SSJSmarti
Saiyan Pride [Mod]
Hallo liebe Freunde,
bitte wundert Euch nicht, das ich hier so ohne Ankündigung einfach etwas poste und dann auch noch kein neues Kapitel bei einer meiner alten Geschichten, sondern etwas völlig anderes.
Ich konnte heute morgen einfach nicht mehr schlafen, weil sich diese Idee in meinem schlaftrunkenen Hirn so manifestiert hat, dass ich keine Ruhe finden konnte, bevor ich sie nicht aufgeschrieben hatte.
Das hat allerdings sechs Stunden gedauert und ist natürlich wieder einmal noch nicht abgeschlossen, weil ich wieder ins Schwafeln gekommen bin. Doch so lange noch Weihnachten ist, wollte ich es unbedingt schon mal posten, sonst passt es ja nicht mehr in die Zeit. Fehler sind deshalb wahrscheinlich noch einige drin, aber irgendwann musste ich ja auch noch mal schlafen, sonst verbringe ich meinen heutigen Nachtdienst auf statt vor dem Schreibtisch.
Irgendwie wollte ich eine Geschichte schreiben in der Weihnachten nur als eine Art Schauplatz auftaucht, das veränderte Verhalten der Menschen, die Jahreszeit und die Gedanken, die sich einem manchmal so aufdrängen, wenn man alleine ist.
Da ich dieses Jahr mit dem Fest aus persönlichen Gründen nicht viel anfangen kann, und sich meine derzeitigen Vorlieben auch etwas darin wiederspiegeln, wollte ich es auf diese Art zum Audruck bringen, wenn es auch manchem von Euch seltsam erscheinen mag.
Zum allgemeinen Verständnis sage ich noch, dass alle Personen und Orte namenlos und unbenannt sind, mögliche Zugehörigkeiten sich aber aus dem Inhalt ergeben sollten.
Es ist ein Gedankenmonolog meines Hauptdarstellers, ähnlich meiner anderen Kuzgeschichte, in der ja allerdings auch gesprochen wird.
Ihr wisst ja selber wie das ist, da legt man sich einen ganzen Haufen Erklärungen zurecht, die man alle noch unbedingt vor der Geschichte erwähnen möchte und wenn man zu Schreiben anfängt, ist plötzlich alles weg.
Sicherlich werde ich ab und an hier rein editieren, wenn mir wieder was einfällt.
Jetzt aber los, erstes Kapitel. Zwei bis drei werden es wohl werden und ich werde versuche, sie noch dieses Jahr zu beenden.
Autor: Smarti
Titel: Christmas Through a Crosshairs - Weihnachten im Fadenkreuz
Teile: 2-3
Genre: Darkfic/Gedankenspiele und nüchterne Action
Claimer: Original. Alle handelnden Personen und alle Schauplätze sind von mir frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen zufälliger Natur.
Geld werde ich wohl auch keines damit verdienen!
Das Geräusch, welches der Schnee beim Fallen macht, ist nur schwer zu beschreiben. Die meisten Menschen würden sagen, dass er gar kein Geräusch macht, dass er völlig lautlos fällt und ebenso lautlos wieder vergeht, aber das stimmt so nicht ganz. Wahrscheinlich hat derjenige sich einfach noch nie die Zeit dazu genommen, dem fallenden Schnee zuzuhören. Ich habe und hatte jede Menge Zeit dazu ihm zu lauschen und doch eigentlich keine Sekunde zu verschenken, denn jeden Blick den ich dem Tanz einer einzelnen Schneeflocke gönne, könnte der Augenblick sein, auf den ich schon seit Stunden warte. Der einzige Augenblick, der alles Entscheidende.
Der Augenblick, diese eine Sekunde, in dem unsere Blicke sich kreuzen und mein Finger sich um den Abzug schließt um das Geräusch des fallenden Schnees für einen Wimpernschlag mit einem leisen Zischen zu übertönen, bevor die Hölle losbricht. Der Augenblick, der unser beider Leben ein Ende setzt.
Die breiten Straßen sind wie ausgestorben an diesem Weihnachtsabend und die Fußspuren der letzten Passanten schon seit einiger Zeit wieder unter der Decke des immerwährend fallenden Schnees verborgen. Die Menschen in Deinem Land sitzen daheim in ihren alten, grauen Häusern vor den Kaminen mit ihren Familien und feiern Christi Geburt, beschenken ihre Kinder und erfreuen sich am freudigen Glanz ihrer Augen, wenn sie die bescheidenen Geschenke öffnen, die sich ihre Eltern wahrscheinlich über eine ganze Zeit hinweg vom Munde abgespart haben. Das vielleicht einzige Festmahl des Jahres steht auf den geschmückten Tischen und wird nach aufrichtigen Dankgebeten unter allen Anwesenden aufgeteilt.
Der Geruch von verbranntem Holz erfüllt die kalte Winterluft und Rauchschwaden steigen aus den unzähligen Schloten der tristen, grauen Stadt auf, die Du zu Deiner neuen Heimat gemacht hast.
Von Deiner gediegenen, und so gar nicht ins Bild passenden Stadtvilla aus, solltest Du eigentlich einen guten Blick hinab auf Dein trauriges Reich haben. Siehst Du nicht, wie Die Menschen hier leben? Bist Du schon so verblendet oder willst Du es nicht sehen?
Deine Welt färbt sich in ein sanftes Rot, als mein Auge das Fenster Deines prachtvoll geschmückten Hauses durch das Zielfernrohr meines Scharfschützengewehres anvisiert und das feine Fadenkreuz sich kurzzeitig mit dem Kruzifix über Deinem Kamin deckt. Unscharfe und scharfe Bilder von Geschenken und bisweilen kitschigem goldenen Weihnachtsschmuck wechseln sich ab, als ich langsam die Feinjustierung einstelle und nach einem bekannten Gesicht suche. Ein aktuelles Foto von Dir, hängt links am Fensterbrett neben meiner Stellung im Haus schräg gegenüber von Deinem doch ich beachte es nicht weiter. So sehr hast Du Dich in den letzten acht Jahren nicht verändert, dass ich Dich nicht wieder erkennen würde. Wir sind beide älter geworden, aber ich bin mir sicher, Du würdest wissen wer Dich hier beobachtet, könntest Du nur einen kurzen Blick auf mich erhaschen.
