sry für dp...
und beschwert euch nicht, dass es zu kurz is!

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Ryo kam, um sie zu holen; er wirkte müde, überarbeitet und sprach nur das Nötigste mit ihr.
Sie folgte ihm schweigend durch die endlosen Gänge im Magen dessen, worin sie sich befanden. Sie wollte nicht antworten, ihr Kopf tat weh, und sprechen kam ihr wie eine Sünde vor; die Stille war angenehm, beruhigend, erinnerte sie an die Momente, in denen sie alleine in ihrer kleinen Wohnung gesessen und nichts anderes getan hatte, als in den Himmel zu starren.
Hier sah sie keinen Himmel; ihr fiel ein, dass sie seit fast drei Tagen kein Tageslicht mehr gesehen hatte. Sie vermisste es; vermisste die Wärme der Sonne, das Glitzern von Schnee, auf dem sich Licht brach.
„Trödel nicht herum.“ Ryos Stimme war kalt und ganz anders als sie gedacht hatte, es gewohnt zu sein.
Sie nickte und schloss zu dem dunkelhaarigen Jungen auf; sie fühlte ihren Blick umherirren, ihre Nervosität wurde erst jetzt bewusst.
„Wa-Warum bist du eigentlich hier?“
Ryo stieß ein amüsiertes Schnauben aus. „Nun, es ist einfach mein Schicksal.“
„Warum kann ich nicht einfach klare Antworten erhalten?“ Sie war wütender als sie es selbst vermutet hatte; ihre Stimme klang schrill, selbst in ihren Ohren.
Ryo blieb stehen und fuhr herum. „Was denkst du eigentlich von uns? Dass wir irgendwelche dreckigen Kindesentführer sind, die dich jetzt zu dritt vergewaltigen und dann wegschmeißen?!“ Seine Augen brannten; es machte ihr Angst. „Du wärst tot, hätten wir dich nicht geholt, bist du dir dessen bewusst? Du wirst deine Antworten bekommen, okay? Aber nicht hier und nicht jetzt und nicht von mir, alles klar?!“
Sie schluckte, nickte, sah weg, wartete bis Ryo einige Schritte voraus war, ehe sie ihm zu folgen wagte. Der Ausbruch war plötzlich gekommen und viel, viel zu unerwartet. Sie vorausgesehen, dass er so übertrieben reagieren würde.
Vielleicht sah sie es aber auch zu drastisch, vielleicht trug Ryo eine Verantwortung, deren Ausmaß sie nicht einmal zu ahnen vermochte; vielleicht hatte er auch einfach nur schlecht geschlafen.
Sie gingen nicht mehr lange, vielleicht zwei, drei Minuten, bis Ryo an einer der Schiebetüren stehen blieb, in eine Tastatur einen Code einhämmerte und die Flügel sich in die Wand schoben, um einen großen, konferenzsaal-artigen Raum zu offenbaren.
Drei Menschen unterschiedlichen Alters und Aussehens erwarteten sie darin. Zum einen Aoki, der etwas zu lesen schien; ihm gegenüber eine Amerikanerin mittleren Alters, die in ein Gespräch mit einem vielleicht siebzehnjährigen Jungen vertieft war.
Ryo ließ sich auf einen der freien Sessel am anderen Ende des Tisches fallen.
Aoki sah nicht auf, doch die Frau unterbrach ihr Gespräch und wandte sich an Ryo.
„Ist sie die Neue?“
Er nickte und griff nach einem Blatt am Tisch.
Reiko begann sich immer unwohler zu fühlen. Sie wollte sich nicht Platz nehmen neben Menschen, die sich allem Anschein nach sehr gut kannten; sie kam sich seltsam unerwünscht vor.
Aoki sah auf, legte das beiseite, auf dem sein Augenmerk eben noch gehaftet hatte, und sagte: „Setz dich, Reiko.“
Sie nickte schweigend, suchte sich einen Platz und kauerte sich in den Sessel.
„Vater und Mutter: Arigawa und Oni Tokisa. Richtig?“
Sie bejahte und Aoki fuhr fort. „Und Yosa Tokisa ist dein Bruder, richtig?“
Reiko seufzte und erwiderte: „Wenn Sie doch sowieso schon alles wissen, warum fragen Sie dann noch?“
„Du reicht.“ Aoki lehnte sich im Sessel zurück. „Wir müssen die Daten überprüfen, das ist alles.“
„Dann darf ich auch Fragen stellen!“ Sie war nahe daran, aufzustehen, hielt sich aber zurück.
„Später vielleicht, erst möchte ich dich ein paar Leuten vorstellen.“ Aokis Ruhe erschreckte sie beinahe, aber sie fokussierte ihre Konzentration zurück das Kommende.
