Fade

so, hier is der nächste teil, fühl mich schon viel motivierter :D


"Hey, warten sie!", rief der alte Hoteldirektor, als der Junge an der Rezeption vorbei auf den Fahrstuhl zulief, "Ich habe hier etwas für sie, Mister..." Der junge Mann ignorierte die unterschwellige Frage nach seinem Namen und nahm einen braunen Umschlag entgegen, welchen ihm der Alte entgegenhielt. "Wer hat den abgegeben?", fragte er, während er den unbeschrifteten Umschlag musterte. "Ich weiß es nicht, den hat wohl einfach jemand hier abgelegt.", erwiderte der Mann in der Rezeption und hielt dem Jungen einen Zettel hin, "Nur diese Anweisung lag dabei." Stirnrunzelnd nahm der jüngere den Zettel entgegen. "Für die Begleitung von Miss Marie Albright...", las er leise vor. "Stimmt etwas nicht?", fragte der Direktor, als der Jugendliche den Umschlag noch einmal zögernd untersuchte. Schweigend befühlte er ihn. Der Inhalt musste sehr dünn sein, jedenfalls ließ er sich nicht ertasten. Schließlich öffnete er das Dokument und seine Augen weiteten sich vor Fassungslosigkeit, als er auf den halb herausgezogenen Inhalt des Umschlages blickte. Verwundert und ein wenig besorgt sah ihn der alte Hotelbesitzer an. Die Hände des Jungen begannen leicht zu zittern und sein Blick hing noch immer starr an dem Dokument in seiner Hand. "Sir...?" Doch er schien den Direktor überhaupt nicht zu hören. Schließlich ließ er den Inhalt wieder in den Umschlag zurückgleiten und verschloss ihn. "Sie...sie haben wirklich niemanden gesehen?", fragte er schließlich, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Mit dem Ausdruck ehrlichen Bedauerns schüttelte der Alte den Kopf. Ohne ein weiteres Wort wandte sich der junge Mann um und betrat den Fahrstuhl.

Als Nina in ihr Hotelzimmer zurückkehrte, fand sie ihren jungen Partner auf seinem Bett sitzend vor. "Was ist das?", fragte sie, als sie seinem melancholischen, teilnahmslosen Blick folgte, welcher starr auf einem kleinen Foto ruhte, das auf einem braunen Umschlag vor ihm auf dem Bett lag. Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm sie es in die Hand. "Das...aber....das bist ja du!", stieß sie vollkommen überrascht hervor, als sie in die großen, grauen Augen eines etwas zehnjährigen Jungen sah. Kein Zweifel, diese Augen hätte sie aus tausenden wiedererkannt. Der Blick dieses Kindes war ebenso tief und undurchschaubar wie der ihres Partners. Doch er war nicht allein auf dem Bild. Die Hand eines älteren Mannes, welcher neben ihm stand, war auf der Schulter des Jungen zu sehen. Sie trug einen auffälligen goldenen Ring, in welchen ein centstückgroßer Smaragd eingelassen war. Mehr konnte man von dem Herren jedoch nicht erkennen. Nina ließ ihren überraschten Blick nun zu ihrem Partner wandern, welcher noch immer auf seinem Bett saß und zu Boden sah. "Weißt du, wer..." Er schüttelte nur den Kopf. Stirnrunzelnd wandte sie sich wieder dem Foto zu. Es war offensichtlich in einer Art Arbeitszimmer aufgenommen worden. Dunkle Brauntöne dominierten den Raum, die Wände waren holzgetäfelt und die Einrichtung wirkte insgesamt recht altmodisch und teuer. "Sie haben uns also auch hier aufgespürt.", brach der Junge das Schweigen, hob den Blick und sah Nina in die Augen, "Was machen wir jetzt?" Sie wich seinem Blick aus und legte ihm das Foto wieder hin. Sie wusste, was sie zu tun hatte und nachdem sie sich nun sicher war, dass ihre Gegner ihr haushoch überlegen sein mussten, schrie ihr Instinkt sie lauter denn je an, den Jungen endlich los zu werden, um sich selbst zu schützen. Wieso nur fiel ihr das so schwer? So lief das Geschäft, Verbündete wurden zu Verrätern. Diese Tatsache hatte ihr nie Probleme bereitet und sie hatte sie nie in Frage gestellt. Wieso nur empfand sie nun dieses zehrende Schuldgefühl? "Er ist etwas Besonderes...", beantwortete sie selbst ihre Frage, "Ich bin mir ganz sicher, dass er mich nicht anlügt. Er hat nie versucht, mich zu hintergehen oder zu betrügen. Er hat mir das Leben gerettet, ohne die geringste Gegenleistung zu erwarten. In den letzten Tagen schien es fast so, als wären wir...Nein!", schnell wischte sie diesen Gedanken beiseite. Freundschaften gab es in diesem Geschäft nicht. Sie hatte nie Freunde gehabt und auch nie welche gebraucht. Auf Menschen konnte man sich nicht verlassen, Nina hatte sie stets nur als Mittel zum Zweck betrachtet. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass dies auf ihren Partner nicht zutraf. Der Weg, welchen er ging, wurde nicht bestimmt durch Gier, Bosheit oder Hass, wie jener der meisten Leute, die Nina kannte. Sein Weg wurde allein durch seine tiefe, rastlose Sehnsucht geprägt. Der Sehnsucht nach einem zugegebenermaßen recht bescheidenen Ziel. Doch war jenes Ziel für ihn so wichtig, dass er ohne zu zögern eingewilligt hatte, sein Leben dafür zu geben. Auf eine gewisse Weise bewunderte sie ihn, dies gestand Nina sich ein, aber sie wusste auch, dass sein Weg diesen Jungen in sein Verderben führen würde und mit ihm jeden, der ihn begleitete. So beeindruckend sie die Intensionen ihres Partners auch fand, so war sie sicher nicht bereit, ihre Existenz für ihn aufzugeben. "Wir werden abwarten.", sagte sie nach einer Weile des Schweigens leise, wobei sie es noch immer vermied, ihm in die Augen zu sehen, "Mein Informant wird mich bald wieder kontaktieren, vielleicht kann er uns dann mehr über unseren Feind sagen." Sie hasste sich dafür, ihn so anzulügen, doch sie konnte nicht einfach vergessen, wer sie war. Sie war eine Auftragsmörderin. Lüge war noch die geringste ihrer Sünden und wirklich bereuen konnte sie keine ihrer Taten. Vertrauen jedoch, war eine Todsünde in diesem Geschäft, diese Lektion würde der Junge bald gelernt haben...
 
öhhhh, ja - von meiner stolzen leserschaft habich zwar schon länger nichts mehr gehört ( wo sind denn die beiden? :confused2 ), aber um nicht noch von der ersten seite getilgt zu werden, postich einfach mal nochn paar teile, vielleicht will sich ja doch noch wer drüber auslassen....


Am nächsten Tag sahen sie sich kaum. Er war schon früh zu einem langen Spaziergang aufgebrochen und Nina blieb allein im Hotel zurück. In gewisser Weise kam ihr dies sehr gelegen, denn sie fühlte sich denkbar unwohl in der Gegenwart ihres Partners, seit sie hinter seinem Rücken ihren Verrat vorbereitete. Es hatte ihr nie Probleme bereitet, unehrlich zu sein und Leute anzulügen, selbst, wenn sie deren Vertrauen genoss. Diesmal jedoch war das anders. Dieser Junge hatte das einfach nicht verdient. Er hatte nichts von alledem verdient, was mit ihm geschehen ist, ganz gleich, welche Vergangenheit hinter ihm steckte, dessen war sie sich sicher. Sie wusste, dass sie im Begriff war, ihm die letzte Stütze zu nehmen, welche er noch hatte. Nina war es seit sehr langer Zeit nicht mehr gewohnt, sich schuldig zu fühlen und fast war sie erleichtert, als gegen Abend diese Tages schließlich die E-Mail eintraf, welche das Schicksal ihres Partners besiegeln würde. "Unser Informant hat sich gemeldet.", begrüßte sie ihn, als er endlich zurückkehrte, "Er will uns noch heute Nacht treffen." "Uns?", fragte er, während er die Tür hinter sich schloss, "Ich soll mitkommen?" Er ließ sich auf seinem Bett nieder, Nina saß mit dem Rücken zu ihm und blickte auf einen wahllosen Punkt auf dem Bildschirm ihres Computers."Ja, ", erwiderte sie mit belegter Stimme, "ich hätte dich diesmal gerne dabei." "Gut.", stimmte er zu, wobei man ihm deutlich anmerkte, dass er froh war, endlich wieder etwas tun zu können, "Wann soll dieses Treffen stattfinden?" Nina erhob sich und ging ans Fenster, von wo aus sie auf den kleinen Hinterhof des Hotels hinabsah, welcher in das rote, träumerische Licht der Abendsonne gehüllt war."Er wird um 23 Uhr im Park auf uns warten." Der Junge nickte, legte seine Waffe neben sich auf das Bett und schloss die Augen. Sie stand noch immer am Fenster und blickte traurig in den Abend hinaus. Der Gedanke, dass sie morgen um diese Zeit wieder allein, und ihr Partner vielleicht schon tot sein würde, erfüllte sie mit Schwermut. Dennoch war sie sich sicher, die für sie einzig richtige Entscheidung getroffen zu haben.