Das Flackern einer Straßenlaterne zieht kurzzeitig meine Aufmerksamkeit auf sich und die Farbe der Umgebung wechselt für einen winzigen Augenblick wieder von rot auf weiß. Ich werfe mir selbst Unkonzentriertheit vor, die Kälte macht mir wohl mehr zu schaffen als mir lieb ist, aber eigentlich weiß ich genau warum ich nicht so bei der Sache bin, wie ich sollte. Als ich zurück in die rotgetauchte Welt meines Zielfernrohres blicke, kniest Du da, in der Mitte des Raumes vor dem Kamin und schichtest feinsäuberlich große Holzscheite in einem verschnörkelten Messingkorb auf. Obwohl ich nur einen Teil Deines Gesichtes sehen kann, erkenne ich Dich sofort. Die Haltung, die Statur, Dein ganzes Gebaren. Eine Sekunde, ein Moment der Schwäche. Ich gehe in Gedanken zurück, noch ist es zu früh.
„Ein Volk, das unter einem Tyrannen lebt, ist immer ein schwaches Volk. Nur wer frei denken und entscheiden kann, kann auch stark und stolz auf sein Land sein also welchen Nutzen hat die Tyrannei für den, der sie bringt?“
Deine Worte, oft verwendet in zahllosen, nächteverzehrenden Diskussionen und Vorlesungen an der Akademie und ebenso oft bejaht, von mir und Allen die Deinen glühenden Vorträgen gebannt lauschten und Dir schon damals Großes prophezeiten. Welchen Nutzen also? Deinen Nutzen sehe ich hier so deutlich vor mir, dass es schon beinahe sarkastisch wirkt, an Deine Worte zurückzudenken.
Wann Du begonnen hast, Dich zu verändern, ich kann es nicht mehr genau sagen. Ausländische Freunde Deines Vaters, neue Freunde mit zweifelhaften Ansichten aber viel Geld. Dein Fehlen in Vorlesungen, die Du sonst um keinen Preis versäumt hättest, ich hätte etwas ahnen müssen. Kurz vor dem Abschluss warst Du plötzlich verschwunden, kein Abschied, keine Erklärungen und ich selbst war zu beschäftigt mit Lernen, um nach Dir zu suchen.
Die anhaltende Kälte steigt mir langsam aber sicher in die Knochen und außer meinen Füßen in den schweren Kampfstiefeln, spüre ich den Frost schon in allen Gliedern und besonders die fingerlosen Lederhandschuhe sind nicht im geringsten warm genug um das fortschreitende Steif werden meiner Finger zu verhindern. Die Wärme der, nur durch offenes Feuer beheizten Wohnung, ist schon seit Stunden einer kriechenden Kälte gewichen, denn die dicken Mauern des Hauses aus der Jahrhundertwende werden nie so richtig warm
Es hilft nichts, der Kamin mit den zwei gekreuzten Säbeln auf dem Sims, in der im Vergleich zu Deiner, fast ebenso luxuriös ausgestatteten Wohnung im Obergeschoss, die mein derzeitiges Refugium ist, muss aus bleiben. Ich muss mich also bewegen, rutsche langsam und lautlos auf meiner grau-wollenen Unterlage ein Stück vom Fenster weg, an dem ich schon seit dem Mittag ausharre.
Ein verräterisch lautes Stöhnen, welches mich selbst überrascht, entringt sich meiner Kehle, als der scharfe Schmerz an meiner linken Seite plötzlich wieder so präsent wird, wie schon seit Stunden nicht mehr. Reflexartig greife ich mit der Rechten nach dem Auslöser des, in meinem Beruf, oft todbringenden Geräusches und presse sie auf den schlammgrünen Verband.
Meine eisigen Finger spüren die feuchte Wärme, die der bereits von Blut durchweichte Ersthelfer aus dem Medipack abgibt. Ein ganzer Haufen Flüche geht mir durch den Kopf aber in diesem Moment fehlt mir die Luft dafür, auch nur einen auszusprechen und mich womöglich noch aus Unachtsamkeit zu verraten. Sekunden verstreichen, eine Ewigkeit. Ich komme langsam wieder zu Atem und gönne dem Verursacher dieses unerträglichen Zustandes, einen verächtlichen Blick. Zwar ragen nur die blankgewienerten italienischen Halbschuhe und der dunkle Schatten einer großen Blutlache hinter der Türzarge des Esszimmers hervor, aber vor meinem inneren Auge vervollständigt sich das Bild sofort wieder.
Kurzzeitig ergreift mich eine gewisse Panik, Dich vielleicht verpasst zu haben und ich werfe einen flüchtigen Blick durch das Zielfernrohr. Mir noch immer den Rücken zugewandt, lachst Du in Richtung der Ecke des Zimmers, die ich nicht einsehen kann. Vermutlich zu Deiner Frau oder Deinem Kind. Mehr Familie hast Du ja laut unserer Informationen nicht mehr und Dein bester Freud liegt hier im Nebenzimmer und ist schon um einiges kälter und blutärmer als ich.
Was würdest Du sagen, wenn Du wüsstest, dass er nicht sofort nach eurem letzten Treffen heute morgen den von Dir bezahlten Luxusurlaub in einem weit reicherem Land als dem Deinen angetreten hat, sondern noch einmal zurück in seine Wohnung gegangen ist um das große Paket zu öffnen, welches ihm jemand ganz besonderes geschickt haben musste, da es über und über mit teurem französischen Parfum eingenebelt war. Wie viele Geliebte und Affären er in den letzten Jahren wohl genau gehabt hat, wirst wahrscheinlich nicht einmal Du wissen, aber es waren auf jeden Fall genug, um ihm auf diesem Wege etwas zukommen zu lassen, was mir die Arbeit um einiges erleichtern sollte.
