A Temper (and Some Darkness)

sylvio

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A Temper and Some Darkness

Hallo alle zusammen und vielen Dank schon einmal, dass ihr einen Blick auf diese Geschichte werft! Weiter unten findet ihr nun das erste Stück vom ersten Kapitel meines neuen Romans, an dem ich nun schon seit Monaten zu schreiben versuche... Und letztens dann, der vielleicht zwanzigste Versuch oder so, da hat ganz plötzlich alles gut geklappt!

Der neue Abschnitt von meiner anderen Geschichte kommt deswegen übrigens erst Ende der Woche, und nicht wie von mir angekündigt spätestens heute...

Zur Story sag ich jetzt mal nichts weiter und überlasse das euch... Auf jeden Fall ist die Geschichte inhaltlich, wie vor allem auch sprachlich, ein ganzes Stück anders als das geschliffene SSS&S... Gerade auch deswegen bitte ich euch um ehrliche Kommentare - und nun viel Spaß!

Vorher noch ein Hinweis, damit es nicht zu Verwirrungen kommt: die Welt und die Zeiten, in denen die Geschichte handelt, haben zwar große Ähnlichkeit mit unserer Wirklichkeit, sind aber trotzdem fiktiv und in Details ziemlich viel anders..., also nicht wundern, wenn es etwa in den 70ern schon Musiker gibt, die eigentlich erst viel später Verbreitung fanden, oder der Hauptsitz der Institutionen der EU in Prag liegt...

Noch das übliche...

Autor: Sylvio Konkol
Titel: A Temper (and Some Darkness)
Teile: keine Ahnung...
Genre: Liebesgeschichte und Politthriller oder so..., wird sich noch zeigen...
Serie (Original oder Fanfiction): Original
Pairing (wenn vorhanden): -
Disclaimer: Das Copyright am Text, an den Charakteren, Schauplätzen und der Handlung liegt bei Sylvio Konkol, Zöblitz, ein Kopieren oder Verändern des Textes, auch von Auszügen, ist verboten!

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A Temper (and Some Darkness)

1
VALESKA​

Dies ist nicht meine Geschichte, noch ist es die der Familie Volsky: dies ist die Geschichte der einen Frau, die ich liebte; es ist Valeskas Geschichte... Auch deswegen soll und wird es nicht meine Absicht sein, Ihnen zu verschweigen, dass ein gewisser Anteil an den Dingen, die sie von mir hören werden, nicht das ist, was mein gemeinhin als die Wahrheit ansehen würde! Denn wenn es eine Sache gibt, die mir mein doch schon ziemlich langes Leben lehrte, dann ist es die Erkenntnis, dass oftmals sehr viel mehr als nur eine gute Wahrheit existieren kann. Es liegt in der Natur des Menschen, sich seine eigene Wahrheit zu entwerfen; wobei die Wahrheit, die sie auf den folgenden Seiten lesen werden, nicht diejenige ist, die ich mir selbst erwählte, sondern die, die ich Ihnen gerne glauben machen möchte. Sehr viel davon ist echte Wahrheit, beinahe noch mehr ist Vermutung..., einige wenige Dinge wurden weggelassen, und einige mehr hinzugefügt... Sie sind ein denkender Mensch und werden damit umgehen können.

Ich erinnere mich sehr gut an diesen einen Abend im Jahre neunzehnvierundsiebzig irgendwann, im April oder im Mai, als ich von meinem ersten längeren Aufenthalt in Berlin zurückkehrte, und noch im Zug (wenn nicht sogar schon früher) den Entschluss gefasst hatte, in die Politik zu gehen, auf die eine, oder andere Weise – letztlich auf die andere, vorerst, wie sich zeigte... Es war wohl schon nach Mitternacht gewesen, und Valeska mochte in ihrem Bett gelegen haben; blickte nach oben durch das Dachfenster hindurch, hinauf zum Vollmond, und dachte sich die Grundzüge jener Geschichte aus, die später eine ihrer beliebtesten werden würde... Wie so oft lag sie halbnackt im Bett; ihre rechte Hand in ihrem Schritt ruhend, ihre linke mit ihrem dunkelbraunen, lockigem Haar spielend. Auf der Kommode neben von ihr glühte ein nepalesisches Räucherstäbchen, während in der Schublade darunter eine Packung teurer Zigarillos wartete, die Valeska im liebsten rauchen würde, sich aber nicht zu rauchen traute, um unsere Eltern bloß nicht sinnlos zu verärgern. Und dennoch: es gibt Abende, die wunderschön sind, obwohl man sie allein verbringt; Abende oder Nächte, in denen man sich wünscht, dass sie nie ein Ende fänden, und die eigentlich nur dann zu einem wirklich schönen Abschluss kommen könnten, wenn ein geliebter und vor allem vertrauter Mensch an die Seite träte...

Zu dieser Zeit geschah es, dass ein schmaler Lichtstreif durch den Türspalt in Valeskas Zimmer fiel, und bald nachdem Valeska diesen Lichtstreif wahrgenommen hatte, mischten sich vertraute Stimmen in die Dunkelheit... Eine davon war die meine, der ich froh war wieder daheim am Wandering Lake zu sein, der ich mich aber auch verändert hatte, in den vergangenen drei Wochen in Berlin. Valeska hingegen war ganz genau die selbe geblieben; zog sich sich eilig ihren rosa Wollpullover über (um nicht nur im Höschen mir und unserem Vater gegenüberzutreten) und ging hinaus in die blendend helle Eingangshalle... Sie beugte sich über die Brüstung hinweg und sah nach unten, und mit ihrer hohen, beinahe schrillen Stimme rief sie meinen Namen; wollte mich, der ich mit meinen Koffern noch immer an der Tür stand, möglichst schnell sehen, obwohl sie mich anfangs vermutlich gar nicht recht erkennen konnte, mit ihren an die Dunkelheit gewöhnten Augen, mit ihren wunderschönen, grünen Augen...

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So, das wars erstmal... Die Rohfassung von mindestens drei nachfolgenden Abschnitten hab ich im Zuge der erwähnten großen Schreiblust schon da..., wann genau die Fortsetzung kommt, hängt auch davon ab, wie ich mit meinen anderen Sachen nun vorankomme und wie groß überhaupt das Interesse hier ist... Bis bald.
 
