Global Territory

Es waren nun schon einige Tage vergangen aber es war immer noch keine Antwort gekommen. Renshaw sagte sich, dass KEINE Nachricht immer noch die beste Nachricht sei. Denn es konnte immerhin bedeuten, dass seine Auftraggeber vielleicht irgendetwas taten was ihm hier weiterhalf. In den letzten Tagen hatte er weitere 2 mails mit seinen neuesten Erkenntnissen abgeschickt. Allerdings nicht mehr an seine Mutter, sondern an einen Studienkollegen und seinen ehemaligen Physik-Professor. Es wäre einfach zu auffällig gewesen wenn seine Mutter drei e-mails mit praktisch denselben Inhalten bekam. Denn der Inhalt war dekodiert unmissverständlich: Hier lagern Massenvernichtungswaffen. Renshaw war sich dessen nun vollkommen sicher. Er hatte, so gut es aufgrund seiner ständigen Bewachung ging, versucht alles dazu in Erfahrung zu bringen. Er hatte während der Arbeit mit Baives gesprochen und sogar die Möglichkeit gehabt ein paar Akten einzusehen. Denn seine Arbeitsstelle war mittlerweile der einzige Platz zu dem ihm seine Bewacher nicht folgten. Denn in der Zwischenzeit hatten sie auch noch die Order bekommen ihm in seine Wohnung zu folgen. Mehrfach am Tag war sogar Schichtwechsel.
Aus den paar Akten die er eingesehen hatte, hatte Renshaw herausbekommen, dass nach unten, in die sogenannte
"Schaltzentrale", mehrfach Lieferungen mit der Bezeichnung
"TOP-SECRET A2" gegangen waren - der zweithöchsten Geheimhaltungsstufe. Außerdem hatte er von Sam herausbekommen, dass an manchen Tagen Transporter für Lang- und Mittelstreckenraketen hier beladen wurden. Allerdings konnte niemals jemand einen Blick darauf werfen, was für Raketen hier abgeholt würden- was Renshaw in seinem Glauben noch weiter bestärkt hatte. Als er am darauffolgenden Tag dann sogar zwei mobile Waffenlaborsn auf dem Areal stehen sah, war er sich seiner Sache absolut sicher. Die nächste e-mail verlautete entsprechend.
Zwei Tage später wurde er wieder zum Kommandanten gebeten. Was dieser ihm zu sagen hatte ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren:
"Mister Renshaw, soeben habe ich die Meldung aus den zuständigen Regierungskreisen erhalten," sagte er mit einem eiskalten Lächeln. "Verzeihung dass sie so lange warten mussten, aus mir unbekannten Gründen wurde das Urteil mehrfach wieder über den Haufen geworfen. Egal. Hören sie einfach zu was ich ihnen jetzt zu sagen habe:
Sie wurden als Spion gebrandmarkt und werden mit sofortiger Wirkung ihrer Tätigkeit in unseren Diensten entbunden. In zwei Tagen werden sie von hier weggebracht und vor ein Gericht gestellt. Die ganze Sache wird warscheinlich geheim bleiben, trotzdem wird ihnen ein Pflichtverteidiger zur Seite gestellt werden. Auf einen Freispruch werden sie trotzdem nicht mehr hoffen können, es geht lediglich um die Härte der Strafe.
Oh..und selbstverständlich haben sie noch weiterhin das Recht sich hier frei zu bewegen - natürlich unter STÄNDIGER Bewachung." fügte er grinsend hinzu.
Renshaw war am Ende. Seinen Auftraggebern war es also nicht mehr gelungen ihn hier herauszuholen. Er hatte versagt und ausgespielt. Plötzlich packten ihn seine Wächter wie schon beim ersten Mal wieder am Arm und führten ihn hinaus.
Renshaw ergab sich in sein Schicksal. Den ganzen Abend haderte er mit seinem Schicksal. Schließlich dachte er, dass es das Beste sei, wenn er einfach versuchen würde zu schlafen. Diesmal konnte er recht leicht einschlafen, obwohl er aufgrund seiner Probleme eigentlich länger hätte wachbleiben müssen.
