stLynx
Chef-Nörgler
Für die, die die FF schon kennen:
So, da ja das Forum brutalst meine FF vernichtet hat und Ying&Yang im Urlaub ist, will ich wenigstens mal eine Zwischenlösung finden. Das ist natürlich alles andere als optimal, ich hoffe, ich krieg das Original irgendwie zurück.
Wie dem auch sei, ich werde die ersten 3 Folgen, die ja schon fertig waren, nach und nach als Worddatei anhängen und hier erstmal das von der vierten Episode auf einmal posten, was ich schon hatte, allerdings in der fehlerhaften, weil nicht noch mal durchkorrigierten Version inkl. Word-Silbentrennung, die natürlich die falsche Zeilenlänge hat. Beschwert euch beim Forum
---
Für die, die die FF noch nicht kennen:
Es ist eine an Star Trek angelehnte SciFi-FF. Ich empfehle dringend, die Episoden chronologisch zu lesen, also mit der im Anhang anzufangen. Bitte überseht die Fehler, die korrigier ich eigentlich vor dem Posten, nur wenn die Posts dann durch Forenfehler wieder weg sind...
Äh ja, sollte noch jemand die Folgen lesen, würde ich mich über eine Einschätzung (z.B. Schulnote) freuen, um abschätzen zu können, was für Folgen den Lesern gefallen und welche nicht.
BTW: Die FF sollte eigentlich länger werden, musste dann aber irgendwann abgebrochen werden, weil leider meine Festplatte alles danach vernichtet hat - da fragt man sich: Hat das Forum sich ein Beispiel an der Festplatte genommen oder andersrum?
Kapitel 1
Bedächtig näherte sich Kilane ihrem Zuhause. Es war ein ungemütliches, alles andere als komfortabel eingerichtetes Gebäude, dessen Wände von Löchern durchsetzt und dessen Dach vor einigen Näch-ten von einem Sturm hinfortgeweht worden war. Ihre Schritte waren langsam, ohne jede Eile, wie in jeder Nacht, wenn sie von einem Tag auf dem Marktplatz heimkehrte, ein paar Brote im Arm haltend, das sie zum größten Teil auf den Straßen gefunden, erbettelt oder von den Resten des Marktverkaufs gestohlen hatte. Seit sie lebte, war es so gewesen, und sie war die Situation zu sehr gewöhnt, als dass sie noch Interesse an Änderungen gehabt hätte. Ihre alten Knochen gaben von Jahr zu Jahr, Tag zu Tag nach und sie akzeptierte, dass der Tod nicht auf sie warten würde. Als Älteste war sie die Oberste ihrer Sippe und somit kam ihr die Aufgabe zu, Nahrung zu beschaffen, während die anderen Feuerholz oder ein paar Steine einsammelten oder entwendeten. So verhielt es sich seit sechs Jah-ren, als die damalige Oberste starb und Kilane ihren Platz einnehmen musste. Der Mondschein er-hellte die dunklen Gassen ein wenig und diente als einzige Lichtquelle. Straßenlaternen gab es nicht. In den engen Straßen war es stets unbehaglich windig und Kilanes Rock, der aus alten Stofffetzen zusammengenäht war und seit Jahrzehnten von einer Obersten an ihre Nachfolgerin weitergegeben wurde, wehte herum. Es roch nach Abwassern und toten Tieren. Selbst Ratten starben häufig aus Mangel an Nahrung. Die Tradition verlangte, jedes Lebewesen zu ehren und so hatte man vor langer Zeit Massengräber für Tierkadaver angelegt. Doch auch diesen Gräbern fehlte es an jedweder Pflege. Neben den Tiergräbern befanden sich weitere für Menschen, hauptsächlich die von Oberen. Auf den meisten stand ein Grabstein, die älteren waren längst von Moos überwuchert, die neueren unförmig und meist nicht viel größer als ein Kieselstein. Auf manchen lag ein wenig Unkraut und Gras, das zwi-schen den Steinen der unsauber gepflasterten Wege wuchs, denn Blumen hatte es in dieser Gegend seit viel zu langer Zeit nicht mehr gegeben. Kilane hatte den Friedhof inzwischen hinter sich gelassen und schritt nun auf der Hauptstraße weiter. Sie war kaum breiter als die anderen Gassen, sodass selbst ein Pferdewagen nur mit Mühe hindurchgelangen konnte. Vor geraumer Zeit war sie gepflastert worden, doch kein Stein saß gerade neben dem anderen, zwischen zahlreichen Steinen befanden sich Lücken, in die die Fußspitze hineingeraten und man so ins Stolpern gelangen konnte. Dieser Umstand machte den Marsch noch beschwerlicher, als es auf den weichen, vermoderten Pfaden der Fall war. Am Stand des Mondes erkannte Kilane, dass sie an diesem Abend schon sehr spät dran war. In den Gassen regte sich kaum noch etwas und die meiste Aktivität ging von Ratten oder Fliegen aus, die um ein vergammeltes Stück Essen herumschwirrten. Nur in der Ferne waren menschliche Schritte zu hören. Die Oberste selbst verursachte keine Geräusche, da sie keine Schuhe besaß. Der Weg schien ihr täglich anstrengender zu werden, doch jetzt erblickte sie ihr Ziel an der nächsten Ecke. Sie blieb kurz stehen und atmete tief durch – der Gestank, den sie einatmete, war ebenso ekelerre-gend wie gesundheitsschädigend, aber dieser Duft ihrer Heimat gab ihr Kraft –, um anschließend die letzten Meter zurückzulegen. Die klirrenden Schritte waren in der Zwischenzeit näher gekommen und Kilane blickte kurz hinter sich, um einem Leidensgenossen ein mitfühlendes Wort auszusprechen, wie es als Oberste ihre Pflicht war, doch kam ihr keine Silbe über die Lippen. Mit einer unkontrollierten Be-wegung fielen die Brote aus ihrem Arm zu Boden, dann sie selbst. Ihre Augenlider wurden schwerer und schwerer. Mit letzter Kraft reckte sie eine Hand gen Himmel und ertastete das Messer in ihrem Rücken. Im nächsten Augenblick umgab sie nur noch Nacht. Schwarze, dunkle, erbarmungslose, endlose Nacht.