Klingt interessant, auch wenn man noch keinen Schimmer hat, in welche Richtung das gehen wird. Hab ich das richtig verstanden, dass der Mann in seine Schwester verliebt ist?!
Naja, ich habe jedenfalls vor, weiter mitzulesen, solange ich nicht wieder monatelang dem ADB aus Zeitgründen fernbleiben muss ^^
 
Oh, ein wenig enttäuscht bin ich schon, dass sich außer dir anscheinend niemand für die Story hier interessiert..., ohnehin schade, dass es dem Forum nur noch so wenig los ist! :(

Naja, wie auch immer: Danke für deinen Kommentar! Und ja, ich glaube, du hast das richtig verstanden... ;)

Nachfolgend die beiden neuen Abschnitte... Und auch die danach folgenden sind so gut wie fertig..., und ohnehin hab ich meine Planung dezent geändert: ich schreibe noch dieses erste Kapitel fertig - ist nicht mehr gar so viel - weil es gerade so gut klappt, und erst danach wieder SSS&S (worauf ich mich dann auch wieder voll konzentrieren kann, dann das zweite Kapitel von A Temper ist noch alles andere als gut geplant)...

Also dann, viel Spaß..., auch wenn ich leider bezweifle, dass die beiden Stücken so viel darüber aussagen, in welche Richtung die Story mal geht... :rolleyes:

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Etwas mehr als zwanzig Jahre später blickte eine Fotographie mit fast den selben hübschen Augen mir in meinem kleinen Apartment in Prag entgegen... An wie vielen Abenden mag ich vor den beiden schmalen Fenstern gesessen haben, abwechselnd den ins goldgelbe Abendlicht getauchten Fluss, und jenes Bild an der Wand betrachtend? Ich besaß nur dieses eine Foto meiner Schwester, das aber ganz gewiss das Schönste war, das je von ihr geschossen worden war; noch dazu zu einer Zeit, zu der auch sie selbst schöner gewesen ist, als irgendwann sonst: im Alter von noch nicht ganz achtzehn Jahren, als das Mädchen in ihr gänzlich zur Frau zu werden gedachte, ob es das wollte, oder nicht... Dennoch war das Foto auf den ersten Blick recht simpel: ein frontal aufgenommenes Porträt einer Valeska, die direkt in die Kamera schaut; scheinbar ganz und gar ausdruckslos, beinahe so, wie das ideale Passfoto zu sein hätte. In Wahrheit jedoch zeigte dieses eine Foto sehr viel mehr: zeigte alles. Die hell beleuchtete linke Hälfte vom Gesicht, deren Auge smaragdgrün funkelte, offenbarte bereits die Kühle und den Ernst des späteren Lebens, während die im leichten Schatten liegende rechte Hälfte noch immer die Wärme und die Sanftheit der Valeska meiner Kindheit widerspiegelte...
Sie alle haben schon von Liebe auf den ersten Blick gehört; davon, dass eine Person eine andere sieht und augenblicklich weiß: diese ist die Eine! Mit dem erwähnten Foto verhielt es sich irgendwie ähnlich: es zeigte Valeska, wie sie wirklich war, zeigte dem Betrachter eine jede Spielart ihrer nicht gerade einfachen Persönlichkeit; je nachdem, aus welcher Richtung und in welcher Stimmung derjenige – natürlich meistens ich – dieses Bild besah. Ihre großen Augen schauen zielstrebig der Zukunft entgegen, ihre vollen Lippen sind ein Ausdruck der Sehnsucht und der Sinnlichkeit, und zur gleichen Zeit der Unschuld, die sie bereit war, bald schon herzugeben. Ebenso zeigten sich in ihren Blicken Nachdenklichkeit und Trauer und überhaupt ein jedes Gefühl, das ein Individuum zum Menschen macht... Dieses Foto zeigte meine Valeska, die kleine Valeska, die, die ich liebte, und ebenso die Valeska von Millionen, der Millionen, die vorgaben, sie ebenfalls zu lieben.

In diesem Zusammenhang könnte ich Ihnen eine kleine Anekdote erzählen, von der Valeska mir berichtete: von einer Begegnung während einer Zugfahrt; in den späten Siebzigern, vermutlich kurz nachdem sie ihr zweites Buch veröffentlicht hatte. Im selben Abteil und direkt ihr gegenüber saß ein junger Mann, von allerhöchstens fünfundzwanzig Jahren, aß eine Packung Sushi, und schien Valeska weiter nicht zu beachten. Nachdem die Lautsprecherdurchsage dann aber Weimar angekündigt und der unscheinbare Mann seinen Koffer von der Ablage gehievt hatte, sprach er Valeska ganz unvermutet an: „Vor zwei oder drei Jahren schrieb ich Ihnen einen Brief...: ich frage Sie, welche Farbe Ihre Augen hätten, da ich diese auf dem Schwarzweißfoto auf dem Einband Ihres Buches nicht erkennen konnte...: Leider erhielt ich niemals eine Antwort... Doch freut es mich umso mehr, dass ich Ihnen jetzt begegnen durfte; die Farbe Ihrer Augen kennen lernen konnte, noch dazu in natura! Vielen Dank!“
Valeska war überrascht und verwundert; fragte sich vor allem, wieso der Mann sich für eine durchweg zufällige Begegnung bei ihr bedankte... Letztlich antwortete sie ihm mit einem schüchternen Lächeln und den Worten: „Ich glaube, ich erinnere mich an Ihren Brief...“, was, wie sie mir erklärte, nicht einmal gelogen gewesen sei. „Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht antworten konnte, oder wollte, aber ich möchte mich wenigstens jetzt noch bedanken, für das viele Lob: Danke!“
Daraufhin sei der Mann ein wenig rot geworden im Gesicht und habe nur genickt und gelächelt; währenddessen der Zug bereits zum Stillstand kam. Einen Moment lang zögerte er noch, bevor er sich mit lediglich einem kraftlosen Nicken verabschiedete, und sich beeilte auszusteigen. Meine Schwester sah ihn noch eine Weile lang am Bahnsteig stehen, wie er zuerst in die andere Richtung blickte und sich ungläubig am Kopf kratzte, und später dann dem abfahrenden Zug nachsah, mit zugleich traurigen, wie auch glücklichen Augen. Valeska, nun allein im Abteil, winkte ihm kurz nach, obgleich er diese Geste mit großer Gewissheit nicht hatte erkennen können. Als sie mir dann auch noch offenbarte, dass zwei oder drei kleine Tränen ihren Augen entkamen..., da packte mich dann schon die Eifersucht...

