einsame wölfin
Träumerin in den Zeiten
Bonsoir
tja was passiert, wenn man im Englischunterricht gnadenlos unterfordert wird? Genau man verbringt seine Zeit, damit sich sinnlose Gedanken über das "kindische" Thema Dragonball zu machen
und was kommt dabei raus?
Tja eine neue Kurz-FF von meiner wenigkeit *g*
Diesesmal konnte ich mich sogar von meinem STammchara losreißen und hab was anderes ausprobiert.
C-17
aber lest einfach selbst
Trümmergedanken
Man konnte die Hand vor den Augen kaum sehen, seine Umgebung war mit einer dicken Staubschicht erfüllt, an der er nicht ganz unschuldig war. Um genauer zu sein, konnte er sich durchaus als Verursacher bezeichnen. Zufrieden lies er seine Hand wieder sinken, eine Stadt weniger auf ihrer Liste. Er unterdrückte den Hustenreiz, den die winzigen Staubkörnchen in seiner Kehle auslösten und wartete darauf, dass sich der Nebel aus Staub langsam lichten würde.
Die hellblauen Augen fixierten für einen Moment etwas irritiert die Trümmer vor sich. Hatte er sich das nur eingebildet, oder hatte er wirklich etwas gehört? Nun wenn schon, es konnte ihm ja nun wirklich egal sein, achselzuckend war im Begriff sich umzudrehen, als seine übermenschlich scharfen Sinne wieder etwas zu hören schienen.
Ungläubig traf sein Blick die kleine Gestalt, die sich in dem Moment aus einer Lücke der Betonklötze zwängte. Wie konnte jemand die Explosion überlebt haben?
Etwas mühsam und ungelenk richtete sie sich auf, reflexartig hob er die Hand und lies die reine, pure Energie durch seinen Körper jagen und sich in seiner Hand sammeln. Niemand würde ihn aufhalten! Niemand würde überleben!
Es war ein Kind! Unsicherheit mischte sich in seine Gefühle und so versuchte er sich Klarheit zu verschaffen, in dem er es etwas genauer musterte.
Ein brauner Lockenkopf umrahmte ein schmales Gesicht, mit einer kleinen Stupsnase und dunkelbraunen Augen. Sie war höchstens 8 Jahre alt, trug ein geblühmtes Kleid, dass mehr oder weniger zerrissen war, ihre Haut hatte ein paar Schürfungen abbekommen, aber ansonsten schien sie wie durch ein Wunder unverletzt. Einen alten, schon abgenutzten Teddybären drückte sie eng an ihren Körper. Auf der einen Seite sah es so aus, als wollte sie ihn beschützen, aber in Wirklichkeit klammerte sie sich an ihn, ihre Augen starrten ihn ängstlich, aber aberwitziger weise auch neugierig an. Das Urvertrauen der Kinder, konnte so leicht zu ihrem Verhängnis werden.
Er entschied, dass sie eindeutig unter einem Schock stehen musste, sonst hätte sie doch längst nach ihren toten Eltern geschrien, oder panische Angst gezeigt, aber das war nicht der Fall.
Sie stand einfach da und sah ich an. Diese braunen Kinderaugen ruhten auf ihm, wie Kälte und Hitze, wie Feuer und Wasser, zwei Gegensätze, die sich aber zugleich anzogen. Er konnte ihr Angst fast körperlich spüren, er roch ihren Schweiß und hörte das heftige und schnelle Atmen, doch sie würde sich nicht umdrehen und rennen. Nein, sie würde da stehen bleiben, bis er es beendet hatte. War ihr das überhaupt bewusst?
