m4tti
Königin
ohne Titel
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Ein Mann nahm eine Waffe und erschoss sich.
Ein Mann nahm eine Waffe und erschoss sich und seine Frau wartete zuhause.
In ihrem Körper, Zwillinge.
Der erste, der Stolz des Vaters.
Der zweite, ein Versehen.
Die Frau wartete zuhause, in ihrem Körper Zwillinge und erhält einen Anruf, ihr Mann nahm eine Waffe un erschoss sich.
Die Frau starb.
Und die Zwillinge.
Sie kamen in die Hölle.
Der zweite Zwilling, weil er den Tod des Vaters verschuldete.
Der Vater, weil er seine Frau tötete.
Die Frau, weil sie die Zwillinge in den Tod riß.
Der erste Zwilling war frei von Sünde und kam in den Himmel.
Im Himmel ein Kind, das sucht seine Mutter.
In der Hölle eine Mutter, die sucht ihr Kind, in ihrem Körper ein tiefes Loch.
Das Kind trifft einen Gott.
Aber der ist zu groß. Und alt. Und spricht eine fremde Sprache. Und kann nicht helfen.
Und es ist kalt. Kalt im Himmel ohne die Mutter.
Das Kind legt sich hin und stirbt.
In der Hölle, die Mutter, ein tiefes Loch im Bauch.
Ein tiefes Loch, wo einst das Kind war.
Und der Zwilling friert.
Sie frieren und schreien.
Schreien und sterben.
Und der Vater hört sie schreien und sieht sie sterben.
Und legt sich daneben.
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Ophelia
Ich gehe hinaus aus der Stadt. Es ist Sonntag, ich habe frei. Nicht, dass ich an irgendeinem anderen Tag mehr oder weniger arbeiten würde als heute.
Im Osten liegt ein kleiner Wald. Er ist nicht mal groß genug um sich darin zu verirren, ist lediglich ein bescheidenes Moor, an dessen Ufer ein paar Bäume wachsen. Aber die Dunkelheit, das Zwielicht zwischen den Schatten, der Geruch der langsam verfaulenden Erde und die wuchernden Gewächse dort, verleihen ihm etwas majestätisches. Es gibt dort Blumen. Deshalb mag ich diesen Ort. Sie wachsen frei, wild, quer durcheinander und doch in den schönsten Farben, wie kein Mensch es kopieren könnte.
Ich glaube ich bin der einzige, der sich von Zeit zu Zeit dorthin begibt. Die Menschen gehen nicht oft aus der Stadt. Und wenn doch, dann zieht es sie fort in die Felder oder zu den hell leuchtenden Gipfel der nahen Hügel. Niemand wandert freiwillig ins Dunkel um dort Entspannung zu suchen. Und so bin ich auch heute auf meiner Reise allein. Der Übergang von der grellen, nachmittäglich strahlenden Sonne zu den zu den ersten schwarz drohenden Schatten der großen Bäume verschafft mir jedes Mal ein eigenartiges Gefühl. Als ich das erste Mal herkam, damals hatte ich mich verirrt, hielt ich es für ein Unwohlsein, beinahe Angst. Heute halte ich es für das langsam einsetzende Gefühl der Entspannung. Ich lasse hier alles hinter mir. Die bedrückende Enge der Stadt geht verloren und wird durch etwas Ursprüngliches ersetzt, auf das ich keinen Einfluss habe, das vielmehr Einfluss auf mich hat. Dieser Ort war im Laufe der Zeit zu einer Sucht geworden. Ich kann heute keine einzige Zeile schreiben, die mir selbst gefallen würde, wenn ich nicht auf meinem angestammten, moosbewachsenen Stein säße, am Ufer dieser leise gurgelnden Sumpflandschaft, im Schatten einer Vegetation, die dem dicht bewachsenen Urwald ferner Länder gleicht. Und so setze ich mich auch heute nieder, greife in meine Tasche und versuche meine Gedanken auf dem Papier festzuhalten, das sich darin verbarg.
