Versiegeltes Licht / Slayers Fanfiction (Filia / Xellos / Valtier)

LadyRaven

Lady Raven
Das ist meine allererste Slayers Fanfiction. Ich habe sie nach dem Ende von Slayers Try angesetzt und sie basiert ausschließlich auf dem Anime:

............................................................................
Versiegeltes Licht

Teil 1


„Sie sind alle zum halben Preis“, versicherte der Händler unterwürfig und warf der schönen, blonden Frau einen verschlagenen Blick zu. „Alles wunderbar antike Stücke und eigentlich das zehnfache wert.“

„So?“ Sie streckte den Arm aus und fuhr mit ihren schlanken Fingern über die Verzierungen eines rötlich schimmernden Kruges. „Warum verschleuderst du sie dann?“

„Nun ... ähm, es ist wegen meiner kranken Mutter, wisst Ihr.“ Zwei dicke Tränen rannen über die schwabbeligen Wangen. „Sie ist sehr krank und die Arztrechnungen werden in drei Tagen fällig, sonst muss ich mein Heim verpfänden und dann hätten meine sieben Kinder kein Dach mehr über dem Kopf. Wenn ich den rechtmäßigen Preis einfordere, bleibe ich auf den wunderbaren Stücken sitzen und habe kein müdes Kupferstück mehr in der Tasche.“

Die blonde Frau spazierte um den Wagen herum. Der Saum ihres langen Kleides spielte um ihre Knöchel und obwohl die Sommersonne gnadenlos vom blauen Nachmittagshimmel brannte, schien sie nicht zu schwitzen. „Und wieviel willst du für den Plunder haben?“

Der Kaufmann griff sich ans Herz. „Plunder? Gute Frau, das sind meine größten Schätze!“ Er sah sie mit einem herzerweichenden Dackelblick an. „Sie mögen es zwar nicht mir Eurer Lieblichkeit aufnehmen, aber sie sind eine Augenweide. Sehen sie nur die geschwungene Linie hier und die Form des Griffes, ist sie nicht ein Gedicht. Ich bin vom Fach, wisst Ihr und es ist späte Trizianer-periode, vielleicht sogar Mitte Segresien. Eigentlich müssten diese wunderbaren Stücke alle in einem Museum ausgestellt werden...“

„...wo jemand hoffentlich sich des Nächtens mit einem Hammer einschleicht und diesen billigen Schund in Scherben haut.“ So langsam geriet die blonde Frau echt in Rage. „Trizianer?“ Sie tippte mit angewiderter Miene auf das schattenhafte Frauenbildnis auf einer Vase. „Solche Darstellungen waren erst dreihundert Jahre später Mode und vor allem allein wie die Falten ihres Rockes fallen, wenn das Trizianischer Stil ist, heiße ich Xellos!“

......

Sehr, sehr weit entfernt musste ein bestimmtes Monster plötzlich niesen.

........


„Aber, aber...“, dem Kaufmann standen inzwischen dicke Schweißtropfen auf der Stirn und das keineswegs nur wegen der drückenden Hitze. „Da müsst Ihr euch sehr irren, ich habe sie ehrlich von einem berühmten Schatzsucher erworben, der sie in einem Trizianischen Palast gefunden hat.“

„So? Und seit wann verwenden Trizianer denn Ocker für die Gestaltung der Hintergründe? Jeder drittklassige Antiquitätenhändler kann euch bestätigen, dass Trizianische Töpfer immer Ziegelrot benutzt haben. Du kannst deinen Schund behalten. Nie und nimmer zahle ich dreißig Goldstücke dafür.“ Sie legte den Zeigefinger ans Kinn. „Eigentlich müsste ich euch fast bei der Stadtwache melden, immerhin versucht ihr eine arme, hilflose Frau zu betrügen...“

„Betrügen?“ Das Gesicht des Kaufmannes war knallrot geworden. „Wie kommt Ihr auf so etwas? Das mit den Trizianern mag ein Irrtum sein, aber dann bin ich der Betrogene, denn ich habe das diesem lumpigen Schatzsucher geglaubt. Habt doch bitte Mitleid mit einem armen Kaufmann. Denkt an meine arme, kranke Mutter und meine armen Kinder!“

Sie senkte den Blick und ließ ihn über den Inhalt des Wagens wandern. „Das da drüben, die da vorne, das Teil links und jenes gleich daneben. Die könnten sich halbwegs mit der Farbe meiner Vorhänge vertragen.“
„Wirklich?“, der Kaufmann sah hoffnungsvoll auf. „Das ist ja wunderbar, und es sind wirklich exquisite Gefäße. Ihr habt einen bewundernswerten Scharfblick. Es tut mir von Herzen weh, mich von ihnen trennen zu müssen, aber meine arme, kranke Mutter leidet so...“

„Vier Silberstücke.“

Der Kinnladen fiel ihm herab. „Wie? Was? Für alle vier? Aber um dieses Geld bekommt ihr nicht einmal Scherben von solchen Kunstwerken!“

„Ach, du würdest lieber Scherben verkaufen? Dem kann ich nachhelfen.“ Die Frau zog ihren Rock in die Höhe und griff an ihr Strumpfband, an dem eine beschlagene Keule bester Qualität befestigt war. Mit beängstigender Sicherheit schwang sie das schwere Kriegsgerät durch die Luft, allein der Luftzug ließ die tönernen Gefäße klirren. „Wie ist das nochmal mit den Scherben?“, fragte sie und schulterte die Keule so locker, als wäre sie aus Papiermache.

Wie alle gerissenen Betrüger hatte auch der dicke Kaufmann im Laufe der Jahre einen gewissen Überlebensinstinkt entwickelt, der ihn einlenken hieß. Zähneknirschend streckte er die Hand aus. „Vier Silberstücke für die vier Vasen. Der Geist meiner Mutter wird sie aus dem Grab heraus verfolgen!“
„Ich habe keine Angst vor Geistern“, sagte die wehrhafte Blondine legte vier Silberstücke auf seine Handfläche und schnippte mit den Fingern. Grabos tauchte neben dem Wagen auf. „Welche sind es, Filia-sama?“ Sie erklärte es ihm und er fischte vorsichtigst die genannten Amphoren aus dem Wagen und schritt mit ihnen davon.

Filia steckte ihre Keule wieder unter den Rock und strahlte den Kaufmann so glücklich an, dass er beinahe verzeihen konnte, wie sie ihn soeben ausgetrickst hatte. „Es war mir eine Freude mit dir Geschäfte zu machen.“ Fröhlich summend drehte sie sich um und spazierte hinter Grabos her.
„Verdammtes Weib!“, fluchte der Kaufmann und biss sich auf die Lippen.

..........................................
Das war das erste Stück. Wie hat es euch gefallen?
 
keine Slayers Fans herum?

Hmm ... scheint kaum Slayers Fans zu geben, schade.
Nun ja, dennoch ist hier der nächste Teil. Vielleicht verirrt sich ja doch noch jemand zu meiner Geschichte.

:::::::::::::::::::::::::::::::::


„Ah! Wenn das nicht Rufus ist!“

Der Kaufmann drehte sich herum und starrte in das Gesicht eines hageren Berufskollegen, den er nur zu gut kannte. „Fleccus!“ Verächtlich spuckte er auf das Straßenpflaster. „Was willst du von mir, du falsche Ratte?“

„Nicht so voreilig, Rufus.“ Fleccus deutete mit dem Daumen auf Filia, die soeben in eine Nebengasse einbog. "Wetten, das blonde Luder hat dir deine besten Stücke, vielleicht sogar die einzigen echten Stücke um einen Spottpreis abgeluchst?“

„Arbeitet sie für dich?“, zischte Rufus erbost und presste die Lippen zusammen, um nicht noch mehr zu verraten.

Fleccus lachte meckernd. „Habe ich es mir doch gedacht. Nein, Rufus, sie arbeitet nicht für mich. Sagen wir mal so, ich hatte das Vergnügen, ihre Bekanntschaft unter ähnlichen Umständen zu machen.“

„Wer ist sie?“ Rufus ging nicht näher auf die „Umstände“ ein, er und Fleccus betrieben seit Jahren Handel mit gefälschten, zum Teil auch gestohlenen Antiquitäten und waren einander als schärfste Konkurrenten alles andere als wohlwollend gesinnt.

„Ich habe ein wenig herumgehorcht. Ihr Name ist Filia. Vor gut einem halben Jahr hat sie hier in der Stadt ein kleines Geschäft eröffnet.“

„Antiquitäten?“

„Nicht so direkt. Sie verkauft nur Gefäße, also Vasen, Krüge, Töpfe und Amphoren und zudem auch Keulen. Soweit ich weiß hat sie zwei Gehilfen. Den Schrank, den du selbst gesehen hast und einen einäugigen, sprechenden Fuchs. Es geht das Gerücht um, dass sie einen schwarzen Drachen als Haustier hat, der ebenfalls sprechen kann und den sie wie einen Sohn liebt.“

„Eine verdammte Hexe also!“ Rasch machte Rufus das Zeichen gegen den bösen Blick. „Warum hat man sie noch nicht angezeigt und verbrannt?“

„Weil hier in dieser Stadt anscheinend niemand zwei und zwei zusammen zählen kann. Vielleicht haben die Leute auch Angst vor ihren Helfern und dem Drachen.“

„Ist er so risieg?“, fragte Rufus vorsichtig.

„Nicht die Spur“, winkte Fleccus ab. „Er ist ein Baby, nur etwa so groß wie eine Katze.“

„Hat sie gute Ware in ihrem Geschäft?“, bohrte Rufus weiter. In seinem fiesen, kleinen Hirn begann sich ein Plan zu formen.

„Wenn man ihre Kunden hört, dann nur echtes Zeug vom Feinsten. Sie gilt als große Kennerin, selbst der Bürgermeister ruft sie, wenn es gilt, eine Vase zu bestimmen.“ Fleccus sah mit Freuden, wie Rufus‘ Gedanken offenbar genau denselben Weg nahmen wie die seinen.

„Ich habe etwa fünf Männer zur Hand, hartgesottene Kerle und zu allem bereit. Wie ist es mit dir, Fleccus.“

„Auch so viele.“

Die beiden sahen sich an und jeder hatte das gleiche Szenario im Kopf.

