Titel: Nur zu Dir ...
Autorin: Sonna
Fandom: BB
Status: beendet / One-Shot
Pairing: Kai x Ray / Ray x Kai (wie man will ^^)
Raiting: PG-14
Warnungen: Kitsch, Zucker, nur was für Zwischendurch ^.^
Inhalt: Nicht so wirklich vorhanden... *drop* Ray und Kai sind auf Trainingskurs in den Bergen und stellen dabei etwas fest ...
Kommentar: Tja, jetzt halt meine zweite (und wohl letzte) One-Shot aus der Reihe „Morgens bei beschissen kaltem Wetter an der Bushaltestelle stehen und sich warme Gedanken machen“.
Ich hoffe mal, das mir diesmal der Bezug zur eigentlich Serie etwas besser gelungen ist als bei „Dich ...“. *drop*
Und nun: Vorhang auf für: *Vorhang beiseite zieht*
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Es war tiefster Winter und hier oben in den Bergen merkte man ihn ganz deutlich. Die Bäume ließen ihre Zweige bis fast auf den Boden hinab hängen, da sie die Schneelast nicht mehr tragen konnten; der Boden war steinhart, Frost hatte Einzug gehalten und verhinderte, das man ihm allzu leicht fremde Spuren aufzwingen konnte. Die Bäche, die hinunter ins Tal flossen und sich dort zu größeren Strömen vereinten, waren schon in den ersten Tag zugefroren. Durch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt konnte man gefahrlos auf ihnen rumspazieren und sie überqueren.
Tiere sah man nur vereinzelt und das auch nur ganz selten. Ab und zu huschte mal ein Eichhörnchen von Ast zu Ast, um zu einem seiner Fütterverstecke zu kommen, dabei den Schnee von den Bäumen schüttelnd, so das man seinem Weg hätte folgen können, wäre da nicht der Wind gewesen. Der Wind, der durch die blattlosen Wälder fuhr, den Schnee von den Zweigen hob und ihn durch die Gegen wirbelte. Hier und dort Schneewehen entstehen ließ und an einem anderen Ort wieder abbaute. Spuren, wenn sie dann mal entstanden, konnten sich nicht lange halten, sondern wurden sehr kurze Zeit darauf wieder zugeweht.
Man könnte also meinen, hier oben, abseits der zivilisierten Welt, würde es, mal abgesehen von dem Tosen des Windes, ruhig zugehen. Aber ... weit gefehlt ...
Hier in dieser Einöde stand einsam und verlassen eine alte Blockhütte. Wie zu Urgroßvaters Zeiten war sie aus Baumstämmen zusammengebaut worden und diente ursprünglich als Jagdhütte. Sie wurde von Jägern zu ihren Saison-Zeiten genutzt und war dementsprechend einfach ausgestattet. Ein einziger Raum, der Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer in einem war.
An jeder Seite war ein Fenster eingebaut worden und wenn man durch eines von ihnen schauen würde, würde man feststellen, dass die Hütte zurzeit bewohnt war. Doch von den Bewohnern fehlte jede Spur.
Diese würde man erst zu Gesicht bekommen, wenn man dem Krach, der seit Wochen durch den Wald schallte, aber meist vom Tosen des Windes überlagerte wurde, folgen würde.
Vorbei an der Hütte, den zugefrorenen Bach entlang weiter nach oben, durch einen Abschnitt des Waldes auf eine Lichtung zu. Je näher man dieser Stelle kommen würde, umso deutlicher würde der Krach werden. Man würde sich über die vielen Löcher und Kratzer in den Rinden der Bäume wundern, würde sich fragen, wer oder was einen Felsen entzwei schlagen könnte oder wer sich da einen Spaß draus machte, Löcher in diese zu bohren. Und ... ja, und wenn der Wind nicht wäre, würde man darüber grübeln, woher diese komischen Spuren im Schnee kamen, die man in einem großen Umkreis erkennen konnte.
Und wenn man dann endlich die Lichtung erreicht hätte, würde man über die Einfachheit der Antwort aus dem Lachen nicht mehr herauskommen ...
Die schwarzen Haare wehten ihm ins Gesicht. Mit einer automatischen Handbewegung schob er sie beiseite und kümmerte sich dann nicht mehr um sie. Flüchtig fragte er sich, warum er sich davon hatte abhalten lassen, sie ganz kurz zu schneiden. Dann würden sie ihn jetzt nicht immer nerven. Da hatte es sein Gegenüber eindeutig besser.
Kurz war seine Konzentration deswegen abgelenkt gewesen und schon passierte es. Mit einem ~Krach~ war sein Blade in einen Baum gefahren. Zwar drehte es sich noch, aber wenn er sich nicht schnell zusammenriss, würde Drigger das nicht mehr lange tun.
„Ray, pass gefälligst auf.“ wurde er angefahren, dann hatte er sich wieder gefangen und wie ein grüner Blitz fuhr der Tiger aus dem Stamm. Mit einem Zischen kam er auf einem Felsen kurz neben seinem Blader auf und drehte sich wieder mit der gewohnten Schnelligkeit und Sicherheit.
Beide Blader sahen sich an. Seit Wochen - genauer gesagt seit fast vier Wochen nun schon - trainierten sie hier in dieser Einöde. Bei Schnee und Kälte trieben sie sich jeden Tag mehrere Stunden in den Wäldern herum und verbesserten ihre Technik Stück für Stück. Dass das Ganze auch einen Grund hatte, war ja eigentlich klar: in nicht mal ganz drei Monaten würde die nächste Weltmeisterschaft im Beybladen stattfinden, bei der die Blader immer in Zweierteams antreten würden.
Die Bladebreakers hatten sich daraufhin verständigt, das Max und Tyson ein Team bilden würden und Kai und Ray auch eines. Max und Tyson trainierten Zuhause zusammen mit Kenny, während sich Ray und Kai in die Berge verzogen hatten. Von Mr. Dickenson hatten sie sich ein stilles Plätzchen aussuchen lassen, an dem man in Ruhe trainieren konnte. Und dafür war es hier genau richtig.
„Was war denn nun schon wieder los?“ fragte Kai vom anderen Ende der Lichtung herüber. Sein Blade kreiselte neben ihm auf dem Boden, wo es nach dem Zusammenstoß mit Drigger gelandet war und den gesamten Schnee zur Seite gestoßen hatte.
Zurzeit wehte der Wind nur mäßig, was zur Folge hatte, dass der Schnee nicht allzu stark durch die Gegend gewirbelt wurde.
„Nichts. Nur meine Haare.“ Mit beiden Händen fuhr Ray an seinen Nacken, löste kurz das Zopfgummi und band sich einen neuen Zopf. Zum Glück hatte er gleich am ersten Tag die Entscheidung getroffen, seine Haare wenigstens auf Ellenbogenlänge abzuschneiden. Er wollte nicht wissen, was das sonst geworden wäre. Bei dem Wind und dem Schnee hier ...