Doch heute ist etwas anders. Es sind nicht die Schatten, es sind auch nicht die einzelnen Lichtstrahlen die, die Bäume zu durchbrechen scheinen und sich ihren Weg durch das Dunkel bahnen. Es ist als würde die ganze Atmosphäre, jeder Baum, jede Blume, mir sagen „Hör auf zu schreiben, sieh dich um und erkenne!“
Das schilfbewachsene Ufer lockt mich. Das dunkle Grün der Seerosen, auf beinahe braunem Wasser ruft mich zu sich. Nur verrät es nicht warum!
Tatsächlich ist heute etwas anders. Denn zu den gewohnten Geräuschen der hier lebenden Frösche und Insekten, sowie dem blubberndem, arbeitendem Wasser, kommt heute ein weiteres. Ein Knistern, nein, vielmehr ein Rascheln, vielleicht ein Nagen. Es lässt sich schwer einordnen.
Doch als meine Neugier mich treibt und die Uferregionen näher beobachten lässt, fällt es mir auf. Der Grund für die störenden Absonderheiten. Es muss mir beim Herkommen schon aufgefallen sein, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Dem Baum, dessen Wurzeln zwar mit der schwarz-braunen Erde verwachsen sind, doch dessen Stamm und Zweige über dem sumpfigen Wasser hingen, fehlte ein Ast. Derjenige, der als einer der dicksten am weitesten hinausragte. Ich fragte mich oft, was diesen Baum noch am Ufer hielt. Er sah stets aus, als würde er bei der kleinsten Berührung ins Wasser kippen und für immer im Sumpf verschwinden. Was hatte ihm einen so dicken Ast entreißen können, ohne das ganze Gebilde zu vernichten?
Die Antwort findet sich im Wasser. Nicht hier, wo die Uferregion zwar bewachsen aber dennoch recht übersichtlich ist, sondern auf der anderen Seite, wo Schilf und dicht gewachsene Pflanzen fast jedes Vordringen schon im Stadium der Idee verhindern. Neben einer Seerose liegt etwas, treibt etwas. Ein zartes, verletzliches Weiß, in einer grünen Ruine aus wuchernden Gewächsen, die einander den Platz rauben. Der Anblick fasziniert. Auch wenn ich Form und Zugehörigkeit nicht bestimmen kann, saugt allein die trübe Blässe meine ganze Aufmerksamkeit auf und lässt mich unaufhörlich das nahe gelegene Ufer fixieren. Was auch immer dort angetrieben war, es gehörte nicht hier her und ist wahrscheinlich auch für die Verstümmelung des ohnehin schon toten Baums verantwortlich. Auf meiner Suche nach einer Möglichkeit um das winzige Moor herumzukommen, um das andere Ufer trotz starkem Bewuchs zu erreichen, sehe ich es. Das niedergetrampelte Gras um den Baum herum. Jemand anders war hier gewesen. Jemand ist in meine Sphäre eingedrungen und hat sich ihrer bereichert. Mein reinstes Heiligtum wurde geschändet! Wer kommt hier her? Wer hat es gewagt, hierhin vorzudringen? Was wollte er hier? Was wurde mir hinterlassen, das nun so faszinierend dort am Wasser treibt?
Langsam streife ich durchs nahe Schilf mit der Erwartung einer Antwort auf meine Fragen. Und sie liegt vor mir. Das unbekannte Geräusch ist nun eindringlicher denn je. Also ziehe ich das Schilf zurück und sehe es. Das Weiß. Schreiend. Still. Leblos. Träumend. Ein Mädchen, in weißem Gewand, langsam zwischen den Pflanzen treibend. Die Augen geschlossen, den Mund weit aufgerissen. Um den Hals ein Seil geschlungen, an einem neben ihr treibenden Ast befestigt. Ihre Haut ist bleich, blass. Zerbrechlich wirkt sie in ihrem nassen Grab. Doch sie findet keine Ruhe, die schlafende Schönheit.
