03 | Sternenklare Nacht (Part 1)
Der 22. März 2010 sollte ein großer Tag werden. Denn genau vor einem Jahr stellte ich hier den ersten Teil von Aeruin rein. Angesichts dieses Jubiläums wollte ich entweder eine Xtra-Session einlegen oder mit meiner neuen Serie beginnen. Wie Ihr sicher gesehen habt, kam weder das eine noch das andere. Irgendwie ging sich gar nichts mehr aus, und dann, als ich mal wirklich garnichts zu tun habe, ist es bereits der elfte April ... >>
Wie auch immer, immerhin habe ich ja eine treue Leserin. Und auf diese möchte ich auch gleich eingehen. Danke, dass Du mir so Doppelposts ersparst. X_x
Leserschwund: Tja, lass es mich so sagen. Aeruin ist eine langatmige Geschichte und es ist bisher nichts wirklich Spannendes geschehen. Ich kann es meiner Leserschaft also nicht verübeln, wenn sie ihre Freizeit lieber mit anderen Geschichten zubringen. Was den von Dir gefundenen Fehler angeht, so hab ich mir beim Schreiben eingebildet, dass beides ginge. Natürlich passt an dieser Stelle aber "schlau" auf jeden Fall besser. Ich werde dies in der PDF abändern, danke!
Meldungen: Jupp, fünfzehn Vermisste. Es wurden niemals Körper gefunden, und das Militär geht von einem Serienentführer aus.
Freyja: Ich weiß, eine ungewohnte Ausbildungsrichtung, aber das Mädel ist technisch interessiert und auf dem Board ist sie auch eine eins. Was Matt betrifft, so hat er die Titel erst gewonnen, NACHDEM er die Aufnahmeprüfung an der Freyja nicht bestanden hat. Hierzu ist auch anzumerken, dass eine so elitäre Einrichtung ein gewisses Kapazitätenlimit hat. Wenn es keinen Platz mehr gibt, kann auch ein Weltmeister an der Türe klopfen. Es ist trotzdem kein Platz mehr frei.
Connor: Ja, wo der bloß her ist? Ich sag es mal so: Connor bekommt noch früh genug Screentime. Bis dahin bleibt dies alles mein kleines Geheimnis, aber ich verrate soviel: Es ist wirklich nichts Außergewöhnliches. Also keine andere Eliteschule oder so was in der Richtung. Nachsatz: Ruhig und unnahbar? Wohl eher schnell genervt und lieber wo anders. xD
Elias: Aye, das ist die Schattenseite eines solchen Berufs. Aber angesichts des Einkommens und der Tatsache, dass Elias und seine Tochter eh nicht allzu gut miteinander auskommen, ist das auch nicht wirklich ein Beinbruch ...
Wie immer bitte ich um Verzeihung, dass ich mir mit diesem Teil wieder sehr viel Zeit genommen habe! Irgendwie hatte ich kaum Zeit, und wenn ich sie hatte, wurde ich genötigt, meinen kleinen RPG-Charakter durch die Hölle und zurück zu schicken. *g*
Viel Spaß mit einem weiteren Teil
AERUIN!
Euer
Antheon
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03 | Sternenklare Nacht
Das GUARDIAN war nicht einfach ein Restaurant, nein, es war eine Lebenseinstellung. Welcher Tourist auch immer nach Altae kam, kam zwangsläufig auch ins GUARDIAN. Viele meinten, ein Abendessen im GUARDIAN ändere eines Menschen Weltanschauung und so gab man ein Vermögen aus, um in die Gunst der unbekannten Gustogötter zu kommen, die wie die Leuchtreklame am Eingang in schillerndem Lichte erstrahlen mussten. Vermögen war beileibe nicht übertrieben, denn eine Mahlzeit entsprach manchmal durchaus dem durchschnittlichen Monatslohn eines ebenso durchschnittlichen Arbeiters und blieb somit den – Wer hätte dies gedacht? – überdurchschnittlich lebenden Persönlichkeiten vorbehalten. Vor jenem sagenumwobenen Restaurant, jener Stätte, in welcher Träume wahr werden konnten, befand ich mich nun und starrte offenen Mundes durch eines der überdimensionierten Fensterflächen. Mein Atem beschlug das Glas und meine Finger hinterließen merklich Spuren, während ich mir der puren Lächerlichkeit meines Tuns Stück für Stück bewusst wurde. Aber erst ein fremd bekanntes Räuspern weckte mich gänzlich aus meiner Paralyse.
