Freut mich, dass dieser Thread dank dir wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist. Vielen Dank!
Hier ist der nächste Teil:
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„Soll ...“, Sakura war aufgesprungen und zerknüllte ein Taschentuch in ihrer Faust, „soll das heißen, dass Yuko sterben musste, nur weil es jemand auf Koiji abgesehen hat?“
„Bis jetzt spricht alles dafür“, stimmte der Inspektor Moris Schlussfolgerungen zu.
Conan kam nicht umhin, die Stirn zu runzeln. Es war selten genug, dass Mori in Worte fasste, was er sich selbst schon gedacht hatte. Dennoch, selbst wenn Koiji das Mordopfer hätte werden sollen, blieben noch einige Fragen offen.
Zufällig sah Conan zum Fenster hinaus. Eine schlanke, zierliche Gestalt in schwarzer Kleidung verschwand soeben im Wald auf dem Pfad in Richtung des Sees.
„Du ...du verdammter Mörder!“ Sakura krallte ihre Hände um den Hals des geschwächten Koiji. „Du hast ihn umgebracht!“
Für einen Moment waren alle perplex. Dann war Aya zur Stelle und riss Sakura zurück. „Damit erreichst du nichts, Sakura!“, rief sie und hielt die Tobende im Schwitzkasten fest.
„Was soll das, verdammt noch mal!“, keuchte Koiji und rieb sich den Hals. „Drehst du jetzt völlig durch?“
„Erklären Sie uns Ihren Ausbruch, Frau Hakobi!“, forderte der Inspektor mit strenger Stimme und sein Machtwort brachte Sakura zur Besinnung. Sie brach zusammen und als ihr Aya die Schultern tätschelte und über das Haar strich, schluchzte sie: „Er ... er hat Yukos Kaffee verschüttet. Wenn er das nicht getan hätte, wäre Yuko noch am Leben. Er .. er ist schuld, dass Yuko tot ist!“
Herr Mori griff sich an die Stirn. „Frauen sind so was von irrational!“, stöhnte er, was ihm böse Blicke aller weiblicher Anwesenden, besonders aber von seiner Tochter eintrug.
„Nun denn“, Koiji erhob sich langsam und schob den Stuhl zurück. „Ich würde mich gern noch etwas hinlegen, wenn es geht. Die lieben Kollegen wollten mich erst gar nicht gehen lassen, aber mehr als mir eine Infusion Salzlösung anhängen, können sie im Moment auch nicht. Mit dem Rest vom Gift muss mein Körper allein fertig werden.“
„Ich helfe dir!“, bot sich Hamako an und stütze ihn.
Während die beiden langsam nach draußen schritten, wurde sich Herr Mori wieder seines knurrenden Magens bewusst und lud auch den Inspektor ein, sich am Buffet zu bedienen, doch dieser wehrte ab.
„Ich muss noch ein paar Befragungen durchführen, falls jemand vom Personal in der Nacht etwas bemerkt hat.“
„Unser Koch hat immer einen sehr leichten Schlaf“, sagte Frau Kamao, „er geht oft draußen spazieren, besonders im Sommer, wenn es in den Quartieren ziemlich heiß und stickig ist. Ein Fremder ist bestimmt nicht unbemerkt an ihm vorbei gekommen.“
*Ein Fremder wird wohl nicht seine Hand im Spiel gehabt haben*, ging es Conan durch den Kopf, während er mit einer gemurmelten Entschuldigung hinter den beiden Männer her lief, ehe ihn Ran aufhalten konnte.
Er huschte in den staubigen Bereich unter der Treppe, und sein Instinkt hatte ihn nicht getrogen. Hamako brachte den Zwischenfall nochmals zur Sprache.
„Wie kannst du nur so ruhig hinnehmen wie Sakura dich behandelt. Sie ist ja wie eine Furie.“
„Halb so schlimm“, sagte Koiji und atmete schwer, weil ihn das Treppensteigen doch sehr anstrengte. „Sie ist eine gute Schauspielerin, das ist alles. Ich habe längst aufgegeben, herauszufinden, was von ihrem Getue echt und was gestellt ist.“
„Wie meinst du das?“, Hamako klang echt geschockt. „Stört es dich denn gar nicht, dass deine Verlobte Yuko nachtrauert? Bist du denn nicht eifersüchtig?“
„Die Toten machen mir die wenigsten Sorgen..“, sagte Koiji. „Außerdem hat Yuko ihr nie Hoffnungen gemacht, oder? So dumm ist selbst Sakura nicht, es stand doch schon vor drei Wochen in der Zeitung.“ Dann waren die beiden endlich oben angekommen und somit für Conan außer Hörweite.
Seufzend wollte er wieder in den Speisesaal gehen, da bemerkte er Frau Kamao, die unbemerkt heraus gekommen sein musste und mit wehmütigem Blick auf ein gerahmtes, altes Foto sah, das zwischen Blumenbildern an der Wand des Flures hing.
