Silbermond

ok, ihr habt mich überredet :D ich schreib ja schon weiter ^^

Die Heiler wollten es nicht, doch schon am nächsten Tag war Neyea bereit aufzustehen. Sie fühlte sich kalt und leer, im Bett würde sie sicher vor Langeweile sterben, dessen war sie sich sicher.
Sie hatte lange Sachen angezogen, obwohl es warm war. Wenn sie sich bewusst war, dass sie das offene Sonnenlicht mied, so gestand sie es sich jedenfalls nicht ein.
Neyea schlängelte sich zwischen einer Gruppe Soldaten hindurch. Sie hatte vor Kol zu suchen und sich bei ihm zu bedanken, dass er sie zurück ins Lager gebracht hatte. Sie fand den alten Mann hinter der Schmiede, wo er die Aufbruchsstimmung beobachte. Kol hob den Kopf, als Neyea sich im näherte. Zu ihrer Verblüffung war seine Stimme frostig.
„So, du bist also aufgewacht. Was willst du von mir?“
„I- ich wollte Danke sagen, ihr habt mich nach meinem Zusammenbruch hierher getragen“ stotterte sie.
„Bedanken? Ich verdiene deinen Dank nicht und ich will ihn nicht. Ein Feind der beaufsichtigt wird ist besser, als einer der frei rumläuft.“
Verwirrt machte Neyea einen Schritt zurück. „Ich verstehe nicht. Wie könnt ihr behaupten, ich wäre ein Feind?“
„Du gehörst nicht mehr hierher! Verschwinde, Wesen der Dunkelheit! Ich sagte doch, dass euer Lebensweg mit Blut besudelt ist, dem Blut von uns Menschen! Du bist nicht mehr erwünscht, die Sonne hat sich von dir abgewandt, wie es von heute an auch die Menschheit tun wird.“
Neyea starrte Kol an. Er wusste, was mit ihr geschehen war, irgendwie wusste er es. Sie drehte sich um und floh in ihr Zelt.

Der lange Ritt zur Festung des Lotusdrachen wurde für Neyea zur Tortur. Die Sonne schien heiß und so war sie gezwungen sich in weite Umhänge zu kleiden, was bei ihren Freunden für Verwunderung sorgte. Auch hatte Neyea bemerkt, dass sie es trotz ihres ständigen Hungerns nicht schaffte, etwas zu essen. Damit niemand sich Sorgen machte und vielleicht unbequeme Fragen stellte, zwang sie sich dazu, ein paar Bissen hinunter zuwürgen.
Nachts unterhielt sie sich lange mit Lano. Von mal zu mal fiel es ihr leichter zu akzeptieren, dass nur sie ihn verstehen konnte.
Doch je näher sie der Festung kamen, desto stiller wurde Neyea. Sie musste immer wieder an das denken, was Kol gesagt hatte. Es stimmte, ihr Platz war nicht mehr bei ihren Freunden. Sie durfte nicht bleiben und sie vielleicht in Gefahr bringen.

Die prächtig gekleideten Einwohner empfingen die Zurückgekehrten mit lauten Jubelrufen. Familien begrüßten ihre Angehörigen und ein großes Fest war geplant. In all der Heiterkeit kam Neyea sich verloren vor. Sie blieb im Hintergrund, bis Norrin sie nach vorne zog. Er war bereits angetrunken und bestand darauf, dass sie sich unter die Menge mischte. Sobald er wegsah verschwand Neyea wieder. Sie verließ das Fest und begab sich auf ihr Zimmer.
Seit sie das Tor zur Festung passiert hatten, hatte sie einen Entschluss gefasst. Mit wenigen Handgriffen packte sie ihre wichtigsten Sachen zusammen. Dann pfiff sie nach Lano.
Hast du dir das gut überlegt? Wenn du erst mal weg bist, kannst du nie wieder kommen.
