Draconia - aus einem Rollenspiel wird Ernst

LadyR

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Ich hatte diese Geschichte schon einmal hier begonnen, leider fiel sie einem Serverproblem oder was weiß ich zum Opfer wie andere Posts damals auch.

Daher fange ich noch einmal an, poste aber gleich mehrere Teile für jene Leser, die schon damals begonnen haben:

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Draconia
1. Kapitel

„Wally!“
Valerian hielt mitten auf der Treppe inne und drehte sich um. Ein schlaksiger, dunkelhaariger Junge rannte den Gang herab auf ihn zu.
„Du sollst mich nicht Wally nennen“, knurrte Valerian.
„Wäre dir Valerie lieber?“ fragte Klemens und grinste. Etwas atemlos hastete er die Treppe herauf bis er neben Valerian stand.
„Bist du so gerannt, nur um mich auf den Arm zu nehmen?“ Valerian drehte seinem Freund den Rücken zu und stieg die restlichen Stufen hinauf.
„He, warte doch!“ So leicht ließ Klemens sich nicht abschütteln. „Willst du nicht wissen, was los ist?“
Valerian sah kurz auf die Uhr. „Du hast noch zwei Minuten. Schmolle zerlegt dich in die Einzelteile, wenn du schon wieder zu spät zum Physikunterricht kommst.“
„Das juckt mich nicht.“ Klemens zog einen Umschlag aus seiner Hosentasche und hielt ihn Valerian unter die Nase. „Ich war beim Direx.“
„Er hat es dir erlaubt?“
„Sogar schriftlich. Heute nachmittag geht es los. Während ihr zehnmal rund um das Stadion keuchen dürft, fahre ich mit meinem Vater zur Computermesse nach London.“
„Das Glück ist immer mit den Dummen.“
„Nur kein Neid. Ich dachte, dein Vater fährt diese Woche auch zu irgendeiner Tagung.“
„Er ist gestern abend losgefahren.“
„Warum hat er dich nicht mitgenommen?“
„Was sollte ich da? Mir anhören, wie ein Haufen Zahnärzte über Füllungen und Mundhygiene diskutieren?“
„Auch wieder wahr. Bin ich froh, dass mein Vater ein Computergeschäft und keine Zahnarztpraxis hat.“
Die Schulglocke schrillte. Valerian und Klemens erreichten den Physiksaal genau in dem Moment, in dem Professor Schmolle aus dem Lehrerzimmer trat. Sie schlüpften zur Türe hinein, ehe er sie ansprechen konnte. Der Rest der Klasse war schon da. Edmund, der Schwarm aller Mädchen, hatte sich genau auf Valerians Platz breitgemacht. Er hatte seinen Stuhl zur Mitte der Schulbank gestellt und beide Unterarme auf die Tischplatte gelegt. Nur eine magersüchtige Bohnenstange hätte daneben noch Platz gefunden. Valerian war leider das genaue Gegenteil davon.
„Willst du was von mir, Fettkloß?“ fragte Edmund, als Valerian neben ihm stand.
„Lass dich nicht provozieren“, flüsterte Klemens. „Er ist im Judoclub.“
Valerian biß die Zähne zusammen. *Irgendwann zahle ich es dir heim, Edmun*, dachte er. Er ignorierte Edmunds herausforderndes Grinsen und setzte sich in die vorderste Bank, genau vor Schmolles Pult.
Schmolle trat ein, legte seine Bücher auf das Pult, zog seine Notenliste hervor und lächelte Valerian an. „Du kannst mir sicher ein paar Fragen zum Stoff der letzten Stunde beantworten, oder?“
*Was würdest du tun, wenn ich nein sage?* Valerian nickte, wandte kurz den Kopf und erdolchte Edmund mit seinen Blicken.
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„Immer locker!“ Der Turnlehrer stand neben der Aschenbahn und winkte mit der Hand in der er die Stoppuhr hielt.
*Der... hat... gut... reden*, dachte Valerian und selbst zum Denken wurde ihm der Atem langsam knapp. Seine Beine schienen Tonnen zu wiegen, und sein Gesicht machte einer vollreifen Tomate Konkurrenz.
Klemens war ihm um eine halbe Runde voraus. Am liebsten hätte er sich ins Gras neben die Bahn geworfen und den Turnlehrer zur Hölle geschickt, mit Edmund als Begleitung. Dabei war Herr Sommers kein übler Typ. Er gab sich redlich Mühe Valerian zu überzeugen, dass reichlich Bewegung gesund war. Es war nicht sein Fehler, dass er als ehemaliger Zehnkämpfer sich nicht vorstellen konnte, dass irgend jemand keinen Gefallen an Leichtathletik oder Geräteturnen fand. In seinem Eifer schloss er Valerian von keiner Übung aus, leider.
„Na, kommst du vom Fleck, Fettkloß?“ fragte Edmund grinsend, während er ansetzte Valerian zu überrunden. „Vielleicht schaffst du die drei Runden bis zu den Sommerferien.“
Valerian bekam nicht genug Luft, um darauf zu antworten. Edmund zog weiter. Im Vorbeilaufen rempelte er Valerian an. Der geriet ins Stolpern und fiel hin. *Das ist die Gelegenhei*t, dachte er. Mit schmerzverzogenem Gesicht rappelte er sich wieder auf und humpelte weiter, obwohl ihm in Wirklichkeit gar nichts weh tat.
„Gibt es Probleme?“ fragte Herr Sommers, als Valerian mehr tot als lebendig an ihm vorbeiwankte.
„Mein Knie, Edmund...“
„Ich habe es gesehen“, unterbrach ihn Herr Sommers. „Laß mich sehen.“ Valerian hielt still, während Herr Sommers sein Knie betastete. „Du hast Glück“, sagte der Sportlehrer.
*Ich darf mich ausruhen und zuschauen?*
„Keine Spur von einer Verstauchung, nicht einmal ein blauer Fleck. Du kannst weiterlaufen.“
„Aber es tut weh!“
„Weißt du, Valerian“, sagte Herr Sommers und musterte ihn von oben bis unten, „wenn ich dich so höre, könnte ich glauben, du willst überhaupt nicht mitmachen, beim Laufen nicht und überhaupt bei keiner Übung.“
*Himmel, welche Erkenntnis!*
„Dabei“, fügte Sommers hinzu, „braucht keiner in der Klasse Bewegung so nötig wie du. Wie viel wiegst du? Fünfundsiebzig, achtzig Kilo? Du bist übergewichtig und unbeweglich und wieso?“
*Weil ich Sport hasse.*
„Weil du zu bequem bist, dich regelmäßig zu bewegen. Warum trittst du nicht einem Sportverein bei? Das würde dir sicher Spaß machen.“
*Etwas soviel wie sich in der Badehose auf einen Ameisenhaufen setzen?*
„Ich habe mit anderen Lehrern über dein Problem gesprochen.“
*Großartig. Warum es nicht live in einer Talkshow verkünden?*
„Sie haben alle so in etwa die gleichen Erfahrungen mit dir gemacht. Du könntest in jedem Fach ein bis zwei Noten besser sein, wenn du dich dafür interessieren würdest.“
*Was kann ich dafür, dass mich lateinische Verben nicht vom Hocker reißen?*
„Denk mal darüber nach, Valerian. Und jetzt lauf weiter. Sonst liegst du bald zwei Runden hinter Edmund. Trab an!“
Valerian strich eine feuchte Strähne zurück und hatschte weiter. Schritt um Schritt um Schritt... Er würde den Nachmittag überleben. Irgendwie.
„Flotter bitte. Wir wollen nachher noch den sechzig Meter Lauf üben!“
Vielleicht auch nicht.
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Gegen halb sechs knallte er die Haustüre ins Schloss, warf den Schlüssel auf die Kommode und die Schultasche neben die Garderobe.
„Bist du das, Valerian?“ rief seine Mutter aus dem Wohnzimmer.
„Nein, der Exekutor.“
„Wie war es in der Schule?“
„Wie immer wunderbar. Wir sind um das Stadion gerannt bis unsere Zungen am Boden hingen, und dann durften wir noch sechzig Meter um die Wette laufen. Ich war natürlich der Erste - von hinten gezählt.“
