Sechs Stunden [ Original ]

autumn

-untot-
Hm. Oo" Damit versuche ich mich nun an einem Original. Als Genre hatte ich Thriller vorgesehen, mal schauen, wie nahe es dem kommt. ^^;
Kritik und Verbesserungsvorschläge sind willkommen - genau wie Commies. ;)

Und dann geht's auch schon los:

'"Guten Morgen, Mister Präsident. Haben Sie gut geschlafen? Ich hoffe es für Sie, denn ein anstrengender Tag wartet. Ein Tag wie jeder andere, denken Sie? Nein, da irren Sie sich. Ich sage Ihnen was: Sie haben sechs Stunden, um den Schuldigen zu finden, der im weißen Haus eine Bombe versteckt hat. Geschieht dies nicht, wird ganz Washington D.C. in die Luft gesprengt. Einen schönen Tag noch."

0600 a.m.

Der Mann am anderen Ende der Leitung legte auf. Immer noch nicht glaubend, was er gerade gehört hatte, starrte der Präsident den Telefonhörer in seiner Hand an. Verschlafend schob er die Bettdecke zur Seite und stand auf. Langsam drehte er sich um und schaute seine Frau an, die gestern extra angereist war, um wenigstens ein paar Tage mit ihm verbringen zu können. Immer noch ungläubig legte er jetzt erst den Telefonhörer wieder auf den Nachtisch zurück und ging zum Fenster, um die Vorhänge beiseite zu schieben.

Eine Drohung an ihn, an die Menschen die hier arbeiteten und die, die hier wohnten. Er sollte Sicherheitsmaßnahmen einleiten, irgendwas. Es waren noch sechs Stunden, um zwölf würde die Bombe hochgehen. Doch was wäre, wenn das alles nur ein Bluff wäre? Sollte er die Leute unnütz in Panik versetzten und nachher als Narr dastehen, der irgend so einem dahergelaufenen Idioten gleich alles abnahm, was der ihm sagte? Er sollte Patrick Bescheid sagen, er war sein bester Mann. Der würde sich schon darum kümmern. Es war ganz sicher nur ein Bluff, das Theater hatten sie schon letzten Monat gehabt und davor. Oder setzte der Täter es drauf an? Wollte er sie solange reinlegen, bis sie sich in Sicherheit wiegten und seine Drohungen nicht mehr ernst nahmen und dann tatsächlich zuschlagen? Möglich war alles. Ob Patrick noch schlief?

Ein Rascheln ließ ihn herumfahren. Seine Frau hatte sich umgedreht und schaute ihn nun an. „Schatz, es ist erst sechs Uhr morgens. Komm wieder ins Bett. Selbst der Präsident der Vereinigten Staaten muss nicht so früh aufstehen.“ Schmunzelnd ging er um das Bett herum und gab ihr, ohne ein Wort, ein Kuss auf die Stirn. „Doch, muss er. Das Land schläft auch nicht so lange.“ Sanft drückte er sie ins Kissen zurück. „Schlaf du noch. Ich sage Tamara Bescheid, dass sie dir Frühstück bringt.“ „Hm. Ok.“ Kaum lag sie wieder gemütlich in der Feder, schlief sie wieder ein.

Schnell zog er seine Nachtsachen aus und suchte neue Klamotten für den Tag zusammen. Nachdem er alles an hatte, schaute er noch mal zu seiner Frau, aber die schlief noch.
Jetzt aber los und Patrick suchen. Leise öffnete Todd die Tür und schloss sie wieder hinter sich. Auf den Fluren im weißen Haus war bereits eine Menge Tumult. Wie durch Zufall lief ihm Tamara über den Weg. „Guten Morgen, Mister Präsident.“, grüßte sie freundlich. „Morgen Tamara, tu mir bitte den Gefallen und bring meiner Frau das Frühstück ins Zimmer, ja?“ Sie nickte und als sie schon fast vorbei war. „Ach und… hast du Anderson gesehen?“ „Nein, tut mir leid.“ „Na ja. Wenn du ihn siehst, schick ihn auf mein Büro.“ Mit den Worten verschwand Todd und eilte durch die Gänge zu seinem Büro.