Dein Scharfrichter, er der die Drecksarbeit für Dich erledigt und dafür ein Leben in unverschämten Luxus führen darf. Er ist ein schlimmerer Waffennarr als Du und hat sich wahrscheinlich nur kurz gewundert, warum ihm jemand zu Weihnachten ein neues, amerikanisches Sniper-Modell samt Munition schenkt, noch dazu wahrscheinlich eine Frau. Mein Glück, dass er eben nicht gerade eine Intelligenzbestie ist und sich zuerst bei Dir informiert hat, von wem es denn sein könnte.
Meinem Arbeitsgerät folgte ich, als er das Haus verließ. Ihr scheint Euch ja Eurer Macht sehr sicher zu sein, denn von einem so gefürchtetem Mann wie ihm, hätte ich mehr Sicherheitseinrichtungen erwartet aber seine Tür war schneller geöffnet, als das Paket mit dem Trojanischen Pferd.
Ich hätte wissen müssen, dass es bis dahin zu einfach war. Der Umstand, dass so viele Menschen anscheinend immer noch jedes Jahr von Weihnachten überrascht werden und Last Minute ihre Geschenke kaufen müssen, ließ mich in der Menge nicht weiter auffallen. Eben so wenig störte sich jemand daran, dass ich nicht hier wohnte, man hielt mich wohl für einen Gast des Hauses. Schon beim Betreten der Wohnung, deren penetranter Zigarrenrauchgeruch anfangs kaum zu ertragen war, ist mir ins Auge gefallen, dass sie bis unter den Dachboden voll mit Waffen quer durch die letzten Jahrhunderte der Kriegsführung und quer durch alle Kontinente ist. Mein Päckchen passte also perfekt. Was für ein Weihnachtsgeschenk für einen Massenmörder!
Eine seltsame Aufteilung der Waffengattungen hatte er vorgenommen, denn als ich vom Flur her kommend die Wohnung überprüfte und die Telefonleitungen kappte, kamen mir zuerst allerlei kleinkalibrige Handfeuerwaffen unter die Augen, bevor im Esszimmer die Hieb- und Stichwaffen vorgestellt wurden. Mein jetziger Standort, das verschwenderisch eingerichtete Wohnzimmer, ist den Gewehren und Jagdwaffen vorbehalten. Mein Paket hatte er bereits vollständig gelehrt und, wie für mich gewollt, auf dem geschmacklosen Glastisch, mit undeutbaren goldenen Figuren als Beine, drapiert. Ich kam nicht umhin, ihr im Vorbeigehen über den Lauf zu streichen, schließlich würden wir eine gefährliche Symbiose eingehen.
Beim Checken der Fenster, blieb ich schließlich an Dem stehen, welches mir den perfekten Winkel bieten sollte und begann meine Ausrüstung aus dem auffällig unauffälligen Rucksack auszupacken, als ich seine Stimme auf dem Hausflur hörte.
Ungünstig, Dein Schlächter kam noch einmal zurück und ich hatte mir eine reichlich exponierte Lage ausgesucht, die ihm sofort ins Auge fallen musste, sobald er die Wohnung betrat und zum einpacken war keine Zeit mehr. Ich zog die Ränder meiner Wollmütze soweit hinunter, dass sie ihr wahres Ich preisgaben und zur Skimaske wurden, mein Gesicht so für ihn unkenntlich machten, und stellte mich leicht geduckt mit dem Rücken zur Wand neben die Verbindungstür von Wohn – und Esszimmer. Hier musste er durch, wenn er meine Ausrüstung sah und selbst wenn er versuchen sollte zu entkommen, hatte ich so den kürzesten Weg zur Tür um ihn aufzuhalten. Trotz der großen Auswahl an Waffen in meiner Umgebung, griff ich zu meinem eigenen Stiefelmesser und machte mich bereit die Nummer zwei Deines Regimes schnell und geräuschlos auszuschalten. Ich hielt es in der Rechten, die Klinge nach unten gerichtet, vor meine Brust. Keine fünf Sekunden später hörte ich, den sich im Schloss drehenden Schlüssel und darauf das Öffnen und Schließen der Tür. Das Klappern des Schlüsselbundes auf dem bereitgestellten Glasteller folgte, dann konnte ich seine verwundert murmelnde Stimme vernehmen, einige nicht näher zu deutende osteuropäische Schimpfwörter drangen an mein Ohr, dann Schritte in meine Richtung, ein Stopp, ein Geräusch, es klang wie Leder und Holz, auf jeden Fall nicht gut. Wieder Schritte.
Das Adrenalin pumpte durch meine Adern und ließ meine angespannten Muskeln leicht zucken. Gleich, noch zwei Schritte. Ich sah sein Bein durch die Tür kommen und stieß zu. Zu meiner leichten Überraschung, blockte er meinen Arm ab und zog mich aus meiner Deckung. Schnell griff ich mit der Linken nach seinem anderen Arm, bevor er mich entwaffnen konnte. Die breite Klinge eines Jagdmessers, mit einem gezahnten Rücken zum Aufbrechen von Wildschweinen, blitzte mich an. Das hatte er also geholt. Uns gegenseitig die Klingen Richtung Kehle drückend, standen wir in der Verbindungstür und starrten uns in die aufgerissenen Augen. Wort – und tonlos schoben wir uns durch das Esszimmer, bis ich ihn mit meinem Fuß das Bein wegziehen konnte und er ins Straucheln geriet. Meine Chance, ich setzte nach und erwischte ihn mit einem rückhändig ausgeführten Hieb am Oberarm. Ein feiner Blutregen ging auf dem hellen Teppich nieder, als er aufjaulend zu Boden ging. Sich jetzt auf ihn zu stürzen wäre verlockend gewesen, aber völlig falsch. Er war zwar nur eine Hand breit größer als ich, aber um einiges kräftiger. Eine wilde Ringerei auf dem Boden wäre zu meinem Nachteil ausgegangen und so ließ ich ihn wieder aufstehen. Jetzt fand er seine Stimme wieder und kam laut fluchend auf mich zu gestürmt, das riesige Messer noch immer in seiner Hand. Ein kurzer Schlagabtausch, ohne Sieger und wir standen wieder die Klingen kreuzend voreinander und noch mal würde er nicht zu Boden gehen. Kräftemäßig war er mir überlegen, blieb also nur die Technik.
