Graufuchs
Instrument of Destruction
@Quinn:
Ich bin für Kritik immer offen, versuche ja auch selber, mir Gedanken zu machen, was ich besser machen könnte. Ja, ich weiß, ich liefere immer ziemlich viel Text ab. Dass ich versuche, das dann in kleinere Happen zu unterteilen hilft wohl eher wenig. Stimmt schon, natürlich möchte ich voran kommen und gerade weil ich eben kaum Leser hab, möchte ich ungern nur wenige Absätze posten, weil ich dann wirklich deutlich langsamer voran kommen würde. Ich werde mir Mühe geben, dass es am Ende keine losen Enden geben wird - es sei denn, es ist von mir so beabsichtigt. Natürlich entwickeln sich die Charaktere weiter. Die Namensfrage von Ambrosia hat sich dank Chris schon geklärt.
Tja, vielleicht hätte ich Michael und Arikel auch darstellen können ohne gleich zu viel zu verraten. Aber Fakt ist eben auch, dass ich ungern 20 Hauptcharaktere habe und daher vorwärts gehen muss. Es gibt einige Nebencharaktere und ohne spoilen zu wollen: Viele sind entbehrlich. Arikel und Michael können so wenigstens mitmischen und so gewinnt der Kampf zwischen Vaishara und AEGIS an Intensität. Was Arikels Kräfte betrifft, ich gebe mir schon Mühe, niemanden übermächtig werden zu lassen. Alle Vaishara haben ihre Grenzen, was man auch daran sah, dass Arikel auch eine Menge abbekommen hat. Wenn du glaubst, eine Ahnung von der Richtung der Story zu haben, dann muss ich mir einfach Mühe geben, dich zu überraschen!
Mit folgendem Part bin ich halbwegs zufrieden, obwohl mir manche Beschreibungen nicht gefallen, ich aber auch keine Ahnung hatte, wie ich es hätte besser anstellen können. Mit dem nächsten Teil werde ich das zweite Kapitel abschließen. Viel Spaß beim Lesen!
------------------------------------------------------
Das war der erste Gedanke des Fuchses, als er unter Schmerzen aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Benommen blinzelte er und hörte Lasersalven in der Ferne. Irgendwie hatten sie die Bruchlandung überstanden. Einen kurzen Moment fragte er sich, wie er eigentlich in so ein Schlamassel geraten war, dann fiel ihm wieder ein, dass er mit seinen Kameraden nach Sagon gereist war, um einen Gefangenen aus den Klauen von AEGIS zu befreien. Allerdings hatte AEGIS sie aus irgendeinem Grunde erwartet und obendrein mühelos aufgespürt. kaum dass sie den Gefangenen gerettet hatten.
Langsam öffnete er seine Augen und entdeckte rote Flecken auf dem Armaturenbrett vor sich. Sein eigenes Blut. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er kurz vorm Zerbersten stehen und er schmeckte Metall in seinem Mund. Als er hustete, spuckte er Blut und sein Brustkorb schmerzte. Zwar hatte er sich vor dem Absturz angeschnallt, doch hatte es wenig geholfen, da die Nase des Vindlers bei der Kollision mit der Mauer in den Innenraum gedrückt worden war. Scharfe Plastiksplitter des Armaturenbretts und verbogene Metallteile der zerdrückten Beifahrertür verrieten dem Fuchs jedoch, dass es auch schlimmer für ihn hätte ausgehen können. Er hoffte, dass seine Kameraden es ebenfalls möglichst unversehrt überstanden hatten. Als der Fuchs seinen Kopf drehte, hatte er das Gefühl als würde seine Wirbelsäule auseinander fallen. Neben ihm lagen Richard und Tessa. Während Tessa einfach nur ohnmächtig zu sein schien, war Richard mit dem Kopf hart auf das Lenkrad geknallt und Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Stirn. Der Fuchs schnallte sich los und drehte sich mühsam im Sitz herum. Phönix hing leblos im Sicherheitsgurt, ebenso wie Kathy am gegenüberliegenden Fenster. Nue und der kleine Junge - der befreite Gefangene - lagen auf dem Boden vor der Sitzbank. Scheinbar waren sie beim Aufprall von der Bank gerutscht. Joey, Garth und Kassandra schien es auch verhältnismäßig gut zu gehen. Langsam erwachten sie alle aus ihrer Ohnmacht und bald hallte leises, schmerzvolles Stöhnen und benommenes Fluchen durch den Innenraum des zerschmetterten Transporters.
"Endlich ausgeschlafen?", erklang eine Stimme und der Fuchs staunte nicht schlecht, als sich ein junges Mädchen mit langen, roten Haaren gegen den Vindler lehnte und durch das zerstörte Beifahrerfenster ins Innere beugte. Der Fuchs blinzelte einige Male und gerade als er seinem Unglauben Ausdruck verleihen wollte, kam ihm Phönix auf weniger charmante Weise zuvor: "Na klasse. Ist Echidna auch hier?" Der Fuchs wollte eigentlich genau dasselbe wissen, doch war er höflich genug, das Mädchen zu begrüßen und sie nach dem Grund ihrer Anwesenheit zu fragen: "Schön dich zu sehen, Jocelyn. Was machst du denn hier?" Das Mädchen mit den smaragdgrünen Augen und den roten Haaren lächelte verschmitzt, doch bemerkte der Fuchs auch den Schweiß auf ihrer Stirn. Dann fiel sein Blick auf die Wunde in ihrer linken Schulter, wo ihr Gewand dunkelrot verfärbt war. "Was ist hier los?" Sofort wich das Lächeln aus dem Gesicht des Mädchens. "Nenn mich bitte Arikel", antwortete sie und sah kurz über ihre Schulter. "So möchte ich genannt werden. Viel wichtiger ist jedoch der Grund meines Hierseins: Ihr habt eine Menge Ärger am Hals und wir haben eine Menge Ärger am Hals. AEGIS hat eine Möglichkeit gefunden, uns Hexen aufzuspüren und ihren Soldaten die Gabe zu verleihen! Ich habe es selbst gesehen und bin nur knapp mit dem Leben davon gekommen."
"Blödsinn", knurrte Phönix ungläubig und löste seinen Sicherheitsgurt. "Hat uns Echidna in eine Falle gelockt um uns loszuwerden? Hat sie uns an AEGIS verkauft?" Arikel machte ein Gesicht, als würde sie Phönix am liebsten über die zackigen Glassplitter des Fensters ins Freie ziehen. "Ich hab deinen arroganten Arsch gerettet, Kyle", entgegnete sie mit einer gewissen Härte in ihrer Stimme, "Es wäre also eigentlich ganz angebracht, ein wenig dankbar zu sein. Wenn Echidna euch hätte tot sehen wollen, dann hätte ich mühelos dafür sorgen können und das weißt du auch." In der nächsten Sekunde jedoch lächelte Arikel wieder und zerrte an der Beifahrertür, die mit etwas Hilfe vom Fuchs schließlich aufging. "Wir sollten von hier verschwinden bevor noch mehr von den Cherubim aufkreuzen." Auf den fragenden Blick vom Fuchs fügte sie hinzu, dass es sich dabei um die tödliche Elite von AEGIS handelte, die die Möglichkeit hatte, Manah zu benutzen.
"Wie komme ich eigentlich hierher", ergriff der kleine Junge mit den kurzen violetten Haaren plötzlich das Wort, nachdem er sich von Nue gelöst und auf die Sitzbank gezogen hatte. Mit bernsteinfarbenen Augen sah er die anderen an und lehnte sich dann fast entspannt zurück. "Ich weiß nur noch, wie ich aus meiner Zelle geholt und betäubt wurde, damit ich nichts anstellen kann. Was genau ist passiert, wo bin ich und wer genau seid ihr eigentlich?" Der Junge sprach völlig ruhig und freundlich, mit einer Gelassenheit, die man von einem etwa acht Jahre alten Kind eigentlich nicht erwartet hätte. Der Fuchs öffnete bereits den Mund um zu antworten, doch Arikel kam ihm zuvor: "Ich arbeite für eine Hexe namens Echidna. Wir haben seit einigen Tagen unsere Operationsbasis hier in Sagon aufgeschlagen zwecks einer Mission. AEGIS hat entschieden, dich als Lockvogel zu benutzen, um uns aus unserem Versteck zu locken. Dies hat auch den Fuchs und seine Leute hier angelockt, die dich befreit haben, ehe sie von AEGIS vom Himmel geholt wurden. Und das Schlimmste ist, dass AEGIS nun ihre meistgesuchten Hexen direkt auf dem Silbertablett serviert bekam und ein Mittel namens Ambrosia hat, mit denen sie uns echt gefährlich werden können." Arikel winkte jemanden herbei und ein junger Mann mit schwarzen Haaren und einem weißen Hemd trat neben sie. "Lange Rede, kurzer Sinn: Im Sinne von Echidna schlage ich eine kurzzeitige Zusammenarbeit vor, zwecks einer gemeinsamen Flucht vor AEGIS und unserem Überleben gegen einen Feind, der nun ebenfalls über die Gabe verfügt. Reißt euch mal zusammen und lasst uns verschwinden, ehe es richtig zur Sache geht, ja? Reden können wir später immer noch!" Arikel und ihr Begleiter halfen dem Fuchs und seinen Gefährten aus dem Wrack des abgestürzten Vindlers. "Wir folgen dir, Arikel", erklärte der Fuchs und lauschte dem Lärm, der von der anderen Seite des Diamantenen Docks herüber hallte. "Vorerst. Wie lautet der Plan?" Arikel deutete auf die Gassen des Diamantenen Docks. "Wir müssen auf die andere Seite, um jeden Preis. Gemeinsam stehen die Chancen noch am Besten und Echidna und die anderen warten dort auf uns." Ihr Begleiter setzte sich bereits in Bewegung und Arikel folgte ihm. Gerade als der Fuchs seinen Gefährten bedeutete, ihr zu folgen, packte Phönix seinen Ärmel. "Warte mal. Es gibt da noch ein Problem: Echidna und ihre Leute halten sich nicht zurück. Sollen wir uns zurück halten? Können wir uns das überhaupt leisten, wenn AEGIS nun wirklich über die Gabe verfügt?"
