A Temper (and Some Darkness)


Kapitel 4 war ja eine nette Abwechslung zwischendurch, ich frage mich nur, wie der Brief in die Rahmenhandlung passt, denn eigentlich erzählt doch Vincent das alles... ist dem der Brief irgendwie in die Hände gefallen?
Ansonsten bleibt die Frage offen, was sich Valeska nun von Vincent gewünscht hat - sehr gemein von dir ;)

Ach, übrigens: Da sind ein paar Sternchen im Text zurückgeblieben... ich dachte ja erst, die ständigen "*-*" sollen Smileys in dem Fanbrief sein xD"
 
Argh..., ja, ich war in Eile beim Posten und hab das daher irgendwie vergessen... Ist aber auch irgendwie ein Schwachsinn, dass das Forum, wenn es schon keine geschützten Leerzeichen kennt, die nicht einfach in normale Leerzeichen abändert, sondern in Sternchen... -.-

Ansonsten: Jaaa..., ich weiß, was Valeska sich wünscht (wenn ich es nicht nochmal ändere) aber irgendwie gefiel mir der Teil noch nicht so wirklich, wogegen die anderen Texte nun schon größtenteils seit einiger Zeit fertig sind..., und vllt will ich die Szene sowieso noch etwas verlängern, ma gucken... Die gemeine Art des Spannungsaufbaus ist da natürlich ein netter Nebeneffekt! ^^

Was nun den Brief angeht, habe ich den hier gleich erstmal mit reingenommen, damit Valeska nicht ganz in Vergessenheit gerät und auch als düsteres Gegenstück zu den eher lockeren folgenden Teilen um Vincents Freundeskreis... Dass Vincent ihn irgendwie zu Gesicht bekam, wäre natürlich eine Möglichkeit... Ich bin aber ohnehin noch am Zweiffeln, ob ich überhaupt Vincent ganz allein die gesamte Geschichte werde erzählen lassen..., hat alles seine Vorteile und Nachteile, naja, mal schaun...

Zumindest nachfolgend dann wie schon angekündigt der Rest des fünften Kapitels... Ich hoffe, dass euch - gerade auch dir Scherben, da du noch nicht wieder kommentiert hast - das mit dem Posten nicht zu schnell geht?
Aber nach dem fünften Kapitel ist es eigentlich auch erstmal nur noch das sechste, das ich so gut wie fertig hab und danach war es das erstmal und ich muss so einiges erst wieder schreiben, oder sogar ausdenken...

Aber nun, viel Spaß!

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Über unser Kennenlernen wird es in Kürze noch mehr als genug zu berichten geben, und auch über unsere Beziehung zueinander; vorerst jedoch zu Maksim: Die Umstände wiederum unserer ersten Begegnung waren reichlich unspektakulär und verdienen eigentlich keiner besonderen Erwähnung..., vielleicht später irgendwann, wenn ich allmählich nicht mehr weiß, was ich denn eigentlich noch schreiben soll. Auf jeden Fall war Maksim, wie ich vermutlich schon erwähnte, über Jahrzehnte hinweg mein in geschäftlicher Hinsicht (so umschrieben wir auch die Aktionen der Gruppe) engster Vertrauter gewesen: auf ihn konnte ich immer zählen, egal worum es ging! Auf seine Ehrlichkeit und seine Loyalität..., sein Wissen und seine Bedachtsamkeit... Ich respektierte ihn wie niemanden sonst und muss zugeben, dass er mir sehr viel mehr zugute kam, als ich vermutlich ihm. Eine Gewissheit war mir auch, dass die Welt, so sie denn mehr Menschen wie ihn ihr Eigen nennen würde, weniger Menschen wie mich bräuchte: eine eigentlich ziemlich traurige Erkenntnis.