Plötzlich weiteten sich seine Augen und er brummte mir etwas entgegen, von dem ich nur eines verstand. Zuerst Deinen Namen und dann meinen. Er kannte mich, Du hattest ihm von mir erzählt? Ich war aufgeflogen, sollte er hier raus kommen, so wäre die ganze Mission gescheitert.
Schnell duckte ich mich weg und konnte im gleichen Augenblick das Zischen der Klinge über mir hören. Er war verdammt schnell und allem Anschein nach nicht nur Waffennarr sondern auch Kampfsportler, keine guten Aussichten. Als ich mich wieder aufrichten wollte, traf sein Fuß meine rechte Hand und schleuderte mein Messer mehrere Meter von mir weg. Ein Blick über die Schulter sagte mir, es war zu weit und er zu schnell also führte ich aus der Hocke einen Fußfeger aus und brachte ihn so erneut ins Wanken, sprang auf und rammte ihm meinen Ellenbogen in den Hals, was er mit einem Röcheln quittierte und ihn zu Boden gehen ließ. Noch im Fallen schaffte er es aber, mich aus meinem vorwärtsgerichteten, aggressiven Angriff mit einem Fuß ebenfalls zu Fall zu bringen. Aus dem Augenwinkel sah ich noch den Marmorfuß eines Tisches bevor ich hart mit dem Kopf auf selbigem aufschlug. Ein stechender Schmerz breitete sich rasend schnell in meinem Schädel aus und nahm mir kurzzeitig Sicht und Orientierung. Ich fasste mir an den Hinterkopf und schüttelte ihn leicht. Nur drei Sekunden später, sah ich seine hässliche und wutentbrannte Fratze über mir, wie er, das Messer mit beiden Händen haltend, auf mich zukam. Neben mir der Marmortisch, hinter mir eine Wand, also wich ich nach links aus und hörte, wie sich das Messer neben meinem Kopf durch den Teppich in den Holzboden bohrte. Irgendwie schaffte er es dennoch, mich wieder in die Zwickmühle zwischen Tisch und Wand zu dirigieren und sich auf meine Beine zu knien. Meine Reflexe mussten durch den Aufprall dermaßen verlangsamt gewesen sein, dass ich nicht angemessen reagieren konnte.
Dann sah ich wieder die Klinge zwischen seinen Händen, wie er sie gerade in meine Brust rammen wollte und riss die Hände hoch um ihn abzublocken. Durch die Wucht seines Angriffs und seine größere Masse, gelang es mir aber nur, seinen Stoß zur Seite abzulenken und so rammte er mir die gezahnte Seite seines Jagdmessers in das Fleisch unterhalb meiner Rippen. Der Wollstoff meiner Maske dämpfte mein Aufstöhnen, als er seine Waffe zurückzog und mir dabei die linke Flanke aufriss. Kleine Sterne begannen vor meinen Augen zu tanzen, als der Schmerz sich auszubreiten begann. Zwischen den Sternen sah ich sein vor Wahnsinn verzerrtes Gesicht, wie es triumphierend auf mich herab blickte. Gleich würde er sein Werk vollenden und mich aufschlitzen wie eine Jagdtrophäe. Reflexartig griff ich seinen Kopf mit beiden Händen und schlug ihn so fest ich konnte gegen die steinerne Tischplatte neben mir. Zweimal, dreimal, dann verließen mich die Kräfte und ich ließ ihn los. Entsetzte Augen quollen mir aus den Höhlen entgegen, als er röchelnd neben mir zusammenbrach und mich teilweise unter sich begrub. Sein Messer umklammernd zuckte seine Hand auf dem Teppich hin und her, bis ich es schaffte, es zu greifen und ihm zu entreißen. Ohne nachzudenken griff ich seinen Haarschopf, zog seinen Kopf hoch und durchschnitt seine Kehle mit einem einzigen Hieb. Das Blut spritzte nun nicht mehr in feinem Regen über den hellen Teppich, es floss in Strömen aus seinem Hals und war drauf und dran, mich zu erreichen und zu besudeln, hätte ich mich nicht unter seinen Beinen hervorgezogen und wäre weggerobbt.
Das Adrenalin pumpte noch immer durch meine Adern, doch es drohte durch die klaffende Wunde an meiner Seite zu entrinnen. Wie in Trance stand ich auf und wankte durch die Verbindungstür zum Fenster. In Deinem Haus brannte kein Licht und es war niemand zu sehen, auch kein Sicherheitspersonal, wobei ich glaube, dass es sich womöglich sowieso auf den leblosen Körper im Nebenzimmer beschränkte. Noch hatte also keiner bemerkt, was hier eben passiert war. Ich griff meinen Rucksack und wankte durch das Zimmer zurück zum Flur, der mir auf einmal wie ein endloser Schlauch vorkam, bevor ich das Badezimmer erreichte. Ich zog mir mit der Linken die Maske vom Gesicht, mir war wirklich warm genug, und ließ ich auf dem Toilettensitz nieder, lehnte meinen Kopf an die kühlen Kacheln hinter mir. Jeder Atemzug schmerzte so sehr, dass mir blitzartig schlecht wurde. Da ich aber schon auf dem Klo saß, musste das Waschbecken herhalten, als ich sich mein Mageninhalt dazu entschied, die Welt noch einmal sehen zu wollen. Mein Kopf dröhnte, die Wunde schmerzte, als würde er das Messer gerade noch einmal umdrehen und die Sterne tanzten noch immer so kindisch vor meinen Augen, als wollten sie mich an die selige Weihnachtszeit erinnern.
Ich hasse Weihnachten!
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So, jetzt dürft ihr diesen Schnellschuss meiner Gedankenwelt zerfleischen und ehrliche Kommentare hinterlassen!
