einsame wölfin
Träumerin in den Zeiten
Und mal wieder eine kleine KG von mir.
Die Idee stammt von einem Lied von Placebo ("Every You Every Me") es gibt da eine Zeile, die wie der Titel schon besagte, Carve your name into my arm, lautet und dieses Bild bekomme ich einfach nicht mehr aus meinem Kopf.
Aus der KG ist dann irgendwie etwas anderes geworden, als ich erwartet habe, nicht ganz so dramatisch, wie ich es mir bei dem Titel eigentlich vorgestellt hatte *g*
Nun, ich hoffe es finden sich ein paar Leser
Carve your name into my arm
Honigfarbenes Haar wurde sanft von einem lauen Windhauch aufgewirbelt. Die grauen Augen hingen verschleiert an der malerischen Aussicht, die der Garten bot und ein verträumtes Lächeln breitete sich auf feinen, blassen Zügen aus. Weit war das Fenster geöffnet, so dass der junge Mann auf dem breiten Sims sitzen konnte, die Beine sicher über dem Abgrund baumelnd. Wilder Wein rankte sich das alte Gartenhaus empor, versteckte alten Putz, graue Wände, hinter einem grünen Vorhang. Dem jungen Mann entwich ein kleines Seufzen, der Blick war auf das rote Rinnsal gerichtet, der sich in feurigen Spuren die Wand hinab schob.
Erlösung
„Verdammt!“ Fluchend sah sich Ted in dem langen, in steriles Weiß gehaltenen Gang um. Wo steckte Sam nur?
Mit schnellen Schritten eilte der junge Soldat in Richtung des Gartens. Es wäre mehr als typisch für Sam, hätte er es einmal wieder geschafft, aus der Inneren zu kommen, um sich dann in den Garten zurückzuziehen. Mit einem Schauder streiften seine Gedanken zu dem Montag vor zwei Wochen zurück. Damals hatte er Sam ebenfalls gesucht. Fieberhaft war er durch die Gänge gerannt, von einer Dringlichkeit beseelt, die er sonst nicht kannte.
Sam war nicht unbegründet in der Psychiatrie und auch nicht unbegründet in der Inneren. Der Arzt hatte ihm seine Akte gezeigt. Der junge Mann mit dem honigfarbenen Haar war extrem selbstmordgefährdet…
Er hatte ihn dann im Garten gefunden, einen zertrümmerten Tonkrug neben sich und überall Blut.
Energisch schüttelte Ted den Kopf. Es brachte jetzt nichts, sie zusätzlich verrückt zu machen. Er musste ihn finden!
Es war verrückt, aber seit er Sam zum ersten Mal getroffen hatte, wollte er ihn beschützen, wollte für diesen Menschen, der in seiner Einsamkeit ertrank und es doch niemandem zeigte, da sein.
Seit einem Monat war er in der Psychiatrie stationiert, sorgte mit seinen Kameraden für Sicherheit vor Ausbrüchen und Übergriffen. Seit einem Monat verfolgte ihn das blasse, und dennoch edle geschnittene Gesicht bis in seine Träume. Hohe Wangenknochen, eine kleine Nase, volle Lippen und graue Augen, die meistens in die Ferne sahen, verschleiert waren von Welten, die nur Sam zu kennen schien. Und dann dieses Haar, es glänzte wie flüssiger Honig in der Sonne, fiel Sam in weichen Strähnen in die Augen, meistens machte er sich nicht die Mühe, die Haare aus dem Gesicht zu streichen.
Ted hatte noch nie ein so sanftes Wesen erlebt, selbst ein Insekt wurde nicht zerschlagen, wie es eigentlich jeder machte, sondern mit einem kindlichen Lächeln verfolgt, in ein Glas eingeschlossen und dann mit wehmütigen Augen in die Freiheit entlassen. Nur zu sich selbst war er nicht sanft, sich selbst marterte er…
Die vernarbten Arme waren seine Zeugen, mussten immer wieder für neue Schnitten, neue Schmerzen herhalten und würden diesen Sinn wohl nie verlieren.
Unheilbar hatte der Arzt gesagt.
