Irreversibel

Josef K.

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Irreversibel

S. wurde verhört, aber er sagte nichts. Was sollte er denn sagen? Er verstand nichts von dem, was sich in der letzten Zeit ereignet hatte. Und jetzt sah es tatsächlich so aus, dass er aufgrund eines ihm unbekannten Vergehens, in ein Gefängnis musste.S erinnerte sich an das Wort des Mannes im schwarzen Anzug: „Sagen Sie mir die Wahrheit oder sie werden es ihr ganzes Leben lang bereuen diese schändliche Tat begangen zu haben. Denn da sehe ich nur eine einzige Alternative: Das Gefängnis.“ S. wurde zunehmend unsicher.Schließlich war es das allererste Mal, dass er mit dem Gesetz in Konflikt kam. Was hatte er aber getan? Das konnte S. nicht wissen. Momentan saß er auf einem schwarzen Hocker in einem von Tageslicht erfüllten Raum. Er war kahl, hatte nichts was die leeren Wände schmücken konnte. Nur eine Tür war da - aber S. konnte diese ja nicht benutzen. Ein Entkommen aus dieser tristen Lage schien unmöglich.
Das Merkwürdige für S. war, dass er sich gar nicht daran erinnern konnte wie er in diesen Raum kam. Das letzte was er vor seinem geistigen Auge sah war eine dunkle Straßengasse. Danach konnte oder wollte er sich an nichts mehr erinnern.

Die Tür ging auf. Der Mann im schwarzen Anzug war wieder da. Diesmal hatte er etwas dabei, ein Blatt Papier so wie S. es erkennen konnte.

„Guten Tag mein Freund. Wie ich sehe geht es ihnen inzwischen besser, als beim letzten Mal.“ S. sah den Mann an. Groß, hager, ein knochiges Gesicht, ein böser Blick in den funkelnden schwarzen Augen. Schwarze Haare und ein schwarzer Oberlippenbart zierten einen ovalen Kopf. Er hatte wieder seinen dämlichen Anzug an. S. war jetzt nicht mehr so sicher, was er in der Abwesenheit des Mannes getan hatte. Da hatte er noch Anzeichen von Mut gezeigt, von Widerstand, gegen ein sinnloses Vorgehen eines seltsamen Vogels.

„Wie sie sehen habe ich ein Formular dabei.“ Der Mann im schwarzen Anzug zeigte es S. „Wie sie auch sehen, ist dieses Blatt ihr Fahrschein zur Freiheit. Sie müssen es nur unterschreiben.“ Er lächelte und sein Mund entblößte eine Reihe schneeweißer Zähne. S. sah das Blatt an. Komischerweise konnte er darauf gar nichts erkennen. Nur ein einfaches leeres Blatt....mehr war da nicht. Er wollte gerade ansetzen und seinem Gegenüber die Sachlage erklären, als dieser ihm vorauseilte. „Ich weiß, dass der Anblick dieses Blattes sie verwirrt. Aber machen sie sich keine Sorgen, denn wie gesagt brauchen sie nur eine Unterschrift daraufzusetzen. Mehr verlange ich nicht.“

„Ach ja? Was ist mit ihren Forderungen von Wahrheit und dem ganzen Kram? Was ist mit den Drohungen und den Schlägen? Wer sind sie, dass sie Autorität über mich ausüben. Die Polizei?“ S. fasste Mut und versuchte dem Mann im schwarzen Anzug entgegen zu treten. Seine Antwort gab ihm Mut. Er wollte nicht, dass er ein Opfer von einem solchen Widerling werden würde. Sein Gegenüber schien aber überhaupt nicht beeindruckt zu sein. Im Gegenteil, schon wieder lächelte er besonnen und wiederholte seine Bitte. S. war für einen Moment sprachlos. Er sah sich nur als unwichtige Figur in einem Kartenspiel, mit diesem Menschen als...als dem Geber. Es war zum verzweifeln. S. blickte seinem Gegenspieler in die Augen und versuchte etwas zu sagen. Aber er konnte nicht.