Kapitel 2
„Computerlogbuch der Genesis, Captain Thomas. Die Langstreckensensoren entdeckten vor ein paar Tagen den Planeten Vulkan, die Heimat der Vulkanier, die den ersten Kontakt einer außerirdischen Spezies mit den Menschen herstellen werden. Um dieses geschichtliche Ereignis nicht zu verändern, habe ich befohlen, den Raum um Vulkan zu umfliegen. Dennoch mache ich mir keine Sorgen, was die Zeit betrifft, die uns noch verbleibt, um die Zeitspalte zu erreichen, denn meinen Berechnungen zu-folge hat die problemlose Reise während der letzten Wochen wieder einige Tage gutgemacht, die wir zuvor verloren hatten. Für das Amüsement der Crew sorge ich durch die Holodecks. Eine Einleitung zur Erstellung eigener Programme kopierte ich vor Kurzem auf Datenblöcke und verteilte sie an die Mannschaft. Seitdem sind die Holodecks ständig besetzt.“
Basti hatte seinen Logbucheintrag in seinem Bereitschaftsraum verfasst und betrat nun die Brücke, die recht leer war. Alex stand an der taktischen Station und wirkte ein wenig verärgert. Basti vermu-tete, dass er sich lieber mit Holodeckprogrammen beschäftigen wollte. Dechent hatte, da er im Ma-schinenraum gerade nicht gebraucht wurde, die OPS übernommen und leistete so seinem Freund Alex ein wenig Gesellschaft. Julian bediente die Navigationskontrolle, vielmehr beschränkte sich seine Tätigkeit – wie bei allen anderen – auf die bloße Anwesenheit, denn zu tun gab es in der Tat nicht viel. Basti saß inzwischen in seinem Sessel, lehnte sich zurück und blickte zum Hauptschirm hinauf, der lediglich grau dahing, schließlich war da nichts, was er hätte zeigen können. In der ruhigen Zeit – seit einigen Tagen genau – hatte Basti die Schichtpläne so umgestellt, dass nahezu jedes Crewmitglied gelegentlich an anderen Orten arbeiten konnte. Natürlich gab es de facto nichts zu arbeiten, dennoch erfreute sich das Angebot großer Beliebtheit. Auf diese Weise war es zudem möglich, den eigentli-chen Brückenoffizieren etwas mehr Freizeit einzuräumen und auch von den Ingenieure waren nur so viele wie nötig im Dienst. Während Basti auf den großen, grauen, rechteckigen und nicht eben prunk-voll wirkenden Schirm sah, meldete Dechent die Annäherung eines unbekannten Raumschiffs, das einen Ruf sandte. Ein kleineres Schiff, aber warpfähig, wie Alex weiter erläuterte. Auf ein Nicken des Captains hin drückte er einen Knopf und auf dem eben noch blanken Schirm erschien das Gesicht einer älteren Frau. Man konnte nur die Augenpartie sehen, da sie einen Schleier und mehrere Tücher vor dem Gesicht trug, die zu dem Zweck gedacht schienen, großen Wohlstand zu symbolisieren, es war jedoch problemlos möglich, das Wesen als weiblich zu identifizieren. Die Augen selbst muteten menschlich an, die Hautfarbe hingegen war kreidebleich. Nach einigen Sekunden des Schweigens stellte sich die Dame vor – ihr Titel war derart lang, dass Basti ihn nicht lange im Gedächtnis behalten konnte – und forderte ihren Gesprächspartner auf, ihrem Schiff mit dem seinen zu folgen. Einem Mitglied seiner Crew werde ein Mord zu Last gelegt.