Kindheitstrauma
Mehr hatte Ted nicht erfahren, er wusste nicht, was passiert war, was Sam zu dem gemacht hatte, was er heute war. Aber das spielte auch keine Rolle. Er hatte diesen Sam kennen gelernt, wie er hier lebte, oder versuchte diesem Leben hier ein Ende zu setzten. Und dieser Sam hatte etwas in ihm berührt, zum leuchten gebracht und ihn fasziniert.
Ted hatte die breite, ebenfalls weiße Türe erreicht, riss sie ungeduldig auf und warf einen suchenden Blick durch den riesigen Garten.
„Wieso muss der auch so groß sein?“ Er sah ihn nirgends, nicht bei den Beeten, wie das letzte Mal, nicht bei den kleinen Tischchen, wo er manchmal unter Aufsicht sitzen durfte, wo konnte er nur stecken?
Teds Blick verfing sich an dem offenen Fenster, des verwunschen aussehenden Gartenhauses und eine ungemeine Erleichterung durchflutete ihn, als er die schmale Gestalt an dem Fenster erkannte.
„Sam!“ Er rannte über den grünen, sorgfältig gepflegten Rasen, und stolperte durch die morsche Holztüre in das Innere des Hauses.
Anfangs war sich Ted unsicher gewesen, konnte seine Gefühle nicht so recht einordnen. Was fühlte er für den jungen Mann? Hatte er sich womöglich in ihn verliebt?
Aber das war es nicht, er hatte seine Freundin, Leia, und er liebte sie. Nicht, dass er es nicht schon mal mit einem andern Mann ausprobiert hätte… aber es war kein Verlangen, kein Glühen, dass er in Sams Nähe empfand. Viel mehr war es Vertrauen, Frieden und das Bedürfnis, dieses zerbrechliche Geschöpf beschützen zu können.
Wie einen Bruder… Vielleicht passte die Beschreibung am Besten.
Keuchend stob Ted die Treppen in das zweite Stockwerk hinauf und sah sich um. Direkt vor ihm erstreckte sich ein kahler Raum, mit einem einzigen Fenster.
„Sam… Gott sei dank…“
Das wie immer viel zu blasse Gesicht drehte sich bedächtig in seine Richtung, in den grauen Augen schien ein winziges Lächeln aufzuklimmen, dann glitt der Blick wieder hinaus. Er liebte die Natur, das hatte Ted mittlerweile verstanden, nirgends schien der junge Man glücklicher, friedlicher…
Ted presste die Zähne fest aufeinander, als er das Blut sah. Rot glitzerte es in der Mittagssonne. Warum konnte man denn nichts tun?
Langsam ging er auf Sam zu, setzte sich neben ihm auf das einladende Fensterbrett, warf ebenfalls einen kurzen Blick hinaus. Der Garten erstreckte sich vor ihnen und dahinter konnte man den Wald erkennen, der direkt an das Gelände anschloss.
Stumm fixierte er dann, das sanfte Grau und streckte die Hand aus. Auf Sams Gesicht erschien nun ein wirkliches Lächeln, von Traurigkeit durchsetzt, die schmerzte. Ebenso wortlos legte er die Scherbe in Teds Hand, warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf seine Erlösung, die ihm nicht gegönnt war.
Erleichtert atmete Ted auf.
„Warum?“ Er stellte diese Frage jedes Mal und doch erhielt er nie eine Antwort, das einzige was er bekam, war dieses Lächeln, das sich in all seinem Schmerz in Teds Bewusstsein gegraben hatte und unauslöschlich darin weiterlebte.
„Damit es aufhört…“ Überrascht sah er auf.
„Damit was aufhört?“ Die grauen Augen bedachten nachdenklich die rote Blutspur, streiften kurz zu Teds Hand. Seine Stimme war leise, eher ein Flüstern, aber so sprach er immer, wenn er sprach. Es war selten, dass Ted, Sam wirklich redend erlebt hatte. Der junge Mann schien viel lieber stummer Beobachter zu sein, als aktiver Part eines Gespräches.