Angriffslustig sah er zu seinem Freund hinüber. „Und weiter geht´s.“ Damit stieß sich sein Blade vom Boden ab, wirbelte etwas Schnee auf und flog dann auf Dranzer zu.
Kai fackelte nicht lange, erwiderte das Grinsen und der Phönix startete ebenfalls. Mit enormer Geschwindigkeit rasten beide Blades aufeinander zu und trafen sich fast in der Mitte. Ein lauter Knall war die Folge, dem dann die Schockwelle folge, welche beide Blader zwar ein Stück nach hinten schuppste, sie aber nicht umwarf. In den letzten Tagen hatten sie einiges an Standhaftigkeit dazu gewonnen ... sonst wären sie vom Wind wohl auch schon längst den Berg hinunter geweht worden.
Immer wieder holten die Blades aus, rotierten aufeinander zu und krachten mit gewaltigem Druck gegeneinander. Inzwischen so schnell, das Außenstehende ihre Bewegungen nur noch daran erkennen konnten, wo gerade der Schnee zur Seite gedrückt wurde. Für ihre Blader aber waren sie sehr wohl sichtbar. Mit den Augen folgten sie jedem Kurswechsel, voll darauf konzentriert, nicht die Kontrolle zu verlieren und vom Anderen in den nächsten Baum geschickt zu werden.
Lange hielt es sie nicht mehr auf der Lichtung. Drigger verpasste Dranzer so einen Schwung, das dieser über die Lichtung hinausschoss und zwischen den Bäumen landete. Senkrecht an einem Stamm weiterrotierend, wartete der Phönix auf seinen nächsten Befehl.
Rays Drigger schoss ihm sogleich hinterher. Von einem Ast des nebenstehenden Baumes schob er den Schnee hinunter und wartete dann dort.
Ray und Kai sahen sich an. Nun gut, das war wohl mal wieder das Zeichen dafür, es etwas wilder werden zu lassen. Zeitgleich setzten sie sich in Bewegung und verschwanden dann wie ihre Blades zwischen den Bäumen. Hier ging der Kampf nun weiter.
Von Baum zu Baum schossen die Blades, sich dabei immer wieder anstoßend, versuchten sie, den anderen auf den Boden zu kicken und so das Spiel zu gewinnen. Denn die ungeschriebene Regel lautete: wessen Blade den Boden berührte, hatte verloren.
Der Schwarzhaarige und der Grauhaarige rannten um die Stämme herum, immer darauf bedacht, den anderen nicht sehen zu lassen, wo man gerade war und was man als nächstes plante. Doch inzwischen kannten sie sich noch besser als ohnehin schon und es wurde immer schwerer, etwas zu tun, was den anderen überraschte.
Kurz blieb Kai stehen. Sein Atem bildete weiße Wolken beim ausatmen und die Haare klebten trotz der Kälte schweißnass an seiner Stirn. Einige Strähnen hingen ihm sogar in die Augen, von wo er sie aber nun weg strich. Er konzentrierte sich auf seinen Blade und darauf, ihn in der kleinen Vertiefung zwischen Ast und Stamm zu halten, wo er hoffentlich für einige Momente unbeobachtet bleiben konnte. So langsam wurde er müde und wenn er nicht aufpasste, würde sein Freund gewinnen. Und das ging ja nun gar nicht ...
Sein Blick schweifte durch die Bäume hindurch, versuchte den Schwarzhaarigen ausfindig zu machen. Vielleicht konnte er so einen Überraschungsangriff starten. Gerade wollte er sich umdrehen, als der Überraschungsangriff ihn traf.
Etwas Schweres warf sich von hinten auf seinen Rücken und zwang ihn so zu Boden. Mit etwas Anstrengung schaffte er es, sich im Fallen ein wenig zu drehen, so dass er nicht mit dem Gesicht im Schnee landete - es gab nichts Schrecklicheres -, sondern auf der Seite.
„Ray.“ knurrte er. Wer sonst würde auch auf diese Idee kommen?
„Dass ich so heiße, weiß ich. Auch wenn einem bei der Kälte hier wirklich die grauen Zellen weg frieren könnten.“ Frech wurde er von oben her angesehen, die goldenen Augen sprühten gerade so vor Freude - Schadenfreude.
„Übrigens ... ich habe gewonnen.“ Das Grinsen wurde noch eine Spur frecher, man konnte fast schon sagen fies.
Mit einem lauten Krach stieß Drigger an den roten Blade und schuppste ihn vom Baum hinunter. Durch Kais fehlende Konzentration hatte der Blade mehr und mehr an Energie verloren und sauste nun unaufhaltsam dem Erdboden zu ... wo er schließlich aufprallte, sich noch ein, zwei Mal drehte und dann liegen blieb.
„Das hast du doch mit Absicht gemacht.“ Kai knurrte den Schwarzhaarigen leicht verstimmt an. War doch wahr ...
„Und wenn ... wer sagt denn immer, man soll sich nicht so leicht ablenken lassen, mh?“ Ray war etwas weiter nach unten gerutscht, stützte seine Hände - die in fingerlosen Handschuhen steckten - verschränkt auf Kais Schulter ab und sah diesen an. Ein paar Strähnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen ihm nun in die Augen, was ihm einen noch verwegeneren Ausdruck gab.
Kai blickte nur zurück und seine roten Augen wirkten fast undurchdringlich. Aber eben nur fast ...
„Mh, woran denkst du?“ riss Ray ihn aus seinen Gedanken. Mit einem fragenden Blick sah er seinen Freund an und stütze sein Kinn auf seinen Händen ab. Seine Beine lagen lang ausgestreckt neben denen Kais.
„Daran, wie ich es dir heimzahlen kann.“ grummelte Kai, wand seinen Blick aber nicht ab.
„Du lügst.“ wurde ihm auf den Kopf zugesagt. „Dann würdest du anders gucken.“
„Aha ...“ Sehr geistreicher Kommentar seitens Kai, müsste er es inzwischen doch gewohnt sein, von Ray so durchschaut zu werden. Schon fast unheimlich, wie schnell der Kleinere gelernt hatte, hinter seine Fassade zu blicken.
„Also, sag schon.“ drängelte der Schwarzhaarige weiter. „Sonst kitzle ich dich durch.“ Was bei Kais Kitzeligkeit ziemlich schlecht für eben diesen werden würde.