Kapitel 3
Die Frau, die eben noch auf dem Hauptschirm zu sehen gewesen war, materialisierte nun auf der Transporterplattform. Unter Hinweisung auf Klärungsbedarf hatte Basti sie eingeladen, die Genesis zu besuchen und das Problem dort zu erläutern. Problem – für einen Mordvorwurf war dies eine arg arm-selige Wortwahl. Neben der Frau erschienen drei weitere, die eine persönliche Leibgarde zu sein schienen. Basti versuchte, einen verwunderten Gesichtsausdruck zu vermeiden, was ihm nur zur Hälfte gelang und was mit einem herablassenden Blick der Besucherinnen quittiert wurde, die sich augenscheinlich den ebenfalls anwesenden Jonathan eher als Kommandant hatten vorstellen können. Basti vergaß immer wieder, dass sein jugendlicher Körper nicht eben beeindruckend wirken musste. Er bemerkte, dass die Damen geradezu hochnäsig darauf reagierten, dass nur Jugendliche an Bord waren. Mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck ließ er die Besucherinnen von einem Sicher-heitsteam in den Konferenzraum bringen. Sie schritten langsam voran, bemühten sich, Eleganz aus-zustrahlen. Ihr Antlitz mutete prunkvoll an, obwohl sie keinerlei Schmuckstücke trugen und ihre Klei-dung lediglich aus Tüchern bestand. Allerdings sehr feinen Tüchern, wie es schien. Basti und Jo-nathan gingen hinter ihnen her. Endlich erreichte die Gruppe den Konferenzraum. Die vier Frauen, Jonathan, Basti und Gütebier, dessen Anwesenheit als Sicherheitschef der Captain für notwendig erachtete, setzten sich und Basti verlangte sogleich detaillierte Informationen über das, was gesche-hen war und für das ein Mitglied seiner Crew verantwortlich sein sollte. Bei dem Volk, dem die Frauen angehörten, handelte es sich um Telepathen und eine – so behauptete es diejenige, die schon den Kontakt hergestellt hatte – überaus friedfertige Gesellschaft. Ein Mord sei um so ungewöhnlicher. Dieser war in einer Nacht geschehen, in der ein unbekanntes Raumschiff, die Genesis, am Planeten vorbeiflog. In derselben Nacht hatte die Frau mit dem so furchtbar langen Titel – Basti nannte sie nach dem ersten Wort ihres Titels „Oberste“ – eine Vision von der Untat, wie sie berichtete. Aufgrund ihrer überragenden telepathischen Fähigkeiten – die Hochnäsigkeit in ihrer Stimme trat wieder zum Vor-schein – war sie angeblich sogar in der Lage gewesen, im Geiste ein Bild des Mörders zu sehen. Sie legte eine kleine Tasche auf den Tisch, die aus dem gleichen Stoff gefertigt worden war wie ihre Klei-dung, öffnete sie und entnahm ihr ein Bild. Es war kein Foto, aber die Zeichnung, die mit Graphit oder einem ähnlich primitiven Handwerkszeug angefertigt worden war, sah dennoch sehr realistisch aus. Die Oberste schob sie Basti hinüber, der das Bild ungläubig beäugte. Es zeigte Benjamin.
Kapitel 4
Die Zeichnung glich Benjamin in jedem Detail. Ein Zufall konnte demnach vollkommen ausgeschlos-sen werden. Nach einem Augenblick des Entsetzens überwand Basti seinen Schock und gab der Obersten so gelassen, wie er es in seiner Situation noch vermochte, zu bedenken, dass niemand von seiner Crew auf dem Planeten gewesen sei. Ihn wunderte es jedoch kaum, dass seine Gegenüber dies mit einem aufgrund des Mordes völlig unangebrachten triumphierenden Lächeln nicht glaubte. Logbücher konnte man gegebenenfalls fälschen, doch eine Zeichnung von jemandem anzufertigen, den man nie gesehen hatte und der gerade auf dem Schiff lebte, das in jener Mordnacht vorbeiflog, hielt der Captain für unmöglich, wenn die Geschichte der Obersten nicht stimmte. Er rang nach Fas-sung, die allmählich, sehr, sehr langsam, zurückkam. Er bat, immer noch ein wenig zittrig klingend, den Tatort untersuchen zu dürfen und auch Untersuchungen auf dem Planeten anstellen zu dürfen. Er war ein wenig erleichtert, als ihm die Erlaubnis ausgesprochen wurde, auch wenn sie nur für maximal drei Personen galt. Benjamin würde zudem bis zum Prozess in ein Gefängnis auf dem Planeten ein-geliefert werden. Zu seinem Glück erwies sich die Oberste als halbwegs kooperativ. Dieses Verhalten basierte wahrscheinlich auf ihrer an Arroganz grenzenden Eitelkeit, ihrem Glauben, über allen ande-ren – besonders diesen Kindern – zu stehen. Erstmals erwies sich diese Eigenschaft als nützlich. Zumindest für die Besatzung der Genesis. Basti hatte sogar die feste Zusage der Obersten erhalten, Informationen über deren Kultur von einer Datenbank auf dem Planeten auf die Genesis zu überspie-len und sie dort zu analysieren. Basti nickte kurz, da ihm alle Fragen geklärt zu sein schienen, worauf-hin Gütebier aufstand und die Gäste zur Tür führte. Sie öffnete sich und das Sicherheitsteam stand weiterhin bereit, die Frauen zurück zum Transporterraum zu geleiten. Nachdem nur noch Jonathan und Basti im Zimmer waren, wurde es still. Der erste Offizier hatte schon die ganze Zeit geschwiegen, ebenso wie Gütebier, der ein waches Auge auf die Besucherinnen zu haben schien. Basti dachte nach und alle seine Gedanken kreisten um eine Absicht. Er wollte in jedem Fall verhindern, dass Benjamin zu Unrecht bestraft würde, für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Die Möglichkeit, dass sein Crewman den Mord tatsächlich begangen hatte, verdrängte er, obwohl er es nicht wirklich ausschließen konnte. Nach einer Weile stand er auf und verließ den Raum, Jonathan folgte ihm, im-mer noch wortlos. Er erhielt den Befehl, zur Brücke zurückzukehren und dort die Anweisung zu ertei-len, dem kleinen Schiff zu dem Planeten zu folgen. Basti sah ihm nach, bis sich die Tür des Turbolifts hinter ihm schloss. Der Kommandant hatte nun selbst eine überaus schwierige Aufgabe vor sich. Denn Benjamin wusste noch nichts davon, was ihm bevorstand.