Seine Vergangenheit anbelangend, stammte Maksim aus irgendeinem kleinen Kaff irgendwo bei Volgograd, dessen Namen zu merken zu viel von mir verlangt wäre und in dem es ohnehin nichts gab, als vier oder fünf Wohnblöcke und eine schmutzige Fabrik und ringsum ein paar Dutzend Bauern und eine einzige geteerte Straße... Vermute ich zumindest: ich war natürlich niemals dort und Maksim erzählte nicht sehr viel von seinem Heimatort, den er aus irgendeinem Grund so gar nicht mochte; obgleich er stolz auf seine russische Heimat als solche war und sich immer auch in erster Linie als Russe sah, sogar noch auf dem Höhepunkt seiner politischen Laufbahn (erst auf deutscher und später dann auf europäischer Ebene) und obwohl er mit Ausnahme einiger weniger Reisen in die Heimat auch niemals wieder in selbige zurückkehrte: Es war das Russland der Gegenwart, welches ihm missfiel, das er aber auch nicht glaubte verändern zu können – anders als Resteuropa.

Levin wiederum gehörte dem ausgewählten Kreis jener Personen an, denen man einfach mal ohne Vorwarnung und ganz spontan in ihre Fresse hauen könnte: immer würde irgendein Grund sich schon finden. Genau genommen mochte nicht nur ich Levin nicht; die gesamte Gruppe mochte ihn eher..., nun ja, weniger... Aber man konnte durchaus auch seinen Spaß mit ihm haben – er war intelligent und witzig und offen und direkt und spontan, und eben auch ein wirklich wichtiges und tatsächlich auch absolut verlässliches Mitglied der Gruppe: er wusste ob den Zusammenhängen in unserer Welt Bescheid, kannte sich aus in den höheren Kreisen der Gesellschaft und war vor allem auch loyal und mitnichten ein nennenswerten Risikofaktor: hatte zu wenig Rückrat um uns irgendwann in wiederum unseren Rücken zu fallen, und zu sehr das Bedürfnis gemocht zu werden, uns als Freunde zu haben, als dass er uns überhaupt auch nur zu sehr kritisieren würde... Er war die Art von Freund, der sich, wenn er wieder einmal zu weit über die Stränge geschlagen hatte, am nächsten Tag dafür entschuldigte (oder sich zumindest eloquent herausredete) und zwar nicht, weil es ihm wirklich leid getan hätte, sondern weil er seinen Gegenüber nicht als engen Freund verlieren wollte..., ja mit der Entschuldigung (und vor allem dem Eingeständnis seiner eigenen Fehler) erst recht versuchte, sich bei diesem einzuschleimen.

Aber, um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: trotz aller Differenzen gehörte Levin absolut zum inneren Kern der Gruppe und wusste sich vor allem auch an ihr überaus aktiv zu beteiligen – hatte insbesondere auch die Zeit dafür: er lebte durchweg vom Geld seines Vaters (mich würde interessieren, was er diesem erzählte...) und studierte die meiste Zeit des Bestandes unserer Runde Politikwissenschaften; gleichwohl mit reichlich wenig Enthusiasmus. Auch war er sich nur selten zu schade auch einmal die ungeliebte Drecksarbeit zu erledigen, oder auf seine Kosten erledigen zu lassen: Erstaunlicherweise war es in der Regel Levin, der den Kontakt zu irgendwelchen Gaunern herzustellen vermochte; wenn wir denn einmal solche brauchten.

Die wirklich problematische Sache an Levin war ohnehin seine feste Freundin Melanie: die eigentlich gar überhaupt nicht zu uns gehörte und niemals nie zu uns gehören würde; die Levin aber viel zu häufig mitzuschleppen pflegte, oder vielmehr glaubte, mitschleppen zu müssen. Und nur weil es über sie nicht besonders viel zu berichten gibt, tue ich es gleich, dann habe ich es hinter mir...: Melanie studierte Kunstgeschichte, obwohl sie von Kunst nicht wirklich auch nur irgendetwas verstand, und war Levins Freundin schon seit Jahren, obgleich auch die beiden sich nicht so wirklich gut verstanden, und sie ihre Beziehung vermutlich eher aus Imagegründen pflegten. Vielleicht passten die beiden aber auch wirklich zusammen, und gehörten schlicht zu den Leuten, die eine harmonische Beziehung gar überhaupt nicht führen konnten, egal mit wem. Den größten Teil ihrer Freizeit verbrachte Melanie mit Herumnörgeln einerseits, und Angeberei andererseits, sie konnte aber zumindest manchmal auch recht freundlich und umgänglich sein. Manchmal... Selten!