Rufus blickte zum Uhrturm, wo es soeben drei schlug.„Heute noch?“

Fleccus nickte zustimmend. „Mitternacht?“

„Wann sonst? Ich werde dabei sein. Du auch?“ Im Geheimen hoffte er, dass Fleccus sich auch dieses Mal nicht die Hände schmutzig machen würde.

Doch dieser erriet, was in Rufus vorging und machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Keine Frage. Ich will ja keine Scherben ernten...“

Beide lachten, warfen sich dabei aber misstrauische Seitenblicke zu.

„Abgemacht?“ Fleccus hielt Rufus die knochige Hand hin.

„Abgemacht!“
:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Ich hoffe, es hat euch gefallen (falls es jemand liest).
 
Schreib weiter!! Bitte! Ich bin ziemlicher Slayers Fan, du kannst das super beschreiben^^ und auch Filia ist super getroffen^^ na, wie wird wohl die ´"Nachtaktion" ablaufen?? Schreib weiter^^
 
Juchuu! Endlich ein Leser!

Du bist echt meine Rettung. Ich war schon ziemlich verzweifelt, weil ich dachte, meine Story sein nicht gut genug für Comments.

Da man Valtier am Ende nur noch als schlafenden Babydrachen sieht, habe ich mich meiner Fantasie bedient, um seine wiedergeborene Persönlichkeit zu gestalten.

Hier der nächste Teil:



................

Von all dem ahnte Filia nichts. Sie war nur froh, wieder ein solches Schnäppchen gemacht zu haben. Dieser Sommer versprach sehr ertragreich zu werden. Nicht dass sie auf Geld angewiesen war, aber es war lästig, wenn der Vermieter immer am Monatsanfang herein gestürmt kam und lautstark die Miete forderte. Es fehlte nicht viel und er würde auch für den kleinen, schwarzen Drachen einen Aufschlag verlangen. Aber wenn sie diesen neuen Stücken etwas Glanz verlieh, würden sie genug abwerfen, um die Miete für drei Monate im Voraus zu begleichen. Jiros erwartete sie schon.
„Valtier-sama ist eingeschlafen“, rief er ihr entgegen. „Er hat fünf Fische gegessen, fünf ganze mitsamt Kopf und Flossen!“

Filia strich sich eine der Strähnen zurück und sah Jiros streng an. „Hat er auch die Flasche Milch leer getrunken?“

Jiros sah betreten zu Boden. „Ähmm... vielleicht hat er ...“

Filia klopfte mit der Fußspitze auf den Boden, was Jiros noch nervöser machte.

Er räusperte sich und begann von vorn: „Er hat ... so etwa ... ähm..“

„Lass mich raten“, schnitt ihm Filia das Wort ab, „drei Schluck getrunken, weil du ihn auf Knien angefleht hast. Er ist ein Baby, wie oft muss ich dir das noch sagen? Babys mögen nicht immer, was gut für sie ist. Wo ist der Lebertran?“

„In der Küche“, murmelte Jiros kleinlaut.

Filia rauschte in die Küche, die sich hinter dem Geschäftsraum befand und kontrollierte die Flüssigkeitsmenge in der großen braunen Flasche. Der Pegel war niedriger, um etwa genau die Menge, die in einen großen Löffel passte. Sie hob den Löffel von der Abwasch hoch und schnupperte. Ja, er war gefüllt worden. Sie schnupperte in der Abwasch selbst, ja, aber nur ganz schwach. Hmm.. sollte Jiros es diesmal wirklich geschafft haben. Nein, er roch förmlich nach schlechtem Gewissen. Half nur der Drachentest. Filia schlich sich an den Korb heran, in dem Valtier friedlich schlief und schnupperte an seiner Schnauze. Natürlich nicht... keine Spur.

„Jiros!“ Er kam mit gesenktem Kopf in die Küche geschlichen.

„Wohin hast du ihn dieses Mal geschüttet?“

Erst wollte er nicht gestehen, aber dann klopfte ihm Grabos, sein Boss aus alten Tagen, auf den Rücken und er murmelte: „In den Blumentopf auf der Terrasse.“

Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und seufzte tief. „Ihr zwei seid mir vielleicht welche. Bin ich die einzige, die es mit Valtier gut meint? Ihr geht immer den leichtesten Weg. Im Moment ist Valtier nur ein Drachenbaby, das Fisch für starke Muskeln, Milch für kräftige Knochen und gesunde Schuppen und Lebertran für eine glänzende Haut braucht. Ich nehme an, den Karottenbrei hast du selbst gegessen, oder?“

Jiros wollte am liebsten im Boden verschwinden. Filia setzte sich vor den Drachenkorb auf den nächsten Sessel und verschränkte die Arme. „Ihr beide geht und poliert mir die vier Amphoren, die ich einem dieser fahrenden Schwindler, die sich Kaufmänner nennen, abgenommen habe so, bis sie funkeln. Wenn wir morgen wieder öffnen, müssen alle Teile im Geschäft glänzen, dass man sich darin spiegeln kann.

Der Wink war eindeutig. Die beiden rauschten hinaus, als wäre eine Armee goldener Drachen hinter ihnen her.

Filia lehnte sich zurück. „Du kannst aufhören, so zu tun, als würdest du schlafen.“ Der schwarze Drache öffnete langsam die Augen und gähnte betont. „Guten Morgen, Filia-sama.“

„Auch das wird dir nicht helfen.“ Filia nahm die Lebertranflasche, goss den Löffel großzügig voll und hielt ihn dem kleinen, schwarzen Drachen vor die Nase. „Mund auf!“

„Ph!“ Er drehte sich zur Seite, doch Filia hatte das Spiel oft genug gespielt, um alle seine Tricks zu kennen. Mit einem raschen Griff drückte sie ihm die Nase zu, sodass er das Maul öffnen musste, um Luft zu schnappen, dann steckte sie ihm den Löffel voll Lebertran in den Mund und schüttete den Lebertran auf den hinteren Bereich seiner Zunge. Ausspucken konnte er ihn so nicht, also würgte er ihn hinunter.

„Das hätten wir.“ Sie ging in die Vorratskammer und holte dort die Schüssel mit dem restlichen Karottenbrei. „Jetzt noch fünf Löffel davon“, sagte sie und stellt die Schüssel vor den Drachenkorb.
Valtier, der noch unter den Nachwirkungen des Lebertrans litt, versteckte den Kopf unter den Flügeln. „Niemals!“

„Dann willst du also der erste schwarze Drache sein, der eine Brille trägt?“ Filia hatten den Lebertranlöffel gewaschen und rührte nun damit den Brei um. „Ich kann das Gelächter der Anigons bis hierher hören.“

Valtier senkte die Flügel und knirschte mit seinen winzigen Zähnen. Es war frustrierend mit dem Geist und dem Wissen eines voll entwickelten Drachen im Körper eines Babys gefangen zu sein und den erst wieder aufbauen zu müssen. „Na gut, du hast gewonnen“, knurrte er, schloss die Augen und machte das Maul auf.
:::::::::::::::::::

Ich hoffe, es finden sich noch ein paar Leser. Vielen Dank fürs Kommentieren!
 
Auch der Teil war gut! Das mit Valtier ist voll kawaii^^ *gg* :D Aber was ist denn nun mit der Nachtaktion??
(Ich habe bei meiner FF auch net gerade viele Leser.... )
 
danke!

Wenn es hier nicht viele Slayers-Fans gibt, die Valtier-Filia-Xellos Stories mögen, kann man nichts machen. Auch für einen einzigen Leser macht das Schreiben Spaß!

;;;;;;;;;;;;;;;;



„So ist es brav“. Sie fütterte ihm die fünf Löffel Karottenbrei und holte als nächstes die Milchflasche. „Jetzt das noch austrinken und du wirst schnell wieder stark und groß!“

Der kleine Drache zog eine Grimasse. „Das schmeckt so fad“, klagte er.

„Immer noch besser wie zermahlene Kalziumtabletten, oder hast du vergessen, dass dir drei Tage lang schlecht davon war?“ Sie schraubte den Sauger auf die Flasche. „Soll ich sie dir warm machen?“
„Nein, danke. Warm schmeckt sie nur wäh!“

„Hmm... nicht wenn ich davon etwas hinein tue...“ Sie ging zum Schrank und zog das Honigglas heraus. „Die Babys der Menschen mögen es.“

Sie nahm den Sauger wieder herunter, goss die Milch in einen kleinen Topf und erwärmte sie, während sie den Honig hinein rührte. Dann schüttete sie die Milch durch einen Trichter wieder in das Fläschchen, gab den Sauger drauf und hielt die Flasche vor Valtiers Gesicht. „Probier, wenigstens!“
„Einen winzigen Schluck“, sagte Valtier um des lieben Friedens willen und sog einmal kurz ein paar Tropfen in sein Maul. He, das war ja echt nicht übel, das war sogar lecker! Im Nu hatte er die Flasche leer getrunken.

„Na also!“ Filia war sehr zufrieden. Sie hob den Kleinen Drachen aus dem Korb, lehnte ihn an ihre Schulter und klopfte ihm sacht auf den Rücken bis er brav sein Bäuerchen gemacht hatte. Als sie ihn wieder auf den Küchentisch setzte tat sie so, als bemerke sie die verräterischen, roten Flecke auf seinen Wangenschuppen nicht.

Summend holte sie den Topf mit der Kräutersalbe, die sie selbst mischte und begann, diese in die ledrige Haut seiner Flügel einzumassieren. Wie immer schloss Valtier die Augen und genoss dieses Wohlgefühl. Er konnte sich nicht erinnern, dass er in seiner ersten Kindheit solche Fürsorge erlebt hatte. Ihm waren nur verschwommene Bilder einer eher kalten, ungemütlichen Höhle in Erinnerung, in der sich viele Drachen drängten. Er wusste noch von einigen Altersgenossen, von Fischen, Früchten und Getreide, das man vor ihnen aufgehäuft hatte und wie sich alle auf die Nahrung gestürzt hatte, aus Angst, sonst hungrig zu bleiben. Denn es war immer noch Krieg gewesen, Krieg gegen die Monster und Nahrung war knapp. Er erinnerte sich an rissige Flughäute und wie er von selber draufgekommen war, dass er sie mit Fischtran geschmeidig halten konnte. Kein Vergleich zu seiner zweiten Kindheit in diesem hellen Haus, dem warmen Korb und der Fürsorge, die ihn umgab. Wie immer wurde er ziemlich rasch müde und kletterte gähnend in seinen Korb zurück. Den Kopf auf die Vorderbeine gebettet hörte er schon halb im Traum, wie Filia ein Schlaflied summte.