Der Fuchs hielt inne, verzog das Gesicht. Es war ohnehin nicht einfach, mit AEGIS fertig zu werden. Sie hatten die bessere Ausrüstung, Zugriff auf die neuste Technologie und auf biomechanische Implantate. Wenn sie nun auch die Fähigkeit hatten, Manah zu benutzen, dann sah es alles andere als gut aus. "Kämpfen wir", sagte er leise und war dabei ganz blass vor Sorge. "Aber versucht, sie nicht zu töten. Lasst uns einfach von hier verschwinden!" Phönix nickte und gemeinsam eilten sie den engen Gassen des Diamantenen Docks entgegen, als plötzlich eine Lasersalve in die Straße zwischen ihnen und der Gasse einschlug und ihnen den Weg abschnitt. Eine weitere Salve folgte und sie alle sahen zum Himmel, wo sich drei Valkyrien näherten. Phönix erschuf bereits eine Funkenkugel in einer Hand, doch es war der kleine Junge mit den violetten Haaren, der einfach die Hände auf die Aircycles richtete. Die drei Valkyrien fielen plötzlich vom Himmel, wobei sie ihre Geschwindigkeit noch etwas weiter trug, ehe sie auf die Straße krachten. Ihre Antriebsspulen explodierten und die drei Fahrzeuge blieben als brennende Haufen Schrott liegen. Kleine Leuchtfeuer, die verblassten angesichts der hellen Lichter des leuchtenden Bands. "Beeindruckend", gab Phönix von sich und ließ die Funkenkugel in seiner Hand einfach wieder verschwinden. "Wie ist dein Name, Junge? Du könntest uns hier sehr hilfreich sein." Der kleine Junge zuckte mit den Schultern. Kassandra beugte sich zu ihm und las die Erkennungsmarke die am Hals des Jungen baumelte. "KEV - Kategorie Elektrische Veränderungen. Wir könnten dich doch..."
"Später mit einem Namen ausstatten", unterbrach sie der Junge und beendete ihren Satz für sie, ehe er auf die Gassen deutete. Arikel und ihr Begleiter waren nicht mehr zu sehen. Sofort eilten sie weiter, wobei der Fuchs und Kassandra die Vorhut bildeten und Phönix ihnen als Nachhut den Rücken deckte. Die schmalen Gassen waren verzweigt und als große Gruppe schlecht zu passieren. An einer Ecke holten sie schließlich Arikel ein, die ihnen bedeutete, leise zu sein. "Ich spüre, dass es gefährlich wird. Soldaten sind in der Nähe, doch es sind zu viele. Hier passiert so viel, dass ich mich nicht mehr auf die Geschehnisse konzentrieren kann. Ich habe keinen Überblick, meine Kräfte sind nutzlos, auch wegen dem Blutverlust."
Arikels Augen huschten umher, sie wirkte beinahe panisch. Ihr Begleiter schloss sie beruhigend in die Arme und Tessa trat neben den Fuchs. "Hier wimmelt es von Soldaten, ich spüre es. Sie sind sehr nahe." Sie hob den Kopf und nickte in Richtung der Dächer. "Ich sage es nicht gerne, doch ich befürchte, wir sollten uns trennen. Als große Gruppe sind wir angreifbar. Granaten können uns hier in den Korridoren schnell erledigen. Wenn die uns aus der Luft angreifen ist es nicht anders. Trennen wir uns und auf der anderen Seite haben wir auch wieder mehr Freiraum zum Handeln." Arikel nickte zustimmend. "Dann sollten wir uns aber so aufteilen, dass immer einer in der Gruppe ist, der auf die anderen aufpassen kann. Michael...", sie wandte sich an ihren Begleiter, dann wieder zur Gruppe des Fuchses, "Du nimmst Tessa und Kassandra mit dir." Sowohl Michael als auch der Fuchs nickten und die drei bogen in eine Seitengasse und verschwanden außer Sichtweite. "Richard und Joey, ihr kommt mit mir", sagte der Fuchs. "Garth und Nue gehen mit Arikel. Kathy und unser neuer Freund gehen mit Phönix." Alle nickten und schon trennten sie sich, versuchten über unterschiedliche Wege ans selbe Ziel zu gelangen. Die dunklen Gassen des Diamantenen Docks waren gespenstisch leer, doch hinter jeder Ecke konnte Gefahr lauern. In der Ferne hallten angsterfüllte Schreie von Touristen und Laser- und Gewehrfeuer. Der Fuchs eilte gemeinsam mit Richard und Joey durch die engen Gassen, vorbei an leer stehenden Bistros und anderen Besuchermagneten. Zwar waren die Brüder kräftige Männer, hatten jedoch keine offensiven Gaben und deshalb hatte der Fuchs beschlossen, auf die beiden aufzupassen. Vorsichtig späte der Fuchs um Ecken herum, ehe er mit seinen beiden Kameraden weiter durch die verwinkelten Gassen eilte. Plötzlich jedoch knallte es und Joey ging zu Boden. Noch während sich ein blutroter Fleck auf seinem Rücken ausbreitete und sein Shirt verfärbte tauchten auf den Dächern zu beiden Seiten der Gasse mehrere Soldaten auf und richteten ihre Gewehre auf die drei. Doch diese Soldaten hatten keine Lasergewehre, sondern ganz normale Projektilwaffen, Maschinengewehre. Ein kollektives Klicken von Sicherungshebeln verriet dem Fuchs, dass AEGIS wie üblich keine Gefangenen machen wollte. Gleichzeitig gab ihm die kurze Zeit, in der die Soldaten aus ihrer Deckung aufstanden, die Waffen entsicherten und zielten auch die Möglichkeit, zu handeln.
Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus und legte die Hände gegen die Wände der Gebäude, welche die Gasse bildeten. Die schmale Gasse war knapp über anderthalb Meter breit und hier lag die Chance für den Fuchs, als er sich konzentrierte. Noch ehe die Soldaten auf den Dächern das Feuer eröffneten, verflüssigte der Fuchs die umstehenden Gebäude. Die Wände erreichten augenblicklich einen flüssigen Zustand und beide Häuserdächer fielen einfach zusammen. Die Gasse wurde in dunklen Rauch gehüllt und der Fuchs merkte, wie Schutt gegen seine Beine prasselte. Einen Moment lang fragte sich der Fuchs, ob es an den nur einstöckigen Gebäuden lag, dass ihnen nichts passiert war oder ob Arikel ihnen auch aus der Ferne heraus Glück bescherte, beschloss jedoch, sich nicht zu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Richard hatte seinem jüngeren Bruder auf die Beine geholfen und hatte einen seiner Arme über seine Schulter gelegt. Die Soldaten waren in den Trümmern begraben und die drei schritten weiter, ehe der Krach der eingestürzten Gebäude weitere Soldaten anlockte. "Ich kann nicht mehr", keuchte Joey und blutiger Schaum quoll aus seinem Mund. "Lasst mich hier." Richard schüttelte sofort den Kopf. "Was redest du dann da, Joe? Du packst das!" Der Fuchs untersuchte die Wunde im Rücken des jungen Mannes und seine Miene verfinsterte sich. "Blutungen kann ich stoppen, bei einer durchschossenen Lunge kann ich jedoch nichts tun." Der Fuchs sah Richard ernst an. "Wenn Arikel bei uns wäre, stünden die Chancen vielleicht besser. Aber Wunder wirken kann auch sie nicht." Joey würde an seinem eigenen Blut ersticken. Immer wieder hustete er und spuckte Blut, dann riss er sich von seinem Bruder los und lehnte sich an eine Häuserwand. Als er zu Boden rutschte, war der Putz mit Blut verschmiert. "Ich kann doch nicht meinen Bruder zurück lassen", gab Richard mit zitternder Stimme von sich und beherrschte sich nur mühsam, nicht laut zu werden. Er nahm eine Hand von Joey und versuchte, ihn wieder auf die Beine zu ziehen, doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich will nicht, dass ihr mir beim Sterben zuseht. Haut ab! Ich halte euch doch nur auf! Ich hab gewusst, worauf ich mich einlasse also verschwindet schon!" Richard liefen bereits die Tränen über die Wangen, noch immer versuchte er, seinem Bruder auf die Beine zu helfen. Der Fuchs sah beiden gequält zu, wusste jedoch auch nicht, was er tun sollte. Vaishara hielten eine Menge aus. Manchmal half das jedoch nichts. Manchmal halfen all ihre tollen Kräfte nichts, wenn genau die Benötigte gerade fehlte.