Bereits am nächsten Tag ging es ihm wieder etwas besser und er war schon etwas optimistischer: Keiner wusste für wen er gearbeitet hatte und viele Informationen hatte er auch nicht gestohlen. Demzufolge konnte das Urteil eigentlich nicht gerade hart ausfallen. Gegen Mittag schlenderte er -in Begleitung der Soldaten- noch einmal über das Areal.
Plötzlich hörte er hinter sich ein leises Pfeifen und nur einen Sekundenbruchteil später gab es einen Ohrenbetäubenden Knall.
Er hatte nicht einmal Zeit sich umzudrehen denn er wurde sofort von einer Druckwelle erfasst und nach vorne geschleudert.
Mit einem unglaublichen Dröhnen im Schädel versuchte er aufzustehen. Der Versuch misslang. Er presste beide Hände gegen seinen Kopf und schüttelte sich, so dass er wenigstens wieder etwas klar denken konnte. Dann stand er langsam auf und drehte sich um. Um ein Haar wäre er wieder umgefallen.
Dort wo gerade eben noch das Militärhautgebäude stand loderte ein einziges riesiges Feuer. Lediglich die Silhouetten einiger Mauerreste konnte man noch erkennen. Das Schreien und Stöhnen der Verwundeten die die Explosion anscheinend noch erfasst hatte hallte durch die Luft. Auch mehrere Fahrzeuge die unmittelbar vor dem Gebäude standen waren mit in die Luft geflogen. Nur wenige Meter vor sich sah Renshaw einen Soldaten ohnmächtig auf dem Rücken liegen. Er rannte zu ihm hin packte ihn unter den Armen und versuchte ihn einfach wieder wachzukriegen. Er wusste selbst nicht einmal mehr was er tat. Plötzlich bemerkte er dass er in einer riesigen Blutlache stand. Der halbe Rücken des Soldaten war durch zwei grosse Metallsplitter eines zerstörten Fahrzeugs weggefetzt worden. Ruckartig liess er den Körper fallen. Blut klebte an seinen Händen und an seiner Kleidung und hatten den vormals noch strahlend weissen Arbeitskittel dunkelrot verfärbt. Seine Jeans war mit einer grässlichen Mischung aus Knochenmark und Blut verschmiert. Übelkeit überkam ihn. Benommen wankte er zurück..weg von der Unglücksstelle. Plötzlich wurde er durch einen lauten Aufschrei aus seiner Trance gerissen.
"DA! DA AM HIMMEL! ********, SEHT EUCH DAS AN!"
Renshaw blickte hinauf. Er sah die Abgase dreier Flugzeuge - die sich beim zweiten Hinsehen als Raketen entpuppten. Jetzt fiel es ihm wieder ein: Seine Arbeit, sein Auftrag. "Militärische Intervention" wurde ihm damals gesagt. Er hatte es nie für möglich gehalten, doch jetzt war es wirklich geschehen. Und er war im ganzen Angriff mittendrin. Sie alle hier waren es.. Und es gab keinen Weg hinaus aus dieser Hölle... Sie konnten nirgendwo hin. Überhaupt nirgendwo hin...
 
Lesenswert. Aber ich find es schon ziemlich seltsam, dass man den Kerl da, obwohl überführt, frei rumlaufen lässt. Egal ob bewacht oder nicht, man müsste ihn einsperren.
Im Übrigen wirkt auch der Angriff am Ende ziemlich überzogen. Immerhin machen sich die Verschwörerstaaten die Mühe, da einen Spion einzuschleusen usw. und nun eine so offensichtliche Aktion?
 
:kaioken: Bin derzeit abartig im Stress:
Klausuren, Fahrschule, Sport... derzeit kommt alles zusammen. Kann deshalb auch noch nicht weiterschreiben. (war das das letzte mal nicht genauso?)
 
Der Angriff war nicht nur für Renshaw völlig überraschend gekommen. Hier auf der ganzen Station hatte anscheinend überhaupt niemand damit gerechnet, denn wo man auch hinblickte herrschte Chaos:
Unzählige in Panik geratene Wissenschaftler und sogar einige Wachmänner die zum Zeitpunkt des Angriffs auf dem Gelände waren versuchten vom Areal zu fliehen oder sich in die Bunker zu quetschen. Ein paar Soldaten taten was in ihrer Macht stand um die Panik so gut es ging einzudämmen. Allerdings waren ihre Versuche nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein, denn viele Soldaten hatten selbst noch mit der Angst zu kämpfen, außerdem ging der Angriff mit unvermittelter Härte weiter, und niemand wusste ob nicht eine Rakete im nächsten Augenblick unmittelbar neben ihm einschlug.