Sie blickte mit weichem Lächeln auf den Drachen hinab und erhob sich leise. Auf den Zehenspitzen schlich sie hinaus, um ihn nicht aufzuwecken. Sie hatte sich damals geschworen, alles dran zu setzen, dass dieser schwarze Drache die Welt lieben lernen würde, so wie sie es tat. Niemals wieder sollte er in Verzweiflung versinken wie damals, als er aus Rache und Bitterkeit alle und alles vernichten wollte.
Kaum hatte sie die Küchentüre behutsam ins Schloss gedrückt, straffte sie die Schultern und wandte sich dem Geschäft zu. Soeben kam ein muskulöser Barbar herein, dessen dunkle, zottelige Haare wirr auf den Rücken fielen. Filia lächelte ihm freundlich entgegen. „Was kann ich für Sie tun?“

„Ich ...“, der Barbar kratzte sich verlegen am Hinterkopf, „bin eigentlich nur auf der Durchreise und ich brauche ein Souvenir für meine Verlobte.“

„Und an was genau haben sie gedacht?“ Filia kam hinter dem Tresen hervor und deutete auf eine Reihe elegant geschwungener Krüge. „Diese hier sind das Werk eines heimischen Töpers nach alter Tradition gefertigt und in dem indigo-blau für das diese Region bekannt ist.
„Nun.. ich ... ähm...“

„Oder dachten Sie an etwas echt antikes? Ein wahres Meisterwerk ist diese Vase aus dem fernen Kirastan. Sie stammt aus der Zeit von Kaligo, dem Eroberer. Beachten Sie die gezackte Linie hier und den unvergleichlichen Schwung der Henkel. Wie alle Stücke dieser Periode...“ Sie hielt inne, denn der Blick des Barbaren hing keineswegs an einem ihrer wunderbaren Gefäße. Ein wissendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie nickte. „Dass ich daran nicht gedacht habe... Ihre Verlobte ist natürlich nicht an solchem Schnickschnack interessiert. Irgendwelche Vorlieben?

„Eichenholz.“

„Davon haben wir hier drüben ein paar sehr ausgewogene Exemplare. Sie sind übrigens im Sonderangebot, drei Silbermünzen günstiger als sonst. Möchten sie vielleicht ein paar Probeschwünge machen?“

Er nickte, woraufhin Filia eine Seitentüre öffnete, die in einen kleine Hof führte. Dort stand eine überlebensgroße, massige Holzfigur, eingepackt in dicke Strohbündel.

Der Barbar packte eines der Sonderangebote, schritt auf den Hof und drosch damit auf die Holzfigur ein, dass es nur so stob.

„Wie ist das Gefühl?“, fragte Filia höflich. Sie machte nie eine Bemerkung über die Technik ihrer Kunden.

„Sie zieht etwas nach links.“

„Hmmm....“ Filia streckte die Hand aus und nach einigem Zögern legte der Barbar die schwere Waffe hinein. Statt vom Gewicht in die Knie gezwungen zu werden, wog sie die Keule locker in einer Hand, warf sie in die Luft, fing sie am Griff mit einer Hand wieder auf schmetterte sie gegen die Holzfigur, dass diese erzitterte.

„Stimmt, ich werde ein strenges Wort mit dem Hersteller wechseln. Wenn Sie sie trotzdem haben wollen, gebe ich Ihnen drei weitere Silberstücke Rabatt.“

Der Barbar klappte den Mund wieder zu, wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete Filia mit großem Respekt. „Ich nehme sie. Meine Verlobte ist da nicht so heikel. Können Sie mir den Schwung von vorhin noch einmal zeigen?“

„Warum nicht? Zuerst locker in der Rechten halten, aber nicht zu locker. Dann etwas in die Knie gehen zur besseren Federung, sich etwas zurück drehen, damit der Körper Schwung dazu gibt. Nicht vergessen, dass der Ellbogen abgewinkelt sein muss...“
::::::::::::::::::::::

Ich hoffe, dass dir (und allen, die es sonst noch lesen) dieser Teil gefallen hat!
 
ich weiß gar nicht, was die alle haben! Deine FF ist doch gut^^ Am besten ist die Fütterung^^ *ggg* :D Super beschrieben! Also, auch wenn ich nur eine bin, die postet, gibt es bestimmt welche, die diese FF lesen, aber nicht antworten^^ Schreib einfach weiter, mit der Zeit kommen auch mehr Leser^^
 
Danke fürs Lesen!

Hier ist der Abschluss des ersten Kapitels. Danke für deinen Kommentar, das macht echt Mut. Mir gehts auch bei meiner Conan-Story nicht anders, offenbar keine Fans von diesem Anime im Forum oder die Geschichte ist einfach zu schlecht...
Du bist echt Gold wert!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Zwei Stunden später schloss Filia zufrieden das Geschäft. Heute hatte sie gleich drei Keulen und vier Gefäße verkauft und damit genug Geld für die nächste Miete zusammen. „Filia-sama“, kam es aus dem Nebenraum, wo noch immer fleißig die Neuerwerbungen poliert wurden. „Filia-sama, ist es jetzt endlich gut genug?“

„Mal sehen.“ Filia war nicht geneigt Gnade vor Recht ergehen zu lassen, schon gar nicht wenn es um schöne, alte Stücke ging. Und so nahm sie auch dieses Mal eine Lupe um jede Rille der vier Amphoren zu kontrollieren, ehe sie mit nach einem strengen Blick in die erschöpften Gesichter schließlich nickte.

„Ufff!“ Jiros lehnte sich an die Wand und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Exboss schnaufte erleichtert tief durch. „Filia-sama, mir hängt der Magen in den Kniekehlen, dürfen wir was essen gehen?“

„In der Küche steht noch der Topf mit der Bohnensuppe und frisches Brot habe ich heute morgen eingekauft. Bedient euch ruhig.“

„Und was ist mit dir, Filia-sama?“ Eine Spur schlechten Gewissens war auf seinem Gesicht abzulesen.
„Keine Sorge, ich verhungere schon nicht!“, lachte sie. „Ihr habt euch noch immer nicht daran gewöhnt, wie? Wir goldenen Drachen kommen wenn nötig Jahre lang ohne Nahrung aus.“
„Aber nur in Echsengestalt, nicht wahr?“, erinnerte sich Grabos dunkel an eine Erzählung von Valtier aus alten Tagen. Im Menschengestalt habt ihr denselben Verbrauch wie andere Warmblüter.
Filia machte ein überraschtes Gesicht. „Du bist nicht übel informiert, Grabos. Ja, stimmt, ich esse als Mensch meistens dreimal am Tag, aber ich hatte schon einen Apfel und daher genügt mir eine Tasse Tee.“

Sie sah den beiden nach, als sie in der Küche verschwanden. Den Korb mit Valtier hatte sie längst wie jeden Abend in ihr Zimmer gebracht. „Wascht aber nachher die Teller und den Topf ab!“, rief sie ihnen nach, ehe sie die Treppe hinauf stieg.

In ihrem Zimmer war es dunkel, aber das Sternenlicht, das durch das große Fenster herein fiel, genügte ihr. Valtier schlief friedlich in seinem Korb auf dem kleinen Tisch. Filia öffnete das Fenster einen Spalt, damit die Kühle der Nacht die aufgestaute Sommerhitze etwas lindern konnte. Nicht dass sie als goldener Drache mit Hitze Schwierigkeiten gehabt hätte, aber ihr menschlicher Körper fühlte sich bei stickigen dreißig Grad nicht wohl.

Nachdem sie die Kleider abgelegt, sich gewaschen und ein leichtes Nachtgewand übergestreift hatte. Setzte sie sich in den Stuhl am offenen Fenster und bürstete die langen, blonden Haare. Wie lange war es nun schon her, dass sie zusammen mit dieser unmöglichen Schwarzmagierin durch die Welt gezogen war? Etwas mehr als ein Jahr. Seitdem war das feilschen um Vasen und Keulen der Spannungshöhepunkt jeden Tages. Ihr Dasein war nun friedlich und mit den beiden Helfern da unten und dem Drachen im Korb konnte man nicht von Einsamkeit sprechen, dennoch, es fehlte ein Element, etwas, das ihr Blut zum Kochen brachte und ihr das Gefühl gab, durch und durch am Leben zu sein. Über ihre eigenen Gedanken erschrocken ließ sie die Bürste sinken. Konnte es sein, dass sie IHN vermisste? *Undenkbar*, sagte sie sich selbst und begann, die Haare zu einem festen Zopf zu flechten, damit sie sich im Schlaf nicht verknoteten. Es war nahe Mitternacht, als sie nach einem letzen Blick auf den schlafenden Babydrachen unter die Decke kroch.

Sie wanderte in ihrem Traum gerade durch eine Säulenhalle, wo es von kostbaren Vasen und Krügen nur so wimmelte, da schrecke ein lautes Klirren sie aus dem Schlaf. Im Nu war Filia hellwach und auch der kleine Drache saß mit weit aufgerissenen Augen und aufgeregt schlagenden Flügeln im Korb. „Da hat unten jemand bei der Hintertür die Scheibe eingeschlagen“, fauchte er.

„Nicht nur das“, Filias Augen funkelten vor Wut, „offenbar benimmt sich da jemand wie der Elefant im Porzellanladen.“

Sie warf sich einen Morgenmantel über und griff nach der Keule, die griffbereit in einer Ecke lehnte. „Diesen Typen werde ich das Fürchten lehren!“

Mit zwei Flügelschlägen saß der kleine Drache auf ihrer Schulter. „Und ich werde ihnen einheizen, mich aus dem Schlaf zu holen...!“

„Kommt nicht in Frage!“, sie packte ihn und setzte ihn resolut in den Korb zurück. „Das ist viel zu gefährlich für deinen Körper. Dein Feuer ist noch lange nicht soweit, dass du es als Waffe einsetzen kannst. Keine Angst, wir werden dich beschützen.“

Er protestierte, aber sie ließ sich nicht erweichen und schloss die Tür hinter sich zu.
Hier draußen im Flur war das Klirren noch viel lauter, jetzt konnte sie auch Schritte und Stimmen hören. Es mussten mindestens zehn Eindringlinge sein, die ihre geliebten Gefäße kurz und klein schlugen.

