Mugen No Jūnin - Kenji, der Unsterbliche

Quinn

paints the world red
Autor: Quinn
Titel: Mugen No Jūnin - Kenji, der Unsterbliche
Teile: Noch nicht fertig
Genre: Action, Fantasy, Eastern
Serie: Blade of the Immortal von Hiroaki Samura
Disclaimer: Diese Geschichte basiert auf den Manga Blade of the Immortal. Ich habe mir die Idee der Unsterblichkeit dort "ausgeliehen", die Geschichte jedoch in unsere heutige Zeit versetzt. Die Charaktere gehören mir!

Mugen No Jūnin - Kenji, der Unsterbliche​

Das Leben war weder besonders schön noch besonders schwer gewesen. Kenji war achtzehn Jahre alt und obwohl es nicht immer leicht war, waren er und seine Eltern bisher gut zurechtgekommen. Sein Vater, Ryu Mitamura, war Geschäftsmann und wenn er nicht gerade tagelang weg war, kümmerte er sich eigentlich recht gut um seine Frau, Ayumi, und natürlich auch um seinen Sohn. Zwar war er nach all den Geschäftsreisen oft müde, nahezu ausgebrannt, aber gerne nahm er sich trotzdem die Zeit, mit Kenji im Garten zu trainieren. Für eine Kampfsportschule reichte das Geld nicht, daher trainierten Vater und Sohn mit Bokutōs, hölzernen Schwertern. Das minimierte auch die Verletzungsgefahr. Es war für Kenji eine willkommene Abwechslung vom Schulstress, von der Enttäuschung in der Liebe. Und er glaubte, dass es seinem Vater half, seine Arbeit zu vergessen. Kenjis Mutter Ayumi arbeitete in einem Restaurant als Kellnerin. Kenji selber besuchte die Kōtōgakkō-Oberschule von Tokio, war im letzten Jahr. Das war nicht immer ganz leicht. Kenji tat sich schwer, eine Freundin zu finden und oft wurde er von Mitschülern geärgert. Außerdem war es jedes Jahr sehr schwer für seine Eltern gewesen, die Gebühr zu bezahlen. Kenji war höflich, ein guter Durchschnittsschüler. Obwohl er oft Ärger mit anderen Schülern hatte und die finanzielle Lage seiner Eltern ihm auch zu schaffen machte, war das Leben recht akzeptabel. Doch allzu oft im Leben dreht sich das Rad des Schicksals nicht wie erwartet. Kenji ahnte nicht, dass das Schicksalsrad nichts Gutes für ihn vorgesehen hatte.

Es war der Tag seiner letzten Prüfung. Kenji hatte wochenlang gelernt, denn er wollte mit möglichst guten Noten dastehen, wenn die Zeit an der Oberschule vorüber war. Wenn alles glatt ging, würde Kenji dann auf die Hochschule gehen. Er hatte sich bereits alles gut überlegt. Die Gebühr für eine Hochschule konnte zwischen 582.280 Yen ( 4000 Euro ) und 1.455.700 Yen ( 10.000 Euro ) jährlich betragen. Kenji wollte unbedingt auf eine private Hochschule gehen. Das war zwar teuer und schwierig, aber vielleicht stressfreier als eine öffentliche Hochschule. Außerdem würde der Besuch einer Elite-Hochschule Kenjis Zukunftsaussichten verbessern. Doch würde er arbeiten müssen, um die Gebühren zu bezahlen. Seine Eltern wollte er - wenn überhaupt - nur minimal belasten. Er selber würde sich einen oder zwei Jobs suchen, um die 121.803 Yen im Monat zu verdienen. Aber erstmal würde er ein ganzes Jahr Ruhe haben, beziehungsweise: Er würde die Zeit gänzlich zum Lernen für die Aufnahmeprüfung nutzen. Diese Prüfungen waren schwer, das wusste Kenji. Doch war die Prüfung erst einmal geschafft, waren die Anforderungen im Studium relativ gering, so hatte er gehört. Auch die Abschlussprüfungen sollten angeblich sehr einfach sein. Deshalb konnte er einen Großteil der Studienzeit nutzen, um zu arbeiten und sogar ein wenig zu entspannen. Viele andere Japaner sahen die Studienzeit als wahre Partyzeit an. Vor dem großen Raum, wo seine Klasse die heutige Abschlussprüfung schreiben würde, hatte sich bereits eine Menge aus Schülern gebildet. Kenji lehnte sich an die Wand und wartete. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und versuchte, sich so unauffällig wie möglich zu benehmen. Doch es nützte nichts. Die Klassen-Schläger Ken Hinobu und Shinji Iwakawi schälten sich aus der Schülertraube und lehnten sich zu beiden Seiten neben Kenji an die Wand. "Na, haste schön gelernt, Mitamura?", sagte Ken feixend und knuffte Kenji mit der Faust in die Seite. "Bestimmt hat er das, der Streber", meinte Shinji lachend. "Bringt nur nichts. Unser Kenji wird genau so ein Versager, wie auch sein Vater schon einer..." Das war zuviel für Kenji. Mit ungeahnter Wut holte er aus und schlug mit dem rechten Arm nach rechts, wo Shinji stand. Sein Schlag war ungezielt, doch traf er mit dem Unterarm dennoch Shinjis Hals und dessen Worte wurden zu einem Gurgeln. Sofort warf sich Ken jedoch auf ihn und schlug kräftig auf ihn ein. Kenji konnte sich nicht gut verteidigen. Erst als die Lehrer erschienen und eingriffen hörte der Fäustehagel auf. "Er hat uns beleidigt", keuchte Shinji und schluckte hart, hielt sich den Hals. "Ihr macht oft genug Ärger, als dass ich euch glauben könnte. Aber da die letzte Prüfung ansteht und ihr ja bald endgültig weg seid, lass ich euch in Ruhe"; sagte der Lehrer. Zornig betraten Kenji, Shinji und Ken mit den Lehrern und den anderen Schülern den großen Raum. Sie setzten sich alle hin und die Lehrer verteilten die Klausuren.