Der Mann im schwarzen Anzug sah ihn an und grinste jetzt über das ganze Gesicht. Danach ging er mit dem Blatt in der Hand zur Tür raus. Bevor er aber vollends verschwand drehte er sich nochmals um.

„Ach übrigens. Ich habe noch etwas für sie.“ Und er holte etwas aus seiner Hosentasche heraus. Er nahm es und warf es S. vor die Füße. „Ich hoffe es gefällt ihnen. Wenn nicht, dann lassen sie es mich wissen.“ Und er verschwand. S. aber sah das Ding an, dass vor ihm landete. Es war ein menschliches Ohr. S. schluckte und betrachtet alsbald das Ding. Er starrt es über einer Stunde an und bleibt regungslos auf den Hocker liegen. Seine gesamten Sinne hängen nun nur an diesem Ding. Er versuchte sich zu wehren...aber es war sinnlos.

Von einem Augenblick auf den anderen sprang er auf und eilte zur Tür und klopfte und schrie aus vollem Halse. Er verlangte nach dem Mann im schwarzen Anzug, aber es kam keiner der ihm eine Antwort gab. Er rannte zu dem Gitterfenster. Und blieb davor stehen. Er dachte, es sei höchst seltsam ...vorhin war ihm das Fenster nicht aufgefallen. Jetzt erst begriff er woher das Licht kam. Und die Wände...auch sie waren irgendwie anders. Nicht so kahl wie er anfangs dachte,sondern mit einer bedrohlichen Farbe versehen. Eine komische Sache war das, eine Sache für die er keine Erklärung finden konnte. Auch bemerkte S., dass sein Gehirn jetzt besser arbeitet als vorhin....wobei die Frage nun lautet: Was ist vorhin? S. wusste nämlich nicht, wie lange er in diesem Raum schon sitzt. Für ihn gab es die Zeit nicht mehr. S. war deshalb sehr müde und er wollte nur eins: Schlaf. Er ging an das Gitterfenster und legte sich an eine Stelle drunter,um so einen Hauch von Freiheit zu haben.

Als S. aufwachte saß er auf dem Hocker und betrachtete den Schlafenden amüsiert.

„Sie haben ein sehr interessantes Verhalten im Bezug auf Schlaf mein Freund. Nicht dass es mich stören würde, nein, im Gegenteil, es ist einfach faszinierend wie sie versuchen ihrer Verdammnis zu entgehen. Kosten sie ihre Freiheit ruhig aus. Und sie haben es einzig und allein mir zu verdanken. Schauen sie sich zum Beispiel im Spiegel an. Na, wie seht es aus? Ich finde es blutet nicht mehr. Sie haben es leider nicht merken können. Aber bald lässt sich das wohl ändern, hoffe ich.“ Der Mann im schwarzen Anzug grinste wieder. Er stand auf und gab S. den Spiegel.
S. nahm ihn und blickte hinein. Er sah sein junges Gesicht und seine zermürbte Haare. Gerade wollte er den Spiegel weggeben, als er merkte, dass etwas fehlt. Er drehte den Spiegel und bemerkte das Fehlen seines Ohrs. Merkwürdig dachte er. Ich kann es doch fühlen. Und er tastete seinen Kopf unter der grinsenden Beobachtung des Mannes im schwarzen Anzug ab. Er fühlte das rechte Ohr und das linke Ohr. Aber auf dem Spiegel war nichts von einem linken Ohr zu sehen. Er sprang auf. „Was für ein Spiel läuft hier? Ich verlange eine Erklärung sie verdammter Bastard.“ Aber ehe er sich versah, grinste ihn der Bastard nur an und schlug ihm ins Gesicht. „Jetzt hören sie mir mal gut zu Freundchen. Entweder sie spielen mit oder sie verlieren bald etwas anderes als ihr Ohr. Und ich versichere ihnen, mir wird es ein großes Vergnügen bereiten sie am Ende zu sehen. Sie haben aber noch eine Chance. Und die gibt es nur einmal.“ Er betrachtete den Geschlagenen und sein Mund formierte Wörter ohne sie auszusprechen. S. sah ihn wie hypnotisiert an und wartete auf das Ende dieses „Gespräches“. Nachdem der Mann fertig war, lächelte er S. an.