Dort angekommen, wartete bereits jetzt schon Haufenweise Papierkram auf ihn, doch den musste er jetzt erstmal zurückstellen. Wichtig war jetzt, dass diese Bombendrohung geklärt wurde. Leicht nervös setzte er sich auf den Stuhl hinter den riesigen Schreibtisch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits Viertel nach sechs war. Immer wenn man es nicht brauchte, rauschte die Zeit an einem vorbei. Wo blieb Patrick nur? Normalerweise meldete er sich jeden morgen pünktlich, wenn nicht überpünktlich bei ihm. Ein weiterer Blick auf die Uhr, auf der es erst eine Minute später war. Gut, normalerweise war es aber auch 0700 Uhr, wenn Todd in seinem Büro saß. Doch jetzt wäre es gut, Patrick wäre schon eher hier.

An der rechten Tür klopfte es. Patrick? „Herein.“, sagte Todd und sah Niels, der hereinstürmte doch etwas enttäuscht entgegen. „Mister Präsident. Lauter Pressekonferenzen stehen auf Ihrem Terminplan und der nächste ist um acht Uhr. Zusätzlich hat mich Mister Stuck um ein kurzes Gespräch mit Ihnen gebeten. Ginge das in Ordnung, wenn ich Ihn in einer halben Stunde hinauf beten würde?“ Etwas abwesend schaute Todd auf und dem völlig aufgelösten Niels ins Gesicht. „Was?“, brachte er nur heraus. Irgendwie beschäftigte ihn diese Drohung doch mehr, als er gedacht hatte. Verdammt, vergess sie, vergess sie. „Mister Präsident, Sie scheinen mir heute etwas abwesend zu sein?“ „Nein, nein. Mir geht’s nur gerade nicht besonders.“ Eine kurze Pause trat ein, in der Niels die Chance nutze, seinen Papierkram in den Händen zu ordnen. „Es ist auch recht früh. Normalerweise sitzen sie erst um sieben Uhr hier. Tamara hatte mir nur gesagt, dass Sie schon wach sind.“ „Und prompt kommen Sie an und belästigen mich mit irgendwelchem Zeug. Tun Sie mir den Gefallen und suchen Sie Patrick. Alles andere kann ich im Moment nicht gebrauchen. Kommen Sie in einer Stunde noch mal zu mir.“ „Gewiss.“ Doch etwas beleidigt, so kalt abgewiesen zu werden, verschwand Niels auf dieselbe stürmische Art, wie er gekommen war.


0620, Niels hatte geschlagene vier Minuten seiner teuren Zeit verbraucht. War das denn wahr? Todd nahm einen Kugelschreiber in die Hand und wendete ihn ein paar Wal, ehe er ihn unglücklich auf den Boden fallen ließ.

Eine Bombe.

Also bitte, es war bestimmt, ja, ganz sicher nur wieder ein Versuch, das gesamte weiße Haus in helle Aufregung zu versetzen und dazu noch seine Frau und seine kleine Tochter. Verdammt, Patrick! Wie und wann sollte der Täter das getan haben?
Ein Klopfen an der Tür ließ ihn aus seinen Tagträumen hochschrecken. Ein schwarzhaariger, aber freundlich aussehender Mann kam in das Büro und ließ sich auf einem Sessel vor dem Schreibtisch nieder. „Du hast nach mir verlangt?“, fragte er gelassen. „Verdammt, sonst lässt du dir auch nicht soviel Zeit.“, schimpfte Todd Patrick an. Patrick war mit der Einzige hier, der ihn duzend durfte, nun, er gehörte ja auch zum engeren Bekanntenkreis des Präsidenten. Und ehrlich gesagt kannten die beiden sich schon lange, bevor Todd Präsident wurde und ihn, Patrick, ins weiße Haus holte als ersten Sicherheitsbeauftragten.
„Was ist nun so wichtig?“, fragte Patrick und kramte aus seiner Jackettasche eine Zigarettenschachtel hinaus. Dann nahm er sich vom Schreibtisch ein Feuerzeug und zündete sich eine Zigarette an. „Hm?“, hackte er noch mal nach.
„Schon wieder eine Bombendrohung. Langsam mache ich mir echt Sorgen.“, sagte Todd und stand auf. Die Sonne schien in das große Büro und spiegelte sich auf den Bildern wieder, die auf dem Schreibtisch standen. Das eine zeigte Jeremy, Todds Bruder, der an Krebs im November letzten Jahres gestorben war, und das andere zeigte Marie, Todds Tochter und Angelina, seine Frau.