"Es ist soweit." Mit diesen Worten erhob sich der Jugendliche und steckte seine geladene Pistole ein. Auf seinem Weg zur Tür hielt er inne und blickte zu Nina zurück. "Was ist?", fragte er sie, als er ihren gesenkten, betretenen Blick sah. "Nichts!", erwiderte sie kühl, ging an ihm vorbei und öffnete die Tür, "Machen wir uns auf den Weg!" Ein wenig verwundert sah der Junge ihr nach, bevor er ihr aus dem Zimmer hinaus folgte und Tür hinter sich abschloss.

Es war eine kalte, sternenreiche Vollmondnacht, als die beiden den Park betraten. Sie sprachen kaum miteinander und Ninas Unbehagen wurde schlagartig stärker, als sie sich erneut in dem stillen, einsamen Parkabschnitt wiederfand, in welchem der alte, wurmstichige Holzpavillon stand. An ihr erstes Treffen mit ihren unbekannten Gegnern erinnerten lediglich einige Absperrbänder, welche die Polizei hier zurückgelassen hatte, als Ninas toter Informant ins Leichenschauhaus verfrachtet wurde. Dank des Mondlichtes hatte sie keinerlei Schwierigkeiten, jenen Mann im Pavillon zu erkennen, welcher ihren Informanten erschossen und ihr dieses Ultimatum gestellt hatte.
Er schien allein zu sein, doch sie war sich sicher, dass seine Leute irgendwo in der Nähe lauern würden. "Ah, Miss Harding, ", begrüßte sie die kalte, bedrohliche Stimme des älteren Herren, "wie ich sehe, sind sie bereit, ihren Teil der Vereinbarung einzuhalten. Wie erfreulich." Nina war stehengeblieben und funkelte ihn zornig an. Ihr Verdacht bestätigte sich, als vier weitere Männer aus der Deckung einer hohen Hecke traten und die beiden in Windeseile eingekreist hatten. Der Junge hatte seine Waffe gezogen und zielte auf den Mann, welcher noch immer im Pavillon stand. Nina sah sich ein wenig unruhig in dem Kreis ihrer Feinde um. Die Läufe von vier Maschinenpistolen waren auf ihren Partner gerichtet, dieser hielt jedoch sowohl seine Pistole, als auch seinen entschlossenen Blick unbeirrt auf den Anführer ihrer Feinde fixiert. "Und da ist ja auch unser junger Freund!", sagte der unbewaffnete nun gewohnt selbstsicher und kalt. Nina hatte keine Waffe gezogen, ihr Blick war zu Boden gesenkt. Langsam ließ auch der Jugendliche nun seine Beretta sinken und schloss die Augen. "Es tut mir Leid!", flüsterte sie, wobei ihre Stimme leicht zitterte. Sie hatte noch immer nicht die Kraft, ihren Blick zu heben, als ihr Partner in wortloser Resignation auf ihre Feinde zu ging und sich widerstandslos seine Waffe abnehmen ließ. "Vielen Dank für ihre Kooperation, Miss Harding.", meldete sich der ältere ein letztes Mal zu Wort, während zwei seiner Leute den Jugendlichen unsanft an den Schultern packten und zum Mitgehen zwangen, "Wie sie feststellen werden, ist mein Wort Gold wert." Damit wandte er sich ebenfalls zum Gehen. Nina jedoch hörte nicht auf seine Worte. Ein letztes Mal hatte sie sich gezwungen, ihrem ehemaligen Partner in die Augen zu sehen. Keinerlei Aussage lag in seinem Blick, keine Enttäuschung, kein Vorwurf. Noch bevor er mit den Unbekannten in den Schatten der schmalen Parkwege verschwand, war sie sich sicher, dass sie diesen Blick wohl nie vergessen würde.
 
tut mir leid das ich mich erst jetzt melde ^^"

also... hab natürlich beide teile gelesen und fand sie wirklich gut geschrieben und vor allem gut zu lesen ^__^ ich brenne darauf zu erfahren was denn jetzt mit unsrem großen unbekannten passieren wird und was du dir schönes für die weitere handlung ausgedacht hast ^^

ach ja...
Er hatte nichts von alledem verdient, was mit ihm geschehen ist,
müsste das nicht "war" heißen? ^^"
 
ööhhhm, ja, kann schon sein...
aber wen du sonst keine fehler gefunden hast, gehts ja....
auf jeden fall danke fürs posten, hier gehts dann auch gleich weiter


Leer und schweigsam lag das Hotelzimmer vor ihr, als sie durch die Tür trat und sie hinter sich schloss. Sie machte sich nicht die Mühe, das Licht einzuschalten. Nina ließ sich nur noch in ihr Bett fallen und hoffte darauf, rasch einschlafen zu können. Sie wusste jedoch, dass dies eine äußerst unrealistische Hoffnung war. Nina fühlte sich so unbeschreiblich elend. Sie war überwältigt, wie sehr sie die Einsamkeit, welche sie doch schon fast ihr ganzes Leben über begleitet hatte, plötzlich quälte. Seufzend setzte sie sich auf und schaltete ihre Nachttischlampe an. Ein gelblicher, schwacher Lichtschein erfüllte einen kleinen Teil des Zimmers. Das leerstehende Bett neben ihr verblieb jedoch in Dunkelheit. Schließlich stand sie auf und sah aus dem Fenster. Wohin Nina auch blickte, überall schien sich nichts als Finsternis vor ihr auszubreiten. Ohne wirklich zu wissen, warum, setzte sie sich vor ihren Laptop und klappte ihn auf. Plötzlich fiel ihr Blick auf das Foto, welches neben ihrem Laptop lag. Tiefe Traurigkeit überkam sie, als sie diesem Kind in die Augen sah, und auf einmal glaubte sie, den letzten Blick ihres Partners in ihnen zu sehen, bevor er in der Dunkelheit verschwunden war. Zögernd nahm sie es in die Hand. Wieso lag es eigentlich hier? Sie war sich sicher gewesen, dass er es immer bei sich getragen hatte. Verwundert bemerkte sie, dass etwas auf der Rückseite geschrieben stand. "Nina, ", las sie, "auch wenn du mir nicht sagen würdest, was, so bin ich mir doch sicher, dass etwas in der Luft liegt. Ich weiß nicht, was in den nächsten Tagen noch auf uns zukommen wird, doch mein Gefühl sagt mir, dass die Vereinbarung, die wir getroffen haben, wohl nicht mehr zu ihrer Erfüllung kommen wird. Ich glaube, dass sich unsere Wege bald trennen werden, deshalb wollte ich dir danken, solange ich es noch kann. Nina, danke für alles, was du getan hast und dass du mir in den letzten Tagen das Gefühl gegeben hast, nicht vollkommen allein durch die Dunkelheit zu tappen - Vielen Dank!." Mit einem Schluchzen ließ sie das Foto auf den Tisch gleiten und Tränen fielen auf die wenigen Zeilen, welche er ihr hinterlassen hatte. "Verdammt...", flüsterte sie mit erstickter Stimme. Dann wischte sie sich die Tränen aus den Augen und eine bittere Entschlossenheit glomm wie ein Funke in ihnen auf. "Ich kann so nicht mehr weitermachen...", sagte sie zu sich selbst, wobei ihre Stimme zu ihrer gewohnt festen Art zurückgefunden hatte, "Jetzt nicht mehr!" Mit einem letzten, grimmigen Blick in die traurigen, undurchdringlichen Augen dieses Kindes zog sie den Schlitten ihrer Pistole zurück, verstaute sie in ihrer Tasche und verließ das Hotelzimmer.
 
hab ja nicht geziehlt nach fehern gesucht, dazu bin ich meist zu faul ^^ aber machst ja sowieso nicht viele fehler, soweit ich das beurteilen kann.

zu dem teil: auf jeden fall gut geschrieben, hab auch nix andres erwartet :) bin schon gespannt ob nina nen weg findet ihn aus den fängen dieser zwielichtigen typen zu befreien.
freu mich schon auf den nächsten teil ^^
 
nochn leser, is ja unfassbar... :eek:
tja, sorry, war recht beschäftigt in letzter zeit, viele arbeiten un so, aber die nächste zeit wird etwas ruhiger, vielleicht kommt der nächste teil schon heut abend bzw nacht
freut mich, dass du jetz auch dabei bist :D
 
ha, sagich doch... hier is erstmal n bissel was neues, aber die nächsten drei tage wird wohl nichts kommen, denn da is lan :D