Nun..., das war sie also: unsere kleine coole Truppe im Dunstkreise der Berlin Bar! An anderer Stelle selbstverständlich mehr...

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Na dann, bis nächste Woche, mit vermutlich dem Kapitel "Berlin Bar: Einführung"

Ach, bevor ich es wieder vergesse, und weil in letzter Zeit und demnächst häufiger Jahreszahlen und verschiedenste Orte auftauchen werden, will ich nochmal darauf hinweisen, dass der Verlauf der Geschichte in dieser Parallelwelt (so nenne ich sie jetzt mal einfach) keineswegs mit dem unserer Welt identisch ist... Mehr dazu mal später irgendwann, aber beispielsweise hat es den 2. Weltkrieg und seine Folgen, inklusive sowohl innerdeutscher als auch weltweiter Ostwestteilung in der uns bekannten Form nicht gegeben.
 

Das war ein interessanter und recht amüsanter Einblick in dieses Grüppchen, ich muss allerdings doch mal anmerken, dass der Teil ein wenig unfertig wirkt. Es waren ein paar kleinere Fehlerchen drin (insbesondere fehlendes Plusquamperfekt), und vor allem: Im Bemühen, Humor rüberzubringen, verwendest du Worte und Ausdrücke, die m.E. so gar nicht zum Rest der Geschichte (bis hierher) passen (Fresse, cool, niemals nicht usw.). Ich weiß nicht, ob das Absicht war? Auf den ersten Blick wirkt es etwas, als fehle der Teil ein Kontrolllesegang ;)
Übrigens habe ich nicht wirklich verstanden, was an Levin nun so unsympathisch ist bzw. warum ihn keiner mag o.O
 
Scherben kommentiert erst, wenn sie es auch gelesen hat. :biggrin2:

Ich weiss gar nicht, ob ich wirklich wissen will, was sich Valeska wünscht.

Aber der Einschub des Fanbriefes war eine gute Idee.
Da beginnt sich mehr und mehr etwas aus dem Nebel zu schälen. Oder ich beginne einfach nur mehr und mehr hineinzuinterpretieren, das da gar nicht reingehört. Dann bereist Valeska also eines Tages doch noch mal die große, weite Welt und bleibt nicht die Topfpflanze, als die sie Vincent bisher beschreibt? Schafft sie es also wirklich sich zu emanzipieren und nicht nur von den Erlebnissen anderer Leute zu leben?
Oder ist sie ganz anders, als sie ihr Bruder beschreibt und es wahrhaben will?

Fragen über Fragen.

Ein interessantes Häufchen was sich da zusammengerauft hat. Da bin ich wirklich mal gespannt wie es weitergeht und wie die welt gestrickt ist, in der es weitergeht.

Also, wenn es den 2. Weltkrieg nicht gegeben hat, hat es dann die Machtergreifung der NSDAP gegeben? Oder sumpft Deutschland immer noch in der Weimarer Republik rum?

Fragen über Fragen.

Aber sehr interessante Geschichte.
 
Erstmal so vorweg weil mir das gerade auffällt..., kann es sein, dass hier im FF Forum in letzter Zeit wieder ziemlich viel los ist? Sind ja so einige neue Themen und Beiträge gekommen..., hübsch...