„Wieder von demselben?“, fragte Patrick und zog genüsslich an seiner Zigarette. „Auch eine? Gute Marke.“ Genervt drehte Todd sich zu ihm um. „Im Augenblick habe ich besseres zu tun, als mich um irgendeine Zigarettenmarke zu scheren. Und du eigentlich auch!“ Seufzend schaute Todd wieder aus dem Fenster hinaus in den Garten. Es war Frühling und die Blumen blühten in ihrer ganzen Pracht. Es waren bereits Gärtner am arbeiten um den Garten noch schöner aussehen zu lassen.
„Ich weiß nicht, ob es derselbe war. Kann es mir aber vorstellen.“, meinte Todd und schaute ernst zu Patrick, der immer noch sehr gelassen aussah. „Dann werde ich mal meine Leute losschicken, damit die das weiße Haus wieder Mal auf den Kopf stellen.“ Nun seufzte auch Patrick. „Dieser Typ hat sie echt nicht mehr alle. Ist wahrscheinlich eher wieder nur ein Bluff. Meine Männer halten mich noch für verrückt, wenn ich sie jeden Monat mindestens einmal auf Bombensuche schicke.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu. „Aber immerhin bleiben sie so in der Übung.“ Ein leises Lachen konnte er sich nicht verkneifen und zog den Aschenbecher zu sich hin. Erstaunt blickte er hinein. „Lange keine mehr geraucht, huh?“ „Ja, meine Frau ist dabei, es mir wieder abzugewöhnen.“ „Ist auch gesünder.“, lachte Patrick und zog nochmals an seiner Zigarette. „Das sagst ausgerechnet du.“ Besorgt setzte Todd sich wieder und faltete seine Hände zusammen. „Zurück zu der Bombe. Ich glaube, diesmal ist es kein Bluff.“ „Wie kommst du darauf?“, fragte Patrick und richtete sich in seinem Stuhl auf. „Ganz einfach. Der Täter will, dass wir uns in Sicherheit wissen, weil er nur blufft und dann wird er wirklich zuschlagen. Wir dürfen keine seiner Drohungen auf die leichte Schulter nehmen. Jedes Mal stehen viele tausend Menschenleben auf dem Spiel. Aber wie immer muss die Sache geheim bleiben. Ich möchte nicht, dass auch nur die kleinste Kleinigkeit davon an die Öffentlichkeit gerät. Halt deswegen Charlie daraus, weil der es wieder jedem erzählen muss. Ich möchte nicht wieder hinter der ganzen Belegschaft her sein und denen sagen, dass sie ja ruhig sein sollen. Verstanden?“ „Verstanden Mister Präsident.“, sagte Patrick und erhob sich aus seinem Sessel. „Ich werde mich dann mal an die Arbeit machen.“ Mit einem Wink verließ er das Präsidentenbüro wieder. Doch etwas erleichterter als vorher lehnte Todd sich in seinem Stuhl zurück.