Kenji hatte gut gelernt und deshalb war die Klausur an sich eine Kleinigkeit. Allein das viele Schreiben nervte, besonders, wenn einem der Magen wehtat. Er hatte ein paar üble Schläge kassiert. Er würde nach der Schule aufpassen müssen, nicht von Shinji und Ken zusammen geschlagen zu werden. Aber Kenji konnte schnell laufen und kannte eine Menge guter Verstecke. Fleißig schrieb er Antworten zu den verschiedenen Fragen über japanische Geschichte und Politik. Und 6 Stunden später war die Prüfung vorbei. Kenji gab als einer der ersten die Klausur ab, ehe er im Eilschritt die Klasse verließ. Er sprintete durch die leeren Korridore der Kōtōgakkō-Oberschule, schlug Haken wie ein Hase. Er rannte über den Schulhof und hörte dann hinter sich die Rufe von Shinji und Ken. "Da ist er!", "Bleib stehen, Mitamura!" Doch Kenji hatte nicht vor, stehen zu bleiben um sich verdreschen zu lassen. Er ignorierte den Verkehr und rannte über die Straße. Knapp rasten Autos an ihm vorbei, laut hupend. Dann sprintete er den Gehweg entlang, links durch eine Gasse. Und nach einigen Minuten des Rennens hatte er die Meiwa-U-Bahnstation erreicht. Er hatte Seitenstechen, versteckte sich hinter einer Säule. Wild am Schnaufen sah er auf den Fahrplan. Die U-Bahn, die ihn nach Hause bringen würde, müsste gleich da sein. Erleichtert atmete Kenji aus und nur wenige Atemzüge später erschien auch schon die Bahn, wie eine weiße Metallschlange schob sie sich durch den U-Bahntunnel, ehe sie zum Stillstand kam. Kenji wollte gerade einsteigen, als Ken Hinobu die Treppen zum Gleis hinab gehastet kam. "Mitamura, du Bastard!" Schnell stieg Kenji ein und als sich die Türen schlossen und Ken noch draußen auf dem Gleis stand, konnte Kenji einfach nicht anders als zu grinsen und Ken den Stinkefinger zu zeigen. Ken stand auf dem Gleis, als die Bahn sich wieder in Bewegung setzte. Doch seltsamerweise grinste auch Ken. Er winkte, ehe er sich abwendete und das Gleis verließ. Seltsam, dachte sich Kenji. Er hoffte, dass die Raufbolde nicht eventuell bei ihm zuhause auftauchen würden. "Hast du dir so gedacht, so leicht zu entwischen, Mitamura", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Kenji fuhr herum und da stand Shinji, ebenso breit grinsend wie Ken vorhin. "Wir kennen deine Gewohnheiten. Uns war klar, dass du gleich zur U-Bahn laufen würdest. Während Ken dich verfolgt hat, zur Meiwa Station, bin ich so schnell ich konnte zur Shitobu-Station gerannt und in die Bahn gestiegen, um dich hier zu erwarten!" Kenji schluckte hart. Jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Niemand kümmerte sich darum, als Shinji auf Kenji einschlug. Ein harter Schlag ließ seine Unterlippe aufplatzen und bluten, ein anderer Schlag schrammte Kenjis Kinn auf. Als er zu Boden ging, trat Shinji noch kurz auf ihn ein. "Noch einmal so großspurig und ich schlage noch viel öfter und fester zu, Mitamura!", sagte Shinji kalt, ehe er bei der nächsten Haltestelle ausstieg. Kenji brauchte eine ganze Weile, ehe er aufstehen konnte. Ihm tat alles weh und seine Lippe war noch am Bluten. Leise fluchte er und wünschte sich, die Stärke zu haben, um nie wieder davon rennen zu müssen.