Neyea sah ihn an. „Das weiß ich. Aber ich kann nicht hier bleiben, die Gefahr die von mir ausgeht ist zu groß.“
Das werden sie nicht verstehen, bemerkte der Wolf.
„Das ist egal. Ich kann es ihnen ja schlecht erklären, sie würden es nicht glauben.“
Die Menschen glauben eben nur, was sie glauben wollen. Na dann, Lano streckte sich, werden wir uns wohl auf den Weg machen müssen.
Neyea sah verwundert auf. „Hast du uns gesagt?“
Natürlich, dachtest du, ich lasse dich alleine gehen? Wer wird dann auf dich aufpassen?
Lächelnd umarmte Neyea Lano und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell. Also war sie doch nicht ganz allein.
Vorsichtig schlich sie sich mit Lano auf den Fersen in den Stall. Die Sonne stand schon tief am Himmel und ihr Licht färbte das Land rotgolden. Leise sattelte Neyea ihr Pferd. Sie hatte nicht vor sich von allen zu verabschieden. Auf ihrem Bett hatte sie einen Zettel hinterlassen, das musste reichen. Sie wusste, dass ihre Freunde versuchen würden, sie zum bleiben zu überreden, das konnte sie nicht zulassen.
Neyea führte ihre Stute auf den Hof. Das Fest fand in dem Ballsaal der Festung statt, sodass der weitläufige Hof verlassen dalag. Neyea schwang sich in den Sattel und überprüfte noch einmal die Stricke mit denen ihre einzige Tasche befestigt war. Dann wand sie sich in Richtung Tor.
„Das ist eine ungewöhnliche Zeit um einen Spazierritt zu machen.“
Erschrocken drehte sie den Kopf. In einiger Entfernung stand Toor.
„Es ist nicht direkt ein Spazierritt, Meister.“
„Natürlich, sonst würdest du wohl kein Gepäck mitnehmen. Hast du vor uns zu verlassen?“
Neyea senkte den Kopf. „Ja. Es ist notwendig. Ich kann nicht bleiben.“
Toor trat näher. „Darf ich den Grund dafür erfahren? Ich erinnere dich nur ungern daran, dass du dem Clan und deinen Meistern verbunden bist. Ohne driftigen Grund kann ich dich nicht einfach ziehen lassen.“
„Bitte, ihr müsst das verstehen. Ich kann das nicht erklären, selbst wenn ich wollte. Haltet mich nicht auf.“
„Neyea, ich verbiete dir hiermit in meiner Eigenschaft als Oberhaupt des Kejya´an-Ordens zu gehen!“ erwiderte Toor streng. „Du kennst die Regeln.“
Neyea wandte sich ab. „Ja, ich kenne sie. Aber diese Regeln gelten nur, solange man zum Orden gehört.“
Verblüfft trat Toor näher. „Was willst du damit sagen?“ fragte er schneidend.
Mit einer heftigen Bewegung riss Neyea sich die Brosche in Form einer Lotusblüte, die ihren Mantel zusammenhielt, vom Hals und schleuderte sie ihrem Meister zu Füßen. „Hiermit erkläre meinen Austritt und mein selbstgewähltes Exil!“
Sie galoppierte zum Tor hinaus und verließ den Ort ihrer Jugend ohne sich noch ein mal umzudrehen.
 
„Ich hasse es nass zu werden“ murrte sie und nieste. Der Wolf schüttelte sich den Regen aus dem grauen Pelz. Dann suchen wir uns doch eine Unterkunft, heute kommen wir eh nicht mehr in eine Stadt, bemerkte er. Und sieh, die Sonne geht bald auf!
„Stimmt, das hätte ich fast übersehen. Ich denke, daran muss ich mich erst noch gewöhnen.“ Neyea seufzte. „Okay, sehen wir uns mal um, vielleicht finden wir eine trockene Stelle.“
Nach einigem suchen fanden sie tatsächlich eine alte Trauerweide. Die Äste waren dicht und hingen bis auf den Boden. Es würde Stunden dauern bis der Regen hindurch dringen konnte. Es lagen auch genügend trockene Äste und Zweige herum um ein warmes Feuer zu entfachen.