Ein lauter Knall schreckte Todd aus seinen Gedanken hoch. Was war das? Neugierig ging der Präsident zum Fenster und schaute sich draußen um. Zu sehen war nichts. Es musste auf der anderen Seite passiert sein. Hoffentlich nichts schlimmes, auch wenn es sich nicht gut angehört hatte.
Nur ein paar Minuten später stürmte Patrick auch schon wieder zurück in das Büro. „Todd, nur drei Kilometer östlich entfernt von hier ist gerade eine kleine Bombe in die Luft gegangen. Fünf Menschen sind tot, mehrere schwer verletzt. Ob dieser Freak was damit zu tun hat?“ Entsetzt ließ Todd sich in seinen Stuhl zurückfallen. „Was? Eine Bombe?“ Er schüttelte den Kopf. „Vielleicht eine Vorwarnung.“, murmelte er. „Das hatte er bis jetzt noch nie gemacht.“, meinte Patrick und senkte den Kopf. Todd blickte auf und starrte seinen Freund an, der wie angewurzelt auf der Stelle stand. „Worauf wartest du dann noch? Auf das Christkind? Los, los!“, rief er. Ein Blick zur Uhr verriet ihm, dass es in wenigen Minuten sieben Uhr sein würde. Schon eine Stunde vorbei und nicht einen Schritt weitergekommen. Ob fünf Stunden reichen würden?

Das Telefon klingelte. Kurz rutschte Todd das Herz in die Hose, doch dann nahm er ab. „Ja?“ „Mister Präsident, auf Leitung 4 will sie unbedingt jemand sprechen.“ „Ok.“, sagte Todd und drückte die 4 auf seinem Telefon. Wer… ? „Mister Präsident.“ Diese Stimme. Er war es. Nervös drückte Todd den Knopf für den Abhördienst an seinem Telefon und lauschte wieder in den Hörer. „Ja?“, fragte er leise. „Es ist schon eine Stunde vorbei. Wie sieht es aus? Schon weitergekommen?“ Ein heiseres Lachen am anderen Ende der Leitung. Todd antwortete darauf nicht. „Warum tun Sie das?“, fragte er stattdessen. „Hui, hui, nicht so neugierig. Alles zu seiner Zeit. Ich wünsche ihnen noch angenehme fünf übrige Stunden, Mister Präsident.“ Damit war die Verbindung wieder unterbrochen. Perry kam in das Büro. „Der Bombenfreak, was?“, fragte er. Todd nickte nur. „Den genauen Standpunkt konnten wir nicht ausmachen, aber er ist in der Nähe.“, meinte er. „Hier in Washington?“ „Womöglich.“, meinte Perry nur und zuckte mit den Schultern. „Versuchen Sie ihn beim eventuell nächsten Anruf etwas länger hinzuhalten.“, fügte er noch hinzu, ehe er das Zimmer durch dieselbe Tür verließ, durch die Niels am Morgen auch schon gestürmt war.

0659. Todd seufzte.'


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Danke fürs' lesen.

So, bis dahin vorerst. Wie regelmäßig ich posten werde, kann ich nicht sagen, aber es wird nicht sehr oft der Fall sein, da ich noch nicht weit bin mit der Geschichte und noch viel schreiben muss. ^^;
 
Na dann kommentiere ich doch mal ;)

Ich versteh ehrlich gesagt auch nicht warum sich hier noch keiner hat blicken lassen, da es bestimmt einige gibt, die sowas interessiert. Ich muss gestehen mein Ding ist es nicht unbedingt.
Mein erster Gedanke war, hört sich an wie 24 (die Serie die auf RTL2 lief).
Aber überzeugt haben mich deine Dialoge. Die haben sehr viel Leben in die Geschichte gebracht und waren einfach super geschrieben!
Auf die Charas bist du fürs erste Kapitel auch schon sehr gut eingegangen, was hoffentlich noch etwas vertieft wird.
Zur Story selbst, wie gesagt ich kann damit nicht so viel anfangen, aber es kam alles glaubhaft rüber und wirkte sehr authentisch!

So ich hoffe du findest noch ein paar Leser
ich lese jedenfalls mit;)

lg wölfin
 
Hi

Ich finde, die Geschichte läst sich schon mal ganz gut an, du hast einen recht flüssigen Erzählstil und das Thema finde ich auch ganz gut gewählt - Politthriller gibt es in diesem Forum ja nun doch eher gar keine.