Aber seine Stimme war so weich…
„Die Einsamkeit…“ Graue Seen schlossen sich langsam, der schmale Körper lehnte sich entkräftet an die raue Wand. Verwirrt und bestürzt zugleich versuchte Ted die richtigen Worte zu finden. Er wollte ihn trösten, ihn in seine Arme ziehen und ihm zeigen, dass nicht alles so sinnlos war, wie er es glaubte.
„Du bist nicht alleine, Sam.“
„Wenn die Terrorwelle abgeklungen ist wirst du gehen und mich vergessen, so wie jeder mich vergisst… Und es ist besser so, glaub mir…“ Heftig schüttelte Ted den Kopf, strich sich automatisch eine braune Haarsträhne hinters Ohr. Das war nicht wahr! Er würde ihn nicht vergessen, er würde ihn nicht alleine lassen.
„Nein!“ Sam schüttelte ebenfalls den Kopf, seufzte leise auf und betrachtete ihn dann durch die wirren Haarsträhnen hindurch.
„Das sagst du jetzt… in zwei Monaten sieht es anders aus. Woher willst du wissen, wie du in zwei Monaten denkst?“ Abwesend fuhren die schlanken Finger durch das flüssige Blut, zogen kleine Kreise, malten verschwommene Muster.
Ted betrachtete nachdenklich Sams Tun. Wie oft mochte er enttäuscht worden sein? Wie oft hatte er sich jemandem anvertraut, nur um dann verraten worden zu sein? Er machte sich erst gar keine Hoffnung mehr, gab keinen Illusionen mehr nach, sondern verschanzte sich hinter seiner Einsamkeit, war sie doch alles was er hatte.
Aber er wollte in diesen grauen Augen so etwas wie Lebensfreude sehen, oder zumindest ein Fünkchen Hoffnung.
„Sam!“ Ted biss sich nervös auf die Lippe, während er die Scherbe in seiner Hand ansah. Er musste sich auf Sams Ebene begeben, das war die Lösung.
Der junge Mann reagierte nicht, malte noch immer kleine Kreise in rotes Blut und schien völlig versunken in dieses Spiel.
„SAM!“ Nichts, keine Reaktion.
„Verdammt, Sam!“ Unruhig ergriff er die viel zu schmalen Schultern und rüttelte ihn zurück in die Realität.
„Tut mir Leid…“ Wehmütig glitten die Augen wieder in die Ferne, schienen jeden Zentimeter der Natur begierig aufzusaugen und darin ihr Glück zu finden.
„Ich werde dich nicht vergessen!“ Teds Herz klopfte wie wild in seiner Brust, als er zittrig die Scherbe in die Höhe hob, so lange bis er sicher war, die Aufmerksamkeit des jungen Mannes zu haben. Dieser wollte verstört nach der Scherbe greifen, doch Ted entzog sie ihm hastig uns setzte sie an den eigenen Arm.
„Ich werde dich nicht vergessen…“ Langsam und schmerzhaft bohrte sich die scharfe Kante in seine Haut und Ted musste die Zähne zusammenbeißen um nicht zu schreien. Wie konnte Sam, sich den Arm aufritzen und dann so verdammt selig lächeln?
Graue Augen weiteten sich ungläubig, als sie endlich begriffen.
„S – A – M…“ Zischend stieß Ted die angehaltene Luft aus, betrachtete sein Werk und fragte sich, ob er auch langsam verrückt wurde. Er hatte sich soeben einen fremden Namen in seinen Arm geritzt und das einzige was er fühlte, war Zufriedenheit.
Fragend hob er eine Augenbraue sah hinüber zu dem fassungslosen Blick des jungen Mannes. Dieser ergriff zitternd den heftig blutenden Arm, strich fast schon zärtlich das Blut zur Seite und schüttelte schwach den Kopf. Behutsam zeichneten die Finger die Schnitte nach, wiederholten immer und immer wieder den eigenen Namen.
„Du bist verrückt…“ Ted konnte sich ein etwas schiefes Grinsen nicht verkneifen.