Langsam schaukelt ihr Körper im Wasser und ihr Körper hebt und senkt sich leicht. Dazu das Rascheln. Beinahe scheint es als würde sie atmen. Ich berühre ihr aufgequollene Haut und schrecke zurück vor Kälte. Mein Kontakt macht sie lebendig. Der Körper zittert, das Geräusch wird durchdringender. Mit einem Knacken bricht der morsche Brustkorb unter dem weißen Kleid auf und eine Scharr junger Wasserratten entkommt aus der blutigen Heimat, die ihr eine gute Jugend bereitet hat. Quiekend renne sie vor dem Eindringling davon und entfernen sich. Das Kleid der Schönheit ist rot befleckt, und der Storm von Leben, der sich aus ihrem Inneren ergoss, lässt sie einen furchtbaren, einsamen Todesreigen tanzen, der das Wasser aufschaukelt. Bald ist sie still. Wieder dem ewigen Schlaf verfallen und hinterlässt mir die groteske Szenerie ihrer selbst an dem Ost der mir der wichtigste war.
Schön war sie. Schöner ist sie.
Das braune Haar, das sich im Wasser ausbreitet und einen abstrakten, bizarren Heiligenschein bildet. Die blasse Farbe der weißen Haut die vom roten, kalten Blut ihrer Brust unterstrichen wird und die vom faulenden Wasser schwarz gefärbten Finger- und Fußnägel, die ihre Leiche unendlich schön wirken lassen.
Nie wieder würde ich dort drüben sitzen und schreiben können, ohne an sie zu denken. Getrübt ist mein Bewusstsein nun, vereinnahmt von ihr!
Das Werk ist zerstört, nie wieder eine klare Zeile.
Und da kommt mir das Werk in den Sinn, das über dem Wort steht, die Tat. Die höchste Kunst soll im vollendeten Werk ihren Ausdruck finden.
Also entbinde ich die Schönheit ihrer seilernen Fessel, woraufhin sie erneut zu tanzen beginnt. An der Stelle, an der der Strick ihren Hals umgab ist die Haut pechschwarz und eingedrückt. Mit der Erlösung in den Händen gehe auch ich zum Baum, dort am anderen Ufer.
Sie legt sich nun um meinen Hals und das alte Wasser, das sich daraus ergießt, rinnt mir über die Brust. Langsam knüpfe ich das Ende des Stricks, das eben noch den abgebrochnen Ast umschloss, am Baum fest. Vor mir tanzt sie noch immer. Behaglich schwingt sie hin und her.
Ich schließe die Augen, auf dass ich mit ihr tanzen darf!
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Viel Spass beim lesen!
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Ein Mann nahm eine Waffe und erschoss sich.
Ein Mann nahm eine Waffe und erschoss sich und seine Frau wartete zuhause.
In ihrem Körper, Zwillinge.
Der erste, der Stolz des Vaters.
Der zweite, ein Versehen.
Die Frau wartete zuhause, in ihrem Körper Zwillinge und erhält einen Anruf, ihr Mann nahm eine Waffe un erschoss sich.
Die Frau starb.
Und die Zwillinge.
Sie kamen in die Hölle.
Der zweite Zwilling, weil er den Tod des Vaters verschuldete.
Der Vater, weil er seine Frau tötete.
Die Frau, weil sie die Zwillinge in den Tod riß.
Der erste Zwilling war frei von Sünde und kam in den Himmel.
Im Himmel ein Kind, das sucht seine Mutter.
In der Hölle eine Mutter, die sucht ihr Kind, in ihrem Körper ein tiefes Loch.
Das Kind trifft einen Gott.
Aber der ist zu groß. Und alt. Und spricht eine fremde Sprache. Und kann nicht helfen.
Und es ist kalt. Kalt im Himmel ohne die Mutter.
Das Kind legt sich hin und stirbt.
In der Hölle, die Mutter, ein tiefes Loch im Bauch.
Ein tiefes Loch, wo einst das Kind war.
Und der Zwilling friert.
Sie frieren und schreien.
Schreien und sterben.
Und der Vater hört sie schreien und sieht sie sterben.
Und legt sich daneben.
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Ophelia
Ich gehe hinaus aus der Stadt. Es ist Sonntag, ich habe frei. Nicht, dass ich an irgendeinem anderen Tag mehr oder weniger arbeiten würde als heute.
Im Osten liegt ein kleiner Wald. Er ist nicht mal groß genug um sich darin zu verirren, ist lediglich ein bescheidenes Moor, an dessen Ufer ein paar Bäume wachsen. Aber die Dunkelheit, das Zwielicht zwischen den Schatten, der Geruch der langsam verfaulenden Erde und die wuchernden Gewächse dort, verleihen ihm etwas majestätisches. Es gibt dort Blumen. Deshalb mag ich diesen Ort. Sie wachsen frei, wild, quer durcheinander und doch in den schönsten Farben, wie kein Mensch es kopieren könnte.