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Also dann, bis die Tage...
 
Oh ja, ich kann deine Ernüchterung bzw. Enttäuschung nachvollziehen, mir geht's momentan ähnlich. Das Forum ist wirklich nicht mehr das, was es mal war (klingt, als säß ich gerade mit ner Pfeife im Mund auf nem Schaukelstuhl auf der Veranda und würde über die Prärie hinausgucken xD).

Zur Sache: Stimmt, man weiß immer noch nix ;) Dass deine Charaktere immer sehr gefühlsbetont bis emotional sind, kenn ich ja schon. Man muss halt immer etwas aufpassen, dass das noch künstlerisch und nicht schon künstlich wirkt ^^. Mir erscheinen die Tränen am Ende z.B. etwas arg übertrieben bzw. zunächst nicht nachvollziehbar. Die Gefühlsbeschreibungen sind aber wie immer erstklassig!
 
Achja, früher! Früher: da war alles besser! ^^ Naja...

Ansonsten: danke! Was die Tränen zum Schluss angeht, so kann der Beginn des folgenden Abschnittes die starken Gefühle vielleicht schon andeutungsweise erklären... Na dann, viel Spaß damit!

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Obwohl die eben erwähnte Episode einen anderen Eindruck hinterlassen könnte, verließ Valeska zeit ihres Lebens Wandering Lake beinahe nie - anders als ich selbst, der ich sehr viel öfter unterwegs gewesen sein mochte, als daheim, und für den Berlin und Prag zu gleichen Teilen ein Zuhause wurden. Einmal erklärte mir meine Schwester, dass sie fürchtete, einen Teil von sich verlieren zu können, wenn sie die Welt zu oft bereisen würde... Und ohnehin hatte Valeska, gerade in den langen Jahren ihrer Jugend, immerzu die Angst, dass sie sich irgendwie verändern könnte: Während andere Mädchen in ihrem Alter davon träumten, erwachsen zu werden, sehnte sie sich zurück nach ihrer Kindheit; sehnte sich zurück nach einer Zeit, da sie und ich sorgenlos und frei und am Wandering Lake herumtollten; wir beide ganz allein, keine anderen Kinder, keine weiteren Geschwister..., nur sie und ich und unsere kleine Welt am See und in den Kiefernwäldern. Oh, ich verfalle in Nostalgie und Schwärmerei... Sie entschuldigen?

Später dann, gegen Ende unserer Jugend, als ich die Welt verändern, und sie von ihr erzählen wollte – Valeska würde ganz gewiss das Gegenteil behaupten – kommunizierten wir vor allem indirekt miteinander; beispielsweise mithilfe einiger spezieller Geschenke: Valeska liebte Musik über alles, obwohl sie selbst – und das wusste sie, und das machte sie nicht selten traurig – vollkommen unmusikalisch war... Ein jedes Mal – und zwar wirklich ein jedes Mal, wie problematisch die Umstände auch hin und wieder waren – brachte ich ihr von unterwegs mindestens eine von mir ausgewählte Platte mit: noch heute, nach mehr als vierzig Jahren, mag sie Michael Jackson und Kate Bush mehr als alles andere, sowie einige wenige Lieder der Beatles.

Und mit diesen Worten will ich nun die Brücke schlagen – endlich, wie Sie vermutlich denken – und zurückkehren zu jenem Frühsommerabend Vierundsiebzig... An diesem Abend war es Michael Jacksons „Bad“, das damals soeben erst erschienen war, und dass ich Valeska mitgebracht hatte – und das wir beide (eine Seltenheit) so viel besser finden sollten, als seinen Thriller! Nachdem ich nur kurz mit unserem Vater gesprochen und mein Gepäck auf mein Zimmer gebracht hatte, ging ich direkt zu meiner Schwester und wurde mit einer stürmischen, so wunderbar ehrlichen und lebensfrohen Umarmung begrüßt...: Beinahe glaubte ich, Valeska wolle mich in jener Nacht gar nicht mehr aus ihren schmalen Armen entlassen. Während ich selbst mich zwar meines Jacketts bereits entledigt hatte, nicht aber meines verschwitzten Hemdes, trug Valeska noch immer nichts anderes, als ihren wollenen Pulli und ihr dünnes Höschen – eine für mich nicht gerade uninteressante Situation; und das Halbdunkel, und der betörende Duftstäbchengeruch in ihrem Zimmer taten das Übrige... Aber: irgendwann schaffte sie es, mich loszulassen, und ich konnte ihr den neuen Michael übergeben.
Womit ich jedoch nur erreichte, dass Valeska, welche Freude, mir einen dicken, feuchten Kuss auf meine Wange gab (auf die Lippen küssten wir uns nicht mehr, seit sie dreizehn war) und mit den langen Fingern ihrer linken Hand meine heiße Brust liebkoste... Im Hintergrund murmelte derweil Nick Cave seine „Night of the Lotus Eaters“ und beschwor damit eine ganz ansehnlich Weltuntergangsstimmung herauf; womit diese kleine wohlvertraute Szenerie, ein Stückchen vom Himmel und eines von der Hölle, wieder einmal eines war: ganz und gar perfekt.

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Womit ich schätzungsweise bei 60% oder so vom Prolog angelangt wäre... Der Rest soll definitiv noch nächste Woche kommen, wohl aber nicht ganz so flott wie heute die heutigen Abschnitte, denn diesmal muss ich sie tatsächlich erst noch schreiben...

Edit: boah ist das nervig..., das Forum ersetzt geschützte Leerzeichen immer durch Sternchen..., da hab ich ja diesmal einiges zu editieren...