„Na dann haben wir doch schon mal etwas gemeinsam.“
ENDE
lg wölfin
Die Idee stammt von einem Lied von Placebo ("Every You Every Me") es gibt da eine Zeile, die wie der Titel schon besagte, Carve your name into my arm, lautet und dieses Bild bekomme ich einfach nicht mehr aus meinem Kopf.
Aus der KG ist dann irgendwie etwas anderes geworden, als ich erwartet habe, nicht ganz so dramatisch, wie ich es mir bei dem Titel eigentlich vorgestellt hatte *g*
Nun, ich hoffe es finden sich ein paar Leser

Carve your name into my arm
Honigfarbenes Haar wurde sanft von einem lauen Windhauch aufgewirbelt. Die grauen Augen hingen verschleiert an der malerischen Aussicht, die der Garten bot und ein verträumtes Lächeln breitete sich auf feinen, blassen Zügen aus. Weit war das Fenster geöffnet, so dass der junge Mann auf dem breiten Sims sitzen konnte, die Beine sicher über dem Abgrund baumelnd. Wilder Wein rankte sich das alte Gartenhaus empor, versteckte alten Putz, graue Wände, hinter einem grünen Vorhang. Dem jungen Mann entwich ein kleines Seufzen, der Blick war auf das rote Rinnsal gerichtet, der sich in feurigen Spuren die Wand hinab schob.
Erlösung
„Verdammt!“ Fluchend sah sich Ted in dem langen, in steriles Weiß gehaltenen Gang um. Wo steckte Sam nur?
Mit schnellen Schritten eilte der junge Soldat in Richtung des Gartens. Es wäre mehr als typisch für Sam, hätte er es einmal wieder geschafft, aus der Inneren zu kommen, um sich dann in den Garten zurückzuziehen. Mit einem Schauder streiften seine Gedanken zu dem Montag vor zwei Wochen zurück. Damals hatte er Sam ebenfalls gesucht. Fieberhaft war er durch die Gänge gerannt, von einer Dringlichkeit beseelt, die er sonst nicht kannte.
Sam war nicht unbegründet in der Psychiatrie und auch nicht unbegründet in der Inneren. Der Arzt hatte ihm seine Akte gezeigt. Der junge Mann mit dem honigfarbenen Haar war extrem selbstmordgefährdet…
Er hatte ihn dann im Garten gefunden, einen zertrümmerten Tonkrug neben sich und überall Blut.
Energisch schüttelte Ted den Kopf. Es brachte jetzt nichts, sie zusätzlich verrückt zu machen. Er musste ihn finden!
Es war verrückt, aber seit er Sam zum ersten Mal getroffen hatte, wollte er ihn beschützen, wollte für diesen Menschen, der in seiner Einsamkeit ertrank und es doch niemandem zeigte, da sein.
Seit einem Monat war er in der Psychiatrie stationiert, sorgte mit seinen Kameraden für Sicherheit vor Ausbrüchen und Übergriffen. Seit einem Monat verfolgte ihn das blasse, und dennoch edle geschnittene Gesicht bis in seine Träume. Hohe Wangenknochen, eine kleine Nase, volle Lippen und graue Augen, die meistens in die Ferne sahen, verschleiert waren von Welten, die nur Sam zu kennen schien. Und dann dieses Haar, es glänzte wie flüssiger Honig in der Sonne, fiel Sam in weichen Strähnen in die Augen, meistens machte er sich nicht die Mühe, die Haare aus dem Gesicht zu streichen.
Ted hatte noch nie ein so sanftes Wesen erlebt, selbst ein Insekt wurde nicht zerschlagen, wie es eigentlich jeder machte, sondern mit einem kindlichen Lächeln verfolgt, in ein Glas eingeschlossen und dann mit wehmütigen Augen in die Freiheit entlassen. Nur zu sich selbst war er nicht sanft, sich selbst marterte er…
Die vernarbten Arme waren seine Zeugen, mussten immer wieder für neue Schnitten, neue Schmerzen herhalten und würden diesen Sinn wohl nie verlieren.
Unheilbar hatte der Arzt gesagt.