Ich glaube ich bin der einzige, der sich von Zeit zu Zeit dorthin begibt. Die Menschen gehen nicht oft aus der Stadt. Und wenn doch, dann zieht es sie fort in die Felder oder zu den hell leuchtenden Gipfel der nahen Hügel. Niemand wandert freiwillig ins Dunkel um dort Entspannung zu suchen. Und so bin ich auch heute auf meiner Reise allein. Der Übergang von der grellen, nachmittäglich strahlenden Sonne zu den zu den ersten schwarz drohenden Schatten der großen Bäume verschafft mir jedes Mal ein eigenartiges Gefühl. Als ich das erste Mal herkam, damals hatte ich mich verirrt, hielt ich es für ein Unwohlsein, beinahe Angst. Heute halte ich es für das langsam einsetzende Gefühl der Entspannung. Ich lasse hier alles hinter mir. Die bedrückende Enge der Stadt geht verloren und wird durch etwas Ursprüngliches ersetzt, auf das ich keinen Einfluss habe, das vielmehr Einfluss auf mich hat. Dieser Ort war im Laufe der Zeit zu einer Sucht geworden. Ich kann heute keine einzige Zeile schreiben, die mir selbst gefallen würde, wenn ich nicht auf meinem angestammten, moosbewachsenen Stein säße, am Ufer dieser leise gurgelnden Sumpflandschaft, im Schatten einer Vegetation, die dem dicht bewachsenen Urwald ferner Länder gleicht. Und so setze ich mich auch heute nieder, greife in meine Tasche und versuche meine Gedanken auf dem Papier festzuhalten, das sich darin verbarg.
Doch heute ist etwas anders. Es sind nicht die Schatten, es sind auch nicht die einzelnen Lichtstrahlen die, die Bäume zu durchbrechen scheinen und sich ihren Weg durch das Dunkel bahnen. Es ist als würde die ganze Atmosphäre, jeder Baum, jede Blume, mir sagen „Hör auf zu schreiben, sieh dich um und erkenne!“
Das schilfbewachsene Ufer lockt mich. Das dunkle Grün der Seerosen, auf beinahe braunem Wasser ruft mich zu sich. Nur verrät es nicht warum!
Tatsächlich ist heute etwas anders. Denn zu den gewohnten Geräuschen der hier lebenden Frösche und Insekten, sowie dem blubberndem, arbeitendem Wasser, kommt heute ein weiteres. Ein Knistern, nein, vielmehr ein Rascheln, vielleicht ein Nagen. Es lässt sich schwer einordnen.
Doch als meine Neugier mich treibt und die Uferregionen näher beobachten lässt, fällt es mir auf. Der Grund für die störenden Absonderheiten. Es muss mir beim Herkommen schon aufgefallen sein, doch ich schenkte ihm keine Beachtung. Dem Baum, dessen Wurzeln zwar mit der schwarz-braunen Erde verwachsen sind, doch dessen Stamm und Zweige über dem sumpfigen Wasser hingen, fehlte ein Ast. Derjenige, der als einer der dicksten am weitesten hinausragte. Ich fragte mich oft, was diesen Baum noch am Ufer hielt. Er sah stets aus, als würde er bei der kleinsten Berührung ins Wasser kippen und für immer im Sumpf verschwinden. Was hatte ihm einen so dicken Ast entreißen können, ohne das ganze Gebilde zu vernichten?