Neyea band die Stute am Stamm fest, sattelte sie ab und breitete ihre Decke am Boden aus. Lano rollte sich am Feuer zusammen und gähnte. In ihr Fell und an Lanos weiche Flanke gekuschelt schlief Neyea bald ein.
Mit der Abenddämmerung standen sie auf. In diesen wenigen Minuten zwischen Tag und Nacht vermisste Neyea den Clan, ihre Freunde und vor allem Alar am meisten. Sie fragte sich, was er wohl getan hatte, als sie weggegangen war. War er traurig, enttäuscht oder wütend?
Lano kehrte von einem abendlichem Streifzug mit einem Hasen im Maul zurück. Er ließ das Tier vor Neyea fallen. Hier, ich dachte, ich besorge uns etwas zu essen. Du kannst schließlich nicht von Luft allein leben. „Du weißt doch, dass ich so was nicht runterkriege. Aber trotzdem danke, wenigstens hast du jetzt ein Abendessen.“ Denkst du eigentlich nie daran, was du bist? Kein Mensch mehr, also sollst du den Hasen ja auch nicht braten. Aber koste ihn mal roh, auch Wesen wie du müssen von irgendwas leben.
Neyea verzog das Gesicht. „Roh? Na wenn du meinst… “ vorsichtig zerschnitt sie den Hasen mit ihrem Dolch. Blut lief ihr über die Hand. Ohne darüber nachzudenken hob sie diese und leckte den warmen Lebenssaft ab. Sofort fühlte sie sich besser.
Lano knurrte zufrieden. Na siehst du. Und es ist doch gar nicht mal so übel, oder?
Neyea betrachtete ihre Hände. „Du hast recht“ gab sie zu. „Es fühlt sich gut an das Zeug zu trinken. Aber irgendwie komme ich mir seltsam dabei vor.“
Du bist es ja noch nicht gewöhnt. Warte einige Zeit, bald wird es dir normal vorkommen.
Neyea hob den Hasen hoch und schlürfte das Blut. Den Rest bekam Lano. Anschließend bedeckte sie die Glut des Feuers und zäumte ihr Pferd auf.
Der sichelförmige Mond war noch blass und die letzten Reste des Sonnenlichts verschwanden hinter dem Horizont. Neyea ritt zügig durch den Wald, sie hoffte noch in der heutigen Nacht in Corus anzukommen. In der Hauptstadt würde sie sich neu ausrüsten und dann vielleicht nach Westen ans Meer reiten. Danach konnte sie weitersehen.
Neyea genoss den Ritt. Sie waren fernab der großen Waldwege und viel befahrenen Straßen, nur die Geräusche der Nacht waren zu hören. Auch Neyeas Sinne hatten sich verändert, sie hatten sich geschärft. Das wenige Licht reichte ihr bereits aus und wenn sie sich konzentrierte hörte sie sogar das trippeln einer Maus auf dem Waldboden. Alles war viel intensiver geworden. Lano lief neben ihrem Pferd her oder streifte ein wenig abseits durch das Unterholz.
In den letzten sieben Tagen seit sie den Clan verlassen hatten, waren sie nur wenigen Menschen begegnet. Einmal hatte Neyea einen Bauern nach dem richtigen Weg gefragt, ein anderes mal waren sie an der Raststelle einer fahrenden Händlergruppe vorbei geritten. In Corus würden viele Menschen sein, doch Neyea war nicht beunruhigt, niemand hatte bis jetzt bemerkt, dass sie anders war. Keiner, außer Kol. Doch es war höchst unwahrscheinlich, dass es noch mehr wie ihn gab.
 
Die Teile waren total klasse :D
Mir gefällt dein Schreibstil immer und immer mehr...
Schreib bitte ganz schnell weiter...