„Das ist vielleicht eine dumme Gans“, tönte eine rauhe Stimme, „stellt Keulen auf, sodass man nur noch zugreifen und losschlagen muss. Wer so dämlich ist, verdient es nicht anders.“
„Ihr elenden Einbrecher, nehmt das!“ Das war die Stimme des Fuchses. Er würde doch nicht mitten unter den Krügen und Vasen...?

Sie erreichte gerade das Treppengeländer, da krachte es, sodass der Boden bebte und die Fensterscheiben zitterten. Von dem Lärm der vielen, zerberstenden Gefäße ganz zu schweigen...
„Jiros! Was hast du getan?!“ Ihre Stimme übertönte den Nachhall der Explosion. Eine Wolke Rauch und staub trieb aus der offenstehenden Tür des Geschäfts- und Lagerraumes. Filias Augen tränten und sie musste husten, während sie die Treppe hinab eilte. Aus dem Lagerraum erklang ebenfalls mehrstimmiges Husten und Keuchen.

Als Filia an der Türe ankam und sie in den Raum stolperte, bot sich ihr ein entsetzliches Bild. Grabos lag K.O. am Boden, an den Wänden saßen, kauerten und lehnten ein gutes Dutzend maskierte Gesellen in dunklen Umhängen. Einer der Einbrecher zeichnete sich durch besondere Beleibtheit aus. Sie alle waren umgeben von unzähligen bunten Scherben. Kaum ein Gefäß stand noch an seinem Platz, lediglich die Neuerwerbungen, die ganz hinten im Regal aufgestellt worden waren, hatten die Kerle verschont.

Ende des ersten Teils
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich freue mich auf deine Meinung!
 
Wow! Einfach nur stark! Ich weiß gar nicht, was ich großartig dazu sagen könnte... hmm,... das einzige sind winzige Rechtschreibfehler... sonst eigentlich nichts! Schreib weiter!! *gespannt ist*
 
Hier der nächste Teil.

Nochmal danke für den Kommentar. Wegen der Schreibfehler, ich habe diese Geschichte damals im Sommer innerhalb von zwei Wochen heruntergetippt, um sie für einen FF Wettbewerb fertig zu haben. Daher habe ich sicher jede Menge Flüchtigkeitsfehler drin. Sorry.

Hier der nächste Teil!

~~~~~~~~~~~~~
Versiegeltes Licht
Teil 2

Der Fuchs kniete neben seinem ehemaligen Boss und schüttelte ihn. „Boss, wach doch auf!“ Da bemerkte er Filia, die mit glühenden Augen ihre schwere Keule schwang.

„Warum hast du das getan?“ Selbst ihre Stimme klang wie aus einem tiefen Grab und alle seine Haare stellten sich auf.

„Es ... es ging nicht anders, Filia-sama“, winselte er und sah sich nach einem Versteck um. „Sie waren in der Überzahl und hatten den Boss in der Mangel!“

Nun erst wandte sich Filia den Eindringlingen zu. Der dicke Dieb schwitzte aus allen Poren und suchte vergeblich nach einem Schlupfloch. Filia ließ die Keule sinken, trat an den Dicken heran und riss ihn am Kragen in die Höhe. „Warum seid ihr hier eingebrochen, was wollt ihr von mir?“

Nichts ... ähm ... nichts für ungut...“, stammelte er und wedelte hektisch mit beiden Armen. „Seine ... es war alles seine Idee!“ Er deutete nach einem hageren Eindringling, der ziemlich viel von der Explosion abbekommen hatte und völlig groggy in einem Winkel hing.

Mit einem angewiderten Schnauben ließ Filia den Dicken auf den Scherbenhaufen fallen und wandte sich dem Rädelsführer zu.

Das war ein Fehler. Kaum kehrte sie dem Dicken den Rücken, krabbelte dieser auf allen Vieren hinaus ins Freie, während sie den bewusstlosen Einbrecher mit Ohrfeigen wachzurütteln versuchte.
Von dieser sicheren Entfernung aus, feuerte er seine Kumpane, die sich mittlerweile von der Explosion erholt hatten mit lauten Rufen an: „Los, auf sie, aber lasst meine Amphoren heil!“
„Du bist es!“ Filia funkelte ihn durch die offenen Türen und über den Flur hinweg an
an. „Du bist der Typ von dem ich die Amphoren gekauft habe, du dreckiger Lump!“

„Wer ist hier der Lump?“, kreischte der Entlarvte und zerrte sich die Maske vom Gesicht. „Du Hexe, hast nur ein paar lumpige Silberstücke für die unbezahlbaren Schätze bezahlt und sie mir geradezu abgepresst! Jetzt, da du mein Gesicht gesehen hast, wirst du nicht lebend davon kommen!“

Der Meinung schienen auch die sieben bulligen Gestalten zu sein, die Filia umringten. Doch statt Angst zu zeigen, schwoll Filias Zornesader an und ...

„Verdammt, was ist das für ein Teil!“, einer der Angreifer deutete auf den Drachenschwanz, der unter Filias Unterrock hervorschaute. „Das ist nicht menschlich, sie ist nicht menschlich. Schaut nur, wie sie die Keule schwingt. Nur raus hier!“

Ehe Filia mit ihrem weit ausholenden Schlag sie alle von den Füßen fegen konnte, hatten diese bereits die Beine in die Hand genommen. Filia packte die drei übrig gebliebenen Einbrecher nacheinander am Kragen und warf sie den Flüchtenden hinterher.

Inzwischen waren in den Häusern ringsum die Lichter angegangen. Fenster wurden aufgerissen und aufgeregte sowie ängstliche Stimmen fragten, was denn da los sei.

„Ist schon erledigt!“, rief Filia und entschuldigte sich vielmals für ihren lauten Besuch, der offenbar den Heimweg nicht mehr hatte finden können.

Als endlich alle Nachbarn wieder beruhigt zu Bett gegangen waren, entzündete Filia alle Lampen, um den Schaden zu begutachten.

Grabos war wieder zu sich gekommen und hatte glücklicherweise außer einer gewaltigen Beule keinen weiteren Schaden erlitten.

Mit dem Geschäft freilich sah es ganz anders aus. Filias Gesicht wurde bleicher und bleicher während sie die Regale abschritt und die noch heilen Gefäße zählte. Ganze fünfzehn Stück von über hundert waren ohne Sprung und Kratzer. Die Keulen hingegen waren allesamt noch heil, allerdings hatte das Holz unter der Rauchbombe sehr gelitten und zahlreicher Brandflecke setzten den Wert der Waren nochmals herab.

Sie scheuchte den Fuchs und Grabos aus dem Raum. „Aufräumen müssen wir morgen, heute Nacht bringen wir ja doch nichts Gescheites zustande. Seht zu, dass ihr eine Mütze voll Schlaf kriegt, morgen steht uns viel Arbeit bevor.“

Filia selbst löschte wieder alle Lampen und schlurfte total am Boden zerstört zurück in ihr Zimmer, wo Valtier schon auf sie wartete. „Was ist geschehen?“, fragte er entsetzt, als er ihre deprimierte Miene sah.

Sie ließ sich auf das Bett fallen und vergrub ihr Gesicht in den Händen. „Meine wunderschönen Gefäße, meine Keulen... das Geschäft ist zerstört, unsere Existenz dahin... womit kaufe ich dir morgen nur deinen Spinat und die Karotten?“

„Das ist das letzte, worum du dir Gedanken machen musst“, sagte Valtier und schüttelte sich. „Erzähl mir lieber genauer, was passiert ist.“

Stockend brachte sie ihren Bericht vor.

„Das sieht Jiros wieder mal ähnlich. Sobald Grabos etwas zustößt, ist bei ihm der Ofen aus. Er hat es sicher nicht böse gemeint und es tut ihm bestimmt sehr leid, was er angerichtet hat. Mich wundert nur, dass du die eigentlichen Schuldigen so ohne weiteres hast laufen lassen.“

Sie hob den Kopf und schnitt eine Grimasse. „Am liebsten hätte ich sie in Stücke gerissen, aber du weißt nur zu gut, was die letzen beiden Male passiert ist, als ich meiner Wut nachgegeben habe.“
Der schwarze Drache nickte. Ja, er erinnerte sich noch sehr gut an ihr erstes Geschäft und wie wohl sie sich in dieser Stadt gefühlt hatten, bis der betrunkene Sohn des Bürgermeisters meinte, sich an eine alleinstehende Schönheit ohne große Mühe heran machen zu können. Filia hatte ihn windelweich geprügelt und die schönen Haare durch einen Feuerball angekohlt, woraufhin er sie öffentlich als gefährliche Hexe denunziert hatte. Bei Nacht und Nebel hatten sie ihre Sachen auf einen Wagen laden und verschwinden müssen, ehe die aufgebrachten Bürger mit ihren Steinen und Fackeln angetrabt kamen, um Lynchjustiz zu üben.

Nicht viel anders war es ihnen in der nächsten beschaulichen Kleinstadt ergangen, nur dass es diesmal eine Horde betrunkener Rowdies gewesen war, welche die Auslage des Geschäfts zertrümmert und sich in einige der Vasen erleichtert bzw. übergeben hatten. Filia war gnädig gewesen und hatte ihnen nur drei Feuerbälle vor die Zehen gespuckt, aber ein paar neidische Frauen aus der Nachbarschaft, deren Männer immer Stielaugen bekamen, wenn Filia a ihnen vorbei spazierte, hatten das beobachtet. Gerüchte haben die Tendenz zu wachsen, während sie verbreitet werden und zuletzt hieß es, dass Filia eine Dämonin sei, welche Männer in ihr Geschäft locke, sie dort verführte, röste und verspeise. Diesmal war ihre Flucht noch viel knapper ausgefallen und die Steine, welche die wütende Menge ihrem Wangen nachwarf hatten ein paar der Krüge sogar getroffen und zerschrammt.

Irgendwie hatte Valtier nur darauf gewartet, dass Filia in dieser Stadt eine ähnliche Enttäuschung widerfuhr. Menschen waren eben Menschen und ihre Freundlichkeit nichts als Tünche. Sobald man daran kratze, kamen Neid und Missgunst zum Vorschein, wucherten Vorurteile wie Brombeerranken, nicht achtend wen ihre Stacheln trafen.

Er seufzte und flatterte zu ihr auf das Bett. *Wenn ich schon soweit wäre, menschliche Gestalt annehmen zu können, würde ich ihr auf die Schulter klopfen, aber das dauert bei dem Körper noch hundert Jahre...* So begnügte er sich mit einer Geste, die er Nachbars Katze abgeschaut hatte und rieb sein Köpfchen an ihrer Hand. „Du hast das absolut richtige gemacht!“, sagte er entschieden. „Wir beide können nichts für die Engstirnigkeit dieser Menschen. Was ist schon dabei, wenn wir wieder umziehen. Wir vier sind wie eine Familie und halten zusammen.“
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Danke fürs Lesen und ich bin gespannt auf deine (eure?) Meinung!
 
So viele Fehler sind da auch nicht drin! Aber deine schreibweise gefällt mir, ist ziemlich spannend deine FF zu lesen! Aber wie lang/lurz ist denn deine FF, wenn die für einen Wettbewerb war?? Oder machst du die noch länger?
 
nicht meine längste

Es war nicht meine längste Geschichte, nun, es sind gesamt 32 Seiten im Word, bei Arial 10 und einfachem Zeilenabstand.
Die Einteilung in Kapitel habe ich erst später gemacht.

Da ich vor lauter Eile beim Schreiben mir nicht mehr die Zeit genommen habe, Slayers Try wieder aufzuschauen habe ich auch ein paar inhaltliche Patzer drin, so denke ich jedenfalls. Wenn du auf so etwas stößt, bitte sagen, damit ich es ausbessern kann.

Danke, dass du die Geschichte kommentierst. So macht es Spaß, sie zu posten!
 
noch ein Teil

Und hier noch ein Stück der Geschichte.