Ein paar Augenblicke musste Ray auf seine Antwort warten und als er schon fast seine Drohung wahr machen wollte, reagierte Kai. Langsam hob sich seine rechte Hand - die übrigens auch in fingerlosen Handschuhen steckte, und ziemlich kalt geworden war auf dem Boden - und strich dem oben Liegenden einige seiner Strähnen aus den Augen. Zart strich er über die Stirn, bis ihm die Strähnen wieder entglitten und fuhr dann mit den Fingerspitzen die Konturen weiter nach. Am Ohr entlang, das Kinn hinunter und den Hals zum Nacken hin. Dort fuhr er in die Haare, zog am Zopfband und mit einem Ruck fielen Ray seine Haare lose über die Schultern. Das Zopfband wurde bedeutungslos losgelassen und die Hand war kurz darauf wieder vor dem Gesicht und spielte mit den Haaren.
Kais Blick hatte sich gewandelt. Die Undurchdringlichkeit war gewichen und hatte einem Ausdruck Platz gemacht, den man, müsste man ihn mit einem Wort beschreiben, als ´Verliebt` betiteln würde. Sie strahlten richtig von innen heraus, ein Lächeln hatte sich auf die Lippen gezaubert und der Körper ging automatisch aus der Abwehrhaltung.
Ray besah sich diese Veränderung, während sein Freund weiter mit seinen Haaren spielte. Ein genauso warmer Blick hatte sich in seinen Augen festgesetzt und plötzlich fiel ihm auch wieder ein, ´warum er sich davon hatte abhalten lassen, sie ganz kurz zu schneiden` ...
Er überbrückte die letzten paar Zentimeter zwischen ihren Gesichtern, fing dabei des anderen Blick ein und küsste ihn kurz auf die Lippen. Wie ein Hauch ...
„Was hältst du davon, wenn wir zur Hütte zurückgehen? Wird langsam kalt hier ...“ Auf ein Nicken Kais hin erhob sich Ray, nahm Kais Hand in seine und zog diesen hoch. Immer noch lächelten sich beide verliebt an.
Schnell noch ihre Blades eingesammelt und in die Tasche gesteckt, dann machten sie sich auch schon auf den Rückweg.
Inzwischen kannten sie sich in den Wäldern aus wie in ihrer Hosentasche. Dementsprechend schnell hatte sie auch den Rückweg hinter sich - über Stock und Stein, zugefrorene Bäche und unter schneebedeckten Ästen hindurch. Der Wind fuhr immer schneidender unter ihre Kleidung, zerrte an dieser und trieb ihnen manches Mal die Tränen in die Augen. Zusammen mit dem Wind schien auch der Schnee entschieden zu haben, ihnen mal wieder einen Besuch abzustatten. Die Fußspuren der beiden Menschen wurden keine Sekunde später wieder zugeweht und auf der Lichtung konnte man von ihrer Anwesenheit auch kein Zeichen mehr erkennen.
Schnee und Wind trieben mit den beiden jungen Männern ihr Spiel. Sie durchnässten ihre Kleidung, brachten die Haare durcheinander und zwangen sie dazu, sich an den Händen zu fassen, um vor lauter Schneegestöber einander nicht zu verlieren.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie den letzten zugefrorenen Bach erreichten, auf ihn traten und den letzten Rest des Weges bewältigen wollten. Hätte es nicht so geschneit, hätten sie den Bach wieder als Rutsche Zweckentfremdet ...
So aber setzten sie vorsichtig einen Schritt vor den nächsten, um auf der unter dem Schnee spiegelglatten Fläche nicht auszurutschen. Ihre Haare hingen ihnen klitschnass ins Gesicht, erschwerten so die Sicht noch um einiges; die Wasserschwere Kleidung war beim Gleichgewicht halten auch nicht gerade hilfreich.
So kam, was kommen musste ...
Einen erschrockenen Schrei ausstoßend, verlor Ray den Halt und fiel rücklings auf den Boden. Schmerz zog durch seinen gesamten Körper und raubte ihm für eine Sekunde den Atem. Seine Konzentration ließ nach und hätte sein Freund ihn nicht gehalten, wäre er trotz des Schnees hinuntergerutscht. So aber ging nur ein Ruck durch seine rechte Schulter und er blieb auf der Stelle sitzen.
„Na los, hoch mit dir.“ zog der Grauhaarige leicht an seiner Hand und Ray versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Gar nicht so einfach, wenn der Untergrund so rutschig war. Aber mit etwas Hilfe des Anderen stand der Schwarzhaarige Sekunden später wieder sicher auf den Beiden und lächelte hinter sich. Durch die Schneeflocken hindurch konnte er die Andeutung einer Erwiderung erkennen ...
Mit einem Knall flog die Tür hinter den beiden eintretenden ins Schloss. Der Schnee und der Wind wurden so ausgesperrt, auch wenn man ihr Toben im Inneren der Hütte noch sehr gut hören konnte.
Beide schüttelten ihre Haare aus, der Schnee löste sich und um ihre Füße herum entstand eine Pfütze. Vergrößert wurde sie durch das Wasser, das aus ihrer Kleidung tropfte.
„Oh man ... musste es gerade jetzt so zu schneien anfangen?“ beschwerte sich Ray lautstark. Er trat von der Tür weg auf den Kamin zu. Von den Holzscheiten, die neben diesem aufgeschichtet waren, nahm er einige, legte sie in den Kamin und kurz darauf prasselte ein gemütliches Feuer in der kleinen Hütte.
Ray blieb vor dem Kamin stehen und zog sich sein Oberteil über den Kopf. Die Haare noch mal schüttelnd, hängte er es neben den Kamin an einen Haken. Aus dem Schrank holte er zwei Handtücher, von denen er eines Kai zuwarf. Der letzte Rest Wasser wurde aus ihren Haaren gerubbelt und dann fanden sich die Handtücher ebenfalls an Haken zum Trocknen wieder.
Die Wärme hatte sich ziemlich schnell ausgebreitet. Beide entledigten sich nun ihrer restlichen Kleidung, hängten sie zum Trocknen auf und holten sich aus dem Schrank trockene Klamotten. Die Zeit über hatten sie kein Wort gesprochen, sondern genossen die angenehme Stille, die nur vom Knistern des Feuers und dem Wetter draußen gestört wurde.
Etwa eine Dreiviertelstunde später saßen beide gemütlich vor dem Kamin, neben dem noch die benutzen Schüsseln des Abendbrotes standen. Das Feuer hatte die Luft in der Hütte aufgewärmt, ebenso die Decken, auf denen sie saßen. Das einzige Geräusch war das Prasseln des Feuers, ansonsten herrschte Stille. Oder: fast. Immer wieder hörte man ein Knacken und dann herrschte wieder Ruhe. Ihre Blades lagen in Einzelteilen vor ihnen und wurden gerade wieder zusammengesetzt. Die Mechanik vom Schnee und Wasser zu befreien, machten sie jeden Abend. Inzwischen arbeiteten ihre Hände fast schon automatisch.