Er musste sich zusammenreißen, ein Mensch weniger war nun wirklich kein Verlust. Nein sie hatten es alle verdient. Alle! Sie zahlten nun ihren Preis für das was sie ihm, ihnen, angetan hatten. Natürlich traf es auch unschuldige, es traf Millionen von Unschuldigen, aber es war ihm egal. Es diente der Schmerzbefreiung, warum sollten auch die Unschuldigen nicht erfahren was das Wort „Leid“ bedeutete? Er würde dieses Kind zu seinen Eltern „schicken“ und basta, dann würde er C18 suchen, die sich in einem anderen Stadtteil vergnügte und sie würden zu der nächste Stadt aufbrechen.
Langsam hob er seine Hand, eine der braunen Locken fiel ihr ins Gesicht, sie wagte nicht sich zu bewegen, einzig die Augen schienen nicht zur Regungslosigkeit erstarrt. Sie leuchteten hell und klar ... ein Stern in der Nacht ... Wahrheit.
Konnte er das wirklich tun? Mein Gott warum begann er sich solche Fragen zu stellen? Er war eine Maschine, er durfte so etwas wie Gefühle schlichtweg nicht mehr empfinden. Aber ... er fühlte, er hatte die ganze Zeit gefühlt, wäre dem nicht so, dann hätten sie Dr. Geros Befehle befolgt, dann wäre er nicht so vom Hass zerfressen.
Ja dieser Hass, er war so stark, so stark. Der Grund warum er zu dem wurde was er war, war der Hass. Dr. Gero hatte ihnen die Möglichkeit angeboten, übermenschlich stark zu werden, wenn er seine Versuche mit ihnen durchführen durfte und sie hatten eingestimmt. Eingestimmt, beseelt von dem Gedanken, Rache an denen üben zu können, die ihr Leben zu dem gemacht hatte was es gewesen war.
Fast schon verzweifelt versuchte er die Gedanken zurückzudrängen. Nicht jetzt, verdammt noch mal nicht jetzt!
Vor seinem inneren Auge stiegen Bilder empor. Quälend langsam eroberten sie sein Bewusstsein und rissen ihn mit auf eine Reise in die Vergangenheit, die er so sehr zu vergessen versucht hatte.
Er sah seine Eltern, beide stark betrunken, sie stritten sich, wie so oft. Seine Schwester war zu spät nach Hause gekommen, ahnungslos betrat sie das Wohnzimmer ... Nein er wollte endlich vergessen ... vergessen!
Die Schläge waren nicht mal das schlimmste, das schlimmste war zusehen zu müssen wie seine Schwester langsam daran zu Grunde ging. Wie sie immer mehr abzustürzen schien, die Verzweiflung in ihren Augen, das stumme Hinnehmen, ohne Gegenwehr ... Akzeptanz. Er hatte nie aufhören können seinen Vater zu hassen, niemals, er war schon immer ein Rebell gewesen, stellte sich den Auseinandersetzungen auch wenn das nur weiteren Schmerz bedeutete, er würde sich seinen Stolz nicht von diesem Mann nehmen lassen! Doch sie, sein Fleisch und Blut, seine Seelenverwandte, sie gab auf und kam zu dem Punkt, an dem alles in Gleichgültigkeit ertrunken war. Das Leben war aus ihren Augen gewichen, wenn sie redeten nahm sie nicht mehr teil an dem, was ihn bewegte. Der Punkt an dem es zu einem Stillstand kommen würde war erreicht worden. Und jeden Tag war der Hass gewachsen, jeden Tag die Sehnsucht ihn zu bestrafen, ja ihn zu töten, ihn sein Erzeuger ,größer geworden. Doch bevor es eskalieren konnte hatte sich das Jugendamt eingeschaltet. Warum denn erst so spät? Viel zu spät! Für seine Schwester ... zu spät.
Man brachte sie in getrennte Heime. GETRENNT!!! Nach Geschlechtern getrennt. Er war so alleine gewesen, so unglaublich alleine und einsam. Was ihnen geblieben war, waren die Briefe, ja Briefe durften sie empfangen und versenden. Er schrieb ihr einmal in der Woche. Er vergaß es nie.