Smarti
bitte wundert Euch nicht, das ich hier so ohne Ankündigung einfach etwas poste und dann auch noch kein neues Kapitel bei einer meiner alten Geschichten, sondern etwas völlig anderes.
Ich konnte heute morgen einfach nicht mehr schlafen, weil sich diese Idee in meinem schlaftrunkenen Hirn so manifestiert hat, dass ich keine Ruhe finden konnte, bevor ich sie nicht aufgeschrieben hatte.
Das hat allerdings sechs Stunden gedauert und ist natürlich wieder einmal noch nicht abgeschlossen, weil ich wieder ins Schwafeln gekommen bin. Doch so lange noch Weihnachten ist, wollte ich es unbedingt schon mal posten, sonst passt es ja nicht mehr in die Zeit. Fehler sind deshalb wahrscheinlich noch einige drin, aber irgendwann musste ich ja auch noch mal schlafen, sonst verbringe ich meinen heutigen Nachtdienst auf statt vor dem Schreibtisch.
Irgendwie wollte ich eine Geschichte schreiben in der Weihnachten nur als eine Art Schauplatz auftaucht, das veränderte Verhalten der Menschen, die Jahreszeit und die Gedanken, die sich einem manchmal so aufdrängen, wenn man alleine ist.
Da ich dieses Jahr mit dem Fest aus persönlichen Gründen nicht viel anfangen kann, und sich meine derzeitigen Vorlieben auch etwas darin wiederspiegeln, wollte ich es auf diese Art zum Audruck bringen, wenn es auch manchem von Euch seltsam erscheinen mag.
Zum allgemeinen Verständnis sage ich noch, dass alle Personen und Orte namenlos und unbenannt sind, mögliche Zugehörigkeiten sich aber aus dem Inhalt ergeben sollten.
Es ist ein Gedankenmonolog meines Hauptdarstellers, ähnlich meiner anderen Kuzgeschichte, in der ja allerdings auch gesprochen wird.
Ihr wisst ja selber wie das ist, da legt man sich einen ganzen Haufen Erklärungen zurecht, die man alle noch unbedingt vor der Geschichte erwähnen möchte und wenn man zu Schreiben anfängt, ist plötzlich alles weg.
Sicherlich werde ich ab und an hier rein editieren, wenn mir wieder was einfällt.
Jetzt aber los, erstes Kapitel. Zwei bis drei werden es wohl werden und ich werde versuche, sie noch dieses Jahr zu beenden.
Autor: Smarti
Titel: Christmas Through a Crosshairs - Weihnachten im Fadenkreuz
Teile: 2-3
Genre: Darkfic/Gedankenspiele und nüchterne Action
Claimer: Original. Alle handelnden Personen und alle Schauplätze sind von mir frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen zufälliger Natur.
Geld werde ich wohl auch keines damit verdienen!
Christmas Through a Crosshairs
Das Geräusch, welches der Schnee beim Fallen macht, ist nur schwer zu beschreiben. Die meisten Menschen würden sagen, dass er gar kein Geräusch macht, dass er völlig lautlos fällt und ebenso lautlos wieder vergeht, aber das stimmt so nicht ganz. Wahrscheinlich hat derjenige sich einfach noch nie die Zeit dazu genommen, dem fallenden Schnee zuzuhören. Ich habe und hatte jede Menge Zeit dazu ihm zu lauschen und doch eigentlich keine Sekunde zu verschenken, denn jeden Blick den ich dem Tanz einer einzelnen Schneeflocke gönne, könnte der Augenblick sein, auf den ich schon seit Stunden warte. Der einzige Augenblick, der alles Entscheidende.
Der Augenblick, diese eine Sekunde, in dem unsere Blicke sich kreuzen und mein Finger sich um den Abzug schließt um das Geräusch des fallenden Schnees für einen Wimpernschlag mit einem leisen Zischen zu übertönen, bevor die Hölle losbricht. Der Augenblick, der unser beider Leben ein Ende setzt.
Die breiten Straßen sind wie ausgestorben an diesem Weihnachtsabend und die Fußspuren der letzten Passanten schon seit einiger Zeit wieder unter der Decke des immerwährend fallenden Schnees verborgen. Die Menschen in Deinem Land sitzen daheim in ihren alten, grauen Häusern vor den Kaminen mit ihren Familien und feiern Christi Geburt, beschenken ihre Kinder und erfreuen sich am freudigen Glanz ihrer Augen, wenn sie die bescheidenen Geschenke öffnen, die sich ihre Eltern wahrscheinlich über eine ganze Zeit hinweg vom Munde abgespart haben. Das vielleicht einzige Festmahl des Jahres steht auf den geschmückten Tischen und wird nach aufrichtigen Dankgebeten unter allen Anwesenden aufgeteilt.
Der Geruch von verbranntem Holz erfüllt die kalte Winterluft und Rauchschwaden steigen aus den unzähligen Schloten der tristen, grauen Stadt auf, die Du zu Deiner neuen Heimat gemacht hast.
Von Deiner gediegenen, und so gar nicht ins Bild passenden Stadtvilla aus, solltest Du eigentlich einen guten Blick hinab auf Dein trauriges Reich haben. Siehst Du nicht, wie Die Menschen hier leben? Bist Du schon so verblendet oder willst Du es nicht sehen?
Deine Welt färbt sich in ein sanftes Rot, als mein Auge das Fenster Deines prachtvoll geschmückten Hauses durch das Zielfernrohr meines Scharfschützengewehres anvisiert und das feine Fadenkreuz sich kurzzeitig mit dem Kruzifix über Deinem Kamin deckt. Unscharfe und scharfe Bilder von Geschenken und bisweilen kitschigem goldenen Weihnachtsschmuck wechseln sich ab, als ich langsam die Feinjustierung einstelle und nach einem bekannten Gesicht suche. Ein aktuelles Foto von Dir, hängt links am Fensterbrett neben meiner Stellung im Haus schräg gegenüber von Deinem doch ich beachte es nicht weiter. So sehr hast Du Dich in den letzten acht Jahren nicht verändert, dass ich Dich nicht wieder erkennen würde. Wir sind beide älter geworden, aber ich bin mir sicher, Du würdest wissen wer Dich hier beobachtet, könntest Du nur einen kurzen Blick auf mich erhaschen.