Wenn Meiji nun bei ihnen wäre, würde er die Verletzung mühelos heilen können. Seine Gabe war das Heilen jedweder Verletzung oder Krankheit gewesen. Während Eddie mit seinen Berührungen Gewebe rapide altern lassen konnte, war Meiji immer der Heiler der Gruppe gewesen. Natürlich wusste der Fuchs, dass er die Dinge nicht mehr rückgängig machen konnte und sowohl Meiji als auch Eddie nun tot waren. Hätte er Meiji bei der Operation in Tinroth in einen anderen Wagen gesetzt, könnte er nun vielleicht Joey retten. Dafür wäre dann aber jemand anderes tot. Vielleicht Richard oder Kassandra. Es spielte keine Rolle. Trotzdem fühlte sich der Fuchs schuldig und unendlich machtlos. Joey lächelte als kümmere es ihn nicht, dass er eine Kugel im Rücken hatte, die sogar noch seine Lunge erwischt hatte. Blutige Blasen bildeten sich auf seinen Lippen und seine Zähne funkelten rötlich als sei er ein Monster aus kindischen Schauergeschichten. "Je länger ihr zögert, desto mehr bringt ihr euch selber in Gefahr", keuchte er leise und spuckte einen Schwall Blut neben sich auf den Boden. Einen langen Moment sah er seinen Bruder an und grinste. Dann kippte er zur Seite und blieb mit dem Gesicht in seinem eigenen Blut liegen. Richard war sofort an seiner Seite, packte ihn und schüttelte ihn, als könne er seinen Bruder dem Tod wieder entreißen. Der Fuchs sah wie gelähmt zu. Gerne hätte er tröstende Worte von sich gegeben, doch ihm fehlten die Worte. Erst nahes Gewehrfeuer ganz in der Nähe riss Richard aus seiner Lethargie. Zu zweit entfernten sie sich, flohen vor dem nahen Lärm und huschten durch die engen Gänge, ehe sie genau in eine Gruppe von Soldaten rannten. Flackerndes Mündungsfeuer erhellte die Gasse und nur knapp konnten der Fuchs und Richard in eine leer stehende Bar hechten. Richard suchte hinter dem Tresen Deckung, doch es war der Fuchs der hastig die Tür des Hinterzimmers ansteuerte. "Wir müssen hier raus. Die schmeißen uns doch sicher eine Granate hinterher und mit Regalen voller brennbaren Spirituosen ist die Theke auch kein sicherer Ort." Der Fuchs verformte das Schloss und öffnete so die Tür und beide eilten ins Hinterzimmer. Der Fuchs verschloss die Tür, indem er den Türrahmen mit der Tür verschmolz, dann widmete er sich der Wand und verflüssigte einen Teil der Mauer, erschuf so einen schmalen Spalt durch den die beiden ins Freie entkamen. Sie waren nur wenige Meter gerannt, als hinter ihnen ein lauter Knall die Befürchtung des Fuchses bestätigte: Die Soldaten von AEGIS hatten eine oder mehrere Granaten in die Bar geworfen.
Rasch gaben beide Fersengeld, bogen um eine Ecke und sofort um die nächste, als ihnen plötzlich Lasersalven um die Ohren zischten. Der Fuchs zog Richard hinter einen Stapel Kisten und verschaffte sich rasch einen Überblick der Lage. Vor ihnen, in der Mitte einer Kreuzung aus schmalen Gängen, hatten vier Soldaten Stellung bezogen, hatten Rücken an Rücken gestanden und so jede Richtung im Blickfeld gehabt. Sie hatten nur darauf gewartet, dass ihnen Vaishara vors Visier liefen und dieser Augenblick war nun gekommen. Nun feuerten alle vier in ihre Richtung und ihre Deckung aus Kisten zersplitterte unter dem Laserbeschuss. Sofort sprang der Fuchs aus der Deckung, richtete die Hände auf die Soldaten und die Lasersalven schlugen gegen die Wände, sprengten Löcher in den Putz und hinterließen schwarze, rauchende Flecken. Sofort senkten die vier Soldaten ihre Gewehre, schoben sie in die Halterungen auf ihrem Rücken und fuhren ihre Unterarmklingen aus, ehe sie sich dem Fuchs näherten, gleich einer Horde Raubtiere der verwundeten Beute. Richard wich ein wenig zurück, als sich der Fuchs so aufbaute, dass die Soldaten nicht an ihm vorbei konnten. Die engen Gassen hatten zwar den Nachteil, dass sie wenig Platz boten, doch würden die vier Soldaten auch Probleme haben, gemeinsam gegen den Fuchs vorzugehen. Dieser fixierte die Soldaten mit entschlossenen, grauen Augen. Ihre schwarzen Visiere starrten wie dunkle Abgründe zurück. "Ihr wisst wer ich bin?", fragte der Fuchs ruhig und verschränkte die Hände, knackte mit den Fingerknöcheln. "Dann wisst ihr auch, dass ich eigentlich keine Soldaten töte. Wenn ich jedoch keine andere Wahl habe, dann kann auch ich ziemlich brutal sein. Noch könnt ihr einfach abhauen." Noch während er sprach wusste der Fuchs, dass die Soldaten nicht fliehen würden. Der Hass von AEGIS auf die Vaishara war in ganz Elinor bekannt und diese vier Soldaten strahlten eine Aura des Selbstvertrauens und des Fanatismus aus, die beinahe sichtbar war. Dann wurde dem Fuchs klar, dass die Soldaten tatsächlich eine schwache, bläuliche Aura hatten und er musste an die Worte von Arikel denken. Dies waren also die Cherubim, die Elite von AEGIS, die sich dank einer Substanz namens Ambrosia den Vaishara als ebenbürtige Gegner gegenüber stellen konnten.
Der erste Soldat griff den Fuchs an, hob die Unterarmklingen und ließ sie auf ihn niedersausen. Doch der Fuchs konzentrierte sich und beide Klingen schmolzen wie Eiszapfen in der Sommersonne. Silberne Tropfen perlten auf den grauen Mantel des Fuchses, ehe dieser herum wirbelte um dem Soldaten einen Schlag in den Nacken zu verpassen. Der Soldat zögerte, wunderte sich wohl um den Verlust seiner Klingen, dann jedoch blockte er den Angriff des Fuchses und schlug ihm kräftig in den Magen, so dass der Fuchs nach hinten taumelte. Der Soldat war schnell, stand sofort wieder vor dem Fuchs und rammte ihm erst die linke Faust in den Magen, dann die rechte. Dann jedoch packte der Fuchs beide Handgelenke und stieß den Soldaten von sich, setzte nach und versuchte es mit einem Aufwärtshaken. Der Soldat drehte sich zur Seite weg, hob ein Bein und trat dem Fuchs hart in die rechte Seite. Der Fuchs stöhnte, als zwei seiner Rippen brachen und packte den Kopf des Soldaten. Das schwarze Visier des Mannes verflüssigte sich und lag nun auf dem Gesicht des Mannes auf, wo es wieder erstarrte. Zurück blieb ein Gesicht gleich einer schwarzen Maske, Augen und Mund vor Schreck aufgerissen. Der Soldat griff sich mit den Händen ans Gesicht, dann kippte er um und zappelte, während er erstickte. Der Fuchs ließ von ihm ab und wandte sich den anderen drei Soldaten zu. Sofort griff der nächste Soldat an und der Fuchs konzentrierte sich, wich den Unterarmklingen aus und schlug die Arme des Soldaten zur Seite, so dass sich die Klingen in die Wände bohrten. Doch der Soldat fuhr seine Klingen ein und schlug dem Fuchs mit beiden Fäusten seitlich gegen den Kopf. Dann ging er zurück und nahm sich den Helm ab, um nicht eventuell das gleiche Schicksal wie sein toter Kamerad zu erleiden. Einen Moment lang war der Fuchs schockiert, so viel Hass in einem so jungen Gesicht zu sehen. Die Augen des Mannes leuchteten azurblau, hasserfüllt biss der Soldat die Zähne zusammen, bis sein Zahnfleisch heftig zu bluten begann. Dann griff der Soldat an, mit einer Wildheit, die den Fuchs überraschte. Fäuste prasselten blitzschnell auf seine Arme ein, dann wich der Fuchs seitlich aus, packte den Kopf des Soldaten und rammte ihn gegen die Wand. Es schien dem Soldaten wenig auszumachen denn er packte den Arm des Fuchses und drehte ihn herum. Sofort drehte sich der Fuchs mit, sprang ab und trat dem Soldaten ins Gesicht, so dass dieser seinen Arm los ließ.