Endlich passierte der schwarze Minibus das Tor des großen Grundstücks in der Nähe der Stadtgrenze. Er fuhr eine breite Kiesstraße hinauf, welche zu beiden Seiten von großen Gärten gesäumt wurde, die im mattsilbernen Schein des Mondes eine eigentümliche, düstere Idylle ausstrahlten. Schließlich kam der Wagen vor dem Haupteingang des Anwesens zum stehen. Langsam stieg der Junge aus und sah an der hohen, dunklen Fassade des villenartigen Gebäudes hinauf. Seine Entführer hatten nun von ihm abgelassen, ließen ihn jedoch keine Sekunde aus den Augen. So gingen sie nun auf die große, hölzerne Doppeltüre zu. Der Anführer der Unbekannten lief vor ihm, während seine Leute, jeweils zu zweit, neben und hinter ihm gingen. Lautlos öffnete der Ältere die Eingangspforte und führte den Jungen in einen weitläufigen, spärlich beleuchteten Empfangsraum. Rasch ließ der junge Mann den Blick durch den Saal schweifen. Er war recht altertümlich eingerichtet und strahlte eine Atmosphäre von Reichtum und Würde aus. Doch noch etwas anderes glaubte der Junge wahrzunehmen, eine dunkle, bedrohliche Aura schien diesen Ort zu überschatten. Zu beiden Seiten des Saales führten breite, geschwungene Treppen in den ersten Stock hinauf. Links von der kleinen Gruppe erschien auf dem obersten Absatz der Treppe nun die Gestalt eines Mannes. Der Jugendliche schätzte ihn auf Mitte sechzig, doch die Schatten, welche die knappe Beleuchtung warf, machten eine genauere Schätzung schwierig. Offensichtlich war jedoch, dass er einen schwarzen, gut geschnittenen Anzug trug, dessen Ausschnitt eine akkurat gebundene, weinrote Krawatte zierte. Außerdem glaubte der Entführte, so etwas wie einen großen, goldenen Ring mit einem undeutlichen, grünen Schimmer darin an der rechten Hand des Mannes aufblitzen zu sehen. Einige Augenblicke stand der Herr reglos am obersten Ende der Treppe und sah auf die kleine Gruppe im Empfangssaal hinab, wobei seine Blicke fast ausschließlich dem Jungen galten, welcher jene Blicke aus seinen mattgrauen, ausdruckslosen Augen heraus erwiderte. "Tatsächlich, ", rief der alte Mann schließlich und machte sich daran, die Treppe hinunterzusteigen, "er ist es. Ich danke ihnen, Howard." Mit einem ergebenen Nicken zog sich der Anführer der vier Männer zurück und bedeutete seinen Leuten, ihm zu folgen. Der junge Mann nahm ein seltsames Funkeln in den Augen des älteren wahr, welcher nun am Fuße der Treppe stand und ihn ansah. "Wer sind sie?", fragte der Jugendliche schließlich, wobei weder Angst noch Unsicherheit in seiner leisen, doch festen Stimme lagen. Sein durchdringender Blick bohrte sich tief in die blaugrünen Augen seines Gegenübers, während er auf eine Antwort wartete. Ein warmes, fast sanftes Lächeln legte sich nun auf das Gesicht des Alten. "Ich, ", erwiderte er, "bin dein Vater."

Erschöpft betrat McClay seine Wohnung. Er war harte Tage gewöhnt, doch mit den Ereignissen der letzten Zeit nahm es doch ein wenig überhand. Nur mit der nötigsten Sorgfalt hängte er die Jacke seines Anzuges an den Kleiderständer und lockerte seine Krawatte. Seine nächsten Schritte führten ihn in das Wohnzimmer seines Luxusapartments. Die junge Frau, welche dort auf ihn wartete, sah er erst, nachdem er das Licht eingeschaltet hatte und der Lauf ihrer Waffe bereits auf ihn gerichtet war. Er sog überrascht die Luft ein und blieb abrupt stehen. Der erste Schrecken verflog jedoch bemerkenswert schnell und er entspannte sich ein wenig. Seine Hände hielt er bewusst so, dass die Frau sie sehen konnte. "Wer hat sie geschickt?", fragte er und seine Augen verengten sich. "Kein Auftrag!", erwiderte Nina kühl, ihre schallgepämpfte Pistole weiterhin auf ihn gerichtet, "Ich habe einige persönliche Fragen an sie!" Ein wissendes Lächeln umspielte nun die Lippen des Mannes, welchen Nina auf ungefähr vierzig schätzte, und er ließ langsam seine Hände sinken. Die ruhig geführte Waffe verfolgte seine Schritte, als er auf einen der dunkelroten Ledersessel zuging und sich darin niederließ. "Es würde mich interessieren, wie sie ausgerechnet auf mich kommen, Miss Harding.", fragte er und bedeutete ihr, ebenfalls Platz zu nehmen. Langsam setzte Nina sich ihm gegenüber hin und ließ die Pistole auf die Armlehne ihres Sessels sinken. "Nun, ", antwortete sie schließlich, "jeder hinterlässt Spuren. Selbst ihre ominöse Geheimgesellschaft. Diese Spur hat mich eben zu ihnen geführt, Mr. McClay." Der Angesprochene runzelte die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. "Ich verstehe sie nicht, Miss Harding. Sie haben großes Glück gehabt. Ich hätte sie nicht für so naiv gehalten, es dermaßen zu strapazieren." Die junge Frau konnte darüber nur innerlich lächeln. Noch vor einem Tag hätten diese Worte von ihr stammen können. "Ich will kein Verständnis, " erwiderte sie knapp, "sondern Antworten, verstanden?" Wieder flog ein Lächeln über McClays Gesicht. "Gut, ", sagte er nach einer kurzen Weile des Nachdenkens, "Ich mache ihnen ein Angebot: Ich beantworte ihre Fragen und sorge dafür, dass sie dieses Wissen nicht umbringt, was ansonsten zweifellos der Fall sein wird." Ninas Mundwinkel verzogen sich zu einem abfälligen Lächeln, "Und der Preis dafür wäre...?" Langsam erhob er sich und ging auf die kleine Bar zu, welche sich an der Wand zu Ninas Rechten befand. Ungeduldig legte sie den Kopf zurück und verfolgte ihn mit dem kalten Blick ihrer braunen Augen. "Um ihre Gegenleistung zu verstehen, müssen sie über die Situation im Klaren sein.", antwortete er, während er sich einen Drink einschenkte. Fragend hielt er ihr die Flasche hin. "Ich soll mich also auf ein Geschäft mit ihnen einlassen, ohne zu wissen, was der Preis dafür sein wird?", fragte sie schneidend und ignorierte sein Angebot. Mit einem Achselzucken stellte McClay die Flasche zurück und genehmigte sich einen Schluck. "Ich dachte, sie wären hier, weil sie Antworten suchen, Miss Harding." "Ich könnte sie auch einfach erschießen, Mr. McClay!" Allmählich wurde Nina unleidlich. Ihr Gesprächspartner hob unbeeindruckt die Brauen. "Ich glaube nicht, dass sie dies ihrem Anliegen näher bringen wird. Abgesehen davon haben sie Recht, jeder hinterlässt Spuren. Das gilt auch für den, der Spuren verfolgt. Wie lange, glauben sie, werden sie noch leben, nachdem sie mich erschossen haben?" Nina erwog für eine Weile ihre Optionen. Mit einem unwilligen Seufzer gab sie schließlich nach. "Gut. ", sagte sie, "also, was ist das für eine Organisation und was hat mein Partner damit zu tun?" Das Gesicht des Mannes wurde ernst, als er sich mit dem Glas in der Hand wieder in den Sessel setzte und den Drink nachdenklich in der Hand schwenkte, während er nach den richtigen Worten suchte. "Nun, ", begann er schließlich, "sie ist sehr groß und besitzt sehr viel Einfluss. Wie groß sie jedoch tatsächlich ist, wissen nur eine Hand voll Leute, die ganz oben stehen. Die Säule der Macht dieser Gesellschaft ist ihre Geheimhaltung. Die meisten Mitglieder kennen nur die Person, von der sie ihre Befehle erhalten, oft wissen sie überhaupt nicht, dass sie einer größeren Sache dienen." "Wie nennt sich diese Organisation?", fragte Nina. McClay lächelte leicht. "Wozu, frage ich sie, braucht etwas einen Namen, das nicht einmal existiert?" Sie nickte langsam. "Verstehe." "Es wird sie nicht überraschen, ", fuhr er fort, "dass sich in einer derart großen...Interessengemeinschaft immer wieder unterschiedliche Lager bilden." Wieder nickte die junge Frau. Sie begann zu vermuten, worauf er hinaus wollte. "Ich selbst bin Mitglied der Führungsrige eines dieser Lager." "Und die Leute, die meinen Partner und mich gejagt haben, gehören zu einem anderen.", spekulierte sie. Er nickte. "Genauso ist es. Wir bilden zumindest in diesem Teil des Landes die beiden größten und mächtigsten Lager dieser Organisation. Doch obwohl sowohl sie, als auch wir Vertreter der selben, großen Gemeinschaft sind, befinden wir uns schon seit Jahrzehnten in einem erbitterten Konkurrenzkanpf. Offiziel herrscht Frieden, doch hinter dieser Fassade der Diplomatie tobt ein gnadenloser, urbaner kalter Krieg." Nina hob abwehrend die Hand. "Ich verstehe.", sagte sie, "Aber um ehrlich zu sein, interessieren mich ihre internen Streitigkeiten nicht. Ich will wissen, wer dieser Junge ist und was er mit ihrer großen Verbrecherbande zu tun hat." "Glauben sie mir, Miss Harding, ", erwiderte McClay ungerühert, "dies wird sie bald interessieren, denn sie stecken bereits mittendrin. Das einzige, was sie ab jetzt am Leben halten wird, sind die Informationen, die ich ihnen gebe." Die junge Frau funkelte ihn böse an, erwiderte jedoch nichts. "Und was den Jungen angeht, ", fuhr er fort und lehnte sich in seinem Sessel zurück, "so ist er ebenfalls bis über beide Ohren in diesen Konflikt involviert." Ninas Augen verengten sich, während sie den Mann mittleren Alters mit ihrem distanzierten Blick fixierte. "Inwiefern?", fragte sie. Der Blick des Mannes trübte sich, seine Mine wurde toternst. "Um das ausgewogene Mächteverhältnis in diesem Konflikt zu ihren Gunsten zu verschieben, haben unsere Gegner
ein Projekt ins Leben gerufen, wie es verabscheuungswürdiger und gefährlicher kaum sein könnte." Die Lippen der jungen Frau verzogen sich zu einem süffisanten Lächeln. Irgendwie amüsierte es sie, wenn ein Mensch wie McClay das Wort "verabscheuungswürdig" gebrauchte. Die folgenden Worte wischten diese Gedanken jedoch brutal zur Seite und ließen ihr Gesicht zu einer entsetzten Maske erstarren. "Im Rahmen dieses Projektes, ", fuhr er fort, "wurde eine ganze Reihe Kleinkinder und Neugeborener von ausgewählten Eltern adoptiert, oder entführt. Mitglieder dieser Gruppe sowie jene Kinder wurden auf der ganzen Welt verteilt und wir verloren fast alle von ihnen aus den Augen. Alle, bis auf einen." "Den Jungen!", brachte Nina hervor, den fassungslosen Blick zu Boden gerichtet, "Aber...wieso?" McClay lächelte bitter. "Sie wurden ganz im Sinne dieser Splittergruppe erzogen und ausgebildet." Die Killerin hob den Blick und sah ihn durchdringend an. "Ausgebildet? Wozu?" Ihr Gegenüber hob die Brauen. "Ihr Partner, Miss Harding, was denken sie denn, wozu er ausgebildet wurde? Sie können sicher nachvollziehen, dass meine Kollegen und ich langsam unruhig werden. Zwei Jahrzehnte lang waren unsere Bemühungen, diese Kinder aufzuspüren, erfolglos, und nun werden sie allmählich erwachsen. Wir hegen nicht die geringsten Zweifel daran, dass sie schon bald gegen uns eingesetzt werden." Nina brauchte einige Augenblicke, um McClays Worte zu verdauen. Schließlich schüttelte sie den Kopf und sah ihn stirnrunzelnd an. "Ich verstehe das nicht.", sagte sie, "Wieso investieren sie soviel Mühe und Zeit wegen eines Konflktes innerhalb der eigenen Organisation? Wieso arrangieren sie keine Auftragskiller?" "Es gibt nur wenige Auftragsmörder, die ihr Geld wirklich wert sind und selbst die eignen sich kaum dazu, einen Krieg zu führen. An dieser Stelle kommen jene Kinder ins Spiel, und damit das eigentlich verabscheuungswürdige an diesem Projekt." Nina zog eine Augenbraue hoch. Noch verabscheuungswürder als der Missbrauch von Kleinkindern für kriminelle Zwecke? "Sie wurden unter Anwendung einer heuchlerischen Doppelmoral erzogen die sie glauben lässt, sie würden ihr Leben einem höheren, edlen Ziel widmen, indem sie ihren Mentoren dienen und gehorchen. In Wirklichkeit wurden sie nur dafür ausgebildet, die Macht dieser Gruppe zu festigen und auszuweiten und ihr durch Auftragsmorde eine ganze Menge Geld einzubringen. Auf diese Weise haben sich unsere Feinde die bedingungslose und blinde Loyalität von absolut tödlichen Kämpfern gesichert. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes geborene Killer." Die junge Frau nickte langsam. "Es gibt also noch mehr von ihnen? Sie wurden auf der ganzen Welt verteilt und einzeln ausgebildet?" "Ja." Nina ließ leise die Luft ausströmen und blickte an McClay vorbei durch das Fenster hinaus in die rabenschwarze Nacht. Dieser Plan war genial, makaber und skrupellos, aber genial. Dann jedoch schüttelte sie den Kopf und sah dem Mann vor sich in die Augen. "Was sie da erzählen, ergibt kein Sinn! Wieso sollten ihre Gegner diesen Jungen zuerst über all die Jahre hinweg ausbilden und dann versuchen, ihn umzubringen?" McClay beugte sich vor, um sein leeres Glas auf dem kleinen Tisch zwischen ihnen abzustellen. Als er sich wieder zurücklehnte und den Blick auf Nina richtete, umspielte ein geheimnisvolles Lächeln seine Lippen und ein seltsames Funkeln trat in seine Augen, während Nina weiterhin auf eine Antwort wartete.
 