Edit: Das hier war mein 1000. Beitrag! ^^
 

Das hat mir gut gefallen. Ich finde schon, dass der Schreibstil dem von SSS&S recht ähnlich ist, aber es ist ja nun mal auch deiner ;) Die paar musikalischen Details gegen Ende fügen sich übrigens sehr gut ein.
 
So..., da bin ich schon wieder! Danke erstmal... ^^ Musik wird übrigens nicht selten in der Geschichte eine Rolle spiele, nicht nur in dem Sinne, dass sie erwähnt wird, sondern auch so in Form von Anspielungen auf irgendwas, was man von einem Lied her kennen könnte... Oder aus ein paar Filmen, wie etwa in den folgenden Abschnitten... Aber vermutlich sind meine Anspielungen oder Zitate so unscheinbar und ihre Quellen meist auch so unbekannt, dass sie sowieso nie jemanden auffallen... ^^ War bei SSS&S nämlich auch schon so..., obwohl sie dort natürlich auch deutlich seltener sind, mal abgesehen vom zweiten Kapitel vom zweiten Teil...

Bevor es aber weiter geht, noch kurz zwei Dinge... Alles kommende ist nun doch schon der Beginn des zweiten Kapitels, und das erste Kapitel damit beendet... Daher habe ich auch dessen Namen geändert; es heißt jetzt schlicht: Valeska.

Außerdem hab ich in einem der früheren Abschnitte leider einen Fehler gemacht... Ist zwar glaube ich in den allernächsten Stücken noch nicht von Bedeutung und wird von mir dann auch bald noch verbessert, aber: der Mann im Zug spricht Valeska auf Englisch an (und logischerweise antwortet sie ihm auch auf Englisch)..., hatte ganz vergessen, dass Valeska gar kein Deutsch kann! ^^ Und weil das im weiteren Verlauf noch von Bedeutung sein wird, kann ich den Abschnitt mal ausnahmsweise so nicht stehen lassen...

So, nun aber weiter: alles mal wieder in für meine Verhältnisse geradezu Rekordzeit geschrieben, und auch schon das danach Kommende, mit dem somit schon bis Mitte der Woche zu rechnen ist...

Und ich rede mal wieder zu viel... Also los.

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2
VINCENT​

Aber Valeska war nicht immer nur so nett zu mir... An einem verregneten Novembernachmittag in Neunzehnsechsundachtzig (und somit gegen Ende ihrer persönlichen Zwanziger) beispielsweise: wie so oft auf unserem kleinen, bewölkten Planeten verwandelten einige falsche Worte eine liebevolle Zeit in einen temperamentvollen Streit; auf dessen Höhepunkt ich die Treppe vom Dachboden hinab gestoßen wurde und mit einer ganz ansehnlichen Platzwunde am Hinterkopf und ein paar kleinen Blutergüssen am Rücken das darunter liegende Stockwerk erreichte...
Interessanter als eine Beschreibung der dadurch hervorgerufenen, furchtbaren Schmerzen, mag für Sie aber vermutlich die Ursache von Valeskas kleinem Wutausbruch sein. Wie ich schon andeutete, hatte unser Streit nicht wirklich einen handfesten Grund: im Prinzip sprach ich lediglich ein paar Dinge aus, von denen ich glaubte, dass Valeska sie schon lange wusste, oder sich zumindest denken konnte (einer intelligenteren Person als meiner Schwester bin ich nie begegnet) und selbstverständlich war dem auch so... Dennoch schien ein ganz gewaltiger Zorn sich zu entladen, Emotionen, die sich über mehr als ein Jahrzehnt hinweg angestaut hatten, als sie diese kleinen Offenbarungen erstmals auch aus meinem Munde bestätigt hörte...

Angefangen hatte alles mit meiner Rückkehr nach Wandering Lake – übrigens sowohl der Name des Anwesens unserer Familie, als auch des weit verzweigten, flachen Gewässers, an dessen Ufer sich eben dieses befand – am vorangegangen Abend. Ich war mehr oder weniger sofort ins Bett gegangen und teilte meiner Schwester nur noch mit, dass ich nicht länger als allerhöchstens zwei oder drei Tage würde bleiben können. Für die Dauer einiger weniger Monate müsse ich an einen einen unbestimmten Ort verreisen; wobei mein alter Freund Maksim – über Jahrzehnte hinweg mein engster Vertrauter; ich werde sehr bald mehr von ihm erzählen – in den allernächsten Tagen jemanden vorbei schicken würde, um mich abzuholen.

Am folgenden Nachmittag kamen wir nun noch einmal auf meine bevorstehende Reise zu sprechen, und selbstverständlich auch auf den Umstand, dass ich Valeska nicht erzählen wollte, wohin ich denn ginge und für wie lange ich dort bleiben würde... Ehrlich gesagt kannte ich diese Details zu jenem Zeitpunkt selbst noch nicht – weil sich Maksim um alles kümmerte – doch hätte dieses Wissen meine Schwester allenfalls noch mehr beunruhigt; und es war kein sonderlich ernsthaftes Gespräch, das wir führten – während Valeska auf dem Dachboden nach ein paar alten Fotoalben suchte, die wir uns ob des bescheidenen Wetters anschauen wollten. In Hinblick auf meine baldige Abreise war meine Schwester indes schon ein wenig niedergeschlagen, nahm aber letztlich alles ganz gelassen hin; auch weil ich ihr eine lange Anwesenheit schon im Vorfeld nicht hatte versprechen können – allerdings für das nächste Mal ganz fest versprach – und meine häufigen Ausflüge ja ohnehin schon längst Gewohnheit waren. Valeska scherzte noch, ob ich denn nicht irgendwo in einem fernen Land eine geheime Liebschaft hätte; eine braungebrannte Braut in Kalkutta, oder ein viel zu junges Mädchen in Saigon... Woraufhin mir genau drei Dinge durch den Kopf gingen.

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Hab(t?) Dank fürs Lesen und bis die Tage...
 