Aber zurück zu A Temper und konkret euren wie immer interessanten Comments... Mich überrascht fast ein bisschen, dass der Brief so positiv ankam, und wohl auch nicht übermäßig unsympathisch rüberkam..., vielleicht würde es sich also auch lohnen, da noch etwas mehr daraus zu machen. Was die unpassenden Worte angeht habe ich ein paar kleine Anpassungen noch vorgenommen (aber nicht hier extra reineditiert und gar nicht mal so unbedingt die von dir genannten) gerade auch beim beim nächsten Mal folgenden Abschnitt... Im Großen und Ganzen ist die etwas andere Sprache aber Absicht, und weniger dem Humor geschuldet, da Vincents Freundeskreis für ihn eine denke ich ziemlich andere Welt darstellt, als Valeska. Das mit dem Fehlen eines Kontrolllesegangs stimmt im etwas erweiterten Sinne aber durchaus und zwar für die gesamte Geschichte..., im Vergleich zu etwa SSS&S schreibe ich eine Seite von A Temper in vielleicht einem Fünftel der Zeit oder so..., und wenn die Story irgendwann mal fertig ist, wird es daran noch viel zu verbessern geben.

Zu Scherben... Wieso möchtest du nicht wissen, was Valeska sich wünscht? Wobei du mich damit auf jeden Fall schon einmal auf eine gute Idee gebracht hast..., ich glaube fast, ich werde es auch später nicht direkt verraten! ^^ Und deine Vermutungen Valeska betreffend..., jaa, interessant... Und ich will noch nicht zuviel verraten, aber im siebenten (und dann vorerst wirklich letzten, bevor ich mit SSS&S weitermache) Kapitel wird sie sich konkret zu Wort melden! ^^ Was deine geschichtlichen Fragen angeht..., sag ich jetzt erstmal lieber gar nicht so viel dazu, bis ich mir da wirklich ein zusammenhängendes Konstrukt zurecht gelegt habe, damit ich nicht nachträglich wieder etwas revidieren muss. Auf jeden Fall gibt es hier und da auch größere Unterschiede, die über einen anderen Geschichtsverlauf hinausgehen, etwa den englischsprachigen Teil Deutschlands, aus dem nämlich Vincent und Valeska stammen (und weswegen Valeska auch nur Englisch spricht) aber darauf gehe ich dann irgendwann ab dem achten Kapitel näher ein, wenn vor allem V&Vs Kindheit und ihre Familiengeschichte näher beleuchtet wird - was ich mir alles noch nicht hunderpro zurecht gelegt habe...