Kai setzte das letzte Teilchen an seinen Platz zurück und damit war Dranzer wieder einsatzbereit. Mit einer leisen Bewegung erhob er sich und legte den Phönix an seinen Platz: auf den Kaminsims neben Drigger.
Von oben sah er auf den knienden Ray hinunter, der seitlich von ihm vor dem warmen Feuer hockte. Der Schwarzhaarige war etwas eher als er fertig geworden und hatte seitdem unentwegt ins Feuer gestarrt.
Immer noch leise und ohne ein Wort trat er einen Schritt zur Seite und stand nun hinter seinem Freund. Seine Hände fanden ihren Weg zu den Schultern des Kleineren und legten sich warm und sanft auf diese. „Was ist los?“ flüsterte er fragend. Der Angesprochene reagierte nicht, mit keinem Zucken gab er zu verstehen, ob er Kai gehört hatte oder nicht.
Mit einem leise gemurmelten „Nichts. Es ist nichts.“ erhob sich der Kniende dann. Mit weiterhin gesenktem Kopf blieb er vor dem Grauhaarigen stehen, der seine Hände nicht von den Schultern genommen hat. Die schwarzen Haare fielen frei in den Nacken und vor die Augen, so dass Kai von hinten nicht in Rays Gesicht sehen konnte. Aber auch so spürte er die Anspannung, die in dem Körper steckte.
Er beugte sich vor und kam dicht neben Rays Ohr zum Halten. Auch wenn er leise sprach, hörte man die Sorge aus ihr heraus. „Was ist los?“ stellte er noch einmal seine Frage und machte damit klar, dass er seinem Freund dessen Antwort nicht ohne weiteres abnahm.
Einige Zeit kam nichts, doch dann ... Ray ließ sich nach hinten fallen und lehnte sich an Kai an, wurde von diesem gehalten. „Weißt du, die Zeit mit dir hier ist einfach nur wunderbar. Ich liebe es, wenn wir den ganzen Tag zusammen sein können. Hier gibt es nur dich und mich, nur uns. Wir kennen uns besser als je zuvor und dieses Wissen will ich nie wieder hergeben. Ich versteh dich wie nie zuvor und ich weiß, ich fühle, dass ich einfach zu dir gehöre. Nirgendwo anders will ich sein.
Dass das Training hier wichtig ist, weiß ich auch. Schließlich wollen wir die nächste Weltmeisterschaft gewinnen und mit Tyson als Gegner wird das nicht einfach. Aber ... ich vermisse sie. Ich vermisse unsere Freunde. So sehr ich die Zweisamkeit mit dir auch genieße, langsam aber sicher wird sie mir zuviel.
Bitte, versteh mich nicht falsch, ich ...“
Hier brach Ray ab. Eine einzelne Träne verließ ihr Zuhause und lief seine Wange hinunter. Er hoffte so sehr, dass Kai ihn verstand. Das er ihn richtig verstand. Nichts lag ihm ferner als seinen Freund zu verletzen, dafür liebte er ihn viel zu sehr.
Kai hatte ruhig zugehört. So war das also. Leicht musste er lächeln. Er hatte von Anfang an gewusst, dass sein Freund diese Einsamkeit nicht allzu lange aushalten würde. Es hatte ihn ohnehin schon erstaunt, das Ray so lange durchgehalten hatte - nun, da hatte er ihn wohl etwas unterschätzt. Aber langsam ging es ihm wie Ray. So sehr Tyson und die anderen manchmal auch nervten, ihm mit ihrer kindischen Art auf den Geist gingen, er vermisste sie. Auch wenn er das vor Fremden nie zugegeben hätte.
Seine Hände verließen ihren Platz an den Schultern und bewegten sich die Arme hinunter nach vorne.
Doch nun wurde die Stille von einem Laut unterbrochen. Ein lauter Schrei ging durch die Nacht - denn die war es inzwischen geworden, wie die Dunkelheit vor dem Fenster bewies - und ließ beide Menschen ihren Kopf dem Fenster zuwenden.
„Das war die Eule. Wir sollten schlafen gehen.“
Damit wollte sich Ray Richtung Bett wenden, wurde aber von Kai gehindert. Blitzschnell setzten dessen Hände ihren Weg fort und zogen den Schwarzhaarigen in eine Umarmung. Der andere Körper wurde dicht an den hinter ihm Stehenden gezogen und festgehalten. Überrascht weiteten sich die bernsteinfarbenen Augen, aber ohne dass Ray eine Abwehrbewegung machte. Was passierte denn jetzt?
Den geflüsterten Worten seinem Nacken hörte er mit Erstauen zu.
„Warum sollte ich dich falsch verstehen, mh? Du möchtest wieder nach Hause. Das ist doch ein verständliches Gefühl. Du brauchst nur etwas sagen und wir sind von hier so schnell verschwunden, das du gar nicht weißt, was los ist. Denn ... für mich gilt dasselbe: ich gehöre zu dir. Egal wo das sein wird. Und wenn das bei unseren Freunden ist, dann ist es eben so.
Ich wäre der letzte, der dich hier festhalten würde. Das müsstest du doch wissen. Außerdem... versteh ich dich.“ Hier musste Kai leicht lächeln. „Auch wenn mir Tyson und die anderen manchmal tierisch auf die Nerven gehen, vermisse ich sie auch.
Was meinst du? Sollen wir in den nächsten Tagen hier unser Training beenden und dann zurück fahren? Trainieren können wir auch Zuhause. Und vielleicht kann Kenny dann ja unsere Blades mal durchchecken und sie verbessern. Mh, ist das was?“
Ray drehte sich in den Armen um und blickte Kai in die Augen. Glücklich strahlte er ihn an. Er war so froh, dass Kai ihn verstand. Das er ihm nicht böse war, weil er wieder nach Hause wollte. Und das für seinen Freund dasselbe galt... nun, erstaunt war er nicht.
„Und ob das was ist.“ antwortete der Schwarzhaarige. Leise flüsterte er nur, auch wenn es außer ihnen beiden hier eh keiner gehört hätte.
Der Ansatz eines Lächelns erschien in seinem Gesicht. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“ „Mh, ich glaube, da war so was.“ Beide kamen sich immer näher, sie konnten gegenseitig ihren Atem im Gesicht spüren. Zart berührten sich ihre Lippen, ein sanfter Kuss, wie ein Versprechen ...