 
hier kommt ma wieder einer^^

Kurz vor Sonnenaufgang kamen Neyea und Lano an die hohe Stadtmauer, die Corus umgab. Unsicher sahen sie sich um. Es gab zwar ganz in der Nähe ein großes Tor, doch das wurde erst geöffnet, wenn die Sonne bereits aufgegangen war. Neyea überlegte. Die beste Ausrüstung gab es in der Hauptstadt, und auch die billigste. Sie hatte nur wenig Gold mitgenommen, das musste reichen. Vielleicht konnte sie es schaffen sich an einem kleineren Tor an den Wachen vorbeizuschleichen oder über die Mauer zu klettern, doch mit dem Pferd war das unmöglich.
Lano stemmte die Vorderbeine gegen die sandfarbenen Steinblöcke, aus denen die Mauer bestand. Was hast du jetzt vor? Erkundigte sich Lano. Unmöglich hier drüber zu kommen, es sind kaum Fugen da.
„Hier muss es doch och kleinere Nottore geben, da kann ich versuchen in die Stadt zu kommen.“
Und das Pferd? Willst du es verkaufen?
Neyea zögerte. „Nein, ich brauche es um schnell weiter zu reisen. Vielleicht kann ich es im Wald verstecken, bis ich wieder komme. Wir sollten uns sowieso noch einen Rastplatz suchen, heute Nacht schaffen wir es nicht mehr rein zu kommen.“
Wenn du meinst. Lano gähnte. Dann versuchen wir es morgen.
Ein Schlafplatz war schnell gefunden, im Unterholz des nahen Wäldchens versteckten sie sich, während die Menschen erwachten und ihren Tätigkeiten nachgingen.
Sobald die Sonne untergegangen war und dem Mond Platz gemacht hatte, band Neyea das Pferd am Stamm einer jungen Birke fest. Hier würde sie es zurücklassen und später wieder abholen. Zusammen mir Lano machte sie sich dann auf den Weg zur Stadtmauer. Nach einigem suchen stießen sie tatsächlich auf einen schmalen Durchgang, der nur von einer Wache bewacht wurde. Lautlos schlich Neyea darauf zu. Der rotgekleidete Wachposten bemerkte die beiden Schatten nicht. Er war viel zu sehr in Gedanken mit dem Bier beschäftigt, dass nach der Wachablösung auf ihn wartete.
Lass mich für die Ablenkung sorgen, dann kannst du unbemerkt durch das Tor, schlug Lano vor. „Und wie willst du das anstellen?“ flüsterte Neyea zurück. Pass gut auf, vielleicht lernst du noch was. Damit sprang er aus ihrer Deckung hervor und lief schwanzwedelnd auf die Wache zu. Überrascht hob dieser seinen Speer. „Na so was, was machst du Kerlchen denn hier? Hast du dich verlaufen?“ Lano bellte kurz und scharrte auf dem Boden. Vorsichtig ging die Wache näher. „Du bist ja ein feiner. Und so ganz alleine?“
Wieder kläffte der Wolf und lief ein kurzes Stück vom Tor weg. Dann sah er über die Schulter zurück. Der neugierige Wachposten folgte ihm.
Blitzschnell huschte Neyea an der Mauer entlang, wobei sie sich immer im Schatten hielt. Gut so, Lano, dachte sie, lenk ihn noch eine Weile ab, dann bin ich drinnen. Vorsichtig schob Neyea sich durch die Toröffnung und verschwand um eine Häuserecke zwischen zwei Kisten. Dann stieß sie einen leisen, hohen Pfiff aus. Nach wenigen Sekunden stand Lano neben ihr. Er verzog das Maul zu einem verächtlichen Grinsen. Die Menschen sind ja so dumm! Von ein bisschen Show lassen sie sich schon so ablenken, dass sie alles andere vergessen.
Neyea lachte. „Das hast du sehr gut gemacht“ lobte sie ihren Freund.