Aber: Denkst du wirklich, wenn einer den Präsidenten morgens in seinem Bett anrufen kann (die Telefeonleitung ist intern und die Nummer dürfte nicht so ohne weiteres herauszufinden sein) und der Kerl am anderen Ende der Leitung behauptet, es befände sich eine Bombe im weißen Haus, dass der Mann noch zögert, seine Sicherheitsleute zu rufen, weil "es könnte ja panik geben und wenn es ein falscher Alarm war, dann habe ich die armen leute erschreckt"? Ganz sicher nicht, selbst wenn das ständig vorkommt, was es im Übrigen nicht könnte, eben weil die Telefonnummer des Präsidenten schon längst geändert worden wäre, käme das worklich so häufig vor.

Ansonsten fand ich das ganze aber ziemlich interessant, also schreib ruhig mal weiter.

Bye
 
DIEB! :D Nene.
Ich finde den Anfang echt gut - viel besser als ich ihn hatte. oo" Du hast doch schon schön was aus der Sache gemacht. Die Atmosphäre war echt gut dargestellt ( und du hast Patrick so gut rübergebracht - fand ich ^^ ). Ich hoffe, es geht auch so gut weiter, da du ja meintest, du würdest die Geschichte noch ein wenig ändern. Oo Bin ich mal gespannt. ^^
 
Hey ^^ Danke für eure lieben Antworten. :)

@einsame wölfin: Dann freut es mich aber doch sehr, das du's trotzdem gelesen hast. n.n Zu der Serie 24 kann ich nichts sagen, bzw. kann ich auch nicht sagen, ob es Paralellen gibt - ich habe die Serie nie gesehen. Oo Komischerweise hat es mich nicht interessiert ( und jetzt schreibe ich eine ähnliche Story v.v" ). Danke noch mal! ^^

@Tiara: Find ich schön, das du dir trotzdem die Zeit nimmst um meine FF zu deinen ganzen vielen anderen hinzuzufügen. ^^; Und ja, die Fehler kannst du mir ruhig mitteilen, das wäre echt nett. n.n Tja, aber solche Leute muss es doch überall geben, nicht? XD Ich find die lustig und es macht auch irgendwie Spaß, solche Leute darzustellen. *g* Irgendwie habe ich die Dialoge so gelassen, weil ich fand, das es besser aussieht .. >.o also von wegen, das es immer in Blöcken ist. Klar, es ist etwas unübersichtlicher .. :rolleyes: Aber irgendwie habe ich mir das so angewöhnt. Oo Dir auch nochmal danke. ^^

@Sahlene: Auch dir danke für den Comment. ^^ Aber was die Telefonnummern angeht und so, das kommt alles noch. Du musst halt dran denken, dass das alles in Stunden passiert und die vielleicht noch nicht dran gedacht haben. Oo Außerdem hab ich auch nicht dran gedacht. <<" Aber ich löse das schon, also keine Bange - der Präsident hat seine Nummer schon gewechselt. ^^;

@Mopzi: Sei ruhig, du! XD Dein Konzept - meine Geschichte. :p Na, schon gut. Aber keine Sorge, du wirst sie noch wiedererkennen. ;)

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0700 a.m.

Ungelenk krabbelte er unter den Schreibtisch und hob seinen vorhin heruntergefallenen Kugelschreiber wieder auf. Ob er einfach abwarten und Tee trinken sollte? Konnte sich ein Mann in seiner Stellung so etwas überhaupt erlauben? Aber was sollte er tun? Nervös sprang er wieder von seinem Stuhl auf und ging in das Nebenzimmer, in welchem sich Niels aufhielt. Ihn einweihen? Nein, er würde nur wieder einen halben Herzinfarkt bekommen. „Niels, haben Sie Perry gesehen?“, fragte er und wich seinen säuerlichen Blicken aus. Ärgerte der sich immer noch, weil er ihn vorhin unsanft aus seinem Büro herausgeschickt hat? Manchmal benahm er sich wie ein Kleinkind.