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*Vorhang wieder zuzieht*
Und? Hat sie gefallen? Hat sie nicht? Kritik oder einfach nur Kommentare werden gerne abgenommen. ^.^
by: Sonna
Autorin: Sonna
Fandom: BB
Status: beendet / One-Shot
Pairing: Kai x Ray / Ray x Kai (wie man will ^^)
Raiting: PG-14
Warnungen: Kitsch, Zucker, nur was für Zwischendurch ^.^
Inhalt: Nicht so wirklich vorhanden... *drop* Ray und Kai sind auf Trainingskurs in den Bergen und stellen dabei etwas fest ...
Kommentar: Tja, jetzt halt meine zweite (und wohl letzte) One-Shot aus der Reihe „Morgens bei beschissen kaltem Wetter an der Bushaltestelle stehen und sich warme Gedanken machen“.
Ich hoffe mal, das mir diesmal der Bezug zur eigentlich Serie etwas besser gelungen ist als bei „Dich ...“. *drop*
Und nun: Vorhang auf für: *Vorhang beiseite zieht*
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Nur zu Dir ...
Es war tiefster Winter und hier oben in den Bergen merkte man ihn ganz deutlich. Die Bäume ließen ihre Zweige bis fast auf den Boden hinab hängen, da sie die Schneelast nicht mehr tragen konnten; der Boden war steinhart, Frost hatte Einzug gehalten und verhinderte, das man ihm allzu leicht fremde Spuren aufzwingen konnte. Die Bäche, die hinunter ins Tal flossen und sich dort zu größeren Strömen vereinten, waren schon in den ersten Tag zugefroren. Durch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt konnte man gefahrlos auf ihnen rumspazieren und sie überqueren.
Tiere sah man nur vereinzelt und das auch nur ganz selten. Ab und zu huschte mal ein Eichhörnchen von Ast zu Ast, um zu einem seiner Fütterverstecke zu kommen, dabei den Schnee von den Bäumen schüttelnd, so das man seinem Weg hätte folgen können, wäre da nicht der Wind gewesen. Der Wind, der durch die blattlosen Wälder fuhr, den Schnee von den Zweigen hob und ihn durch die Gegen wirbelte. Hier und dort Schneewehen entstehen ließ und an einem anderen Ort wieder abbaute. Spuren, wenn sie dann mal entstanden, konnten sich nicht lange halten, sondern wurden sehr kurze Zeit darauf wieder zugeweht.
Man könnte also meinen, hier oben, abseits der zivilisierten Welt, würde es, mal abgesehen von dem Tosen des Windes, ruhig zugehen. Aber ... weit gefehlt ...
Hier in dieser Einöde stand einsam und verlassen eine alte Blockhütte. Wie zu Urgroßvaters Zeiten war sie aus Baumstämmen zusammengebaut worden und diente ursprünglich als Jagdhütte. Sie wurde von Jägern zu ihren Saison-Zeiten genutzt und war dementsprechend einfach ausgestattet. Ein einziger Raum, der Küche, Schlafzimmer und Wohnzimmer in einem war.
An jeder Seite war ein Fenster eingebaut worden und wenn man durch eines von ihnen schauen würde, würde man feststellen, dass die Hütte zurzeit bewohnt war. Doch von den Bewohnern fehlte jede Spur.
Diese würde man erst zu Gesicht bekommen, wenn man dem Krach, der seit Wochen durch den Wald schallte, aber meist vom Tosen des Windes überlagerte wurde, folgen würde.
Vorbei an der Hütte, den zugefrorenen Bach entlang weiter nach oben, durch einen Abschnitt des Waldes auf eine Lichtung zu. Je näher man dieser Stelle kommen würde, umso deutlicher würde der Krach werden. Man würde sich über die vielen Löcher und Kratzer in den Rinden der Bäume wundern, würde sich fragen, wer oder was einen Felsen entzwei schlagen könnte oder wer sich da einen Spaß draus machte, Löcher in diese zu bohren. Und ... ja, und wenn der Wind nicht wäre, würde man darüber grübeln, woher diese komischen Spuren im Schnee kamen, die man in einem großen Umkreis erkennen konnte.
Und wenn man dann endlich die Lichtung erreicht hätte, würde man über die Einfachheit der Antwort aus dem Lachen nicht mehr herauskommen ...
Die schwarzen Haare wehten ihm ins Gesicht. Mit einer automatischen Handbewegung schob er sie beiseite und kümmerte sich dann nicht mehr um sie. Flüchtig fragte er sich, warum er sich davon hatte abhalten lassen, sie ganz kurz zu schneiden. Dann würden sie ihn jetzt nicht immer nerven. Da hatte es sein Gegenüber eindeutig besser.
Kurz war seine Konzentration deswegen abgelenkt gewesen und schon passierte es. Mit einem ~Krach~ war sein Blade in einen Baum gefahren. Zwar drehte es sich noch, aber wenn er sich nicht schnell zusammenriss, würde Drigger das nicht mehr lange tun.
„Ray, pass gefälligst auf.“ wurde er angefahren, dann hatte er sich wieder gefangen und wie ein grüner Blitz fuhr der Tiger aus dem Stamm. Mit einem Zischen kam er auf einem Felsen kurz neben seinem Blader auf und drehte sich wieder mit der gewohnten Schnelligkeit und Sicherheit.
Beide Blader sahen sich an. Seit Wochen - genauer gesagt seit fast vier Wochen nun schon - trainierten sie hier in dieser Einöde. Bei Schnee und Kälte trieben sie sich jeden Tag mehrere Stunden in den Wäldern herum und verbesserten ihre Technik Stück für Stück. Dass das Ganze auch einen Grund hatte, war ja eigentlich klar: in nicht mal ganz drei Monaten würde die nächste Weltmeisterschaft im Beybladen stattfinden, bei der die Blader immer in Zweierteams antreten würden.
Die Bladebreakers hatten sich daraufhin verständigt, das Max und Tyson ein Team bilden würden und Kai und Ray auch eines. Max und Tyson trainierten Zuhause zusammen mit Kenny, während sich Ray und Kai in die Berge verzogen hatten. Von Mr. Dickenson hatten sie sich ein stilles Plätzchen aussuchen lassen, an dem man in Ruhe trainieren konnte. Und dafür war es hier genau richtig.
„Was war denn nun schon wieder los?“ fragte Kai vom anderen Ende der Lichtung herüber. Sein Blade kreiselte neben ihm auf dem Boden, wo es nach dem Zusammenstoß mit Drigger gelandet war und den gesamten Schnee zur Seite gestoßen hatte.
Zurzeit wehte der Wind nur mäßig, was zur Folge hatte, dass der Schnee nicht allzu stark durch die Gegend gewirbelt wurde.