"Pass auf", hörte der Fuchs Richard rufen und bemerkte, dass die beiden anderen Soldaten ihre Lasergewehre angelegt hatten und wohl auf eine günstige Gelegenheit warteten, ihn hinterrücks zu erschießen. Doch sah er auch eine Gestalt auf dem Dach, hinter den Soldaten. Für seine kurze Unaufmerksamkeit kassierte er einen heftigen Schlag ins Gesicht, der seine Unterlippe aufplatzen ließ. Er kreuzte die Unterarme und bemühte sich, den Soldaten zwischen sich und den anderen zu halten, um nicht in der Schusslinie zu stehen. Dabei betrachtete er die Gestalt auf dem Dach. Es war ein junger Mann mit stacheligen, braunen Haaren und einer Lederjacke. Die Augen des jungen Mannes waren hinter einer Sonnenbrille verborgen, doch er grinste, ehe sich zwischen seinen Händen hellblaue Blitze bildeten. Der Mann streckte die Hände aus und hellblaue Blitze züngelten aus seinen Fingerspitzen auf die beiden Soldaten. Ein grelles Kreischen hallte durch die Gasse. Blitze leckten über die schwarzen Rüstungen der Soldaten, züngelten über die Wände und hinterließen dünne, schwarze Linien. Dann trafen die Blitze das Gesicht des Soldaten direkt vor dem Fuchs und der junge Mann schrie, ging zu Boden während unaufhörlich weitere Blitze in ihn und seine Kameraden einschlugen. Die beiden Soldaten direkt unterhalb des jungen Mannes rührten sich bereits nicht mehr. Ihre Rüstungen rauchten und schwarze Blasen hatten sich auf Brust- und Schulterpanzerung gebildet. Der Soldat direkt vor dem Fuchs zuckte und wand sich, ehe er sich plötzlich drehte und eine Hand auf den jungen Mann auf dem Dach richtete. Nun zuckten aus den schwarzen Handschuhen des Soldaten weiße Blitze, umzüngelten die Blitze des Angreifers und schlugen schließlich in dessen Körper, mit einer Wucht die den jungen Mann mehrere Meter nach hinten schleuderte, außer Sichtweite. Der Fuchs glaubte nicht, dass der junge Mann den Gegenangriff überlebt hatte. Ein eventueller Sturz vorm Dach war alles andere als gesund, doch konnte man ja nie wissen. Und noch ehe der Fuchs den letzten Soldaten angreifen konnte, richtete dieser die Arme auf ihn und Blitze schlugen knisternd in seine Brust ein und rissen ihn von den Beinen. Plötzlich trat Richard zwischen ihn und dem Soldaten und die Blitze umzüngelten ihn. Schreiend quälte sich Richard Schritt für Schritt an den Soldaten am Boden heran und trat ihm schließlich kräftig aufs Gesicht. Das Blitzgewitter verschwand augenblicklich und Richard lehnte sich gegen die Wand. Der Fuchs erschreckte sich bei dem Anblick seines Mitstreiters. Richards helle Haare kräuselten sich und standen in alle Richtungen ab, seine Haut war voller grässlicher Verbrennungen, wo der Soldat ihm regelrecht die Haut vom Körper gebrannt hatte.
Richard atmete schwer, schrie immer wieder vor Schmerzen auf. Mühsam schleppte sich der Fuchs zu ihm und schauderte, als die dunklen Augen seines Freundes gequält auf ihm ruhten und um Erlösung vor den Schmerzen bettelten. Zögernd legte der Fuchs seine zitternden Hände auf die Schultern seines Freundes, zwang sich zu einem Funken Konzentration und beendete das Leid des Anderen. Richard entspannte sich augenblicklich und seine Augen schlossen sich. Schwer atmend blieb der Fuchs zurück, starrte noch lange auf seine Hände, dann auf Richards Leichnam. Man schrieb den Vaishara gottgleiche Macht zu. Vielleicht hasste man sie deshalb so sehr. Möglicherweise beneideten sie einige Menschen, wahrscheinlich überwog auch die Furcht vor dem Unbekannten. Der Fuchs wusste, dass er absolut nichts Göttliches an sich hatte. "Alles was aus dem Lebensstrom entsteht, geht auch eines Tages wieder in den Lebensstrom über", flüsterte er leise und zitierte einen alten Freund. "Du bist nun wieder bei deinem Bruder. Aller Schmerz und Kummer ist für euch nun vorbei. Gerne hätte ich euch wenigstens anständig begraben. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich euch nicht beschützen konnte." Ein kalter, harter Knoten hatte sich in seinem Hals gebildet und fast blieben ihm die Worte in der Kehle stecken. Traurig wandte er sich von Richard ab und setzte sich in Bewegung, setzte über die toten Soldaten hinweg und beeilte sich, wobei er an jeder Ecke vorsichtig inne hielt um nicht erneut in eine Falle zu tappen. Der Lärm wurde lauter, langsam näherte er sich der Quelle der Schreie und der Schüsse. Der Fuchs kam schließlich in eine lange Gasse voller heller Neonschilder, umsäumt von Spielhallen, Kneipen und Pornokinos. Und am Ende der Gasse sah er den Parkplatz. Er hatte die andere Seite des Diamantenen Docks beinahe erreicht. Mündungsfeuer war in der Dunkelheit hinter der Gasse zu sehen. Am Himmel sah er Rauch und noch immer schwirrten Valkyrien über das leuchtende Band hinweg. Das Herz schlug dem Fuchs nun bis zum Hals, als er langsam durch die leere, hell erleuchtete Gasse schritt und sich fragte, wie viele seiner Kameraden wohl ebenfalls das andere Ende erreicht hatten. Wie viele waren gefallen? Was erwartete ihn nun da draußen? Und am Wichtigsten war wohl die Frage, wie sie lebendig entkommen konnten und was genau Echidna eigentlich mit dem ganzen Ärger hier zu tun hatte.
Der Fuchs drückte sich an die Wand, blickte kurz zu beiden Richtungen aus der Gasse heraus und sah dann zum Parkplatz. Ihm stockte der Atem, denn der riesige Parkplatz an der Ecke Stevenson-Silver glich einem Schlachtfeld. Zahlreiche Autos brannten oder waren umgeworfen worden. Er konnte auch den Gefangenentransporter von AEGIS erkennen, mitten im Zentrum der Schlacht. Hinter einer Barrikade von Autos konnte er Michael, Garth, Tessa, Nue, Arikel und Kassandra erkennen, sowie einige andere Männer und Frauen, die wohl Vaishara im Dienste von Echidna waren. Kassandra hatte den Himmel über dem Parkplatz in Nebel gehüllt, um einen Beschuss durch die Valkyrien zu verhindern. Es schien, als würde eine dünne, weiße Decke wenige Meter über dem Boden schweben. Der Fuchs konnte sehen, wie Tessa in seine Richtung sah und als ihre Blicke sich trafen strahlte die junge Frau mit den bunt gefärbten Haaren. Allerdings war der Bus von Soldaten umzingelt und der Fuchs konnte nicht wissen, ob dies ganz normale Soldaten waren oder die Cherubim. Es war ja sogar möglich, dass jeder Soldat von AEGIS über das Ambrosia verfügte. Der Fuchs sah sich nach einer Möglichkeit um, zu seinen Kameraden zu gelangen oder ihnen irgendwie zu helfen. Auch musste er sich fragen, wo eigentlich Phönix, Kathy und der Junge waren. Hatten sie es möglicherweise nicht geschafft? Der Fuchs atmete tief durch und ignorierte dabei seine schmerzenden Rippen. Er musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Dabei war das Gewehrfeuer auf dem Parkplatz nicht gerade hilfreich. Dann jedoch fiel dem Fuchs etwas auf: Echidna war nirgendwo zu sehen. Zwar hatte der er keine Ahnung, was eigentlich ihre Absichten hier in Sagon waren, doch bezweifelte er, dass sie weit entfernt war. Tatsächlich fühlte er sogar etwas, gleich einem unsichtbaren Band. Echidna war in der Nähe, wartete vielleicht genau wie er auf den richtigen Zeitpunkt. Da war er sich sicher. Manche Dinge änderten sich. Manchmal verlor man sich aus den Augen, veränderte sich oder lebte sich auseinander. Doch trotz allem war sich der Fuchs sicher, dass seine einstige Verlobte nur darauf wartete, auf den Plan zu treten und AEGIS ihren Zorn spüren zu lassen. Einst hatte der Gedanke an Echidna sein Herz höher schlagen lassen, ihm eine angenehme Gänsehaut beschert. Nun jedoch lief es ihm eiskalt den Rücken runter, denn er wusste, wozu sie fähig war. Sie hatte ihren Spitznamen verdient und der Fuchs konnte nicht anders als sich zu fragen, ob AEGIS wirklich wusste, worauf sie sich da eingelassen hatten.