Doch das Leben in dem Heim war nicht einfach, seine Mitbewohner mieden ihn anfangs, doch irgendwann fingen sie an, ihn zu ärgern, zu reizen, ließen ihn nicht mehr in Ruhe, wollten ihn Demütigen und ihm Schmerzen bereiten. Jetzt in Nachhinein konnte er sie sogar verstehen. Im Prinzip hatten sie auch nur nach einem Kanal für ihren Schmerz und ihr Verzweiflung gesucht, und er hatte sich nun mal dafür angeboten.
Der einzige Grund warum er sich nicht einfach die Pulsadern aufgeschnitten hatte, war sie gewesen. Ihre Briefe gaben ihm neuen Mut, nein Mut war zuviel, aber es reichte immer wieder um ihn eine weiter Woche zum durchhalten zu bringen.
3 Jahre lebten sie getrennt in den Heimen. 3 Jahre voller Leid, Wut, Trauer und Verzweiflung, doch dann sahen sie sich wieder und ein Jahr später wurden sie entlassen ... Freiheit.
Doch keiner von ihnen konnte vergessen. Nachts kamen die Alpträume und sie schürten das Flämmchen und ließen es immer wieder vom neuen aufflammen. Die Gleichgültigkeit seiner Schwester wandelte sich in den Jahren immer mehr zu dem, was er selbst schon lange verspürte. Wut – Hass.
Dr. Gero schließlich hatte sich genau das zu nutze gemacht, er hatte so gut wie alles gewusste und hatte es ihnen Angeboten. Die Rache.
Wie hätten sie Nein sagen können? Es war genau wie bei den anderen Kindern aus dem Heim. Er musste diesen Schmerz, diese Wut, den Hass einfach an anderen auslassen, anders brachte es ihm keine Erleichterung. Er bekämpfte Schmerz, indem er ihn anderen zufügte. Eigentlich simpel.
Hilflos schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht mehr an diese Zeiten denken müssen, er lebte im Hier und Jetzt, nicht in der Vergangenheit. Was geschehen war, war geschehen, er konnte es nicht mehr ändern, niemand konnte das. Die Uhr war weitergelaufen, hatte nie inne gehalten, es ging immer weiter. Das Schicksal nahm keine Rücksicht auf seine Opfer, gab ihnen keine Verschnaufspause, sondern jagte ihn, sie, immer weiter. Wie oft hatte er sich einfach nach Zeitlosigkeit gesehnt? Einen Ort, an dem Zeit keine Rolle spielte, ein Ort im inne zu halten, um endlich Klarheit in die wirren Gedanken bringen zu können? Aber es gab ihn nicht, nicht hier und auch nicht in ihm drin. Er musste die Zeit nehmen die er bekam, doch sie war einfach zu schnell.
Aber er LEBTE jetzt! Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann FÜHLTE er auch jetzt!
Er wusste um das Problem, das er hatte, tief in sich drinnen wusste er den Grund, warum das Mädchen nicht einfach kaltblütig umbrachte. Diese Ahnung, dieses Gefühls hatte schon die ganze Zeit auf ihren Ausbruch gelauert, sollte er es jetzt soweit kommen lassen?
Seine Unentschlossenheit war seine Verdammnis. Gnadenlos kämpfte sich die Erkenntnis über sein Tun nach oben, bis sie seinen Kopf erfüllte und ihn mit ihren Gedanken marterte.
Es hatte definitiv nicht den Effekt gehabt, den er sich so sehr erhofft hatte. Nun gut, anfangs vielleicht, ja anfangs hatte es wirklich gut getan, den Schmerz, den er in den Augen der Menschen sah, kurz bevor sie starben, seine Unerbittlichkeit, seine Kälte, seine Härte, die Angst die sie vor ihm hatten. Es tat gut, zu sehen, dass auch andere Menschen diese Empfindungen besaßen, es war doch nur gerecht, wenn auch sie leiden mussten! Er hatte gehofft, seine Schmerzen, seine Verzweiflung zu vermindern, indem er sie weitergab, an andere.