Tut mir Leid, wenn ich deine subtilen Film- und Musikanspielungen nicht richtig zu würdigen weiß - ich kenn mich einfach nicht gut genug aus ^^". Oha, da ist die Valeska aber ganz schön eifersüchtig, wie es scheint... eine recht impulsive Person, scheint mir ;)
 
Macht ja nichts! ^^ Und was Valeska angeht..., tja..., wobei sie ja womöglich auch ihre Gründe hat: soll heißen, weiter gehts! Viel Spaß!

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Erstens: Valeska. Die Valeska, die zehn oder elf Jahre alt war und damals in einem alten Schaukelstuhl an genau der Stelle gesessen hatte, an der sie jetzt gerade stand, irgendwann im Winter und eingerollt in eine alte, raue, bunt gemusterte Decke, während ich ein Foto von ihr schoss – das ich seltsamerweise nur schwarzweiß in Erinnerung hatte und habe, obwohl es ganz bestimmt farbig gewesen sein muss.
Zweitens: Jasemin. Die in meinen Augen schönste Frau der Welt; der ich erstmals im Jahre Neunzehnvierundsiebzig begegnete; genauer gesagt während den ereignisreichen Wochen in Berlin, die dem Abend vorausgingen, von dem ich Ihnen ganz am Anfang schon erzählte... Noch in der selben Nacht erzählte ich wiederum Valeska von eben jenen Wochen, und ließ dabei nur wenig aus. Das bedeutet: Sie kannte Jasemin: sie hatte nur seit ziemlich genau zwölf Jahren nichts mehr von ihr gehört...
Drittens: die Morgennachrichten, die noch einmal in mein Bewusstsein traten. Noch immer war es um nicht viel anderes gegangen, als um den Bombenanschlag vorm Reichstagsgebäude in Berlin, an dessen Planung – nicht an dessen Ausführung – meine Wenigkeit recht direkt beteiligt gewesen war... Da war ich froh, dass Valeska geradezu vorbildlich jegliche Tageszeitungen ignorierte; und ebenso beinahe niemals die Fernsehnachrichten schaute – und ganz besonders nicht dann, wenn gerade ihr Bruder nach mehreren Monaten der Abwesenheit zu ihr zurückgekommen war!

Dennoch war mir die Brisanz auch meiner aktuellen Lage – das bedeutet nicht, dass ich sie nicht erwartet hätte – wieder einmal bewusst geworden, und ich konnte ernsthaft davon ausgehen, dass ich höchstvermutlich für mehr als nur eine Handvoll Monate nicht nach Wandering Lake zurückkehren würde, wenn die Suche nach den Hintermännern des Anschlages erst einmal richtig ins Rollen gekommen sein wird. Genau genommen wäre jede Stunde, die ich früher aus Deutschland verschwinden würde, eine gute Stunde; aber gehen wollte ich trotz allem nur ungern, und so hoffte letzten Endes sogar, dass Maksim für unsere Vorbereitungen länger bräuchte, als geplant...
Doch wie auch immer: früher oder später würde ich Valeska eine beträchtliche Zeit lang nicht sehen können – Jasemin hingegen schon, möglicherweise – und die momentane Atmosphäre, diese Wärme und Freundlichkeit zwischen Valeska und mir, und die Erinnerungen an eine Vergangenheit mit nur uns beiden, erzeugten einen stechenden Schmerz in meinem Herzen, insbesondere weil Valeska ihrerseits vermutlich immer ehrlich zu mir war... Es war eine Sache, meiner Schwester Dinge zu verschweigen; es war eine andere, sie anzulügen. Aber genau das hatte ich, Jasemin betreffend, und anders als bei all meinen anderen Liebschaften, nicht nur einmal getan. Irgendwie gefiel es mir nicht, diese Last mit in die Ferne zu nehmen.

Letztlich führt eines zum anderen: ich erzählte Valeska eher beiläufig von Jasemin, sie reagierte gekränkt; ich erzählte von meinen Freunden in Berlin, sie spielte Desinteresse vor; ich erzählte von dem Sprengsatz: sie wollte nichts mehr von mir wissen und drängte mich, zu gehen. Da sagte ich, dass für sie doch nichts von alledem so wirklich neu sei: sie stieß mich in einer Art von Kurzschlussreaktion die schmale, aber merkwürdig lange und harte Dachbodentreppe hinab... Gott: ich hätte tot sein können!

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So..., noch ein, maximal zwei, Postings, dann ist auch das Kapitel durch... Das dritte hab ich "blöderweise" auch schon im Kopf aber auch Lust, wieder an SSS&S zu schreiben... Und Zeit eigentlich sowieso gar nicht... Ich werd sehen! ^^
 
Ui, cool, langsam nimmt die Geschichte aber Fahrt auf! Ist der Kerl also ein böser Bombenleger...vorbereiter o.O Oder wie auch immer man das nennen soll ;) Naja, ich bin ja mal gespannt, wie's mit ihm und auch seiner Beziehung zu seiner Schwester weitergeht... ich mein, Affekt-Trepperunterschubsen ist das eine, aber Reichstagssprengungen sind m.E. durchaus auch ein Grund für langfristiges Bösesein (oh Mann, so viele Wortschöpfungen in einem Satz xD).
 
Was soll ich sagen, einfach beeindruckend.

Kein Wunder, dass du so wenig Kommentare hast. Den Lesern, denen es nicht die Sprache verschlagen hat, anbetracht deiner Sprachgewaltigkeit, kommen einfach nicht mit dem Lesen hinterher.

So wie ich, zum Beispiel. Jetzt habe ich es aber geschafft.

Wirklich eine beeindruckende Geschichte, die sich da vor unseren Augen zu entwickeln beginnt.
Und dein Schreibstil... Darüber möchte ich einfach nur ehrfürchtig Schweigen.

Aber dein Held ein Bombenleger? Irgendwie mag ich die Richtung nicht, in die sich das ganze zu entwickeln beginnt, ich bleibe aber dennoch gespannt...
 