„Ich glaub, er ist durch diese Tür gegangen.“, meinte er und deutete auf die Tür gegenüber derjenigen, durch die der Präsident gerade gekommen war. Schulterzuckend ging Todd weiter. Er öffnete die Tür und trat in den nächsten Raum, doch auch da war Perry nicht, es war niemand hier. Grummelnd ließ er sich schließlich auf einem Sofa nieder, das in der Ecke stand. Perry würde schon zurückkommen. Ihn zu suchen wäre genauso sinnlos, als wenn man im Heuhaufen nach einer Nadel suchen würde. Nein, dass musste Todd sich jetzt nicht antun. Stattdessen holte er sich einen Kaffee. Eine volle Kaffeekanne stand hierherum und dazu noch ein paar Tassen. Es würde ihm schon keiner Übel nehmen, wenn er sich mal was gönnte.

„Hey.“ Todd verschluckte sich und musste husten. Als er keuchend aufschaute, blickte er in Patricks verwunderte Augen. „Warum bist du hier?“ Todd hustete immer noch. „Ich warte auf Perry.“, krächzte er. „Ach so, na dann. Ich wollte nur sagen, dass das gesamte weiße Haus nach einer Bombe durchsucht wird. Ich habe sämtliche Leute zusammengetrommelt.“ Erschrocken prustete Todd den halben Kaffee wieder aus und hustete erneut. „Was hast du?“, fragte Patrick und wunderte sich immer mehr über den Präsidenten. „Mir… ist grad nur was eingefallen.“, stöhnte er. „Und das wäre?“ „Wir müssen nicht die Bombe suchen, sondern den Bombenleger! So hat es der Typ am Telefon gesagt. Sonst würde ganz Washington in die Luft fliegen. Nach der Bombe suchen wäre zwecklos. Sie könnte überall sein. Vielleicht sogar noch bei ihm?“ Todd seufzte, Patrick auch, aber eher genervt. „Und so was fällt dir erst jetzt ein? Das heißt, das wir hier die Kripo antanzen lassen müssen?“, brummte er. Er konnte sie nicht leiden, ganz und gar nicht.
„Ganz recht. Die muss nun her. Kümmerst du dich darum?“, fragte Todd freundlich, das FBI verschwieg er absichtlich. Er wusste, wie sehr Patrick diese Leute hasste, aber es bereitete ihm immer doch wieder ein kleines Vergnügen, dieses entsetzte Gesicht zu sehen. Fast fröhlich trank er vorsichtig ein wenig von seinem Kaffee. „Vorsicht, heiß, Mister Präsident. Außerdem haben Sie sich bekleckert.“, sagte Patrick voller Sarkasmus. Leicht gereizt schaute er an sich hinunter und sah die vielen kleinen Flecken, die sich auf seinem Hemd verbreitet hatten. „Mist.“, fluchte Todd.

Noch gereizter stand er auf und wollte gerade gehen, als Niels aus seinem Büro kam. „Mister Präsident. Vor einer Stunde sagten Sie, dass ich mich in einer Stunde noch mal melden sollte. Es ist nun soweit.“, sagte er und hob stolz die Brust. „Es gibt so viel, was wir noch besprechen müssen, Sir.“ Langsam drehte Todd sich um. „Sehen Sie nicht, dass ich voller Kaffeeflecken bin? Ich gehe mich umziehen.“ Damit wollte Todd eigentlich gehen, doch er sah, dass Niels damit ganz und gar nicht zufrieden war. Er seufzte kurz. „Warten Sie in meinem Büro.“ Ein weiterer Blick galt Patrick, der immer noch in dem Raum stand und sich mittlerweile auch einen Kaffee eingeschenkt hatte, dann noch schnell die Uhrzeit. „Die Zeit. Die Zeit.“, murmelte Todd und bat Patrick mit Blicken darum, endlich weiterzumachen.