Das Flackern einer Straßenlaterne zieht kurzzeitig meine Aufmerksamkeit auf sich und die Farbe der Umgebung wechselt für einen winzigen Augenblick wieder von rot auf weiß. Ich werfe mir selbst Unkonzentriertheit vor, die Kälte macht mir wohl mehr zu schaffen als mir lieb ist, aber eigentlich weiß ich genau warum ich nicht so bei der Sache bin, wie ich sollte. Als ich zurück in die rotgetauchte Welt meines Zielfernrohres blicke, kniest Du da, in der Mitte des Raumes vor dem Kamin und schichtest feinsäuberlich große Holzscheite in einem verschnörkelten Messingkorb auf. Obwohl ich nur einen Teil Deines Gesichtes sehen kann, erkenne ich Dich sofort. Die Haltung, die Statur, Dein ganzes Gebaren. Eine Sekunde, ein Moment der Schwäche. Ich gehe in Gedanken zurück, noch ist es zu früh.
„Ein Volk, das unter einem Tyrannen lebt, ist immer ein schwaches Volk. Nur wer frei denken und entscheiden kann, kann auch stark und stolz auf sein Land sein also welchen Nutzen hat die Tyrannei für den, der sie bringt?“
Deine Worte, oft verwendet in zahllosen, nächteverzehrenden Diskussionen und Vorlesungen an der Akademie und ebenso oft bejaht, von mir und Allen die Deinen glühenden Vorträgen gebannt lauschten und Dir schon damals Großes prophezeiten. Welchen Nutzen also? Deinen Nutzen sehe ich hier so deutlich vor mir, dass es schon beinahe sarkastisch wirkt, an Deine Worte zurückzudenken.
Wann Du begonnen hast, Dich zu verändern, ich kann es nicht mehr genau sagen. Ausländische Freunde Deines Vaters, neue Freunde mit zweifelhaften Ansichten aber viel Geld. Dein Fehlen in Vorlesungen, die Du sonst um keinen Preis versäumt hättest, ich hätte etwas ahnen müssen. Kurz vor dem Abschluss warst Du plötzlich verschwunden, kein Abschied, keine Erklärungen und ich selbst war zu beschäftigt mit Lernen, um nach Dir zu suchen.
Die anhaltende Kälte steigt mir langsam aber sicher in die Knochen und außer meinen Füßen in den schweren Kampfstiefeln, spüre ich den Frost schon in allen Gliedern und besonders die fingerlosen Lederhandschuhe sind nicht im geringsten warm genug um das fortschreitende Steif werden meiner Finger zu verhindern. Die Wärme der, nur durch offenes Feuer beheizten Wohnung, ist schon seit Stunden einer kriechenden Kälte gewichen, denn die dicken Mauern des Hauses aus der Jahrhundertwende werden nie so richtig warm
Es hilft nichts, der Kamin mit den zwei gekreuzten Säbeln auf dem Sims, in der im Vergleich zu Deiner, fast ebenso luxuriös ausgestatteten Wohnung im Obergeschoss, die mein derzeitiges Refugium ist, muss aus bleiben. Ich muss mich also bewegen, rutsche langsam und lautlos auf meiner grau-wollenen Unterlage ein Stück vom Fenster weg, an dem ich schon seit dem Mittag ausharre.
Ein verräterisch lautes Stöhnen, welches mich selbst überrascht, entringt sich meiner Kehle, als der scharfe Schmerz an meiner linken Seite plötzlich wieder so präsent wird, wie schon seit Stunden nicht mehr. Reflexartig greife ich mit der Rechten nach dem Auslöser des, in meinem Beruf, oft todbringenden Geräusches und presse sie auf den schlammgrünen Verband.
Meine eisigen Finger spüren die feuchte Wärme, die der bereits von Blut durchweichte Ersthelfer aus dem Medipack abgibt. Ein ganzer Haufen Flüche geht mir durch den Kopf aber in diesem Moment fehlt mir die Luft dafür, auch nur einen auszusprechen und mich womöglich noch aus Unachtsamkeit zu verraten. Sekunden verstreichen, eine Ewigkeit. Ich komme langsam wieder zu Atem und gönne dem Verursacher dieses unerträglichen Zustandes, einen verächtlichen Blick. Zwar ragen nur die blankgewienerten italienischen Halbschuhe und der dunkle Schatten einer großen Blutlache hinter der Türzarge des Esszimmers hervor, aber vor meinem inneren Auge vervollständigt sich das Bild sofort wieder.
Kurzzeitig ergreift mich eine gewisse Panik, Dich vielleicht verpasst zu haben und ich werfe einen flüchtigen Blick durch das Zielfernrohr. Mir noch immer den Rücken zugewandt, lachst Du in Richtung der Ecke des Zimmers, die ich nicht einsehen kann. Vermutlich zu Deiner Frau oder Deinem Kind. Mehr Familie hast Du ja laut unserer Informationen nicht mehr und Dein bester Freud liegt hier im Nebenzimmer und ist schon um einiges kälter und blutärmer als ich.
Was würdest Du sagen, wenn Du wüsstest, dass er nicht sofort nach eurem letzten Treffen heute morgen den von Dir bezahlten Luxusurlaub in einem weit reicherem Land als dem Deinen angetreten hat, sondern noch einmal zurück in seine Wohnung gegangen ist um das große Paket zu öffnen, welches ihm jemand ganz besonderes geschickt haben musste, da es über und über mit teurem französischen Parfum eingenebelt war. Wie viele Geliebte und Affären er in den letzten Jahren wohl genau gehabt hat, wirst wahrscheinlich nicht einmal Du wissen, aber es waren auf jeden Fall genug, um ihm auf diesem Wege etwas zukommen zu lassen, was mir die Arbeit um einiges erleichtern sollte.