Jetzt sind wir schon ein mal in der Stadt… und wo willst du nun hin? Ich glaube kaum das die Händler zu so einer Stunde noch aufhaben.
Verblüfft sah Neyea ihn an. „Daran habe ich noch gar nicht gedacht“ gestand sie. „Aber vielleicht finden wir ja jemanden. Wenn nicht müssen wir eben irgendwo einbrechen, auch wenn mir das nicht gefällt.“
Lano nickte. Das scheint mir auch das beste zu sein. Also machen wir uns auf den Weg.
Zusammen wanderte sie durch die stillen Strassen und kleinen Gässchen der Hauptstadt. Corus war ursprünglich ein mittelgroßes Dorf und war erst zur Zeit der großen Völkerwanderung aus dem Westen ausgebaut worden. Dementsprechend war auch die Anordnung der Wege, niemand schien sich die Mühe gemacht zu haben, die unzähligen kleinen und großen Strassen in einer geometrischen Ordnung anzulegen.
Schon bald hatte Neyea sich in den verwinkelten Gassen der Unterstadt restlos verlaufen. Nur dank Lanos vorzüglichem Orientierungssinn gerieten sie immer wieder auf eine Hauptstrasse.
Plötzlich blieb Neyea stehen. Lano der schon voraus gelaufen war, drehte sich zu ihr um. Sie hielt den Mondstein in der Hand und beobachte ihn mit einem merkwürdigem Ausdruck im Gesicht. Was ist los? „Der Stein. Er ist ganz warm. Das letzte mal als er so heiß geworden ist, war… “ beunruhigt strich Lano ihr um die Beine. Glaubst du es ist etwas in der Nähe? „Kann sein“ meinte Neyea zögernd, „gehen wir lieber kein Risiko ein. Auf solche Erlebnisse kann ich sehr gut verzichten.“ Ich auch. Also sein wir vorsichtig.
 
Wow...
der Teil war klasse!!!
Ehrlich...
*mitmüheihrenMundschließt*
Schreib bitte ganz schnell weiter...
platze fast vor neugierde
 
ok, erstma sorry, das ich solang nich mehr da war, aber ich hat einfach kei zeit ^^"


Sie bogen um die nächste Ecke. Eine Sackgasse. Neyea blieb stehen. „Kehren wir lieber um, das gefällt mir ganz und gar nicht.“ Lano hob den Kopf und schnüffelte. Du hast recht, da liegt ein seltsamer Geruch in der Luft. Suchen wir woanders nach einem Händler.
Neyea wandte sich um. Gerade noch rechtzeitig konnte sie dem Wurfpfeil ausweichen, der nur knapp an ihrem linken Ohr vorbei zischte und in der Häusermauer stecken blieb. Mit einer schnellen Bewegung zog sie das Messer das sie immer an ihrem Gürtel trug. Lano kauerte sich auf den Boden. Pass auf! schrie er. Weitere Wurfpfeile flogen aus dem Schatten zwischen den Häuserwänden auf sie zu. Neyea ging hinter einer Holzkiste in Deckung. Ihr Herz raste. Wer konnte sie ermorden wollen? Diebe?
Schritte klackten über den Asphalt der Strasse. Lano knurrte leise. Sei vorsichtig, da oben sind noch mehr! Neyea warf einen raschen Blick zu den hohen Dächern. Tatsächlich, dunkle Schatten bewegten sich am Rande der Giebeldächer.
