Original geschrieben von Mephistopheles
nunja, ich erachte das Ganze nach wie vor als nicht so dramatisch, wie es in den Medien suggeriert wird. Selbst wenn die Zahlen einfach so unreflektiert publiziert vielleicht schon eine gewisse Besorgnis erzeugen können, muss man da die Relationen sehen: Soviele Menschen sterben locker weltweit gesehen täglich an "normalen" Influenza-Viren und Krankheiten wie Lungenentzündung. Und um von den wirklichen Seuchen gar nicht zu reden, nur so als Vergleich, 2001 starben über 3 Millionen Menschen an AIDS, etliche Hunderttausend dürften auf das Konto von Malaria gehen und auch für uns quasi längst veraltete Krankheiten wie Cholera und Tuberkulose haben ähnliche Werte. Selbst Ebola fordert nach wie vor mehr Tote als SARS, die Todesrate ist da sowieso weit höher (ca. 90%, bei SARS schwanken die Angaben zwischen 4-17%). Also dürfte im Prinzip gerade das Problem bei SARS sein, dass diese Krankheit halt nicht in einem gottverlassenen Nirgendwo im hinterletzten Dritt-Welt-Land am wüten ist, von wo man dann eh keine klaren Zahlen erhält weil es sowas wie eine breite medizinische Versorgung gar nicht gibt und wo man nicht befürchten muss, dass sich die Krankheit in unsere Gefilde ausbreitet weil dort eh niemand wegkommt und in den Westen vordringen kann, sondern weil halt eine der grössten und internationalsten Metropolen der Welt betroffen ist und so, oh Schreck, diese Krankheit doch tatsächlich bis zu uns vorgedrungen ist, man das Ganze also schlecht einfach so ignorieren kann. Der Weltuntergang ist sie deswegen noch lange nicht, im Gegenteil, man sollte eigentlich eher froh sein, dass das Bewusstsein, dass immer wieder neue gefährliche Viren entstehen und auftauchen können, vor denen auch wir nicht sicher sind, wieder in die Köpfe der Menschen und Politiker gebracht wird, und wir zudem so einen optimalen Testfall für eine wirkungsvolle Seucheneindämmungspolitik erhalten und das alles anhand einer nicht übermässig bedrohlichen Krankheit. Denn die Zukunft könnte da weit gefährlicheres bringen, gerade im Bereich der Antibiotika-Resistenz, weshalb man hoffen darf, dass die Leute durch SARS für diese Gefahr sensibilisiert werden und allfällige Fehler in der Seuchenpolitik ausgemerzt werden können. Von da her ist SARS in gewisser Weise zynisch gesagt sogar ein Glücksfall, denn es hätte ebenso gut sein können, dass wir feuchtfröhlich einem wahren Killer-Virus ins offene Messer gelaufen wären, der durch eine weit höhere Todesrate, noch grössere Ansteckungsgefahr und schlechteren Heilungsmöglichkeiten ruck-zuck die halbe Menschheit weggeputzt hätte.
wobei man natürlich diskutieren könnte, ob das nicht in gewisser Weise auch sein Gutes gehabt hätte, aber das würde dann wohl eher ins Philosophie-Forum gehören..