So, nun aber weiter! ^^

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6
BERLIN BAR

Falls Sie vermuten, dass es in Berlin doch mindestens ein Dutzend Bars mit eben diesem eher wenig kreativen Namen hatte geben müssen, liegen Sie erstaunlicherweise falsch: Soweit wir wussten, und der Besitzer uns bestätigte gab es tatsächlich nur diese eine einzige! Maksim und ich entdeckten die Lokalität eher zufällig bei meinem ersten Aufenthalt in der Stadt; und zwar kurz nachdem wir uns kennen gelernt hatten und eines Abends zusammen unterwegs waren. Die Straßenlaternen warfen ihr warmes Licht auf die dunklen Wasser der Spree und in die großen Fenster all der teuren Restaurants und der Geschäfte und auf die Gesichter der verschiedensten Menschen, die spät abends noch immer umherstreiften, und alle ganz eigenen Gedanken nachzuhängen schienen.
„Ich laufe durch die Straßen..., fühle dieses Vibrieren, Pulsieren!“, schwärmte ich.
„Soeben gelingt es dir mich zu überraschen...“
Ich sah Maksim fragend an, bis er mir ruhig und langsam sprechend, und dennoch voller Ausdruckskraft erklärte: „Das Vibrieren? Pulsieren? Wo? Sag mir: wo?! Diese Stadt ist scheintot..., wird erdrückt, unterdrückt, erdrückt und unterdrückt sich selbst!“
Ich dachte einige Zeit lang nach, versuchte die richtigen Worte zu finden: „Ich weiß, dass ich der Fremde bin, dass das deine Stadt ist und nicht meine...“
Da blieb Maksim stehen und sah mich mit ernsten, respektvollen Blicken an. Ich fuhr fort: „...aber gib all dem eine Chance: entdecke das Potential, schau tiefer!“
„Und was meinst du, sehe ich? In der Tiefe?“
„Die Zukunft mein Freund, die Zukunft! Schau dir nicht all die alten Menschen an, die nur einer Sache noch entgegen sehen, ihrem Tod, und sonst nicht tun, als zurückzublicken, auf ihre ach so goldene Vergangenheit... Nein, Maksim, schau dir die Jugend an, die wartet und auf der Lauer liegt! Die wird diese Stadt verändern, diese Stadt und dieses Land und...“
„...und die Welt? Glaubst du das?“
Ich lächelte: „Irgendwann auch die... Irgendwann die ganze Welt!“
Er seufzte und schüttelte langsam, nachdenkend, den Kopf...
Davon ließ ich mich kaum aus der Ruhe bringen: „Ich sage dir..., ich sage dir: ich werde ein Teil dieser Veränderungen sein!“
Nun nickte er bedächtig..., und dann, recht überraschend: „Lust auf noch ein Bier!?“
Das war das Stichwort: wenige Minuten später betraten wir erstmals die Berlin Bar..., eigentlich nur weil wir an ihr gerade eben vorbeikamen, und ihr goldner Glanz uns eine ebenso goldene Zukunft versprach! Naja..., eigentlich vielmehr weil die süße, schwarzhaarige Sängerin so verdammt gut aussah und noch dazu auch singen konnte, und das Angebot an Alkohol sehr viel mehr als überdurchschnittlich groß war...
Dennoch sollte schon in den nächsten Tagen die Berlin Bar das Stammlokal des zentralen Kerns der Gruppe werden, der sich auf dem Höhepunkt unseres Widerstandes wenigstens an jedem Samstag in seiner Gänze dort zu treffen pflegte... Dabei sehr oft auch (wie ich schon erwähnte) Melanie und später dann, etwa ab Beginn der Achtziger (wie ich noch nicht erwähnte) zwei vollkommen neue Gesichter: nach meiner Meinung eher zwielichtige und irgendwie comichafte Gestalten, die zur Erweiterung der Möglichkeiten unserer Runde aber leider unabdingbar waren, über die es allerdings erst später etwas zu berichten gibt: denn meine eng Vertrauten – meine Freunde: wie Maksim und Jasemin, und mit kleinen Abstrichen auch Levin – wurden sie niemals.

Genau genommen war die Berlin Bar mehr als nur eine Bar: war im weitesten Sinne ein Jazzclub... Für gewöhnlich Freitags und Samstags bot man den Gästen dann auch Livemusik: in der Regel leichten, sehr gefälligen Jazz..., Musik die müde machte, oder sogar langweilte, wenn man ihr allzu aufmerksam lauschte; die sich als Background für eine gesellige Runde und ein paar Bier jedoch ganz hervorragend eignete und natürlich auch viel besser klang als die oft gespielten Platten, die in der Berlin Bar sonst so liefen.
Die Einrichtung des Lokals war indes sehr stilvoll, war seit den Zwanzigern weitestgehend unverändert geblieben, oder aber nur behutsam an die Moderne angepasst worden, und erschuf mit ihren vielen Spiegeln und kleinen Lämpchen, und all den goldenen Verzierungen, und dem langen, dunklen, und nach Jahrzehnten der Abnutzung überaus interessant wirkenden Tresen, eine sowohl gemütliche, eine warme, wie auch glamouröse Atmosphäre, die ein längeres Verweilen geradezu notwendig machte!
Wann immer jemand von uns ein wenig Zeit totzuschlagen hatte, setzte er oder sie sich an die Bar und trank ein paar Gläser und aß ein paar Snacks und wartete..., und für gewöhnlich dauerte es tatsächlich nicht sehr lang und ein zweites Mitglied der Gruppe (oder auch irgendeine andere, uns mehr oder weniger bekannte Person) gesellte sich dazu..., fast könnte man sagen, dass die Berlin Bar nicht nur unsere kleine Machtzentrale, sondern auch irgendwie unser Zuhause war: ich selbst verbrachte sicherlich an die Hälfte meiner freien Zeit an eben diesem Ort... Es war interessant die anderen Gäste zu beobachten, oder besser noch mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Auf diese Weise lernte ich nicht wenige meiner Freundinnen und meiner Affären während den Hauptstadtjahren in den gemütlichen Räumlichkeiten der Berlin Bar kennen..., ein paar echte Perlen waren fast immer unter den Gästen. Die Berlin Bar schaffte es, ein sehr angenehmes, ein vornehmlich junges, liberales und wohlhabendes, obgleich auch leider nicht sonderlich internationales (zumindest kein außereuropäisches) Publikum anzulocken. Und auch zahlenmäßig war sie eigentlich immer ziemlich gut besucht!