So, sorry erstmal, dass es so lang gedauert hat, aber ich hatte einfach gar keine Zeit, weil ich die Wochen mitten im Umzug und den Studienvorbereitungen bin... Den neuesten Abschnitt hab ich aber gerade eben noch fertig bekommen, bevor ich die nächsten Tage vermutlich erstmal kein Internet habe, und auch gleich ganz schnell weg muss, weswegen ich mich nur kurz fasse: vielen lieben Dank auf jeden Fall für eure netten Kommentare! Über dich, Scherben, als Neuleser freue ich mich natürlich ganz besonders! Und ich hoffe, du bleibt als Leser trotz der von dir erwähnten "Entwicklung" erhalten... ^^
Ansonsten sei nur gesagt, dass ich das zweite Kapitel früher als geplant beendet habe, praktisch das eigentliche Ende jetzt als drittes Kapitel poste, und deswegen der letzte Satz des letzten Teiles gestrichen wird, da der eigentlich Überleitung zum nächsten Absatz sein sollte, aber das ist ja nun nicht..., hab nur gerade keine Zeit zum Editieren...

So..., ja, bin in Hektik, und wünsche daher einfach noch viel Spaß: der folgende Text enthält sogar einen der nach meiner eigenen Meinung schönsten Sätze, die ich jemals irgendwo geschrieben hab - und der mir noch dazu gleich so spontan ohne Nachzudenken eingefallen ist... Welchen Satz ich meine, sag ich aber nicht, aber vielleicht denkt ihr ja sogar genauso... Na dann.

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3
DIE REGENSZENE
EINS​

Valeskas Schönheit war die einer griechisch-römischen Göttin; sehr klassisch, ein bisschen altmodisch, mit einem ganz dezenten Hauch von Exotik in ihren warmen, verführerischen Augen. Sie war so ganz das typisch englisch-deutsche Mädchen von nebenan (was nicht bedeuten soll, dass wir jemals irgendwelche Nachbarn gehabt hätten) und doch irgendwie auch so viel mehr! War die Art von Frau, die in Träumen auftaucht: in guten, wie in bösen. Sie war bezaubernd, obgleich kaum im gewöhnlichen Sinne hübsch; war sowieso zu dürr um gänzlich schön zu sein, und sah die meiste Zeit ihres Lebens, insbesondere in ihrer Jugend, immerzu ein wenig reifer aus, als sie ihrem Alter nach eigentlich war..., so auch mit siebenundzwanzig Jahren, als sie eher wie schon dreißig wirkte; übrigens auch geistig..., während ich selbst dem Zeitgeschehen ein wenig hinterherhinkte – so zumindest mein jetziger Eindruck.

Doch wie auch immer: einige Minuten lang saßen wir stillschweigend beieinander; auf zwei schmucklosen Stühlen, an einem ebensolchen Tisch an den Fenstern, und wir sahen uns kaum an, blickten beinahe nur nach draußen; auf den wolkenverhangenen, grauweißen Himmel, den aufgewühlten See, der gegen den kalten Wind sich sträubte, und auf den umliegenden Kiefernwald, der eher grau wirkte, als grün, und aus dieser Perspektive noch dazu ziemlich schief erschien – dennoch irgendwie ein schöner Anblick, der in mir die gleichen Gefühle hervorzurufen vermochte, wie Valeska selbst; wohl auch, weil ich jene beinahe niemals in einer anderen Umgebung als dieser gesehen hatte... Das trübe Novemberlicht fiel durch das gleichsam trübe Fensterglas – bedeckt von Regentropfen außen und einer dunkelgrauen Staubschicht innen – und dennoch ließ es Valeska irgendwie erstrahlen, immer wenn ich einen vorsichtigen Blick auf sie und ihr ernstes, oder trauriges – nein, eigentlich vielmehr gefühlloses – Gesicht zu werfen wagte...: Das frostige Herbstlicht verfing sich freudestrahlend in ihren weichen Haaren, nahm Platz auf ihrer feuchtglänzenden Nasenspitze und ein salzgetränktes Bad in ihren Augen. Valeska war mitnichten die schönste oder die netteste Frau der Welt: allerdings die interessanteste; eben die eine, die ich wirklich immer liebte, an die ich immer dachte... Und wir beide wussten, dass es den jeweils anderen drängte, etwas zu sagen; dass wir eigentlich gar nicht streiten, und erst recht nicht im Streit auseinander gehen wollten; dass wir uns trotz allem nicht weniger liebten, als all die Jahre zuvor...

Nun jedoch hatte es uns in diesen kalten, beinahe leeren Raum verschlagen, dessen Renovierung vor Jahren einmal begonnen, doch niemals nie beendet worden war; und der so eine vollkommen andere Stimmung mit sich brachte, als der unordentliche Dachboden, mit seinen hundert Erinnerungen pro Quadratmeter... Dennoch schwiegen wir einander auch weiterhin an, eine ganze Weile lang: bis sich Valeska jenes Wasserglas nahm, welches sie erst wenige Minuten zuvor für mich, und nicht für sich, mit nach oben gebracht hatte; gleich nachdem ich die Treppe hinab gestoßen worden war und die Täterin – ganz plötzlich voller Schuld und Sorge – ihrem Opfer zugleich zu Hilfe geeilt war; ihm auf die Beine geholfen und es auf den Weg in den nächstbesten Raum gestützt hatte – danach Verbandszeug und ein paar feuchtkühle Handtücher holen gegangen war; und ja, die Wunden pflegte: das kann man schon so sagen. Das Opfer wiederum, also ich, hatte diese Art der Zuwendung wirklich sehr genossen, und wieder einmal fragte ich mich, wieso denn nur es mir so unmöglich sein muss, einfach nur Valeska zu begehren, und niemanden sonst... Als wäre es nicht schon ausreichend problematisch, dass sie erstens meine Schwester und zweitens eine ziemliche Berühmtheit ist – und ich selbst ein mehr oder weniger gesuchter Untergrundkämpfer bin! Nun ja, so spielt das Leben...
Das Wasserglas hielt meine Schwester derweil noch immer fest zwischen den langen Fingern ihrer beiden Hände – bevor sie unvermittelt seinen Inhalt in einem Zug nach hinten stürzte; beinahe so, als würde sie nicht Wasser, sondern vielmehr Wodka trinken. Und daraufhin sprach sich mich nun endlich wieder an; bat mich nochmals, ihr zu sagen, wohin ich in den nächsten Monaten denn gehen würde..., und versuchte mir zu erklären, um wie viel beruhigter sie doch wäre, wenn sie zumindest eine grobe Ahnung hätte – wenigsten das Land meines Aufenthalts kennen würde, oder gar auch nur den Kontinent!