Von der Straßenecke waren Stimmen zu hören, doch sie waren zu leise, sodass Neyea nicht verstehen konnte, was sie sagten. „Die haben uns eingekreist,“ flüsterte sie kaum hörbar. Ihr Mondstein summte inzwischen und brannte, stärker noch, als er das bei dem kleinen Mädchen getan hatte. Lano bellte eine kurze Warnung; einige Gestalten sprangen von den Dächern und landeten fast lautlos. Überrascht bemerkte Neyea die funkelnden Zeichen auf ihren Stirnen. Ähnliche Symbole, wie auch sie es trug. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch sie schloss ihn gleich wieder. Diese Wesen waren bewaffnet, mit ihnen konnte sie wohl kaum reden. Sie packte das Messer fester und ging in Angriffsstellung. Von der Straßenecke kamen weitere Gestalten. Verwundert bemerkte Neyea, dass eine noch sehr klein war, kaum halb so groß wie sie selbst. Eines der Wesen trat näher auf sie zu. „Hey du da, komm raus, wenn dir dein Leben lieb ist.“ Neyea zuckte zusammen. Es war eine klare Stimme, doch sie hatte einen dunklen Unterton. Sie antwortete nicht. „Du bist in unserem Territorium, ohne Erlaubnis. Weshalb sollten wir dich nicht gleich töten?“ Ein anderes Wesen kicherte. „Los, Hunter, mach sie fertig!“
Neyea gab Lano mit der Hand ein Zeichen, sich im Hintergrund zu halten. Dann schob sie sich vorsichtig aus ihrer Deckung hervor. Blitzschnell glitt ihr Blick über die Angreifer. Es waren etwa acht, dunkel gekleidet und alle mit dem Symbol auf der Stirn. Sie trat in die Mitte der kleinen Gasse. „Ich weiß nichts von einem Territorium, lasst mich gehen, ich habe euch nichts getan!“ Ihre Stimme war kräftig, obwohl sie innerlich unruhig war.
Der Sprecher, der offenbar Hunter hieß, stieß einen überraschten Laut aus. Einige der Wesen, die von den Dächern gesprungen waren, fingen an untereinander zu flüstern.
„Du trägst das Zeichen. Woher kommst du?“ meinte einer scharf. „Gewiss spionierst du für eine andere Gilde!“ „Ich weiß nicht, von was ihr sprecht! Ich gehöre zu keiner Gilde, ich bin nur eine Reisende, die Händler in dieser Stadt sucht.“
Hunter trat noch näher. Er war groß und in seiner Hand glänzte eine lange Sichel in dem schwachen Licht des Mondes. Er schien sie aufmerksam zu mustern, doch Neyea konnte sein Gesicht nicht genau erkennen. Das kleinste der Wesen schob sich an Hunter heran. Überrascht sah Neyea, das es ein Kind war, ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die ihr bis zum Gürtel fielen. Auch auf ihrer Stirn glänzte das seltsame Symbol. Das Mädchen packte Hunter am Arm. „Los, jetzt töte sie schon! Sie ist hier ohne Erlaubnis, Grund genug ihre Existenz zu fordern!“ „Sie trägt das Symbol der Mistress, außerdem liegt es nicht an dir, mir zu sagen was ich tun soll“ antwortete er scharf. Die Kleine verzog das Gesicht zu einem Schmollmund und warf Neyea einen bösen Blick zu.
Wie ein Schatten tauchte Lano neben ihr auf und strich Neyea um die Beine. Anscheinend überlegen sie, was sie mit uns tun sollen. Das ist gut, vielleicht haben wir so noch eine Chance.
Hunter wandte sich wieder Neyea zu. „Wir fordern dich auf mit uns zu kommen. Entweder freiwillig oder als Gefangene.“
Da sollten wir uns am Besten für ersteres entscheiden, riet Lano. Sieht aus, als könnten die ziemlich ungemütlich werden.
„Da wäre ich auch von alleine drauf gekommen“ raunte Neyea ihm zu. Das plötzliche auftauchen des riesigen Wolfes schien die Gestalten zu beunruhigen, sie tuschelten und flüsterten untereinander.
