farbe. „Chichi weiß alles, es war ja im Grunde ihre Idee...“ ohne auf die erstaunten Gesichter ringsum zu achten, sah sie mit klarem Blick Uranai Baba an. „Wie ist das mit deiner Kugel? Kann sie Bilder der Vergangenheit rufen?“
Uranai Baba nickte. “Die Rechnung wird allerdings saftig, sehr saftig…”
„Hör auf zu Labern, alte Hexe!“, Kam es von Vegeta, „Hast du nicht gesagt, dass du es selbst wissen willst? Also hör auf zu Feilschen und zeig uns die Bilder, oder willst du dir ne neue Kugel zulegen müssen?“ Die Art wie er seine Armmuskeln dabei spannte, sagte genug.
Uranai Baba sah ihn an und holte Luft, um ihm eine Predigt über die Preise für Wahrsagerkugeln zu halben, doch der intensive, brennende Blick seiner Augen ließ sie die Bemerkungen wieder hinunterschlucken.
„Na gut. Aber seid ja still, die Tonübertragung ist nicht mehr die beste...“ Sie hüpfte von der Kugel, strich beschwörend über die blinkende Oberfläche und murmelte etwas Unverständliches.
Weißer Nebel füllte die Kugel und erst nach einem letzten Wort der Alten, riss der weiße Dunst auseinander und...
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