und hier das Ende
Hier kommt der Schluss der Geschichte. Danke für die Kommentare, ich hoffe, auch das Ende ist gelungen.
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Der König blickte zu den Herren des Thronrates hinüber. "Stimmt ihr Lord Trelmains Auslegung zu?"
Sie wechselten gequälte Blicke, Herzog Modwil trat vor und verkündete so laut, dass es jeder hören konnte. "Wir sind an das Gesetzt gebunden, Majestät. Lord Trelmain hat wieder einmal recht. So unpassend es auch ist, die Krone gebührt der Prinzessin."
Chromir dachte an das Jagdschlösschen mit dem Forellenteich, an ruhige Herbstabende vor dem Kamin und räusperte sich. "Nun gut." Er nahm seine Krone ab und bedeutete Miria, niederzuknien. "Hiermit verkünde ich, dass Prinzessin Miria die Heldin des Reiches ist. Sie erhält ihre Hand", hier stockte er und verbiss sich ein Lachen, "und die Krone von Kaspanien. Ab heute regiert sie als Königin Miria die Erste über das Reich." Er drückte ihr die Krone in die Locken. Sie war zu groß und als Miria sich erhob, rutsche sie ihr tief in die Stirn.
Sie rückte sie zurecht und drehte sich um. Ihr Gesicht glühte vor Stolz. Die Mitglieder des Thronrates, die Hofbeamten, der Adel und die Dienerschaft beugten demütig ein Knie vor ihr.
"Erhebt Euch." Miria ließ ihre Blicke über die Menge schweifen. "Ich sehe Bestürzung und Zweifel in mehr als einem Gesicht. Meine Vorfahrin regierte mit Weisheit und Geschick, dennoch scheint die Zeit für eine Königin auf Kaspaniens Thron noch nicht gekommen zu sein. Ich habe das erwartet. Meine Regentschaft wird als die kürzeste aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Meine erste und letzte Tat als Königin ist der Verzicht auf die Krone," sie nahm den schweren Reif ab, "zugunsten meines zukünftigen Gemahls."
Die erlauchten Herren des Thronrates seufzten erleichtert. Der König warf seiner Tochter einen zweifelnden Blick zu. "Du hast schon gewählt, Tochter?"
"Das habe ich, Vater. Der neue König von Kaspanien ist unter uns."
Jedric versuchte, sich in Pose zu werfen, doch ein Bauchkrampf machte seine Bemühungen zunichte. Somiel musterte ihn giftig, räusperte sich und bekam prompt einen neuen Hustenanfall.
"Welchen der beiden habt Ihr auserkoren, Majestät?" fragte Trelmain. Das Gesicht des Lords glich einer Maske. Miria versuchte vergeblich, darin zu lesen.
"Keinen der beiden." Ein Raunen ging durch die Menge. Miria holte tief Luft und hielt Trelmain die Krone entgegen. "Lord Trelmain, wollt Ihr mein Gemahl und König von Kaspanien werden?"
Trelmains Augen weiteten sich. "Ich bin nicht von königlichem Geblüt und viel älter als Ihr. Ihr verdient einen jungen Mann, einen Helden, ..."
Chromir stieß ihm den Ellbogen in die Seite. Er grinste über das ganze Gesicht. "Nehmt an, Trelmain. Einen Helden? Pah! Der letzte Held auf dem Thron hat Kaspanien an den Rand des Untergangs geführt. Ein kluger König ist mehr wert als alle sogenannten Helden. Mein Mädchen hat mehr Verstand, als ich ihr zugetraut habe. Ihr seid der richtige für sie und für Kaspanien."
"Danke, Vater", fiel ihm Miria ins Wort, "aber lasst mich das selber regeln." Sie sah Trelmain mit einem Ausdruck an, bei dem selbst der vertrocknete Herzog Modwil weiche Knie bekam. "Seid Ihr wirklich nur bescheiden, Lord Trelmain? Oder", ihre sanfte Stimme wechselte zu frostigem Stahl, "bin ich es, die Euch zögern lässt? Verabscheut Ihr mich so?"
"Bei allen Göttern, nein!" Trelmain sah sich hilfesuchend um. "Wie könnte ich Euch verabscheuen? Ihr bedeutet mir mehr, als ich sagen kann."
Miria lächelte ihn strahlend an.
"Jetzt sitzt Ihr in der Falle, Trelmain" flüsterte der König schadenfroh.
Trelmain zog es vor, das zu überhören und beugte ein Knie. "Es wäre mir die allergrößte Ehre, Euer Gemahl zu werden und Kaspanien als König so gut zu dienen, wie ich es nur vermag."
Nun schnüffelten auch die Edeldamen und Zimmermädchen. Spitzentüchlein wurden gezückt, und die Köchin wischte sich mit dem Schürzenzipfel über die nassen Augen. Als Miria Trelmain krönte, war den Herren des Thronrates ihre Erleichterung deutlich anzusehen.
Trelmain stand auf, jeder Zoll ein König. Er wollte ein paar passende Worte sagen, aber Miria warf alle königliche Zurückhaltung über Bord und umarmte ihren Verlobten. Das Volk jubelte. Jedric und Somiel schlichen geknickt vom Hof.
Während der neue König Miria zuflüsterte, dass es unschicklich sei, Gefühle in aller Öffentlichkeit zu zeigen, schnitt sie ihm einfach mit einem langen Kuß das Wort ab.
Chromir fing den verdutzten Blick seines Nachfolgers auf und unterdrückte ein Kichern. Vielleicht hatte Trelmain sich mehr eingehandelt, als er verkraften konnte? Aber der Exkönig vertraute auf das erzieherische Geschick seiner Tochter. Wenn sie mit ihm fertig war, würde Trelmain einen recht brauchbaren Ehemann und König abgeben.
Da fiel ihm eine viel wichtigere Frage ein. Waren Mehlwürmer, Fliegen oder Regenwürmer die besten Köder für Forellen? Jetzt hatte er Jahre, um dies zu klären. Glücklich vor sich hin summend spazierte er ins Schloss zurück, um sein Angelzeug zu packen.
Ende
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Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!