Valerian schlenderte ins Wohnzimmer. Seine Mutter saß mit roten Augen vor dem Fernseher, eine offene Schachtel Pralinen auf dem Schoß. Zerknüllte Taschentücher waren auf dem Couchtisch verstreut.
„Schon wieder ‘Doktor Gerber’, Mama?“ fragte Valerian. „Kommt nichts Besseres im Fernsehen?“ Er setzte sich neben seine Mutter und fischte eine Marzipanpraline aus der Schachtel. Auf dem Bildschirm küsste Doktor Gerber gerade seine Assistentin. Valerians Mutter zog ein frisches Taschentuch aus ihrer Hosentasche.
„Jedes Mal, wenn Papa zu einem Seminar oder einer Tagung fährt, schaust du dir genau das Video an. Gleich wird Frau Doktor Gerber hereinkommen und losheulen“, sagte Valerian und nahm sich noch eine Nougatpraline.
„Das verstehst du nicht“, sagte seine Mutter und putzte sich die Nase.
*Und ob ich verstehe*, dachte Valerian. *Ich bin erst fünfzehn, aber ich bin nicht dämlich.* „Papa hat Silvia nicht mehr mitgenommen seit du ihm vor einem Jahr so eine Szene gemacht hast. Er würde dich nie mit seiner Assistentin betrügen, dafür hat er dich viel zu gern.“
Die Mutter warf das Taschentuch zu den anderen. „Silvia ist jung und schlank. Sieh mich an!“
Valerian fand seine Mutter ganz in Ordnung. Sie war zwar kein Model, aber so richtig dick, nein, das war sie auch nicht. „Du siehst gut aus.“
„Ich bin eine Tonne! Früher, bis kurz nach unserer Heirat war ich auch so schlank wie Silvia.“
*Wie oft reibst du mir das noch unter die Nase?* „Und dann kam ich? Soll ich mich dafür entschuldigen, dass ich auf der Welt bin?“
„Oh Valerian, es tut mir leid. So meinte ich das nicht.“
*Das soll ich dir glauben?* Es hatte absolut keinen Sinn, mit seiner Mutter zu streiten. Sobald der Vater verreiste, saß sie ein, manchmal zwei Tage vor dem Fernseher, plünderte eine Schachtel Pralinen nach der anderen und schaute sich alte Arztserien an. Sie hatte eine ganze Reihe davon auf Video. Bevorzugt Folgen in denen der Arzt seine Frau betrog und sie dahinter kam.
Am nächsten Tag bereute Valerians Mutter ihren Pralinenhunger. Sie saß stundenlang im Trainingsraum im Keller und quälte sich am Heimtrainer ab bis die zwei, drei Pralinenpfunde wieder weg waren. Wenn der Vater nach Hause kam, war sie genauso wie vor seiner Abreise und enttäuscht, weil er ihr das Training nicht ansah.
„Gibt es noch was anderes zu essen außer Pralinen?“ fragte er und stand auf.
„Die Lasagne steht im Kühlschrank. Du musst sie nur warm machen.“
Das war ihm zuviel der Mühe. Da nahm er sich lieber eine Tüte Chips. Seine Mutter hatte die leere Pralinenschachtel gegen eine neue getauscht. Auf dem Bildschirm drückte Kinderarzt Jonas Dörner gerade eine gertenschlanke Krankenschwester an seine Brust, während vor der Tür seine Frau aus einem Taxi ausstieg.
„Übrigens war dein Freund heute Nachmittag hier“, sagte die Mutter zwischen zwei Taschentüchern. „Er hat dir ein Paket gebracht. Es liegt auf deinem Schreibtisch.“
Valerian eilte in sein Zimmer. Tatsächlich lag da ein braunes Paket neben seinem Biologiebuch. Er riss es auf.
„Was ist es denn, Valerian?“
„Das neue Computerspiel, ‘Draconia 4’.“ *Endlich.* Schließlich hatte er darauf fast ein halbes Jahr gewartet.
„Mach aber zuerst die Hausaufgaben!“
„Tu ich doch immer.“
Es juckte Valerian in den Fingern. *Nach der Schufterei in Turnen habe ich mir eine Belohnung verdient. Mathe kann ich morgen noch büffeln und die Lateinaufgabe schreibe ich von Klemens ab.* Valerian liebte dieses Spiel. Ein Klicken mit der Maustaste genügte, um Monster abzuschlachten und als großer Held zu gelten. Minimale Anstrengung - maximaler Lohn, warum konnte es wirklichen Leben nicht auch so einfach sein?
Bewaffnet mit zwei Coladosen und einer Schüssel Popkorn startete Valerian den Computer. Auf der Rückseite des Spiels klebte ein gelber Zettel.
„Ich wünsche dir viel Glück. Solltest du es schaffen, teilen wir das Geld“, hatte Klemens daraufgekritzelt. Kopfschüttelnd packte Valerian die CD-ROM aus. Die Installation klappte ohne Schwierigkeiten. Bevor jedoch der Vorspann über den Bildschirm flimmerte, erschien eine Notiz des Herstellers.
„Noch niemandem ist es bisher gelungen, das Spiel zu lösen. Sollten Sie es schaffen, erscheint eine zehnstellige Zahl. Notieren Sie diese Zahl und rufen sie uns an. Wir belohnen sie mit 10 000 $. Unsere Telefonnummer finden Sie auf Seite 12 ihres Begleitheftes. Viel Erfolg.“
Das also hatte Klemens gemeint. 10 000$ was könnte er mit dem Geld nicht alles tun! Den Computer aufrüsten, seine Spielesammlung vergrößern, eine Klassenfete geben, bei der selbst Edmund sprachlos wäre... *Reiß dich zusammen und fang endlich an!*
Der Vorspann lief. Valerian erfuhr, dass er Draconia - wieder einmal - vor dem drohenden Untergang retten musste. Eine nicht näher erklärte Gefahr hatte alle Zauberer auf Draconia in den Wahnsinn getrieben. Die wenigen gesunden hatten sich irgendwo versteckt. Monster kamen aus Höhlen, Sümpfen und finsteren Wäldern. Sie überfielen Gehöfte und Dörfer. Viele Menschen starben. Der König war verzweifelt. Wie sollte er eine offenbar magische Gefahr ohne Zauberer besiegen?
Jetzt war Valerian an der Reihe. Er musste einen Namen für seine Spielfigur wählen. Wie bei den früheren Draconiaspielen tippte er „Conan“ ein, auch wenn der weißblonde Ritter keinerlei Ähnlichkeit mit dem Filmbarbaren hatte.
Das eigentliche Spiel begann. Valerian rüstete seinen Helden aus, traf seine Gefährten, sammelte Information und Kampferfahrung.
Auf dem Weg in die Hauptstadt kamen Conan und seine Freunde an einem versteckten Höhleneingang vorbei. In solchen Höhlen gab es meist wertvolle Ausrüstung, Juwelen und Goldnuggets zu holen, daher schickte Valerian Conan hinein.
Im ersten Teil der Höhle fand Conan nur ein Skelett, das einen Rubin und eine Schriftrolle bei sich trug. Leichen zu untersuchen gehörte zum Einmaleins des Spiels. Wer sich zierte eine Leiche zu plündern, dem entging früher oder später ein wichtiger Hinweis.
Conan kam nicht mehr dazu, die Schriftrolle zu lesen. Trolle strömten in die Höhle. Conan hatte keine Chance. Seine Lebenspunkte schmolzen dahin, und ehe Valerian auf Fluchtmodus umschalten konnte, erschien ein Grabstein mit der Inschrift: „Ruhe sanft, Conan.“
„So ein Mist!“ Zum ersten Mal war Valerians Figur so früh in einem Spiel gestorben. Und er hatte vergessen, das bisher erreichte abzuspeichern! Alles noch mal von vorne, auch die langweiligen Gespräche. „Verdammt, verdammt, verdammt!“ Valerian hieb mit beiden Fäusten auf die Tastatur.
Welche Tasten hatte er gedrückt? Egal, das Bild des Grabsteins verschwand und machte einer roten Wolke Platz. Ein Lichtpunkt in der Wolkenmitte wuchs, wurde größer und heller. Das weiße Licht fraß die Wolke auf und wurde so grell, dass Valerian die Augen schloss. *Was habe ich nur gemacht? Gleich fliegt mir der verfluchte Kasten um die Ohren*. Das Licht hüllte Valerian ein. Er wollte schreien, doch da wurde ihm schwarz vor Augen. Bewusstlos sackte er zusammen.