Dein Scharfrichter, er der die Drecksarbeit für Dich erledigt und dafür ein Leben in unverschämten Luxus führen darf. Er ist ein schlimmerer Waffennarr als Du und hat sich wahrscheinlich nur kurz gewundert, warum ihm jemand zu Weihnachten ein neues, amerikanisches Sniper-Modell samt Munition schenkt, noch dazu wahrscheinlich eine Frau. Mein Glück, dass er eben nicht gerade eine Intelligenzbestie ist und sich zuerst bei Dir informiert hat, von wem es denn sein könnte.
Meinem Arbeitsgerät folgte ich, als er das Haus verließ. Ihr scheint Euch ja Eurer Macht sehr sicher zu sein, denn von einem so gefürchtetem Mann wie ihm, hätte ich mehr Sicherheitseinrichtungen erwartet aber seine Tür war schneller geöffnet, als das Paket mit dem Trojanischen Pferd.
Ich hätte wissen müssen, dass es bis dahin zu einfach war. Der Umstand, dass so viele Menschen anscheinend immer noch jedes Jahr von Weihnachten überrascht werden und Last Minute ihre Geschenke kaufen müssen, ließ mich in der Menge nicht weiter auffallen. Eben so wenig störte sich jemand daran, dass ich nicht hier wohnte, man hielt mich wohl für einen Gast des Hauses. Schon beim Betreten der Wohnung, deren penetranter Zigarrenrauchgeruch anfangs kaum zu ertragen war, ist mir ins Auge gefallen, dass sie bis unter den Dachboden voll mit Waffen quer durch die letzten Jahrhunderte der Kriegsführung und quer durch alle Kontinente ist. Mein Päckchen passte also perfekt. Was für ein Weihnachtsgeschenk für einen Massenmörder!
Eine seltsame Aufteilung der Waffengattungen hatte er vorgenommen, denn als ich vom Flur her kommend die Wohnung überprüfte und die Telefonleitungen kappte, kamen mir zuerst allerlei kleinkalibrige Handfeuerwaffen unter die Augen, bevor im Esszimmer die Hieb- und Stichwaffen vorgestellt wurden. Mein jetziger Standort, das verschwenderisch eingerichtete Wohnzimmer, ist den Gewehren und Jagdwaffen vorbehalten. Mein Paket hatte er bereits vollständig gelehrt und, wie für mich gewollt, auf dem geschmacklosen Glastisch, mit undeutbaren goldenen Figuren als Beine, drapiert. Ich kam nicht umhin, ihr im Vorbeigehen über den Lauf zu streichen, schließlich würden wir eine gefährliche Symbiose eingehen.
Beim Checken der Fenster, blieb ich schließlich an Dem stehen, welches mir den perfekten Winkel bieten sollte und begann meine Ausrüstung aus dem auffällig unauffälligen Rucksack auszupacken, als ich seine Stimme auf dem Hausflur hörte.
Ungünstig, Dein Schlächter kam noch einmal zurück und ich hatte mir eine reichlich exponierte Lage ausgesucht, die ihm sofort ins Auge fallen musste, sobald er die Wohnung betrat und zum einpacken war keine Zeit mehr. Ich zog die Ränder meiner Wollmütze soweit hinunter, dass sie ihr wahres Ich preisgaben und zur Skimaske wurden, mein Gesicht so für ihn unkenntlich machten, und stellte mich leicht geduckt mit dem Rücken zur Wand neben die Verbindungstür von Wohn – und Esszimmer. Hier musste er durch, wenn er meine Ausrüstung sah und selbst wenn er versuchen sollte zu entkommen, hatte ich so den kürzesten Weg zur Tür um ihn aufzuhalten. Trotz der großen Auswahl an Waffen in meiner Umgebung, griff ich zu meinem eigenen Stiefelmesser und machte mich bereit die Nummer zwei Deines Regimes schnell und geräuschlos auszuschalten. Ich hielt es in der Rechten, die Klinge nach unten gerichtet, vor meine Brust. Keine fünf Sekunden später hörte ich, den sich im Schloss drehenden Schlüssel und darauf das Öffnen und Schließen der Tür. Das Klappern des Schlüsselbundes auf dem bereitgestellten Glasteller folgte, dann konnte ich seine verwundert murmelnde Stimme vernehmen, einige nicht näher zu deutende osteuropäische Schimpfwörter drangen an mein Ohr, dann Schritte in meine Richtung, ein Stopp, ein Geräusch, es klang wie Leder und Holz, auf jeden Fall nicht gut. Wieder Schritte.
Das Adrenalin pumpte durch meine Adern und ließ meine angespannten Muskeln leicht zucken. Gleich, noch zwei Schritte. Ich sah sein Bein durch die Tür kommen und stieß zu. Zu meiner leichten Überraschung, blockte er meinen Arm ab und zog mich aus meiner Deckung. Schnell griff ich mit der Linken nach seinem anderen Arm, bevor er mich entwaffnen konnte. Die breite Klinge eines Jagdmessers, mit einem gezahnten Rücken zum Aufbrechen von Wildschweinen, blitzte mich an. Das hatte er also geholt. Uns gegenseitig die Klingen Richtung Kehle drückend, standen wir in der Verbindungstür und starrten uns in die aufgerissenen Augen. Wort – und tonlos schoben wir uns durch das Esszimmer, bis ich ihn mit meinem Fuß das Bein wegziehen konnte und er ins Straucheln geriet. Meine Chance, ich setzte nach und erwischte ihn mit einem rückhändig ausgeführten Hieb am Oberarm. Ein feiner Blutregen ging auf dem hellen Teppich nieder, als er aufjaulend zu Boden ging. Sich jetzt auf ihn zu stürzen wäre verlockend gewesen, aber völlig falsch. Er war zwar nur eine Hand breit größer als ich, aber um einiges kräftiger. Eine wilde Ringerei auf dem Boden wäre zu meinem Nachteil ausgegangen und so ließ ich ihn wieder aufstehen. Jetzt fand er seine Stimme wieder und kam laut fluchend auf mich zu gestürmt, das riesige Messer noch immer in seiner Hand. Ein kurzer Schlagabtausch, ohne Sieger und wir standen wieder die Klingen kreuzend voreinander und noch mal würde er nicht zu Boden gehen. Kräftemäßig war er mir überlegen, blieb also nur die Technik.