Doch was hatte es im Endeffekt gebracht? Hatte er wirklich das erreicht, was er sich durch Dr. Gero erhofft hatte?
Nein. Nein. NEIN! Das war der Punkt, der Dorn, der sich in sein Fleisch gesetzt hatte und immer tiefer in sein Herz zu dringen schien. Er empfand sie nicht mehr, die Erleichterung! Kein Gefühl dieser Art stellte sich ein, wenn er tötete, wenn er zerstörte. Es tat ihm zwar nicht richtig Leid, um die Leute die er umgebracht hatte, aber der Sinn war ihm verlorengegangen, und ohne diesen waren seine Taten, einfach sinnlos, sie erfüllten nicht mehr den Zweck, brachten ihm nichts mehr.
Das war es! Das brodeln am Rande seines Bewusstseins war verschwunden, es war nun da, in seinem Kopf, angereichert mit einigen pikanten Gedanken und der Tatsache, dass dieses Mädchen, das schon längst hätte wegrennen könne, immer noch auf ihrem Platz verweilte.
Schlagartig fand er sich in die Realität zurückversetzt.
Ihre Blicke trafen aufeinander.
Was sollte er tun? Auf was in sich sollte er hören? Die Vernunft, die ihm nach wie vor einreden zu versuchte, dass er seinen Schmerz, durch den anderer lindern konnte, oder das Gefühl, das Gefühl, das es sinnlos war, das es nicht so aufgegangen war, wie er es sich vorgestellt hatte.
Sie blickte ihn einfach an. Auch wenn das Bewusstsein, über ihre Situation ihr immer noch nicht klar zu sein schien, so erkannte er doch die Furcht, Furcht vor seiner Entscheidung.
Leben --- Sterben?
Auf wenn sollte er hören? Vernunft, sofern man es als Vernunft bezeichnen konnte, oder Gefühl? Was war der richtige Weg?
Was war sein Weg?
lg wölfin
tja was passiert, wenn man im Englischunterricht gnadenlos unterfordert wird? Genau man verbringt seine Zeit, damit sich sinnlose Gedanken über das "kindische" Thema Dragonball zu machen

und was kommt dabei raus?
Tja eine neue Kurz-FF von meiner wenigkeit *g*
Diesesmal konnte ich mich sogar von meinem STammchara losreißen und hab was anderes ausprobiert.
C-17
aber lest einfach selbst
Trümmergedanken
Man konnte die Hand vor den Augen kaum sehen, seine Umgebung war mit einer dicken Staubschicht erfüllt, an der er nicht ganz unschuldig war. Um genauer zu sein, konnte er sich durchaus als Verursacher bezeichnen. Zufrieden lies er seine Hand wieder sinken, eine Stadt weniger auf ihrer Liste. Er unterdrückte den Hustenreiz, den die winzigen Staubkörnchen in seiner Kehle auslösten und wartete darauf, dass sich der Nebel aus Staub langsam lichten würde.
Die hellblauen Augen fixierten für einen Moment etwas irritiert die Trümmer vor sich. Hatte er sich das nur eingebildet, oder hatte er wirklich etwas gehört? Nun wenn schon, es konnte ihm ja nun wirklich egal sein, achselzuckend war im Begriff sich umzudrehen, als seine übermenschlich scharfen Sinne wieder etwas zu hören schienen.
Ungläubig traf sein Blick die kleine Gestalt, die sich in dem Moment aus einer Lücke der Betonklötze zwängte. Wie konnte jemand die Explosion überlebt haben?
Etwas mühsam und ungelenk richtete sie sich auf, reflexartig hob er die Hand und lies die reine, pure Energie durch seinen Körper jagen und sich in seiner Hand sammeln. Niemand würde ihn aufhalten! Niemand würde überleben!
Es war ein Kind! Unsicherheit mischte sich in seine Gefühle und so versuchte er sich Klarheit zu verschaffen, in dem er es etwas genauer musterte.