~~~~~~~~~~

Sie lächelte unter Tränen, hob ihn sacht hoch und gab ihm einen Kuss zwischen die Augen. „Du bist echt süß, Valtier“, murmelte sie ihm ins Ohr und setzte ihn in den Korb zurück. „Lass uns schlafen, morgen ist auch noch ein Tag.“

...

Der nächste Tag begann mit schlechten Vorzeichen. Im hellen Sonnenlicht sahen die Verwüstungen noch viel schlimmer aus. Auch in den Wänden waren zahlreiche Dellen und der Hausbesitzer, den wohl besorgte Nachbarn verständigt hatten, klopfte an die Tür noch ehe sie mit dem Aufräumen so richtig beginnen konnten.

Das Gesicht des knochigen, alten Herrn wurde länger und länger je mehr er von dem Schaden zu Gesicht bekam. „Das wird teuer, das wird teuer...“, ächzte er bei jeder Delle, bei jedem Brandflecken und bei jeder Scherbe, auf die er trat.

„Das ist mir klar“, hielt sich Filia eisern in Zaun. „Ich werde mich darum kümmern, dass jemand die Schäden behebt und dass alles wieder so aussieht, als wären diese Einbrecher nie gekommen.“
„Einbrecher?“, der alte Herr schob seine Brille zurecht und blinzelte durch die dicken Gläser. „Welche Einbrecher denn? Was haben sie gestohlen?“

„Sie wollten einige der Vasen stehlen, aber dann ging aus Versehen eine Bombe hoch, mit der sie wohl ihre Spuren verwischen wollten und hat alle Vasen im Geschäft zertrümmert wie Sie sehen.“
„Warum haben sie nicht die Stadtwache verständigt?“

„Die Diebe sind nach der Explosion Hals über Kopf geflohen und ich war so entsetzt über den Schaden, dass ich wohl nicht mehr habe klar denken können.“ Sie legte sich dramatisch den Handrücken auf die Stirn und seufzte gekonnt unter der schweren Bürde, als alleinstehende Frau mit einer solchen Bürde beladen zu sein. Wie immer wirkte ihre Schwäche und die Aura der edlen Hilflosigkeit, die sie verströmte und der Vermieter zuckte die Achseln. „Meine Miete für die nächsten drei Monate habe ich ja schon bekommen. Bis dahin läuft das Geschäft sicher wieder, hoffe ich.“
„Da bin ich mir sicher. Die Küche ist noch heil“, strahlte Filia ihn an. „Möchten Sie eine Tasse Kaffee?“
Der Vermieter zog seine dicke Taschenuhr hervor, klappte sie auf und schüttelte nach einem Blick darauf bedauernd den Kopf. „Tut mir leid, schönes Kind, vielleicht ein andermal.“ Filia brachte ihn zur Haustüre und wie schon öfters gab er ihr noch einen Klaps auf die vier Buchstaben, ehe er hinaus spazierte.

Filia winkte ihm noch nach, trat wieder in den Flur, schloss die Tür und lehnte sich erschöpft an die Innenseite. „Dieses alte Ferkel“, knurrte sie. „Wenn es nicht wegen der Miete wäre, würde ich ihn am liebsten...“ In ihren Augen flackerte goldenes Feuer.

„Filia-sama“, Jiros deutete auf den Drachenschwanz, der wild hin und her peitschte.
„Oh!“ Filia atmete tief durch und der Drachenschwanz verschwand. „Ich muss mich besser beherrschen lernen“, seufzte sie. „Habt ihr die Schaufeln und Besen?“, fragte sie die beiden. Prompt hielten sie Gefordertes in die Höhe.

„Gut, dann schau ich im Keller nach, ob wir noch ein paar Säcke unten haben, in welche wir die ganzen Scherben füllen können.“

Unten im Keller war es kühl und finster. Neben Gläsern mit eingelegtem Gemüse, Säcken mit Reis, Kisten mit Kartoffeln und verschrumpelten Äpfeln lagen tatsächlich noch ein paar leere Jutesäcke. Seufzend zählte sie zwaznig davon ab und brachte sie nach oben, wo Jiros und Grabos unter den Kommandos von Valtier, der sich auf der Ladentheke breit gemacht hatte, die Scherben zu einem großen Haufen kehrten.

Der Tag verstrich, ohne dass das Geschäft geöffnet wurde. Da sie es bis um die Mittagszeit geschafft hatten, alle Scherben verschwinden zu lassen, sowie Wände und Boden geputzt waren, schickte Filia Jiros los, um einen Maler, einen Glaser sowie einen Bodenleger zu rufen. Die drei Handwerker tauchten der Reihe nach auf, besahen sich den Schaden und Filia musste ihre ganze Schauspielkunst aufbieten, um die unverschämten Preise auf ein akzeptables Maß zu drücken. Sie zahlte die Hälfte gleich und erklärte, den anderen Teil erst zu zahlen, wenn die Arbeit zu ihrer Zufriedenheit erledigt worden war. Dann machten sie die Termine aus und als endlich alle drei abgezogen waren, setzte sich Filia erschöpft in die Küche. „Das waren unsere ganzen Ersparnisse“, seufzte sie. „Ich habe keine Ahnung wovon wir diesen Monat leben, bzw. neue Gefäße und neue Keulen kaufen sollen, von den Resthonoraren der Handwerker ganz zu schweigen.

Selbst Valtier fiel keine passende Aufmunterung ein. Es sah wirklich aus, als würden sie bald wieder von hier weg ziehen müssen und diesmal ohne Kapital, um sich eine neue Existenz aufbauen zu können.

Um Filia nicht noch mehr zu deprimieren schluckte der kleine Drache seinen Lebertran und die Milch ohne jedes Murren. Filia kochte einen Topf Reis für sich und die beiden anderen, dazu gab es eingelegtes Gemüse.

„Nicht verzagen, Chef“, versuchte es Grabos, als sie zu dritt bei Tisch saßen. „Wir haben immerhin noch drei heile Gefäße, nicht wahr?“

„Zwei“, machte Jiros den Aufmunterungsversuch zunichte. „Die eine Amphore hat einen ziemlich bösen Riss auf der Rückseite.“

„Waaas?“ Filia schob ihren Teller zur Seite, warf die Serviette hin und stürmte in den Geschäftsraum. Tatsächlich. Sie hatte es vor lauter Arbeit und Sorgen versäumt, die drei Amphoren zu überprüfen. Der Riss sah frisch genug aus, um von gestern Nacht zu stammen. Frustriert tat Filia etwas, das niemand von ihr erwartet hätte. Sie schleuderte die Amphore zu Boden und das Gefäß zersprang.
„Aber Filia-sama!“ Jiros und Grabos starrten sie erschrocken an.

„Was ist denn in dich gefahren?“, fragte der Drache kopfschüttelnd und ließ sich mit ein paar Flügelschlägen neben den Scherben nieder. „Hättest du nicht besser versuchen sollen, ihn zu flicken?“

„So tief würde ich niemals sinken“, schnaubte Filia. „Für dich ist es übrigens längst Zeit, schlafen zu gehen und ihr zwei“, sie wandte sich Jiros und Grabos zu, „ihr zwei räumt den Dreck hier weg!“
„Sofort!“ Grabos rannte nach dem Besen und Jiros holte einen weiteren Jutesack aus dem Keller. Während sie die Scherben auf eine Schaufel kehrten machte sich Filia mit dem Drachen auf dem Arm auf den Weg in ihr Schlafzimmer. Sie war gerade am Fuß der Treppe angelangt, da rief Jiros aufgeregt: „Filia-sama! Seht euch das an!“