Ende des ersten Kapitels
 
Der Anfang war richtig klasse. Die Beschreibung von Valerian, seiner Mutter, Klemens, das war realistisch und man konnte sich so richtig hineinfühlen. Schulalltag etc. Wer kennt das nicht *g*? Was jetzt passieren wird, kann ich mir zwar anhand des Titels eigentlich ausrechnen, aber neugierig bin ich trotzdem: Weiter!
 
Der nächste Teil ist etwas kompliziert, weil er eine Zeitschleife beinhaltet...

... und natürlich hast du recht. Die Geschichte ist sehr vorhersehbar, weil ich Rollenspielklichees eingearbeitet habe und diese mit einem Augenzwinkern hier bitter ernst nehme...

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2. Kapitel

Das erste, was Valerian spürte als er wieder zu sich kam, waren bohrende Kopfschmerzen. Er wollte sich an die Stirn greifen, aber seine Hände gehorchten ihm nicht. Erschrocken schlug er die Augen auf und starrte auf seine Hände.
*Das sind nicht meine Hände*, dachte er entsetzt. Diese Pranken gehörten einem Erwachsenen. Und sie waren platt, im schlimmsten Sinne des Wortes, flacher als jede Flunder, völlig zweidimensional. *Als gehörten sie einer Comicfigur*, schoss es ihm durch den Kopf. Seine Haut hatte eine ungute rosa-orange Farbe, die merkwürdig zu flimmern schien. Sein ganzer Körper war genauso platt wie seine Hände. *Mann oh Mann. Mich muss es übel erwischt haben. So einen Alptraum hatte ich noch nie.* Er konnte sich nicht einmal zwicken, um aufzuwachen. Wo immer er drin steckte, er hatte keine Gewalt darüber. Nur den Kopf konnte er drehen und wenden. Er stand auf einer Waldlichtung. Die Bäume hatten nicht mehr Form als er selbst, und ihre Rinde bestand aus unzähligen grauen und braunen flimmernden Punkten. Irgendwie kam ihm das alles bekannt vor.
Plötzlich drehte sich sein Körper um, und er sah drei Zelte, vor denen drei Männer standen, der Aufmachung nach ein Ritter, ein Seeräuber und ein Barde - seine drei Gefährten aus dem Spiel. *Das geht zu weit. Ich will sofort aufwachen!* Statt dessen ging er auf die drei Männer zu.
„Es wird Zeit, Conan. Laßt uns aufbrechen“, sagte der Barde.
Ich bin nicht Conan, wollte Valerian schreien, aber er nickte nur.
„Ich bin hungrig“, meldete sich der Pirat. „Wann essen wir?“
Der Rucksack des Barden klappte auf. Ein Schinken schwebte daraus hervor, genau auf den hungrigen Seeräuber zu. „Schmatz“, ein Biss und der Schinken war weg. Auf dieselbe Art verschlang der Barde ein Brathuhn und der Ritter zwei Laib Brot. *Und ich?* Ein grüner Käse flog auf ihn zu. Er war so groß wie sein Kopf und sah irgendwie schleimig aus. *Ich will auch ein Brathuhn!* Conan öffnete den Mund und verschlang den Käse. Valerian wurde übel. *Das kann doch alles nicht wahr sein*, dachte er. *Ich steckte irgendwo im Spiel. Halt, nicht irgendwo, sondern genau am Morgen bevor die Trolle Conan zerlegt haben. Was immer mich hier hergebracht hat, es hat mich in der Zeit zurückgeworfen. Ich bin Conan, und gleichzeitig sitze ich da draußen vor dem Bildschirm und treibe mich in den sicheren Tod. Das ist doch verrückt*.
Verrückt oder nicht, er rollte seinen Schlafsack zusammen und zog sein Schwert. Der Barde spannte seine Armbrust, der Ritter nahm einen Morgenstern zur Hand, und der Pirat griff nach seinem Säbel. So gerüstet machten sie sich auf den Weg.
*Es ist nur ein Spiel. Was immer Conan zustößt, ich bin nur ein Beobachter. Wenn er tot ist, wirft es mich bestimmt automatisch aus dem Computer. Mir wird nichts passieren.* Das sagte er sich immer wieder. Daraufhin ging es ihm wieder besser. Er musste gar nichts tun, nur zusehen. Bequemer ging es nicht und langsam begann die Sache im Spaß zu machen.
Auch als die Wölfe zwischen den Bäumen auftauchten, geriet er nicht in Panik. Mit einem Schlag fühlte er sich angriffslustig und verwegen. *Ich habe mich doppelt angeklickt und bin im jetzt Kampfmodus*. Seine drei Begleiter scharten sich um ihn. Die Wölfe zögerten nicht. Ein halbes Dutzend fiel über die vier Männer her. Conan schwang sein Schwert wie ein Berserker. Dennoch spürte Valerian wie wenig Können hinter all der Kraft steckte. Die Wölfe merkten es auch. Sie wichen seinen Hieben aus und schnappten zu.
„Aua!“ Blut tropfte aus seinem linken Arm. Conan tänzelte zurück und schlug wieder zu. Ein Wolf brach tot zusammen. Auch Conans Gefährten schlugen sich recht gut. Ein Wolf nach dem anderen musste dran glauben. Endlich waren die Biester alle besiegt.
„Wir haben gewonnen“, sagte der Ritter stolz. Er blutete aus einer Wunde am Bein. Den Barden hatte es an der Schulter erwischt, nur der Pirat war ohne Kratzer davongekommen.
Als der Kampfmodus wieder in den Friedensmodus wechselte, verließ Valerian aller Mut und Kampfeswille. Die Wunde blutete nicht mehr, aber sie tat höllisch weh. *Ich dürfte das gar nicht spüren. Wie wird es erst sein, wenn die Trolle mich umbringen? Nein, nicht mich - Conan.*
Es half nicht. Seit dem Kampf mit den Wölfen ahnte Valerian wie eng sein Schicksal mit dem Conans verbunden war. *Sein Schmerz war mein Schmerz. Wird sein Tod auch mein Tod sein? *
Die Bäume wichen zurück und machten einer weiten Grasebene Platz. Valerian machte ein paar Schritte hinein, da grunzte es hinter ihm.
„Wildschweine!“ rief der Ritter.
Conan/Valerian drehte sich um. Fünf Keiler rannten aus dem Schatten der Bäume auf sie zu. *Lächerlich. Keiler gehen nie als Rotte auf die Jagd. Sie müssten eher aufeinander losgehen als auf uns*. Dessen ungeachtet kamen sie schnell näher. Schaum tropfte aus ihren Mäulern, und in den winzigen, roten Augen stand blanke Mordlust geschrieben. Ich sollte auf einen Baum klettern. Statt dessen gerieten Conan und seine Freunde in Kampfesrausch. Sie zückten ihre Waffen und schwärmten aus. Ein Königreich für einen Spieß, dachte Valerian als er wie wild auf den vordersten Keiler einschlug. Es lag ein bisschen mehr Geschick in seinen Hieben als zuvor bei den Wölfen. Trotzdem bohrten sich des Keilers Hauer in Conans linkes Bein. Conan achtete nicht weiter auf die Wunde, er wich zur Seite und stach das Schwert in den Hals des Keilers. Röchelnd sank das Tier zu Boden und verblutete. Ein zweiter Keiler trampelte heran. Bei ihm hatte Conan mehr Glück, und nach zwei Treffern war der Keiler nur noch ein blutender Kadaver. Auch die Freunde hatten das ihre getan, die ganze Rotte war erledigt. Der Kampfesrausch verpuffte. Valerian fühlte sich schwach und schwindlig. Die Wunde am Bein sah bös aus, doch er hatte keine Zeit und kein Material, um sie zu verbinden. Die Schrammen und Wunden seiner Gefährten bluteten hingegen kaum.
Conan/Valerian ging zu einem der Kadaver. Ein Schinken löste sich daraus und schwebte auf ihn zu.
*Igitt! Das Ding ist ja noch roh!* Gehorsam öffnete Conan den Mund und verschluckte den Schinken. Valerian spürte das warme Blut die Kehle hinabrinnen und würgte. Doch so schauderhaft es auch schmeckte, seine Wunden taten mit einem Mal viel weniger weh und hörten zu bluten auf.
Seine Gefährten taten es ihm gleich. Valerian sah ihnen an, wie das Essen sie stärkte. Sie wanderten weiter, immer der Straße entlang. Das Grasland verlor nach einigen Schritten seinen Reiz, die symmetrisch angeordneten Halme und Büschel wirkten genauso künstlich und flach wie die Bäume, die sie hinter sich gelassen hatten.
Valerian fühlte sich schrecklich einsam. Die drei Männer, die seine treuen Gefährten sein sollten, waren hohle Marionetten. Jedes Mal, wenn Conan einen von ihnen ansprach, bekam er denselben Satz zu hören. „Ich bin stolz, mit dem Helden des Reiches reisen zu dürfen. Wie kann ich Euch helfen, Conan?“ Als Antwort standen Valerian nur die Stichworte Draconia, Edesca, König oder Danke zur Verfügung. Auf die ersten drei Worte folgte ein Vortrag über das Reich, die Hauptstadt oder die Beliebtheit des jetzigen Herrschers. Obwohl jeder der Gefährten etwas anderes zu den drei Themen zu sagen wusste, ödete es Valerian nach wenigen Wortwechseln an. Für das, was Valerian wirklich wissen wollte wie: „Wisst ihr, wie ich mit heiler Haut aus diesem blöden Spiel herauskomme?“ fehlten ihm die Worte.
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Danke fürs Lesen!
 