Neyea steckte das Messer zurück an den Gürtel und wandte sich Hunter zu. Er schien der Anführer zu sein, mit ihm konnte sie vielleicht reden. Sie hatte nicht vor, länger als unbedingt nötig in dieser Stadt zu bleiben. „Ich komme mit euch, aber sagt zuerst, wohin ihr mich bringt.“
 
ok, erstma sorry, das ich so lang nich mehr da war, aber ich war endlich ma im urlaub....
freut mich aber, das es immernoch leute gibt dies lesen^^
ok, jetzt gibts en längeres stück, aber kann sein, dass es mir en bissjen zu lang geraten is.....

„Das erfährst du noch früh genug“ meinte einer barsch und packte sie am Arm. Neyea riss sich los. „Ich kann sehr gut alleine gehen, ich laufe schon nicht weg!“
„Das sagen alle,“ bemerkte Hunter. Diese fremde Frau faszinierte ihn. Sie schien stolz zu sein, und sehr mutig, wenn sie vorhatte sich mit ihnen anzulegen. Ihre Haare funkelten im Mondlicht und die unergründlichen Augen blickten herausfordernd.
„Wieso nimmst du sie mit?“ zischte Altheia. „Die will bestimmt nur den Weg zum Hauptquartier herausfinden, töte sie endlich!“ „Lass mich in Ruhe“ fauchte Hunter zurück. Er wusste nicht mehr, wieso er sie überhaupt auf die Streife mitgenommen hatte. Wahrscheinlich weil sie so sehr gequengelt hatte. Altheia konnte ein kleiner Engel sein, aber meistens war sie eine ausgesprochene Nervensäge. Und zu allem Unglück hing sie auch noch ständig an ihm. Hunter sah auf die Strasse hinaus und hielt Ausschau nach Passanten. Zu dieser Zeit sollte zwar niemand mehr unterwegs sein, aber es war doch höchst ärgerlich, wenn ein vorbeikommender sie sah. Hunter vermied Leichen, wenn er konnte. Der oberste Richter sollte sich nicht entscheiden, mal wieder eine Hetzjagd durch die Unterstadt zu veranstalten. Mit einer Handbewegung bedeutete er Naamo und Ercole hinter der Frau und ihrem Wolf zu bleiben, der Rest vor und neben ihnen.
Neyea folgte diesem Hunter, der zusammen mit dem kleinen Mädchen vor rausging. Hinter ihr kamen zwei der dunkel gekleideten Gestalten, die Hände immer noch auf den Griffen ihrer Kurzschwerter. Hunter führte die Gruppe durch die verwinkelten Gassen der Unterstadt, wobei er immer wieder die Richtung wechselte. Es gab strikte Anweisungen, nie den direkten Weg zum Quartier zu nehmen, vor allem nicht bei einer so großen Gruppe. Man konnte nie wissen, wer vielleicht zusah und wie schnell derjenige die Informationen weitergeben konnte. Und jetzt, wo sich die Gilde so starken Gegnern gegenüber sah, mussten sie besonders vorsichtig sein.
Die Gruppe hielt vor einem alten Backsteingebäude. Die Fassade war bröcklig und die Fenster zerschlagen und verstaubt. Durch die eingefallene, vermoderte Tür kam man in eine Diele mit Holzfußboden. Diesen Weg wählte Hunter gewöhnlich, wenn er es nicht eilig hatte und mit mehreren Leuten unterwegs war. Der versteckte Griff war leicht zu erkennen, vorausgesetzt, man wusste wo er war. Die Dielen knarrten und gaben einen schmalen Tunnel unter dem alten Haus frei. Einer nach dem anderen sprang in die Tiefe. Hinter Ercole, dem letzten, schlossen sich die Bretter wieder.
Neyea stand in völliger Finsternis, Lanos warmer Körper direkt neben ihr. Früher hätte sie vielleicht Angst gehabt, wenn sie ihre Umgebung nicht erkennen konnte. Jetzt fühlte sie sich sicher, nachdem ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie auch die groben Umrisse erraten. Vor ihr zündete Hunter eine Fackel an. Das flackernde Licht zeigte Neyea einen ins Erdreich gegrabenen Tunnel. Die Wände waren stellenweise mit Steinen ausgekleidet und mit Balken verstärkt. Ab und zu zweigten kleine Nebenstollen ab, doch sie blieben immer auf dem Hauptpfad.