naj ja, zumindest nich, bevors hell wird, 3 tage ohne schlaf sind selbst mir zu krank (obwohl ich auf diese lan-augenringe irgendwie stehe)
naja, jetz binnich ja wieder da und kann den nächsten teil liefern

Sprachlos starrte der Junge dem älteren Mann in die warmen, blaugrünen Augen. Seine scharfen Sinne hatten aufgehört, den Raum, in welchem er sich befand, wahrzunehmen. "Mein...Vater...?", brachte er schließlich hervor, seine Stimme war nicht mehr als ein fassungsloses Flüstern. Sein Gegenüber schmunzelte. "Nicht dein leiblicher Vater, nein.", sagte er schließlich und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter, um ihn zur Treppe zu führen. Leicht zuckte dieser zusammen, als er die Hand das Alten auf seiner Schulter spürte. Plötzlich sah er dieses Foto vor sich. "Er ist es, ", dachte er, "es ist dieselbe Hand..." "Dennoch, ", fuhr der Mann fort, "bin ich die Person, die dich über all die Jahre hinweg aufwachsen sah. Ich wusste von Anfang an, dass du etwas besonderes bist. Du warst ein guter Schüler und deine Fortschritte waren mehr als bemerkenswert. Du hast dein Gedächtnis verloren, mein Sohn, deshalb konntest du nicht wissen, wohin du gehörst. Die Welt dort draußen muss dir dunkel und beängstigend erschienen sein, doch nun bist du nach Hause zurückgekehrt." Der Jugendliche lief schweigend neben ihm her. Er zweifelte nicht daran, dass der Alte die Wahrheit sagte. Er kannte diesen Ort, er spürte das warme, schützende Gefühl der Vertrautheit, während sie den langen, spärlich beleuchteten Flur im ersten Stock der alten, großen Villa entlangliefen. "Ich heiße übrigens Jarod, doch du kannst mich auch gerne mit "Vater" ansprechen, so wie du es früher getan hast.", sagte der Mann schließlich, als sie vor einer der Türen zum Stehen kamen, "Du wirst feststellen, dass dir jeder hier auf diesem Anwesen wohlgesonnen ist. Dies ist dein Zuhause. Mein Zimmer liegt im zweiten Stock. Es ist das zweite von links, meine Tür steht dir immer offen. Zweifellos wirst du noch viele Fragen haben. Nun jedoch, solltest du dich ersteinmal ausruhen. Dies war ein harter Tag für dich, mein Junge." Mit diesen Worten hatte Jarod dem Jugendlichen die Tür geöffnet und ihm bedeutet, einzutreten. Das Zimmer war recht groß, doch nur spärlich eingerichtet. In der rechten hinteren Ecke stand ein einzelnes Bett, dessen weißer, samtener Bezug im Augenblick mehr als einladend auf den Jungen wirkte. Seine langsamen, bedächtgen Schritte führten ihn jedoch zunächst zu dem großen doppelflügeligen Fenster, durch das er auf das Lichtermeer der Stadt hinausblicken konnte. Das Anwesen seiner Entführer befand sich außerhalb davon, in großzügiger Nähe zur Stadtgrenze. "Mein Zuhause...", dachte er und ließ den Blick über die vielen, funkelnden Lichter in der Dunkelheit schweifen. Er wusste, er kannte diesen Jarod. Schon bei ihrem ersten Blickkontakt in dieser Nacht war da dieses Gefühl gewesen, als ob er sich an ihn erinnerte. Doch die Erinnerung selbst verblieb wie immer in Dunkelheit. Seufzend schloss er die Augen. Der kalte Nachtwind fuhr ihm durch sein schwarzes Haar. Hatte er tatsächlich in sein altes Leben zurückgefunden? Die Antworten, die er so sehnsüchtig gesucht hatte, nun schienen sie in greifbarer Nähe zu liegen.