„Nun, wie haben sie sich entschieden. Wollen sie endlich das tun was man von ihnen verlangt?“

S. starrte die Decke des Raumes an. Er suchte nach einem Rat, konnte ihn aber nicht finden. In so einer ausweglosen Situation gibt es keinen Rat für ein solches primitives Geschöpf wie den Menschen. Erst jetzt begriff er wie schwach diese Spezies doch ist. Wenn man in einer solchen Situation ist ist man zur Schwäche verdammt. Und die Folge wäre wohl nur der Tod. Diesen roch er schon lange. Schließlich gehört er selbst zu diesen Viren der Existenz. Erkenntnis erlangen ist das einzig wahre, so dachte er als er seinen Entschluß faßte.

„Ich werde es machen Herr...“

Der Mann im schwarzen Anzug grinste nur und wedelte mit der Hand. „Papperlapp mein Freund. Namen sind nur Wörter. Und Wörter sind eine Menschenschöpfung. Stimmts? Wie dem auch sei, ich bin froh dass sie einverstanden sind uns die Wahrheit zu sagen. Ich will jetzt, dass sie zu mir gehen und es mir in mein Ohr sagen. Dann sind sie frei. Dann erlangen sie die Sache, nach der sie über Jahren streben.“ Der Mann im schwarzen Anzug lächelte wieder und trat zu S.

S. aber konnte jetzt nicht mehr klar denken. Je näher er seinem Gegenüber kam, je mehr er ihn betrachtete, desto mehr erinnerte ihn dieser Typ an jemanden den er gut kannte. Als sie sich Nasenspitze an Nasenspitze gegenüber standen fing S. an zu sprechen. Er flüsterte sein in den letzten Minuten ihm eröffnetes Geheimnis an den Anzugträger weiter und erzählte ihm alles. Dieser lauschte und ab und zu konnte man ihm ein Grinsen entlocken.
Als er fertig war, nickte der Mann im schwarzen Anzug und bedankte sich für die Zusammenarbeit.

„Vielen Dank mein Freund. Jetzt habe ich dass, wonach ich solange gesucht habe, eine Heilung gegen meine Krankheit.“ Er kratze sich am Hinterkopf. „Wissen sie, es ist nicht gut viele Patronen in einer Pistole zu haben. Ich finde...man muss sich Prioritäten setzen. Finden sie nicht?“ Und plötzlich hatte er eine Pistole in der Hand.

„Sie waren sowieso nicht real. Aber dennoch war es interessant ihre Bekanntschaft zu machen. Auf Wiedersehen!“

Und er blickte S. noch einmal in die Augen. Dieser stand wie gelähmt und wartete auf seine Hinrichtung. Er schloß die Augen und zählte die Sekunden. Da hörte er einen Schuß. Er dachte er sei getroffen und machte die Augen auf um die Wunde zu sehen. Aber er sah nichts. Nur einen leblosen Körper vor ihm. Anscheinend hat sich sein Partner selbst umgebracht. Zu schade. S. grinste jetzt. Er ging zum Leichnam und trat ihn verächtlich mit dem linken Fuß. Er sah dann noch den Spiegel. Er bückte sich und hob ihn auf.

„Welch schöne Zähne ich doch habe. Ich glaube ich soll Schauspieler werden. Und einen neuen Anzug brauch ich auch noch.“

S. grinste und ging zur Tür raus.
 
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Öhm ja ... o_O"

Sehr verwirrend geschrieben, dass muss man sich erstmal mehrmal durchlesen um einen kleinen Durchblick zu bekommen.
Vielleicht könntest du eine Erklärung dazu abliefern?

Ansonsten gut geschrieben, paar minimale Fehler, mehr auch nicht.

Weiter, falls es überhaupt weitergehen sollte, denn du hast NICHTS dazu geschrieben, einfach nur den Text gepostet. -.-"
 
Nu,was soll ich sagen,erstmal danke fürs Feed-Back. Die Geschichte ist zu Ende....und sie sollte verwirrend sein und zum Denken anregen*gg*.
 