War doch gar nicht verwirrend... Die Schilderung eines typischen Rollenspiels, das ist schon ziemlich krass.^^ Valerian kann ja nur von Glück sagen, dass er nicht in Diablo gelandet ist... "Ah, fresh meat..."^^ *Insider-Witz*
 
rofl, die FF gefällt mir. Wer hat sich schon nicht bei Rollenspielen geärgert, wenn er immer die gleichen stupiden Antworten bekommt, aber keine Hinweise, die einem weiterbringen könnten ggg und ein ziemlich altes Rollenspiel muss es auch noch sein, wenn alles zweidimensional ist:D Bin ja gespannt, wie Valerian da wieder rauskommen wird:)
 
Ja, da hast du recht, es ist ein alter Klassiker, oder zumindest ihm nachempfunden. Damals, als ich diese Geschichte schrieb, war Ultima7 gerade der große Renner ...

Mit verwirrend meinte ich, dass er jetzt sozusagen einen Zeitsprung in die Verangenheit gemacht und zugleich die Rolle gewechselt hat. Er erlebt als Spielfigur genau das mit, das er als Spieler kurz zuvor selbst gespielt hat. Das bedeutet, das Ende ist vorgezeichnet, von ihm selbst ....

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Die Sonne zog in flottem Tempo über den Himmel. Valerian, mit seinem Zeitgefühl von jenseits des Bildschirms, kam eine Stunde wie eine Minute vor. Sie hatten kaum die Hälfte der Ebene überquert, als ein einsames Gehöft auftauchte.
Die Latten des Weidezaunes waren geborsten. Drei Kühe lagen tot im Gras. Wolfsfänge hatten ihre Kehlen zerfetzt. Sonst wiesen die Tiere keinerlei Verletzungen auf. *Das paßt doch alles nicht zusammen, dachte Valerian. *Wölfe töten, um zu fressen, und sie zertrümmern keine Zäune, sondern schlüpfen unten durch oder springen darüber.*
Am liebsten hätte er einen weiten Bogen um den Bauernhof gemacht, aber Conan marschierte auf die Haustüre los. Sie hing schief in den Angeln. Conan hatte keine Mühe dran vorbeizuschlüpfen. Wer oder was auch immer im Haus gewütet hatte, er hatte ganze Arbeit geleistet. Tische und Schränke waren entweder zertrümmert oder umgeworfen worden. Scherben knirschten unter ihren Sohlen. Conan ging zuerst in die Küche. Der Herd war noch intakt, aber essbare Nahrungsmittel gab es keine.
Weiter ging es ins Schlafzimmer. Valerian ahnte was ihn dort erwartete. Er wünschte sich verzweifelt, die Augen schließen zu können, aber Conan war unerbittlich.
Sie mussten schon mindestens einen Tag tot sein. Der Bauer hielt eine Sichel in der Hand, vielleicht hatte er versucht, damit seine Familie zu verteidigen. Die Frau lag mit gekrümmtem Rücken vor dem Bett, das kleine Mädchen an ihre Brust gepresst. Das Blut auf dem Teppich war längst getrocknet, und die Kleider verbargen die schlimmsten Wunden. Wölfe? Nein, daran glaubte Valerian nicht. Trolle oder etwas Größeres, Wilderes hatte die Familie ausgelöscht aber keine Wölfe, Bären oder Wildschweine - zumindest keine normalen. *Was ist schon normal in diesem verdammten Spiel? *Ist es etwa normal, daß ich hier festsitze? Wenn dieses „einmalige“ Erlebnis zum Standardprogramm gehört, kann die Firma bald einpacken.*
Zu weiteren Grübeleien blieb keine Zeit. Conan bückte sich, seine Bratpfannenhände packten den Bauern unter den Schultern. Die Muskeln auf Conans Rücken spannten sich, aber er brachte den toten Körper keinen Zentimeter vom Boden hoch.
*Was soll das nun wieder? Wenn du ihn nicht hochheben kannst, schleife ihn zur Seite, Mister Universum mit Erbsenhirn!*
Conan richtete sich wieder auf und streifte seinen Rucksack ab. Der zweite Versuch klappte. Er hob die Leiche auf, warf sie hinters Bett und zog den Rucksack wieder an. Valerian schüttelte sich. *Wir sollten vor dem Haus Gräber ausheben. Statt dessen behandeln wir die Toten wie Kartoffelsäcke.*
Jetzt hatte Conan freien Zugang zur Kommode seitlich des Bettes. Er zog Schublade um Schublade auf und durchwühlte den kärglichen Inhalt. Ein paar Kupfergroschen waren die ganze Ausbeute.
*Es reicht. Laß uns von hier verschwinden. Bitte!*
Doch Conan hatte noch lange nicht genug. Er ging zu dem toten Kind und durchsuchte die Taschen des blutigen Kittels. Es fand sich nur eine hart gewordene Semmel und eine Stoffpuppe darin. Die Bäuerin trug ein Amulett um den Hals, das ihr Conan abnahm. Ihre Taschen waren leer.
*Na bestens! Jetzt bin ich schon unter die Leichenfledderer gegangen. Wie tief kann ich noch sinken?*
Endlich verließ Conan das Bauernhaus. In der angrenzenden Scheune brach er noch ein paar Kisten auf und füllte den Rucksack des Ritters mit Äpfeln. Wieder auf dem Weg marschierten sie weiter auf das Gebirge zu.
*So kann das nicht weitergehen, dachte Valerian. Irgendwie muß ich diesen Körper doch kontrollieren können und zwar bevor ich das Gebirge erreiche. Das Gemetzel in der Trollhöhle darf sich nicht wiederholen. - Aber was ist, wenn es noch gar nicht stattgefunden hat? Unsinn. Wäre ich sonst hier? Die Trolle töteten Conan, ich hieb auf die Tasten, und der Computer schluckte mich. Es ist nicht dasselbe, wie beim ersten mal. Da war ich ja noch nicht im Spiel. Oder doch? - Nein. Irgendwo habe ich gelesen, daß jedes Ereignis neue Wirklichkeiten, ja ein neues Universum auf einem parallelen Zeitstrang schafft. Also könnte mein Sprung in den Computer erst diese Wirklichkeit geschaffen haben. Die Zukunft dieses Universums ist noch nicht geschrieben. Und ich, nein Conan wird vielleicht gar nicht in der Trollhöhle sterben. - Sofern ich ihn davon abhalten kann.*
