Koch sorgt mit Judenstern-Vergleich für Tumulte

Cronox

folie paralytique
Deutsche Gewerkschafter Verdi und IG Metall kritisieren Aussagen des hessischen Minister- Präsidenten: "Unsäglich" - "Geschmacklosigkeit".

Berlin - Die deutschen Gewerkschaften ver.di und IG Metall haben den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) scharf kritisiert, nachdem dieser im Zusammenhang mit der Debatte um die Vermögensteuer den Umgang mit Reichen in Deutschland mit der Behandlung von Juden im Dritten Reich verglichen hatte. "Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass der hessische Ministerpräsident aus wahltaktischem Kalkül nicht vor Geschmacklosigkeiten zurückschreckt". sagte ver.di-Sprecher Harald Reutter am Donnerstag. ver.di-Chef Frank Bsirske lehne eine Stellungnahme zu den Äußerungen Kochs ab, weil er sich nicht auf ein solches Niveau begeben wolle.
Wenn Reiche als Schmarotzer der Gesellschaft stigmatisiert würden

Koch hatte in einer aktuellen Stunde des hessischen Landtags am Donnerstag vormittag wörtlich gesagt: "Hören Sie auf damit, Menschen vorgaukeln zu wollen, das betrifft nur ein paar Reiche. So wie Herr Bsirske es im Fernsehen gemacht hat: Dass er anfängt, von Menschen die Namen zu nennen mit so einer neuen Form von Stern an der Brust." Koch hatte hinzugefügt, es sei eine "schlimme Parallele zu anderen Zeiten", wenn Reiche als Schmarotzer der Gesellschaft stigmatisiert würden.

Als seriöser Politiker sei Koch disqualifiziert

IG-Metall-Chef Klaus Zwickel bezeichnete Kochs Vergleich als "unsäglich". "Damit hat sich Koch endgültig als seriöser Politiker disqualifiziert. Hitler hat Millionen Juden ermorden lassen. Bei der Vermögenssteuer geht es darum, die Besitzer großer Vermögen wieder etwas stärker an der Finanzierung von Gemeinschaftsaufgaben zu beteiligen", sagte Zwickel. (APA/Reuters)

Quelle:
derStandard.at


meiner meinung nach ist der vergleich ungeschickt und polemisch, doch wenn man die kernaussage genauer betrachtet, hat koch eigentlich sogar recht (seine grundlegende einstellung zum thema vermögenssteuer mal beiseite gelegt). es geht um diesen satz:"Hören Sie auf damit, Menschen vorgaukeln zu wollen, das betrifft nur ein paar Reiche [...]."
diese maßlose überreaktion erscheint geradezu absurd. als ob man auf einer welle des viel diskutierten antisemitismus reiten würde, und damit quasi eine politisch angreifbare basis sucht, um übertriebene reaktionen unnötig aufzublasen.
 
"Hören Sie auf damit, Menschen vorgaukeln zu wollen, das betrifft nur ein paar Reiche. So wie Herr Bsirske es im Fernsehen gemacht hat: Dass er anfängt, von Menschen die Namen zu nennen mit so einer neuen Form von Stern an der Brust." Koch hatte hinzugefügt, es sei eine "schlimme Parallele zu anderen Zeiten", wenn Reiche als Schmarotzer der Gesellschaft stigmatisiert würden.
da hat er absolut recht, es ist wirklich eine Frechheit, wenn man so tut, als ob hier bloß ein paar Manager und Superreiche betroffen wären, das ist eine sehr üble Unterstellung, da versucht wird so die Massen zu blenden

Es entsteht der Eindruck: ja, die Reichen haben das ganze Geld völlig unverdient, es geht hier auch nur um Leute mit 250.000Euro Jahreseinkommen.....und jeder der "reich" ist sollte sich öffentlich dafür verantworten, da diese nur den "hart arbeitenden" Bürgern das Geld wegnehmen - lächerlich ist sowas

Da ist der Vergleich absolut in Ordnung, den Menschen wurde damals auch erzählt, dass DIE Juden alle nur unverdient so reich sind, den "Normalbürger" nur ausnutzen und DIE Juden nur reicher werden, obwohl der "Rest" der Bevölkerung ärmer wird - und dass sich alle Juden öffentlich bekennen/verantworten sollen ----> Stichwort "Sterntragen".