Es war 0717 als Todd den Raum verließ und sich wieder auf machte, zu seinem Schlafzimmer. Leicht fluchend beguckte er sich die Kaffeeflecken auf seinem Hemd, die fast volle Tasse noch balancierend in der einen Hand, während er sich durch die fast vollen Fluren kämpfte. Selbst der Präsident hatte es nicht immer leicht. „Mister Präsident! Post!“, rief jemand von hinten. Todd blieb abrupt stehen und drehte sich um. Ein uniformierter Mann kam auf ihn zu und drückte ihm einen Brief in die Hand. „Eilpost! Der Mann hätte mich fast umgebracht, als ich ihm sagte, dass wir erst heute Abend wieder raus gehen. Hat mir n paar Doller geboten. Na ja, hoffe, es hat sich gelohnt.“, meinte er und winkte zum Abschied. Neugierig öffnete Todd den Brief, doch eine Hand, die sich plötzlich dazwischen schob, verhinderte dies. Ärgerlich schaute sich Todd nach dem Besitzer der Hand um. Es war Perry. „Was? Darf ich jetzt meine Post nicht mehr öffnen?“, fragte Todd. „Tse, also ehrlich. Sie waren auch schon mal vorsichtiger.“, meinte Perry und nahm den Brief dem Präsidenten weg. „Sie haben eine Bombendrohung bekommen und öffnen jetzt einfach so Eilpost, die ohne Absender ist?“ Erstaunt schaute sich Todd den Brief an, als Perry ihn wendete. Tatsächlich, nirgends ein Absender, es stand nicht einmal drauf, für wen der Brief war. „Ich werde ihn mal mitnehmen und untersuchen.“, meinte Perry noch, ehe er in die entgegengesetzte Richtung verschwand.

Todd schaute ihm nicht lange hinterher, sondern ging schnell weiter. Etwas unwohl fühlte Todd sich nun schon, als er an den vielen Leuten vorbei lief, immerhin könnte einer von ihnen der Bombenleger sein. Irgendjemand von seinen Leuten. Das konnte doch durchaus möglich sein?
Er beschleunigte seinen Schritt. Sie hatten nicht mehr viel Zeit und zudem beanspruchte Niels ständig seine kostbare Zeit. „AH, Mister Präsident. Schön Sie zu sehen.“ Etwas irritiert blieb Todd kurz stehen. Das war doch nicht etwa Charlie? Doch, er war es, als Todd einen Blick über die Schulter riskierte und ihn sah, wie er freudig auf ihn zukam. „Guten Morgen.“, grummelte Todd nur und fragte sich, so wie jedes Mal, wenn er ihn sah, warum der eigentlich hier noch arbeitete – er nervte doch eh nur und war ein totales Plappermaul. „Haben Sie gut geschlafen? Na, ich hoffe es mal. Aber warum ich Sie eigentlich sprechen wollte. Na ja, eigentlich wollte ich Sie auch eher nur etwas fragen.“ Er machte eine Pause, was sonst eigentlich eher ungewöhnlich war für ihn und Todd ihn daraufhin kurz anschaute. „Was, zum Henker, machen diese ganzen Sicherheitsleute hier? Es sind doch sonst auch nicht so viele unterwegs.“ Er senkte seine Stimme ein wenig. „Etwa wieder eine Bombendrohung?“ Todd fühlte sich kurz wie eine Zeichentrickfigur in einem der Kinderfilme die Marie so gerne sah, der alle Haare zu Berge standen. Warum, verflucht, merkte der Kerl alles so schnell?



Erschrocken richtete er sich auf. Was war das auf einmal für ein Lärm da draußen? Mühselig schob er den Stuhl auf dem er saß nach hinten und stand auf. Den Bleistift immer noch in der Hand haltend, stellte er sich auf Zehenspitzen, um durch dass kleine, vergitterte Fenster nach draußen auf den Flur zu sehen. Doch da war nichts. Der Krach musste wohl aus einer der unteren Ebenen kommen. Es war einfach nur schrecklich, dass der kleinste Laut so dermaßen verstärkt wurde durch diese riesige Halle. Seufzend wandte er sich wieder ab und schlurfte durch die kleine Zelle zurück zu seinem Platz. Langsam ordnete er die vielen Zettel, auf denen er schon etwas geschrieben hatte, oder auf denen Skizzen waren. Gleich würden die Wachen kommen und das Zimmer kontrollieren, ob auch alles ordentlich war. Schnell zog er noch die kaputte Bettdecke glatt und setzte sich dann wieder.
Schwere Eisenschuhe stampften bereits den Gang entlang. Lautes Bebrüll folgte und die Zelle neben ihm wurde mit einem lauten Knall geöffnet. Er seufzte leise.