Kapitel 5
Als Basti Benjamins Quartier betrat, saß dieser auf dem Bett und tippte etwas in einen Datenblock ein. Doch sofort legte er den Block beiseite und sah den Captain fragend an. Um etwas weniger amtlich zu wirken und die Verkündung der schlimmen Neuigkeit, die nun folgen würde, persönlicher zu gestalten, nahm Basti neben ihm Platz, Benjamins Augen folgten seinen Bewegungen. Der Kommandant atmete nochmals tief ein, bevor er versuchte, die Tragödie in Worte zu fassen. Während er redete, wurde ihm erst vollkommen klar, was sie bedeutete. Benjamin würde in ein Gefängnis eingewiesen, von dem niemand an Bord wusste, welche Sitten dort herrschen mochten. Mehrere Male ertappte er sich selbst dabei, wie er in Gedanken versank und zu sprechen aufhörte. Den Blick hatte er von der Gestalt ne-ben ihm abgewandt, und als er seine Augen für einen Augenblick auf sie richtete, erblickte er ein vor Schreck starr dasitzendes Wesen, das sich kaum rührte, nur unmerklich atmete und dem der Schock ins Gesicht geschrieben stand. Basti hielt inne, richtete seinen Blick gen Boden und ließ seine halb-wegs diszipliniert gehaltenen Arme auf das Bett niedersinken. Er wollte Benjamin Mut machen, doch das konnte er nicht. Nur ein kaum hörbares „Es tut mir leid“ brachte er hervor, bevor er mit einer ra-schen Bewegung aufstand und den Raum schnell verließ. Als sich die Tür hinter ihm schloss, warf er einen Blick über die Schulter. Benjamin saß in unveränderter Position da. Unbeweglich. Dann verhin-derte die Tür jeden Sichtkontakt. Mit einem tiefen Seufzen starrte Basti zum gegenüberliegenden Ende des langen Korridors. Niemand war zu sehen. Einige Sekunden stand er still, dachte an den Mord, das Opfer, das Gefängnis, Benjamin – ein weiteres Opfer – und die Oberste, die nicht den Ein-druck hinterlassen hatte, als wäre sie bereit einzugestehen, dass ihre Vision falsch gewesen wäre. Er schloss kurz die Augen, um die Impressionen der letzten Stunden zu verarbeiten. Minuten verstrichen, ohne dass sie Basti bewusst wurden. Das aufdringliche, durchdringende Piepsen des Kommunikators riss ihn aus diesem Zustand. Jonathan meldete von der Brücke aus, dass die Ankunft im Orbit des Planeten in etwa zwei Stunden erfolgen würde. Er versuchte, so ruhig und gefasst wie möglich zu wirken, doch die Schwankungen in seiner Stimme verrieten, dass er unter der Situation litt. Genau wie Basti. Wie viele andere auf dem Schiff. Und wie Benjamin, dessen Reaktion auf die Nachricht sich in Bastis Gedächtnis eingebrannt hatte. Er saß immer noch regungslos da. Basti wusste es, ohne ihn sehen zu können. Still. Bewegungsunfähig. Verzweifelt.
Kapitel 6
Das kleine Schiff trat in den Orbit seinen Heimatplaneten ein und die Genesis folgte ihm. Auf der Brücke hatten inzwischen alle Führungsoffiziere ihre Stationen übernommen, als auf dem Hauptbild-schirm erneut das Gesicht der Obersten erschien. Sie übermittelte die Koordinaten, an die Benjamin gebeamt werden sollte. Dieser Punkt lag nur einige Meter vom Gefängnis entfernt. Von dem Gebäude, dass Benjamin in der nächsten Zeit als Zuhause dienen sollte. Basti machte seine Gesprächspartnerin nochmals darauf aufmerksam, dass er, Gütebier und Alex an dieselbe Stelle teleportieren würden und wurde darüber informiert, dass dort bereits ein Empfangskomitee wartete. Der Schirm wurde wieder grau. Basti gab Alex und Gütebier, der sich im hinteren Bereich der Brücke aufhielt, ein Zeichen. Die beiden betraten den Turbolift, Basti erhob sich aus seinem Sessel und folgte ihnen. Bevor sich die Tür des Liftes schloss, übergab er Jonathan das Kommando. Julian, der neben Gütebier gestanden hatte, übernahm von Alex die taktische Station. Basti und seine beiden Begleiter würden bald Ermittlungen anstellen müssen, in einer vollkommen fremden Umgebung. Bis zum Prozess würden nur wenige Tage Zeit verbleiben, sodass Eile notwendig war. Der Lift hielt nach einigen Decks, wo sich die Mann-schaftsquartiere befanden. Die drei schritten durch den Korridor, der Captain voran, dann der takti-sche Offizier, dann der Sicherheitschef. Alle versuchten, Haltung zu bewahren, soweit dies auf einem so schwierigen Gang überhaupt möglich war. Gleich würden sie an der Tür ankommen, die am Ende des Wegs lag. Die würde sich langsam und lautlos öffnen. Benjamin würde immer noch auf seinem Bett sitzen. Sie würden ihn mitnehmen müssen. Ihn wie einen Verbrecher abführen müssen. Um ihn auf der Oberfläche den heimischen Sicherheitskräften zu übergeben, deren Umgang mit ihm sicher dem gleichen würde, wie man einen Mörder zu behandeln pflegte. Denn an der Vision der Obersten bestand kein Zweifel. Es durfte kein Zweifel bestehen. Dessen war sich Basti sicher. Die Behörden würden alles versuchen, jedes Mittel anwenden, um die Oberste zu schützen, ihr Leben und ihr Anse-hen, dem eine falsche Vorahnung, eine Schwäche auf telepathischer Ebene, Schaden zufügen würde. Alles. Auch einen Unschuldigen verurteilen.
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Wäre schön, wenn sich jemand noch mal zu nem Comment durchringt, um den Doppelpost zu vermeiden.