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Damit ist das Kapitel noch nicht beendet..., der Abschluss dürfte aber ziemlich bald kommen. Bis dahin, freu mich, von euch zu hören! ^^
 

Hübsch hübsch. Mir ist wieder mal die Wortwahl etwas uneinheitlich vorgekommen, im Dialog mit Maksim ist das schon wieder sehr hochtrabend, später kommen dann auf einmal Begriffe wie "Background" und eher umgangssprachlich klingende Floskeln ("sonst so") vor. Gerade letztere lesen sich schon immer ein wenig holprig irgendwie, finde ich. Ich stolper immer drüber, weil sie irgendwie nicht richtig reinzupassen scheinen.
 
Also langsam macht mich die Geschcihte wirklich kribbelig. Sie elektrisiert mich regelrecht.

Deine Schilderungen schaffen wirklich eine sehr interessante Atmosphäre. Sie tragen eine beleiernde Atmosphäre, wie du es vermutlich beabsichtigt hast.

Ich finde es sehr interessant, wie sich Stück für Stück eine Welt vor meinen Augen aufbaut. Nicht plump oder mit einem Faustschlag, wie es so manche Autoren machen. Sondern so filligran, wie bei einem Seidenvorhang, der sanft den Blick freigibt.

Dann haben in deiner Welt die Engländer also ein Stück von Deutschland erobert/unterworfen/kollonialisiert? Gab es einen ersten Weltkrieg?
 
Hier bin ich wieder: tut mir leid, dass ihr so lang auf die Fortsetzung warten musstet! Gerade auch, weil der folgende Teil eigentlich schon sehr lang so gut wie fertig gewesen ist... Aber naja, mir ist viel dazwischen gekommen, und auch was die nächste Zeit angeht glaub ich nich, dass ich sooo viel zum Schreiben komme..., aber egal: dafür hab ich an Ideen MEHR als genug... Die Geschichte wird vermutlich so was von schlecht: aber spaßig! :biggrin2:

At stLynx... Ja, versuche weiterhin darauf zu achten...

At Scherben... Wow: das hast du ja schön gesagt! ^^ Danke... Was die "beleiernde Atmosphäre" angeht..., was meinst du damit? Hab zwar eine Vermutung..., und ja, dann wäre es beabsichtigt..., oder mehr noch meinen Absichten sehr dienlich... ^^ Wie auch immer: deine geschichtlichen Fragen..., äh..., wie gesagt: ne richtige Timeline hab ich noch nicht... Den erste Weltkrieg dürfte es aber schon gegeben haben, und das englischsprachige Stück Deutschlands..., genauen Hintergrund muss ich mir mal noch überlegen, aber es gehört zumindest zum Zeitpunkt der Handlung voll und ganz zu Deutschland..., irgendwo in Richtung Nordosten oder so..., dessen Grenzen aber auch nicht mit unserem übereinstimmen.

So..., nun aber die Fortsetzung..., der Rest des Kapitels... Viel Spaß damit!