Renshaw war einer der wenigen die nicht sofort in Panik geraten waren, obwohl er sich selbst sehr in Angst geraten war. Allerdings hatte er noch genug Selbstbeherrschung um nicht gleich in Panik zu geraten, denn er wusste, dass sobald er in Panik geriet, er sich nicht mehr unter Kontrolle haben würde.
Mit einem mulmigen Gefühl im Magen versuchte er mit zwei anderen Wissenschaftlern zum nächsten Bunker zu gelangen. Allerdings sah er bald dass es hoffnungslos sein würde, denn zu viele hatten sich bereits in den Bunker gequetscht und die Außenstehenden wurden von den Soldaten abgehalten.
Doch bevor Renshaw sich noch weiter überlegen konnte was jetzt zu tun wäre, hörte er wieder dieses hässliche, verräterische Pfeifen. Für ein paar Augenblicke schien die Welt still zu stehen, als er die erschreckende Ahnung hatte, WO die Rakete einschlagen einschlagen würde. Wie in Zeitlupe sah er, wie etwas längliches mitten in die Menschenmenge vor dem Bunker einschlug. Die Explosion war gewaltig. Ein paar der noch nicht zerstörten Militärfahrzeuge vor dem Bunker wurden regelrecht zerrissen, leblose, extrem verstümmelte Körper wurden durch die Luft gewirbelt. Die durch die Explosion entstandene Feuersäule loderte himmelhoch und drang in den noch nicht verschlossenen Bunker ein, um die darin eingepferchten einem qualvollen Flammentod preiszugeben.
Renshaw hatte alles mitbekommen. Wie gelähmt starrten er und mehrere andere die exakt das gleiche gesehen hatten auf die Stelle an der Sekunden vorher noch eine große Menschenmenge gestanden hatte. Er konnte erst wieder klar denken als er die gequälten Schreie der in Flammen stehenden Menschen hörte.
Als er zwei Soldaten auf den Bunker zurennen sah aus dem die Flammen schlugen rannte er ihnen hinterher, einfach um das nötigste zu tun um vielleicht noch jemanden zu retten. Doch für die meisten kam die Hilfe zu spät. Zwar waren viele, die weiter hinten im Bunker standen von den Flammen nicht mehr erfasst worden, da die vor ihnen stehenden das Feuer aufhielten, allerdings konnte aufgrund der brennenden Körper und der brennenden Einrichtung niemand zu ihnen durch, so dass viele jämmerlich ersticken mussten. Renshaw wusste nicht mehr was zu tun war. Direkt vor sich sah er einen toten, ausgebrannten Körper liegen. Wer es war oder was er anhatte war nicht mehr zu erkennen.
100 m weiter unten, an Renshaws Arbeitsplatz, war mittlerweile auch die Hölle los. Niemand wusste was los war. Rauch waberte durch die Gänge und setze mehrere Sprinkleranlagen in Gang.Fast alle Kameras an der Oberfläche waren ausgefallen und die wenigen noch funktionierenden lieferten ein extrem unscharfes Bild ab. Außerdem fuhr kein einziger Aufzug mehr warum wusste keiner. Das die rechte Häflte des oberen "Tarngebäudes" zerstört war ahnte hier unten niemand. Baives hatte anfangs noch verzweifelt versucht ein paar der Kameras wieder zum Laufen zu bringen, hatte allerdings bald eingesehen, dass es sinnlos war. Direkt danach war er zu einer Gruppe von Soldaten gelaufen, die gerade versuchten den sportlichsten nach oben klettern zu lassen. Das Vorhaben war allerdings sinnlos, denn der Rauch hatte sämtliche Sprinkleranlagen im Schacht ausgelöst. Die Soldaten im Aufzugschacht standen knöchelhoch im Wasser, die Wände waren dementsprechend rutschig. Auch der Versuch per Handy oder Funkgerät Hilfe zu holen ging schief, denn anscheinend war das gesamte Funknetz des Areals zusammengebrochen.