Valerian schöpfte neue Hoffnung. Seine Idee schien auf den ersten Blick zwar etwas verworren, aber irgendwie klang sie doch logisch. Sogleich versuchte er mit aller Kraft, Conan zu steuern.
*Ich will nach rechts. Zwei Schritte. Immer wieder schrie er diesen Gedanken. Conan ging stur geradeaus. Ich gebe hier die Befehle, Fleischberg! Gehorche!* Plötzlich blieb Conan stehen und machte zwei Schritte nach rechts, ehe er wieder weiterging.
*Hurra! Ich kann es. Gleich noch mal. Zwei Schritte nach rechts.* Als er den Befehl das zehnte Mal wiederholte, kam die gewünschte Reaktion und Conan stand in der Wiese. Während Valerian sich gedanklich auf die Schulter klopfte, tauchte ein gutes Stück weit entfernt ein neuer Bauernhof auf. Conan ging auf die Straße zurück und lief mit langen Schritten hinüber.
Jede Schindel, jedes Astloch im Zaun, selbst die Risse in den Fensterläden waren ein genaues Duplikat des ersten Gehöfts. Doch hier standen drei Schafe auf der Weide, rupften Gras und blökten munter vor sich hin. Der Bauer hackte auf dem Maisfeld Unkraut. Conan und seine Begleiter mußten das Feld umrunden bis sie die Lücke im Zaun fanden. Sie schlängelten sich zwischen den Maispflanzen hindurch bis zum Bauern. Der sah nicht einmal hoch als sie direkt vor ihm standen. Erst als Conan ihn grüßte, rührte er sich.
„Wer seid ihr, Fremde?“ fragte er. Valerian schluckte. Dieser Bauer und der Tote vom ersten Hof hätten einander als Spiegelbilder benutzen können. Er trug auch die gleiche blaue Hose und das braune Hemd. Conan fragte nicht nach seinem Namen, sondern stellte sich als Held des Reiches vor.
„Womit kann ich Euch helfen?“ fragte der Bauer. Seine Stimme klang monoton, und auch sein Gesichtsausdruck blieb der gleiche.
„Wie weit ist es nach Edesca?“
„Eine gute Stunde. Ihr solltet Euch sputen, denn bei Nacht ist die Straße nicht sicher.“
„Nicht sicher?“
„Der Schattenmeister ruft die Untoten aus den Gräbern, lockt die Trolle aus den Höhlen und die Schleimmonster aus den Sümpfen.“
„Der Schattenmeister?“
„So nennt sich der große Magier, der ganz Draconia unterjochen will. Niemand weiß, wer er ist. Doch seine Macht ist gewaltig.“
„Schleimmonster?“ *Ich höre mich an wie ein Idiot.*
„Es sind furchtbare Kreaturen. Grün und glitschig und so groß wie Bären. Sie spucken giftigen Schleim ihren Opfern direkt ins Gesicht.“
„Untote?“
„Gefallene aus uralten Schlachten, die es nicht in ihrem Grab hält. Sie erdrosseln ihre Opfer und saugen ihnen die Lebenskraft aus den zuckenden Körpern.“
„Trolle?“
„Sie sind die schlimmsten. Massig wie Kleiderschränke mit furchtbare Klauen und Keulen bewaffnet. Sie reißen alles und jeden in Stücke.“
Mehr war aus dem Bauern nicht herauszuholen. Jetzt wusste Valerian immerhin, dass die Bewohner des ersten Hofes Trollen zum Opfer gefallen waren. Conan zog es ins Haus. Als er seine Hände nach der Schlafzimmerkommode ausstreckte, obwohl das kleine Kind im Bett daneben schlief, dachte Valerian mit aller Kraft: Nein! Nach dem fünften Mal hielt Conan tatsächlich inne, drehte sich um und verließ den Hof.
Eine halbe Draconiastunde später, lag die Grasebene hinter ihnen. Der Weg führte nun am Gebirge entlang. Die weißen Gipfel kamen Valerian seltsam niedrig vor. *Als müsste ich nur hochspringen und die Hand ausstrecken, um in den Schnee zu greifen.*
„Bald sind wir in Edesca“, sagte der Ritter. „Säumet nicht, der König braucht uns.“
Conan/Valerian schritt rascher aus. Die Felswände mit ihrem ewig gleichen grauschwarzen Muster flogen nur so an ihm vorbei. Plötzlich blieb er mit einem Ruck stehen. Hinter einem rotblättrigen Busch gähnte ein Höhleneingang.
*Jetzt geht es um alles! dachte Valerian. Wir gehen da nicht hinein.*
Tatsächlich machte Conan nur einen einzigen Schritt auf die Höhle zu, drehte sich wieder um und lief weiter. Valerian atmete auf. Das wäre geschafft! Aber wie komme ich jetzt nach Hause?
Er kam nicht dazu, den Gedanken weiterzuspinnen. Conan machte kehrt, und ehe Valerian den Gegenbefehl geben konnte, marschierte der Held des Reiches in die Höhle.

Ende des zweiten Teiles
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Danke fürs Lesen!
 
:D Offensichtlich kann Valerian ja Conan kontrollieren, wenn er sich konzentriert... Aber sich ununterbrochen zu konzentrieren schafft er doch nicht... Jetzt bin ich neugierig, ob er wirklich in die Trollhöhle marschiert - vielleicht sollte er diesmal besser vorher abspeichern^^.

Ultima 7 kenne ich zwar nicht, aber ich spiele immer noch mit Begeisterung Ultima Underworld... und zu diesem Spiel gibt es hier auch erstaunliche Ähnlichkeiten. Nur eines wundert mich: Wenn Valerian diesen Teil schon mal vor dem Computer hockend gespielt hat, warum weiß er dann nicht, dass es die Trolle waren, die die Familie umgebracht haben? Das muss er sich doch schon beim ersten Mal gedacht haben...
 