Ich bin für Kritik immer offen, versuche ja auch selber, mir Gedanken zu machen, was ich besser machen könnte. Ja, ich weiß, ich liefere immer ziemlich viel Text ab. Dass ich versuche, das dann in kleinere Happen zu unterteilen hilft wohl eher wenig. Stimmt schon, natürlich möchte ich voran kommen und gerade weil ich eben kaum Leser hab, möchte ich ungern nur wenige Absätze posten, weil ich dann wirklich deutlich langsamer voran kommen würde. Ich werde mir Mühe geben, dass es am Ende keine losen Enden geben wird - es sei denn, es ist von mir so beabsichtigt. Natürlich entwickeln sich die Charaktere weiter. Die Namensfrage von Ambrosia hat sich dank Chris schon geklärt.
Tja, vielleicht hätte ich Michael und Arikel auch darstellen können ohne gleich zu viel zu verraten. Aber Fakt ist eben auch, dass ich ungern 20 Hauptcharaktere habe und daher vorwärts gehen muss. Es gibt einige Nebencharaktere und ohne spoilen zu wollen: Viele sind entbehrlich. Arikel und Michael können so wenigstens mitmischen und so gewinnt der Kampf zwischen Vaishara und AEGIS an Intensität. Was Arikels Kräfte betrifft, ich gebe mir schon Mühe, niemanden übermächtig werden zu lassen. Alle Vaishara haben ihre Grenzen, was man auch daran sah, dass Arikel auch eine Menge abbekommen hat. Wenn du glaubst, eine Ahnung von der Richtung der Story zu haben, dann muss ich mir einfach Mühe geben, dich zu überraschen!
Mit folgendem Part bin ich halbwegs zufrieden, obwohl mir manche Beschreibungen nicht gefallen, ich aber auch keine Ahnung hatte, wie ich es hätte besser anstellen können. Mit dem nächsten Teil werde ich das zweite Kapitel abschließen. Viel Spaß beim Lesen!
------------------------------------------------------
☥
Wenigstens ist der Vindler beim Aufprall nicht explodiert.Das war der erste Gedanke des Fuchses, als er unter Schmerzen aus der Bewusstlosigkeit erwachte. Benommen blinzelte er und hörte Lasersalven in der Ferne. Irgendwie hatten sie die Bruchlandung überstanden. Einen kurzen Moment fragte er sich, wie er eigentlich in so ein Schlamassel geraten war, dann fiel ihm wieder ein, dass er mit seinen Kameraden nach Sagon gereist war, um einen Gefangenen aus den Klauen von AEGIS zu befreien. Allerdings hatte AEGIS sie aus irgendeinem Grunde erwartet und obendrein mühelos aufgespürt. kaum dass sie den Gefangenen gerettet hatten.
Langsam öffnete er seine Augen und entdeckte rote Flecken auf dem Armaturenbrett vor sich. Sein eigenes Blut. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er kurz vorm Zerbersten stehen und er schmeckte Metall in seinem Mund. Als er hustete, spuckte er Blut und sein Brustkorb schmerzte. Zwar hatte er sich vor dem Absturz angeschnallt, doch hatte es wenig geholfen, da die Nase des Vindlers bei der Kollision mit der Mauer in den Innenraum gedrückt worden war. Scharfe Plastiksplitter des Armaturenbretts und verbogene Metallteile der zerdrückten Beifahrertür verrieten dem Fuchs jedoch, dass es auch schlimmer für ihn hätte ausgehen können. Er hoffte, dass seine Kameraden es ebenfalls möglichst unversehrt überstanden hatten. Als der Fuchs seinen Kopf drehte, hatte er das Gefühl als würde seine Wirbelsäule auseinander fallen. Neben ihm lagen Richard und Tessa. Während Tessa einfach nur ohnmächtig zu sein schien, war Richard mit dem Kopf hart auf das Lenkrad geknallt und Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Stirn. Der Fuchs schnallte sich los und drehte sich mühsam im Sitz herum. Phönix hing leblos im Sicherheitsgurt, ebenso wie Kathy am gegenüberliegenden Fenster. Nue und der kleine Junge - der befreite Gefangene - lagen auf dem Boden vor der Sitzbank. Scheinbar waren sie beim Aufprall von der Bank gerutscht. Joey, Garth und Kassandra schien es auch verhältnismäßig gut zu gehen. Langsam erwachten sie alle aus ihrer Ohnmacht und bald hallte leises, schmerzvolles Stöhnen und benommenes Fluchen durch den Innenraum des zerschmetterten Transporters.
"Endlich ausgeschlafen?", erklang eine Stimme und der Fuchs staunte nicht schlecht, als sich ein junges Mädchen mit langen, roten Haaren gegen den Vindler lehnte und durch das zerstörte Beifahrerfenster ins Innere beugte. Der Fuchs blinzelte einige Male und gerade als er seinem Unglauben Ausdruck verleihen wollte, kam ihm Phönix auf weniger charmante Weise zuvor: "Na klasse. Ist Echidna auch hier?" Der Fuchs wollte eigentlich genau dasselbe wissen, doch war er höflich genug, das Mädchen zu begrüßen und sie nach dem Grund ihrer Anwesenheit zu fragen: "Schön dich zu sehen, Jocelyn. Was machst du denn hier?" Das Mädchen mit den smaragdgrünen Augen und den roten Haaren lächelte verschmitzt, doch bemerkte der Fuchs auch den Schweiß auf ihrer Stirn. Dann fiel sein Blick auf die Wunde in ihrer linken Schulter, wo ihr Gewand dunkelrot verfärbt war. "Was ist hier los?" Sofort wich das Lächeln aus dem Gesicht des Mädchens. "Nenn mich bitte Arikel", antwortete sie und sah kurz über ihre Schulter. "So möchte ich genannt werden. Viel wichtiger ist jedoch der Grund meines Hierseins: Ihr habt eine Menge Ärger am Hals und wir haben eine Menge Ärger am Hals. AEGIS hat eine Möglichkeit gefunden, uns Hexen aufzuspüren und ihren Soldaten die Gabe zu verleihen! Ich habe es selbst gesehen und bin nur knapp mit dem Leben davon gekommen."
"Blödsinn", knurrte Phönix ungläubig und löste seinen Sicherheitsgurt. "Hat uns Echidna in eine Falle gelockt um uns loszuwerden? Hat sie uns an AEGIS verkauft?" Arikel machte ein Gesicht, als würde sie Phönix am liebsten über die zackigen Glassplitter des Fensters ins Freie ziehen. "Ich hab deinen arroganten Arsch gerettet, Kyle", entgegnete sie mit einer gewissen Härte in ihrer Stimme, "Es wäre also eigentlich ganz angebracht, ein wenig dankbar zu sein. Wenn Echidna euch hätte tot sehen wollen, dann hätte ich mühelos dafür sorgen können und das weißt du auch." In der nächsten Sekunde jedoch lächelte Arikel wieder und zerrte an der Beifahrertür, die mit etwas Hilfe vom Fuchs schließlich aufging. "Wir sollten von hier verschwinden bevor noch mehr von den Cherubim aufkreuzen." Auf den fragenden Blick vom Fuchs fügte sie hinzu, dass es sich dabei um die tödliche Elite von AEGIS handelte, die die Möglichkeit hatte, Manah zu benutzen.
"Wie komme ich eigentlich hierher", ergriff der kleine Junge mit den kurzen violetten Haaren plötzlich das Wort, nachdem er sich von Nue gelöst und auf die Sitzbank gezogen hatte. Mit bernsteinfarbenen Augen sah er die anderen an und lehnte sich dann fast entspannt zurück. "Ich weiß nur noch, wie ich aus meiner Zelle geholt und betäubt wurde, damit ich nichts anstellen kann. Was genau ist passiert, wo bin ich und wer genau seid ihr eigentlich?" Der Junge sprach völlig ruhig und freundlich, mit einer Gelassenheit, die man von einem etwa acht Jahre alten Kind eigentlich nicht erwartet hätte. Der Fuchs öffnete bereits den Mund um zu antworten, doch Arikel kam ihm zuvor: "Ich arbeite für eine Hexe namens Echidna. Wir haben seit einigen Tagen unsere Operationsbasis hier in Sagon aufgeschlagen zwecks einer Mission. AEGIS hat entschieden, dich als Lockvogel zu benutzen, um uns aus unserem Versteck zu locken. Dies hat auch den Fuchs und seine Leute hier angelockt, die dich befreit haben, ehe sie von AEGIS vom Himmel geholt wurden. Und das Schlimmste ist, dass AEGIS nun ihre meistgesuchten Hexen direkt auf dem Silbertablett serviert bekam und ein Mittel namens Ambrosia hat, mit denen sie uns echt gefährlich werden können." Arikel winkte jemanden herbei und ein junger Mann mit schwarzen Haaren und einem weißen Hemd trat neben sie. "Lange Rede, kurzer Sinn: Im Sinne von Echidna schlage ich eine kurzzeitige Zusammenarbeit vor, zwecks einer gemeinsamen Flucht vor AEGIS und unserem Überleben gegen einen Feind, der nun ebenfalls über die Gabe verfügt. Reißt euch mal zusammen und lasst uns verschwinden, ehe es richtig zur Sache geht, ja? Reden können wir später immer noch!" Arikel und ihr Begleiter halfen dem Fuchs und seinen Gefährten aus dem Wrack des abgestürzten Vindlers. "Wir folgen dir, Arikel", erklärte der Fuchs und lauschte dem Lärm, der von der anderen Seite des Diamantenen Docks herüber hallte. "Vorerst. Wie lautet der Plan?" Arikel deutete auf die Gassen des Diamantenen Docks. "Wir müssen auf die andere Seite, um jeden Preis. Gemeinsam stehen die Chancen noch am Besten und Echidna und die anderen warten dort auf uns." Ihr Begleiter setzte sich bereits in Bewegung und Arikel folgte ihm. Gerade als der Fuchs seinen Gefährten bedeutete, ihr zu folgen, packte Phönix seinen Ärmel. "Warte mal. Es gibt da noch ein Problem: Echidna und ihre Leute halten sich nicht zurück. Sollen wir uns zurück halten? Können wir uns das überhaupt leisten, wenn AEGIS nun wirklich über die Gabe verfügt?"
