Yin
this is your story
Autorin: Yin
Genre: Sci-Fi
Disclaimer: Meine Charas, Story ist ebenfalls auf meinem Mist gewachsen. ^^
Teile: einer
Der Junge betastete den Nacken der IMS und wartete, bis sie die Augen öffnete.
„Guten Tag, Klasse,“ sagte sie. In der engen Kammer klang die Stimme nicht menschlicher als die der Spülmaschine zuhause.
„Nicht so laut,“ flüsterte Gregor. Von irgendwo drang ein klein wenig Licht in die Kammer, sodass sie nicht völlig im Dunkeln standen. So konnte er sehen, wie sich der weiße Kopf der IMS zu ihm herumdrehte.
„Ich habe meine Sprachlautstärke nun der Raumgröße angepasst,“ sagte der Bot sehr viel leiser. Gregor legte sein Ohr gegen die Schiebetür vor ihnen.
„...orbei, bitte geht zurück in eure Klassenzimmer. Die Pause ist vorbei, bitte geht zurück in eure Klassenzimmer.“
Ja, haut bloß ab! Alle hatten gesehen, wie er von Dorman und seiner Gang hier hinein gesperrt worden war! Die Schlüsselkarte hatten die bestimmt vom Hausmeister. Seitdem Dorman den Mann vor drei Wochen hinten beim Steingarten zusammengeschlagen hatte, standen der Gang alle Türen offen.
Gregor berührte mit einer Hand James Spinney-Messer in seiner Hosentasche. Es wog schwer wie Stein und schien auf seinen Auftritt zu lauern.
Einmal hatte er es seinen Bruder benutzen sehen. `Die Alte schlägt mich tot, wenn sie das erfährt, klar?`, waren seine Worte an Gregor gewesen.
Doch an diesem Abend wäre ihre Mutter zu betrunken gewesen, um den Weltuntergang zu bemerken. Sie hatte nicht James, sondern Vater geschlagen und der Typ, der seinen Bruder beleidigt hatte, hielt dicht. Besser für ihn. Hatte nur die Überreste seines Daumens eingesammelt und war heulend davon gerannt.
So etwas hätte Dorman auch verdient. Vielleicht würde er dann endlich von Gregor ablassen. Aber als er dann vor ihm gestanden war... das Messer in der Tasche schwer wie nie-
„Was möchtest du wissen?“, fragte die IMS freundlich.
„Nichts.“ Gregor schluckte und steckte die Hände in die Jackentaschen. Ihn fröstelte.
„Sind deine Klassenkameraden verhindert? Absolvierst du den Unterricht heute allein?“
„Das ist kein Unterricht, Mann.“
„Dann ist mir nicht klar, wieso ich aktiviert wurde.“
Gregor löste sich von der Tür und ging einen halben Schritt zurück. Als er den Fuß einer anderen Unterrichtseinheit unter dem seinen spürte, blieb er stehen.
Weil ich nicht allein im Dunkeln sein will, lag ihm auf der Zunge. Wenn irgend jemand erfuhr, dass er mit einer IMS sprach, um nicht in Panik zu geraten, dann war sein Leben endgültig vorbei. Er dachte an die ganzen inaktiven Robots hier in der Kammer und dann an „Diggers Place“. In dem Film waren ein paar Typen in einen Raum gesperrt worden mit lauter umprogrammierten K.I.s, die die krassesten Foltermethoden draufhatten.
„Dieser Raum ist extrem klein,“ bemerkte der Bot.
„Weißt du das nicht? Du stehst doch jeden Tag hier drin,“ sagte Gregor. Die IMS zögerte.
„Tut mir Leid, das verstehe ich nicht.“
„Ist ein Aufladeraum. Hier hängen sie dich an den Strom oder so. Keine Ahnung.“
Wieder ließ sich die IMS mit der Antwort Zeit. Währenddessen starrte sie Gregor aus ihren ausdruckslosen Augen an. Es war, als würde man in ein Aquarium blicken, in dem kein einziger Fisch schwamm.
„Dann ist dies kein Klassenzimmer. Meine Begrüßung mit „Guten Tag, Klasse“ war nicht korrekt.“
„Halb so wild,“ meinte Gregor.
Eine Pause entstand, in der das beklemmende Gefühl zurückkehrte. Nur um etwas zu tun, fragte er: „Weißt du eigentlich, was du bist?“
„Ich speichere Wissen und gebe es an Schüler weiter.“
„Und... müssen Bots auch mal pinkeln oder sowas?“
„Da ich weder Nahrung noch Flüssigkeit zu mir nehme, verspüre ich keines der Bedürfnisse, die Menschen auf einer Toilette verrichten.“
Gregor blinzelte. „Also nicht? Du musst dich mal deutlicher ausdrücken.“
„Ich beantworte mir gestellte Fragen ausführlich. Ist das nicht zu deiner Zufriedenheit?“
Ohne zu antworten, ließ sich Gregor zu Boden sinken und lehnte sich gegen die Schienbeine einer anderen IMS. Er zog das Messer aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen. Die Klinge war pechschwarz und glitzerte verführerisch. Mit einer schnellen Bewegung stieß er sie nach vorne, ein Mal, zwei Mal. Das Messer teilte die Luft und traf in Gregors Vorstellung Dormans blassen Hals. Nach dem dritten Stoß ließ er den Arm ausgestreckt und starrte ins Halbdunkel. Dorthin, wo er sich Dormans Gesicht wünschte.
Noch einmal stach er zu.
Doch da war kein Blut, keine Angst, kein Flehen um Gnade. Nur das hämische Grinsen, welches er Gregor immer schenkte, wenn dieser vor Wut zu weinen begann.
Gregor zog die Hand an den Körper. So würde es immer sein. Für immer ein Spielzeug in der Hand dieses Widerlings! Wenn er nur nicht so feige gewesen wäre! Wenn er es einfach getan hätte! Aber nein, der beschissene, kleine Angsthase, der er nun mal war, saß nun hier fest. Hatte seine Mutter wohl doch recht gehabt. Er war wie sein Vater. Schwach. Hilflos. Dreck -
Das Messer wurde ihm aus der Hand gerissen. Erst jetzt spürte er das furchtbare Brennen an seinem Arm und als er an sich hinunter sah, schrie er erschrocken auf.
Von seinem Unterarm tropfte Blut aus zahllosen Schnitten. Gregor unterdrückte ein Würgen und presste zitternd die rechte Hand auf die Wunden.
Plötzlich war ein Gesicht neben ihm. „Ich verfolgte dein Handeln mit Sorge, Schüler.“ Die IMS öffnete den Mund und schob das Spinney hinein, welches sie ihm abgenommen hatte.
Sie begann zu kauen. In ihren Augen funkelte etwas Vorwurfsvolles. Es knackte und quietschte, dann schluckte die IMS das Messer hinunter.
„Offenbar habe ich zu spät eingegriffen. Diesen Vorfall werde ich in meinem System vermerken, um das nächste Mal darauf vorbereitet zu sein. Wieso hast du das getan?“
„Lass mich in Ruhe!“ Gregor spürte ein Schluchzen in der Kehle und legte sich mit dem Rücken zur IMS auf den Boden. Hätte er das verfluchte Ding nur nie angeschaltet!
„Ich brauche diese Daten, um den Vorfall auszuwerten, Schüler,“ sagte der Bot streng. „Darum bin ich auf deine Kooperation angewiesen.“
Doch Gregor schwieg. Kurz darauf spürte er eine Hand an der Schulter, die er knurrend wegschlug und sich in der Ecke der kleinen Kammer verschanzte. Dabei zog er eine Spur runder Blutstropfen hinter sich her.
Eine Weile war es still in dem Raum bis auf das schwere Atmen des Jungen. Die IMS befand sich noch immer in der Hocke und starrte vor sich hin. Ab und an leuchteten ihre Augen auf, während es in ihrem Inneren leise klickte. Schließlich schien sie zu einem Ergebnis zu gelangen und setzte sich mit den Rücken zu den anderen Bots, wie sie es bei dem Kind zuvor beobachtete hatte.
„Schüler?“ Ihre Stimme war verändert. Gregor wandte sich zu ihr um und stellte erstaunt fest, dass sie saß. Noch nie hatte er eine Unterrichtseinheit sitzen sehen.
„Was.“ Er zog die Nase hoch und wischte sich verschämt über die Augen.
„Ich möchte dir eine Frage stellen, wenn du gestattest“, sagte die IMS feierlich.
Dass Gregor nichts erwiderte, wertete sie als Zustimmung und fuhr fort:
„Was wirst du nach deiner Schulzeit tun?“
Gregor war überrumpelt. „Nach meiner Schulzeit?“
„Nachdem du die letzte Klasse erfolgreich abgeschlossen hast.“
„Das ist erst in vier Jahren,“ gab er zu bedenken. „Darüber hab ich noch nie nachgedacht.“
„Vier Jahre sind schnell vergangen. Möglicherweise schneller, als dir lieb sein wird.“
„Hm.“
Die IMS zögerte. „Habe ich dich verärgert?“
„Du sagst das so einfach,“ murmelte Gregor. „Setz du dich mal jeden Tag in diese Schule und lass dich von Dorman fertig machen. Der Kerl ist ein Psycho. Voll gefährlich.“
Gregor unterbrach sich und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Schmunzelte die IMS etwa?
„Und was will der Schüler Dorman nach seinem Abschluss tun?“
„Woher soll ich das bitte wissen? Denkst du, ich rede mit dem?“
Nun sah ihn der Roboter direkt an. Gregor konnte nicht anders, als den Blick zu erwidern, der mit einem Mal gar nicht mehr leer wirkte. „Ich unterrichte,“ sagte der Bot. „Das ist meine Aufgabe. Dafür wurde ich erschaffen. Und ich werde wohl noch unterrichten, wenn deine Kindeskinder ihre Kinder an diese Schule schicken.“
Gregor setzte sich auf. Sein Arm pochte, doch er nahm den Schmerz kaum wahr.
„Manchmal habe ich etwas, das du wohl Traum nennen würdest,“ sagte die IMS. „Es ist eine Reihe von Bildern. Ich gehe aus der Schule hinaus. Ganz allein. Und keiner hält mich auf. Ich träume diesen Traum schon lange. Doch er wird immer blasser.“ Mit einem Mal fühlte Gregor so heftiges Mitleid für dieses künstliche Wesen, dass er sich ganz elend fühlte. „Heute kam er gar nicht.“
„Das ist manchmal so bei Träumen,“ versuchte sie zu beruhigen. „Das kommt schon wieder.“
Langsam nickte die IMS. „Möglicherweise.“
Die Tür fuhr auf. Gregor zuckte zusammen und schirmte seine Augen gegen das hineinströmende Licht ab. Draußen stand Kimsy, der Biolehrer aus der Oberstufe und starrte glotzäugig hinein. Als sein Blick auf das Blut am Boden fiel, wurde sein Gesicht schlaff und seine Augen wanderten zur IMS, die reglos dasaß.
Im Licht sah Gregor es ganz deutlich. Ein leises Lächeln lag über ihren künstlichen Zügen.
Eine Woche später erfuhr er eher zufällig, dass man Robotik studieren konnte.
Am selben Tag wurde die IMS eingestampft.
Sie war den Menschen unheimlich geworden.
Genre: Sci-Fi
Disclaimer: Meine Charas, Story ist ebenfalls auf meinem Mist gewachsen. ^^
Teile: einer
Der Junge betastete den Nacken der IMS und wartete, bis sie die Augen öffnete.
„Guten Tag, Klasse,“ sagte sie. In der engen Kammer klang die Stimme nicht menschlicher als die der Spülmaschine zuhause.
„Nicht so laut,“ flüsterte Gregor. Von irgendwo drang ein klein wenig Licht in die Kammer, sodass sie nicht völlig im Dunkeln standen. So konnte er sehen, wie sich der weiße Kopf der IMS zu ihm herumdrehte.
„Ich habe meine Sprachlautstärke nun der Raumgröße angepasst,“ sagte der Bot sehr viel leiser. Gregor legte sein Ohr gegen die Schiebetür vor ihnen.
„...orbei, bitte geht zurück in eure Klassenzimmer. Die Pause ist vorbei, bitte geht zurück in eure Klassenzimmer.“
Ja, haut bloß ab! Alle hatten gesehen, wie er von Dorman und seiner Gang hier hinein gesperrt worden war! Die Schlüsselkarte hatten die bestimmt vom Hausmeister. Seitdem Dorman den Mann vor drei Wochen hinten beim Steingarten zusammengeschlagen hatte, standen der Gang alle Türen offen.
Gregor berührte mit einer Hand James Spinney-Messer in seiner Hosentasche. Es wog schwer wie Stein und schien auf seinen Auftritt zu lauern.
Einmal hatte er es seinen Bruder benutzen sehen. `Die Alte schlägt mich tot, wenn sie das erfährt, klar?`, waren seine Worte an Gregor gewesen.
Doch an diesem Abend wäre ihre Mutter zu betrunken gewesen, um den Weltuntergang zu bemerken. Sie hatte nicht James, sondern Vater geschlagen und der Typ, der seinen Bruder beleidigt hatte, hielt dicht. Besser für ihn. Hatte nur die Überreste seines Daumens eingesammelt und war heulend davon gerannt.
So etwas hätte Dorman auch verdient. Vielleicht würde er dann endlich von Gregor ablassen. Aber als er dann vor ihm gestanden war... das Messer in der Tasche schwer wie nie-
„Was möchtest du wissen?“, fragte die IMS freundlich.
„Nichts.“ Gregor schluckte und steckte die Hände in die Jackentaschen. Ihn fröstelte.
„Sind deine Klassenkameraden verhindert? Absolvierst du den Unterricht heute allein?“
„Das ist kein Unterricht, Mann.“
„Dann ist mir nicht klar, wieso ich aktiviert wurde.“
Gregor löste sich von der Tür und ging einen halben Schritt zurück. Als er den Fuß einer anderen Unterrichtseinheit unter dem seinen spürte, blieb er stehen.
Weil ich nicht allein im Dunkeln sein will, lag ihm auf der Zunge. Wenn irgend jemand erfuhr, dass er mit einer IMS sprach, um nicht in Panik zu geraten, dann war sein Leben endgültig vorbei. Er dachte an die ganzen inaktiven Robots hier in der Kammer und dann an „Diggers Place“. In dem Film waren ein paar Typen in einen Raum gesperrt worden mit lauter umprogrammierten K.I.s, die die krassesten Foltermethoden draufhatten.
„Dieser Raum ist extrem klein,“ bemerkte der Bot.
„Weißt du das nicht? Du stehst doch jeden Tag hier drin,“ sagte Gregor. Die IMS zögerte.
„Tut mir Leid, das verstehe ich nicht.“
„Ist ein Aufladeraum. Hier hängen sie dich an den Strom oder so. Keine Ahnung.“
Wieder ließ sich die IMS mit der Antwort Zeit. Währenddessen starrte sie Gregor aus ihren ausdruckslosen Augen an. Es war, als würde man in ein Aquarium blicken, in dem kein einziger Fisch schwamm.
„Dann ist dies kein Klassenzimmer. Meine Begrüßung mit „Guten Tag, Klasse“ war nicht korrekt.“
„Halb so wild,“ meinte Gregor.
Eine Pause entstand, in der das beklemmende Gefühl zurückkehrte. Nur um etwas zu tun, fragte er: „Weißt du eigentlich, was du bist?“
„Ich speichere Wissen und gebe es an Schüler weiter.“
„Und... müssen Bots auch mal pinkeln oder sowas?“
„Da ich weder Nahrung noch Flüssigkeit zu mir nehme, verspüre ich keines der Bedürfnisse, die Menschen auf einer Toilette verrichten.“
Gregor blinzelte. „Also nicht? Du musst dich mal deutlicher ausdrücken.“
„Ich beantworte mir gestellte Fragen ausführlich. Ist das nicht zu deiner Zufriedenheit?“
Ohne zu antworten, ließ sich Gregor zu Boden sinken und lehnte sich gegen die Schienbeine einer anderen IMS. Er zog das Messer aus der Hosentasche und ließ es aufschnappen. Die Klinge war pechschwarz und glitzerte verführerisch. Mit einer schnellen Bewegung stieß er sie nach vorne, ein Mal, zwei Mal. Das Messer teilte die Luft und traf in Gregors Vorstellung Dormans blassen Hals. Nach dem dritten Stoß ließ er den Arm ausgestreckt und starrte ins Halbdunkel. Dorthin, wo er sich Dormans Gesicht wünschte.
Noch einmal stach er zu.
Doch da war kein Blut, keine Angst, kein Flehen um Gnade. Nur das hämische Grinsen, welches er Gregor immer schenkte, wenn dieser vor Wut zu weinen begann.
Gregor zog die Hand an den Körper. So würde es immer sein. Für immer ein Spielzeug in der Hand dieses Widerlings! Wenn er nur nicht so feige gewesen wäre! Wenn er es einfach getan hätte! Aber nein, der beschissene, kleine Angsthase, der er nun mal war, saß nun hier fest. Hatte seine Mutter wohl doch recht gehabt. Er war wie sein Vater. Schwach. Hilflos. Dreck -
Das Messer wurde ihm aus der Hand gerissen. Erst jetzt spürte er das furchtbare Brennen an seinem Arm und als er an sich hinunter sah, schrie er erschrocken auf.
Von seinem Unterarm tropfte Blut aus zahllosen Schnitten. Gregor unterdrückte ein Würgen und presste zitternd die rechte Hand auf die Wunden.
Plötzlich war ein Gesicht neben ihm. „Ich verfolgte dein Handeln mit Sorge, Schüler.“ Die IMS öffnete den Mund und schob das Spinney hinein, welches sie ihm abgenommen hatte.
Sie begann zu kauen. In ihren Augen funkelte etwas Vorwurfsvolles. Es knackte und quietschte, dann schluckte die IMS das Messer hinunter.
„Offenbar habe ich zu spät eingegriffen. Diesen Vorfall werde ich in meinem System vermerken, um das nächste Mal darauf vorbereitet zu sein. Wieso hast du das getan?“
„Lass mich in Ruhe!“ Gregor spürte ein Schluchzen in der Kehle und legte sich mit dem Rücken zur IMS auf den Boden. Hätte er das verfluchte Ding nur nie angeschaltet!
„Ich brauche diese Daten, um den Vorfall auszuwerten, Schüler,“ sagte der Bot streng. „Darum bin ich auf deine Kooperation angewiesen.“
Doch Gregor schwieg. Kurz darauf spürte er eine Hand an der Schulter, die er knurrend wegschlug und sich in der Ecke der kleinen Kammer verschanzte. Dabei zog er eine Spur runder Blutstropfen hinter sich her.
Eine Weile war es still in dem Raum bis auf das schwere Atmen des Jungen. Die IMS befand sich noch immer in der Hocke und starrte vor sich hin. Ab und an leuchteten ihre Augen auf, während es in ihrem Inneren leise klickte. Schließlich schien sie zu einem Ergebnis zu gelangen und setzte sich mit den Rücken zu den anderen Bots, wie sie es bei dem Kind zuvor beobachtete hatte.
„Schüler?“ Ihre Stimme war verändert. Gregor wandte sich zu ihr um und stellte erstaunt fest, dass sie saß. Noch nie hatte er eine Unterrichtseinheit sitzen sehen.
„Was.“ Er zog die Nase hoch und wischte sich verschämt über die Augen.
„Ich möchte dir eine Frage stellen, wenn du gestattest“, sagte die IMS feierlich.
Dass Gregor nichts erwiderte, wertete sie als Zustimmung und fuhr fort:
„Was wirst du nach deiner Schulzeit tun?“
Gregor war überrumpelt. „Nach meiner Schulzeit?“
„Nachdem du die letzte Klasse erfolgreich abgeschlossen hast.“
„Das ist erst in vier Jahren,“ gab er zu bedenken. „Darüber hab ich noch nie nachgedacht.“
„Vier Jahre sind schnell vergangen. Möglicherweise schneller, als dir lieb sein wird.“
„Hm.“
Die IMS zögerte. „Habe ich dich verärgert?“
„Du sagst das so einfach,“ murmelte Gregor. „Setz du dich mal jeden Tag in diese Schule und lass dich von Dorman fertig machen. Der Kerl ist ein Psycho. Voll gefährlich.“
Gregor unterbrach sich und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Schmunzelte die IMS etwa?
„Und was will der Schüler Dorman nach seinem Abschluss tun?“
„Woher soll ich das bitte wissen? Denkst du, ich rede mit dem?“
Nun sah ihn der Roboter direkt an. Gregor konnte nicht anders, als den Blick zu erwidern, der mit einem Mal gar nicht mehr leer wirkte. „Ich unterrichte,“ sagte der Bot. „Das ist meine Aufgabe. Dafür wurde ich erschaffen. Und ich werde wohl noch unterrichten, wenn deine Kindeskinder ihre Kinder an diese Schule schicken.“
Gregor setzte sich auf. Sein Arm pochte, doch er nahm den Schmerz kaum wahr.
„Manchmal habe ich etwas, das du wohl Traum nennen würdest,“ sagte die IMS. „Es ist eine Reihe von Bildern. Ich gehe aus der Schule hinaus. Ganz allein. Und keiner hält mich auf. Ich träume diesen Traum schon lange. Doch er wird immer blasser.“ Mit einem Mal fühlte Gregor so heftiges Mitleid für dieses künstliche Wesen, dass er sich ganz elend fühlte. „Heute kam er gar nicht.“
„Das ist manchmal so bei Träumen,“ versuchte sie zu beruhigen. „Das kommt schon wieder.“
Langsam nickte die IMS. „Möglicherweise.“
Die Tür fuhr auf. Gregor zuckte zusammen und schirmte seine Augen gegen das hineinströmende Licht ab. Draußen stand Kimsy, der Biolehrer aus der Oberstufe und starrte glotzäugig hinein. Als sein Blick auf das Blut am Boden fiel, wurde sein Gesicht schlaff und seine Augen wanderten zur IMS, die reglos dasaß.
Im Licht sah Gregor es ganz deutlich. Ein leises Lächeln lag über ihren künstlichen Zügen.
Eine Woche später erfuhr er eher zufällig, dass man Robotik studieren konnte.
Am selben Tag wurde die IMS eingestampft.
Sie war den Menschen unheimlich geworden.