»Wenn du möchtest, können wir auch hinein gehen«, meinte Connor mit einem süffisanten Grinsen. Ich wollte es noch immer nicht wahrhaben, dabei hatte er mir nun bereits mehrere Male versichert, dass ich mir keine Sorgen um seine Finanzen machen müsste. Jedes andere Mädchen hätte nicht weiter nachgehakt und sich an dem Portemonnaie des Herren Hargreaves gütlich getan. Andererseits machte er nicht gerade den Eindruck auf mich, als hätte er jedes andere Mädchen eingeladen. Ich wollte ihm gerade zum fünften Mal innerhalb der letzten zehn Minuten erklären, dass ich keinen Hunger hatte, als sich mein Magen lautstark zu erkennen gab und mir sehr warm ums Gesicht wurde. Connors Mundwinkel hob sich kurz, dann zeigte er mir wieder die kalte Schulter und trat ein.
»Mach, was du willst«, war alles, was er mir angedachte.
Erneut erfüllte eine unbeschreibliche Hitze mein Gesicht, doch dieses Mal war es die Zornesglut, die mich antrieb. Was bildete sich dieser Typ überhaupt ein? Was wollte er eigentlich? Erst ignorierte er mich, dann stritten wir, dann glaubte ich, er wolle vielleicht etwas von mir (immerhin stand ich vor dem teuersten Restaurant Altaes) – um letzten Endes vor offener Türe stehen gelassen zu werden. Meine Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten, ehe sie sich wieder entspannten, um wieder von vorne zu beginnen, während meine rechte Augenbraue bedenklich zuckte.
»Dieser … ARGH!«
Und ehe ich wieder bei klarem Verstand war, stampfte ich auch schon ins GUARDIAN – und in jemanden hinein. Leider lag zu viel Kraft in diesem Aufprall und so stießen wir uns gegenseitig um. Die Welt um mich herum drehte sich, stand kopf, als mein Körper im Zuge der Schwerkraft nach hinten umkippte. Es vergingen einige Augenblicke in nachtschwarzer Finsternis, ehe ich mich aufsaß und erkannte, dass es sich bei dem Mann – wie konnte es auch anders sein? – um James handelte. Unsere überraschten Blicke trafen sich, doch der Junge schien sich relativ rasch wieder gefangen zu haben, denn er erhob sich mit einem Lachen und bot mir seine Hand, welche ich schweigend ergriff. Konnte es wirklich Zufall sein, dass ich jedes Mal in diesen Kerl hineinrannte, statt an ihm vorbeizugehen? War er irgendein unsichtbarer Magnet, der meinen Körper auf magische Weise auf Kollisionskurs beförderte? Oder tat er dies mit Absicht, obgleich mir die Gründe dafür nicht ersichtlich waren? Connor kam auf uns zu, verlangsamte seinen Schritt jedoch, als er bemerkte, wer mir da aufhalf.
»Das Schlagloch«, grüßte er murmelnd.
»Welches Schlagloch?«, fragte James überrascht und sah sich um. Natürlich fand er nichts und gab es schließlich auf, nachdem er uns, die wir uns das Lachen nicht mehr verkneifen konnten, eine Weile lang verwirrt angestarrt hatte. Nun erst musterte ich ihn und mir fiel sofort die schwarze Kellnerweste auf, welche der junge Mann zu seinem weißen Hemd und der bordeauxfarbenen Krawatte trug. Ich kam heute wohl aus dem Staunen nicht mehr heraus ...
»Du arbeitest hier, James?«, fragte ich überflüssigerweise.
»Ja, das tue ich. Aber ich sollte schon einmal die Versicherung anrufen, denn unser Zusammentreffen könnte irgendwann mehr als nur blaue Flecken hinterlassen. Was siehst du mich so an, Connor? Sie hat eine harte Schulter!«
Ich wollte ihn für diesen Kommentar kneifen, hatte irgendwie aber doch zu große Angst, dass ich ihn irgendwie doch verletzen könnte, und beließ es daher bei einem Seufzen. Die beiden Jungs ignorierten mich geflissentlich und unterhielten sich stattdessen über das Tagesmenü, die noch verbliebenen Sitzplätze und die musikalische Untermalung des Abends. Allesamt Themen, die mich nicht sonderlich interessierten, daher nutzte ich die Gunst der Stunde und sah mich ein wenig um, immerhin kam es relativ selten vor, dass ich einen Nobelschuppen betrat. Das Interieur konnte sich sehen lassen, denn es war ein Amalgam moderner Technologie und altertümlichen Reliquien. Leuchtpanele unterstrichen subtil den Schein des Kerzenfeuers, Kronleuchter schwebten an der Decke und erstrahlten in einem wahren Feuerwerk. Roter Samt verband sich mit schwarzem Leder und edlen Sitzkissen. Generell war diese Gaststätte eine Synthese aus Bordeaux und Schwarz. Nur die klangliche Beglückung ließ sich einfach nicht entdecken.
»Ziemlich still heute«, kommentierte Connor und kam mir so zuvor.