Plötzlich weiteten sich seine Augen und er brummte mir etwas entgegen, von dem ich nur eines verstand. Zuerst Deinen Namen und dann meinen. Er kannte mich, Du hattest ihm von mir erzählt? Ich war aufgeflogen, sollte er hier raus kommen, so wäre die ganze Mission gescheitert.
Schnell duckte ich mich weg und konnte im gleichen Augenblick das Zischen der Klinge über mir hören. Er war verdammt schnell und allem Anschein nach nicht nur Waffennarr sondern auch Kampfsportler, keine guten Aussichten. Als ich mich wieder aufrichten wollte, traf sein Fuß meine rechte Hand und schleuderte mein Messer mehrere Meter von mir weg. Ein Blick über die Schulter sagte mir, es war zu weit und er zu schnell also führte ich aus der Hocke einen Fußfeger aus und brachte ihn so erneut ins Wanken, sprang auf und rammte ihm meinen Ellenbogen in den Hals, was er mit einem Röcheln quittierte und ihn zu Boden gehen ließ. Noch im Fallen schaffte er es aber, mich aus meinem vorwärtsgerichteten, aggressiven Angriff mit einem Fuß ebenfalls zu Fall zu bringen. Aus dem Augenwinkel sah ich noch den Marmorfuß eines Tisches bevor ich hart mit dem Kopf auf selbigem aufschlug. Ein stechender Schmerz breitete sich rasend schnell in meinem Schädel aus und nahm mir kurzzeitig Sicht und Orientierung. Ich fasste mir an den Hinterkopf und schüttelte ihn leicht. Nur drei Sekunden später, sah ich seine hässliche und wutentbrannte Fratze über mir, wie er, das Messer mit beiden Händen haltend, auf mich zukam. Neben mir der Marmortisch, hinter mir eine Wand, also wich ich nach links aus und hörte, wie sich das Messer neben meinem Kopf durch den Teppich in den Holzboden bohrte. Irgendwie schaffte er es dennoch, mich wieder in die Zwickmühle zwischen Tisch und Wand zu dirigieren und sich auf meine Beine zu knien. Meine Reflexe mussten durch den Aufprall dermaßen verlangsamt gewesen sein, dass ich nicht angemessen reagieren konnte.
Dann sah ich wieder die Klinge zwischen seinen Händen, wie er sie gerade in meine Brust rammen wollte und riss die Hände hoch um ihn abzublocken. Durch die Wucht seines Angriffs und seine größere Masse, gelang es mir aber nur, seinen Stoß zur Seite abzulenken und so rammte er mir die gezahnte Seite seines Jagdmessers in das Fleisch unterhalb meiner Rippen. Der Wollstoff meiner Maske dämpfte mein Aufstöhnen, als er seine Waffe zurückzog und mir dabei die linke Flanke aufriss. Kleine Sterne begannen vor meinen Augen zu tanzen, als der Schmerz sich auszubreiten begann. Zwischen den Sternen sah ich sein vor Wahnsinn verzerrtes Gesicht, wie es triumphierend auf mich herab blickte. Gleich würde er sein Werk vollenden und mich aufschlitzen wie eine Jagdtrophäe. Reflexartig griff ich seinen Kopf mit beiden Händen und schlug ihn so fest ich konnte gegen die steinerne Tischplatte neben mir. Zweimal, dreimal, dann verließen mich die Kräfte und ich ließ ihn los. Entsetzte Augen quollen mir aus den Höhlen entgegen, als er röchelnd neben mir zusammenbrach und mich teilweise unter sich begrub. Sein Messer umklammernd zuckte seine Hand auf dem Teppich hin und her, bis ich es schaffte, es zu greifen und ihm zu entreißen. Ohne nachzudenken griff ich seinen Haarschopf, zog seinen Kopf hoch und durchschnitt seine Kehle mit einem einzigen Hieb. Das Blut spritzte nun nicht mehr in feinem Regen über den hellen Teppich, es floss in Strömen aus seinem Hals und war drauf und dran, mich zu erreichen und zu besudeln, hätte ich mich nicht unter seinen Beinen hervorgezogen und wäre weggerobbt.
Das Adrenalin pumpte noch immer durch meine Adern, doch es drohte durch die klaffende Wunde an meiner Seite zu entrinnen. Wie in Trance stand ich auf und wankte durch die Verbindungstür zum Fenster. In Deinem Haus brannte kein Licht und es war niemand zu sehen, auch kein Sicherheitspersonal, wobei ich glaube, dass es sich womöglich sowieso auf den leblosen Körper im Nebenzimmer beschränkte. Noch hatte also keiner bemerkt, was hier eben passiert war. Ich griff meinen Rucksack und wankte durch das Zimmer zurück zum Flur, der mir auf einmal wie ein endloser Schlauch vorkam, bevor ich das Badezimmer erreichte. Ich zog mir mit der Linken die Maske vom Gesicht, mir war wirklich warm genug, und ließ ich auf dem Toilettensitz nieder, lehnte meinen Kopf an die kühlen Kacheln hinter mir. Jeder Atemzug schmerzte so sehr, dass mir blitzartig schlecht wurde. Da ich aber schon auf dem Klo saß, musste das Waschbecken herhalten, als ich sich mein Mageninhalt dazu entschied, die Welt noch einmal sehen zu wollen. Mein Kopf dröhnte, die Wunde schmerzte, als würde er das Messer gerade noch einmal umdrehen und die Sterne tanzten noch immer so kindisch vor meinen Augen, als wollten sie mich an die selige Weihnachtszeit erinnern.
Ich hasse Weihnachten!
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So, jetzt dürft ihr diesen Schnellschuss meiner Gedankenwelt zerfleischen und ehrliche Kommentare hinterlassen!
Smarti