Filia machte kehrt und runzelte die Stirn. „Was gibt es denn?“

Jiros hielt aufgeregt den Boden der Amphore hoch. Er war ungewöhnlich dick und ein Stück war abgebrochen. Aus der Bruchstelle ragte ein gelbliches Papier.
~~~~~~~~~~~~~~~

Wie hat es euch gefallen?
 
Ich bin einfach begeistert! Mir hat es ziemlich gefallen^^
Es sind winzige RS fehler drin, aber die fallen so gut wie gar nicht auf^^ und vom Inhalt ist das auch ok^^
Was du meintest mit inhaltliche Fehler. Es ist deine Geschichte! Du lässt das passieren, denn ich glaube nicht, das du die genaue Story von Slayers postest, oder? Von daher kann ich in der Hinsicht nicht meckern^^ Also poste weiter!
 
es freut mich,

dass du weiter gelesen hast. Ich habe so ein paar Geschichten wie diese mit null bis zwei kommentierenden Lesern... daher bin ich sehr froh um jeden einzelnen von ihnen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~+


„Ein doppelter Boden, kein Wunder, dass die Amphore etwas schwerer war als die anderen und ich dachte schon, der Töpfer hätte einfach dickeres Material verwendet“, wunderte sich Filia. Neugierig zupfte sie an dem Stück Papier und hielt plötzlich ein mehrfach gefaltetes Blatt in Händen. „Ob das eine Nachricht ist?“, fragte Grabos aufgeregt.

„Vielleicht ein Liebesbrief?“, dachte Jiros laut und dachte seufzend an die nette Füchsin und den kleinen Fuchsjungen, die er damals verlassen hatte müssen.

„Oder es ist ein Geheimrezept“, war Valtiers Vermutung.

Filia blickte von einem aufgeregten Gesicht zum nächsten. Was, wenn auf dem Blatt nur ein „Ätsch, reingefallen!“ stand? Sie ging voran in die Küche und faltete das Blatt vorsichtig auseinander.

Es war leer. Enttäuschung löste die Spannung ab und mit einem „Tut mir ehrlich leid, aber der Töpfer hatte wohl einen sonderbaren Humor“, hielt Filia das Papier in die Kerzenflamme, um es zu entsorgen.
Aber...

Es wollte nicht brennen. „Das gibts doch nicht!“ Filia legte es in die Abwasch, holte kurz Luft und spuckte einen Feuerball darauf. Eine blaue Stichflamme zuckte empor und Filia machte einen Satz rückwärts. Doch das blaue Feuer erlosch so rasch wie es gekommen war. Filia riskierte einen vorsichtigen Blick in die Abwasch, doch statt einem Häufchen Asche lag ein schneeweißes Blatt Papier darin. Es schien auch größer geworden zu sein. Mit dem Fingerspitzen hob sie es heraus, legte es erneut auf den Tisch und faltete es wiederum auseinander. Es war nicht länger leer.
„Eine Landkarte!“, entfuhr es Jiros.

„Genau und schau mal, dort drüben ist ein x mitten im Meer“, ereiferte sich Grabos.

„Eine Schatzkarte!“ Auch Valtiers Augen funkelten nun vor Unternehmungslust. „Das ist die Lösung für unser Geldproblem!“

„Wirklich?“, Filia beugte sich tiefer hinab. „Es fehlen Namen, die Karte ist völlig unbeschriftet und was soll der runde Fleck da unten?“ Sie tippte auf eine glänzende rote Stelle in einer Ecke. „Sieht fast aus wie Blut, aber ...“

Der kleine Drache beschnüffelte den Fleck. „...aber es ist nicht das Blut von Menschen. Es ist Drachenblut.“

„Drachenblut?“ Filia tat es ihm nach und nickte. „Aber nicht von meiner Art.“

„Auch nicht von meiner“, sagte der schwarze Drache. „Trotzdem, dem Glanz nach kann es nur ein High Dragon verloren haben.“

„Verloren?“, Jiros rümpfte die Nase. „Sieht das nicht eher aus, als wäre es absichtlich drauf getropft worden?“

Valtier und Filia sahen sich an. „Da könntest du recht haben“, sagte Filia zögernd. „Immerhin ist der Tropfen so gefallen, dass er keine einzige Linie der Karte getroffen hat.“

„Hmm...“, meldete sich nun auch Grabos. „Ich habe mich eine Zeitlang als Schatzsucher versucht, damals, als ich noch beide Augen hatte und jung war. Doch eine solche Karte habe ich noch nie gesehen. Sie ist viel zu aufwändig und zu detailliert für eine menschliche Schatzkarte. Könnte es sein, dass ein Drache in Menschengestalt sie gemalt hat?“

Filia kniff die Augen zusammen und studierte die Linien sorgfältig. „Unmmöglich ist es nicht. Fragt sich, was dieses x im Meer zu bedeuten hat.“

„Kann es ...“, der kleine Drache zögerte sichtlich, die Sprache drauf zu bringen, „kann es sein, dass es sich um das Verschollene Volk handelt?“

Filia sog scharf die Luft ein. „Du weißt davon?“

„Mein Drachenvolk hat nicht immer isoliert gelebt“, gab Valtier schnippisch zurück. „Auch bei uns erzählte man sich Geschichten über jenes Volk, das mitten in der großen Schlacht verschwand. Wir haben stets gerätselt, ob die Monster sie in einen Hinterhalt gelockt und getötet haben.“

„Jedenfalls sind sie nie wieder in ihre Klippenhöhlen zurückgekehrt, es gab unter den goldenen Drachen auch verschiedenste Gerüchte. Jemand meinte sogar, dass es möglich wäre, dass ein anderes Drachenvolk das gleiche mit ihnen getan hatte, wie wir mit euch.“ Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme leiser und leiser. Die Reue, die aus ihrem Gesicht sprach, rührte Valtier, aber natürlich überspielte er diese weiche Regung, indem er das Blatt umdrehte. Keine schlechte Idee wie sich herausstellte, denn sonst hätten sie die äußerst schwach gemalten Zeichen in einer Ecke des Blattes übersehen. „Das ist ein uralter Dialekt“, murmelte Filia und runzelte die Stirn während sie sich bemühte, die Zeichen zu entziffern. „Wenn ich recht lese, steht da: „Befreit das versiegelte Licht, wenn die Dunkelheit nach euch greift und die Tausend Funken werden sie vertreiben.“

„Ich kann leider keine alten Dialekte lesen“, gestand Valtier. „Also werde ich dir vertrauen.“
„Ob das versiegelte Licht ein großer Schatz ist?“, fragte Jiros halblaut.

„Was auch immer, wenn es wertvoll ist, sollten wir es uns ansehen“, stimmte ihm Grabos zu.

„Oh nein!“, Filia verschränkte beide Arme. „Ihr zwei werdet hier bleiben und den Handwerkern auf die Finger schauen.“ Sie kramte einen kleinen Lederbeutel hervor. „Das ist der allerletzte Rest unserer Ersparnisse. Braucht also zuerst den Reis und die Kartoffeln im Keller auf, ehe ihr es ausgebt.“ Sie drückte Jiros den Beutel in die Hand. „Ich und Valtier sind die einzigen Drachen hier, also werden wir der Sache nachgehen.“

„Und wir?“ verlangte auch Grabos zu wissen.

„Ihr zwei passt mir natürlich auf den Laden auf und schaut den Handwerkern auf die Finger. Ihr könnt alle übrig gebliebenen Keulen abschmirgeln und frisch imprägnieren und dann verkaufen. Das sollte zumindest einen Teil der Reparaturkosten abdecken. Ich werde eine Liste aufstellen, was ihr wofür verlangen könnt und wie weit runter ihr euch handeln lassen dürft. Macht mir nur keinen Ärger, also keine Schlägereien, keine Saufgelage und keine Einbrüche. Ich muss mich auf euch verlassen können.“

Die beiden sahen sie an und nickten eifrig.

„Wunderbar!“, strahlte Filia und umarmte erst den einen, dann den anderen. „ich wüsste nicht, was ich ohne euch täte.“
„Natürlich müssen wir erst mal wissen, wohin die Reise gehen soll“, meldete sich Valtier zu Wort. „Da die Karte keine Namen verrät, kann es einer von hundert Küstenabschnitten sein, vor allem da sich die Küste selbst seit der Zeit, als die Karte gezeichnet wurde, verändert hat.“

Filia runzelte die Stirn. „Wenn wir den Fundort der Amphore wüssten, würde uns das sicher ein Stück weiter helfen, oder?“

„Allerdings.“

„Dann sollten wir diesen dicken Kaufmann befragen“, überlegte Jiros laut. „Er kennt sicher den Vorbesitzer und so können wir den Faden aufrollen.“

„Kein schlechter Gedanke“, stimmte Filia zu. „Da er ein reisender Händler ist, hat er sicher schon Hals über Kopf das Dorf verlassen.“

Sie lächelte auf eine Art, dass Jiros und Grabos eine Gänsehaut bekamen.

Entschlossen trat sie vor die Tür und atmete tief die Abendluft ein. „Das wird ein Spaß.“
„Soll ich mitkommen?“, fragte Valtier.

„Nein, danke, aber dafür bist du noch zu klein.“ Filias Tonfall ließ keine Widerworte zu und so zog sich Valtier grummelnd in seinen Korb zurück. Ohne zu Zögern marschierte Filia alleine durch die Straßen bis zum Marktplatz an jene Stelle, wo zuvor der Wagen gestanden hatte. Sie tat so, als hätte sie etwas fallen lassen, und bückte sich tief, um den Geruch aufzunehmen. Es war nicht leicht mit der schwachen Menschlichen Nase, doch ihre Drachensinne halfen ihr über dieses anatomische Manko hinweg. Schließlich richtete sie sich wieder auf, tat so, als würde sie etwas einstecken und folgte der Spur bis zu den östlichen Stadttoren.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich freue mich auf deine Meinung!
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wird immer besser! Da du jetzt die Spannungsschraube enger drehst, denke ich mal, dass bald etwas sehr (!) interessantes passieren wird^^ Fragt sich nur was...^^"
Naja, wie auch immer, diesmal ist mir zweimal etwas aufgefallen. Einmal hast du bei
Keine schlechte Idee wie sich herausstellte, denn sonst hätten sie die äußerst schwach gemalten Zeichen in einer Ecke des Blattes gesehen
ein 'nicht' vergessen, oder?
Und bei
„Wunderbar!“, strahlte Filia und umarmte erst einen, dann den anderen.
ein 'den', oder Irre ich mich da? Naja, ich freu mich auf jeden fall, wenn es weitergeht!
 
danke für die Hinweise, ich habe die Stellen ausgebessert.

Hier ist der nächste Teil:

~~~~~~~~~~~~~~~~~

Diesen Weg hatte der Feigling also genommen. Nun, sie würde seine Spur zu verfolgen wissen. Zwar war der Torbogen durch ein Gitter gesichert und in dem Wachhäuschen versahen zwei kräftige Männer mit unfreundlichen Gesichtern ihren Dienst, aber das hielt Filia nicht von ihrem Vorhaben ab. Sie schlich sich der Mauer entlang bis sie zu einer recht morschen Stelle kam, die von der Stadt her nicht eingesehen werden konnte. Ein Griff und die Keule lag locker in ihrer Hand. Ein Schwinger und es krachte, als hätte jemand eine Kanone abgefeuert. Sogleich hetzten die beiden Wachen herbei. Filia versteckte sich und während diese recht ratlos das Loch begutachteten, huschte sie zum Gitter, packte es unten und hob es auf Brusthöhe an. Wie gut, dass es prima geölt war und weder quietschte noch knirschte. Dann ließ sie es los und schlüpfte gerade noch unten durch, ehe sich die Spitzen mit einem dumpfen Laut wieder in den Boden senkten. Natürlich lockte dies die Wache zurück zum Tor, aber da es keine Spur von einem Eindringling hab und Filia längst in Deckung gegangen war, wussten sie nicht was sie davon zu halten hatten und taten alles als dummen Streich ab und zogen sich in ihr Häuschen zurück. Inzwischen hatte Filia mit forschen Schritten schon eine beachtliche Strecke zwischen sich und die Stadt gebracht. Einem Menschen wäre das Sternenlicht allein zu schwach gewesen, um seinen Weg zu finden, aber Filias Drachensinne machten auch diese Schwäche wett.

