„Aber sicher doch, ganz wie es dir beliebt.“, gab sie mit zuckersüßen Stimme zur Antwort und gab ihm einen Wink ihr zu folgen. Er führte sie durchs Portal durch den ersten Vorraum, wo von zwei Treppen verschiedene Wege nach oben führte. Sie nahm den Gang in der Mitte der unter den Treppen lang führt zu einer großen Tür. Sie trat hindurch und wartete bis er folgte. „Ich heiße dich herzlich Willkommen im Reich der unbegrenzten Schlemmereien. Was auch immer der Herr wünscht.. er wird es bekommen. Dort drüben.“ Sie zeigte auf einen Durchgang. „..geht es zur Küche und dort wird der Koch auch unsere Bestellungen entgegennehmen. Sonst noch Fragen?“
Filias Hände gruben sich tief in die feuchte Erde, sie sah nur noch rot. Ihre Hände zitterten, jedoch nicht vor Angst, nur vor unbändiger Wut. Der letzte Satz in Bezug auf ihren Vater brachte das Fass nun zum Überlaufen! Ihr Vater der gerade dabei war ihre Mutter zu töten! Sie sprang auf und kam zurück zu ihm zurück. „Ihr wagt es über meinen Vater zu sprechen?! Wie taktlos, geschmacklos und dreist kann man sein!!“, Sie kam langsam immer näher, ihre Augen glühten rot auf und um ihren Körper bildete sich eine leuchtende Hülle. „Meine Mutter wird von diesem Mann, der wohl mein Erzeuger, als Vater kann man das nicht bezeichnen, ist zu Tode gequält und Ihr wagt es auch nur einen dummen Kommentar darüber abzugeben?!“, keifte sie völlig von Sinnen. „Ich muss sagen.. es amüsiert mich auch köstlich, und eins kann ich Euch sagen.. wenn meine Mutter so gekämpft hat um mir mein Leben zu schenken dann werde ich es bestimmt nicht damit verbringen es als niederträchtige Sklavin oder Hure zu verbringen!“ Ihre Aura flammte immer mehr auf, als würde sie alles und jeden verzehren, der ihr in den Weg kam. Kortas hatte eine Grenze überschritten, die weit überm Limit lag. Er hatte dafür gesorgt, dass sie von dieser Vergangenheit überhaupt etwas wusste und wagte es auch noch sich darüber lustig zu machen! „Das werdet Ihr noch bereuen wenn Ihr in der Hölle schmort!!“ Die Spannung die sich durch den Zorn aufgebaut hatte, löste die Konzentration mit einem Male ein wie eine riesige Explosion ließ sie diese Energie frei. Plötzlich löste sich der Zauber und sie befanden sich zurück im Zimmer, die Wände rußig und sie musste etwas mit Kortas angestellt haben, denn dieser rührte sich nicht. Sie selbst kam gerade zur Besinnung, was sie getan hatte, was er gesagt hatte und vor allem was sie gesagt hatte.. Ich muss hier weg! Ich muss sofort fliehen! Es tut mir Leid Wolf.. ich werde dafür sorgen, dass auch du noch frei kommst.. aber ich kann unmöglich bleiben!
Sie nutzte die Gelegenheit seiner Ohnmacht, rannte die Treppen hinunter zu Türe, riss sie auf und jagte durch die Straßen, bis zum Rand des Dorfes. An der Grenze zögerte sie und machte prüfend einen Schritt auf die andere Seite. Aber warum ist es.. das ist ja wirklich seltsam.. Ohne sich länger damit zu beschäftigen rannte sie so schnell sie konnte. Im nächsten Dorf schaffte sie es sich ein Pferd zu organisieren (sie sagte es sei in Kortas Auftrag, was ihr jeder glaubte) und ritt im Eiltempo Richtung Memoria.. zu Bijou!
Es dauerte nicht sehr lange, bis sie ankam. Bei ihrer Anreise zu Kortas hatten sie einen großen Umweg gemacht und deshalb so lange gebraucht. Einige Stunden brauchte sie jetzt nur noch. Sie preschte durch die Tore von Memoria direkt zu Bijous Anwesen. Die Wachen öffneten ihr ohne Fragen zu stellen. Filia war Dauergast bei ihrer Herrin und somit waren Fragen überflüssig. Filia besaß sogar einen eigenen Schlüssel für die Villa. Jetzt sprang sie ab, rannte zur Türe und ging durch die großen Pforten ins Eingangsportal..
