Original geschrieben von J.Klinger
Da du mir die Gretchenfrage indirekt stellst.
Nein ich halte es nicht so sehr mit der Religion , bin zwar Christ aber gehe NICHT jeden Sonntag zur Kirche, ich respektiere aber das sich unsere Nation auf chrislichen Werten aufbaut.
Und für die Deutsche Leitkultur brauche weder ich noch die Union, noch deren Wähler sich zu schämen, es gibt genug außerhalb von Bayern wofür man sich als deutscher nicht verstecken braucht.
Vieleicht hast du schon mal was von der Bezeichnung als Volk der Dichter und der Denker gehört?
natürlich, gewisse grundideen, die sich hinter dem schlagwort "leitkultur" verstecken, wären sicher nicht übel wenn nicht sogar begrüssenswert. um so bedauernswerter fand ich es eigentlich, dass das ganze hinter der doch etwas bedenklichen und merkwürdigen formulierung "leitkultur" versteckt werden musste, denn anstatt seriös auf probleme einzugehen verkommt das ganze so wieder zu einem propagandistischen spiel mit merkwürdigen und in der bevölkerung weit verbreiteten xenophoben sensibilitäten.
von da her könnte man diese herrenmenschelnden assozitationen eigentlich lassen und lieber den inhalt in den vordergrund stellen. und klar, z.b. halt ich es für mehr als legitim zu fordern, dass ausländer die deutsche sprache zu lernen haben wenn sie hier leben wollen, sogar ein deutschtest wäre da angebracht um das ganze nicht gleich wieder zu einer farce verkommen zu lassen. aber ein solcher austausch der kulturen beinhaltet halt ein geben und nehmen, von da her müsste eine solche regelung im gegenzug mit einem kostenlosen und ordentlichen deutschkurs für alle ausländer gestützt werden und das ist ja wiederum ein thema, bei dem sich die union merkwürdigerweise immer sträubt. ein ähnliches thema ist ja diese ghetto-bildung, das finde ich auch äusserst bedenklich, aber sowas ist ja nun wirklich völlig absehbar, trotzdem wurde das problem von den behörden jahrzehntelang eigentlich ignoriert oder sogar noch gefördert. es ist ja völlig logisch und verständlich, dass jemand, der in ein fremdes land kommt, strukturen von menschen mit dem gleichen schicksal nutzt. du würdest schliesslich im ausland auch eher in den stadtteil ziehen, in dem verwandte und bekannte leben und in der praktisch jeder deine sprache versteht. klar ist das eine dem gastland gegenüber eine ignorante haltung, aber halt eine nur allzu menschliche, kaum jemand würde das anders machen, ob nun deutscher, türke oder chinese. und nicht zuletzt sind die deutschen global da nicht gerade mit einem positiven klischee behaftet, von dem ich sagen muss, dass es vielfach wirklich zutrifft, wenn ich jeweils z.b. in italien die heerscharen von deutschen ignoranten sehe, die sich standhaft weigern, auch nur die kleinste floskel in der dortigen sprache zu äussern, muss ich sagen, dass das die genau gleiche respektlose frechheit ist, wenn nicht sogar schlimmer. immerhin sind die meisten ausländer nicht hier zum spass während man sich als tourist durchaus die mühe machen könnte, wenigstens ein wenig der dortigen bevölkerung entgegen zu kommen. das ganze ist also ein grundsätzliches problem, für dessen völlige lösung du schon das menschliche wesen ändern müsstest. und es gibt noch einen weiteren widerspruch: zum einen wird immer gegen die ghetto- und ausländerviertel-bildung gewettert, andererseits will natürlich am liebsten kein deutscher einen ausländer im eigenen stadteil haben, kein ausländerkind in der selben schule wie die eigenen kinder, etc. also schon wieder wie bei der sprache: man fordert etwas, bietet aber keine wirkliche lösung.
und sicher, wer nicht bereit ist, fundamentale werte unserer gesellschaft zu achten hat hier nichts verloren. solche subjekte wie z.b. dieser kalif von köln, die quasi einen religiösen staat im staat aufbauen und so den eigentlichen staat und das rechtssystem zu zerstören versuchen gehören umgehend ausgewiesen. aber auch hier beschränkt sich das problem ja nicht nur auf ausländer, wieviele menschen deutscher staatsbürgerschaft gibt es schliesslich, die keinerlei respekt vor grundlegenden westlichen werten zeigen? ob nun rot- oder braunfaschisten, religiöse extremisten, usw., da gibt es jede menge leute, sogar innerhalb der behörden, allen voran der polizei, hat es immer wieder subjekte, die keinerlei interesse zeigen, die grund- und menschenrechte zu achten. und auch wenn ich dich da jetzt nicht persönlich angreifen will, aber deine in einem anderen thread geäusserte forderung nach der abschaffung des asylrechts fällt ja im prinzip auch schon in diese kategorie, stellt der grundgedanke des asylrechts doch eine der absolut zentralen punkte der menschenrechte dar, mit dessen anzweiflung man sogleich die gesamten christlich-abendländischen werte in frage stellt, die du ja selber als absolut unantastbar dargestellt hast. natürlich muss etwas gegen asylmissbrauch getan werden, das asylrecht ganz abzuschaffen bringt aber kaum was und würde einen klaren bruch mit unseren traditionellen politischen werten bedeuten.
im übrigen, um nochmal auf die sprache zurück zu kommen, auch hier gibt es wiederum eine kehrseite der medaille. klar zeigen ausländer häufig kein grosses interesse, sich den aufwand anzutun, unsere sprache wirklich zu erlernen, was aber meiner meinung nach absolut nötig wäre. nur: wie aktuelle bildungsstudien wie pisa u.a. gezeigt haben, das problem gibt es nicht nur bei ausländern, sondern auch bei den deutschen, die es in dieser frage ja wesentlich leichter hätten. wenn ich da sehe, dass gerade jugendliche im lande goethes nicht einmal mehr ihre eigene sprache beherrschen, dann finde ich es einiges bedenklicher als wenn ausländer damit mühe bekunden. von da her gilt hier wie so oft auch der alte und eigentlich recht billige spruch, dass man erstmal vor der eigenen haustüre wischen sollte: wie oft sehe ich ausländerfeindliche sprüche und kommentare, mehr als oft gerade mit dem vorwurf, dass sich diese nicht an unsere kultur anpassen, die derart mit rechtschreibefehlern und sonstigen semantischen absurditäten gespickt sind, dass es nur noch als haarsträubend bezeichnet werden kann. aus diesem blickwinkel muss man also diagnostizieren, dass mangelnhafte sprachkenntnisse und der damit einhergehende fehlende respekt vor wichtigen elementen unserer kultur durchaus ein ziemlich besorgniserregendes problem sind; und zwar bei ausländern wie deutschen. von da her wäre in diesem bereich ganz klar eine bildungsoffensive mitsamt einer stärkeren gewichtung dieser thematiken im unterricht gefordert, aber daran scheinen wenige in der politik interesse zu haben, am wenigsten die union..stattdessen wird allerorts eher angestrebt, weniger betuchten den zugang zu höheren bildungsstätten gleich zu verwehren..