Kenji wohnte in einem Ein-Familien-Haus in einer Gegend, die nur aus solchen Mittelklassewohnungen bestand. Ein Haus glich dem Anderen und Kenji musste noch eine Weile zu Fuß gehen, ehe er zuhause war. Vor dem Spiegel stehend tupfte er mit einem Taschentuch seine Lippe ab. Seine Schuluniform war ganz dreckig. Warum suchten sich diese Schläger so gerne ihn als Opfer aus? Kenji war nicht besonders klein, sondern mit seinen 1,8 Metern gar größer als viele Schüler seines Alters. Er war auch nicht dürr oder dick. Er sah völlig normal aus. Sein schwarzes Haar war kurz. Der einzige Grund war wahrscheinlich, dass Ken und Shinji reiche Eltern hatten und sich zu gerne über jene lustig machten, denen es nicht so gut ging. Ach was soll’s, dachte sich Kenji und setzte sich auf ein Sitzkissen. Sich aufzuregen brachte nichts. Er würde die beiden Raufbolde mit etwas Glück nur selten wieder sehen. Nach einigen Minuten des Ausruhens ging er nach oben und holte sein Bokutō, um einige Bewegungsabläufe zu trainieren und den Rest seiner Wut abzubauen. "K-Kenji", hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Er drehte sich um und sah seinen Vater auf der Wiese stehen. Sein feiner Anzug war dreckig, sein Haar zerzaust. Seine linke Hand hielt Ryu Mitamura mit einem Handtuch umklammert. Ein dünner Faden Blut floss seine rechte Schläfe hinab, wo eine Wunde war. "Vater!", rief Kenji erschrocken, ließ das Holzschwert fallen und eilte zu seinem Vater, der völlig entkräftet schien. "Was ist denn passiert?" Doch Ryu Mitamura stieß seinen Sohn mit der rechten Hand weg. Das Handtuch fiel nach unten und Kenji sah, dass es blutdurchtränkt war. Dann sah er, dass der kleine Finger von Ryus linker Hand fehlte. "Vater!", begann Kenji wieder, sichtlich schockiert. Denn er wusste, was das Fehlen eines Fingers zu bedeuten hatte. Sein Vater war kein einfacher Geschäftsmann. Er war ein Mitglied der japanischen Mafia. Ein Yakuza. "Hör mir zu mein Sohn", begann sein Vater nun. "Ich habe großen Mist gebaut!" Ryu fiel nach hinten um, saß nun auf der Wiese. "Ich bin ein Yakuza, ja. Als die Firma vor einigen Jahren fast Bankrott ging, wurde sie von einem Yakuza-Anführer, einem Oyabun vom Kumi des Tanzenden Tigers unterstützt und so wurde ich zu einem Handlanger dieser Gauner. Deshalb die vielen Reisen. Doch ich habe einen Fehler gemacht." Ryu Mitamura keuchte, sah auf seine verstümmelte Hand. Kenji zitterte, hörte ihm aber gut zu. "Ich habe meine Unterlagen zuhause vergessen, als heute ein wichtiges Meeting anstand, mit einer anderen Firma, die den Oyabun interessierte. Das Meeting ging in die Hose und als ich versuchte, die Lage zu retten, habe ich... habe ich gebettelt... und mich damit entehrt. Drei Fehler, die mir meinen Finger kosteten! Schlimmer ist jedoch, dass der Oyabun... mich nicht mehr braucht..." Kenjis Vater hielt inne, als Reifenquietschen zu hören war. "Geh!", rief Kenjis Vater und erhob sich mühsam. "Ich habe es nur für dich und deine Mutter gemacht! Sag deiner Mutter Bescheid! Ihr müsst von hier verschwinden!" Mehrere schwarzgekleidete Gestalten schwangen sich über die Mauer, die den Garten abschottete. Kenji sah nur die vielen Pistolen und wusste genug. Er hatte noch so viele Fragen, doch es gab keine Zeit mehr, keine Möglichkeit mehr. Hastig sprintete Kenji ins Haus und das Letzte, was er von seinem Vater sah war, wie dieser das Holzschwert nahm und wild auf die Handlanger der Yakuza einschlug. Dann wandte sich Kenji ab, kletterte aus einem Seitenfenster des Hauses, weil er die Tür nicht benutzen wollte. Schüsse ertönten und Kenji schluckte hart, Tränen stiegen ihm in die Augen. Kenji kletterte über die Mauer und ließ sich in die Gasse hinterm Haus fallen und rannte los. Wieder ertönten Schüsse und Kugeln peitschten ihm um die Ohren. Man hatte ihn entdeckt! So schnell er konnte rannte er weiter, bog dann bei der nächst besten Gelegenheit ab. Er würde zum Restaurant "12 Affen" rennen, um seiner Mutter Bescheid zu sagen. Dann würden sie zur Polizei gehen und durch den Namen der Firma seines Vaters würde man den Yakuza-Boss schon finden und schnappen können, irgendwie. Kenjis Gedanken rasten, fast so schnell wie seine Beine. Er machte sich auf zur nächst besten U-Bahn-Station, denn das Restaurant wo seine Mutter arbeitete war recht weit weg. Immer wieder drehte er sich um, doch er wurde nicht verfolgt. Aber trotzdem wurde er nicht langsamer. Tränen liefen seine Wangen hinab. Sein Vater war ein Yakuza. Und er war soeben von eben diesen miesen Verbrechern umgebracht worden. Wie würde das Leben nun weiter gehen? Fast wäre Kenji unters Auto geraten, als er eine Straße überquerte. Er rannte in die U-Bahn-Station und saß in der nächsten Bahn, die in Richtung des "12 Affen" fuhr. Wichtig war, dass er seiner Mutter alles erklärte und dass sie die Polizei anriefen. Sie brauchten Schutz, das war ihm sonnenklar. Nach hause konnten sie nicht mehr zurück, nicht ohne Schutz. Einige Minuten später hielt die Bahn bei der Station, bei der Kenji aussteigen musste. Er war nicht mehr am Weinen, doch saß der Schock noch immer tief. Nie wieder würde er mit seinem Vater trainieren. Nie wieder würden sie als Familie am Tisch sitzen. Wie sollte... wie konnte es nun weiter gehen? Kenji spurtete aus der Bahn und verließ die Station und rempelte etliche Leute an, als er zum Restaurant rannte. Er rannte durch die elegante Doppeltür, ignorierte all die Gäste und blieb keuchend vor seiner Mutter stehen, die ihn entsetzt anstarrte. Doch ehe sie auch nur ein Wort heraus bringen konnte, sprudelte Kenji schon los: "Mutter, wir müssen die Polizei anrufen. Vater wurde umgebracht, wir können nicht mehr nach Hause zurück. Die Yakuza...argh" Kenji endete in einem Schmerzensschrei, als eine Kugel seinen rechten Oberarm streifte. Er drehte sich, ging dabei in die Hocke über. Und er sah, dass die Yakuza das Restaurant betreten hatten. Sie waren maskiert, mit schwarzen Ski-Mützen. Und sie waren bewaffnet mit Pistolen, Maschinenpistolen. Wie kamen sie hierher, schoss es Kenji durch den Kopf. Hatten sie das Haus durchsucht und irgendwelche Hinweise gefunden? Oder wussten sie vielleicht alles über ihre Handlanger und deren Familien? "Mutter", rief Kenji, doch es war bereits zu spät. Die Gangster eröffneten das Feuer. Ayumi Mitamura begann, unter den Treffern des Kugelhagels zu zucken, rückwärts zu taumeln. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen: Ihr gedehnter, langer Schrei, die roten Punkte, die sich auf ihrem Körper verteilten und Kleidung und Fleisch zerfetzten. Dann lehnte sie gegen eine Wand. Der Kugelhagel zerfetzte die piekfeine Tapete, sprengte Staub und Beton aus der Wand. Die Gäste schrieen, als die Yakuza auf alles und jeden feuerten. Kenji blieb am Boden, kroch weg von der Gefahrenquelle. Panisch sah er sich nach einer Hintertür um, während sich seine Gedanken und Gefühle überschlugen. Wieder kamen ihm die Tränen, sein Körper zitterte. Seine Eltern waren tot. Ermordet. Er war alleine. In nicht einmal einer Stunde war sein Leben komplett aus der Bahn geraten. Die Achse am Schicksalsrad war gebrochen, der Wagen des Lebens war in den Straßengraben gerast. Hatte sich überschlagen. Und nun war es an Kenji, lebend aus dem Wrack des Schicksals zu entkommen. Kenji stand auf, weil er so schneller vorwärts kam. Das war ein Fehler, denn sofort sah man ihn besser. Als er in die Küche rannte, folgten ihm etliche Schüsse und die Kugeln brachten die Kacheln an der Wand zum Bersten. Köche und Personal rannten schreiend durcheinander, versuchten, aus dem Restaurant zu fliehen. Kenji schloss sich ihnen an, als wieder Schüsse zu hören waren. Er rannte einen langen Gang entlang. Als er hinter sich blickte sah er, dass etliche Köche vom Kugelhagel der Yakuza niedergemäht worden waren. Wie Dominosteine fielen die Körper der Getroffenen. Kenji musste aufpassen, nicht zu Boden gerissen oder gar getroffen zu werden. Durch eine Tür kam Kenji auf einen Parkplatz, hinter dem Restaurant. Hastig ging er hinter einem Auto in Deckung. Einige Yakuza kamen durch die Hintertür. "Wir müssen den Bengel erwischen!", hörte Kenji einen der Männer sagen. Kenji zog den Kopf ein, krabbelte weg von den Killern, sorgsam darauf bedacht, im Schutz der Autos zu bleiben. Der Hinterhof mit dem Parkplatz war abgeschottet von Mauern, nur eine Aus- und Einfahrt verband den Hof mit der Straße. Kenji ging in eine Startposition, wie er es beim Sport gelernt hatte. Dann sprintete er los. Kugeln sausten ihm knapp am Kopf vorbei, dann jedoch war er auf der Straße. Da die Ampel auf Rot stand und die vielen Autos noch standen, rannte Kenji Zickzack auf die andere Straßenseite. Ich muss überleben, schoss es Kenji durch den Kopf. Ich muss dafür sorgen, dass diese Schweine bezahlen!