Als der Mond aufging machte der Weg eine Kehre und ein Hügel verbarg ihn vor den Augen der Stadt. Im Schatten dieses Hügels verwandelte sie sich in ihre eigentliche Gestalt, einen goldenen Drachen. Selbst Lina hätte diesen Drachen kaum mehr wiedererkannt. War er zu jener Zeit eher niedlich und plump gewesen, so hatten all die Erfahrungen und vor allem die Adoption von Valtier Filia reifen lassen. Sie sah nun den erwachsenen Drachen ihrer Sippe ähnlicher wie je zuvor, für die Augen eines Fremden war sie ein schlankes, wunderschönes und zugleich ungemein gefährlich wirkendes Ungeheuer, das in sicherer Höhe im Mondlicht dahin sauste, um seine Beute zu stellen.

.....

Rufus hatte den Schrecken des fehlgeschlagenen Überfalls inzwischen verdaut. Wie immer, wenn er auf Reisen war, schlief er neben einem offenen Feuer, eine Pistole neben dem Kopf und die Ohren gespitzt. Am liebsten würde er in einem guten Gasthof übernachten, aber da der Versuch, sich im Geschäft der Hexe zu bedienen durch die Plumpheit der Handlanger sowie durch den unerwartet starken Widerstand gescheitert war, hieß es sparen, bis die nächste Gelegenheit kam, einem Tölpel die plumpen Imitate als Anitquitäten anzudrehen. Wenigstens hatte er seinen Wagen und sein Pferd unweit in einem Bauernhof unterstellen können, auch wenn die fünf Kupferstücke dafür einfach glatter Wucher waren.

Der Sinn für Gefahr, den er sich in den vielen Jahren angeeignet hatte, schlug plötzlich Alarm. Rufus rieb sich die Augen, stand mühsam auf und nahm die Pistole fest in die Hand. „Zeig dich, du lausiger Landstreicher! Wenn du einem ehrlichen Kaufmann an den Kragen willst, musst du früher aufstehen!“
Doch es blieb dunkel und still um seinen Lagerplatz. Nicht einmal die Zikkaden des nahen Wäldchens waren mehr zu hören. Kein Rascheln, kein Scharren und auch der Ruf des Käuzchens, den er noch kurz vor dem Einschlafen vernommen hatte, war verstummt. Fast so als hielten alle Tiere den Atem an, um sich nicht zu verraten.

„Wölfe?“, murmelte Rufus halblaut und lauschte angestrengt. Doch kein Heulen durchbrach die Stille. Was immer das für ein Raubtier war, es bewegte sich sehr lautlos. Unheimlich.

Rufus rieb sich die Arme, doch das Frösteln und die Gänsehaut blieben. Er bückte sich nach einem Ast, hob ihn auf und stieß die Spitze in die Glut, sodass dieser Feuer fing und eine notdürftige Fackel abgab. Diese schwenkend stieß er ein paar drohende Rufe aus, in der Hoffnung, dass Lärm und Feuer das Raubtier abschrecken und vertreiben würden.

Doch dann geschah es.

Mächtige Schwingen zerteilten die Luft, wirbelten Gras und Blätter empor, das Lagerfeuer flammte hell auf und... erlosch. Rufus‘ Behelfsfackel ereilte das gleiche Schicksal. Der Kaufmann legte den Kopf in den Nacken und erstarrte. Ein mächtiges Untier senkte sich zu ihm herab, die goldenen Klauen ausgefahren und bereit, sich in sein schutzloses Fleisch zu senken. Aller Mut verließ ihn und er kauerte sich zusammen wie ein kleines Kind. Das Brausen der Schwingen verschlang sein hilfloses Schluchzen und Wimmern. Er rechnete mit seinem Ende und seine zitternden Wurstfinger tasteten nach der Pistole, welche er im ersten Schreck hatte fallen lassen. Besser ein schnelles Ende, als von diesen Fängen zerrissen zu werden.

Doch er wartete vergeblich auf den grausamen Schmerz. Das Untier landete keine zehn Schritte von ihm entfernt. Sein drohender Schatten verdeckte die Sterne, doch die hellen Augen waren wie zwei Leuchtfeuer, denen Rufus nicht entkommen konnte. „Erhebe dich du Wurm“, grollte eine ohne Zweifel weibliche Stimme. „Erhebe dich und gestehe deine Untat.“

Rufus hatte keine Wahl. Am ganzen Körper bebend richtete er sich auf und stotterte. „Groß... großer Drache, ich wüsste ... wüsste nicht was ich gestehen sollte.“ Der Drache schnaubte und Rufus zuckte zusammen. „Bei allem was mir heilig ist, ich bin dir noch nie begegnet, wie hätte ich eine Untat gegen dich begehen sollen?“, beeilte er sich zu sagen und hob die Hände schützend über seinen Kopf.
„Ich spreche von den drei Amphoren, welche du dem Schatz meines Volkes entrissen hast“, dröhnte die Stimme des goldenen Drachen. „Grabräuber verdienen keine Gnade!“

„Die drei Amphoren, die mir diese blonde Hexe abgeluchst hat?“

Die Augen des Drachen glühten und schneller als Rufus A sagen konnte zischte ein Feuerball knapp an ihm vorbei auf die Reste des Lagerfeuers, das wieder aufflammte.

„Bitte, bitte verschone mich, einen elenden Kaufmann, großer Drache!“, winselte Rufus und fiel auf die Knie. „Ich wusste nicht, dass sie dir gehören, sie waren doch einfach nur Strandgut.“

„An welchem Strand hast du sie gefunden?“, bohrte der Drache nach.

„An der Küste vor der verlassenen Stadt Salacia, großer Drache. Ich schwöre, sie lagen da in einer Höhle der weißen Klippe. Ich dachte doch, dass das Meer sie dahin gespült hatte. Ich wollte sie nicht stehlen, ehrlich!“

Der Drache musterte ihn aus schmalen Augen. „Du bist kein ehrlicher Mensch, das rieche ich, du Wurm. Ich nehme an, es würde niemand um dich weinen!“ Ein Grollen war zu hören und ein Gurgeln, das aus dem Magen des Drachen zu kommen schien. „Ich habe heute Abend noch nicht viel gegessen“, hörte Rufus den Drachen sagen. Es klang nicht einmal drohend. *Ich bin erledigt*, schoss es Rufus durch den Kopf. *Endgültig.*

Aber zu seinem Erstaunen machte der Drache keine Anstalten, sich auf ihn zu stürzen. Statt dessen spreizte er seine Schwingen und schlug so heftig damit, dass Erde und Steinchen in Rufus‘ Gesicht spritzten.

Als der Kaufmann endlich wieder zu Atem kam und etwas sehen konnte, war der Drache verschwunden. Knieweich und an allen Gliedern zitternd sammelte Rufus die Äste wieder ein, um sein Lagerfeuer, das durch den Abflug des Drachen erneut ausgepustet worden war, zu entfachen. Die Zikkaden zirpten wieder und aus dem nahen Wald konnte er das geschäftige Rascheln des Dachses hören und langsam wagte er, an sein Glück zu glauben. Er hatte die Begegnung mit einem Drachen überlebt. Als die ersten Flammen aus den dürren Ästen schlugen, war Rufus bereits dabei, diese Begegnung in seinen Vorrat von Geschichten und Legenden einzubauen. Er war sich sicher, nicht nur Dorftrottel damit beeindrucken zu können.

......

Filia richtete sich auf und streckte die Arme in die Höhe. „Ahhh!“ Es war herrlich gewesen, wieder einmal fliegen zu können. Obwohl sie die meiste Zeit über mit ihrer menschlichen Gestalt gut zurecht kam, vermisste sie das Gefühl der Freiheit und des Windes unter den Schwingen.

„Salacia“, murmelte sie. „Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Vielleicht finde ich in der Stadtbücherei eine brauchbare Antwort.“

Sie folgte der Straße aus dem Schatten des Hügels in Richtung Stadt. Obwohl es noch immer Nacht war und kaum eine Stunde vergagen war, seitdem sie durch das Tor geschlüpft war, hoffte sie, dass die Risse, welche ihre Keule in der Mauer hinterlassen hatten, noch nicht geflickt worden waren.
Das letzte Stück des Weges führte durch ein Wäldchen und gerade, als Filia den Weg verlassen und sich seitlich in die Büsche schlagen wollte, fühlte sie, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Nur einer hatte sie jemals dermaßen aus dem Konzept bringen können.

Filia blieb stehen, drehte sich langsam um und schickte ihre Gedanken aus. *Wo steckst du Monster?*
Keine Antwort.

„Ist das wieder eines deiner Spielchen?“, fragte sie erbost und zog ihre Keule. „Du nimmst mich noch immer nicht für voll, wie?“

Stille.

„Na gut, dann eben nicht. Feiges Monster!“ Sie steckte die Keule wieder ein und marschierte durch die Büsche.

Plötzlich raschelte es in einem Baum direkt über ihr und eine wohlbekannte Gestalt mit lila Haaren und einem Stab landete vor ihr im Moos.

Sie zuckte zurück und langte wieder nach der Keule, doch das Monster hob abwehrend die Hand „Nicht ... nötig. Ich bin ... so gut wie ...tot. Sie ... sind hinter ... mir her. Bitte hi...!“ und brach zusammen.

„Xellos!“ Filia ließ die Keule fallen und fing ihn auf. Erst jetzt bemerkte sie die Wunden und das lila Blut, das ins Moos rann.