Im Anhang: Episode 01 - "Genesis" / "Genesis"
So, da ja das Forum brutalst meine FF vernichtet hat und Ying&Yang im Urlaub ist, will ich wenigstens mal eine Zwischenlösung finden. Das ist natürlich alles andere als optimal, ich hoffe, ich krieg das Original irgendwie zurück.
Wie dem auch sei, ich werde die ersten 3 Folgen, die ja schon fertig waren, nach und nach als Worddatei anhängen und hier erstmal das von der vierten Episode auf einmal posten, was ich schon hatte, allerdings in der fehlerhaften, weil nicht noch mal durchkorrigierten Version inkl. Word-Silbentrennung, die natürlich die falsche Zeilenlänge hat. Beschwert euch beim Forum

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Für die, die die FF noch nicht kennen:
Es ist eine an Star Trek angelehnte SciFi-FF. Ich empfehle dringend, die Episoden chronologisch zu lesen, also mit der im Anhang anzufangen. Bitte überseht die Fehler, die korrigier ich eigentlich vor dem Posten, nur wenn die Posts dann durch Forenfehler wieder weg sind...

Äh ja, sollte noch jemand die Folgen lesen, würde ich mich über eine Einschätzung (z.B. Schulnote) freuen, um abschätzen zu können, was für Folgen den Lesern gefallen und welche nicht.
BTW: Die FF sollte eigentlich länger werden, musste dann aber irgendwann abgebrochen werden, weil leider meine Festplatte alles danach vernichtet hat - da fragt man sich: Hat das Forum sich ein Beispiel an der Festplatte genommen oder andersrum?

Kapitel 1
Bedächtig näherte sich Kilane ihrem Zuhause. Es war ein ungemütliches, alles andere als komfortabel eingerichtetes Gebäude, dessen Wände von Löchern durchsetzt und dessen Dach vor einigen Näch-ten von einem Sturm hinfortgeweht worden war. Ihre Schritte waren langsam, ohne jede Eile, wie in jeder Nacht, wenn sie von einem Tag auf dem Marktplatz heimkehrte, ein paar Brote im Arm haltend, das sie zum größten Teil auf den Straßen gefunden, erbettelt oder von den Resten des Marktverkaufs gestohlen hatte. Seit sie lebte, war es so gewesen, und sie war die Situation zu sehr gewöhnt, als dass sie noch Interesse an Änderungen gehabt hätte. Ihre alten Knochen gaben von Jahr zu Jahr, Tag zu Tag nach und sie akzeptierte, dass der Tod nicht auf sie warten würde. Als Älteste war sie die Oberste ihrer Sippe und somit kam ihr die Aufgabe zu, Nahrung zu beschaffen, während die anderen Feuerholz oder ein paar Steine einsammelten oder entwendeten. So verhielt es sich seit sechs Jah-ren, als die damalige Oberste starb und Kilane ihren Platz einnehmen musste. Der Mondschein er-hellte die dunklen Gassen ein wenig und diente als einzige Lichtquelle. Straßenlaternen gab es nicht. In den engen Straßen war es stets unbehaglich windig und Kilanes Rock, der aus alten Stofffetzen zusammengenäht war und seit Jahrzehnten von einer Obersten an ihre Nachfolgerin weitergegeben wurde, wehte herum. Es roch nach Abwassern und toten Tieren. Selbst Ratten starben häufig aus Mangel an Nahrung. Die Tradition verlangte, jedes Lebewesen zu ehren und so hatte man vor langer Zeit Massengräber für Tierkadaver angelegt. Doch auch diesen Gräbern fehlte es an jedweder Pflege. Neben den Tiergräbern befanden sich weitere für Menschen, hauptsächlich die von Oberen. Auf den meisten stand ein Grabstein, die älteren waren längst von Moos überwuchert, die neueren unförmig und meist nicht viel größer als ein Kieselstein. Auf manchen lag ein wenig Unkraut und Gras, das zwi-schen den Steinen der unsauber gepflasterten Wege wuchs, denn Blumen hatte es in dieser Gegend seit viel zu langer Zeit nicht mehr gegeben. Kilane hatte den Friedhof inzwischen hinter sich gelassen und schritt nun auf der Hauptstraße weiter. Sie war kaum breiter als die anderen Gassen, sodass selbst ein Pferdewagen nur mit Mühe hindurchgelangen konnte. Vor geraumer Zeit war sie gepflastert worden, doch kein Stein saß gerade neben dem anderen, zwischen zahlreichen Steinen befanden sich Lücken, in die die Fußspitze hineingeraten und man so ins Stolpern gelangen konnte. Dieser Umstand machte den Marsch noch beschwerlicher, als es auf den weichen, vermoderten Pfaden der Fall war. Am Stand des Mondes erkannte Kilane, dass sie an diesem Abend schon sehr spät dran war. In den Gassen regte sich kaum noch etwas und die meiste Aktivität ging von Ratten oder Fliegen aus, die um ein vergammeltes Stück Essen herumschwirrten. Nur in der Ferne waren menschliche Schritte zu hören. Die Oberste selbst verursachte keine Geräusche, da sie keine Schuhe besaß. Der Weg schien ihr täglich anstrengender zu werden, doch jetzt erblickte sie ihr Ziel an der nächsten Ecke. Sie blieb kurz stehen und atmete tief durch – der Gestank, den sie einatmete, war ebenso ekelerre-gend wie gesundheitsschädigend, aber dieser Duft ihrer Heimat gab ihr Kraft –, um anschließend die letzten Meter zurückzulegen. Die klirrenden Schritte waren in der Zwischenzeit näher gekommen und Kilane blickte kurz hinter sich, um einem Leidensgenossen ein mitfühlendes Wort auszusprechen, wie es als Oberste ihre Pflicht war, doch kam ihr keine Silbe über die Lippen. Mit einer unkontrollierten Be-wegung fielen die Brote aus ihrem Arm zu Boden, dann sie selbst. Ihre Augenlider wurden schwerer und schwerer. Mit letzter Kraft reckte sie eine Hand gen Himmel und ertastete das Messer in ihrem Rücken. Im nächsten Augenblick umgab sie nur noch Nacht. Schwarze, dunkle, erbarmungslose, endlose Nacht.