Ohne anzuklopfen betrat er Jarods Arbeitszimmer. Der Junge erkannte sofort, dass es sich um jenen Raum handelte, in dem vor all den Jahren dieses Foto entstanden war. Jarod saß hinter einem schweren, hölzernen Schreibtisch und blickte den Jugendlichen mit einem erfreuten Funkeln in den Augen an, als dieser in das Zimmer trat. Das große Fenster in seinem Rücken gewährte einen noch viel besseren Panoramablick auf das nächtliche Lichtermeer der Großstadt. "Es ist verständlich,", sagte Jarod mit der einfühlsamen Stimme eines Vaters, "dass es dir schwer fällt, zur Ruhe zu kommen, wo du doch gewiss noch so viele Fragen haben musst. Setz dich, mein Sohn!" Langsam ließ der Junge sich in einem der beiden schwarzen Ledersessel nieder, welche für Jarods Gäste vor seinem Schreibtisch bereitstanden. "Sag schon, ", fragte der Alte nun, "wie gefällt dir dein Zimmer? Du hast seit deiner frühsten Kindheit dort gewohnt, weißt du?" Der jüngere hob den Blick und sah Jarod durchdringend an. "Du sagtest, ", erwiderte er schließlich leise, "dass du mein Stiefvater wärst. Dann sag mir, wie mein Name ist."
"Dein Name, mein Sohn, ", antwortete der ältere bedächtig, fast schon feierlich, "ist Hiob." Einen Moment lang sah ihn der Junge verwirrt an. Dann jedoch schloss er frustriert die Augen. "Nein, ", widersprach er, "keinen Decknamen! Ich will wissen, welchen Namen mir meine Eltern gaben, meine richtigen Eltern." Jarods Blick wurde traurig und der Jugendliche glaubte, ehrliches Bedauern in seiner Stimme zu hören. "Deine Eltern sind leider kurz nach deiner Geburt gestorben. Sobald ich weiß, haben sie dir nie einen Namen gegeben. Es tut mir leid." Der jüngere senkte den Kopf. Dieser Schlag erschöpfte ihn. "Ich...ich habe keinen Namen..." In seiner Stimme war der Schmerz des Jungen deutlich zu hören. Als er den Blick hob und Jarod ansah, konnte dieser die Verzweiflung in seinen fast schon flehentlichen Augen lesen. "Wer...bin ich nur, ...Vater?" Mitfühlende Sänfte trat in die Augen des Alten, während er sich erhob, um seinen Schreibtisch herumging und dem Jungen von hinten eine Hand auf die Schulter legte. "Trauere nicht um jene, die vergangen sind.", sagte er väterlich, "Du bist Teil einer großen Familie, einer brüderlichen Gemeinschaft, die durch das selbe Schicksal verschmolzen ist." Der Jugendliche sah noch immer zu Boden und ein Funke der Verzweiflung glomm noch immer in seinem melancholischen Blick. "Welches Schicksal?", fragte er mit kraftloser Stimme. "Diese Welt ist voll von bösen Mächten.", erklärte Jarod, wobei seine Stimme wieder in einen feierlichen Ton verfiel, "Du hast dort draußen genug erlebt, um zu wissen, was ich meine. Mein armer Sohn, was musstest du in den letzten Tagen nicht alles miterleben: Habgier, Mord, Hass, Verrat. Die Menschen, die du hier auf diesem Anwesen siehst, sind allesamt von jenen Greueltaten gezeichnet. Es ist unser Schicksal, die Menschen, zummindest in unserer Umwelt, von diesem Bösen zu befreien. Du, mein Sohn, bist unser Hoffnungsträger auf dem Weg zu diesem Ziel. Dies ist dein - wie auch unser aller - Lebenswerk. Ich weiß, dass du mich nicht enttäuschen wirst" Der Junge hob den Kopf. Alle Verzweiflung war aus seinem Blick gewichen und in seiner Stimme erklang wieder Entschlossenheit. "Ja, Vater!"
 
vielen dank, lag vielleicht n bissel daran, dassich gerade episode 3 gesehn habe. das tragische ende war einfach der hammer...
 
herrlich, ich hab doch gesagt, ich hab jetz mehr zeit :D
wenn das so weiter geht, kannich schon bald an "Die Schwarze Hand" weiterschreiben (Fade war ja eigentlich nur ne fixe idee und sollte garnich so lang werden... :rolleyes: ) naja, mer ham ja zeit :)

"Was ist nun?", sagte sie schroff, "Antworten sie mir!" McClay lächelte. "Er hat sie in seinen Bann gezogen, nicht war?" Nina sah ihn stirnrunzelnd an. "Nun", fuhr er fort, "ich kann es ihnen nicht verdenken. Dieser Junge...hat etwas faszinierendes an sich. Obwohl er seit seiner frühsten Kindheit den heuchlerischen Dogmen dieser Gruppe ausgesetzt war, hat er sich nicht so entwickelt, wie sie es geplant hatten." Die junge Frau beugte sich ein wenig vor. Ihre eisige Maske schaffte es nicht mehr, die Neugier in ihrer Stimme zu verbergen. "Inwiefern?" "Mit zunehmenden Alter begann er, ihre Lehren zu hinterfragen. Er begann zu widersprechen und kam mehr und mehr hinter die wahren Intensionen seines Mentors. Dann, vor ungefähr zwei Wochen, war er auf einmal verschwunden. Wir gehen davon aus, dass er letztendlich beschlossen hatte, die Gruppe zu verlassen." Nina nickte."Verstehe, ", sagte sie, "das erklärt die Anschläge auf ihn. Aber wieso hatten sie es auf mich abgesehen und warum kam der Junge ausgerechnet zu mir?" McClay hob leicht die Schultern. "Das wissen wir nicht. Manchmal erscheinen auch uns die Pläne dieser Splittergruppe recht...nebulös." "Gut, ", erwiderte Nina und erhob sich, "ich kann mir denken, wie es jetzt weiter geht." Der Mann vor ihr hob interessiert die Brauen. "Irgendwie haben diese Leute herausgefunden, dass er sein Gedächtnis verloren hat und beschlossen, ihn wieder zu rekrutieren. Jemand muss also in dieses Anwesen eindringen, und ihm die Augen öffnen. Und da ich die einzige bin, die sie schicken können, ohne einen offenen Krieg mit dieser Gruppe zu provozieren..." McClay nickte. "Meinen sie, sie schaffen es, ihn zu überzeugen? Sein alter Mentor, ein Mann, den wir nur unter dem Namen Jarod kennen, ist ein wahrer Meister der Manipulation. Sollte er es geschafft haben, die Loyalität dieses Jungen wieder zu gewinnen, könnte es gefährlich für sie werden." "Er hat ihn schon einmal durchschaut, ", erwiderte Nina zuversichtlich, während sie zur Tür ging, "er wird es wieder schaffen." Bevor sie die Wohnung verließ, wandte sie sich noch einmal zu McClay um und für einen Moment schien die Kälte von ihren Augen abzufallen. "Sie sagten, sie kennen den Namen des Mentors, kennen sie auch den des Schülers?" "Wir kennen nur seinen Decknamen.", antwortete er, "Hiob." Nina hob eine Augenbraue. "Der durch Satan geprüfte?" "Mit Gottes Einverständnis.", ergänzte McClay, "Passen sie auf sich auf, Miss Harding!"