Plötzlich horchte Bijou auf, sie sah sich kurz um und grinste dann. „Warte hier, ich habe soeben Besuch bekommen.“ Sie verschwand sofort aus dem Speisesaal und lief Filia entgegen. Freudestrahlend streckte sie ihre Hände aus um ihre Freundin zu umarmen. Schon bevor sie sich berührten und Filia anfing zu schluchzen bemerkte Bijou das etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ihre Mine, ihre Aura, ihre Verwirrung.. Bijou strich ihr beruhigend durchs Haar und versuchte sie damit zu beruhigen und wartete ab. „Hey.. ganz ruhig Süße.. was ist passiert? Was ist los? Weshalb bist du so durcheinander..?“, fragte sie leise und zog sie mit sich in einen der unteren Schlafräume, wo sie ungestört waren. Es brauchte eine ganze Weile bis Filia sich so beruhigt hatte um überhaupt einen Satz heraus zu bekommen. Doch Bijou hatte Geduld, gerade weil sie ihre Freundin noch nie so aufgelöst gesehen hatte.
„Als du weg warst.. hat sich alles verändert. Shany ist weg, auf einmal.. und dann kam dieser Mann zu uns. Sein Name ist Kortas.. er nahm mich mit, natürlich bin ich ihm nicht freiwillig gefolgt. Aber er war sehr stark, ich hatte keine Chance.“, begann sie zu berichten.
„Shany ist auch weg?!“, fragte sie verdutzt und starrte Filia verwundert an, welche nickte. „Und was soll das heißen du hattest keine Chance.. ist er wirklich so stark? Ein neuer Dämon, bei uns?“
„Er ist Magier.“, erwiderte Filia. „Er hat mein Haus abgebrannt und jetzt konnte ich fliehen.. aber eben da war noch etwas.. und dann beim Ball..“Bijou sah ihre Freundin etwas verwirrt an und legte abwiegend eine Hand auf ihre Schulter. „So, jetzt atmest du einmal tief ein und aus und dann erzählst du mir alles. Einverstanden?“ Sie nickte stumm, beruhigte sich etwas und begann dann alles zu erzählen. Die ganze lange Geschichte von Anfang an bis zum bitteren Ende und ihrer Flucht. Bijous Mine verfinsterte sich zunehmend. „Das wird dieser Bastard büßen Fi! Das verspreche ich dir! Das wird er noch beruhigen.. egal wie gut er noch aussehen mag.. das ist kein Grund! Wie hast du dich nur dazu hinreißen lassen?! Ich versteh’s nicht..“ Filia schwieg beharrlich, sie hatte ja Recht, aber sie kannte ihn ja auch nicht! „Komm, wir gehen!“ Filia sah sie entsetzt an. „Bist du verrückt?! Das kannst du nicht ernst meinen?!“ Doch Bijou spaßte nicht, sie stand entschlossen an und diese Haltung hatte nur ein zu bedeuten.. sie war sauer. Und wenn Bijou sauer war gab es keine Kompromisse, kein Zugeständnis und vor allem kein nein! „Ich werde Jack Bescheid sagen, dass wir abreisen.. geh schon mal vor und sag dem Pferdepfleger er soll und Caramelli und Caluna satteln.“, sagte Bijou und wollte gerade den Weg in den Speisesaal zurück einschlagen. „Wer ist Jack?“, fragte Filia sie und blieb stehen. „Ach.. den hab ich unterwegs aufgegabelt.“, gab sie knapp zur Antwort und ging in den Saal. Dort fand sie Jack auch schon sitzend vor, wie als sie den Saal verlassen hat. Sie fischte den Schlüssel aus der Tasche und ließ ihn in seine Hand fallen. „Entschuldige bitte mein Aufbrechen, aber es verlangt nach gerechter Justiz und ich werde gebraucht. Achte einfach darauf das hier nichts abfackelt.. es dürfte nicht so lange dauern. Spätestens übermorgen sollten wir zurück sein. Vielleicht auch früher. Dir stehen alle Türen hier offen.. wir reisen ab. Wenn du uns folgen willst nimm den Rotfuchs, Gaya mit Namen, er wird uns finden.“, sagte sie, als sie auch schon wieder im Türrahmen verschwunden war.
Filia schlenderte langsam zu den Stallungen, Bijous Plan sofort zurück zu reisen gefiel ihr gar nicht. Sie dankte ihr ja dafür, dass sie sich so um sie sorgte.. aber das war der falsche Weg, das spürte sie. Sie kannte Bijous Kräfte, aber wusste sie nicht, ob das gegen Kortas ausreichen würde.. Bijou hatte sie längst eingeholt, versuchte sie weiter aufzubauen, während sie ihre Pferde rausführten und losritten.