Ein brauner Lockenkopf umrahmte ein schmales Gesicht, mit einer kleinen Stupsnase und dunkelbraunen Augen. Sie war höchstens 8 Jahre alt, trug ein geblühmtes Kleid, dass mehr oder weniger zerrissen war, ihre Haut hatte ein paar Schürfungen abbekommen, aber ansonsten schien sie wie durch ein Wunder unverletzt. Einen alten, schon abgenutzten Teddybären drückte sie eng an ihren Körper. Auf der einen Seite sah es so aus, als wollte sie ihn beschützen, aber in Wirklichkeit klammerte sie sich an ihn, ihre Augen starrten ihn ängstlich, aber aberwitziger weise auch neugierig an. Das Urvertrauen der Kinder, konnte so leicht zu ihrem Verhängnis werden.
Er entschied, dass sie eindeutig unter einem Schock stehen musste, sonst hätte sie doch längst nach ihren toten Eltern geschrien, oder panische Angst gezeigt, aber das war nicht der Fall.
Sie stand einfach da und sah ich an. Diese braunen Kinderaugen ruhten auf ihm, wie Kälte und Hitze, wie Feuer und Wasser, zwei Gegensätze, die sich aber zugleich anzogen. Er konnte ihr Angst fast körperlich spüren, er roch ihren Schweiß und hörte das heftige und schnelle Atmen, doch sie würde sich nicht umdrehen und rennen. Nein, sie würde da stehen bleiben, bis er es beendet hatte. War ihr das überhaupt bewusst?
Er musste sich zusammenreißen, ein Mensch weniger war nun wirklich kein Verlust. Nein sie hatten es alle verdient. Alle! Sie zahlten nun ihren Preis für das was sie ihm, ihnen, angetan hatten. Natürlich traf es auch unschuldige, es traf Millionen von Unschuldigen, aber es war ihm egal. Es diente der Schmerzbefreiung, warum sollten auch die Unschuldigen nicht erfahren was das Wort „Leid“ bedeutete? Er würde dieses Kind zu seinen Eltern „schicken“ und basta, dann würde er C18 suchen, die sich in einem anderen Stadtteil vergnügte und sie würden zu der nächste Stadt aufbrechen.
Langsam hob er seine Hand, eine der braunen Locken fiel ihr ins Gesicht, sie wagte nicht sich zu bewegen, einzig die Augen schienen nicht zur Regungslosigkeit erstarrt. Sie leuchteten hell und klar ... ein Stern in der Nacht ... Wahrheit.
Konnte er das wirklich tun? Mein Gott warum begann er sich solche Fragen zu stellen? Er war eine Maschine, er durfte so etwas wie Gefühle schlichtweg nicht mehr empfinden. Aber ... er fühlte, er hatte die ganze Zeit gefühlt, wäre dem nicht so, dann hätten sie Dr. Geros Befehle befolgt, dann wäre er nicht so vom Hass zerfressen.
Ja dieser Hass, er war so stark, so stark. Der Grund warum er zu dem wurde was er war, war der Hass. Dr. Gero hatte ihnen die Möglichkeit angeboten, übermenschlich stark zu werden, wenn er seine Versuche mit ihnen durchführen durfte und sie hatten eingestimmt. Eingestimmt, beseelt von dem Gedanken, Rache an denen üben zu können, die ihr Leben zu dem gemacht hatte was es gewesen war.
Fast schon verzweifelt versuchte er die Gedanken zurückzudrängen. Nicht jetzt, verdammt noch mal nicht jetzt!
Vor seinem inneren Auge stiegen Bilder empor. Quälend langsam eroberten sie sein Bewusstsein und rissen ihn mit auf eine Reise in die Vergangenheit, die er so sehr zu vergessen versucht hatte.