Überwältigend schön, beinahe entrückt und unwirklich umgab der große, sonnendurchflutete Garten den Jungen. Die schwermütige Nachdenklichkeit der letzten Tage war aus seinen Augen gewichen, keine Spur jener stillen, schmerzvollen Melancholie war mehr in ihnen zu lesen. Doch obwohl er hier nur von Wärme und Licht zu umgeben sein schien, lag in seinem Blick eine dumpfe, ausdruckslose Kälte, welche sich nur in Jarods Gegenwart ein wenig aufhellte. In seinem Herzen manifestierte sich jedoch mehr und mehr die Gewissheit, endlich Zuhause zu sein. Seine Suche war beendet. Mit einem Male erschien ihm alles ganz klar, als hätte das Meer aus Dunkelheit sich vor ihm aufgetan und die Antworten, nach denen er gesucht hatte, freigegeben. Hier, in seinem Zuhause, lebte er zusammen mit Jarod, seinem Vater. So war es immer gewesen und so sollte es sein. Gemeinsam würden sie das Böse bekämpfen, mit welchem er sich während seiner Odyssee konfrontiert sah. Die Männer, die ihn töten wollten - jene feindliche Gruppierung, die zu zerschlagen sich sein Vater zum Ziel gesetzt hat. Dies war der Krieg seines Vaters - sein Krieg - der Krieg gegen das Böse! Die letzten Tage kamen ihm vor, als würden sie Ewigkeiten zurückliegen. Alles schien bedeutungslos geworden zu sein: Nina, die Abmachung, die sie getroffen hatten, ihr Verrat, auch der tiefe, sehnsüchtige Schmerz, den er empfand, wenn er Gleichaltrigen begegnete, die mit einem normalen Leben gesegnet waren. Nun beneidete er sie nicht mehr. Nach all der Zeit der Ungewissheit und des Herumirrens hatte er nun endlich ein klares, edles Ziel vor Augen. Er hatte eine Mission und nichts würde er lieber tun, als sie an der Seite seines Vaters zu erfüllen. "Hiob!" Jarods Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Langsam drehte er sich um. Der Alte stand vor ihm inmitten des blühenden Gartens und seine Augen funkelten vor Stolz. "Ja, Vater?" "Es ist soweit, mein Sohn." sagte er und ging einige Schritte auf den Jungen zu. Scheinbar emotionslos beobachtete dieser, wie Jarod in die Innentasche seines Anzuges griff und eine Pistole hervorholte. Er nahm sie am Lauf und reichte sie dem Jugendlichen. "Ich werde sie dir nun zurückgeben." Schweigend nahm der jüngere seine Waffe entgegen und kontrollierte den Inhalt des Magazins - es war voll. Mit einem Blick in Jarods Augen zog er den Schlitten der Pistole zurück und lud sie durch. "Du wirst sie schon bald brauchen.", sagte der Alte nun, "Ich habe einen Auftrag für dich, mein Sohn. Einen Auftrag, den du schon längst hättest erledigen sollen. Leider hast du dein Gedächtnis verloren, bevor du ihn ausführen konntest." "Ich werde nachholen, was ich versäumt habe, Vater." Jarod nickte stolz. "Ich wusste doch, dass du mich nicht enttäuschen würdest, mein Junge."
 
war vielleicht dochn bissel voreilig...
war doch nochmal dolle stressig, aber wies aussieht hat das hier sowieso keiner gemerkt...
naja, hier gehts trotzdem erstma weiter...
auch wenich mich mit versprechen erstma zurückhalte, dürftes jetz doch schneller gehen

"Sie ist ein viel zu großes Risiko, sie hatten nicht das Recht, derart eigenmächtig zu handeln!" McClay konnte sich ein belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen, die aufgebrachte Stimme am Telefon konnte es ohnehin nicht sehen. Also lächelte er gelassen in sein einsames, düsteres Wohnzimmer hinein, in welchem er sich - wie schon am Abend zuvor - mit einem Drink in der Hand niedergelassen hatte. Allerdings war ihm die Gesellschaft an besagtem Abend ungleich angenehmer gewesen. McClay hatte nie die Absicht gehabt, seine Unterhaltung mit Miss Harding und die daraus erwachsene Abmachung vor den anderen Mitgliedern der Führungsrige geheimzuhalten. Tatsächlich war er es gewesen, der seine Kollegen kürzlich über die jüngsten Umstände unterrichtet hatte. Trotz seiner dreiundvierzig Jahre war McClay das jüngste Mitglied der Führungsclique seines Lagers und genoss unter seinen älteren Kollegen den unliebsamen Ruf eines leichtsinnigen und impulsiven Draufgängers, was in seinen Augen jedoch keinesfalls der Wahrheit entsprach. "Keine Sorge, ", beruhigte er nun die ärgerliche Stimme am anderen Ende der Leitung, "diese Wendung der Ereignisse kommt für unsere Zwecke sehr gelegen. Wenn es jemanden gibt, der diesen Jungen Jarods Einfluss entziehen kann, dann ist es Miss Harding." "Und wenn sie es nicht schafft?", warf der Herr am Telefon ein. "Sie ist ein Profi,", erwiderte McClay in seiner gewohnt gefassten und umgänglichen Art, "wenn sie keine Möglichkeit mehr sieht, ihren Partner zu überzeugen, wird sie ihn töten." Ein nervöses Atmen verriet ihm, dass am anderen Ende fieberhaft nach einem Gegenargument geforscht wurde. McClay nahm einen Schluck, lehnte sich zurück und wartete geduldig ab. "Sie weiß zuviel!", ertönte es schließlich grimmig. Schmunzelnd schüttelte er leicht den Kopf. Er hätte nicht solange gebraucht, um dieses Argument vorzubringen. "Miss Harding hat genug Erfahrung um zu wissen, dass sie keine Vorteile daraus ziehen würde, unsere Geheimnisse auszuplaudern. Außerdem halte ich es durchaus für möglich, sie länger an unsere Sache zu binden." Wieder wurde einige Augenblicke lang überlegt. "Wie?", kam es schließlich aus dem Hörer. McClay schüttelte erneut seinen Kopf. Wie konnte sich ein so träger Geist nur dermaßen lange an der Führung halten? "Sie ist Auftragskillerin.", erklärte er schließlich, wobei seine Stimme nichts von ihrer Geduldigkeit verloren hatte, "Sie dient demjenigen mit dem dicksten Geldbeutel. Ich denke schon, dass wir die Mittel für eine derart...lukrative Investition aufbringen könnten. Wenn etwas schief läuft, steht es uns imernoch frei, sie auszuschalten." "Gut, McClay, ", erwiderte sein älterer Kollege langsam und spürbar unwillig, "ich hoffe für sie, dass sie alles so im Griff haben, wie sie es zu glauben vorgeben. Doch ein weiteres Mal werden wir es nicht dulden, wenn sie derartige Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg fällen." Ein Klicken in der Leitung beendete das Gespräch. Langsam ließ McClay das schnurlose Telefon in die Ladestation neben seinem Sessel gleiten. "Das wird sich leider nicht vermeiden lassen, "dachte er, während er mit sinnenden Augen auf das halbleere Glas in seiner Hand blickte, "wenn ihr eure Köpfe ständig in den Sand steckt!"

Mit einem leisen Seufzer klappte Nina ihren Laptop zu. Die letzte viertel Stunde hatte sie mit dem Studium des Grundrisses verbracht, den McClay ihr über des Anwesen ihrer Feinde geschickt hatte. Nun lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und dachte über seine Worte nach. Nina machte sich nicht die Hoffnung, dass sich hinter dieser sympathischen, ehrlichen Maske etwas anderes verbarg, als ein kalter und berechnender Verbrecher. Letztendlich war ihr McClays wahrer Charakter jedoch egal. Sie hatte von ihm bekommen, was sie brauchte und hatte sicher nicht die Absicht, sich in diesen dummen, sinnlosen Bandenkrieg hineinziehen zu lassen. Dies war ihrer letzte Nacht im "Blue Pearl Inn". Nina würde in dieses Anwesen einsteigen, ihren Partner holen, den Mistkerl Jarod töten und mit dem Jungen vorerst untertauchen. Sie hatte schon alles vorbereitet. Weder McClay, noch dessen Feinde, würden sie dann noch aufspüren können. "Ich habe dich verraten.", dachte sie, während sie dem traurig aussehenden Kind auf dem Foto in die hellgrauen Augen blickte, "Aber ich mache es wieder gut, versprochen! Ich gebe dir deine Antworten und lasse dich am Leben, das bin ich dir schuldig, Partner." Damit steckte sie das Bild ein und verstaute ihren Laptop sorgfältig in dem schwarzen Koffer mit ihrer Ausrüstung. Ein letztes Mal sah sie sich in dem Hotelzimmer um, während sie mit ihren wenigen Gepäckstücken in der Türe stand. Ein leises Lächeln flog über ihr Gesicht, als sie daran dachte, dass die Einkäufe vor ein paar Tagen vollkommen umsonst gewesen waren. Wiedereinmal würde sie alles zurücklassen müssen, allerdings gewöhnte einen dieser Job schnell daran. Ein weiteres Mal in ihrer zweifelhaften Karriere löschte sie das Licht und hinterließ einen neuen Abschnitt ihres Lebens auf nimmer Wiedersehen in einsamer Dunkelheit.
 
Was denkst du nur von uns..^^

Wir lesen doch deine Geschichte....

aber wenn du einen Comment haben willst..