„Das ist Kathrin Smith, sie ist unsere leitende Biomechanikerin und Vorstand der unserer Ärzte.“ Die blonde Frau stand auf und schüttelte ihre Hand mit einem warmen Lächeln, das Reiko mit Müh und Not zu erwidern vermochte.
„Ryo kennst du ja schon, er ist der Leiter unserer … Abwehreinheit, aber dazu kommen wir später.“
Sein Blick fiel auf den hellhaarigen Jungen, der sie schon die ganze Zeit zu beobachten schien. „Hojiro Kagisa, einer deiner neuen Kollegen.“
„Hi.“ Sie versuchte ein Lächeln, erhielt aber nichts weiter als einen kalten Blick dafür.
„Hallo.“ Der Junge, Hojiro, stand auf. „Darf ich jetzt gehen, Aoki?“
„Setz dich gefälligst wieder hin.“ Es war Ryo und nicht Aoki, der antwortete, und Reiko hob erstaunt die Brauen.
„Tu was er sagt, Kagisa-kun…“ Aoki klang müde, aber in seiner Stimme war etwas, das von sehr viel Autorität sprach.
Hojiros Augen wurden schmal, doch er ließ sich wieder in den Sessel fallen.
„Du fragst dich sicherlich, warum das Mädchen sterben musste, nicht wahr?“
Reiko schnaubte und hob fragend die Brauen, ehe sie ihre Antwort verbalisierte. „Natürlich…“
„Sie trug etwas in sich, das dem Wohl der Menschheit geschadet hätte, hätten wir nicht es und damit leider sie eliminiert.“
Reiko antwortete nicht; sie wusste nicht, was sie darauf hätte sagen können. Sie wusste sowieso nichts; man sie gepackt, in ein Auto gesteckt und in eine völlig andere Welt mitgenommen. Sie wusste nichts, was mit all dem zu tun haben sollte, es erschien ihr so unlogisch, von einem Tag auf den anderen in einer unterirdischen Anstalt zu sitzen, sich von einem Mann, der aussah wie ihr Bruder, Dinge erklären zu lassen, von denen sie nichts und Wiedernichts verstand und dann auch noch von fremden Menschen angefeindet zu werden.
Plötzlich erwachte eine große Videoleinwand am Fuße des Tisches zum Leben und riss sie aus ihren Gedanken.
Bilder von einer Welt aus Eis und Schnee erschienen darauf und es war ihr unmöglich sie mit etwas Bekanntem zu assoziieren, bis Aokis Stimme ihr einen Denkanstoß gab.
„Die Antarktis. Genauer gesagt: der Tranksantarktisches Gebirgsrücken.“ Er machte eine Pause, ließ ihr Zeit, sich die kurzen Videostreifen anzusehen.
„Am 28. Januar 1968 fand man dort etwas…“
Die Bilder zeigten nun eine Eisgrotte, Menschen in Weiß und Schwarz, die darin arbeiteten.
„Das Skelett eines Wesens, dessen Herkunft und Art bis heute nicht bekannt ist.“
Ein Flash und die Videowand zeigte nun einen Eisblock hinter einer Glasscheibe, darin eingeschlossen, etwas das sie entfernt an ein Fossil erinnerte, jedoch wirkte es viel zu lebendig.
„Wir nannten es Seraph und dachten es wäre harmlos.“
Eine Sekunde darauf erkannte sie, warum man dem Ding diesen Namen gegeben hatte. Das Bild wechselte und sie sah von den schmalen Schultern des Wesens war das Knochengerüst von einem Schwingenpaar.
„Wir haben es aufgetaut, haben verwertbare DNA gefunden, haben es geklont. Das war vor etwa fünfzehn Jahren. Und dann hat der Horror beg…“
Aoki brach ab, sah auf und erhob sich dann. „Ich denke wir müssen das ein anderes Mal fortsetzen.“ Er wandte sich an Ryo. „Beta-Typ, das schaffst du doch alleine?“
Ryo antworte nicht einmal, nickte nur und stand auf, um den Raum zu verlassen.
„Hojiro, bring Reiko in die euer Zimmer. Sie bekommt Hikaris Bett.“
Der Junge fuhr auf. „Was?! … Das kannst du nicht machen!“
„Ich kann und ich werde, geht jetzt.“ Kalt und schneidend wie Glas war seine Stimme, und Reiko wäre beinahe instinktiv zurückgewichen.
„Gut, komm…“ Hojiro klang so mürrisch wie er aussah, und doch versuchte sie den Umstand zu ignorieren und folgte ihm.