Gut - auf eine reichlich abgefahrene Art :D Ehrlich gesagt regt mich das aber nicht wirkluch zum Denken an, höchstens zur Frage: Bin ich so blöd oder ergibt das wirklich keinen Sinn?
Ein paar Zeitfehler waren drin, dafür keine rechte Handlung und auch kein Sinn, den ich erkannt hätte. Irgendwie trotzdem faszinierend...
 
Ok,ich lös es dann mal auf. :)
Also,der Protagonist S. ist schuldig. Er hat ein Verbrechen begangen,wie und welches sei dahingestellt. Die wichtigste Sache: er verdrängt es. Aber ihn quälen Schuldgefühle,Gewissensbisse, er weiß dass er etwas getan hat,will es aber nicht wahrhaben. Und dann erschuf er den Mann im schwarzen Anzug,nicht er, sondern sein Verstand. Da er leicht psychisch labil ist,kann er mit der Tat nicht leben. So erschafft sein Geist ein Pendant zu S.,den Bösewicht im Anzug. Ich wollte den Mann im schwarzen Anzug angelehnt an eine Stephen King Figur und Matrix machen, und so einen "coolen" Antagonisten erschaffen,ok,ist mir wohl nicht so gelungen.
Jedenfalls denkt S. der Mann im schwarzen Anzug sei real-ist er aber nicht. Er sieht nur "Halluzinationen". Er ist aber nicht schizophren,sondern sieht einfach im wahrsten Sinne Gespenster.
Die Funktion von MiSZ: er soll den Helden auf den rechten Pfad bringen. Aber S. wehrt sich. Die Sache mit dem Ohr,ok,die war net so. Aber S. sieht das Ohr zwar nicht,aber er stellt auch das nur in seinem Verstand vor. Deshalb sieht er das auch in einem Spiegel,er denkt dass er kein Ohr hat,aber in Wirklichkeit hat er ja eins.
Als MiSZ handgreiflich wird,wird S. handgreiflich. Er schlägt sich selbst. Auch das leere Blatt: Eine Erfindung seines Verstandes der kämpft. Und am Schluß sieht er es ein und gesteht an den MiSZ. Damit hat der MiSZ seine Funktion erfüllt: S. ist seiner Schuld bewußt und hat gestanden. Damit braucht der Verstand von S. MiSZ nicht mehr....dieser begeht "Selbstmord". Nun könnte man denken es ist alles gut.
Aber durch die Belastung durch seine Halluzination, konnte ein Teil von S. MiSZ importieren,das heißt einige Attribute des imaginären Anzugträgers gehen auf S. über. In Wirklichkeit hat S. keine weißen Zähne...er will aber welche haben und sagt daher das am Schluß. Und er will wie gesagt den Anzug nur kaufen,da ein Teil seines Ichs danach verlangt. S. ist immer noch S.,jedoch übernahm er Etwas seiner eigenen Halluzination.
Auch der Raum ist imaginär...deshalb das Spiel mit dem Fenster. In Realität ist es ein ganz normaler Raum...aber die Psyche von S. schuf ein Abbild eines Gefängnisses...aber es gab Fragmente wo S. sieht, dass nicht alles so ist wie es scheint. Die Sache mit dem Erkennen des Fensters...je mehr sich S. schuldig fühlt...desto mehr erkennt er die Wirklichheit,während er am Anfang ein bedrohliches Selbstbild erschaffen hat.

Fazit: S. ist ein Freak und bleibt ein Freak. MiSZ: eine Einbildung,jedoch keine 2te Persönlichkeit.
 
Ich muss sagen....ich bin verblüfft O.o Wahnsinns FF, besonders mit so nem Hintergrund/Fazit o.O Sowas müsste man öfter lesen ^^Wie gesagt, tolle Idee, ich bin begeistert ^^
 
Dem oberen Post kann ich mich nur anschließen !! :kawaii:

Da hat sich aber einer Gedanken gemacht. *gg*
Hoffe mal es gibt in Zukunft mehr solcher Geschichten von dir.
Ist eine Bereicherung für den Bereich.^^
 
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