„Gefangener Nummer 407, warum hast du dein Bett nicht gemacht? Warum ist dein Zimmer nicht gefegt?“ Eine Pause folgte. „KEIN – MITTAGESSEN, UND ZWANZIG RUNDEN AUF DEM PLATZ DREHEN!!“ Damit flog die Tür wieder zu. Die nächste Tür, die dran glauben musste, war seine eigene. Das Herz rutschte ihm in die Hose, als die Tür an der Wand anschlug und ein großer, stämmiger Mann, den er noch nie gesehen hatte, vor ihm stand. Tatsächlich musste er neu sein, denn er saß schon seit fünf Jahren und kannte die meisten Leute hier.
„Was zum Teufel machst du da, Gefangener 408? Wer hat dir Papier gegeben?“, fragte er laut und riss die Zettel vom Tisch. Kurz überflog er ein paar Seiten. „Eine Geschichte? Nein, wie rührend.“, sagte er gehässig. „Verbrennen.“, fügte er hinzu, an eine andere Wache gewandt.
„Nein! Nein! Das könnt ihr nicht tun! Das ist mein ganzer Stolz! Ihr könnt mir nicht auch noch das Letzte nehmen, was ich habe, was ich geschaffen habe!“ Verzweifelt lief der alte Mann der Wache hinterher, doch der Bulle hielt ihn zurück. „Schön in der Zelle bleiben, Freundchen, sonst verbrennen wir dich gleich mit.“ Geräuschvoll fiel die Tür wieder ins Schloss und wurde wieder verriegelt.

„Josh? Alles in Ordnung?“, erklang es von nebenan, von Nummer 407. Ein Rascheln und Schaben folgte. Matthew schien sein Bett wieder mal zu verstellen. „Jaja.“, murmelte Josh und sank auf seinem Bett zusammen. Mit der linken Hand schob er das Kissen ein wenig beiseite um das kleine Loch freizugeben, welches die beiden innerhalb ihrer bereits abgesessenen fünf Jahre begraben hatten. So hatten sie die Gelegenheit miteinander zu sprechen. „Du hörst dich aber nicht so an?“ „Na ja, sie haben mir meine Geschichte weggenommen.“, trauerte Josh und blickte auf seinen Tisch, auf welchem sie vor wenigen Minuten noch gelegen hatte – sein Ein und Alles. „Holst du’s dir zurück?“, kam da die Stimme von Matt, wie Josh ihn immer nannte, und holte ihn zurück aus seinen traurigen Gedanken. „Wie denn? Hast du nicht zugehört? Sie wollen sie verbrennen. Die werde ich nie wieder sehen.“ Ein lauter Seufzer folgte von der anderen Seite. „Shit.“ „Aber ich schreibe sie trotzdem weiter. Ich weiß ja, was passiert ist.“, meinte Josh und stand wieder auf. „Aber so wirst du sie doch nie komplett haben!“, rief Matt fast. „Egal. In meinem Kopf ist sie dann komplett – und das reicht mir.“ Josh lächelte. Ja, das würde ihm reichen: Die Geschichte einfach nur niederschreiben. Ob sie nachher noch irgendwer lesen würde, wäre ihm egal. Er wollte sie nur aufschreiben.


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Danke fürs' lesen.

Entschuldigung, wenn es länger gedauert hat, aber irgendwie ist es doch gar nicht so einfach, so eine Geschichte zu schreiben. ^^; Aber ich beeile mich mit dem nächsten Teil. n_n
 
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