Neyea verlor jegliches Zeitgefühl, während sie durch den Tunnel wanderten. Ihre Begleiter sagten wenig und erwähnten auch nicht das Ziel ihres Weges.
Schließlich blieb Hunter stehen. Er griff nach oben und öffnete eine Luke in der Tunneldecke. Nacheinander stiegen sie nach oben. Überrascht sah Neyea das sie auf einer Strasse standen, offensichtlich in einer wohlhabenderen Gegend. Die Häuser waren weißgetüncht und die Gärten gepflegt. Die Gruppe stoppte vor einer hohen Mauer. Ein einziges Tor war darin eingelassen. Hunter klopfte, nach einer Weile öffnete sich ein Ausguck und ein altes, vernarbtes Gesicht zeigte sich. Hunter sprach flüsternd mit dem Mann, dieser nickte, verriegelte die Öffnung und schloss das Tor auf. „Los, kommt rein. Ihr seid früh schon wieder hier, gab es Probleme?“ „Nein, nein, aber wir haben einen… Gast mit gebracht.“ Der alte Mann beäugte Neyea misstrauisch, dann nickte er wieder. „Dann kommt, ich denke, ihr könnt gleich zu Ihr.“ Neyea fiel auf, das seine Stirn nicht von dem Symbol gekennzeichnet war. Sie überlegte, was das zu bedeuten hatte. Es war von einer Gilde gesprochen worden, gehörten diese Leute alle zu einer? Aber warum trug auch sie so ein Zeichen? Hunter störte sie in ihren Grübelein, indem er sie durch das Tor schob. Hinter ihr schloss der Alte es wieder und schob schwere Riegel davor. Neyea bemerkte, dass nur noch Hunter, das Mädchen und ein weiterer mitgekommen waren. Sie führten sie durch einen halbverwilderten Park, bis sie zu einem zweistöckigem, weitläufigem Gebäude kamen. Vor der hohen Tür standen Wachen in verzierten Uniformen und mit seltsam geformten Helmen. Hunter sagte etwas in einer Sprache, die Neyea noch nie gehört hatte, dann traten die Wachen beiseite und öffneten die Tür. Das Innere war prunkvoll ausgestattet, bunte Gemälde und Teppiche hingen an den Wänden, Marmorsäulen stützten die bemalte Decke. Auch der Boden war aus Marmor. Neyea staunte nicht schlecht, selbst der prachtvollste Raum in der Festung des Clans kam nicht an diesen hier heran. Es war fast zuviel für jemanden, der mit der kargen Lebensart der Mönche aufgewachsen war. Ungerührt durchquerte Hunter den Saal. Die Herrlichkeit beachtete er schon gar nicht mehr, wie auch alle anderen. Zu oft schon war er diesen Weg gegangen, nach einer Weile fiel es gar nicht mehr auf. Am anderen Ende des Raumes befand sich eine weitere Tür. Dahinter war ein kleiner, dunkler Raum, er bildete einen krassen Gegensatz zu dem vorherigem Zimmer. Die Wände waren aus grobem Stein und eine ebenfalls steinerne Wendeltreppe füllte den ganzen Raum aus. Vorsichtig stiegen sie hinab, immer tiefer. Sie waren jetzt in einem Bezirk in dem die Gilde weitgehend unterirdisch verlief. Nach einer Weile kamen sie unten an. Auch hier waren die Wände aus Stein und Fackeln bildeten die einzigen Lichtquellen. Ihre Schritte hallte in den Gängen und es war recht kühl. Fröstelnd verschränkte Neyea die Arme. Es war ihr unverständlich, wieso sie überhaupt hier waren. Dieser ganze Irrgang hatte für sie keinen Sinn und immer noch wusste sie nicht, wohin sie gebracht wurde.
 
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