„Nichts. Nur meine Haare.“ Mit beiden Händen fuhr Ray an seinen Nacken, löste kurz das Zopfgummi und band sich einen neuen Zopf. Zum Glück hatte er gleich am ersten Tag die Entscheidung getroffen, seine Haare wenigstens auf Ellenbogenlänge abzuschneiden. Er wollte nicht wissen, was das sonst geworden wäre. Bei dem Wind und dem Schnee hier ...
Angriffslustig sah er zu seinem Freund hinüber. „Und weiter geht´s.“ Damit stieß sich sein Blade vom Boden ab, wirbelte etwas Schnee auf und flog dann auf Dranzer zu.
Kai fackelte nicht lange, erwiderte das Grinsen und der Phönix startete ebenfalls. Mit enormer Geschwindigkeit rasten beide Blades aufeinander zu und trafen sich fast in der Mitte. Ein lauter Knall war die Folge, dem dann die Schockwelle folge, welche beide Blader zwar ein Stück nach hinten schuppste, sie aber nicht umwarf. In den letzten Tagen hatten sie einiges an Standhaftigkeit dazu gewonnen ... sonst wären sie vom Wind wohl auch schon längst den Berg hinunter geweht worden.
Immer wieder holten die Blades aus, rotierten aufeinander zu und krachten mit gewaltigem Druck gegeneinander. Inzwischen so schnell, das Außenstehende ihre Bewegungen nur noch daran erkennen konnten, wo gerade der Schnee zur Seite gedrückt wurde. Für ihre Blader aber waren sie sehr wohl sichtbar. Mit den Augen folgten sie jedem Kurswechsel, voll darauf konzentriert, nicht die Kontrolle zu verlieren und vom Anderen in den nächsten Baum geschickt zu werden.
Lange hielt es sie nicht mehr auf der Lichtung. Drigger verpasste Dranzer so einen Schwung, das dieser über die Lichtung hinausschoss und zwischen den Bäumen landete. Senkrecht an einem Stamm weiterrotierend, wartete der Phönix auf seinen nächsten Befehl.
Rays Drigger schoss ihm sogleich hinterher. Von einem Ast des nebenstehenden Baumes schob er den Schnee hinunter und wartete dann dort.
Ray und Kai sahen sich an. Nun gut, das war wohl mal wieder das Zeichen dafür, es etwas wilder werden zu lassen. Zeitgleich setzten sie sich in Bewegung und verschwanden dann wie ihre Blades zwischen den Bäumen. Hier ging der Kampf nun weiter.
Von Baum zu Baum schossen die Blades, sich dabei immer wieder anstoßend, versuchten sie, den anderen auf den Boden zu kicken und so das Spiel zu gewinnen. Denn die ungeschriebene Regel lautete: wessen Blade den Boden berührte, hatte verloren.
Der Schwarzhaarige und der Grauhaarige rannten um die Stämme herum, immer darauf bedacht, den anderen nicht sehen zu lassen, wo man gerade war und was man als nächstes plante. Doch inzwischen kannten sie sich noch besser als ohnehin schon und es wurde immer schwerer, etwas zu tun, was den anderen überraschte.
Kurz blieb Kai stehen. Sein Atem bildete weiße Wolken beim ausatmen und die Haare klebten trotz der Kälte schweißnass an seiner Stirn. Einige Strähnen hingen ihm sogar in die Augen, von wo er sie aber nun weg strich. Er konzentrierte sich auf seinen Blade und darauf, ihn in der kleinen Vertiefung zwischen Ast und Stamm zu halten, wo er hoffentlich für einige Momente unbeobachtet bleiben konnte. So langsam wurde er müde und wenn er nicht aufpasste, würde sein Freund gewinnen. Und das ging ja nun gar nicht ...
Sein Blick schweifte durch die Bäume hindurch, versuchte den Schwarzhaarigen ausfindig zu machen. Vielleicht konnte er so einen Überraschungsangriff starten. Gerade wollte er sich umdrehen, als der Überraschungsangriff ihn traf.
Etwas Schweres warf sich von hinten auf seinen Rücken und zwang ihn so zu Boden. Mit etwas Anstrengung schaffte er es, sich im Fallen ein wenig zu drehen, so dass er nicht mit dem Gesicht im Schnee landete - es gab nichts Schrecklicheres -, sondern auf der Seite.
„Ray.“ knurrte er. Wer sonst würde auch auf diese Idee kommen?
„Dass ich so heiße, weiß ich. Auch wenn einem bei der Kälte hier wirklich die grauen Zellen weg frieren könnten.“ Frech wurde er von oben her angesehen, die goldenen Augen sprühten gerade so vor Freude - Schadenfreude.
„Übrigens ... ich habe gewonnen.“ Das Grinsen wurde noch eine Spur frecher, man konnte fast schon sagen fies.
Mit einem lauten Krach stieß Drigger an den roten Blade und schuppste ihn vom Baum hinunter. Durch Kais fehlende Konzentration hatte der Blade mehr und mehr an Energie verloren und sauste nun unaufhaltsam dem Erdboden zu ... wo er schließlich aufprallte, sich noch ein, zwei Mal drehte und dann liegen blieb.
„Das hast du doch mit Absicht gemacht.“ Kai knurrte den Schwarzhaarigen leicht verstimmt an. War doch wahr ...
„Und wenn ... wer sagt denn immer, man soll sich nicht so leicht ablenken lassen, mh?“ Ray war etwas weiter nach unten gerutscht, stützte seine Hände - die in fingerlosen Handschuhen steckten - verschränkt auf Kais Schulter ab und sah diesen an. Ein paar Strähnen hatten sich aus dem Zopf gelöst und hingen ihm nun in die Augen, was ihm einen noch verwegeneren Ausdruck gab.
Kai blickte nur zurück und seine roten Augen wirkten fast undurchdringlich. Aber eben nur fast ...
„Mh, woran denkst du?“ riss Ray ihn aus seinen Gedanken. Mit einem fragenden Blick sah er seinen Freund an und stütze sein Kinn auf seinen Händen ab. Seine Beine lagen lang ausgestreckt neben denen Kais.
„Daran, wie ich es dir heimzahlen kann.“ grummelte Kai, wand seinen Blick aber nicht ab.
„Du lügst.“ wurde ihm auf den Kopf zugesagt. „Dann würdest du anders gucken.“
„Aha ...“ Sehr geistreicher Kommentar seitens Kai, müsste er es inzwischen doch gewohnt sein, von Ray so durchschaut zu werden. Schon fast unheimlich, wie schnell der Kleinere gelernt hatte, hinter seine Fassade zu blicken.
„Also, sag schon.“ drängelte der Schwarzhaarige weiter. „Sonst kitzle ich dich durch.“ Was bei Kais Kitzeligkeit ziemlich schlecht für eben diesen werden würde.