Er sah seine Eltern, beide stark betrunken, sie stritten sich, wie so oft. Seine Schwester war zu spät nach Hause gekommen, ahnungslos betrat sie das Wohnzimmer ... Nein er wollte endlich vergessen ... vergessen!
Die Schläge waren nicht mal das schlimmste, das schlimmste war zusehen zu müssen wie seine Schwester langsam daran zu Grunde ging. Wie sie immer mehr abzustürzen schien, die Verzweiflung in ihren Augen, das stumme Hinnehmen, ohne Gegenwehr ... Akzeptanz. Er hatte nie aufhören können seinen Vater zu hassen, niemals, er war schon immer ein Rebell gewesen, stellte sich den Auseinandersetzungen auch wenn das nur weiteren Schmerz bedeutete, er würde sich seinen Stolz nicht von diesem Mann nehmen lassen! Doch sie, sein Fleisch und Blut, seine Seelenverwandte, sie gab auf und kam zu dem Punkt, an dem alles in Gleichgültigkeit ertrunken war. Das Leben war aus ihren Augen gewichen, wenn sie redeten nahm sie nicht mehr teil an dem, was ihn bewegte. Der Punkt an dem es zu einem Stillstand kommen würde war erreicht worden. Und jeden Tag war der Hass gewachsen, jeden Tag die Sehnsucht ihn zu bestrafen, ja ihn zu töten, ihn sein Erzeuger ,größer geworden. Doch bevor es eskalieren konnte hatte sich das Jugendamt eingeschaltet. Warum denn erst so spät? Viel zu spät! Für seine Schwester ... zu spät.
Man brachte sie in getrennte Heime. GETRENNT!!! Nach Geschlechtern getrennt. Er war so alleine gewesen, so unglaublich alleine und einsam. Was ihnen geblieben war, waren die Briefe, ja Briefe durften sie empfangen und versenden. Er schrieb ihr einmal in der Woche. Er vergaß es nie.
Doch das Leben in dem Heim war nicht einfach, seine Mitbewohner mieden ihn anfangs, doch irgendwann fingen sie an, ihn zu ärgern, zu reizen, ließen ihn nicht mehr in Ruhe, wollten ihn Demütigen und ihm Schmerzen bereiten. Jetzt in Nachhinein konnte er sie sogar verstehen. Im Prinzip hatten sie auch nur nach einem Kanal für ihren Schmerz und ihr Verzweiflung gesucht, und er hatte sich nun mal dafür angeboten.
Der einzige Grund warum er sich nicht einfach die Pulsadern aufgeschnitten hatte, war sie gewesen. Ihre Briefe gaben ihm neuen Mut, nein Mut war zuviel, aber es reichte immer wieder um ihn eine weiter Woche zum durchhalten zu bringen.
3 Jahre lebten sie getrennt in den Heimen. 3 Jahre voller Leid, Wut, Trauer und Verzweiflung, doch dann sahen sie sich wieder und ein Jahr später wurden sie entlassen ... Freiheit.
Doch keiner von ihnen konnte vergessen. Nachts kamen die Alpträume und sie schürten das Flämmchen und ließen es immer wieder vom neuen aufflammen. Die Gleichgültigkeit seiner Schwester wandelte sich in den Jahren immer mehr zu dem, was er selbst schon lange verspürte. Wut – Hass.
Dr. Gero schließlich hatte sich genau das zu nutze gemacht, er hatte so gut wie alles gewusste und hatte es ihnen Angeboten. Die Rache.
Wie hätten sie Nein sagen können? Es war genau wie bei den anderen Kindern aus dem Heim. Er musste diesen Schmerz, diese Wut, den Hass einfach an anderen auslassen, anders brachte es ihm keine Erleichterung. Er bekämpfte Schmerz, indem er ihn anderen zufügte. Eigentlich simpel.