Der Fuchs hielt inne, verzog das Gesicht. Es war ohnehin nicht einfach, mit AEGIS fertig zu werden. Sie hatten die bessere Ausrüstung, Zugriff auf die neuste Technologie und auf biomechanische Implantate. Wenn sie nun auch die Fähigkeit hatten, Manah zu benutzen, dann sah es alles andere als gut aus. "Kämpfen wir", sagte er leise und war dabei ganz blass vor Sorge. "Aber versucht, sie nicht zu töten. Lasst uns einfach von hier verschwinden!" Phönix nickte und gemeinsam eilten sie den engen Gassen des Diamantenen Docks entgegen, als plötzlich eine Lasersalve in die Straße zwischen ihnen und der Gasse einschlug und ihnen den Weg abschnitt. Eine weitere Salve folgte und sie alle sahen zum Himmel, wo sich drei Valkyrien näherten. Phönix erschuf bereits eine Funkenkugel in einer Hand, doch es war der kleine Junge mit den violetten Haaren, der einfach die Hände auf die Aircycles richtete. Die drei Valkyrien fielen plötzlich vom Himmel, wobei sie ihre Geschwindigkeit noch etwas weiter trug, ehe sie auf die Straße krachten. Ihre Antriebsspulen explodierten und die drei Fahrzeuge blieben als brennende Haufen Schrott liegen. Kleine Leuchtfeuer, die verblassten angesichts der hellen Lichter des leuchtenden Bands. "Beeindruckend", gab Phönix von sich und ließ die Funkenkugel in seiner Hand einfach wieder verschwinden. "Wie ist dein Name, Junge? Du könntest uns hier sehr hilfreich sein." Der kleine Junge zuckte mit den Schultern. Kassandra beugte sich zu ihm und las die Erkennungsmarke die am Hals des Jungen baumelte. "KEV - Kategorie Elektrische Veränderungen. Wir könnten dich doch..."
"Später mit einem Namen ausstatten", unterbrach sie der Junge und beendete ihren Satz für sie, ehe er auf die Gassen deutete. Arikel und ihr Begleiter waren nicht mehr zu sehen. Sofort eilten sie weiter, wobei der Fuchs und Kassandra die Vorhut bildeten und Phönix ihnen als Nachhut den Rücken deckte. Die schmalen Gassen waren verzweigt und als große Gruppe schlecht zu passieren. An einer Ecke holten sie schließlich Arikel ein, die ihnen bedeutete, leise zu sein. "Ich spüre, dass es gefährlich wird. Soldaten sind in der Nähe, doch es sind zu viele. Hier passiert so viel, dass ich mich nicht mehr auf die Geschehnisse konzentrieren kann. Ich habe keinen Überblick, meine Kräfte sind nutzlos, auch wegen dem Blutverlust."
Arikels Augen huschten umher, sie wirkte beinahe panisch. Ihr Begleiter schloss sie beruhigend in die Arme und Tessa trat neben den Fuchs. "Hier wimmelt es von Soldaten, ich spüre es. Sie sind sehr nahe." Sie hob den Kopf und nickte in Richtung der Dächer. "Ich sage es nicht gerne, doch ich befürchte, wir sollten uns trennen. Als große Gruppe sind wir angreifbar. Granaten können uns hier in den Korridoren schnell erledigen. Wenn die uns aus der Luft angreifen ist es nicht anders. Trennen wir uns und auf der anderen Seite haben wir auch wieder mehr Freiraum zum Handeln." Arikel nickte zustimmend. "Dann sollten wir uns aber so aufteilen, dass immer einer in der Gruppe ist, der auf die anderen aufpassen kann. Michael...", sie wandte sich an ihren Begleiter, dann wieder zur Gruppe des Fuchses, "Du nimmst Tessa und Kassandra mit dir." Sowohl Michael als auch der Fuchs nickten und die drei bogen in eine Seitengasse und verschwanden außer Sichtweite. "Richard und Joey, ihr kommt mit mir", sagte der Fuchs. "Garth und Nue gehen mit Arikel. Kathy und unser neuer Freund gehen mit Phönix." Alle nickten und schon trennten sie sich, versuchten über unterschiedliche Wege ans selbe Ziel zu gelangen. Die dunklen Gassen des Diamantenen Docks waren gespenstisch leer, doch hinter jeder Ecke konnte Gefahr lauern. In der Ferne hallten angsterfüllte Schreie von Touristen und Laser- und Gewehrfeuer. Der Fuchs eilte gemeinsam mit Richard und Joey durch die engen Gassen, vorbei an leer stehenden Bistros und anderen Besuchermagneten. Zwar waren die Brüder kräftige Männer, hatten jedoch keine offensiven Gaben und deshalb hatte der Fuchs beschlossen, auf die beiden aufzupassen. Vorsichtig späte der Fuchs um Ecken herum, ehe er mit seinen beiden Kameraden weiter durch die verwinkelten Gassen eilte. Plötzlich jedoch knallte es und Joey ging zu Boden. Noch während sich ein blutroter Fleck auf seinem Rücken ausbreitete und sein Shirt verfärbte tauchten auf den Dächern zu beiden Seiten der Gasse mehrere Soldaten auf und richteten ihre Gewehre auf die drei. Doch diese Soldaten hatten keine Lasergewehre, sondern ganz normale Projektilwaffen, Maschinengewehre. Ein kollektives Klicken von Sicherungshebeln verriet dem Fuchs, dass AEGIS wie üblich keine Gefangenen machen wollte. Gleichzeitig gab ihm die kurze Zeit, in der die Soldaten aus ihrer Deckung aufstanden, die Waffen entsicherten und zielten auch die Möglichkeit, zu handeln.
Er streckte die Arme zu beiden Seiten aus und legte die Hände gegen die Wände der Gebäude, welche die Gasse bildeten. Die schmale Gasse war knapp über anderthalb Meter breit und hier lag die Chance für den Fuchs, als er sich konzentrierte. Noch ehe die Soldaten auf den Dächern das Feuer eröffneten, verflüssigte der Fuchs die umstehenden Gebäude. Die Wände erreichten augenblicklich einen flüssigen Zustand und beide Häuserdächer fielen einfach zusammen. Die Gasse wurde in dunklen Rauch gehüllt und der Fuchs merkte, wie Schutt gegen seine Beine prasselte. Einen Moment lang fragte sich der Fuchs, ob es an den nur einstöckigen Gebäuden lag, dass ihnen nichts passiert war oder ob Arikel ihnen auch aus der Ferne heraus Glück bescherte, beschloss jedoch, sich nicht zu sehr den Kopf darüber zu zerbrechen. Richard hatte seinem jüngeren Bruder auf die Beine geholfen und hatte einen seiner Arme über seine Schulter gelegt. Die Soldaten waren in den Trümmern begraben und die drei schritten weiter, ehe der Krach der eingestürzten Gebäude weitere Soldaten anlockte. "Ich kann nicht mehr", keuchte Joey und blutiger Schaum quoll aus seinem Mund. "Lasst mich hier." Richard schüttelte sofort den Kopf. "Was redest du dann da, Joe? Du packst das!" Der Fuchs untersuchte die Wunde im Rücken des jungen Mannes und seine Miene verfinsterte sich. "Blutungen kann ich stoppen, bei einer durchschossenen Lunge kann ich jedoch nichts tun." Der Fuchs sah Richard ernst an. "Wenn Arikel bei uns wäre, stünden die Chancen vielleicht besser. Aber Wunder wirken kann auch sie nicht." Joey würde an seinem eigenen Blut ersticken. Immer wieder hustete er und spuckte Blut, dann riss er sich von seinem Bruder los und lehnte sich an eine Häuserwand. Als er zu Boden rutschte, war der Putz mit Blut verschmiert. "Ich kann doch nicht meinen Bruder zurück lassen", gab Richard mit zitternder Stimme von sich und beherrschte sich nur mühsam, nicht laut zu werden. Er nahm eine Hand von Joey und versuchte, ihn wieder auf die Beine zu ziehen, doch dieser schüttelte nur mit dem Kopf. "Ich will nicht, dass ihr mir beim Sterben zuseht. Haut ab! Ich halte euch doch nur auf! Ich hab gewusst, worauf ich mich einlasse also verschwindet schon!" Richard liefen bereits die Tränen über die Wangen, noch immer versuchte er, seinem Bruder auf die Beine zu helfen. Der Fuchs sah beiden gequält zu, wusste jedoch auch nicht, was er tun sollte. Vaishara hielten eine Menge aus. Manchmal half das jedoch nichts. Manchmal halfen all ihre tollen Kräfte nichts, wenn genau die Benötigte gerade fehlte.