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Also dann, bis bald, ich hoffe, ich finde auch die Tage jetzt die Zeit zum Schreiben und habe bald wieder Internet... Und dann gehts endlich auch mit SSS&S übrigens weiter! ;)
 

Und wieder ein Teil, in dem eigentlich nichts passiert ;) Find ich interessant, dass die Handlung in den einzelnen Teilen bei dir meistens eher minimal ist, und man trotzdem Spaß am Lesen hat. Okay, so langsam juckt es mich schon etwas, dass endlich mal wieder etwas mehr passiert ^^.
Ich würd übrigens raten, der von dir angesprochene Satz ist der, in dem der personifizierte Regen in Valeskas Augen badet usw.
 
Du hast wirklich wieder sehr faszinierend geschrieben.
Du schaffst es wirklich in einer wunderbaren Art so herrlich die Abweseheit von Ereignissen zu schildern. Dein Stil haut einfach rein und macht süchtig nach mehr.

War es der ultralange Satz mit der Fensterscheibe? Der hat mit jedenfalls am besten gefallen.
 
Vielen Dank für eure Kommentare und das Lob! Unten nun auch schon der vorläufige Abschluss des dritten Kapitels..., in dem glaube ich zumindest schon einmal ein bisschen mehr passiert, auch wenn es "nur" ein Dialog ist... ;)

Und dann vielleicht auch im vierten Kapitel..., bin mir nur noch nicht sicher, welches das vierte Kapitel wird..., also entweder ein Schlüsselereignis für die Handlung - in dem logischerweise mal SO RICHTIG was geschieht - oder aber erst einmal ein bisschen die Vorstellung einiger Nebencharaktere..., mal gucken. Auf jeden Fall geht es zeitlich wieder einige Jahre zurück...

Was den fraglichen Satz angeht, so meinte ich übrigens den, den auch stLynx erwähnte..., den aber womöglich auch Scherben meinte, nur inklusive dem Satzteil vor dem Doppelpunkt, schätze ich, weil von "ultralang" die Rede ist...

Also dann..., hier die Fortsetzung - viel Spaß und bis bald!

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In Valeskas Stimme hallte ein gewisser Zorn: „Glaubst du wirklich, dass ich dich verraten würde? Irgendjemandem von deinen sinnlosen Aktionen erzählen werde? Willst du mir deswegen nicht sagen, wohin du gehst?“
Der Aufrichtigkeit halber dachte ich einen Moment lang über ihren Vorwurf nach, bevor ich antwortete: „Nein, natürlich nicht... Aber es war nicht gelogen, als ich sagte, dass ich selbst nicht wüsste, wohin die Reise geht! Das ist Maksims Angelegenheit; nur er hat den Überblick über all diese Dinge!“
„Die Reise...“, wiederholte Valeska, und schwieg dann eine ganze Weile lang... „Ich glaube dir sogar! Aber kannst du denn gar nicht nachvollziehen, wie ich mich fühle? Überhaupt nicht zu wissen, wo mein geliebter Bruder sich befindet!“
Valeska sah mich an, mit großen Augen und halb geöffnetem Mund. Ich versuchte mich in ihre Lage zu versetzen..., den Schmerz in ihrem Herzen: ich glaubte, ihn zumindest ein wenig zu verstehen, wenn ich zurückdachte an früher: an meine ersten Ausflüge in die Welt; und wie ich währenddessen an meine Schwester dachte und hoffte, dass es ihr gut ginge, obgleich ihr am Wandering Lake gewiss nicht wirklich viel passieren konnte... Wie viel mehr Angst muss die kleine Valeska erst um mich gehabt haben? Und wie unglaublich viel hatte sie jetzt?! Da fühlte ich ein gewaltiges Stechen im Herzen, als ob ich irgendetwas Wichtiges verloren hätte...
Letztlich sagte ich ihr alle mir bekannten Details: „Es ist wirklich noch sehr wage..., aber womöglich in die Türkei, zumindest für den Anfang... Maksim deutete an, dass Jasemin - tut mir leid, dass ich ihren Namen schon wieder erwähne, aber so ist es nun einmal - dass Jasemin jemanden kennt, der jemanden kennt..., der jemanden kennt; oder so... Es ist nicht weniger wage, als es klingt, aber glaub mir: das macht die Angelegenheit nur umso sicherer! Also eventuell ins türkische Hinterland, eventuell an einen ganz anderen Ort; ich weiß es wirklich nicht genauer!“
Valeska nickte misstrauisch: „Das klingt gefährlich..., das türkische Hinterland...“
Ungläubig schüttelte ich den Kopf und ging mit den folgenden Anschuldigungen vielleicht ein wenig zu weit; gerade nach der zuvor erfolgten Annäherung: „Du enttäuscht mich..., eine so intelligente Person wie du... Bist du dort gewesen? Du?! Komm schon... Ferngesehen?! Ein schlechtes Buch gelesen? Wann bist du zuletzt von hier fortgegangen? Lange her! Zwei Jahre? Drei?! Du solltest dir die Welt anschauen, bevor du über sie urteilst!“
„Bist du denn dort gewesen?“, konterte Valeska.
Ich schüttelte den Kopf... „Die Menschen sind überall die selben!“, sagte ich. „Sie tragen andere Namen, sprechen andere Sprachen, aber ganz zum Schluss: da sind es doch die selben, und dann bist auch du für sie der selbe; dann, wenn es wirklich darauf ankommt! Wenn es um ihr Glück geht; oder um dein Leben, dann ist es egal, wo du herkommst und welche Sprache du sprichst und welche Farbe deine Haut hat! Ob du arm bist oder reich, Mann oder Frau! Tief drinnen ist all das ohne Bedeutung...“
Ein Moment der Stille kehrte ein, und der Regen war ganz plötzlich deutlich hörbar; bevor Valeska aufstand und sie bevor sie ging noch einmal kurz und laut das Wort ergriff: „Schön gesagt liebster Vincent! Du solltest Politiker werden - nicht Terrorist!“
Wie recht sie doch haben sollte... Dennoch wünschte ich mir einen etwas versöhnlicheren Abschluss unseres Gesprächs.