Hilflos schüttelte er den Kopf. Er wollte nicht mehr an diese Zeiten denken müssen, er lebte im Hier und Jetzt, nicht in der Vergangenheit. Was geschehen war, war geschehen, er konnte es nicht mehr ändern, niemand konnte das. Die Uhr war weitergelaufen, hatte nie inne gehalten, es ging immer weiter. Das Schicksal nahm keine Rücksicht auf seine Opfer, gab ihnen keine Verschnaufspause, sondern jagte ihn, sie, immer weiter. Wie oft hatte er sich einfach nach Zeitlosigkeit gesehnt? Einen Ort, an dem Zeit keine Rolle spielte, ein Ort im inne zu halten, um endlich Klarheit in die wirren Gedanken bringen zu können? Aber es gab ihn nicht, nicht hier und auch nicht in ihm drin. Er musste die Zeit nehmen die er bekam, doch sie war einfach zu schnell.
Aber er LEBTE jetzt! Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann FÜHLTE er auch jetzt!
Er wusste um das Problem, das er hatte, tief in sich drinnen wusste er den Grund, warum das Mädchen nicht einfach kaltblütig umbrachte. Diese Ahnung, dieses Gefühls hatte schon die ganze Zeit auf ihren Ausbruch gelauert, sollte er es jetzt soweit kommen lassen?
Seine Unentschlossenheit war seine Verdammnis. Gnadenlos kämpfte sich die Erkenntnis über sein Tun nach oben, bis sie seinen Kopf erfüllte und ihn mit ihren Gedanken marterte.
Es hatte definitiv nicht den Effekt gehabt, den er sich so sehr erhofft hatte. Nun gut, anfangs vielleicht, ja anfangs hatte es wirklich gut getan, den Schmerz, den er in den Augen der Menschen sah, kurz bevor sie starben, seine Unerbittlichkeit, seine Kälte, seine Härte, die Angst die sie vor ihm hatten. Es tat gut, zu sehen, dass auch andere Menschen diese Empfindungen besaßen, es war doch nur gerecht, wenn auch sie leiden mussten! Er hatte gehofft, seine Schmerzen, seine Verzweiflung zu vermindern, indem er sie weitergab, an andere.
Doch was hatte es im Endeffekt gebracht? Hatte er wirklich das erreicht, was er sich durch Dr. Gero erhofft hatte?
Nein. Nein. NEIN! Das war der Punkt, der Dorn, der sich in sein Fleisch gesetzt hatte und immer tiefer in sein Herz zu dringen schien. Er empfand sie nicht mehr, die Erleichterung! Kein Gefühl dieser Art stellte sich ein, wenn er tötete, wenn er zerstörte. Es tat ihm zwar nicht richtig Leid, um die Leute die er umgebracht hatte, aber der Sinn war ihm verlorengegangen, und ohne diesen waren seine Taten, einfach sinnlos, sie erfüllten nicht mehr den Zweck, brachten ihm nichts mehr.
Das war es! Das brodeln am Rande seines Bewusstseins war verschwunden, es war nun da, in seinem Kopf, angereichert mit einigen pikanten Gedanken und der Tatsache, dass dieses Mädchen, das schon längst hätte wegrennen könne, immer noch auf ihrem Platz verweilte.
Schlagartig fand er sich in die Realität zurückversetzt.
Ihre Blicke trafen aufeinander.
Was sollte er tun? Auf was in sich sollte er hören? Die Vernunft, die ihm nach wie vor einreden zu versuchte, dass er seinen Schmerz, durch den anderer lindern konnte, oder das Gefühl, das Gefühl, das es sinnlos war, das es nicht so aufgegangen war, wie er es sich vorgestellt hatte.
Sie blickte ihn einfach an. Auch wenn das Bewusstsein, über ihre Situation ihr immer noch nicht klar zu sein schien, so erkannte er doch die Furcht, Furcht vor seiner Entscheidung.
Leben --- Sterben?
Auf wenn sollte er hören? Vernunft, sofern man es als Vernunft bezeichnen konnte, oder Gefühl? Was war der richtige Weg?
Was war sein Weg?
lg wölfin