Wenn Meiji nun bei ihnen wäre, würde er die Verletzung mühelos heilen können. Seine Gabe war das Heilen jedweder Verletzung oder Krankheit gewesen. Während Eddie mit seinen Berührungen Gewebe rapide altern lassen konnte, war Meiji immer der Heiler der Gruppe gewesen. Natürlich wusste der Fuchs, dass er die Dinge nicht mehr rückgängig machen konnte und sowohl Meiji als auch Eddie nun tot waren. Hätte er Meiji bei der Operation in Tinroth in einen anderen Wagen gesetzt, könnte er nun vielleicht Joey retten. Dafür wäre dann aber jemand anderes tot. Vielleicht Richard oder Kassandra. Es spielte keine Rolle. Trotzdem fühlte sich der Fuchs schuldig und unendlich machtlos. Joey lächelte als kümmere es ihn nicht, dass er eine Kugel im Rücken hatte, die sogar noch seine Lunge erwischt hatte. Blutige Blasen bildeten sich auf seinen Lippen und seine Zähne funkelten rötlich als sei er ein Monster aus kindischen Schauergeschichten. "Je länger ihr zögert, desto mehr bringt ihr euch selber in Gefahr", keuchte er leise und spuckte einen Schwall Blut neben sich auf den Boden. Einen langen Moment sah er seinen Bruder an und grinste. Dann kippte er zur Seite und blieb mit dem Gesicht in seinem eigenen Blut liegen. Richard war sofort an seiner Seite, packte ihn und schüttelte ihn, als könne er seinen Bruder dem Tod wieder entreißen. Der Fuchs sah wie gelähmt zu. Gerne hätte er tröstende Worte von sich gegeben, doch ihm fehlten die Worte. Erst nahes Gewehrfeuer ganz in der Nähe riss Richard aus seiner Lethargie. Zu zweit entfernten sie sich, flohen vor dem nahen Lärm und huschten durch die engen Gänge, ehe sie genau in eine Gruppe von Soldaten rannten. Flackerndes Mündungsfeuer erhellte die Gasse und nur knapp konnten der Fuchs und Richard in eine leer stehende Bar hechten. Richard suchte hinter dem Tresen Deckung, doch es war der Fuchs der hastig die Tür des Hinterzimmers ansteuerte. "Wir müssen hier raus. Die schmeißen uns doch sicher eine Granate hinterher und mit Regalen voller brennbaren Spirituosen ist die Theke auch kein sicherer Ort." Der Fuchs verformte das Schloss und öffnete so die Tür und beide eilten ins Hinterzimmer. Der Fuchs verschloss die Tür, indem er den Türrahmen mit der Tür verschmolz, dann widmete er sich der Wand und verflüssigte einen Teil der Mauer, erschuf so einen schmalen Spalt durch den die beiden ins Freie entkamen. Sie waren nur wenige Meter gerannt, als hinter ihnen ein lauter Knall die Befürchtung des Fuchses bestätigte: Die Soldaten von AEGIS hatten eine oder mehrere Granaten in die Bar geworfen.
Rasch gaben beide Fersengeld, bogen um eine Ecke und sofort um die nächste, als ihnen plötzlich Lasersalven um die Ohren zischten. Der Fuchs zog Richard hinter einen Stapel Kisten und verschaffte sich rasch einen Überblick der Lage. Vor ihnen, in der Mitte einer Kreuzung aus schmalen Gängen, hatten vier Soldaten Stellung bezogen, hatten Rücken an Rücken gestanden und so jede Richtung im Blickfeld gehabt. Sie hatten nur darauf gewartet, dass ihnen Vaishara vors Visier liefen und dieser Augenblick war nun gekommen. Nun feuerten alle vier in ihre Richtung und ihre Deckung aus Kisten zersplitterte unter dem Laserbeschuss. Sofort sprang der Fuchs aus der Deckung, richtete die Hände auf die Soldaten und die Lasersalven schlugen gegen die Wände, sprengten Löcher in den Putz und hinterließen schwarze, rauchende Flecken. Sofort senkten die vier Soldaten ihre Gewehre, schoben sie in die Halterungen auf ihrem Rücken und fuhren ihre Unterarmklingen aus, ehe sie sich dem Fuchs näherten, gleich einer Horde Raubtiere der verwundeten Beute. Richard wich ein wenig zurück, als sich der Fuchs so aufbaute, dass die Soldaten nicht an ihm vorbei konnten. Die engen Gassen hatten zwar den Nachteil, dass sie wenig Platz boten, doch würden die vier Soldaten auch Probleme haben, gemeinsam gegen den Fuchs vorzugehen. Dieser fixierte die Soldaten mit entschlossenen, grauen Augen. Ihre schwarzen Visiere starrten wie dunkle Abgründe zurück. "Ihr wisst wer ich bin?", fragte der Fuchs ruhig und verschränkte die Hände, knackte mit den Fingerknöcheln. "Dann wisst ihr auch, dass ich eigentlich keine Soldaten töte. Wenn ich jedoch keine andere Wahl habe, dann kann auch ich ziemlich brutal sein. Noch könnt ihr einfach abhauen." Noch während er sprach wusste der Fuchs, dass die Soldaten nicht fliehen würden. Der Hass von AEGIS auf die Vaishara war in ganz Elinor bekannt und diese vier Soldaten strahlten eine Aura des Selbstvertrauens und des Fanatismus aus, die beinahe sichtbar war. Dann wurde dem Fuchs klar, dass die Soldaten tatsächlich eine schwache, bläuliche Aura hatten und er musste an die Worte von Arikel denken. Dies waren also die Cherubim, die Elite von AEGIS, die sich dank einer Substanz namens Ambrosia den Vaishara als ebenbürtige Gegner gegenüber stellen konnten.
Der erste Soldat griff den Fuchs an, hob die Unterarmklingen und ließ sie auf ihn niedersausen. Doch der Fuchs konzentrierte sich und beide Klingen schmolzen wie Eiszapfen in der Sommersonne. Silberne Tropfen perlten auf den grauen Mantel des Fuchses, ehe dieser herum wirbelte um dem Soldaten einen Schlag in den Nacken zu verpassen. Der Soldat zögerte, wunderte sich wohl um den Verlust seiner Klingen, dann jedoch blockte er den Angriff des Fuchses und schlug ihm kräftig in den Magen, so dass der Fuchs nach hinten taumelte. Der Soldat war schnell, stand sofort wieder vor dem Fuchs und rammte ihm erst die linke Faust in den Magen, dann die rechte. Dann jedoch packte der Fuchs beide Handgelenke und stieß den Soldaten von sich, setzte nach und versuchte es mit einem Aufwärtshaken. Der Soldat drehte sich zur Seite weg, hob ein Bein und trat dem Fuchs hart in die rechte Seite. Der Fuchs stöhnte, als zwei seiner Rippen brachen und packte den Kopf des Soldaten. Das schwarze Visier des Mannes verflüssigte sich und lag nun auf dem Gesicht des Mannes auf, wo es wieder erstarrte. Zurück blieb ein Gesicht gleich einer schwarzen Maske, Augen und Mund vor Schreck aufgerissen. Der Soldat griff sich mit den Händen ans Gesicht, dann kippte er um und zappelte, während er erstickte. Der Fuchs ließ von ihm ab und wandte sich den anderen drei Soldaten zu. Sofort griff der nächste Soldat an und der Fuchs konzentrierte sich, wich den Unterarmklingen aus und schlug die Arme des Soldaten zur Seite, so dass sich die Klingen in die Wände bohrten. Doch der Soldat fuhr seine Klingen ein und schlug dem Fuchs mit beiden Fäusten seitlich gegen den Kopf. Dann ging er zurück und nahm sich den Helm ab, um nicht eventuell das gleiche Schicksal wie sein toter Kamerad zu erleiden. Einen Moment lang war der Fuchs schockiert, so viel Hass in einem so jungen Gesicht zu sehen. Die Augen des Mannes leuchteten azurblau, hasserfüllt biss der Soldat die Zähne zusammen, bis sein Zahnfleisch heftig zu bluten begann. Dann griff der Soldat an, mit einer Wildheit, die den Fuchs überraschte. Fäuste prasselten blitzschnell auf seine Arme ein, dann wich der Fuchs seitlich aus, packte den Kopf des Soldaten und rammte ihn gegen die Wand. Es schien dem Soldaten wenig auszumachen denn er packte den Arm des Fuchses und drehte ihn herum. Sofort drehte sich der Fuchs mit, sprang ab und trat dem Soldaten ins Gesicht, so dass dieser seinen Arm los ließ.