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Irgendwann in den späten Siebzigern.
Es war ein Samstag wie jeder Samstag in der alten Zeit: der guten Zeit... Wir saßen an dem für uns reservierten Ecktisch der Berlin Bar: ganz hinten, ganz weit weg vom Eingang und mit Blick auf den Rest des Lokals. Und wir: das waren wie üblich Jasemin, Maksim, und ich, und Levin, und wieder einmal auch Melanie... Unaufgefordert brachte uns die blondhaarige Bedienung (sie hieß Karen, ich würde sie noch kennen lernen) in ihrem schlichten, schwarzen Dress die üblichen Getränke: einen doppelten kanadischen Whiskey on the Rocks für Jasemin, ein Kännchen schwarzen Tee für Maksim, ein lokales Schwarzes vom Fass für Levin, einen ekligen Batida de Coco für Melanie und ein gutes, tschechisches Budweiser (nicht zu verwechseln mit dem nahezu ungenießbaren Gesöff gleichen Namens aus den Staaten) für mich selbst... Ach, wie viel die bevorzugten Getränke doch über die jeweiligen Charaktere aussagen – oder auch nicht: vor allem Levin und sein Schwarzbier wollten nicht so recht zusammen passen; nach meiner Meinung war er eher so der Weißbiertyp..., naja, egal: zwei Stunden und nicht wenige Drinks später waren wir in guter Stimmung..., zumindest die meisten von uns.
Wenigstens Maksim fand einen Grund, sich zu beschweren...: „Das Störende ist doch: in einer Stadt wie dieser fühlst du dich ständig unter Druck gesetzt!“
„Unter Druck gesetzt? Von wem?“, fragte ich.
Er seufzte: „...von dir selbst! Nur von dir selbst!“
„Das musst du mir erklären...“
„Du möchtest mithalten..., musst mithalten. Du siehst diese Fülle an Optionen, an Möglichkeiten – und du willst sie nutzen können!“
Ich nickte: „Und, ist das nicht irgendwie auch gut: unter Druck zu stehen?“
Er überlegte einige Momente lang: „Schon... Solange du dein Selbst nicht aus den Augen verlierst: darauf achtest, dass es nicht untergeht, in der Menge...“
Da klopfte ihm Levin auf die Schulter: „Hey... Hey! Nicht so eine depressive Stimmung hier! Nicht samstags..., und vor allem: jetzt trink doch endlich etwas! Irgendetwas mit Alkohol, meine ich!“
Maksim hob die Augenbrauen und sah sein gegenüber kopfschüttelnd an: „Du brauchst mir keine Tipps zu geben. Ich komme gut zurecht...“, sagte er in gewohnt ruhigem, aber nachdrücklichem Tonfall.
Levin zuckte mit den Schultern: „Meinetwegen! Aber komm nicht auf die Idee dich bei mir zu beschweren, wenn du irgendwann einmal vierzig oder fünfzig bist und noch immer keine Frau abbekommen hast! Oder hattest!“, sagte er und lachte kurz und wandte sich seiner eigenen ungeduldigen Freundin zu, die ihm wohl irgendetwas umheimlich wichtiges schon seit einigen furchtbar langen Sekunden mitteilen wollte...
„Bei dir beschwere ich mich ganz bestimmt nicht...“, murmelte Maksim noch, sich allerdings eher schon Jasemin und mir zuwendend.
„Aber eine Freundin wäre schon mal nett..., oder nicht?“, kommentierte Jasemin, mit ihrer freundlichsten Stimme...
Sofort war Maksim wieder bei der Sache: „Genau genommen wollte ich darauf hinaus. Wisst ihr: es gibt so viele tolle Mädchen da draußen – so viele tolle Mädchen, die allesamt nichts von mir wissen wollen...“, sagte er mit todernster Stimme und ungläubigem Kopfschütteln.
„Hrm... Suboptimal...“, kommentierte ich, nicht weniger tot und ernst...
Maksim grinste und nickte: „Und es hat nicht zufällig irgendjemand ein paar Ideen, wie ich daran etwas ändern könnte?“
„Ach ja...“, seufzte Jasemin: „Schon schade dass das mit uns damals nichts wurde!“
Wir alle lachten, wissend, dass Jasemin und Maksim zwar die besten Freunde waren, aber als Paar kaum schlechter hätten zusammen passen können. Lediglich Levin und vor allem Melanie hatten die Pointe irgendwie verpasst; hatten schon genug damit zu tun, über irgendwelche anderen Gäste zu lästern. Anders ich, der ich meine Augen ohnehin kaum von Jasemin abwenden konnte... Jasemin, die mir Kraft gab und die notwendigen Gründe..., und mich bei Nacht so oft nicht schlafen ließ – vermutlich nicht einmal Valeska war mir zur selben Zeit so nah und auch so fern... Man möge mir verzeihen, dass ich erneut ins Schwärmen gerate..., aber Jasemin war so unglaublich hübsch, wenn sie wie gerade eben lächelte und lachte..., ganz besonders im Vergleich zur ihr schräg gegenübersitzenden Melanie: Jasemin hatte Charakter und Ausstrahlung und Wärme; und Melanie nichts von alledem, obwohl man auch sie, im gewöhnliche Sinne, voll und ganz als Schönheit hätte bezeichnen dürfen – nur sahen fünf von zehn Frauen auf der Straße auch kaum anders aus als sie!

