ich denke haggis hat recht. es geht ja auch gar nicht darum welches geschlecht gott tatsächlich hat, sondern nur warum wir ihm dasjenige zuordnen.
im prinzip wird gott, ich denke das ist in den meisten religionen so, als wohlgesonnen oder wenigstens neutral empfunden. klar....wenn gott erschafft wird er schon freude daran haben und seinen schöpfung mögen, sonst wäre das ganze ja recht sinnlos.
dieser wohlgesonnenheit wird dann der liebesbegriff zugeordnet. nun hat liebe jedoch mehrere gesichter.
die mütterliche liebe ist ohne grund und ohne bedingung (sie ist allerdings kein natürlicher instinkt so wie fürsorge!). die mutter liebt ihr kind einfach so wie es ist und weil es ist. für das kind hat es den vorteil, dass es die mutterliebe nicht verlieren kann da es, egal welche scheisse es baut, immer in die offenen arme der mutter zurückkehren kann. auf der anderen seite ist es sehr schlimm wenn die mutterliebe fehlt da sie eben auch nicht gewonnen werden kann, egal wie man sich auf den kopf stellt. ein phänomen das öfters bei angelika kallwass oder domian behandelt wird.
die väterliche liebe funktioniert anders und ist etwas autoritärer. sie ist nämlich leistungsgebunden. der vater liebt sein kind weil er stolz darauf ist, dass es in der fußballmannschaft spielt oder beim ballett in der ersten reihe tanzt. stantpauken wirken von vätern sehr viel wirkungsvoller als von müttern weil die liebende mutter nunmal nicht wirklich böse sein kann, der vater allerdings das druckmittel der vaterliebe einsetzt. natürlich ohne bösen willen und meistens auch unbewusst! das ist der nachteil der vaterliebe. der große vorteil daran ist, dass sie erworben werden kann indem man besser fußball spielt oder noch synchroner das beinchen schwingt als der rest der ballerinen die eh in der zweiten reihe tanzen!
im extrem sind das halt die 2 wichtigen liebesaspekte (glaube ich). dabei muss man natürlich ein wenig auf dem teppich bleiben, denn bei wenigen vätern wird man derartiges missfallen erwecken können dass man zum teufel gejagt wird und auch mütter lassen sich auf dauer nicht alles gefallen! (ich gehe hierbei von der normalo familie aus, ohne scheidungskriege, prügelorgien und so weiter...vielleicht ist diese familie gar nicht mehr so normalo sondern was besonderes, aber ich nehme sie mal als idealfall an...weil ich so harmoniebedürftig bin und so!)
so ist die liebe von vater und mutter sicherlich eine mischung aus beiden aspekten, jedoch mit stark unterschiedlicher gewichtung. bei schwulen (ich sage mal vereinfacht: männer mit frauengehirnen) wird man beispielsweise feststellen, daß sie, sofern sie ihre sturm und drang phase überwunden haben, eher mütterlich lieben als väterlich (vielleicht im 80 : 20 verhältniss oder so)
man kennt sicherlich auch fälle bei denen die rollen vertauscht sind und die väter die lieben papas sind wohingegen die mütter den dominanten pol bilden. (die väterliche liebe sieht dominanter aus eril mehr aktivität und dynamik drin steckt als in der unwandelbaren, statischen mutterliebe)
bei gott ist es nun so:
die liebe die gott für den menschen empfindet ist auch eine mischung aus mutter und vaterliebe. dabei wurde in bestimmten zeiten die gewichtung verschieden interpretiert. in der bibel ist gott eher mütterlich. er erwählt sich das volk israel als seine kinder und ob sie nun ums goldene kalb tanzen oder nicht: sein volk bleibt sein volk!
und wer nicht zu seinem volk gehört der ist wird halt nicht geliebt....egal was warum und wie.....
neutestamentarisch wird es noch deutlicher:
jesus ist für JEDEN gestorben und es gibt viele bibelstellen in denen klargemacht wird, dass man von gott und jesus mit fehlern leben darf, nicht perfekt sein muss und jede sünde vergeben wird!
(das gott besonders im alten testament dennoch schon männlich war erkläre ich persönlich mir durch die patriarchalischen gesellschaftsformen die sich jedoch nicht unbedingt auf die vorstellung gottes wesen auswirken mussten. es wurde vielleicht eher komplementär gedacht)
nun kamen die diversen kirchenspaltungen.
im katholizismus hat gott auf einmal sehr patriarchalische züge bekommen. sakramente als heilsvoraussetzungen, dogmatische verhaltensweisen, die demut des unwürdig seins.....passt alles auf die väterlichen "ich liebe dich weil du dieses und jenes machst" bedingungen.
die mütterliche liebe kommt von maria.
das sich die vorstellung derart gewandelt hat hat denke ich politische gründe, denn wer darüber bestimmt wie man gottes liebe erwirbt um in den himmel zu kommen kann sicherlich berge versetzen was in der politik ja recht hilfreich sein kann.
das war im prinzip eine sache die luther zur reformation inspiriert haben, denn so patriarchalisch dass man durch ablassbriefe in den himmel komme hat er nicht geglaubt!
in der evangelischen kirche ist der mütterliche aspekt gottes stark aufgewertet, deswegen kommt sie auch gut ohne maria und absolution aus (und nimmt nebenbei sehr viel weniger spenden ein...und die mir fallen spontan auch sehr viel mehr katholische wohltätige missionarische einrichtungen (miseror usw.) ein als evangelische!).
das unser heutiges gottesbild so männlich bestimmt ist liegt denke ich daran, dass sich diese vorstellung im laufe des mittelalters zu sehr eingeschliffen hat und ihre verbreitung mit dem buchdruck und dem "bestseller bibel" nach solcher vorbelastung nicht mehr zu unterdrücken gewesen wäre.
naja...deswegen "ist" gott männlich!