Ein Blick hinter sich zeigte Kenji, dass die Yakuza - zwei Stück waren es - ihn weiter verfolgen wollten. Doch da so viele Passanten auf der Straße waren, konnten sie zumindest nicht mehr wild herum schießen. "Hilfe", schrie Kenji einmal, ließ es jedoch dann wieder sein, da er seinen Atem zum Rennen brauchte. Er hatte bereits böses Seitenstechen. Er bog in eine Seitengasse ab, wo sich einige kleinere Geschäfte befanden. Schmierige Sex-Shops, Pawn-Shops, Schmuddelkinos und Raritätengeschäfte. Kenji betrat eines der Raritätengeschäfte und stellte sich so hin, dass man ihn von Draußen nicht sehen konnte. An der Kasse stand eine scheinbar uralte Frau. Lange, weiße Haare wallten bis zu ihrer Hüfte hinab. Auf den Wangen und auf der Stirn waren spiralförmige Tätowierungen zu sehen. Die alte Frau war dürr, faltig. "Was führt dich in diesen Laden?", fragte sie höflich. Kenji, der noch immer am Zittern war, brauchte einen Moment, um sich zu fassen. "Rufen Sie die Polizei! Meine Eltern wurden von Yakuza ermordet! Und gerade haben die Yakuza im "12 Affen" ein Blutbad angerichtet!" Er zeigte der Frau den Streifschuss am Arm. "Ich habe hier kein Telefon, junger Mann", sagte die alte Frau höflich. "Es tut mir leid. Aber du kannst gerne so lange hier bleiben, bis die Luft rein ist!" Kenji fluchte. Kein Telefon? Aber es war wichtig, dass die Polizei benachrichtigt wurde. Vielleicht konnten noch einige Yakuza geschnappt werden. "Sorry Lady, aber ich muss die Polizei anrufen. Diese Schweine müssen geschnappt werden!" Kurz sah sich Kenji ein wenig um. Der Laden war voller Gläser und Schachteln mit allerlei seltsamen Inhalten. Ketten und Talismane baumelten von der Decke. Kurz fiel sein Blick auf ein Regal nahe am Eingang. Ein Glas war voller Stierhoden, ein anderes voller Fledermaus-Augen. Wie bizarr. "Ich verschwinde", sagte Kenji noch, ehe er das Geschäft wieder verließ. Er sah sich vorsichtig um, ehe er wieder auf die Gasse hinaus trat. Doch es war schlechtes Timing, einfach Pech. Denn genau in diesem Moment kamen aus dem Geschäft gegenüber die beiden Yakuza und sahen ihn. Und eröffneten sofort das Feuer. Kenji spürte einen brennenden Schmerz im ganzen Körper, verlor den Boden unter den Füßen. Er konnte noch ein Klirren hören, dann die Stimme des Yakuza: "Verschwinden wir, der ist hin." Alles drehte sich, Farben verflossen vor seinen Augen zu einem Strudel der Verdammnis. Dunkelheit und Rot, Ohnmacht und Blut. Seliges Vergessen hüllte ihn ein.

Als Kenji wieder zu Bewusstsein kam und sich umsah, stellte er fest, dass die Schüsse ihn durch die Glasscheibe in den Raritätenladen geschleudert hatten. Vielleicht war die Wucht der Schüsse so stark gewesen. Vielleicht war er auch - wie vom Blitzschlag getroffen - rückwärts durch die Scheibe gesprungen, als er getroffen wurde. Oder die Kugeln hatten auch die Scheibe getroffen und er war rückwärts getaumelt und in den Laden gestolpert. Er konnte sich nicht erinnern. Als er an sich hinunter sah, konnte er sehen, dass er blutbesudelt war. Sein Körper kribbelte merkwürdig. Und er stellte fest, dass er am Boden lag, genauer gesagt: Auf einem Regal. Er war scheinbar gegen ein Regal gefallen und hatte es umgestoßen, war darauf gelandet. Einige der Gläser waren kaputt. Kenji merkte, dass es eklig roch, dass er eine klebrige, blaue Masse an der Hand hatte. Die alte Frau beugte sich über ihn. "Junger Mann, was hast du nur gemacht?! Mein Laden ist ruiniert!" Kenji wollte sprechen, doch ihm entwich kein Ton. Blutige Bläßchen bildeten sich auf seinen Lippen. "Wieso lebe ich noch?", krächzte er leise. Die alte Frau musterte ihn gründlich. Dann nahm sie ein kaputtes Einmachglas in die Hand. Ihr Gesicht wurde blass, ihre Augen weiteten sich. "Die Kessenchu" flüsterte sie voller Erfurcht. Kenji wollte Fragen stellen, wollte sich bewegen. Doch er war zu schwach. Sein Körper war taub, gehorchte ihm nicht mehr. Wieder drehte sich alles, hüllte sich in Finsternis, als Kenji erneut das Bewusstsein verlor.
 
Tachchen,
dann mach ich hier mal den Anfang.
Also, "Blade of the Immortal" hab ich auch eine Weile gelesen, konnte mich aber nicht so wirklich mit anfreunden. Die Idee, die Geschichte in die Zukunft zu versetzen ist allerdings super. Denn Die Story gibt ja eigentlich ordentlich was her, mochte nur den Stil nicht so wirklich.