"Pass auf", hörte der Fuchs Richard rufen und bemerkte, dass die beiden anderen Soldaten ihre Lasergewehre angelegt hatten und wohl auf eine günstige Gelegenheit warteten, ihn hinterrücks zu erschießen. Doch sah er auch eine Gestalt auf dem Dach, hinter den Soldaten. Für seine kurze Unaufmerksamkeit kassierte er einen heftigen Schlag ins Gesicht, der seine Unterlippe aufplatzen ließ. Er kreuzte die Unterarme und bemühte sich, den Soldaten zwischen sich und den anderen zu halten, um nicht in der Schusslinie zu stehen. Dabei betrachtete er die Gestalt auf dem Dach. Es war ein junger Mann mit stacheligen, braunen Haaren und einer Lederjacke. Die Augen des jungen Mannes waren hinter einer Sonnenbrille verborgen, doch er grinste, ehe sich zwischen seinen Händen hellblaue Blitze bildeten. Der Mann streckte die Hände aus und hellblaue Blitze züngelten aus seinen Fingerspitzen auf die beiden Soldaten. Ein grelles Kreischen hallte durch die Gasse. Blitze leckten über die schwarzen Rüstungen der Soldaten, züngelten über die Wände und hinterließen dünne, schwarze Linien. Dann trafen die Blitze das Gesicht des Soldaten direkt vor dem Fuchs und der junge Mann schrie, ging zu Boden während unaufhörlich weitere Blitze in ihn und seine Kameraden einschlugen. Die beiden Soldaten direkt unterhalb des jungen Mannes rührten sich bereits nicht mehr. Ihre Rüstungen rauchten und schwarze Blasen hatten sich auf Brust- und Schulterpanzerung gebildet. Der Soldat direkt vor dem Fuchs zuckte und wand sich, ehe er sich plötzlich drehte und eine Hand auf den jungen Mann auf dem Dach richtete. Nun zuckten aus den schwarzen Handschuhen des Soldaten weiße Blitze, umzüngelten die Blitze des Angreifers und schlugen schließlich in dessen Körper, mit einer Wucht die den jungen Mann mehrere Meter nach hinten schleuderte, außer Sichtweite. Der Fuchs glaubte nicht, dass der junge Mann den Gegenangriff überlebt hatte. Ein eventueller Sturz vorm Dach war alles andere als gesund, doch konnte man ja nie wissen. Und noch ehe der Fuchs den letzten Soldaten angreifen konnte, richtete dieser die Arme auf ihn und Blitze schlugen knisternd in seine Brust ein und rissen ihn von den Beinen. Plötzlich trat Richard zwischen ihn und dem Soldaten und die Blitze umzüngelten ihn. Schreiend quälte sich Richard Schritt für Schritt an den Soldaten am Boden heran und trat ihm schließlich kräftig aufs Gesicht. Das Blitzgewitter verschwand augenblicklich und Richard lehnte sich gegen die Wand. Der Fuchs erschreckte sich bei dem Anblick seines Mitstreiters. Richards helle Haare kräuselten sich und standen in alle Richtungen ab, seine Haut war voller grässlicher Verbrennungen, wo der Soldat ihm regelrecht die Haut vom Körper gebrannt hatte.
Richard atmete schwer, schrie immer wieder vor Schmerzen auf. Mühsam schleppte sich der Fuchs zu ihm und schauderte, als die dunklen Augen seines Freundes gequält auf ihm ruhten und um Erlösung vor den Schmerzen bettelten. Zögernd legte der Fuchs seine zitternden Hände auf die Schultern seines Freundes, zwang sich zu einem Funken Konzentration und beendete das Leid des Anderen. Richard entspannte sich augenblicklich und seine Augen schlossen sich. Schwer atmend blieb der Fuchs zurück, starrte noch lange auf seine Hände, dann auf Richards Leichnam. Man schrieb den Vaishara gottgleiche Macht zu. Vielleicht hasste man sie deshalb so sehr. Möglicherweise beneideten sie einige Menschen, wahrscheinlich überwog auch die Furcht vor dem Unbekannten. Der Fuchs wusste, dass er absolut nichts Göttliches an sich hatte. "Alles was aus dem Lebensstrom entsteht, geht auch eines Tages wieder in den Lebensstrom über", flüsterte er leise und zitierte einen alten Freund. "Du bist nun wieder bei deinem Bruder. Aller Schmerz und Kummer ist für euch nun vorbei. Gerne hätte ich euch wenigstens anständig begraben. Ich hoffe, ihr verzeiht mir, dass ich euch nicht beschützen konnte." Ein kalter, harter Knoten hatte sich in seinem Hals gebildet und fast blieben ihm die Worte in der Kehle stecken. Traurig wandte er sich von Richard ab und setzte sich in Bewegung, setzte über die toten Soldaten hinweg und beeilte sich, wobei er an jeder Ecke vorsichtig inne hielt um nicht erneut in eine Falle zu tappen. Der Lärm wurde lauter, langsam näherte er sich der Quelle der Schreie und der Schüsse. Der Fuchs kam schließlich in eine lange Gasse voller heller Neonschilder, umsäumt von Spielhallen, Kneipen und Pornokinos. Und am Ende der Gasse sah er den Parkplatz. Er hatte die andere Seite des Diamantenen Docks beinahe erreicht. Mündungsfeuer war in der Dunkelheit hinter der Gasse zu sehen. Am Himmel sah er Rauch und noch immer schwirrten Valkyrien über das leuchtende Band hinweg. Das Herz schlug dem Fuchs nun bis zum Hals, als er langsam durch die leere, hell erleuchtete Gasse schritt und sich fragte, wie viele seiner Kameraden wohl ebenfalls das andere Ende erreicht hatten. Wie viele waren gefallen? Was erwartete ihn nun da draußen? Und am Wichtigsten war wohl die Frage, wie sie lebendig entkommen konnten und was genau Echidna eigentlich mit dem ganzen Ärger hier zu tun hatte.
Der Fuchs drückte sich an die Wand, blickte kurz zu beiden Richtungen aus der Gasse heraus und sah dann zum Parkplatz. Ihm stockte der Atem, denn der riesige Parkplatz an der Ecke Stevenson-Silver glich einem Schlachtfeld. Zahlreiche Autos brannten oder waren umgeworfen worden. Er konnte auch den Gefangenentransporter von AEGIS erkennen, mitten im Zentrum der Schlacht. Hinter einer Barrikade von Autos konnte er Michael, Garth, Tessa, Nue, Arikel und Kassandra erkennen, sowie einige andere Männer und Frauen, die wohl Vaishara im Dienste von Echidna waren. Kassandra hatte den Himmel über dem Parkplatz in Nebel gehüllt, um einen Beschuss durch die Valkyrien zu verhindern. Es schien, als würde eine dünne, weiße Decke wenige Meter über dem Boden schweben. Der Fuchs konnte sehen, wie Tessa in seine Richtung sah und als ihre Blicke sich trafen strahlte die junge Frau mit den bunt gefärbten Haaren. Allerdings war der Bus von Soldaten umzingelt und der Fuchs konnte nicht wissen, ob dies ganz normale Soldaten waren oder die Cherubim. Es war ja sogar möglich, dass jeder Soldat von AEGIS über das Ambrosia verfügte. Der Fuchs sah sich nach einer Möglichkeit um, zu seinen Kameraden zu gelangen oder ihnen irgendwie zu helfen. Auch musste er sich fragen, wo eigentlich Phönix, Kathy und der Junge waren. Hatten sie es möglicherweise nicht geschafft? Der Fuchs atmete tief durch und ignorierte dabei seine schmerzenden Rippen. Er musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Dabei war das Gewehrfeuer auf dem Parkplatz nicht gerade hilfreich. Dann jedoch fiel dem Fuchs etwas auf: Echidna war nirgendwo zu sehen. Zwar hatte der er keine Ahnung, was eigentlich ihre Absichten hier in Sagon waren, doch bezweifelte er, dass sie weit entfernt war. Tatsächlich fühlte er sogar etwas, gleich einem unsichtbaren Band. Echidna war in der Nähe, wartete vielleicht genau wie er auf den richtigen Zeitpunkt. Da war er sich sicher. Manche Dinge änderten sich. Manchmal verlor man sich aus den Augen, veränderte sich oder lebte sich auseinander. Doch trotz allem war sich der Fuchs sicher, dass seine einstige Verlobte nur darauf wartete, auf den Plan zu treten und AEGIS ihren Zorn spüren zu lassen. Einst hatte der Gedanke an Echidna sein Herz höher schlagen lassen, ihm eine angenehme Gänsehaut beschert. Nun jedoch lief es ihm eiskalt den Rücken runter, denn er wusste, wozu sie fähig war. Sie hatte ihren Spitznamen verdient und der Fuchs konnte nicht anders als sich zu fragen, ob AEGIS wirklich wusste, worauf sie sich da eingelassen hatten.