Kapitel 2
„Computerlogbuch der Genesis, Captain Thomas. Die Langstreckensensoren entdeckten vor ein paar Tagen den Planeten Vulkan, die Heimat der Vulkanier, die den ersten Kontakt einer außerirdischen Spezies mit den Menschen herstellen werden. Um dieses geschichtliche Ereignis nicht zu verändern, habe ich befohlen, den Raum um Vulkan zu umfliegen. Dennoch mache ich mir keine Sorgen, was die Zeit betrifft, die uns noch verbleibt, um die Zeitspalte zu erreichen, denn meinen Berechnungen zu-folge hat die problemlose Reise während der letzten Wochen wieder einige Tage gutgemacht, die wir zuvor verloren hatten. Für das Amüsement der Crew sorge ich durch die Holodecks. Eine Einleitung zur Erstellung eigener Programme kopierte ich vor Kurzem auf Datenblöcke und verteilte sie an die Mannschaft. Seitdem sind die Holodecks ständig besetzt.“
Basti hatte seinen Logbucheintrag in seinem Bereitschaftsraum verfasst und betrat nun die Brücke, die recht leer war. Alex stand an der taktischen Station und wirkte ein wenig verärgert. Basti vermu-tete, dass er sich lieber mit Holodeckprogrammen beschäftigen wollte. Dechent hatte, da er im Ma-schinenraum gerade nicht gebraucht wurde, die OPS übernommen und leistete so seinem Freund Alex ein wenig Gesellschaft. Julian bediente die Navigationskontrolle, vielmehr beschränkte sich seine Tätigkeit – wie bei allen anderen – auf die bloße Anwesenheit, denn zu tun gab es in der Tat nicht viel. Basti saß inzwischen in seinem Sessel, lehnte sich zurück und blickte zum Hauptschirm hinauf, der lediglich grau dahing, schließlich war da nichts, was er hätte zeigen können. In der ruhigen Zeit – seit einigen Tagen genau – hatte Basti die Schichtpläne so umgestellt, dass nahezu jedes Crewmitglied gelegentlich an anderen Orten arbeiten konnte. Natürlich gab es de facto nichts zu arbeiten, dennoch erfreute sich das Angebot großer Beliebtheit. Auf diese Weise war es zudem möglich, den eigentli-chen Brückenoffizieren etwas mehr Freizeit einzuräumen und auch von den Ingenieure waren nur so viele wie nötig im Dienst. Während Basti auf den großen, grauen, rechteckigen und nicht eben prunk-voll wirkenden Schirm sah, meldete Dechent die Annäherung eines unbekannten Raumschiffs, das einen Ruf sandte. Ein kleineres Schiff, aber warpfähig, wie Alex weiter erläuterte. Auf ein Nicken des Captains hin drückte er einen Knopf und auf dem eben noch blanken Schirm erschien das Gesicht einer älteren Frau. Man konnte nur die Augenpartie sehen, da sie einen Schleier und mehrere Tücher vor dem Gesicht trug, die zu dem Zweck gedacht schienen, großen Wohlstand zu symbolisieren, es war jedoch problemlos möglich, das Wesen als weiblich zu identifizieren. Die Augen selbst muteten menschlich an, die Hautfarbe hingegen war kreidebleich. Nach einigen Sekunden des Schweigens stellte sich die Dame vor – ihr Titel war derart lang, dass Basti ihn nicht lange im Gedächtnis behalten konnte – und forderte ihren Gesprächspartner auf, ihrem Schiff mit dem seinen zu folgen. Einem Mitglied seiner Crew werde ein Mord zu Last gelegt.