Ein paar Augenblicke musste Ray auf seine Antwort warten und als er schon fast seine Drohung wahr machen wollte, reagierte Kai. Langsam hob sich seine rechte Hand - die übrigens auch in fingerlosen Handschuhen steckte, und ziemlich kalt geworden war auf dem Boden - und strich dem oben Liegenden einige seiner Strähnen aus den Augen. Zart strich er über die Stirn, bis ihm die Strähnen wieder entglitten und fuhr dann mit den Fingerspitzen die Konturen weiter nach. Am Ohr entlang, das Kinn hinunter und den Hals zum Nacken hin. Dort fuhr er in die Haare, zog am Zopfband und mit einem Ruck fielen Ray seine Haare lose über die Schultern. Das Zopfband wurde bedeutungslos losgelassen und die Hand war kurz darauf wieder vor dem Gesicht und spielte mit den Haaren.
Kais Blick hatte sich gewandelt. Die Undurchdringlichkeit war gewichen und hatte einem Ausdruck Platz gemacht, den man, müsste man ihn mit einem Wort beschreiben, als ´Verliebt` betiteln würde. Sie strahlten richtig von innen heraus, ein Lächeln hatte sich auf die Lippen gezaubert und der Körper ging automatisch aus der Abwehrhaltung.
Ray besah sich diese Veränderung, während sein Freund weiter mit seinen Haaren spielte. Ein genauso warmer Blick hatte sich in seinen Augen festgesetzt und plötzlich fiel ihm auch wieder ein, ´warum er sich davon hatte abhalten lassen, sie ganz kurz zu schneiden` ...
Er überbrückte die letzten paar Zentimeter zwischen ihren Gesichtern, fing dabei des anderen Blick ein und küsste ihn kurz auf die Lippen. Wie ein Hauch ...
„Was hältst du davon, wenn wir zur Hütte zurückgehen? Wird langsam kalt hier ...“ Auf ein Nicken Kais hin erhob sich Ray, nahm Kais Hand in seine und zog diesen hoch. Immer noch lächelten sich beide verliebt an.
Schnell noch ihre Blades eingesammelt und in die Tasche gesteckt, dann machten sie sich auch schon auf den Rückweg.
Inzwischen kannten sie sich in den Wäldern aus wie in ihrer Hosentasche. Dementsprechend schnell hatte sie auch den Rückweg hinter sich - über Stock und Stein, zugefrorene Bäche und unter schneebedeckten Ästen hindurch. Der Wind fuhr immer schneidender unter ihre Kleidung, zerrte an dieser und trieb ihnen manches Mal die Tränen in die Augen. Zusammen mit dem Wind schien auch der Schnee entschieden zu haben, ihnen mal wieder einen Besuch abzustatten. Die Fußspuren der beiden Menschen wurden keine Sekunde später wieder zugeweht und auf der Lichtung konnte man von ihrer Anwesenheit auch kein Zeichen mehr erkennen.
Schnee und Wind trieben mit den beiden jungen Männern ihr Spiel. Sie durchnässten ihre Kleidung, brachten die Haare durcheinander und zwangen sie dazu, sich an den Händen zu fassen, um vor lauter Schneegestöber einander nicht zu verlieren.
Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie den letzten zugefrorenen Bach erreichten, auf ihn traten und den letzten Rest des Weges bewältigen wollten. Hätte es nicht so geschneit, hätten sie den Bach wieder als Rutsche Zweckentfremdet ...
So aber setzten sie vorsichtig einen Schritt vor den nächsten, um auf der unter dem Schnee spiegelglatten Fläche nicht auszurutschen. Ihre Haare hingen ihnen klitschnass ins Gesicht, erschwerten so die Sicht noch um einiges; die Wasserschwere Kleidung war beim Gleichgewicht halten auch nicht gerade hilfreich.
So kam, was kommen musste ...
Einen erschrockenen Schrei ausstoßend, verlor Ray den Halt und fiel rücklings auf den Boden. Schmerz zog durch seinen gesamten Körper und raubte ihm für eine Sekunde den Atem. Seine Konzentration ließ nach und hätte sein Freund ihn nicht gehalten, wäre er trotz des Schnees hinuntergerutscht. So aber ging nur ein Ruck durch seine rechte Schulter und er blieb auf der Stelle sitzen.
„Na los, hoch mit dir.“ zog der Grauhaarige leicht an seiner Hand und Ray versuchte wieder auf die Beine zu kommen. Gar nicht so einfach, wenn der Untergrund so rutschig war. Aber mit etwas Hilfe des Anderen stand der Schwarzhaarige Sekunden später wieder sicher auf den Beiden und lächelte hinter sich. Durch die Schneeflocken hindurch konnte er die Andeutung einer Erwiderung erkennen ...
Mit einem Knall flog die Tür hinter den beiden eintretenden ins Schloss. Der Schnee und der Wind wurden so ausgesperrt, auch wenn man ihr Toben im Inneren der Hütte noch sehr gut hören konnte.
Beide schüttelten ihre Haare aus, der Schnee löste sich und um ihre Füße herum entstand eine Pfütze. Vergrößert wurde sie durch das Wasser, das aus ihrer Kleidung tropfte.
„Oh man ... musste es gerade jetzt so zu schneien anfangen?“ beschwerte sich Ray lautstark. Er trat von der Tür weg auf den Kamin zu. Von den Holzscheiten, die neben diesem aufgeschichtet waren, nahm er einige, legte sie in den Kamin und kurz darauf prasselte ein gemütliches Feuer in der kleinen Hütte.
Ray blieb vor dem Kamin stehen und zog sich sein Oberteil über den Kopf. Die Haare noch mal schüttelnd, hängte er es neben den Kamin an einen Haken. Aus dem Schrank holte er zwei Handtücher, von denen er eines Kai zuwarf. Der letzte Rest Wasser wurde aus ihren Haaren gerubbelt und dann fanden sich die Handtücher ebenfalls an Haken zum Trocknen wieder.
Die Wärme hatte sich ziemlich schnell ausgebreitet. Beide entledigten sich nun ihrer restlichen Kleidung, hängten sie zum Trocknen auf und holten sich aus dem Schrank trockene Klamotten. Die Zeit über hatten sie kein Wort gesprochen, sondern genossen die angenehme Stille, die nur vom Knistern des Feuers und dem Wetter draußen gestört wurde.
Etwa eine Dreiviertelstunde später saßen beide gemütlich vor dem Kamin, neben dem noch die benutzen Schüsseln des Abendbrotes standen. Das Feuer hatte die Luft in der Hütte aufgewärmt, ebenso die Decken, auf denen sie saßen. Das einzige Geräusch war das Prasseln des Feuers, ansonsten herrschte Stille. Oder: fast. Immer wieder hörte man ein Knacken und dann herrschte wieder Ruhe. Ihre Blades lagen in Einzelteilen vor ihnen und wurden gerade wieder zusammengesetzt. Die Mechanik vom Schnee und Wasser zu befreien, machten sie jeden Abend. Inzwischen arbeiteten ihre Hände fast schon automatisch.