Ach ja..., was Maksim betrifft: auch er sollte seine gewünschte Freundin wenig später finden – das vermute ich zumindest: Levin und ich trafen ihn zufällig in der Stadt und zwar zusammen mit einem wirklich hübschen Mädchen, welches sich uns als spanische Gaststudentin vorstellte, die Slawistik studiere, und die sich von Maksim in die russische Literatur (und für jene war er tatsächlich ein Experte) einführen ließ... Irgendwie klang das aber alles ziemlich suspekt..., und so wie wir die beiden zuvor allein miteinander gesehen hatten – nun ja, wir versuchten über die Erklärung nicht zu lachen.
Als wir Maksim von diesem Tage an – das war wohl im November oder Dezember Neunzehnachtzig irgendwann – auf eine Freundin hin ansprachen, lächelte er lediglich zufrieden, wollte uns aber nichts erzählen. Der Beweis.

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Als nächstes folgt dann, wenn nicht alles anders wird, ein Brief Valeskas an Vincent..., dafür brauche ich hoffentlich nicht ewig...
 

Oha, da wimmelte es ja wieder vor den drei berühmten Punkten... ;) Ne, aber im Ernst: Ich fand den Teil hübsch, auch die subjektive Färbung, die Vincent allem, von dem er erzählt, gibt. Die total verschiedenen Getränke, die jeder bestellt, fand ich ein bisschen sehr plakativ, aber na gut. Etwas überraschend kam für mich das Gesprächsthema Beziehung/Freundin, aber das beweist ja eigentlich nur, dass ich mir dieser Seite der Charaktere bis dahin noch nicht so bewusst war ^^.
 
So, dann habe ich jetzt endlich auch mal wieder Zeit gefunden und den Artikel aus dem ich zitieren wollte.

War wieder ein sehr schöner Teil. Du schaffst es gut so eine entrückt-greifbare Atmosphäre zu beschreiben. Ich kann nicht sagen, worin es sich genau ausdrückt; aber ich denke einfach mal in der Wortwahl verbunden mit der Satzstruktur.

Die erwähnung der Getränke fand ich sehr hübsch. Besonders für mich als So-Was-von-gar-nicht-Biertrinker erschließen sich für mich die Unterschiede zwischen Schwarz- und Weißbier nicht, wehalb ich andieser Stelle schon ziemlich schmunzeln musste (weil ich Levin nach deinen Beschreibungen eher für einen Weißweinschorletrinker gehalten hätte.)

Und hier der Grund, weshalb die Rückmeldung etwas länger auf sich hat warten lassen. Habe im Rahmen eines Artikels über einen Kaffeehausvagabunden aus den 10er bis 30er Jahren etwas von seinen Gedichten gefunden.
Ich weiß auch nicht warum, aber irgendwie wurde ich bei diesem Artikel etwas an dein Stück und die Barszene erinner.

Hier also ein Reim aus der Vagabundendichtung von John Höxter:

"Wir sitzen im Cafè auf Verdacht
Wir wissen nicht, wo wir bleiben zur Nacht.
Wir schlafen uns in der Ringbahn aus;
wo wir erwachen
sind wir zu Haus."
 
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