Der Anfang hat mir gut gefallen, wie Du so zwischen Prügel und Lernen Kenjis Situation erklärst und dann, als man glaubt, er hätte es für heute hinter sich, so ein Desaster passiert.
Der zweite Teil war sehr spannend erzählt, wenn auch die Sätze etwas länger hätten sein können und Du das Wort Yakuza öfter mal durch was anderes ersetzen könntest. Das war etwas nervig zu lesen.

Ein paar Fehlerchen waren drin, aber da sollte ich lieber die Klappe halten, bin selber nich gerade eine wandelnder Duden!
War auch nichts Schlimmes, ein paar fehlende Buchstaben am Ende etc.
Ein paar Absätze mehr wäre auch hilfreich, aber das ist ja alles nichts, was einen von Lesen abhält, mich jedenfalls nicht!
Schaue dann immer mal rein.

Smarti
 
Hi!
Ich hab Blade of the Immortal nicht gelesen, macht ja nix^^
Ich finde deine FF echt spannend!!! Konnte gar nicht aufhören zu lesen und hoffe bald gibt es einen neuen Teil!
 
[ Danke für eure Antwort, für eure Meinung und für eure Kritik. Hab den ersten Teil noch einmal überarbeitet. Bin etwas aus der Übung, was das Schreiben betrifft. Werde mich bemühen, Fehler zu vermeiden. Momentan komme ich mit dem Schreiben gut voran, bin hoch motiviert. Macht Spaß. Aber erstmal der nächste Teil:]


Er hatte keine Ahnung, wie lange er geschlafen hatte, doch als Kenji wieder zu sich kam, fühlte er sich wieder gut. Keine Schmerzen, abgesehen von einem leichten Kribbeln in den Fingerspitzen. Er lag in einem Bett. Eine blutige Plastikfolie lag unter ihm, während sein Körper mit einer dünnen Decke bedeckt war. Als Kenji unter die Decke sah, stellte er fest, dass er nackt war. Und dass all seine Wunden verheilt waren. Nur kleine, runde Narben verrieten, wo die vielen Einschusslöcher gewesen waren. "Was zum...", begann Kenji ungläubig. Da betrat die alte Frau das Zimmer. Kenji erkannte, dass er offenbar in einem Hinterzimmer des Kuriositätengeschäftes war. "Was ist mit mir passiert?" Die alte Frau setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett und sah ihn wortlos an. "Du bist durch Zufall an die Kessenchu gekommen", sagte die alte Frau leise. "Die heiligen Blutwürmer!" Kenji runzelte die Stirn. "Erklären Sie mir das", bat er, denn er verstand einfach nicht, warum er noch lebte. Wie er noch leben konnte, nach all den Verletzungen. Die alte Frau räusperte sich. "Man nennt mich die Senninhyaku. Vor fast 1200 Jahren habe ich die Kessenchu, die Blutwürmer, in China entdeckt und von ihrer Wirkung erfahren." Sie schwieg einen Moment, um Kenji Zeit zum Verstehen zu lassen. Natürlich konnte Kenji nicht glauben, was er hörte. "Sie wollen also 1200 Jahre alt sein? Na klar!" Doch die Senninhyaku sprach unbeirrt weiter: "Die Kessenchu sind...Gäste in meinem Körper. Und da du schwer verletzt auf einem Einmachglas voller Blutwürmer gelandet bist, sind sie nun auch in deinem Körper! Sie haben deine Wunden geheilt... sie ersetzen oder reparieren dein Gewebe. Du bist nun ihr Wirt. Solange du die Würmer in deinem Körper hast, bist du unsterblich. Außerdem wirst du nun nicht mehr altern." Kenji hörte der Alten aufmerksam zu. Das, was sie sagte, machte Sinn. Aber irgendwie auch wieder nicht. "Wie geht das?", fragte er. Doch die Senninhyaku zuckte nur mit den Schultern. "Es geht. Das ist alles, was du wissen musst. Du bist nun so gut wie unsterblich." Kenji konnte noch immer nicht fassen, was er da hörte. Dann wurde ihm jedoch wieder bewusst, dass seine Eltern tot waren, dass er etwas zu erledigen hatte. "Wie lange habe ich geschlafen?" "Nur die Nacht durch", antwortete die Senninhyaku. Kenji sprang auf, wurde dann aber wieder daran erinnert, dass er nackt war. "Meine Kleidung?" Die Alte lächelte nur: "Völlig ruiniert. Zerlöchert und dreckig." Sie gab Kenji eine Robe. "So. Geh dir neue Kleidung kaufen. Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du Fragen hast. Dir kann theoretisch nichts passieren, aber pass trotzdem auf dich auf. Und vor allem: Mach keinen Unsinn. Die Kessenchu werden nicht leichtfertig vergeben. Sie sind ein Geschenk und ein Fluch zugleich. Pass also auf!" Kenji nickte nur, zog die Robe an und band sie zu. Seine Schuhe zog er jedoch noch an, dann bedankte er sich bei der Senninhyaku und verließ das Kuriositätengeschäft. Blutwürmer. Kenji lachte. Natürlich. Klar. Aber egal. Es gab wichtige Dinge zu erledigen. Erstmal musste er sich Kleidung besorgen und dann seine nächsten Schritte überlegen. Kenji fuhr per U-Bahn in Richtung seines Hauses. Das Haus, ja sogar der Garten war mit Polizeibändern abgesperrt. Kenji kletterte über die Mauer. Da es nicht geregnet hatte, konnte er noch sehen, dass das Gras im Garten leicht rötlich war. Trauer suchte ihn heim, doch er kämpfte die Tränen nieder.