Kai setzte das letzte Teilchen an seinen Platz zurück und damit war Dranzer wieder einsatzbereit. Mit einer leisen Bewegung erhob er sich und legte den Phönix an seinen Platz: auf den Kaminsims neben Drigger.
Von oben sah er auf den knienden Ray hinunter, der seitlich von ihm vor dem warmen Feuer hockte. Der Schwarzhaarige war etwas eher als er fertig geworden und hatte seitdem unentwegt ins Feuer gestarrt.
Immer noch leise und ohne ein Wort trat er einen Schritt zur Seite und stand nun hinter seinem Freund. Seine Hände fanden ihren Weg zu den Schultern des Kleineren und legten sich warm und sanft auf diese. „Was ist los?“ flüsterte er fragend. Der Angesprochene reagierte nicht, mit keinem Zucken gab er zu verstehen, ob er Kai gehört hatte oder nicht.
Mit einem leise gemurmelten „Nichts. Es ist nichts.“ erhob sich der Kniende dann. Mit weiterhin gesenktem Kopf blieb er vor dem Grauhaarigen stehen, der seine Hände nicht von den Schultern genommen hat. Die schwarzen Haare fielen frei in den Nacken und vor die Augen, so dass Kai von hinten nicht in Rays Gesicht sehen konnte. Aber auch so spürte er die Anspannung, die in dem Körper steckte.
Er beugte sich vor und kam dicht neben Rays Ohr zum Halten. Auch wenn er leise sprach, hörte man die Sorge aus ihr heraus. „Was ist los?“ stellte er noch einmal seine Frage und machte damit klar, dass er seinem Freund dessen Antwort nicht ohne weiteres abnahm.
Einige Zeit kam nichts, doch dann ... Ray ließ sich nach hinten fallen und lehnte sich an Kai an, wurde von diesem gehalten. „Weißt du, die Zeit mit dir hier ist einfach nur wunderbar. Ich liebe es, wenn wir den ganzen Tag zusammen sein können. Hier gibt es nur dich und mich, nur uns. Wir kennen uns besser als je zuvor und dieses Wissen will ich nie wieder hergeben. Ich versteh dich wie nie zuvor und ich weiß, ich fühle, dass ich einfach zu dir gehöre. Nirgendwo anders will ich sein.
Dass das Training hier wichtig ist, weiß ich auch. Schließlich wollen wir die nächste Weltmeisterschaft gewinnen und mit Tyson als Gegner wird das nicht einfach. Aber ... ich vermisse sie. Ich vermisse unsere Freunde. So sehr ich die Zweisamkeit mit dir auch genieße, langsam aber sicher wird sie mir zuviel.
Bitte, versteh mich nicht falsch, ich ...“
Hier brach Ray ab. Eine einzelne Träne verließ ihr Zuhause und lief seine Wange hinunter. Er hoffte so sehr, dass Kai ihn verstand. Das er ihn richtig verstand. Nichts lag ihm ferner als seinen Freund zu verletzen, dafür liebte er ihn viel zu sehr.
Kai hatte ruhig zugehört. So war das also. Leicht musste er lächeln. Er hatte von Anfang an gewusst, dass sein Freund diese Einsamkeit nicht allzu lange aushalten würde. Es hatte ihn ohnehin schon erstaunt, das Ray so lange durchgehalten hatte - nun, da hatte er ihn wohl etwas unterschätzt. Aber langsam ging es ihm wie Ray. So sehr Tyson und die anderen manchmal auch nervten, ihm mit ihrer kindischen Art auf den Geist gingen, er vermisste sie. Auch wenn er das vor Fremden nie zugegeben hätte.
Seine Hände verließen ihren Platz an den Schultern und bewegten sich die Arme hinunter nach vorne.
Doch nun wurde die Stille von einem Laut unterbrochen. Ein lauter Schrei ging durch die Nacht - denn die war es inzwischen geworden, wie die Dunkelheit vor dem Fenster bewies - und ließ beide Menschen ihren Kopf dem Fenster zuwenden.
„Das war die Eule. Wir sollten schlafen gehen.“
Damit wollte sich Ray Richtung Bett wenden, wurde aber von Kai gehindert. Blitzschnell setzten dessen Hände ihren Weg fort und zogen den Schwarzhaarigen in eine Umarmung. Der andere Körper wurde dicht an den hinter ihm Stehenden gezogen und festgehalten. Überrascht weiteten sich die bernsteinfarbenen Augen, aber ohne dass Ray eine Abwehrbewegung machte. Was passierte denn jetzt?
Den geflüsterten Worten seinem Nacken hörte er mit Erstauen zu.
„Warum sollte ich dich falsch verstehen, mh? Du möchtest wieder nach Hause. Das ist doch ein verständliches Gefühl. Du brauchst nur etwas sagen und wir sind von hier so schnell verschwunden, das du gar nicht weißt, was los ist. Denn ... für mich gilt dasselbe: ich gehöre zu dir. Egal wo das sein wird. Und wenn das bei unseren Freunden ist, dann ist es eben so.
Ich wäre der letzte, der dich hier festhalten würde. Das müsstest du doch wissen. Außerdem... versteh ich dich.“ Hier musste Kai leicht lächeln. „Auch wenn mir Tyson und die anderen manchmal tierisch auf die Nerven gehen, vermisse ich sie auch.
Was meinst du? Sollen wir in den nächsten Tagen hier unser Training beenden und dann zurück fahren? Trainieren können wir auch Zuhause. Und vielleicht kann Kenny dann ja unsere Blades mal durchchecken und sie verbessern. Mh, ist das was?“
Ray drehte sich in den Armen um und blickte Kai in die Augen. Glücklich strahlte er ihn an. Er war so froh, dass Kai ihn verstand. Das er ihm nicht böse war, weil er wieder nach Hause wollte. Und das für seinen Freund dasselbe galt... nun, erstaunt war er nicht.
„Und ob das was ist.“ antwortete der Schwarzhaarige. Leise flüsterte er nur, auch wenn es außer ihnen beiden hier eh keiner gehört hätte.
Der Ansatz eines Lächelns erschien in seinem Gesicht. „Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, dass ich dich liebe?“ „Mh, ich glaube, da war so was.“ Beide kamen sich immer näher, sie konnten gegenseitig ihren Atem im Gesicht spüren. Zart berührten sich ihre Lippen, ein sanfter Kuss, wie ein Versprechen ...
~*~ Owari ~*~
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*Vorhang wieder zuzieht*
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by: Sonna