Meister der manipulation gefällt mir^^
 
freut mich :)
hast du hier eigentlich auch schonma was geschrieben? hab noch nix von dir gesehn...
das wird jetz wohl der vorletzte post in dieser fic (schnief)
hab mich aber echt gefreut, dass du wieder dabei warst :D
naja, ich geh jetz pennen :nighty:


Nur vereinzelt drang das weiße, kalte Mondlicht durch die schwarze Wolkendecke jener regnerischen Nacht. Für Jarod war das schlechte Wetter jedoch kein Grund, seinen Untergebenen die langen, ermüdenden Patrouillien
durch das große, von einer ebenso hohen wie dichten Dornenhecke umschlossene Grundstück seines Anwesens zu ersparen. Im Gegenteil, seit der Ankunft des Jungen hatte er die Wachen verstärken lassen und duldete nicht das geringste Versäumnis, wenn es um die Sicherheit seines langjährigen Projektes ging. Also trotteten auch in dieser Nacht wieder zahlreiche bewaffnete Männer durch den kalten Regen, um an den Toren, Wegen und Gärten des weitläufigen Grundstückes Wache zu halten. Außer dem Haupttor, von welchem aus eine breite, gerade Kiesstraße bis vor den Haupteingang der großen Villa führte, gab es noch einen kleineren Einlass in der Ostseite der großen, undurchdringlichen Dornenhecke, durch den schon viele zwielichtige und lichtscheue Besucher ein und aus gegangen waren. Eine der Zweiergruppen, in welche die Wachen aufgeteilt worden waren, betraten gerade jenen düsteren, von mannshohen Hecken umstandenen Winkel des Gartens, in dem dieser kleine, versteckte Durchgang lag. Trotz Nässe und Müdigkeit waren ihre Sinne angespannt. Jarod hatte ihnen allen höchste Wachsamkeit eingeschärft und jeder von ihnen wusste, wie gnadenlos dieser auf Nachlässigkeit und Ungehorsam reagierte. "Hey, ", rief einer der beiden und winkte seinen Partner zu sich, "sieh dir das an!" Der Angesprochene eilte herbei und sah im gelblichen Licht der Taschenlampe einige undeutliche Fußspuren im regennassen Sand des schmalen Weges unmittelbar vor dem Einlass in der Dornenhecke. "Die sind frisch, ", meinte er, "wir sollten das besser..." Weiter kam er nicht, denn über das Prasseln der Regentropfen hinweg, welches ansonsten nahazu jeden nächtlichen Laut vor der Aufmerksamkeit der beiden Wächter verbarg, erklang nun das unverkennbare Geräusch einer Kugel, die sich tief in einen menschlichen Körper frisst. Schockiert starrte der junge Mann auf seinen toten Partner hinab. Der Regen trommelte erbarmungslos weiter und ließ nicht den leisesten Hinweis zu, woher dieser tödliche Schuss hätte kommen können. In seiner Panik kam ihm der Gedanke an einen Sprung hinter die rettende Deckung der hohen, undurchsichtigen Hecken zu spät. Auch er wurde durch den erbarmungslosen Schuss aus Ninas Waffe niedergestreckt.

Vorsichtig und lautlos verließ Nina ihre Deckung und bewegte sich rasch auf die beiden Toten zu. Ihre gewohnte, bürgerliche Kleidung hatte sie gegen einen nachtschwarzen, eng anliegenden Pullover getauscht, zu welchem sie eine passende, lederne Hose trug. Ein kaltes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, während sie eine elektronische Schlüsselkarte aus der Anzugtasche eines ihrer getöteten Gegner zog und einsteckte. Mit einem schnellen, prüfenden Blick sah sie sich um, bevor sie die am Boden liegende Taschenlampe losch und wieder mit der Dunkelheit der nahestehenden Hecken verschmolz. Leise und bedächtig wie eine Raubkatze schlich sie langsam um das große Hauptgebäude des Anwesens herum. Als renommierte Attentäterin hatte sie reichlich Erfahrung, wenn es darum ging, ungesehen in das Umfeld ihrer Zielperson einzudringen. Schnell wurde ihr jedoch klar, dass diese Villa doch eine Herausforderung darstellte. Sowohl der Haupt-, als auch der Hintereingang waren schwer bewacht und würden ihr wohl kaum den Zutritt ermöglichen - Damit war die erbeutete Schlüsselkarte wohl nutzlos. Ninas geschulter Blick blieb schließlich an der Fassade des alten Gebäudes haften, an welcher auf zwei Seiten Efeuranken emporwuchsen. An den türlosen Seiten der alten Villa patroullierten keine Wachen und Nina beschloss den Aufstieg an einer Stelle, an welcher Zahl und Stärke der Ranken geeignet schienen, zu riskieren. Mit einem letzten Blick in beide Richtungen entsprang sie ihrer Deckung und lief schnell und geduckt auf die alte, holzgekachelte Fassade zu. Ein wenig unwillig sah sie in die düstere Höhe empor, während sie ihre Waffe in den Halfter ihres Pistolengürtels steckte. Ein letztes Mal ließ sie leise die Luft ausströmen, bevor sie die holzigen, tantakelartigen Pflanzen vor sich ergriff und sich an den Aufstieg machte. Die Kletterei empfand die junge Frau als eine äußerst unliebsame Angelegenheit. Der Regen machte jeden weiteren Tritt zu einem tückischen, halsbrecherischen Wagnis, während sie ständig um den Halt ihrer pflanzlichen Griffe an den nassen Holzkacheln bangte. Nina hatte nun die Fenster des zweiten Stockes erreicht, doch trotz ihrer innigen Abneigung gegen das Klettern an den nassen, glitschigen Efeuranken beschloss sie, noch bis in den dritten Stock zu steigen. Erfahrungsgemäß nahm die Konzentration der Wachen mit jedem weiteren Stockwerk ab, da das Eindringen von ungebetenen Gästen dort immer unwahrscheinlicher wurde. Mit einem erleichterten Seufzer bekam sie schließlich den Sims eines Fensters im dritten Stock zu Fassen. Die Auftragskillerin kämpfte gegen den instinktiven Drang an, sofort das Fenster zu öffnen und sich auf sicheren Boden zu retten, und spähte zuerst vorsichtig hindurch. Der Raum, in den sie blickte, war dunkel. Schemenhaft sah sie zahlreiche leere Betten im Inneren stehen. Offenbar war dies einer der Schlafräume für das Personal. Dieser Jarod schien seinen Leuten heute wohl keine Nachtruhe zu gönnen, dachte sie schmunzelnd, während sie mit der Linken ein Messer zog und die Verriegelung des Fensters aufbrach. Lautlos glitt sie in den düsteren Raum und lief geduckt auf die Tür zu. Ein Blick durch das Schlüsselloch zeigte ihr einen recht schwach beleuchteten Flur, auf dem sich, während Nina geduldig am Schlüsselloch verharrte, nicht das Geringste bewegte.
Nach einigen Minuten öffnete sie schließlich leise und langsam die Tür und spähte zu beiden Seiten den Flur entlang. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlich sie rasch durch den einsamen Korridor, bis sie schließlich vor einem Zimmer stehenblieb, dessen Türe einen Spalt breit offen stand. Ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen, kalten Lächeln, als sie einen vorsichtigen Blick in den Raum hinein warf.
Lautlos trat sie ein und richtete ihre schallgedämpfte Waffe auf den älteren Herren, der hinter seinem Schreibtisch in einem Drehsessel saß, welcher nun der dunklen, regenverhangenen Idylle der nächtlichen Großstadt zugewandt war. In Ninas Stimme lag eiskalter Hass, als sie das Wort an ihn richtete. "Jarod, sagen sie mir, wo der Junge ist. Dann bereite ich ihnen ein rasches Ende!" Langsam ließ Jarod seinen Sessel herumschwenken.
Der selbstsichere, fast schon spöttische Blick seiner blaugrünen Augen verwirrte Nina ein wenig. "Das glaube ich kaum, Miss Harding.", erwiderte er ungerühert. Einen Moment lang sah sie ihn unverwandt an, dann jedoch wurde ihr klar, dass Jarods letzter Blick nicht ihr gegolten hat. Das metallische Geräusch einer Pistole, welche durchgeladen wurde, ertönte nun hinter ihr und untermauerte diesen Verdacht. Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor Fassungslosigkeit und böser Überraschung, als hinter ihrem Rücken nun jene ruhige, emotionslose Stimme erklang, welche ihr nur zu vertraut war. "Du hättest nicht herkommen sollen, Nina."
 
