Film "Tal der Wölfe"-verbieten oder den Diskurs suchen?

Dann eben etwas ausführlicher:

Manche Meinungsäußerungen wertet der Staat als höhere Instanz nach seinem eigenen Ermessen ja beispielsweise schonmal als verbalen Übergriff, verbietet sie und stellt jegliche Zuwiderhandlung unter Strafe.
Dadurch, dass er die grundsätzliche Meinungsäußerung aber (abgesehen von den bekannten Einschränkungen) gewährt und erlaubt, im Prinzip damit alles Geäußerte in gleichem Maße gelten lässt und seinen Einwohnern aufträgt, allen Meinungsäußerungen den gleichen Respekt entgegen zu bringen und dazu dann auch noch die Erfüllung aller theoretischen wie praktischen Mitteilungswünsche verstanden und gewürdigt haben will, bestimmt er die prinzipielle Gleichgültigkeit aller vorgetragenen Interessen und Urteile, verurteilt somit ihren Inhalt zur Irrelevanz und seine Einwohner dazu, sich mit der Erlaubnis zur Äußerung zufrieden zu geben, so als wäre es ihnen auf die gemeinte Sache gar nicht angekommen.
Bei einer Meinungsäußerung ist im Übrigen der Inhalt wichtig, nicht der Umstand ob und wie sie überhaupt geäußert werden kann. Man äußert keine Meinung, weil man sie äußern will, sondern um etwas damit zu bezwecken. Die Erlaubnis einer Meinung ist nämlich unter der ausdrücklichen Prämisse gestellt, dass sie sich zur Gleichgültigkeit ihres Inhalts bekennt (also theoretisch ungültig und praktisch folgenlos bleibt). Schließlich ist das soeben Geäußerte ja "nur seine Meinung" und es ist das gute Recht, diese zu äußern und sich von niemandem reinreden zu lassen. Es wird nicht gefragt, ob der Gegenüber eventuell Recht hat mit seinem Einwand, sondern er hat verdammt nochmal das Recht des anderen auf Meinungsäußerung zu beachten, und dieses lässt er sich auch nicht nehmen! Und dadurch wird Meinung zu gleichgültigem Material einer wechselseitigen Anerkennung, wodurch im bunten Pluralismus am Ende jede Meinung wie die andere aussieht, gerade weil der Staat diese Meinungen erlaubt.
 
Meinungsfreiheit könnte man auch als das Recht auf Dummheit ansehen.
Dass das aufgrund jüngerer Vergangenheit Einschränkungen erfährt, indem man z.B. den Holocaust nicht ungestraft leugnen darf, erscheint mir nicht kritisierenswert. Wo Dummheit politisch (im Sinne von "die allgemeine Verbindlichkeit anstrebend") tätig wird, ist ihr Einhalt zu gebieten. Ein zweites Weimar kann kein aufrechter Mensch dulden.
Insofern ist auch nicht jede Meinung wie die andere.
Es gibt begründete und unbegründete, faktische und kontrafaktische, politische und unpolitische Meinungen.
 
So, was ist aber, wenn Deutschland mal nicht der Depp war, sondern andere Länder und die fangen an zu leugnen, es sei ja nichts gewesen und so... soll man dann nicht ein wenig verallgemeinern dürfen und sagen: "Überall wo mehr als 30.000 gezielt umgebracht wurden, weswegen auch immer, kann man von genozid sprechen!" oder fällt es unter deinen Begriff "die allgemeine Verbindlichkeit anstrebend"... sorry ich steh grad auf'm schlauch und kann nichts damit anfangen.

Als Beispiel: Die Türkei wehrt sich ja mit Händen und Füßen dagegen, dass ihre kleine Interaktion Anfang letzten Jahrhunderts gegen die Armenen nicht als Völkermord bezeichnet wird. von Denkmälern daran ganz zu schweigen. Darf man das?
 
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