»Nenn mir einen Abend, an dem er mit seiner Band pünktlich gewesen ist!«, konterte James und verabschiedete sich mit einem Grinsen, dass sein Gegenüber kopfschüttelnd erwiderte. In einigem Abstand folgte er mir bei meiner Erkundungstour durch den Gourmettempel. Dabei musste er über den einen oder anderen ungläubigen Gesichtsausdruck schmunzeln, war aber so nett, mir zu erklären, was genau ich da eigentlich anstarrte. Ich kannte mich zwar im technischen Bereich hervorragend aus, aber manch antiker Schatz in diesem Gebäude erinnerte eher an einen Handyhalter als an irgendeine – Wie nannte er es gleich noch einmal? Surreal? – Skulptur vergangener Kulturen. Es dauerte nicht lange und wir fanden ein nettes Plätzchen mit Ausblick. Gebannt klebte mein Gesicht an der kalten Scheibe und starrte die Leute auf der anderen Seite an, die mich ebenfalls anstarrten, obwohl sie wahrscheinlich einen anderen Grund dazu hatten als ich. Connor räusperte sich und erinnerte mich daran, dass ich nicht alleine hier war.
»Was macht dein Vater beruflich, Fraser?«
»Elias arbeitet für das Militär im Bereich der Molekulargenetik und als Internist«, antwortete ich zögerlich. Ich mochte es nicht, wenn man mich über ihn ausfragte. Seine Arbeit war etwas, das mich nichts anging und mit dem ich auch nichts zu tun haben wollte, daher begnügten wir uns einfach mit dem Fakt, dass er dieser Arbeit nachgehen musste und ich versuchte, nicht wieder Ärger in der Schule zu bekommen. Einfache Rollenverteilung, wie ich fand.
»Er arbeitet für das Militär?«, wurde Connor neugierig, »Welche Einheit?«
»Ich ... bin mir nicht sicher. Aber ich glaube ... die fünfte ...«
»Die Sondereinheit für Rechtschaffung, paranormale Ereignisse, neuentwickelte Technologien und internationale Sicherheit?!«, wisperte Connor und schenkte mir einen Blick, der vor Überraschung nur so triefte. Auch das war nichts Neues für mich, was aber nicht bedeutete, dass es mir egal war. Im Gegenteil, ich hasste es, wenn dieses Thema angesprochen wurde. Am besten hielt ich die Klappe und wechselte das Thema. Das hieß, wenn mich der werte Herr irgendwann wieder zur Sprache kommen lassen wollte.
»Dein Dad kämpft also gegen diese Freaks? Du weißt schon, diese Psychos mit übermenschlichen Fähigkeiten, die es angeblich ja gar nicht geben soll. Man hört in den Medien ja nichts anderes mehr!« Dabei bewegte er seine Finger als wäre er ein Spukgespenst. Ich war mir nicht ganz klar, ob er das zum Spaß tat oder ob er wirklich nicht an übernatürliche Wesenheiten glaubte. Aber was war mir schon klar, wenn es sich um Connor Hargreaves handelte? Ich unterbrach meinen Gedanken als das Essen endlich kam.
»Wie Sie wünschten, mein Herr. Tomaten-Krabbengratin mit knusprigem Baguette und einem Gläschen Weißwein, um den heutigen Abend anzustimmen. Bon appétit!«, soufflierte James und zwinkerte mir zu. Vergessen war meine geplante Ablenkung, indes ich dem Kellner hinterher starrte.
»Was soll das?«, fragte ich mich laut, ohne dies wirklich gewollt zu haben. Connor blickte auf.
»Na, du hast ja nicht sagen können, was du willst, also hab ich das Fünf-Gänge-Menü bestellt. Da wird ja wohl hoffentlich irgendwo was dabei sein, das dir auch schmeckt!«
Wenn ich noch perplexer starren wollte, mussten mir schon die Augäpfel herausfallen. So langsam kam ich mit all diesen spitzen Andeutungen und Zweideutigkeiten gar nicht mehr mit und starrte wie eine Irre das Gratin an, in der Hoffnung, klarer denken zu können. Doch das verstärkte bloß mein Hungergefühl, und so zuckte ich seufzend mit den Schultern und nahm das Besteck.
»Mahlzeit ...«, murmelte ich, ehe ich mich auch schon aufs Essen stürzte.
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Was genau macht Lyons Vater beim Militär? Was hat es mit diesem Sonderkommando auf sich und warum spricht sie nicht gern darüber?
Vor allem aber: Wird es unserer Protagonistin gelingen, das Fünf-Gänge-Menü ohne bissigen Kommentar hinunter zu bekommen?
All dies und mehr erfahrt Ihr nur hier, in
AERUIN!