Kapitel 3
Die Frau, die eben noch auf dem Hauptschirm zu sehen gewesen war, materialisierte nun auf der Transporterplattform. Unter Hinweisung auf Klärungsbedarf hatte Basti sie eingeladen, die Genesis zu besuchen und das Problem dort zu erläutern. Problem – für einen Mordvorwurf war dies eine arg arm-selige Wortwahl. Neben der Frau erschienen drei weitere, die eine persönliche Leibgarde zu sein schienen. Basti versuchte, einen verwunderten Gesichtsausdruck zu vermeiden, was ihm nur zur Hälfte gelang und was mit einem herablassenden Blick der Besucherinnen quittiert wurde, die sich augenscheinlich den ebenfalls anwesenden Jonathan eher als Kommandant hatten vorstellen können. Basti vergaß immer wieder, dass sein jugendlicher Körper nicht eben beeindruckend wirken musste. Er bemerkte, dass die Damen geradezu hochnäsig darauf reagierten, dass nur Jugendliche an Bord waren. Mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck ließ er die Besucherinnen von einem Sicher-heitsteam in den Konferenzraum bringen. Sie schritten langsam voran, bemühten sich, Eleganz aus-zustrahlen. Ihr Antlitz mutete prunkvoll an, obwohl sie keinerlei Schmuckstücke trugen und ihre Klei-dung lediglich aus Tüchern bestand. Allerdings sehr feinen Tüchern, wie es schien. Basti und Jo-nathan gingen hinter ihnen her. Endlich erreichte die Gruppe den Konferenzraum. Die vier Frauen, Jonathan, Basti und Gütebier, dessen Anwesenheit als Sicherheitschef der Captain für notwendig erachtete, setzten sich und Basti verlangte sogleich detaillierte Informationen über das, was gesche-hen war und für das ein Mitglied seiner Crew verantwortlich sein sollte. Bei dem Volk, dem die Frauen angehörten, handelte es sich um Telepathen und eine – so behauptete es diejenige, die schon den Kontakt hergestellt hatte – überaus friedfertige Gesellschaft. Ein Mord sei um so ungewöhnlicher. Dieser war in einer Nacht geschehen, in der ein unbekanntes Raumschiff, die Genesis, am Planeten vorbeiflog. In derselben Nacht hatte die Frau mit dem so furchtbar langen Titel – Basti nannte sie nach dem ersten Wort ihres Titels „Oberste“ – eine Vision von der Untat, wie sie berichtete. Aufgrund ihrer überragenden telepathischen Fähigkeiten – die Hochnäsigkeit in ihrer Stimme trat wieder zum Vor-schein – war sie angeblich sogar in der Lage gewesen, im Geiste ein Bild des Mörders zu sehen. Sie legte eine kleine Tasche auf den Tisch, die aus dem gleichen Stoff gefertigt worden war wie ihre Klei-dung, öffnete sie und entnahm ihr ein Bild. Es war kein Foto, aber die Zeichnung, die mit Graphit oder einem ähnlich primitiven Handwerkszeug angefertigt worden war, sah dennoch sehr realistisch aus. Die Oberste schob sie Basti hinüber, der das Bild ungläubig beäugte. Es zeigte Benjamin.
Kapitel 4
Die Zeichnung glich Benjamin in jedem Detail. Ein Zufall konnte demnach vollkommen ausgeschlos-sen werden. Nach einem Augenblick des Entsetzens überwand Basti seinen Schock und gab der Obersten so gelassen, wie er es in seiner Situation noch vermochte, zu bedenken, dass niemand von seiner Crew auf dem Planeten gewesen sei. Ihn wunderte es jedoch kaum, dass seine Gegenüber dies mit einem aufgrund des Mordes völlig unangebrachten triumphierenden Lächeln nicht glaubte. Logbücher konnte man gegebenenfalls fälschen, doch eine Zeichnung von jemandem anzufertigen, den man nie gesehen hatte und der gerade auf dem Schiff lebte, das in jener Mordnacht vorbeiflog, hielt der Captain für unmöglich, wenn die Geschichte der Obersten nicht stimmte. Er rang nach Fas-sung, die allmählich, sehr, sehr langsam, zurückkam. Er bat, immer noch ein wenig zittrig klingend, den Tatort untersuchen zu dürfen und auch Untersuchungen auf dem Planeten anstellen zu dürfen. Er war ein wenig erleichtert, als ihm die Erlaubnis ausgesprochen wurde, auch wenn sie nur für maximal drei Personen galt. Benjamin würde zudem bis zum Prozess in ein Gefängnis auf dem Planeten ein-geliefert werden. Zu seinem Glück erwies sich die Oberste als halbwegs kooperativ. Dieses Verhalten basierte wahrscheinlich auf ihrer an Arroganz grenzenden Eitelkeit, ihrem Glauben, über allen ande-ren – besonders diesen Kindern – zu stehen. Erstmals erwies sich diese Eigenschaft als nützlich. Zumindest für die Besatzung der Genesis. Basti hatte sogar die feste Zusage der Obersten erhalten, Informationen über deren Kultur von einer Datenbank auf dem Planeten auf die Genesis zu überspie-len und sie dort zu analysieren. Basti nickte kurz, da ihm alle Fragen geklärt zu sein schienen, worauf-hin Gütebier aufstand und die Gäste zur Tür führte. Sie öffnete sich und das Sicherheitsteam stand weiterhin bereit, die Frauen zurück zum Transporterraum zu geleiten. Nachdem nur noch Jonathan und Basti im Zimmer waren, wurde es still. Der erste Offizier hatte schon die ganze Zeit geschwiegen, ebenso wie Gütebier, der ein waches Auge auf die Besucherinnen zu haben schien. Basti dachte nach und alle seine Gedanken kreisten um eine Absicht. Er wollte in jedem Fall verhindern, dass Benjamin zu Unrecht bestraft würde, für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte. Die Möglichkeit, dass sein Crewman den Mord tatsächlich begangen hatte, verdrängte er, obwohl er es nicht wirklich ausschließen konnte. Nach einer Weile stand er auf und verließ den Raum, Jonathan folgte ihm, im-mer noch wortlos. Er erhielt den Befehl, zur Brücke zurückzukehren und dort die Anweisung zu ertei-len, dem kleinen Schiff zu dem Planeten zu folgen. Basti sah ihm nach, bis sich die Tür des Turbolifts hinter ihm schloss. Der Kommandant hatte nun selbst eine überaus schwierige Aufgabe vor sich. Denn Benjamin wusste noch nichts davon, was ihm bevorstand.