Dabei verlieren einige den Überblick, die Vermögenssteuer betrifft jeden (besser: sehr viele der Bevölkerung)
 
das ganze wird schon etwas zu gross aufgebauscht, andererseits geht der vergleich schon zu weit. klar, was von seiten der gewerkschaft betrieben wird grenzt bei dem thema oftmals schon an eine art polemische hetze, ebenso ist es heuchlerisch, wie sich plötzlich alle über die ach so bösen abzocker-manager aufregen, die vor zwei jahren von den selben leuten noch als helden gefeiert wurden. aber eine vermögenssteuer mit der verfolgung einer ethnischen minderheit und somit mit einem genozid gleichsetzen zu wollen ist nicht nur vom ethischen aspekt her fragwürdig, sondern zeugt auch von einer politischen imkompetenz. bei allem was recht ist, eine vermögenssteuer ist eine steuer wie jede andere auch und wär vielleicht gar nicht so verkehrt, jedenfalls sinnvoller als gewisse andere steuern, immerhin kennen andere länder auch eine solche. da gleich im endeffekt sowas wie den untergang der demokratie und menschlichkeit heraufbeschwören zu wollen ist also in der tat etwas absurd..
 
Original geschrieben von Mephistopheles
vermögenssteuer mit der verfolgung einer ethnischen minderheit und somit mit einem genozid gleichsetzen zu wollen ist nicht nur vom ethischen aspekt her fragwürdig,
sicher, das ganze verfehlt wirklich die Relation und das Ausmaß.
Ich bezweifle/hoffe nicht, dass R.Koch das so gemeint hat.
Dennoch ist der Vergleich eigentlich sehr gut, da sich wirklich viele Gemeinsamkeiten wiederfinden, wie ich auch schon angeführt habe. Aber Deutschland ist ja sehr empfindlich bei Dritte Reich Vergleichen - was auch richtig ist und man sollte geschichtlich gesehen nicht eine poplige Steuer mit der Verfolgung einer bestimmten Glaubensgruppe gleichstellen..........was R.Koch auch nicht gemacht hat - sicher helfen in der Politik immer diese Dritte Reich-Vergleiche, weil sofort JEDER zuhört und man sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit hat, aber man sollte es nicht übertreiben

deshalb ist R.Koch nicht inkompetent - er hat ja nur gesagt, dass die Veröffentlichung von Namen eine Art "Stern auf Brust" ist, da ja dann dieser jemand im Land bekannt ist und erkannt wird (aber es gibt bessere Redewendungen um das gleiche auszusagen, das gebe ich gerne zu ;) )
 
Original geschrieben von -M-
sicher, das ganze verfehlt wirklich die Relation und das Ausmaß.
Ich bezweifle/hoffe nicht, dass R.Koch das so gemeint hat.
Dennoch ist der Vergleich eigentlich sehr gut, da sich wirklich viele Gemeinsamkeiten wiederfinden, wie ich auch schon angeführt habe. Aber Deutschland ist ja sehr empfindlich bei Dritte Reich Vergleichen - was auch richtig ist und man sollte geschichtlich gesehen nicht eine poplige Steuer mit der Verfolgung einer bestimmten Glaubensgruppe gleichstellen..........was R.Koch auch nicht gemacht hat - sicher helfen in der Politik immer diese Dritte Reich-Vergleiche, weil sofort JEDER zuhört und man sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit hat, aber man sollte es nicht übertreiben

deshalb ist R.Koch nicht inkompetent - er hat ja nur gesagt, dass die Veröffentlichung von Namen eine Art "Stern auf Brust" ist, da ja dann dieser jemand im Land bekannt ist und erkannt wird (aber es gibt bessere Redewendungen um das gleiche auszusagen, das gebe ich gerne zu ;) )

naja, so fragwürdig solche dinge sein mögen, das theater, das darum jeweils gemacht wird ist sicher schon übertrieben. obwohl punkto theater koch ja auch nicht unbegabt ist, wie man seit seinem auftritt im bundesrat weiss..:rolleyes:
aber auf jeden fall sollte er eigentlich fähig sein, bei politisch heiklen themen genug sensibilität walten zu lassen, von da her könnte man von einem mann mit so einem posten schon etwas mehr fingerspitzengefühl erwarten. nicht zuletzt deshalb, weil die union ja auch gerne dazu neigt auf empörung pur zu machen wenn gewisse linke kreise ihre ausländerpolitik oder die aussenpolitik von staaten wie den usa in die nähe von hitler zu rücken versuchen..
 
Zuletzt bearbeitet:
Und nun schwappt der ganze alberne Mist natürlich auch in den Niedersachsenwahlkampf...mehr und mehr verstärkt sich der Eindruck, dass es fast nur Idioten in der Politik gibt..die sollen gefälligst vernünftig arbeiten und nicht so einen Affenzirkus veranstalten...


CDU verlässt Sitzung nach Gabriel-Kritik an Koch


Schon wieder Eklat im Landtag: Diesmal Niedersachsen


Der Judenstern-Vergleich von Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU) heizt 50 Tage vor den Landtagswahlen auch die politische Stimmung in Niedersachsen an. Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) provozierte am Freitag im Landtag in Hannover einen Eklat, indem er Koch einen „kalkulierten Missbrauch des Holocaust“ vorwarf.