Das Haus war zu, alle Fenster waren geschlossen worden, scheinbar von der Polizei. Kenji beschloss, zu testen, ob er wirklich unverwundbar war und schlug mit dem Ellenbogen eine Scheibe ein. Er brauchte eine Weile, sich überhaupt zu trauen. Und obwohl er einige Versuchte brauchte und es auch sehr wehtat, war sein Ellenbogen binnen Sekunden wieder in Ordnung. Kenji kletterte ins Haus und plünderte sein Sparschwein, zog sich auch etwas Vernünftiges an und überlegte dann seine weiteren Schritte. Er wollte die japanische Mafia hinter Gittern sehen. Zumindest jene eine Gruppe, wie hatte sein Vater die sie noch gleich genannt? Kumi des Tanzenden Tigers. Er fragte sich, ob die Polizei helfen konnte. Er seufzte. Wenn er sich bei der Polizei melden würde, würde es Stress geben. Es gab etliche Dinge zu regeln, hinsichtlich seines Erbes, seiner Zukunft. Schweren Herzens rief er bei der Polizei an. Er bat die Polizei, vorbei zu kommen, denn am Telefon wollte er nicht über so ernste Dinge reden. Da die Polizei sich Hinweise erhofft hatte und froh war, dass Kenji entkommen war, versprachen sie, einen Polizisten vorbei zu schicken. Kenji legte auf und wartete. Etwa eine halbe Stunde später klingelte es und Kenji öffnete die Tür. Zwei Polizisten standen draußen und Kenji bat sie freundlich herein. "Ich bin Detektive Sawada Tapei", stellte sich der Größere vor. Ein wahrer Hüne, muskelbepackt und sachlich. "Und ich bin Detektive Genzo Sagiyuki." Kenji schüttelte den beiden die Hände und schloss die Tür hinter ihnen, ging dann ins Wohnzimmer, wo sich alle drei auf die Sitzkissen setzten. "Erzählen Sie uns bitte, was gestern passiert ist", bat Sagiyuki. "Wir haben hinsichtlich Ihres Vaters nur Hinweise durch die Nachbarn bekommen, dass sie Schüsse gehört haben. Und hinsichtlich Ihrer Mutter einige Augenzeugenberichte." Kenji begann also zu erzählen. Er erzählte, wie sein Vater verstümmelt nach Hause gekommen war, ihm von seinen Fehlern und von den Yakuza berichtet hatte. Er erwähnte das Kumi des Tanzenden Tigers und den Zusammenhang mit Weaver Inc, der Firma seines Vaters. Er erklärte, wie er fliehen konnte und sofort zum Restaurant "12 Affen" aufbrach, um seiner Mutter Bescheid zu sagen, sie zu retten. Was jedoch zu spät war. Bei der Sache hinsichtlich des Kuriositätenladens und der Blutwürmer schwieg er. "Ich bin die ganze Nacht lang durch die Stadt geirrt und erst hierher zurück gekehrt, als ich mir sicher war, dass die Luft rein war.", endete er seinen Bericht. Beide Polizisten sahen sich kurz an. "Die Tanzenden Tiger, hm?", murmelte Tapei. "Hinter denen sind wir schon lange her. Wir werden sehen, ob wir die Zusammenarbeit mit Weaver Inc irgendwie beweisen können und vielleicht einige der Yakuza dingfest machen können. Unglücklicherweise hält sich ihr Anführer bedeckt, niemand weiß, wer er ist. Abgesehen von seinen direkten Vertrauten. Die Tiger sind sehr vorsichtig, um nicht geschnappt zu werden." Der kleinere, leicht füllige Sagiyuki meldete sich nun zu Wort: "Danke für die Hinweise. Und noch einmal mein Beileid. Sie können sich der Unterstützung des Staates sicher sein, bis Sie auf eigenen Beinen stehen. Ich habe extra ein paar Telefonnummern für Sie rausgesucht. Ich kann mir denken, dass es schwer ist..." Kenji schluckte die Trauer runter und nahm den Zettel mit Telefonnummern entgegen, den der Polizist ihm gereicht hatte. Er würde sich bald mit all dem Mist auseinander setzen müssen. "Danke", sagte er heiser. "Nun, dann werden wir erstmal wieder gehen", sagte Tapai. "Wir haben viel zu tun! Guten Abend!" Er erhob sich und ging zur Tür, sein Kollege folgte ihm, verabschiedete sich ebenfalls. Dann waren sie weg und ließen Kenji mit seiner Trauer und seinen Gedanken alleine.