Ende des zweiten Teiles
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Damit ist das zweite Kapitel beendet. Wie hat es dir gefallen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier meldet sich eine neue Leserin... auch wenn ich das Anime, auf dem die Geschichte basiert nicht kenne. Bisher hatte ich allerdings keine Probleme, der Handlung zu folgen, und es gefällt mir gut. Der Hintergrund mit diesen verschiedenen Kunstrichtungen usw, klingt sehr interessant und komplex. Und der Babydrache ist einfach süß...

Ich werde also dranbleiben...
 
*suefzt teif* Also, was soll ich sagen?? Super? Spitzenklasse? Exzellent? Keine Ahnung, ich weiß nur, das ich diesen Teil absolut super fand! Es gab hin und wieder kleine Fehler, aber der Text ist jetzt zu lang, dass ich die alle aufzähle...^^" Ist ziemlich interessant, ABER DU DARFST XELLOS DOCH NICHT STERBEN LASSEN!! Sorry, bin ziemlicher Xellos-Fan^^
Also, du baust die Spannung immerweiter auf und das ist auch ziemlich gut!^^ Mach ganz schnell weiter!!^^
 
Keine Angst, ich mag Xellos auch sehr, daher gebe wir ihm eine Chance...

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Versiegeltes Licht

Teil 3

Hin und her gerissen, zwischen der Abscheu, die ihresgleichen Wesen wie ihm entgegen brachten und einem seltsamen Gefühl der Kameradschaft, das sich durch das gemeinsam überstandene Abenteuer damals gebildet hatte, hielt sie ihn ein paar Atemzüge lang einfach nur fest. Sie konnte spüren, dass sein Herz noch schlug. So schwer er auch getroffen war, von Linas Erzählungen her wusste sie, dass er schon viel Schlimmere Wunden lebend überstanden hatte. Es sei denn... Sie setzte ihre Drachensinne ein und tatsächlich, da war der Geruch nach Sinnrath, einem seltenen Gift, dessen Herstellung und Wirkung nur einer handvoll ranghoher Drachen ihrer Sippe bekannt gewesen war. Dieses Mittel wirkte auf Monster wie Drachen gleichermaßen tödlich und war daher und wegen seiner schwierigen Herstellung niemals im Krieg zum Einsatz gekommen.

Wenn die Waffen, welche ihm diese Wunden zugefügt hatten, mit Sinnrath bestrichen worden waren, sah es wirklich finster aus. Auf jeden Fall konnte er hier nicht bleiben, wenn wirklich Monster hinter ihm her waren und ihn hier fanden, würden sie sicher auch über die Stadt herfallen.

Filia ließ ihn ins Gras gleiten, zog aus dem Gebüsch ein paar trockene Äste hervor und spuckte einen kleinen Feuerball darauf, sodass sie ein paar provisorische Fackeln hatte, die sie ins weiche Erdreich rammte, um in ihrem unsteten Licht Xellos Wunden notdürftig zu verbinden. Dazu riss sie lange Streifen von ihrem Unterrock ab und wickelte sie fest um Xellos Brustkorb, Arme und Oberschenkel. Als sie die Notverbände ordentlich festgezurrt hatte und sicher war, dass kein Blut mehr den Weg verraten konnte, den sie nahmen, löschte sie die Fackeln. Dann hob sie den Verwundeten auf die Arme und lief mit ihm leichtfüßig durch das Wäldchen bis sie an der Stadtmauer die Risse und das Loch erkennen konnte. Mit wenigen Schritten durchquerte sie die Wiese, die das Wäldchen von der Stadtmauer trennte . Eine Hand hatte sie frei, krallte sie in den Riss und zog und zerrte mit aller Drachenkraft. Es knirschte ein Wenig als sich der Riss zu einem Spalt dehnte, aber nicht laut genug, um die Wachen zu alarmieren. Erst schob Filia Xellos durch den Spalt, dann wand sie sich selbst hindurch. Auf der anderen Seite angekommen, sah sie sich aufmerksam um, aber es war kein Mensch in Sichtweite. Also nahm sie Xellos erneut hoch und huschte im Schatten der Hauswände fast wie ein Dieb zu ihrem Heim.

Ein kurzes, energisches Klopfen an die Hintertür und Jiros öffnete ihr.

„Filia-sama, ist alles gutge...?“, den Rest der Frage verschluckte er, als er den verwundeten Xellos auf ihren Armen erblickte.

„Hast du ihn so zugerichtet?“ Valtier war auch zur Begrüßung erschienen. Filia gab keine Antwort, sondern huschte ins Haus und ging sogleich in ihr Zimmer, um Xellos auf ihr Bett zu legen.
„Was ist mit ihm los?“. Valtier war ihr gefolgt und ließ sich auf dem Nachkästchen nieder.
„Sinnrath“, sagte Filia nur und rieb sich die Stirn.

Der kleine Drache pfiff durch die Zähne. „Das ist übel.“

„Allerdings!“ Filia gab sich einen Ruck und hetzte über die Treppe zurück in die Küche, um eine saubere Glasschale, eine Metallschüssel und frisches Verbandszeug zu holen, sowie eine Holzkiste, die sie in der hintersten Ecke des Verbandskasten aufbewahrt hatte. Jiros kochte einen Top Wasser. Im Schlafzimmer entnahm Filia der Holzkiste diverse Pulver und Tinkturen und begann in der Glasschale eine Paste zu mischen.

„Das wird nicht viel helfen“, urteilte Valtier sachlich. „Soweit ich weiß gibt es kein wirksames Gegengift gegen Sinnrath.“

Filia zog eine Pipette aus der Kiste. „Doch, es gibt eines, aber dafür brauche ich noch drei Zutaten.“
Sie warf einen Blick auf Xellos, der sich unruhig auf dem Laken hin und her wälzte, während das Gift in seinem von Blutverlust geschwächten Körper wütete.

„Was wären das denn für Zutaten“, keuchte Jiros, der den schweren Topf mit dem abgekochten Wasser ins Zimmer schleppte.

„Stell ihn bitte hierhin“, sagte Filia und erklärte dann: „Ich habe in einer alten Schrift gelesen, dass nur drei Dinge einen Drachen vor einer Sinnrathvergiftung retten können und ich hoffe, dass das Gegenteil davon für Monster wie ihn gilt.“

„Das ist mir zu hoch“, sagte Jiros die Stirn runzelnd. „Wir zwei können wohl nicht helfen, oder?“ Filia verneinte. „Könntet ihr zwei euch aus der Stadt schleichen und alle Spuren, die ich eventuell hinterlassen habe, vertuschen? Falls Monster hinter ihm her sind, sollen sie nicht auf die Idee kommen, in der Stadt nach ihm zu suchen.“

„Wird gemacht“, versprach Jiros und lief rasch die Treppe hinunter, um Grabos Bescheid zu sagen.
Unterdessen begann Filia die Paste mit solchem Elean zu rühren, dass die Schale fast zersprang und ihr der Schweiß in dicken Tropfen auf der Stirn stand. Dann trat sie vor den Spiegel und sog mit der Pipette drei Schweißtropfen von ihrer Haut, die sie dann der Paste beimengte.

„Lass mich raten“, sagte Valtier. „Die geheime Zutat für die Heilung von Drachen war der Schweiß eines Monsters.“

„Nicht irgendeiner“, schhaufte Filia und trocknete sich das Gesicht ab, „er muss ehrlich für den Drachen vergossen worden sein.“

Nachdem sie die Pipette ausgewaschen hatte, setzte sie sich im Lotussitz hin und erinnerte sich all die denkwürdigen Momente, die sie mit Xellos auf der Reise verbracht hatte. Wie er sie gereizt hatte, damit sie sich aus eigener Kraft befreien hatte können, damals als man sie vor Gericht gezerrt hatte. Ihr kam wieder in den Sinn wie er sie vor den herabfallenden Trümmern gerettet hatte und noch einmal erlebte sie das selstam elekrisierende Gefühl, als sich ihre Kräfte in einem letzten, verzweifelten Schlag vereinten. Er war ein Monster, er hatte sie verspottet, sie verletzt, sie durfte ihm nicht vertrauen und dennoch war da ein Band, geflochten aus den gemeinsamen Erinnerungen, aus dem Wissen, nicht so richtig zu der Gruppe zu gehören, in die man hinein geboren wurde. Wenn sie ihn jetzt verlor, gäbe es niemanden mehr, der sie so sehr in Rage bringen und ihr Blut schneller fließen lassen konnte. So unerwartet die Erkenntnis auch war, auf eine merkwürdige Art brauchte sie Xellos und wollte ihn nicht verlieren.

Valtier beobachtete fasziniert, wie Filias Aura golden zu strahlen begann. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und rannen die Wangen hinab. Filia tastete nach der Pipette, erhob sich und sah in den Spiegel. Drei Tränen fing sie auf und ließ sie in die Schale tropfen.

„Tränen, vergossen im Gedanken an den Drachen“, zitierte sie die alte Schrift. „Fehlt nur noch eines.“
Die Pipette hatte ausgedient und wanderte in den Topf. Jetzt war eine Spritze mit langer, dünner Nadel an der Reihe. Filias Aura schimmerte noch immer golden, da sie die Erinnerung an die positiven Erfahrungen mit Xellos aufrecht erhielt. Tief durchatmend stellte sich aufrecht hin, zielte genau und ...
„Nein!“ Valtier wollte ihr die Spritze entreißen, doch ihr entschlossener Blick, ließ ihn resignierend inne halten. Es war ohnehin zu spät.

Mit geschlossenen Augen rammte sich Filia die Nadel ins Herz, zog den Kolben der Spritze ein wenig zurück, sodass Herzblut die Spritze füllte und zog die Nadel dann wieder ruckartig heraus.
„Keine Angst“, sagte sie etwas unsicher lächelnd zu dem geschockten, kleinen Drachen. „Die Wunde hat sich schon wieder geschlossen, du solltest wissen, dass es mehr als das braucht, um einen Drachen ernsthaft zu gefährden.“

„Also stand in dem Buch auch was von Blut“, folgerte Valtier.

„Genauer, es musste Blut aus einem sich um den Drachen sorgenden Herzen eines Monsters handeln. Du kannst dir vorstellen wie selten solche Zutaten sind.“

„Daher die Heilungschancen gleich Null. Und du hast jetzt alles was sich auf Drachen bezog auf Monster umgemünzt und umgekehrt.“
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Wie hat euch der Teil gefallen?
 
Zurück
Oben Unten