"Vielleicht sind oben die Gastanks explodiert, das könnte sowas vielleicht auslösen." versuchte jemand neben Baives als Notlösung das ganze zu erklären.
Aber Baives glaubte das nicht. Er wusste - wie viele hier unten- das oben eine riesige Katastrophe stattgefunden hatte die die gesamte Area erfasste. Nur was für eine Katastrophe ließ sich eben nur erahnen. Plötzlich kam eine Lautsprecherdurchsage: "Hier spricht die Verwaltung von Sektor C3. An alle: Auf der Oberfläche hat es eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes gegeben. Da wir nicht wissen was genau geschehen ist müssen wir leider mit dem schlimmsten rechnen. Legen sie deshalb bitte alle eine Gasmaske an. Sollten sie in ihrem Büro keine vorfinden, so können sie sich aus den Lagerräumen eine besorgen. Sollte es Neues geben melden wir uns wieder. Vielen Dank."
Baives hatte in der Zeit in der er nun schon hier arbeitete gelernt Befehlen aus der Verwaltung oder von Vorgesetzten blind zu gehorchen. Das gleich tat er auch hier. Sofort nach der Durchsage ging er in sein Büro und legte seine Gasmaske an, die in einer Schachtel lag, die unter seinem Regal befestigt war.
Ihm fiel auf, dass Renshaws Maske nicht angerührt worden war. Plötzlich fiel ihm wieder ein, dass Renshaw auch schon seit zwei Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen war. Sein Arbeitskollege kam ihm zunehmend mysteriöser vor. Doch er nahm sich jetzt keine weitere Zeit darüber nachzudenken, sondern er suchte weiter nach einem Ausweg aus dem ganzen Chaos hier unten.
Weiter oben war die härteste Phase des Angriffs mittlerweile vorüber. Die Zeiträume zwischen den Explosionen wurden größer, die Ziele waren jetzt nur noch die restlichen Gebäude und Renshaw konnte wieder etwas klarer denken.
Eine Unmenge an Fragen war während des Angriffs in ihm hochgestiegen und alle brachen sich jetzt Bahn.
Was um Gottes Willen konnte seine Auftraggeber dazu bewogen haben diesen wahnwitzigen Angriff zu starten?
Wie wollten sie den höchstwarscheinlich bald folgenden Gegenangriff der Amerikaner abwehren?
Wie konnten die Raketen diese Entfernungen zurücklegen ohne dass sie von den Amerikanern bemerkt wurden? Diese ganzen Fragen konnte ihm keiner beantworten...nicht einmal er selbst..
Plötzlich wurde er wie schon zu Beginn des Angriffs, von einem lauten Aufschrei eines Soldaten aus seiner "Träumerei" gerissen.
"SIR! Aus Richtung Nordost kommt eine Unzahl von kleineren Transport- und Kampfhubschraubern auf uns zu! Mit TARNANSTRICH! Und definitiv NICHT von der US-Air Force!!"
Renshaw fiel es wieder ein. Er hatte es sich zu Beginn des Angriffs noch gedacht.
Die Raketen konnten unmöglich der einzige Angriff sein, irgendwann MUSSTEN weitere Angriffswellen folgen. Einzig die Tatsache dass ein Angriff mit Bodentruppen völlig verrückt und unmöglich war machte Renshaw noch ein wenig zu schaffen. Doch der Selbsterhaltungstrieb gewann bald wieder die Oberhand. Denn Renshaw hatte schon wieder nur noch einen Gedanken: Sich irgendwo in Sicherheit zu bringen, in der Hoffnung das ganze irgendwie zu überleben.
Doch fast jedes Versteck war mittlerweile regelrecht ausgebombt. Und während die Hubschrauber am Horizont immer größer wurden, war Renshaw weiterhin verzweifelt auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
 
Lesenswert. Nach der langen Pause musste ich mich erstmal mit den Namen wieder zurechtfinden... Ansonsten war's nett, nur die Übergänge zwischen Renshaw und Baives waren ziemlich plötzlich.
 
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