Kenji verbrachte einige Stunden damit, dass Haus komplett zu durchsuchen und nach wichtigen und unwichtigen Sachen zu unterscheiden. Die Kleidung seiner Eltern brachte er in blauen Müllsacken zum Container der Kleidersammlung. Die Schränke baute er auseinander und brachte die Bretter allesamt in einem Zimmer im Erdgeschoss unter. Er fand einen Anhänger, der an einer goldenen Kette hing. Er zeigte ein Bild seiner Eltern. Er wusste, dass der Anhänger das Geschenk des ersten Hochzeitstags seiner Eltern war. Er hängte sich die Kette um. Anderen Schmuck sammelte er in einer Tasche, fuhr per U-Bahn zu einem nahen Juwelier, wo er den Schmuck verkaufte. Unwichtigen Papierkram den er in den Schränken fand, warf er einfach weg. Fotos und Bilder packte er in einen Karton. Dann rief er bei der Bank seiner Eltern an, um ein Treffen zu vereinbaren. Er brauchte die Vollmacht des Kontos, musste es auf seinen Namen umschreiben lassen. Auf dem Zettel, den er von Detektive Sagiyuki bekommen hatte, standen diverse Nummern der Stadt, von diversen Hilfsorganisationen. Kenji fuhr zur Bank und ließ sich das Konto umschreiben. Seine Eltern hatten zwar oft finanzielle Probleme gehabt, doch hatten sie auch ein Sparkonto mit einer ansehnlichen Geldsumme. Damit würde er eine Weile leben können. Kenji ging mit einer ordentlichen Summe Geld durch die Stadt, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Geschäft. Als er so die Einkaufspassage entlang ging, hörte er plötzlich allzu bekannte Stimmen hinter sich: "Wen haben wir denn da?" "Das ist doch Glück, wo uns gerade so langweilig ist". Kenji drehte sich entnervt um. Es waren die Schläger Ken Hinobu und Shinji Iwakawi. Hämisch grinsend pöbelten sie ihn an. "Hattest ja gestern echt eine große Fresse", knurrte Ken und schubste Kenji leicht. Kenji spürte, wie sich in ihm etwas regte. Ein wütender Drache, der erstmals die Gelegenheit hatte, zuzuschlagen. Ein Zorn, den er viel zu lange zurück halten musste. "Mit Recht hatte ich eine große Fresse", sagte er munter. "Ihr beide seid ja auch zu doof, euch die Schuhe zu zubinden." Er deutete auf ihre Schuhe, die natürlich gut zugeschnürt waren. Aber beide sahen nach unten und Kenji drehte sich um und rannte weg. Die beiden Schläger rannten ihm sofort hinterher. In einer dunklen, einsamen Seitengasse blieb Kenji einfach stehen und drehte sich um. Er war bereit. Er würde nicht mehr weglaufen. "Jetzt kriegst du so lange was aufs Maul bis du dein Essen nur noch flüssig zu dir nehmen kannst!", brüllte Ken und schlug nach ihm, traf Kenji mitten ins Gesicht. Und obwohl es wehtat konnte Kenji nur grinsen. Dann schlug er zurück, wieder und wieder. Shinji warf sich auf ihn und beide rangen ihn nieder. Wild schlugen sie auf ihn ein. Rippen brachen, andere Knochen brachen ebenfalls. Kenji jedoch teilte ebenfalls aus. Er rammte seine Handfläche mit aller Kraft unter Kens Nase, zerschmetterte diese. Shinji schlug er wieder gegen den Hals. Und egal wie sehr sie ihm zusetzten, irgendwann bluteten sie noch mehr als Kenji. Dieser nutzte den Kampf, um seine Reflexe zu trainieren. Da Ken und Shinji nicht aufgeben wollten, schlugen sie weiter auf ihn ein. Kenji jedoch wich zunehmend oft aus. Irgendwann packte er Kens ausgestreckten Arm, als dieser in schlagen wollte und schlug feste seitlich gegen den Ellenbogen, brach somit Kens Arm. Ken heulte vor Schmerz auf. "Lass uns verschwinden!" Shinji hatte seinen Mut zwar verloren, doch wollte Kenji ihn nicht gegen lassen: Ken nahm bereits die Beine in die Hand und rannte weg. Als Shinji jedoch folgen wollte, sprang Kenji ihn an und riss ihn zu Boden. Kenjis Hände schlossen sich um Shinjis Hals und er drückte zu, blickte auf sein wehrloses Opfer hinab. Und erstarrte. Shinji jammerte, bettelte um Gnade. Sein Gesicht blutete heftig. Und doch war diese Mordlust so unglaublich intensiv. Kenji fühlte sich unglaublich mächtig. Er war unsterblich. Niemand konnte ihn verletzen. Er konnte allen Schmerz der Welt ertragen, nur um dann selber richtig auszuteilen. Dieser Gedanke erfreute Kenji und machte ihm aber auch Angst. Benommen ließ er Shinji los, der kreischend aus der Gasse rannte. Kenji sah seine blutigen Hände an. Was hätte er da beinahe getan? Machten die Blutwürmer ihn zu einem Monster? Oder war es vielmehr die Tatsache, dass er unsterblich war? War der Verlust von Anstand, Menschlichkeit und Zurückhaltung der Preis der Unsterblichkeit? Theoretisch konnte er sich ordentlich austoben. Aber trotzdem durfte er nicht Amok laufen. Die Kessenchu waren eine Gabe und ein Fluch, hatte die alte Senninhyaku gesagt. Kenji beschloss, aufzupassen. Er wollte nicht im Knast landen. Aber noch wichtiger war: Er wollte sich seine Menschlichkeit bewahren. Er war unsterblich. Erstmals kam ihm die Frage, wie die Ewigkeit ihn wohl verändern würde. Er vergaß, dass er sich eigentlich noch etwas kaufen wollte und ging wieder nach Hause. Er brauchte viel Schlaf. Als er sich am Abend ins Bett legte waren seine Wunden alle verschwunden. Seine Gedanken und Sorgen, die ihn plagten, jedoch bei Weitem nicht.