Ich kann nicht schreiben..ich ba keine Stil und denke zu verquert :frusty:

egal..dafür lese ich halt deine geschichte.. (welche ich irgendwann kopiere und teuer verkaufe :indiffere: )


jede geschichte hat nunmal eine Ende... meine Kommentar heb ich mir fürs ende auf^^
 
Wenn für diesen Kram irgendjemand Geld bezahlen würde, würdich ihn hier doch nich kostenlos reinstellen, du dussel :D

so, nun ist die story also zu ende...
aber ´"Die Schwarze Hand" will ja auchnoch weitergeschrieben werden...

auf deinen kommentar binnich ja jetz ma gespannt
(ich erwarte einen interpretationsaufsatz mit 500 wörtern minimum als anhang ;) )

so...und abschließend noch: vielen, vielen dank fürs lesen und möge meine Leserschaft immer so angenehm übersichtlich bleiben :D


Ihre Waffe hielt sie weiterhin auf Jarod gerichtet, während sie sich langsam zu dem Jungen umwandte. Entsetzt starrte Nina in seine dumpfen, kalten Augen. Jene tiefe, sehnsüchtige Traurigkeit, die sie an seinem undurchdringlichen Blick so fasziniert hatte, war verschwunden. "Bist du hier, um deinen Verrat zu ende zu führen?" Trotz dieser bitteren Worte lagen weder Vorwurf noch Zorn in seiner Stimme, während er den Lauf seiner Pistole auf Nina gerichtet hielt. Langsam schüttelte die junge Frau den Kopf, in ihren Augen stand Schmerz. "Es...es tut mir leid!", erwiderte sie leise, "Ich bin nicht hier, um dich zu töten. Ich habe die Antworten, nach denen du gesucht hast - die Wahrheit über deine Vergangenheit, über dich und diesen Jarod!" Nina warf dem älteren Herren einen verächtlichen Seitenblick zu, welcher sich nun erhob und hinter seinem Schreibtisch hervortrat. "Welche Wahrheit wollen sie ihm schon erzählen?", rief er höhnisch, während er um Nina herumging und sich an die Seite seines Stiefsohnes stellte, "Ich habe ihn Stärke gelehrt, Miss Harding, die Stärke, sich nicht von den tückischen Lügen dieser kranken Welt verwirren zu lassen!" "Seien sie still!", schrie sie ihn an und ihre Stimme bebte vor Hass. Allmählich wurde ihr klar, welch starken Einfluss dieser unscheinbare alte Mann auf ihren Partner haben musste, und dass ihre Lage mit jedem weiteren Augenblick aussichtsloser wurde. Nina spürte, wie sie instinktiv gegen die Kraftlosigkeit ankämpfte, welche sie immer mehr einzufangen drohte. Es war ein Duell zwischen ihr und Jarod, ein Duell um die Seele dieses Jungen - Ein Duell, welches sie, wie sie fürchtete, nicht gewinnen konnte. Jarod beobachtete mit tiefster Genugtuung, wie die kalte, selbstsichere Maske seiner Gegnerin zerfiel, und mehr und mehr die Verzweiflung darunter zum Vorschein kam. "Sie ahnen garnicht, ", fuhr er schließlich fort, "wie sehr uns ihr unhöfliches Eindringen hier entgegenkommt." Ninas Augen suchten den Blick des Jugendlichen, doch dieser schien so unnahbar und kühl wie ein weit entferntes Licht auf dem Grunde eines zugefrorenen Sees. "Was soll das heißen?", fragte sie ihn unsicher, "Was redet er da?" "Nina Harding.", erwiderte der Junge leise und sachlich, "Codename: Fade, eine ausgezeichnete Auftragskillerin...Du bist meine Zielperson, Nina, das warst du von Anfang an!"

Fassungslos sah die Attentäterin den Jungen an. Das war zu viel für sie! Nina spürte, wie ihre Augen feucht wurden - Es waren Tränen des Zornes und der Hilflosigkeit. "Nein!", brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, "Du wolltest das nicht! Du hattest die Lügen dieser Organisation durchschaut! Du wolltest all dies zurücklassen!" Jarod funkelte sie zornig an. "Aus ihrem Mund höre ich McClays Lügen!", sagte er schneidend, "Beachte sie nicht, mein Junge. Erschieß sie!" Nina wähnte ihr Ende bereits nahe, und mit dem Ausdruck trauriger Resignation blickte sie in den Lauf seiner Waffe, während ihr eine Träne die Wange hinunterlief. Der totbringende Schuss jedoch blieb aus. Überrascht sah sie in das Gesicht des Jungen, in welchem sie nun endlich eine Regung wahrnahm. Stirnrunzelnd sah der Jugendliche zu Boden, seine Pistole hielt er jedoch weiterhin auf Nina gerichtet. Sie zweifelte nicht daran, dass er weiterhin jede ihrer Bewegungen wahrnahm, und dass eine falsche Regung ihren Tod bedeuten würde. Dennoch gab ihr die Tatsache, dass er offensichtlich über ihre Worte nachdachte, neuen Mut. Auch Jarod nahm das Zögern seines Schützlings mit deutlichem Unbehagen zur Kenntnis. "Worauf wartest du noch?", drängte er, "Töte sie!" Die junge Frau ignorierte ihn, ihre Aufmerksamkeit galt allein dem Jungen. "Du weißt, dass ich die Wahrheit sage, nicht wahr?" In ihrer eindringlichen Stimme schwang Hoffnung mit. "Du musst dich erinnern! Du wolltest dieses Leben nicht mehr führen! Du wolltest nicht mehr belogen werden!"

Langsam schloss er die Augen und senkte den Kopf. Seine Sinne ließen ihn jede Bewegung seiner früheren Partnerin regelrecht spüren. "Lüge...", dachte er, "...Lüge?..." Plötzlich erstarrte er. Auf einmal schien eine Erinnerung wie ein helles Licht durch seine Gedanken zu tauchen. "Schieß, mein Sohn!", schrie Jarod ihn inzwischen an, "Schieß doch endlich!" Seine Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen...bedeutungslos. Langsam schüttelte der Junge den Kopf. Verständnislos starrte sein Stiefvater ihn an. "Hiob...?" Schnell wich sein Ärger jedoch dem planken Entsetzen, als der Jugendliche unbewusst jene Worte wiederholte, mit welchen er seinem Ziehvater schon einmal den Rücken zugewandt hatte: "Wer zu lange eine Lüge lebt, ", sprach er leise, wobei ein Stück der alten Traurigkeit in seine Stimme zurückgefunden hatte, "ist am Ende selbst nichts weiter als eine Lüge!" Fassungslos wich der Alte einen Schritt zurück. "Nein, ", stammelte er, "das kann nicht sein! Du kannst dich nicht erinnern!" Erleichtert atmete Nina auf. Das Ende dieses Alptraums schien sich endlich abzuzeichnen. "Ein weiteres Mal werde ich nicht zulassen, dass du mich zu einer Lüge machst, Jarod." sagte ihr junger Partner entschlossen und ohne ihn anzusehen, richtete er die Pistole auf seinen Stiefvater, welcher noch immer neben ihm stand und nun panisch in den Lauf der Waffe blickte. "Das...das kannst du nicht tun...Hiob!", versuchte er auf den Jungen einzureden, dessen abgewandtes Gesicht noch immer mit geschlossenen Augen gen Boden zeigte. In einem einzigen Augenblick schien der Schuss der Beretta die Spannungen, welche sich in diesem Raum aufgebaut hatten, zu zerreißen. Leise hauchte Jarod sein Leben aus, während er getroffen zu Boden sank. Der Jugendliche ließ langsam die Waffe sinken und öffnete die Augen. Eine tiefe, schmerzerfüllte Melancholie lag in ihnen, welche Nina an das Kind auf dem Foto erinnerte. Sie machte einen Schritt auf ihren Partner zu und holte das Bild aus der Tasche. "Es ist vorbei!", sagte sie leise, während sie das Foto neben Jarods Leiche zu Boden gleiten ließ. Allmählich hob der Junge den Blick und sah seiner Partnerin in die Augen. "Was machen wir jetzt, Nina?", fragte er und die Andeutung eines schwachen Lächelns flog über sein Gesicht.

Gedankenverloren stand McClay vor dem großen Fenster seines Wohnzimmers und blickte in die melancholische Abendröte hinaus, welche sich über das nie müde werdende Treiben der Großstadt gelegt hatte. Das Klingeln seines Telefones schien er garnicht wahrzunehmen, bis sich endlich der Anrufbeantworter einschaltete und eine wohl vertraute Stimme erklang. "McClay, Jarod ist tot! Aber diese Killerin ist mit dem Jungen untergetaucht, sie sind wie vom Erdboden verschluckt. Ihre Versuche, Miss Harding und ihren Partner auf unsere Seite zu ziehen, sind gescheitert. Sie wissen, was das bedeutet. Solange die beiden nicht für uns arbeiten, sind sie ein untragbares Risiko! Ich unterstelle es ihrer Verantwortung, sie zu finden und zu tun was nötig ist, um eine Gefährdung der Organisation zu verhindern. Und, McClay: Ein weiteres Mal werden wir kein Versagen tolerieren!" Ein Klicken erklang und es herrschte wieder Stille. Die Lippen des Mannes am Fenster verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, während er auf die beneidenswerten, unwissenden Menschen unter sich hinabblickte, welche in ihrer kleinen, heilen Welt ihren bescheidenen Zielen entgegenstrebten. Sie ahnten nicht, wie sehr ihr Schicksal von den Entscheidungen beeinflusst wurde, welche Leute wie McClay oder Jarod tagtäglich trafen. Nun jedoch, war die Entscheidung bereits gefallen, dies wusste er. Die Entscheidung, ihn zum Sündenbock zu machen und den Kopf für jene hinhalten zu lassen, welche so in aller Ruhe hinter ihrem schützenden Wall der Anonymität weiterhin ihren paranoiden und machtlüsternen Tagträumen nachgehen konnten. Kopfschüttelnd wandte er sich ab und ließ das Zimmer im unwirklichen Halbdunkel der späten Abendsonne zurück. Es war noch lange nicht vorbei - Das war es niemals!

Ende (Fortsetzung nich ausgeschlossen - ich würde sogar sagen: wahrscheinlich)
 
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