Manowar

mal eine generelle Frage: wenn man eine pazifistische Grundeinstellung hat, ist es dann komisch, wenn man trotzdem Songs von Kriegen, in die Schlacht ziehen, zur Schlacht aufrufen hört (und auch noch gut findet)?
Irgendwie ist das ja ein Widersprcuh sweatdrop
 
Original geschrieben von Anja
mal eine generelle Frage: wenn man eine pazifistische Grundeinstellung hat, ist es dann komisch, wenn man trotzdem Songs von Kriegen, in die Schlacht ziehen, zur Schlacht aufrufen hört (und auch noch gut findet)?
Irgendwie ist das ja ein Widersprcuh sweatdrop

Solche Fragen stelle ich mir auch immer, wenn ich mit dem Hund rausgehe und meinen Discman dabeihabe. Da würde ich dann sagen, dass das ein Fall von Doppelmoral ist. Die Dopplung bestünde dabei genau in dem genannten Widerspruch: Pazifismus ist die Einstellung, die man vertritt, aber "privat" hält man es dann doch nicht durch. Bei sowas kann man dann zwei Sachen machen, um den Widerspruch zu lösen: Entweder begründet man beides getrennt derartig, dass der eigentliche Widerspruch keiner mehr ist, weil sich keine logischen Folgerungen aus dem zugrundegelegten ethischen Modell widersprechen. Das wäre zum Beispiel, indem man erklärt, Pazifismus sei eine bewusste Entscheidung (was man ohne weiteres behaupten kann) und als solches sei er ohnehin bloß bewusst zu praktizieren. Dann behauptet man noch, dass der Pazifismus sich aus der Betonung des Vernunftprinzips ergebe. Damit ist der Pazifismus kein Selbstzweck. In dem Sinne wäre dann die Schizophrenie vertretbar, da man insgesamt im Rahmen des "vernünftig"(also im Rahmen der selbstgewählten Ethik mit der pazifistischen Komponente) Vertretbaren agiert, man behält ferner über sich nach wie vor die Kontrolle, so dass kein Prinzip des praktischen Handelns verletzt wird.

Die andere Möglichkeit wäre zu erklären, warum kein Widerspruch besteht, ohne dass man gleich so weit ausholt. Schau'ma mal, was denn der Widerspruch eigentlich sein soll: Gewalt wird eigentlich abgelehnt, aber gleichzeitig nutzt man Gewalt zum Genuss. Da könnte man zum Beispiel einwenden, dass zwischen imaginärer Gewalt und ausgeübter Gewalt differenziert werden muss: Imaginäre Gewalt unterdrücken zu wollen, wäre psychisch bei völliger Unterdrückung schädlich, da kanalisiert man sie lieber mit dem Discman auf der Birne, als auf einmal auszurasten. Imaginäre Gewalt tut auch keinem weh, wenn man sich unter Kontrolle hat - und das kann man bei einer pazifistischen Grundeinstellung ja bezüglich Gewalt eigentlich annehmen. In diesem Falle fiele auch der eigentlich bedenkliche Faktor weg, ob man sich durch sowas nicht gewaltbereit macht - Pazifisten sind nicht gewaltbereit, solange sie Pazifisten sind. Ob man sich selbst genug unter Kontrolle hat, muss man dabei selbst abschätzen.
Oder man erklärt, dass Manowar eigentlich gar nicht ernstgenommen werden können, weil sie alles so verdammt überzogen darstellen. Pazifismus ist zudem immer eine aktuelle Sache. Heute kann man mit Schwertern, Hämmern und Gartenumgrabegeräten kaum noch effektiv pazifistische Regeln verletzen - bei solchen Gegenständen liegt die Hemmschwelle ohnehin enorm hoch, und man soll mir mal bitte zeigen, wo es heute noch echte Schlachten mit mittelalterlichen Waffen gibt.:rolleyes: Derartig offensichtliche Anachronismen haben ja mit der heutigen Gegenwart nichts mehr zu tun - Krieg ist mittlerweile total anonym. Wer nicht total zugebrettert ist, wird das auch jederzeit wissen. Deshalb wird der Pazifismus nicht in Frage gestellt, deshalb gibt es auch keinen Widerspruch.

Zusammen arbeiten die Begründungen ganz sinnvoll, finde ich. Bei der Übertragung auf andere Themen sollte man aber vorsichtig sein. Nazi-Kriegslieder zum Beispiel sind viel suggestiver und viel aktueller hinsichtlich der Kriegsverherrlichung. Auf die kann man sowas sicher nicht übertragen.

Zuletzt dann noch die Überleitung zur reinen Philosophie: Doppelmoral an sich ist auch für Logiker wertneutral. Sie kann schließlich im "guten" Fall wie hier eine Differenzierung darstellen. Ungemütlich wird es erst, wenn sie aus einem echten Widerspruch folgt.
 
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Toll^^ Dem kann ich wie fast immer,wenn Haggis anfängt ewige Wahrheiten zu verkünden nur zustimmen. Schön,daß sich jemand meinen Kopf zerbricht,so kann ich einfach weiterhin als Kriegdienstverweigerer weiter Manowar hören und sogar Unreal Tournament spielen und Filme wie "Battle Royale" gucken...ist ja alles nur Katharsis *pfeif* ^^
 
Manman, also der Theoretiker hier....huuuuuuiiii....Naja ich kann mich auf jeden Fall mit dem 2. Ansatz ganz gut identifizieren. Noch deutlicher wird dies vor allem, wenn man Heavy oder Power Metal hört, wo es dann auch wieder um epische Schlachten und Ruhm geht, doch da auch Drachen auftauchen....
 
Nazi-Kriegslieder höre ich nicht(hab es auch nicht vor).

der 2.Teil war für mich leichter verständlich

thx@haggis

in Ruhe weiterhören kann ^^
 
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