Kindheitstrauma
Mehr hatte Ted nicht erfahren, er wusste nicht, was passiert war, was Sam zu dem gemacht hatte, was er heute war. Aber das spielte auch keine Rolle. Er hatte diesen Sam kennen gelernt, wie er hier lebte, oder versuchte diesem Leben hier ein Ende zu setzten. Und dieser Sam hatte etwas in ihm berührt, zum leuchten gebracht und ihn fasziniert.
Ted hatte die breite, ebenfalls weiße Türe erreicht, riss sie ungeduldig auf und warf einen suchenden Blick durch den riesigen Garten.
„Wieso muss der auch so groß sein?“ Er sah ihn nirgends, nicht bei den Beeten, wie das letzte Mal, nicht bei den kleinen Tischchen, wo er manchmal unter Aufsicht sitzen durfte, wo konnte er nur stecken?
Teds Blick verfing sich an dem offenen Fenster, des verwunschen aussehenden Gartenhauses und eine ungemeine Erleichterung durchflutete ihn, als er die schmale Gestalt an dem Fenster erkannte.
„Sam!“ Er rannte über den grünen, sorgfältig gepflegten Rasen, und stolperte durch die morsche Holztüre in das Innere des Hauses.
Anfangs war sich Ted unsicher gewesen, konnte seine Gefühle nicht so recht einordnen. Was fühlte er für den jungen Mann? Hatte er sich womöglich in ihn verliebt?
Aber das war es nicht, er hatte seine Freundin, Leia, und er liebte sie. Nicht, dass er es nicht schon mal mit einem andern Mann ausprobiert hätte… aber es war kein Verlangen, kein Glühen, dass er in Sams Nähe empfand. Viel mehr war es Vertrauen, Frieden und das Bedürfnis, dieses zerbrechliche Geschöpf beschützen zu können.
Wie einen Bruder… Vielleicht passte die Beschreibung am Besten.
Keuchend stob Ted die Treppen in das zweite Stockwerk hinauf und sah sich um. Direkt vor ihm erstreckte sich ein kahler Raum, mit einem einzigen Fenster.
„Sam… Gott sei dank…“
Das wie immer viel zu blasse Gesicht drehte sich bedächtig in seine Richtung, in den grauen Augen schien ein winziges Lächeln aufzuklimmen, dann glitt der Blick wieder hinaus. Er liebte die Natur, das hatte Ted mittlerweile verstanden, nirgends schien der junge Man glücklicher, friedlicher…
Ted presste die Zähne fest aufeinander, als er das Blut sah. Rot glitzerte es in der Mittagssonne. Warum konnte man denn nichts tun?
Langsam ging er auf Sam zu, setzte sich neben ihm auf das einladende Fensterbrett, warf ebenfalls einen kurzen Blick hinaus. Der Garten erstreckte sich vor ihnen und dahinter konnte man den Wald erkennen, der direkt an das Gelände anschloss.
Stumm fixierte er dann, das sanfte Grau und streckte die Hand aus. Auf Sams Gesicht erschien nun ein wirkliches Lächeln, von Traurigkeit durchsetzt, die schmerzte. Ebenso wortlos legte er die Scherbe in Teds Hand, warf noch einen letzten sehnsüchtigen Blick auf seine Erlösung, die ihm nicht gegönnt war.
Erleichtert atmete Ted auf.
„Warum?“ Er stellte diese Frage jedes Mal und doch erhielt er nie eine Antwort, das einzige was er bekam, war dieses Lächeln, das sich in all seinem Schmerz in Teds Bewusstsein gegraben hatte und unauslöschlich darin weiterlebte.
„Damit es aufhört…“ Überrascht sah er auf.
„Damit was aufhört?“ Die grauen Augen bedachten nachdenklich die rote Blutspur, streiften kurz zu Teds Hand. Seine Stimme war leise, eher ein Flüstern, aber so sprach er immer, wenn er sprach. Es war selten, dass Ted, Sam wirklich redend erlebt hatte. Der junge Mann schien viel lieber stummer Beobachter zu sein, als aktiver Part eines Gespräches.