***

Ganz woanders in Tokio, in einem Zimmer, welches vom Licht der nächtlichen Stadt schwach beleuchtet wurde und von einem rötlichen Dunstschleier überflutet war, erwachte der Oyabun der Tanzenden Tiger in der behaglichen Wärme seines riesigen Bettes. Das Satin der Bettwäsche klebte an seiner nackten Haut, ebenso wie die beiden weiblichen Körper, die ihm Gesellschaft leisteten. Eine lag links von ihm, die andere rechts. Die zu den nackten, wohlgeformten Körpern gehörenden Namen hatte der Oyabun schon wieder vergessen. Für ihn zählten nur ihre Brüste, ihr Talent und ihr Gehorsam. Wobei ihre Brüste so unecht wie das Geld waren, welches seine Leute in Umlauf brachten. Ihr Talent war so gut wie das einer jeden Hure. Und ihr Gehorsam war so käuflich wie alles an ihnen. Nun ja, wenigstens waren sie gesund und bereiteten ihm Vergnügen. Das war der Grund, warum er sie behielt, warum er sie überhaupt von der Straße geholt hatte. Der Oyabun streckte sich, gähnte und setzte sich dann auf. Die Weiber neben ihm erwachten ebenfalls. Schnell spürte er ihre Lippen auf seinem Körper. Herrlich, dieser Eifer. Er griff nach der Zigarettenschachtel auf dem Nachtschrank, zog eine Zigarette heraus und schnappte sich ein Feuerzeug, um sie anzuzünden. Langsam wieder munter werdend - nicht zuletzt dank der Unterstützung seiner beiden Geliebten - sah der Oyabun auf die Uhr. Es war 4 Uhr in der Früh. Er hatte nicht sonderlich gut geschlafen, denn die letzten beiden Tage hatten viel Stress mit sich gebracht. Sowohl für ihn als auch für die Tanzenden Tiger generell. Seine Suppe war ihm gründlich versalzen worden. Bei der japanischen Mafia drehte sich alles um Macht und um Geld. Jede der verschiedenen, rivalisierenden Gruppen wollte die Oberhand gewinnen, den Profit steigern. Sei es durch Drogenhandel, Prostitution, Menschenhandel, illegales Glücksspiel, politische Korruption oder Erpressung. Doch seit 1993 war alleine die Zugehörigkeit zu einer Yakuza-Gruppe strafbar. Die Tanzenden Tiger waren wie alle anderen Kumi gezwungen gewesen, im Untergrund zu agieren. Der Einfluss schwand, ebenso das Ansehen. Doch die Tiger hatten sich angepasst. Sie hatten angefangen, als Geschäftsmänner tätig zu sein. Firmen und Konzerne zu kontrollieren brachte ebenfalls Erfolg. Denn so konnten die Finanzmärkte beeinflusst werden. Als der Oyabun vor einigen Jahren von den finanziellen Schwierigkeiten der Weaver Inc gehört hatte, war es die perfekte Möglichkeit gewesen, sich den schwächelnden Konzern unter den Nagel zu reissen. Die japanische Mafia hatte enorme finanzielle Mittel und so hatte man der Weaver Inc einige Aktien abgekauft und sie somit vor dem Ruin bewahrt. Und sich gleichzeitig die Kontrolle über den Konzern gesichert. Weaver Inc war weltweit aktiv, fast so mächtig wie die großen japanischen Konzerne. Über Weaver Inc war es ein leichtes, über andere mögliche Einnahmequellen informiert zu werden. Vor kurzem hieß es, dass der Konzern Renraku, der sich auf Cybertechnologie spezialisiert hatte, kurz vor dem Konkurs stand. Der Konzern experimentierte mit allerhand Waffen oder Ausrüstungsgegenständen, doch hatte man dabei wohl zuviel Geld ausgegeben. Ein ideales Opfer. Es war ein Meeting vereinbart worden. Weaver sollte Renraku im Sinne der Tanzenden Tiger aufkaufen, oder wenigstens eine Fusion durchsetzen. Doch einer der Angestellten, ein dummer Kerl namens Ryu Mitamura, hatte wichtige Papiere vergessen, die äußerst wichtig für das Meeting gewesen wären. Das Meeting kam zu keinem Ergebnis. Renraku beschloss, lieber mit Sony oder Microsoft zusammen zu arbeiten. Nur wegen diesem idiotischen Mitamura. Der Oyabun hat getan, was jeder Puppenspieler mit einer kaputten Marionette machte: Er beschloss, die Fäden zu durchtrennen und die Marionette verschwinden zu lassen. Erst hatte man Mitamura einen Finger abgetrennt, wie es Tradition bei den Yakuza war. So sollten Fehler getilgt werden. Aber das genügte dem Oyabun nicht. Dieser Trottel sollte richtig büßen. Und das hat er, genau wie seine Familie. Der Oyabun wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das Telefon summte. Seine Privatleitung. "Annehmen", sagte der Oyabun laut und deutlich. Die Bildübertragung schaltete sich ein, der große HD-Bildschirm an der Wand nahm eine graue Farbe an. Nach einigen Sekunden hörte das Summen auf und das Grau wurde durch die Gesichtszüge eines seiner Untergebenen ersetzt. Der Oyabun gebot den beiden Huren an seiner Seite Einhalt. "Oyabun, ich grüße Euch, mein Meister!". Der Untergebene verbeugte sich. "Es tut mir leid, Euch zu dieser späten Stunde zu stören, aber ich habe schlechte Neuigkeiten." Der Oyabun hätte fast auf seine Zigarette gebissen. "Was denn jetzt schon wieder?" Der Untergebene mied den Blick in die Kamera, die sein Bild zum Oyabun senden würde. "Ich habe heute erfahren, dass unsere Männer nicht ganz perfekte Arbeit im Fall Ryu Mitamura geleistet haben. Wir haben die Unterlagen im Haus von Mitamura nicht finden können, da sehr schnell die Polizei dort auftauchte. Noch schlimmer ist, dass der Sohn offenbar überlebt hat. Er hat sich bei der Polizei gemeldet und eine ganze Menge ausgeplaudert. Den Namen der Kumi, die Verstrickung mit Weaver Inc." Der Mann auf der anderen Seite der Leitung schwieg, als der Oyabun leise knurrte und den Rauch der Zigarette in den Raum hinein blies. "Das ist nicht gut", sagte der Anführer der Tanzenden Tiger schlicht. "Von einem Kind ausgetrickst und ins Visier der Polizei gebracht zu werden. Ich möchte, dass die Spuren verwischt werden. Und ich möchte, dass der Junge Mitamura bald bei seinen Eltern ist. Verstanden? Wer Schwierigkeiten macht, muss beseitigt werden. Und ich wünsche, dass unsere Leute, die versagt haben, nicht noch einmal versagen können." Der Oyabun drückte den Zigarettenstummel am Boden eines Aschenbechers aus und stellte sich vor, alle seine Problemquellen ebenso einfach zermalmen zu können. Der Untergebene nickte knapp. "Ich werde alles in die Wege leiten, Meister!" Der Bildschirm wurde wieder schwarz. Dieser verdammte Mitamura. Diese verdammte Polizei. Jeder, der sich mit den Tanzenden Tigern anlegte, würde dies bitter bereuen. Die beiden Frauen streichelten die Innenseiten seiner Oberschenkel. Aber warum sich die Nächte deshalb um die Ohren schlagen? Seine Leute würden das schon irgendwie schaffen. Der Oyabun beschloss, den beiden Frauen zu zeigen, warum man ihn den Chef nannte. Die Ablenkung würde ihm gut tun. Deshalb verschwand er nun ganz unter der Bettdecke. Genau wie seine Problemquellen hoffentlich bald verschwinden würden.
 
Ui, mach mal langsam, bei der Länge der Kapitel, solltest Du vielleicht nicht jeden Tag posten, da fühlen sich manche Leser von abgeschreckt, weil man so schwer mitkommt!

Aber die paar Minütchen hatte ich heute noch.
Hat mir heute noch besser gefallen, kommst also wieder in Tritt, der Anfang ist ja immer am schwersten. Diesmal waren schon viel mehr Beschreibungen und nette Situationen drin, z.B. die mit den beiden Huren. So was macht natürlich Spaß beim Lesen!

Zu Kenji: Armer Kerl, das ist natürlich etwas schwerverdaulich. Aber er stürzt sich in Aufräumarbeiten und Papierkram zur Bewältigung, das ist nachvollziehbar. Und das die zwei Schwachmaten ihm gleich noch in die Quere gekommen sind, außerordentlich praktisch!

Wollen hoffen, das die Polizei wenigstens etwas helfen kann..

Smarti
 
Echt coole FF, wirklich spannend..aber SSJsmarti hat recht, was die größe der kapitel betrifft..aber sonst top, die Situationen und gefühle weren echt gut beschrieben.vor allem die von kenji..als echt daumenhoch
 
Hi! Sorry, dass ich solang nich geschrieben hab.
War im Urlaub. Der letzte Teil war auch wieder super. Schreib schnell weiter!^^
 
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