Conan trat leise neben sie und folgte ihrem Blick. Das Foto zeigte den Gasthof, offenbar vor mehreren Jahren. Ein älteres Ehepaar stand dort, zusammen mit einer Gruppe Gästen, darunter eine alte Frau und ein kleiner Junge, welcher dem Mädchen, das bei dem Ehepaar stand, eine lange Nase machte.
„Sind Sie das, Frau Kamao?“, fragte Conan und zeigte auf das Mächen.
Frau Kamao zuckte erst mal zusammen, dann nickte sie. „Ja, das bin ich. Es war damals völlig anders hier oben.“
„Dann sind das da sicher ihre Eltern!“, er zeigte auf das Ehepaar.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, das sind meine Großeltern, die mich groß gezogen haben. Meine Eltern sind kurz nach meiner Geburt bei einem Unfall ums Leben gekommen.“
„Wer ist denn der freche Junge da drüben?“, bohrte Conan ungeniert weiter. *Es hat seine Vorteile, wenn man ein Kind ist. Niemand wundert sich über deine Neugier.*
„Errätst du es nicht?“, Frau Kamao nickte mit dem Kopf in Richtung Treppe.
„Doch nicht Herr Hasakeri?!“, stellte sich Conan dumm.
„Aber den kannte ich damals noch gar nicht“, lachte Frau Kamao. „Herr Shihodai ist es. Er kam fast jeden Sommer mit seiner Großmutter zu uns.“
„Waren denn seine Eltern auch tot?“
„Das nicht, aber viel zu beschäftigt, um sich um ihn zu kümmern. Seine Großmutter war sehr wohlhabend, musst du wissen und sie hat ihm immer alles gekauft, was er sich wünschte. Leider ist sie während seines Studiums krank geworden und gestorben. Das hat ihn sehr mitgenommen, vor allem da ihr ganzes Vermögen auch weg war. Offenbar hat sie es vor ihrem Tod noch ausgegeben, wofür weiß ich nicht, aber ich vermute, dass sie es in das marode Geschäft ihres Schwiegersohnes gesteckt hat, der es dann verspekulierte.
Eine Weile lang stand es Knopf und Spitz, ob Koiji sein Studium abbricht, aber dann hat er sich mit Nebenjobs über Wasser gehalten und sich durchgeboxt bis zum Doktortitel.“
„Ist er deshalb so scharf darauf eine reichte Erbin zu heiraten? Damit seine Existenz gesichert ist?“, Conan rieb sich das Kinn und tat so, als würde er nachdenken. „Er hat Frau Hakobi nicht wirklich lieb, oder?“
„Psst!“ Frau Kamao legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. „So was zu sagen bringt Unglück. Bestimmt mag er seine Verlobte sehr. Er zeigt es nur nicht so direkt, weißt du? Er war auch zu Sanae, seiner früheren Verlobten nicht immer gerade liebevoll, besonders die Tage vor ihrem Tod hat er sie fast wie Luft behandelt. Aber du hättest ihn sehen sollen, als sie ertrank. Wenn wir ihn nicht aufgehalten hätten, wäre er auch noch untergegangen, so verausgabt hat er sich bei seiner Suche nach ihr. Ich habe ihn später in seinem Zimmer weinen gehört. Man darf nicht immer denken, dass Menschen, die kaum Gefühle zeigen, auch keine haben.“
„Das werde ich mir merken“, sagte Conan und er meinte es auch so. *Das wirft allerdings nur noch mehr Fragen auf.*
Um einen klaren Kopf zu bekommen und um sich ein Bild zu machen, ob wirklich keine Fremden unbemerkt ein- und ausgehen konnten, schlich er sich aus dem Haus, ehe ihn Ran schnappen und ausquetschen konnte.
Während er die Fakten, seine Spekulationen und das eben Gehörte zu einem vollständigen Bild des Falles zu ordnen versuchte, führten ihn seine Füße automatisch zu jenem Pfad, der an Sanaes Gedenkstein vorbei zum Wasser führte.
Seine Sohlen machten kaum ein Geräusch auf dem weichen Waldboden und erst als er schon fast am Ufer stand, bemerkte er die schlanke, schwarze Gestalt auf dem Bootsteg.
*Die geheimnisvolle Frau Tsukimori...* Conan hielt die Luft an und tat so, als wäre er nicht hier. Was wollte sie hier am Wasser und hatte sie wirklich wegen Yuko geweint?
Eine schnelle Handbewegung und etwas Funkelndes blitze durch die Luft, ehe es auf dem Wasser aufschlug und versank.
„Du verdammter Schuft, du Esel, du Idiot, du falscher Kerl!“ Frau Tsukimori brach auf dem Steg in die Knie und heftige Schluchzer ließen ihre schmalen Schultern beben.
Conan bemerkte, wie sie den Ringfinger ihrer rechten Hand umklammerte, als hätte sie dort Schmerzen und ein paar weitere Puzzelteilchen fügten sich zusammen.
Ende des dritten Teils
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Damit ist das vorletzte Kapitel beendet. Wie sind eure Vermutungen? Wer ist der Mörder?