Aber seine Stimme war so weich…
„Die Einsamkeit…“ Graue Seen schlossen sich langsam, der schmale Körper lehnte sich entkräftet an die raue Wand. Verwirrt und bestürzt zugleich versuchte Ted die richtigen Worte zu finden. Er wollte ihn trösten, ihn in seine Arme ziehen und ihm zeigen, dass nicht alles so sinnlos war, wie er es glaubte.
„Du bist nicht alleine, Sam.“
„Wenn die Terrorwelle abgeklungen ist wirst du gehen und mich vergessen, so wie jeder mich vergisst… Und es ist besser so, glaub mir…“ Heftig schüttelte Ted den Kopf, strich sich automatisch eine braune Haarsträhne hinters Ohr. Das war nicht wahr! Er würde ihn nicht vergessen, er würde ihn nicht alleine lassen.
„Nein!“ Sam schüttelte ebenfalls den Kopf, seufzte leise auf und betrachtete ihn dann durch die wirren Haarsträhnen hindurch.
„Das sagst du jetzt… in zwei Monaten sieht es anders aus. Woher willst du wissen, wie du in zwei Monaten denkst?“ Abwesend fuhren die schlanken Finger durch das flüssige Blut, zogen kleine Kreise, malten verschwommene Muster.
Ted betrachtete nachdenklich Sams Tun. Wie oft mochte er enttäuscht worden sein? Wie oft hatte er sich jemandem anvertraut, nur um dann verraten worden zu sein? Er machte sich erst gar keine Hoffnung mehr, gab keinen Illusionen mehr nach, sondern verschanzte sich hinter seiner Einsamkeit, war sie doch alles was er hatte.
Aber er wollte in diesen grauen Augen so etwas wie Lebensfreude sehen, oder zumindest ein Fünkchen Hoffnung.
„Sam!“ Ted biss sich nervös auf die Lippe, während er die Scherbe in seiner Hand ansah. Er musste sich auf Sams Ebene begeben, das war die Lösung.
Der junge Mann reagierte nicht, malte noch immer kleine Kreise in rotes Blut und schien völlig versunken in dieses Spiel.
„SAM!“ Nichts, keine Reaktion.
„Verdammt, Sam!“ Unruhig ergriff er die viel zu schmalen Schultern und rüttelte ihn zurück in die Realität.
„Tut mir Leid…“ Wehmütig glitten die Augen wieder in die Ferne, schienen jeden Zentimeter der Natur begierig aufzusaugen und darin ihr Glück zu finden.
„Ich werde dich nicht vergessen!“ Teds Herz klopfte wie wild in seiner Brust, als er zittrig die Scherbe in die Höhe hob, so lange bis er sicher war, die Aufmerksamkeit des jungen Mannes zu haben. Dieser wollte verstört nach der Scherbe greifen, doch Ted entzog sie ihm hastig uns setzte sie an den eigenen Arm.
„Ich werde dich nicht vergessen…“ Langsam und schmerzhaft bohrte sich die scharfe Kante in seine Haut und Ted musste die Zähne zusammenbeißen um nicht zu schreien. Wie konnte Sam, sich den Arm aufritzen und dann so verdammt selig lächeln?
Graue Augen weiteten sich ungläubig, als sie endlich begriffen.
„S – A – M…“ Zischend stieß Ted die angehaltene Luft aus, betrachtete sein Werk und fragte sich, ob er auch langsam verrückt wurde. Er hatte sich soeben einen fremden Namen in seinen Arm geritzt und das einzige was er fühlte, war Zufriedenheit.
Fragend hob er eine Augenbraue sah hinüber zu dem fassungslosen Blick des jungen Mannes. Dieser ergriff zitternd den heftig blutenden Arm, strich fast schon zärtlich das Blut zur Seite und schüttelte schwach den Kopf. Behutsam zeichneten die Finger die Schnitte nach, wiederholten immer und immer wieder den eigenen Namen.
„Du bist verrückt…“ Ted konnte sich ein etwas schiefes Grinsen nicht verkneifen.
„Na dann haben wir doch schon mal etwas gemeinsam.“
ENDE
lg wölfin