Die Antwort findet sich im Wasser. Nicht hier, wo die Uferregion zwar bewachsen aber dennoch recht übersichtlich ist, sondern auf der anderen Seite, wo Schilf und dicht gewachsene Pflanzen fast jedes Vordringen schon im Stadium der Idee verhindern. Neben einer Seerose liegt etwas, treibt etwas. Ein zartes, verletzliches Weiß, in einer grünen Ruine aus wuchernden Gewächsen, die einander den Platz rauben. Der Anblick fasziniert. Auch wenn ich Form und Zugehörigkeit nicht bestimmen kann, saugt allein die trübe Blässe meine ganze Aufmerksamkeit auf und lässt mich unaufhörlich das nahe gelegene Ufer fixieren. Was auch immer dort angetrieben war, es gehörte nicht hier her und ist wahrscheinlich auch für die Verstümmelung des ohnehin schon toten Baums verantwortlich. Auf meiner Suche nach einer Möglichkeit um das winzige Moor herumzukommen, um das andere Ufer trotz starkem Bewuchs zu erreichen, sehe ich es. Das niedergetrampelte Gras um den Baum herum. Jemand anders war hier gewesen. Jemand ist in meine Sphäre eingedrungen und hat sich ihrer bereichert. Mein reinstes Heiligtum wurde geschändet! Wer kommt hier her? Wer hat es gewagt, hierhin vorzudringen? Was wollte er hier? Was wurde mir hinterlassen, das nun so faszinierend dort am Wasser treibt?
Langsam streife ich durchs nahe Schilf mit der Erwartung einer Antwort auf meine Fragen. Und sie liegt vor mir. Das unbekannte Geräusch ist nun eindringlicher denn je. Also ziehe ich das Schilf zurück und sehe es. Das Weiß. Schreiend. Still. Leblos. Träumend. Ein Mädchen, in weißem Gewand, langsam zwischen den Pflanzen treibend. Die Augen geschlossen, den Mund weit aufgerissen. Um den Hals ein Seil geschlungen, an einem neben ihr treibenden Ast befestigt. Ihre Haut ist bleich, blass. Zerbrechlich wirkt sie in ihrem nassen Grab. Doch sie findet keine Ruhe, die schlafende Schönheit.
Langsam schaukelt ihr Körper im Wasser und ihr Körper hebt und senkt sich leicht. Dazu das Rascheln. Beinahe scheint es als würde sie atmen. Ich berühre ihr aufgequollene Haut und schrecke zurück vor Kälte. Mein Kontakt macht sie lebendig. Der Körper zittert, das Geräusch wird durchdringender. Mit einem Knacken bricht der morsche Brustkorb unter dem weißen Kleid auf und eine Scharr junger Wasserratten entkommt aus der blutigen Heimat, die ihr eine gute Jugend bereitet hat. Quiekend renne sie vor dem Eindringling davon und entfernen sich. Das Kleid der Schönheit ist rot befleckt, und der Storm von Leben, der sich aus ihrem Inneren ergoss, lässt sie einen furchtbaren, einsamen Todesreigen tanzen, der das Wasser aufschaukelt. Bald ist sie still. Wieder dem ewigen Schlaf verfallen und hinterlässt mir die groteske Szenerie ihrer selbst an dem Ost der mir der wichtigste war.
Schön war sie. Schöner ist sie.
Das braune Haar, das sich im Wasser ausbreitet und einen abstrakten, bizarren Heiligenschein bildet. Die blasse Farbe der weißen Haut die vom roten, kalten Blut ihrer Brust unterstrichen wird und die vom faulenden Wasser schwarz gefärbten Finger- und Fußnägel, die ihre Leiche unendlich schön wirken lassen.
Nie wieder würde ich dort drüben sitzen und schreiben können, ohne an sie zu denken. Getrübt ist mein Bewusstsein nun, vereinnahmt von ihr!
Das Werk ist zerstört, nie wieder eine klare Zeile.
Und da kommt mir das Werk in den Sinn, das über dem Wort steht, die Tat. Die höchste Kunst soll im vollendeten Werk ihren Ausdruck finden.
Also entbinde ich die Schönheit ihrer seilernen Fessel, woraufhin sie erneut zu tanzen beginnt. An der Stelle, an der der Strick ihren Hals umgab ist die Haut pechschwarz und eingedrückt. Mit der Erlösung in den Händen gehe auch ich zum Baum, dort am anderen Ufer.
Sie legt sich nun um meinen Hals und das alte Wasser, das sich daraus ergießt, rinnt mir über die Brust. Langsam knüpfe ich das Ende des Stricks, das eben noch den abgebrochnen Ast umschloss, am Baum fest. Vor mir tanzt sie noch immer. Behaglich schwingt sie hin und her.
Ich schließe die Augen, auf dass ich mit ihr tanzen darf!
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Viel Spass beim lesen!