HB/dpa HANNOVER. Daraufhin verließ die CDU-Fraktion mit Ausnahme von drei Abgeordneten unter lautem Protest den Plenarsaal. Am 2. Februar 2003 wird in Hessen und Niedersachsen gewählt.

CDU-Fraktionschef Christian Wulff erklärte, dieser Vorwurf sei „unter Demokraten inakzeptabel und eine unverantwortliche Entgleisung“. Die CDU-Fraktion erwarte eine Entschuldigung Gabriels.

Gabriel reagierte auf Kochs Kritik vom Vortag an ver.di-Chef Frank Bsirske, der in der Vermögensteuerdebatte die Namen reicher Deutscher genannt hatte. Das sei „eine neue Form von Stern an der Brust“, hatte Koch im hessischen Landtag in Anspielung auf den in der NS-Zeit eingeführten gelben Judenstern gesagt.

Gabriel bescheinigte Koch „infame Energie“ und meinte mit Blick auf die Landtagswahlen: „Ich glaube, dass das eiskalte Berechnung ist. Denn nur in einer aufgeheizten innenpolitischen Stimmung wie jetzt hat er in Hessen und hat Herr Wulff in Niedersachsen eine Chance.“ Zudem nannte er Koch in Bezug auf die CDU-Spendenaffäre einen „Wiederholungstäter“. Damals waren Rückflüsse von schwarzen Konten des Landesverbands Hessen in der Schweiz zum Teil fälschlich als Vermächtnisse deutschstämmiger Juden im Ausland dargestellt worden.

Der Eklat in Hannover setzte den Schlusspunkt unter eine hitzige Steuerdebatte, in deren Mittelpunkt der Vorstoß Gabriels für die Wiedereinführung der Vermögensteuer zur Finanzierung von Bildungsausgaben stand.


HANDELSBLATT, Freitag, 13. Dezember 2002, 12:01 Uhr
 
Zuletzt bearbeitet:
tja so ist das leben ich hingegen finde diesen vergleich gar nicht so schelcht da man hier nicht die juden und uahc nicht die regierung angreift natürlich fassen das viele so auf das findihc aber schade weil koch damit etwas ganz anderes sagen wollte
 
Also, dass dem Koch die Vermögensstreuer gewaltig gegen den Strich geht war mir eh klar (Anmerkung am Rande: ich wohne eine Straße weiter von dem "netten" Herrn, wenn ihr sein Haus sehen würdet, für welches er eine Einrichtung für geistig Behinderte in dieser Stadt einfach wegwalzte, wäre euch das auch mehr als klar)

Ich finde seinen Vergleich unangebracht bis frech. Aber er ist nicht der einzige, der sich bei "Bedrohung" mit besagten Vergleichen zu schützen versucht. Bis jetzt hat es auch immer schön gewirkt. Selbst Schuld meine ich !
Die Vermögenssteuer ist keines Falls etwas schlechtes und er soll nicht so einen Vergleich ziehen, nur weil er selbst auch betroffen ist...
 
Der Vergleich ist zwar nicht gerade diplomatisch und geschickt, aber der Mann hat doch absolut recht! Außerdem finde ich es besser, wenn die Politiker offen reden, denn von diesem Fachgesülze verstehen die meisten Wähler ja gar nichts, besonders junge Leute. Vielleicht sollte man sich ein Beispiel dran nehmen, anstatt sich schon wieder so aufzuregen.
 
Original geschrieben von Aikira
Der Vergleich ist zwar nicht gerade diplomatisch und geschickt, aber der Mann hat doch absolut recht! Außerdem finde ich es besser, wenn die Politiker offen reden, denn von diesem Fachgesülze verstehen die meisten Wähler ja gar nichts, besonders junge Leute. Vielleicht sollte man sich ein Beispiel dran nehmen, anstatt sich schon wieder so aufzuregen.

willst du damit sagen, dass selbst landesminister, welche in ihrer funktion ja eigentlich sowas wie vorbilder sein sollten, sich unpassender, den nationalsozialismus verharmlosenden und die realität verdrehender propaganda bedienen sollen, nur damit sie wähler und insbesondere die jungen auf ihre seite ziehen können? also bitte, dass deutschland alles braucht nur nicht noch mehr niveauloser wahlkampf und geistig simpel gestrickte, machtgeile politiker hat ja wohl das ganze theater vor der bundestagswahl gezeigt. ich würde also eher das gegenteil fordern: endlich mal wieder politiker, die auch wirklich eine ahnung haben von dem, was sie tun sollten und das auch in einer angemessenen weise zu kommunizieren wissen..
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten