Hearts of Pain

Lysander

Nur ein Abbild
Ich hatte die Idee das eigentliche Grundkonzept von "False tears" zu ändern, was ich mal angefangen hatte und das ganze anders einzuschachteln. Also das selbe Fundament in einer anderen Story verpackt mit anderen Charakteren und anderen Hintergründen. Vielleicht auch noch nicht ganz so ausgelutscht. ^^

Viel Spaß beim Lesen ;)


Hearts of Pain

Prolog 1

Es war ein kleiner Friedhof, über den ich auf der Suche nach dem Grab, welches mir so viel Schmerzen bereitete, schritt. Kein Auge konnte ich nunmehr zu drücken, wenn ich dieses Grab hier nicht wenigstens besucht hätte. Meine Eltern hatten mir stets verschwiegen, wo sie begraben lag, die Frau meiner Träume, Wünsche und Liebe, der ein Leben verwehrt wurde und nun unschuldig für meine Sünden büßen musste und je mehr sie darunter litt, desto größer wurden meine Sünden. Stets hatte ich versucht mir nichts mehr zu schulden, alles von mir fallen zu lassen und doch ließ die Klaue der Traurigkeit nicht von mir.
Ich zögerte als ich den Weg zu meiner Linken nehmen wollte. Konnte ich nach all der Zeit es einfach so wagen hierher zu kommen? Hatte ich das Recht der unschuldigen Toten auch noch ihre Unschuld, ihre Freiheit zu nehmen, indem ich sie in meine Gebete einband? Hatte ich das Recht Tote um Vergebung zu bitten, ihr Grab zu meinem heiligsten Ort zu erwählen? Diese Zweifel schienen mich zu übermannen, doch eine wohl bekannte Stimme riss mich unsanft aus meinen Gedanken.
"Jan... du hier? Warum? Ich habe dich hier noch nie gesehen." fragte eine Frauenstimme, die nie mehr aus meinem Gedächtnis weichen sollte. "Vor langer, sehr langer Zeit hätte ich einmal eine Schwester haben sollen, doch starb sie an jenem Tage ihrer Geburt, wurde ihr das unschuldige Leben verwehrt und sie auserkoren für meine Sünde zu leiden. Sie soll nicht länger meine Schuld in sich tragen, darum will ich dafür beten." antwortete ich.
Sie nickte: "Ich verstehe. Ich werde nun zum Grab meines Großvaters gehen, wenn du mich entschuldigst. Diese Blumen werden langsam schwer." "Natürlich", sagte ich und beging nun selbst auch jenen Weg, den ich zuvor nicht beschreiten konnte.

Ich musste nicht auf die Inschriften der Grabsteine schauen um zu wissen welches Grab ihres ist, nein vielmehr rief mich eine Stimme zu sich, ein heiliger Gesang, dessen Klang es nur in Gedanken geben konnte, wären die Ohren doch nicht fähig gewesen diese Melodie zu ertragen, so schmerzvoll, so leidend, wie sie gespielt, nein... gesungen wurde.
Meine Knie wurden schwer als ich vor dem Grab meiner liebsten Schwester stand. Nie hatte ich sie gesehen und doch spürte ich die vertrauensvollen Hände, die durch meine Gedanken streiften, wie ein warmer Windhauch, der mich vor dem Frieren rettete. Ich ließ noch Sekunden vergehen, indem Genuss der warmen Hände um mich herum, die mich hinfort ziehen wollten, so zärtlich und liebevoll.
Sie wollten mich zu sich ziehen in die warme Welt des Todes und so gern ich auch folgen wollte, so sehr wurde mir die Realität von Sekunde zu Sekunde deutlicher.

Es waren echte Hände die mich wärmten, aber die gehörten nicht der Verstorbenen sondern jener jungen Dame, der ich zuvor begegnet bin. "Du erkältest dich noch, wenn du bei den frischen Wind so leicht bekleidet betest." sagte sie fürsorglich.
"Es wäre nur gerecht und dennoch nicht ausreichend. Danke für deine Hilfe, aber ich habe kein Problem mit Kälte. Sag mir, warum glaubst du, dass ich zu Gott bete?" entgegnete ich ihr. "Ich sagte nicht zu Gott, lediglich das du betest." antwortete sie.
Ich nickte nur stumm, doch sie wollte das Gespräch nicht enden lassen: "Jan... wem gehört dieses Grab? Du siehst so traurig aus und das obwohl dort kein Name steht?" "Ein Mensch, dem das Leben verwehrt bleibt... wird ein totes Kind je einen Namen bekommen?" fragte ich sie. "Nun, ich weiß es nicht, ich war nie in der Situation und ich werde auch lieber nicht tiefer in offene Wunden bohren. Trotzdem, möchte ich mehr darüber erfahren. Vier lange Jahre kennen wir uns nun schon und ich weiß so wenig über dich, dabei scheinst du so geheimnisvoll, so ein interessanter Mensch." Sagte sie mir. "Danke sehr und gerne werde ich dir zu einem anderen Zeitpunkt mehr erzählen. Aber gib mir Zeit jüngere Ereignisse zu verarbeiten, in den Augen Fremder mag es unverständlich sein, aber jedes Handeln von mir hat seine Gründe." erklärte ich, ehe wir uns verabschiedeten. Das anschließende Öffnen und Abspielen meines Discmans erfolgte fast schon in einem Ritual und meine Gedanken folgten dem Text des Liedes, welches ich hörte: Dream away... .

Zu Hause angekommen blickte ich zunächst auf die anwesenden Schuhe. Niemand war zu Hause, wie immer. Ich war allein, auch wenn meine Eltern von ihrer Arbeit zurückkehren würden, ich wäre stets alleine in meiner Gedankenwelt, verseucht von Erfahrungen, Erlebnissen und Schmerz.

Dies war auch der Grund, warum ich in mein eigenes imaginäres Reich versank, immer, in jedem Moment, den ich mich unbeobachtet fühlte, aber anscheinend lag ich mit meinen Sinneswahrnehmungen falsch, denn in letzter Zeit schien ich beobachtet zu werden, von einer Frau die mich näher kennen lernen wollte, doch ? wollte ich das denn auch?
Wieder riss mich ein kalter Windhauch aus meinen Gedanken. "Wenn es kalt wird, nähert sich stets der Tod und der kalte Windhauch ist ein sicheres Zeichen seiner Anwesenheit." Worte die plötzlich durch meinen Kopf stürmten, drohten mich zu übernehmen. Die folgende Angst ließ mein Adrenalien ungezügelt ausstoßen. Schweißperlen rannen über meinen Körper, als ich ein Gesicht vor mir sah, welches Panik in mir auszulösen vermochte.
"Glaube nicht alles, was du siehst oder was andere dir sagen. Glaube nur dir und jenen, denen du wirklich vertraust. Nur dann wirst du nicht untergehen, mein Liebster." Sprach das Gesicht ohne seine Lippen zu bewegen. Der Schockzustand erlaubte mir nicht mich zu bewegen, auch nicht als dieses Gesicht in den Weiten des Raumes verschwand und Minuten vergangen waren. Dieses Gesicht... ich kannte es, doch wollte ich es nicht sehen, nicht wissen, dass es existiert, das Gesicht meiner dunkelsten Alpträume.

Die Nacht hatte ich nicht geschlafen, ständig überkam mich die Angst es wieder zu sehen, in meinen Träumen, wie es mich verschlingt mit seinem Zorn, seiner Traurigkeit, seiner Schönheit und seiner erbarmungslosen Erotik. Ich hasste und liebte dieses Gesicht in all seiner Gewalt.


Also, das war der erste Abschnitt, ich hoffe es hat gefallen und würde mich über konstruktive Kritik freuen. (Könnt auch hart sein ^^, wenns hilft *g* )


edit: Sorry wegen, den Fragezeichen, dass war ein Konvertierunsfehler von Word in die Texteingabe des Forums, nun korrigiert. Tut mir leid, kann mir vorstellen, dass das sehr stören kann ^^

Absätze hab ich nun auch ein paar mehr reingemacht
 
Zuletzt bearbeitet:
Wow, mal was wirklich anderes. Dein Schreibstil scheint mir zwar noch nicht ganz ausgereift, aber wirklich interessant. Wenn man sich ersteinmal eingelesen hat, macht es wirklich Spass deine FF zu lesen. Man weiß zwar noch nicht viel über die Charaktere, aber Jan scheint eine wirklich interessante Person zu sein.
Besonders die düstere Stimmung zieht einen in den Bann. Die hast du übrigens verdammt gut rübergebracht, man fühlt sich gleich erfasst durch die Gefühlslage des Erzählers in die Situation auf dem Friedhof. Einen wirklichen Einblick erhält man in die Story zwar noch nicht, aber es verspricht interessant zu werden!!
Gut, jetzt leider zu meiner Kritik. Wie ich schon am Anfang erwähnt habe, halte ich deinen Schreibstil für noch nicht ganz ausgereift. Du machst häufig grammatikalische Fehler und einige Sätze wirken nicht fertig. Das ist mir besonders am Anfang aufgefallen. Zudem solltest du mehr Absätze machen, man verliert bei deiner FF leicht den Überblick. Besonders bei Dialogen sind Absätze hilfreich.
Ach ja, und dann noch diese Fragezeichen...also wenn sie extra sind finde ich das Ganze schon sehr merkwürdig, man weiß nie wann jetzt was gesagt wird und wann sich der Erzähler fragen stellt.
Im Großen und Ganzen bin ich aber wirklich begeistert von deiner FF und hoffe es kommen noch weitere Leser hinzu.
Ich freue mcih schon auf den nächsten Teil.
Lg, Elora!!
 
@Elora:
Erstmal danke für den Kommentar :)

Das mit den ? tut mir leid, diesmal hab ich den Konvertierungsfehler zwischen Word und dem Textfeld im Forum korrigiert. Oben auch (wie im edit steht)

Hm... wegen der Grammatik muss ich nochnmal überarbeiten ^^.




Zum 2. Prolog: Der ist wie der erste, nur diesmal aus ihrer Sicht. Nicht jede Szene wird von beiden parallel erzählt werden, aber die Geschichte geht mit verschiedenen Charakteren weiter. Mal erzählt Jan, mal das Mädchen, aber nie die gleiche Stelle wie beim Prolog, außer sie ist besonders wichtig und für beide Seiten sehr verschieden.

Viel Spaß mit dme 2. Teil




Prolog 2

Diesen späten Nachmittag werde ich nie vergessen, denn es war einer der schönsten Momente in meinem Leben, wo ich ihn endlich einmal kennenlernen durfte, den ich doch so bewunderte in seiner Verschwiegenheit, mysteriös und doch anziehend. Seine düstere Kleidung war sein Markenzeichen und oft trug er mehr als traurige T-Shirts, die alle irgendwo den Tod widerspiegelten oder auch Verzweiflung und auch Hass. Wäre ich ihm an diesem Nachmittag nicht auf dem Friedhof begegnet, hätte ich ein ruhiges und schlichtes Leben gehabt, doch das Schicksal wollte es anders, es führte, drängte mich fast zu ihm, einer der merkwürdigsten Personen dieses Planeten.
Das Erste, was ich hörte, als ich durch die Tore des Friedhofes schritt, war das Schluchzen dieses jungen Mannes, Jan. Er zitterte, als hätte er Angst den Weg zu nehmen, als wenn er einen innerlichen Krieg führte. So lange kannten wir uns schon, ich wusste wo er wohnte, was er gerne für Musik hörte, doch blieb mir sein Wesen verschlossen.
Nun fing auch ich an zu zittern, als mir der Gedanke kam ihn anzusprechen. Wie würde er reagieren? Jan war doch sonst so ruhig, so bescheiden und doch strahlte er eine unglaubliche Weisheit aus, ja fast schon Macht. In seiner Gegenwart fühlte man sich seiner so unwürdig, unnütz und lästig.
Eines aber gab mir Mut sich ihm zu nähern, denn stets blieb er ruhig und kontrolliert, ich hatte ihn noch nie etwas unüberlegtes tun sehen oder gar spontan Handeln. Er war das Gegenteil seiner Altersgruppe, seiner Klasse, seiner Gesellschaft und ich hatte das Gefühl er wünschte sich in eine andere Zeit, in eine Zeit, wo man nachdenken konnte, wo Werte noch zählten, wo Menschen noch lieben konnten, ich meine richtig lieben.

Nach Sekunden des Wartens hatte ich meinen Entschluss gefasst. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen mich ihm zu nähern und in eine völlig neue Welt einzutauchen. Es war an der Zeit für einen Umbruch und für die Entwicklung meiner selbst.
"Jan... du hier? Warum? Ich habe dich hier noch nie gesehen." fragte ich ihn mit allem Mut den ich hatte. "Vor langer, sehr langer Zeit hätte ich einmal eine Schwester haben sollen, doch starb sie an jenem Tage ihrer Geburt, wurde ihr das unschuldige Leben verwehrt und sie auserkoren für meine Sünde zu leiden. Sie soll nicht länger meine Schuld in sich tragen, darum will ich dafür beten." antwortete er.
Ich hatte keine Ahnung was er meinte und tat in meiner Hilflosigkeit so, als würde ich wissen was er sagte und nickte: "Ich verstehe... Ich werde nun zum Grab meines Großvaters gehen, wenn du mich entschuldigst. Diese Blumen werden langsam schwer." "Natürlich", sagte er so zuckersüß und doch in Gedanken verloren.
Zum Glück war das Grab meines Großvater das erste, so dass ich den Blumenstrauß fast beiläufig hinwarf und Jan folgte.
Als ich hinter ihm stand und sah, wie traurig er dort hockte, den Kopf tief zum Boden geneigt und sein schulterlanges schwarzes Haar im Wind wehend, konnte ich nicht anders als meine Hände auf seine kalten Arme zu legen. Er regte sich nur unmerklich, schluchzte leise und zitterte schrecklich. Normalerweise antwortete er in solchen Situationen, doch dieses Mal schien er mich nicht zu bemerken. Es dauerte einige Momente, bis er schließlich zu mir aufsah, seine Augen stark gereizt, als wenn er geweint hätte, doch hatte ich keine Träne bemerkt.

"Du erkältest dich noch, wenn du bei den frischen Wind so leicht bekleidet betest." sagte ich und merkte eine ungewöhnliche Wärme in meiner Stimme. "Es wäre nur gerecht und dennoch nicht ausreichend. Danke für deine Hilfe, aber ich habe kein Problem mit Kälte. Sag mir, warum glaubst du, dass ich zu Gott bete?" entgegnete er mir und die Bitterkeit in seiner Stimme schien mich fast zu überwältigen. Dennoch fand ich passende Worte: "Ich sagte nicht zu Gott, lediglich das du betest." Seine Antwort war ein stummes Nicken und es machte mich traurig, dass diese Konversation bald ein Ende finden sollte, darum beschloss ich ihn etwas zu fragen, was mich schon länger interessierte: "Jan... wem gehört dieses Grab? Du siehst so traurig aus und das obwohl dort kein Name steht?" "Ein Mensch, dem das Leben verwehrt bleibt... wird ein totes Kind je einen Namen bekommen?" fragte er mich fast anklagend.

Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Hatte ich einen Wunden Punkt getroffen? Ich wollte ihn nicht noch trauriger erleben und entschied mich das Gespräch auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben.
"Nun, ich weiß es nicht, ich war nie in der Situation und ich werde auch lieber nicht tiefer in offene Wunden bohren. Trotzdem, möchte ich mehr darüber erfahren. Vier lange Jahre kennen wir uns nun schon und ich weiß so wenig über dich, dabei scheinst du so geheimnisvoll, so ein interessanter Mensch zu sein." sagte ich, nicht in der Lage mein Herz zu verstecken.
Empfand ich etwas für ihn, jemanden, den ich kaum kannte? War es Zuneigung oder ein egoistisches Interesse? "Danke sehr und gerne werde ich dir zu einem anderen Zeitpunkt mehr erzählen. Aber gib mir Zeit jüngere Ereignisse zu verarbeiten, in den Augen Fremder mag es unverständlich sein, aber jedes Handeln von mir hat seine Gründe." erklärte er mir und verließ den Friedhof, nicht ohne ein freundliches "Auf Wiedersehen" zum Abschied zu sagen. "Ja, bis morgen in der Schule." sagte ich, in der Hoffnung, dass er fröhlicher gestimmt war. Leider hatte ich das bisher noch nicht oft bemerken können und mich beschlich das Gefühl, dass er es auch nicht wirklich oft war.

Ich fühlte mich einsam am folgenden Abend, obwohl das Haus gefüllt war, bohrte sich unerträgliche Stille in mein Herz. Ich wollte ihn, dem war ich mir gewiss, aber konnte ich ihn je erreichen, würde eine Beziehung mit ihm wirklich Glück bringen?
Das Bett war so unerträglich hart und abstoßend zu mir, als wollte es mich zwingen aufzustehen. Ein lautes Knallen mitten in der Nacht veranlasste mich dann auch eben dies zu tun.




Ich hoffe es hat gefallen :)
 
Jepp, es hat mir gefallen!^^
Du hast dich wirklich verbessert. Dadurch, dass weniger Garmmatikfehler drinnen sind, wirkt dein Schreibstil viel mehr bzw. man kann ihn besser erkennen. Zwar sind immer noch einige Grammatikfehler und nicht so ganz passende Ausdrücke drinnen (zB. dass mit dem 'Er war das Gegenteil seiner Altersgruppe...' kling nicht so gut), aber nur noch selten.
Die Atmosphäre hat mir in diesem Teil auch wirklich gut gefallen. Auch wenn die Begegnung der beiden jetzt aus ihrer Sicht geschildert wird, bleibt die Stimmung dabei gleich.
Hm...anonsten muss ich mich nur noch brav über die Cliffhanger bechweren *snief*. Ich wüsste zu gerne, was aus dem ersten Teil, das Gesicht bedeutet und aus dem Teil hier, was das für ein Knall war!! :)
Na gut, dann hoffe cih mal es stoßen noch ein paar Leser zu. Wenn nicht, kann ich ja mal in meiner Sig die Werbetrommel rühren!!^^
Lg, Elora!!
 
66 views und 2 reviews ^^

danke elora fürs kommentieren :)
und ich werd mir grammatikalisch mehr Mühe geben ^^ naja, mit dem Ausdruck is bei mir immer so ne Sache, manchmal wollen mir die passenden Worte nicht einfallen :(

Cliffhanger sind gut, dann hab ich auch selbst Lust weiter zu schreiben *g*

Also erstmal den nächsten Teil des Kapitels, ich schreib am besten imemr dazu, aus wessen Sicht es geschrieben ist :).



Kapitel 1

Jan:


Der nächste Morgen begann für mich mit riesigen Kopfschmerzen. Ich hatte die Nacht nicht gut geschlafen, zu sehr war meine Gedankenwelt noch von dem Gesicht beeinflusst, welches ich am Abend zuvor gesehen hatte, dieses schreckliche Antlitz. Es war blass, wunderschön und doch voller Trauer. Ihre langen schwarzen Haare glichen fast den meinigen und auch weil ihre noch länger waren, wirkte das Schwarz um so bedrohlicher.

Der Versuch meine Gedanken jetzt wesentlichen Dingen zuzuwenden schien zunächst zu funktionieren und es tat gut den Kopf für wenige Minuten frei von Sorgen zu haben, denn die folgenden Momente gehörten jenem Mädchen, welches mir zuvor auf dem Friedhof begegnet war. Sie hieß Nadine, hatte wunderschönes und ebenfalls schwarzes Haar, sowie eine sehr schlanke Figur. Ihre Augen schimmerten grün und wenn das Licht günstig hinein fiel, konnte man Farbspiele in ihnen beobachten. Sie hatten sowieso etwas mystisches und anziehendes, genau wie sie selbst. Es gab viele, die sie verehrten, doch hatte sie nie jemanden an sich heran gelassen und prahlte oft mit ihrer Unschuld und dem Versprechen auf den richtigen zu warten. Mir war es bisher gleichgültig gewesen, inwiefern das stimmte oder nicht.
Tatsache war, dass sie mich ablenkte und ich ihr ein hohes Maß an Attraktivität nicht absprechen konnte und dennoch war sie mir zu fremd und mein Herz zu brüchig.

Mein Wecker riss mich aus meinen Gedanken. Es war Zeit mich zu waschen, duschen und etwas Nahrung zu mir zu nehmen, ehe ich zur Schule aufbrechen musste. Sie war ein Ort voller Wunder, der mich jedesmal aufs neue verwunderte.
Kaum stand ich vor dem Eingangsbereich kam Nadine mir entgegen. Hatte sie auf mich gewartet?

"Ähm... hallo Jan... wie geht?s es dir?" fragte sie mich eher unsicher, als ob ihr dieses Gespräch aufgezwungen worden wäre. "Nun, nicht viel anders als sonst auch, aber danke der Nachfrage und dir?" antwortete ich sanft aber bestimmt. Mein Versuch ihr etwas Nervosität zu nehmen schien fehlgeschlagen: "Nun... ähm... ich bin unsicher." "Ja, das merke ich, wenn du nicht reden willst musst du das nicht." sagte ich. "Ich weiß, ich weiß, aber ... gab es nie Zeiten in deinem Leben, an denen zu gezweifelt hast?" fragte sie mich.
Ich konnte mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen: "Natürlich, mein ganzes Leben lang bin ich mir unsicher gewesen und ich fürchte, ich werde es noch eine Weile sein." "Vielleicht kann ich dir ja dabei helfen nicht mehr zu zweifeln." meinte sie freudig erregt.

Meine Menschenkenntnis verriet mir genau, was sie damit bezwecken wollte und irgendwie gefiel mir der Gedanke, doch musste ich in ihrer Gegenwart oft an meine Schwester denken und ich wollte einerseits mein Geschwisterlein nicht weiter quälen, aber andererseits diese junge Frau kennenlernen.
Wie so oft entschied ich mich gegen meine Schwester, was ich einmal mehr bereute. Mein Pfad des Lebens wandelte immer zwischen Glück für den einen und Unglück für den anderen. Und ich selbst? War ich jemals glücklich gewesen. Kann ich glücklich sein, wenn ich einen Menschen unglücklich mache? Nein, so egoistisch war ich nicht, aber ich konnte mich jetzt nicht ablenken lassen.

"Wenn es dein Wunsch ist... ich werde dir nicht vorschreiben, was du tun oder lassen sollst." antwortete ich. Ich brauchte in diesem Moment etwas Zeit für mich und scheinbar sie auch für sich. "Entschuldige," sagte sie, "aber heute Nacht ist etwas schreckliches passiert, wenn ich eine gewisse Zeit allein sein könnte, wäre ich dir sehr dankbar." "Natürlich, wenn du allein sein willst. Ich glaube, die Schule ist dafür nicht der richtige Ort, vielleicht solltest du nach Hause gehen." schlug ich vor.

Sie befolgte diesen Ratschlag und ich hatte wiederum etwas Zeit für mich. Ich hatte gelernt auch in der Schule in meine Gedankenwelt zu versinken, denn ich konnte schlecht jeden Tag zu Hause bleiben. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Gesicht... es bereitete mir Sorge und trotz all der Kälte und dem Schrecken, den es ausstrahlte, konnte ich eine vertraute Wärme nicht verleugnen. Eine Vertrautheit die mich sehr erregte.
Ich hatte ihr echtes Antlitz nicht genau erkennen können, denn stets war es vom Schatten bedeckt , der nur Ränder erkennen ließ und diese pechschwarzen Augen, Augen aus deren jede Freude, jedes Glück, jede Liebe gewichen war und nur Leere, Trauer und Zorn zurückgelassen hatte.
Fast ebenso auffällig waren die schwarzen Lippen gewesen, ja, alles an ihr war schwarz wie die Nacht, nur ihre Haut wirkte blass im schwachen Licht, welches vom Schatten fast vollkommen verdrängt war.

Das Gesicht kannte mich und ich wusste genau, dass ich es auch kannte, aber niemand sah ihm annähernd ähnlich. Wer bist du, du grausiges Geschöpf meiner dunkelsten Fantasien? Ich liebe dich doch, also verrate mir, wer du bist, mein schwarzer Engel, meine heißhungrige Dämonin, meine Gebieterin.

Wieder riss mich ein Klingeln aus den Gedanken, doch diesmal war es nicht der Wecker sondern die Schule, die mich nun erwartete.





Ich hoffe es hat gefallen ^^
 
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