*grins* in der Haut von Conan zu stecken, scheint doch ein anderes Sichtfeld zu sein, als wenn man sich das Spiel vom Bildschirm aus anschaut ggg Aber wenigstens konnte Valerian den Conan teilweise steuern. Vielleicht kriegt er den Bogen ja noch raus.
Ultima 7 kenn ich nur vom Hörensagen, da ich auf dem Computer nie spiele. Ziehe Konsolen vor:D Und da kenn ich von der Ultima-Reihe nur die 4, die mal fürs Master erschienen war.
Poste schnell den nächsten Teil^^
 
Danke für die Kommentare. Hier ist der nächste Abschnitt:

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3. Kapitel

Der erste Höhlenteil lag in dämmrigem Zwielicht. Ihre Schritte hallten von den roh behauenen Wänden wieder. Valerian brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen. Noch ist Zeit dachte er und konzentrierte sich. *Kehr um!*, befahl er Conan mit aller Kraft. *Kehr sofort um und verlasse die Höhle!*
Die Schritte des Helden stockten.
„Da vorne liegt etwas“, sagte der Barde.
Des Helden Blick folgte seiner ausgestreckten Hand. Hinter einem Felsvorsprung lugte ein bleicher Schädel hervor. *Vergiss ihn. Du musst hier raus!*
Schwerfällig wandte sich Conan Richtung Höhlenausgang. Na also. Doch kaum ließ Valerians Konzentration ein wenig nach, strebte die Spielfigur wieder dem Toten zu. Die Leiche war nicht mehr in bestem Zustand. Ratten und Fliegenmaden hatten ein Festmahl gefeiert. Nur noch wenige Fleischfetzen hingen an den Knochen. Von seinen Kleidern waren nur noch vergammelte Lumpen übrig. Die Knochenfinger krallten sich um eine Schriftrolle.
Gerade als der Held sich danach bückte grollte es hinter seinem Rücken. Er richtete sich wieder auf, drehte sich um sah ein halbes Dutzend Trolle aus dem Seitengang kommen.
*Verdammt!*
Einen Atemzug später befand sich der Held schon im Kampfesrausch. Er zog sein Schwert und trat den Angreifern entgegen.
*Lass das bleiben* dachte Valerian. *Steck den Zahnstocher weg und lauf!*
Die Spielfigur stellte sich taub. Er wich der herabsausende Keule aus und hieb mit dem Schwert auf die blaufellige Brust des Trolls ein. Der grunzte nur und holte erneut aus. Ein zweiter Troll schloss auf und schlug seine Krallen in Conans linken Arm. Tat das weh!
Neben Conan ging der Barde tödlich getroffen zu Boden. Der Ritter hielt sich noch wacker, aber zwei Trolle trieben den Piraten in die Enge. *Du kannst noch laufen, die Trolle sind langsamer als du. Hör auf mich und fliehe! *
Der innere Kampf zwischen den Befehlen der zwei Valerians schüttelte den wackeren Recken. Seine Glieder zuckten wie im Fieberkrampf. Der Valerian auf der anderen Seite des Bildschirms gewann, doch es war zu spät. Der Hieb traf den Helden direkt auf die Stirn. Tausend Lichter explodierten vor seinen Augen, und Valerian fiel ins schwarze Nichts.
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Als er wieder zu sich kam, schwebte er in golden leuchtendem Nebel. Das muss der Himmel sein dachte er. Ich bin mit Conan gestorben. Valerian hielt sich die rechte Hand vor die Augen. Es war seine Hand, nicht die des Spielcharakters. Dennoch durchfuhr ihn ein eisiger Schreck. Sie war durchsichtig. Er sah an sich herunter, schloss die Augen und zählte langsam bis zehn.
*Ich drehe nicht durch*, beschwor er sich. *Auch wenn mein Körper nur ein Schemen ist, ein Geist. Aber wenn ich ein Geist bin, kann das nicht der Himmel sein. Ich fühle mich absolut nicht himmlisch. Ob ich in einem Geisterreich gelandet bin? Bisher dachte ich, so etwas gibt es nur in Gruselcomics...*
Als er die Augen wieder öffnete, teilte sich der Nebel vor ihm. Ein schmaler Tunnel entstand. *Was wohl auf der anderen Seite ist?* Sein Geisterkörper schwebte vorwärts, wie von einer lauen Brise getrieben.
*Keine Substanz, keine Muskeln aber der Wille wiegt alles auf*, ging ihm durch den Kopf, während er durch den Tunnel glitt.
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Ich freue mich über jede Rückmeldung!
 
Oha, hat es Valerian also doch nicht geschafft, Conan zur Umkehr zu bewegen und nun ist der Kampf wieder so ausgegangen, wie er ihn vorher gespielt hatte. Was mich allerdings etwas verwirrt hat, war, als du geschrieben hattest Conan ringt mit den Befehlen von zwei Valerians. Ich dachte Valerian wäre in Conan, wieso sitzt einer noch vor dem Bildschirm und steuert von da aus Conan. Habe ich mich da verlesen oder soll es bedeuten das Valerian in so etwas wie einer Zeitschleife geraten ist. Praktisch aus der Gegenwart in die Vergangenheit und sein vergangenes Ich steuert von außen den Conan in dem er drin sitzt????
Nun ja wie auch immer, ich will wissen was nun mit ihm passiert und wo er jetzt hinschwebt:D

Edit: Ja natürlich Zeitschleife, jetzt hab ichs weiter oben noch mal gelesen:D
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ist es also doch zum tragischen Ende des Helden von Draconia gekommen^^. Aber wenigstens ist Valerian nicht mit ihm gestorben - oder ist er etwa ein Geist? Na, ich bin ja mal gespannt, wie es jetzt weiter geht...
 
Es ist die Zeitschleife. Der Valerian draußen befiehlt mit Tastatur und Maus, der zweite steckt in der Figur und versucht sie mittels Konzentration zu kontrollieren.

Hier ist der nächste Teil:


Auf der anderen Seite erwartete ihn noch mehr Nebel. Doch er war nicht länger einheitlich weißgrau. Rote Schlieren flossen durch gelbe Wolken, grüne Tupfen vereinigten sich zu Flecken und strebten wieder auseinander. Blaue Ströme verästelten sich, bildeten birnenförmige Klumpen und tropfen auf rosa Pfützen.
Verrückt. Der Junge drehte sich und bestaunte das Farbenspiel, als drei schwarze Schatten aus einer lila Wand traten. Instinktiv duckte er sich hinter einer türkisfarbenen Wolkenhaube. Es waren die Geister von drei Männern. Der vorderste war klein und rundlich mit wallendem braunen Haar und langem Bart. Dahinter schwebte ein Hüne mit eisgrauen Haaren und massigem Kinn. Der dritte war nur wenig kleiner, dabei hager und sein schütteres Haar hing in dünnen, schwarzen Strähnen bis zu seinen Schultern herab. Alle drei trugen kobaltblaue Roben, die mit silbernen Stickereien verziert waren.
Sind das Engel oder Geister? Ein paar Schritte von ihm entfernt blieben sie stehen.
„Es war eine dumme Idee“, sagte der Braunhaarige. „Kein einziger ist auch nur in die Nähe der Lösung gekommen.“
„Woher willst du das wissen Beldazar?“ fragte der Hüne. „Kennst du die Lösung?“
„Mach dich nicht über mich lustig, Kaspiano“, sagte Beldazar und zupfte an seinem langen Bart. „Die Situation ist viel zu ernst. Armes Draconia.“
„Wir sollten die Hoffnung nicht verlieren“, sagte der Schwarzhaarige. „Uns bleibt noch etwas Zeit.“
„Wieviel, Morlan? Eine Woche? Ein Monat?“ fragte der Hüne.
Morlan zuckte die Achseln. Sein Gegenüber seufzte.
Valerian verlagerte vorsichtig sein Gewicht und beugte sich vor, um besser zu hören. Dabei geriet seine Gesicht zu nahe an die Wolkenhaube heran. Ein paar Flöckchen schlüpften in seine Nase. Es war schlimmer wie Curry.
„Hatschi!“ Er die Hände vors Gesicht, doch die drei hatten ihn gehört.
„Wer ist da?“ fragte Kaspiano.
„Hatschi!“
Morlan deutete mit der Hand auf die Wolkenhaube und murmelte ein Wort. Ein Windstoß schoss aus seinen Fingern und riss die Haube entzwei. Valerian verlor das Gleichgewicht und rollte dem großen Magier vor die Füße.
„Da sieh mal einer an“, sagte der rundliche Zauberer.
„Wer bist du?“ fragte Morlan. „Und wie kommst du hierher? Das ist unsere private Zwischendimension.“
„Tut... tut mir leid. Hatschi!“ Der Junge rappelte sich auf und streckte die Arme weit von sich, um seine Harmlosigkeit zu demonstrieren.
„Behalte deine Hände bei dir!“ sagte Kaspiano. Seine Rechte wies genau auf die Kehle ihres unerwünschten Besuchers. Sie leuchtete rot. Dieser erinnerte sich an Morlans Windtrick und verschränke die Arme eilends vor der Brust.
„Ich bin ganz friedlich, glauben Sie mir“, sagte er.
„Du hast Morlans Frage nicht beantwortet“, erinnerte ihn Beldazar.
„Weil ich es nicht weiß. Eben noch verarbeiten mich die Trolle zu Mus, im nächsten Moment wache ich hier auf. Ich weiß nur eines, wenn ich wählen kann, wo ich zukünftig spuken werde, suche ich diese Spieledesigner von Draconia heim.“
„Moment. Von welchem Draconia sprichst du?“
„Von dem verteufelten Computerspiel. Wen wundert es, dass es bisher noch nie geknackt wurde. Wenn mit jedem Spieler das gleiche passiert wie mit mir...“
„Du bist ein Spieler?“
„Ja, oder besser gesagt, ich war einer. Bis der Computer mich schluckte.“
Die drei sahen sich an.
„Kannst du uns ganz genau erzählen, was geschehen ist?“ fragte Morlan.
Valerian nickte.
Etwa eine halbe Stunde später, nach zahlreichen Zwischenfragen, kratzte sich Kaspiano am Kinn. „So etwas haben wir noch nie erlebt.“
„Glaube ich gern. Als Geist hat man nicht soviel mit Computern am Hut, oder?“
„Du würdest dich wundern“, sagte Beldazar und zog eine Grimasse. „Setz dich. Nun sind wir an der Reihe, dir etwas zu erzählen.“
Valerian ließ sich vorsichtig auf einem dunkelgrünen Wolkenpolster nieder. Beldazar, Morlan und Kaspiano setzten sich ihm gegenüber.
„Wer beginnt?“ fragte Morlan.
„Der, der fragt“, sagte Kaspiano.
„Also gut.“ Morlan wandte sich an Valerian. „Wir drei kommen von Draconia.“
„Aus dem Spiel?“
„Nein, nein. Aus dem echten Draconia. Aus der Welt, die diesen Namen trägt.“
„Wollt ihm mich auf den Arm nehmen?“
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Danke fürs Lesen!
 
:D Jetzt geht's also richtig nach Draconia? Nicht nur in ein Computerspiel? Klang jedenfalls so... Irgendwie habe ich so das Gefühl, dass diese drei Magier gehofft haben, dass irgendeiner der Computerspieler die Lösung für ein Problem findet, dass diese in ihrer Realität quält... Und schon ist der Held da, und wird sich hoffentlich darum kümmern, oder?
 
Nun scheint ja aus dem Spiel realer Ernst zu werden ggg Das es Drakonia tatsächlich gibt, damit hätte Valerian wohl nicht gerechnet. Bin ja gespannt was für ein Problem es in echt gibt und ob es Valerian durch lösen des Rollenspiels beheben kann oder er sich nun ins echte Drakonia begeben muss.
 
Danke für eure Kommentare.
Hier ist der nächste Abschnitt:

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Die drei schüttelten die Köpfe. Valerian suchte vergeblich nach einem Zeichen der Belustigung in ihren Gesichtern. „Kein Scherz? Draconia gibt es?“
„Es ist eine Welt aus einer der Erde nahen Dimension“, sprach Morlan weiter. „Sie ist wunderschön. Wir drei haben einst diese Welt regiert. Wenn du die Einführung in Draconia I gelesen hast, kennst du uns als die drei Zauberkönige. Nach dem Tod unserer Körper zogen wir uns hierher zurück, um weiter über Draconia zu wachen. Wurde Hilfe gebraucht, suchten wir einen Helden und lenkten ihn auf den rechten Weg.“
Jetzt sprach Beldazar weiter. „In den letzten zwei Jahrhunderten gab es keine größeren Katastrophen und wir begannen uns zu langweilen. Da entdeckte ich vor fünf Jahren die Erde. Für unsere Zauberkräfte ist es ein leichtes, die Grenzen zwischen den Dimensionen zu überwinden. Auf der Erde ist leider wenig Platz für schwertschwingende Helden. Sie sind nur in Büchern und Filmen lebendig. Und in den Computerspielen.“
„Allerdings“, sagte Kaspiano, „fanden wir nur langweilige Monsterschlachten. Die Helden hatten soviel Intelligenz wie Regenwürmer. Wir beschlossen, euch neue Spiele zu schenken.“
„Ihr habt die Draconia-Spiele geschaffen?“
„Nicht ganz. Wir lieferten die Geschichten. Es ist nicht schwierig, sich in menschliche Träume zu schmuggeln. Die Spieledesigner und Programmierer waren nur zu dankbar für die neuen Einfälle. Wir wählten die Abenteuer vergangener Helden und alle hatten ihren Spaß.“
„Alle Rätsel und Abenteuer der Draconia-Spiele sind also früher wirklich mal passiert?“
„Vielleicht nicht ganz genau so wie im Spiel“, sagte Kaspiano. „Wir haben sie ein bisschen aufpoliert, damit es möglichst spannend wird.“
„Das wird immer besser.“
„Danke“, sagte Beldazar geschmeichelt. „Auch wir lernen dazu.“
„So war das nicht gemeint. Wenn alles, was in den Spielen abläuft, mehr oder weniger schon kalter Kaffee ist, warum die Panne beim neuesten Spiel?“
„Das, na ja, hmm...“ Kaspiano betrachtete seine Fingernägel, „das neue Spiel ist eine eigene Geschichte.“
„Ich habe unendlich viel Zeit“, sagte Valerian und sah von einem Zauberkönig zum anderen. Alle drei vermieden es, ihm ins Gesicht zu schauen. Hier ist irgendetwas faul.
Morlan brach als erster das Schweigen. „Das neue Spiel, nun, es ist kein geschichtlich belegtes Abenteuer.“
„Ihr habt es euch einfach so aus den Fingern gesogen?“
Die drei sahen ihn verständnislos an.
„Ist es eure Erfindung?“
„Leider nicht. Zumindest nicht so ganz.“
Valerian wartete.
„Wir haben dir noch nicht alles über Draconia erzählt“, begann Morlan erneut. „Das friedvolle Zeitalter ist vorüber. Was du in der Einleitung des Spiels erfahren hast, ist ein Abglanz der Greuel, die unsere Welt derzeit heimsuchen.“
„Den Schattenmeister gibt es wirklich?“
„Und wir wissen nicht, wer er ist, noch wie er den Äther vergiftet.“
„Die Selbstmorde der Zauberer?“
„Sind geschehen.“
„Wo bleibt euer Held?“
Kaspiano seufzte. „Genau hier beginnt unser Problem. Es gibt keinen.“
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Danke fürs Lesen und ich freue mich auf eure Meinung!
 
Das ist ja eine richtig nette Erklärung für die Computerspiele... Aber diesmal scheint es ja keinen Helden zu geben, der alles wieder in Ordnung bringt - ich schätze, hier beginnt Valerians Job...^^
 
aja die vorhergehenden Spiele waren also vergangene bereits bestandene Geschehnisse in Drakonia und jetzt bei diesem neuen Spiel ist das Ende praktisch noch offen, weil es noch keinen Helden gibt und die drei Zauberer ratlos sind. Und sie haben sich Hilfe erhofft, das irgendein Spieler die Lösung für ihr Problem findet. Na da bin ja mal gespannt ob Valerian ihnen helfen kann^^
 
Danke für die Rückmeldungen.

Hier ist der nächste Teil:

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Als er Valerians erstaunten Blick auffing hob er die Hand. „Natürlich haben wir wackere Krieger im beste Alter. In jedem Dorf gibt es mindestens einen, der sich berufen fühlt, Held des Reiches zu werden. Ihre Leichen findet man nur selten. Wir waren verzweifelt.“
„Bis wir uns an die Spiele erinnerten“, sagte Beldazar.
„Warte“, Valerian beugte sich vor, „soll das heißen, ihr habt den Programmierern ein Spiel ohne Lösung in den Kopf gepflanzt? Und die haben das nicht gemerkt?“
„So dumm sind wir nun auch wieder nicht“, sagte Beldazar. „Wir gaben ihnen die Überzeugung mit, daß eine Lösung darin verborgen ist, die nur die allerbesten Spieler finden werden. Wenn der Anreiz groß genug ist.“
„Deswegen die Belohnung.“
Beldazar nickte.
„Hat es schon jemand geschafft?“
„Kein einziger. Es war eine dumme Idee“, sagte Beldazar.
„Fängst du schon wieder damit an?“ knurrte Kaspiano.
„Er hat recht“, sagte Valerian. „Ich meine, ich habe das Spiel erlebt. Es ist zu unrealistisch. Der Held des Spiels konnte nicht einmal die einfachsten Dinge tun, und seine Gespräche liefen immer auf den gleichen Schienen. Wie konntet ihr überhaupt wissen, was und wieviel irgendein Bewohner von Draconia zu sagen hat?“
Die drei blickten sich betreten an. Dann plötzlich grinste Morlan. „Wir brauchen einen echten Helden. Auf Draconia fanden wir kein brauchbares Exemplar, also müssen wir woanders danach suchen.“
In Beldazars Augen blitzte es. „Darauf hätten wir gleich kommen sollen. Aber wo finden wir jemand, der die nötige Erfahrung hat, um auf Draconia zu überleben?“
„Hmm..“ Kaspiano kratzte sich am Kinn und schmunzelte. „Es müßte ein Spieler sein, einer der besten, voll Mut und Tatkraft.“
Ihre Blicke wanderten scheinbar ratlos umher, um sich schließlich auf Valerians Gesicht festzusaugen.
„Das meint ihr doch nicht ernst, oder?“ Valerian suchte nach einem Versteck, doch die Zauberkönige umzingelten ihn. „Seid ihr denn blind? Ich bin tot.“
„Das bist du nicht“, sagte Morlan. „Lediglich dein Geist ist in unserer Wolkendimension gefangen. Wenn du in deinen Körper zurückkehrst, bist du genauso lebendig wir vorher.“
„Auf Draconia können wir dir einen besseren Körper geben. Einen richtigen Heldenkörper mit allen Sinnen, Muskeln und Reflexen für die größtmöglichen Überlebenschancen.“
„Ihr könnt mich also von hier nach Draconia befördern?“
„Wir öffnen dir ein Dimensionstor. Du musst nur hindurchtreten.“
„Dann schickt mich doch zurück zur Erde. Einmal sterben hat mir gereicht. Wer bin ich denn, dass ich meine Haut für eine fremde Welt riskiere? Und das ohne Erfolgsgarantie!“
Die drei wechselten einen raschen Blick. „Jemand, der keine Wahl hat“, sagte Beldazar. „Was immer Draconia heimsucht, es zehrt auch an unseren Kräften. Wir können kein Tor zur Erde öffnen. Nicht bevor die Gefahr beseitigt ist.“
„Ich kann also nur hier bleiben, oder nach Draconia reisen?“
„So leid es uns tut“, sagte Beldazar.
*Ich wette, euch tut es kein bißchen leid.* „Ich bleibe.“ Valerian verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Viel los ist hier zwar nicht, aber dafür habt ihr hier keinen Stress. Ich wette, euch macht niemand Vorschriften. Kein Turnunterricht und keine lateinischen Verben, an so ein Leben könnte ich mich gewöhnen.“
Die drei wechselten entsetzte Blicke. „Du kannst nicht ewig hier bleiben“, sagte Kaspiano hastig. „Dein Körper auf der Erde lebt zwar, doch er ist nur noch eine leere Hülle. Ich glaube, ihr nennt diesen Zustand Koma.“
Valerian schluckte.
„Bald wird dein Körper zu schwach sein, um weiter zu atmen. Wie lange werden eure Ärzte dich mit ihren Maschinen am Leben halten?“ fragte Morlan mitleidig. „Deine armen Eltern.“
„Na gut“, knirschte Valerian. „Ich sitze in der Falle. Egal wie ich mich entscheide, ich bin so gut wie tot.“
„Sag so etwas nicht!“ Kaspiano funkelte ihn an. „Glaubst du, wir würden uns soviel Mühe machen, wenn du keine echte Chance hättest? Gehe nach Edesca zum König. Sag ihm, dass wir dich geschickt haben. Er wird dir einen Ring geben.“
„Und dann?“
„Dann sehen wir weiter.“
Valerian stand auf. „Wenn es denn sein muss.“
„Hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Du bist ein großer Held, denk immer daran“, sagte Beldazar. Die drei schwebten zu einer roten Wolke, fassten sich an den Händen und murmelten eine Beschwörung. Ein Lichtfleck erschien, dehnte sich zu einem Rechteck aus. Bald überragte das Dimensionstor selbst den großen Kaspiano. Die Zauberkönige ließen einander los und winkten Valerian.
„Bist du bereit?“ fragte Morlan.
„Scheint so.“
„Das ist nicht die Antwort eines Helden“, rügte Beldazar.
Valerian seufzte. „Ich bin bereit. Welche Schrecken und Gefahren auch auf mich lauern, nie werde ich vom Wege abweichen, und solange noch Atem in mir ist, werde ich kämpfen für die Rettung Draconias.“ Er zog ein imaginäres Schwert und rief. „Für Draconia!“
„Für Draconia!“ wiederholten die drei Zauberkönige einstimmig.
„Das war nicht übel“, meinte Morlan, „für einen Anfänger.“
„Er wird es noch lernen“, sagte Beldazar, und Kaspiano fügte hinzu. „Hoffentlich.“
*Ihr habt euch zum letzten Mal über mich lustig gemacht.* Valerian steckte das unsichtbare Schwert ein, straffte die Schultern und schritt durch das Tor.
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Danke fürs Lesen!
 
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