Kapitel 5
Als Basti Benjamins Quartier betrat, saß dieser auf dem Bett und tippte etwas in einen Datenblock ein. Doch sofort legte er den Block beiseite und sah den Captain fragend an. Um etwas weniger amtlich zu wirken und die Verkündung der schlimmen Neuigkeit, die nun folgen würde, persönlicher zu gestalten, nahm Basti neben ihm Platz, Benjamins Augen folgten seinen Bewegungen. Der Kommandant atmete nochmals tief ein, bevor er versuchte, die Tragödie in Worte zu fassen. Während er redete, wurde ihm erst vollkommen klar, was sie bedeutete. Benjamin würde in ein Gefängnis eingewiesen, von dem niemand an Bord wusste, welche Sitten dort herrschen mochten. Mehrere Male ertappte er sich selbst dabei, wie er in Gedanken versank und zu sprechen aufhörte. Den Blick hatte er von der Gestalt ne-ben ihm abgewandt, und als er seine Augen für einen Augenblick auf sie richtete, erblickte er ein vor Schreck starr dasitzendes Wesen, das sich kaum rührte, nur unmerklich atmete und dem der Schock ins Gesicht geschrieben stand. Basti hielt inne, richtete seinen Blick gen Boden und ließ seine halb-wegs diszipliniert gehaltenen Arme auf das Bett niedersinken. Er wollte Benjamin Mut machen, doch das konnte er nicht. Nur ein kaum hörbares „Es tut mir leid“ brachte er hervor, bevor er mit einer ra-schen Bewegung aufstand und den Raum schnell verließ. Als sich die Tür hinter ihm schloss, warf er einen Blick über die Schulter. Benjamin saß in unveränderter Position da. Unbeweglich. Dann verhin-derte die Tür jeden Sichtkontakt. Mit einem tiefen Seufzen starrte Basti zum gegenüberliegenden Ende des langen Korridors. Niemand war zu sehen. Einige Sekunden stand er still, dachte an den Mord, das Opfer, das Gefängnis, Benjamin – ein weiteres Opfer – und die Oberste, die nicht den Ein-druck hinterlassen hatte, als wäre sie bereit einzugestehen, dass ihre Vision falsch gewesen wäre. Er schloss kurz die Augen, um die Impressionen der letzten Stunden zu verarbeiten. Minuten verstrichen, ohne dass sie Basti bewusst wurden. Das aufdringliche, durchdringende Piepsen des Kommunikators riss ihn aus diesem Zustand. Jonathan meldete von der Brücke aus, dass die Ankunft im Orbit des Planeten in etwa zwei Stunden erfolgen würde. Er versuchte, so ruhig und gefasst wie möglich zu wirken, doch die Schwankungen in seiner Stimme verrieten, dass er unter der Situation litt. Genau wie Basti. Wie viele andere auf dem Schiff. Und wie Benjamin, dessen Reaktion auf die Nachricht sich in Bastis Gedächtnis eingebrannt hatte. Er saß immer noch regungslos da. Basti wusste es, ohne ihn sehen zu können. Still. Bewegungsunfähig. Verzweifelt.
Kapitel 6
Das kleine Schiff trat in den Orbit seinen Heimatplaneten ein und die Genesis folgte ihm. Auf der Brücke hatten inzwischen alle Führungsoffiziere ihre Stationen übernommen, als auf dem Hauptbild-schirm erneut das Gesicht der Obersten erschien. Sie übermittelte die Koordinaten, an die Benjamin gebeamt werden sollte. Dieser Punkt lag nur einige Meter vom Gefängnis entfernt. Von dem Gebäude, dass Benjamin in der nächsten Zeit als Zuhause dienen sollte. Basti machte seine Gesprächspartnerin nochmals darauf aufmerksam, dass er, Gütebier und Alex an dieselbe Stelle teleportieren würden und wurde darüber informiert, dass dort bereits ein Empfangskomitee wartete. Der Schirm wurde wieder grau. Basti gab Alex und Gütebier, der sich im hinteren Bereich der Brücke aufhielt, ein Zeichen. Die beiden betraten den Turbolift, Basti erhob sich aus seinem Sessel und folgte ihnen. Bevor sich die Tür des Liftes schloss, übergab er Jonathan das Kommando. Julian, der neben Gütebier gestanden hatte, übernahm von Alex die taktische Station. Basti und seine beiden Begleiter würden bald Ermittlungen anstellen müssen, in einer vollkommen fremden Umgebung. Bis zum Prozess würden nur wenige Tage Zeit verbleiben, sodass Eile notwendig war. Der Lift hielt nach einigen Decks, wo sich die Mann-schaftsquartiere befanden. Die drei schritten durch den Korridor, der Captain voran, dann der takti-sche Offizier, dann der Sicherheitschef. Alle versuchten, Haltung zu bewahren, soweit dies auf einem so schwierigen Gang überhaupt möglich war. Gleich würden sie an der Tür ankommen, die am Ende des Wegs lag. Die würde sich langsam und lautlos öffnen. Benjamin würde immer noch auf seinem Bett sitzen. Sie würden ihn mitnehmen müssen. Ihn wie einen Verbrecher abführen müssen. Um ihn auf der Oberfläche den heimischen Sicherheitskräften zu übergeben, deren Umgang mit ihm sicher dem gleichen würde, wie man einen Mörder zu behandeln pflegte. Denn an der Vision der Obersten bestand kein Zweifel. Es durfte kein Zweifel bestehen. Dessen war sich Basti sicher. Die Behörden würden alles versuchen, jedes Mittel anwenden, um die Oberste zu schützen, ihr Leben und ihr Anse-hen, dem eine falsche Vorahnung, eine Schwäche auf telepathischer Ebene, Schaden zufügen würde. Alles. Auch einen Unschuldigen verurteilen.
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Wäre schön, wenn sich jemand noch mal zu nem Comment durchringt, um den Doppelpost zu vermeiden.
Im Anhang: Episode 01 - "Genesis" / "Genesis"