XJustinSaneX
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fruchtoase schrieb:1. Es ist nicht der Druck selbst der Rehagel zu schaffen macht, es ist der der ihm dem Druck aussetzt. In Bayern war das der ganze Verein (Vorstand, Berater und wohl auch Spieler). Rehagel verlangt absolute Kontrolle, die wollten ihm die Bayernköpfe (eben der geneigte Vorstand und Co.) nicht geben und daher mußte er scheitern. Scheitern ist sowieso eine seltsame Bezeichnung... Bayern stand zum Kündigungszeitpunkt auf Platz eins der Tabelle und Beckenbauer der sich dann für die Meisterschaft feiern ließ hatte einen schlechteren Punkteschnitt als Rehagel zuvor...
Bayern wurde Zweiter und war das auch, als Rehhagel gefeuert wurde.
Außerdem wusste Rehhagel vorher, auf was er sich da einlassen würde. Dass es nicht gerade einfach ist, bei Bayern zu arbeiten, war ihm ja auch klar. Und dass es unmöglich ist, dort vollkommene Kontrolle haben zu wollen, hätte ihm klar sein sollen.
2. Zukunftsorientiert arbeiten...
WO gibt es das? WO hat es Erfolg?
Wo die erste Frage beantwortet werden kann muß die zweite meist verneint werden...
Sicher, man kann für die Zukunft arbeiten (Ajax zeigt das sehr deutlich), Erfolg kann man aber nicht planen (DAS zeigt Ajax ebenso).
Wo es das gibt und wo es auch Erfolg hat?
Ajax

Aber dennoch haben sie immer wieder gezeigt, dass sie gute junge Spieler hervorbringen können. Und das ist aus meiner Sicht schon mal "zukunftsorientiert". Selbst wenn Ajax wieder international erfolgreich wäre wie in den 90ern bezweifle ich, dass die wirklich guten Spieler dort langfristig gebunden werden könnten. Dazu ist die niederländische Liga zu einseitig durch die 3 Spitzenclubs geworden.
River Plate ist ein weiteres Beispiel für zukunftorientierte und erfolgreiche Arbeit. Sie sind zum 32. Male Meister geworden und haben Spieler wie Demichelis, Saviola, D'Alessandro hervorgebracht. Und mit beispielsweise Cavenaghi haben sie immer noch den ein oder anderen jungen Ausnahmespieler.
Auxerre ist auch ein Club, der sich oben festgesetzt hat (letzte Saison immerhin Vierter, davor Pokalsieger und in den Jahren davor das ein- oder andere Mal Meister) - und das immer wieder mit jungen Spielern aus der eigenen Talentschmiede (z.B. Djibril Cissé oder Philippe Mexes [da kommt irgendwo ein Accent drauf

Und da gäbe es bestimmt noch andere Beispiele.
Rehagel hat völlig recht wenn er sagt wer erfolgreich gespielt hat hat modern gespielt, denn ist es nicht das was die Medien ausschlachten? Sieg und Niederlage?
Klar sehen die Medien einen Sieg lieber als eine Niederlage. Aber ich denke, dass man langfristig mehr Erfolg hat, wenn man auch modern spielt und auch immer langfristig denkt. Kurzfristiger Erfolg ist schön und gut. Aber wenn alles darauf ausgelegt ist, wird's langfristig eben eng. Von daher bezweifle ich mal, dass Griechenland in Zukunft überhaupt zu einem der großen Turniere mitfahren darf.
3. Griechenland oder Deutschland...
Einerseits wäre es ein interessanter Schachzug gewesen zum DFB zu gehen, andererseits war klar daß sich da genauso alle an ihre Macht klammern und ins Spiel hineinreden wie bei Bayern.
In Griechenland, nunja, er wäre als der Held des Griechischen Fußballs überhaupt gegangen wenn er denn gegangen wäre. So wird er zwar viel Respekt behalten, aber wenn ihm, wie zu erwarten, im nächsten großen Turnier das Glück nicht ganz so hold ist "stürzen sie [die Griechen] sich ins Meer." Und reißen seinen Ruf vielleicht mit.
Das denke ich nicht. Man wird ihn immer in Erinnerung haben als den Trainer, der einen absoluten Aussenseiter zum Europameister machte und denjenigen, der mit einem Aufsteiger Meister wurde.
In Bayern oder Kaiserslautern wurde er auch gefeuert und man sieht ja, wie er darauf jeweils reagiert hat.
Hitzfeld wurde rausgeworfen, wäre er vor der Saison von allein gegangen wäre er der größte Trainer aller Zeiten für Bayern gewesen, so haftet ihm der Makel des Rauswurfs an.
Es gibt wenige Trainer, die ihr Leben lang bei einem Verein bleiben und dort meistens Erfolg haben (mal abgesehen von Guy Roux

Wenn Hitzfeld zurückgetreten wäre, würde dieser Makel an ihm haften und wenn er länger geblieben wäre, wäre der Rauswurf sehr viel unsauberer geworden, da er dann während der Saison geschehen wäre und über die vorzeitige Auflösung des Vertrages hinausgegangen wäre.
Wenn man diesen Ausblick auf die Zukunft immer im Auge behält kommt man manchmal zu Lösungen die ganz anders als das vermeitnlich rationale sind.
Ich stell mir gerade vor, wie du in einem Film mit diesem Satz bei Sonnenuntergang auf einem Felsen stehst, das Meer davor reflektiert die rote Sonne und dein Blick ist weit nach vorne gerichtet

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Hm, jetzt wurde nicht allzu viel von meiner Seite zur EM gesagt.
Und um die Mods nicht vollkommen zu verärgern, verspreche ich hiermit, mich zu diesem Thema in diesem Thread nicht mehr zu äußern, da die ganze Diskussion ins Uferlose gehen würde.
Und ich schreibe jetzt noch einfach was zur zurückliegenden EM:
Es war eine EM der Überraschungen. Griechenland ist Europameister, Portugal hat nun auch nicht unbedingt jeder im Finale gesehen. Dass Schweden so weit kommt, war auch nicht von vorn herein erkennbar. Oder die Rolle von Frankreich und Italien, den vermeintlichen (von mir genannten) Favoriten. Aber beide Teams bekommen nun neue Trainer, bei Italien macht es Lippi, bei Frankreich Tigana oder Blanc (so wie es momentan aussieht) und auch sie werden eine komplett andere Trainerphilosophie eingeflößt bekommen.
Von daher freue ich mich schon mal auf die nächste WM, weil man dort sehen kann, wie sich die "Großen" des Fußballs machen und wie sie sich (wenn sie es denn dann haben) aus der Krise bewegt haben.
Bei Deutschland interessiert mich erstens, wer denn nun nach Rehhagels und Hitzfelds Absage der neue Trainer wird. Wenger hat ja auch keine Lust auf ein Engagement. Matthäus? Hiddink? Vielleicht wird's doch eine Übergangslösung geben und Hitzfeld macht's dann nach einer 3-4 monatigen Überlegungszeit?
Man weiß ja nie.
"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel".
In dem Sinne...