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Aha, nun gibt es zumindest einige neue Infos. Wenn auch, wie der Mann schon sagt, sehr vage ;) (Kann man wage auch mit w vorne schreiben? Sieht merkwürdig aus, finde ich.)
Der Dialog hat mir ganz gut gefallen, ich fand allerdings die plötzliche Aggressivität, nur weil Valeska meint, "Türkisches Hinterland" klinge gefährlich, nicht wirklich nachvollziehbar.
 
Basierend auf Vincents radikalem Idealismus und der allgemeinen Angespanntheit nach Valeskas auch nicht gerade unaggressiver Aktion kurz zuvor finde ich sie eigentlich einigermaßen angemessen... Was das "vage" angeht: danke, werde ich bei Gelegenheit noch korrigieren! ^^ Nun jedoch zum neuen Teil, der ja eine Weile auf sich warten ließ, was schlicht daran liegt, dass ich schon zwei weitere Kapitel geschrieben habe und mich dann aber doch entschied, das dritte Kapitel nun doch noch ein wenig zu verlängern... Ich bin in letzter Zeit einfach mit dem Schreiben an der Geschichte schneller als mit dem Überarbeiten oder so! ^^
Also, weiterhin drittes Kapitel, und beim nächsten Mal dann vermutlich dessen Abschluss - was auch bedeutet, dass eben das dritte Kapitel nun doch nicht, wie in seiner Überschrift einmal angedeutet, mehrteilig wird... Also hier der neue Abschnitt: etwas kürzer als für A Temper üblich, aber den Rest muss ich noch mal durcharbeiten..., kommt dann die Tage; und übrigens dann wirklich, endlich, auch der eigentlich seit Wochen fast fertige, aber noch nicht ganz geschliffene neue Abschnitt von SSS&S, für die, die es interessiert...

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„Nun warte doch!“, rief ich meiner Schwester nach, raufte mir die Haare und stand auf und lief ihr hinterher und auf den Gang hinaus: da jedoch war sie schon verschwunden.
Vermutend, dass sie in der kurzen Zeit allenfalls in ihr altes Zimmer hatte gehen können, trat ich an jenes heran und klopfte ganz behutsam an: „Bist du da drinnen?“, fragte ich, und versuchte die Tür zu öffnen, die allerdings verschlossen war: „Bitte lass mich rein...“, bat ich, und ließ mich hinab auf den kalten Boden sinken, als ich erkannte, dass Valeska nicht die Absicht hatte, meinem Wunsch nachzukommen... Und angelehnt an den Türrahmen sprach ich einfach weiter; was hätte ich sonst auch tun sollen?
„Ich verstehe doch, dass du dir Sorgen um mich machst..., wirklich. Aber es gibt in Wahrheit kaum einen Grund dazu: wir werden es uns gut gehen lassen! So richtig gut!“, erklärte ich, doch eine Antwort blieb aus. „Ach Liebling... Wir verschwinden ohnehin nur vorsichtshalber..., niemand sucht uns, niemand verfolgt uns... Und mit großer Gewissheit wird uns auch niemand auch nur auf die Spur kommen! Alles ganz simpel...“
Sehr viel mehr fiel mir dazu vorerst allerdings auch nicht ein..., doch nach einigen Sekunden dann meldete Valeska sich zu Wort: „Nicht wenn ich dich verrate!“, rief sie von drinnen, hörbar zynisch. Ich seufzte: „Ach, was soll denn dieser Unsinn jetzt?“
„Ich meine das ernst!“, behauptete Valeska – meinte sie aber nicht..., oder allenfalls jetzt in diesem einen Augenblick. Und so wäre mir gar beinahe ein „Dann-tu-was-du-nicht-lassen-kannst!“ über die Lippen gekommen... Im letzten Moment besann ich mich eines Besseren: „Ich habe eine Idee!“, sagte ich.
„Die da wäre?“ Sie klang gelangweilt...
„Lässt du mich dazu bitte in dein Zimmer!?“
„Du glaubst tatsächlich, darauf falle ich herein?“ Nun klang sie fast ein wenig amüsiert..., und das durfte sie sein, denn ich hatte eigentlich gar keine Idee; außer vielleicht die, ihre Stimmung ein wenig zu heben.
Letztlich sagte ich, ohne es vorher durchdacht zu haben: „Ich werde dir einen Wunsch erfüllen. Was auch immer du willst! Nur dazu möchte ich dir in die Augen sehen...“
„Und das soll ich dir glauben?“
„Ich verspreche es!“, sagte ich, als spräche ich mit einem kleinen Kind, und bereute es im selben Augenblick, daran denkend, welch verrückte Wünsche die erwachsene Valeska sich könnte einfallen lassen: mitkommen zu wollen, beispielsweise... Allerdings blieb eine Antwort ohnehin aus: „Habe ich schon einmal ein Versprechen gebrochen?“, sah ich mich gezwungen zu ergänzen.
Doch weiterhin keine Reaktion... Einige Augenblicke später jedoch glaubte ich behutsame Schritte zu hören, und ebenso wie ganz vorsichtig und langsam der Schlüssel sich im Türschloss drehte... Und tatsächlich, kurz darauf: „Es ist offen“, sagte Valeska.

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Bitte um Comments! ^^
 
Hm, wirklich ein sehr interessantes Verhältnis, das die beiden Geschwister da Pflegen.

in schon mal gespannt, wie sich die Geschichte weiterentblättert. Mich würden Vincents Motive für die Anschläge sehr interessieren. Und wie es dazu kam.
 

In dem Teil gab's auffällig viele "..." ;) Ich kenn das, ich verlier mich auch manchmal darin, aber hier fiel's mir doch auf. Nun ja, ansonsten halt ich Vincents Versprechen für etwas gewagt, aber er muss ja wissen, was er tut... ^^
 
Thx für eure Comments!

@Scherben: Ja..., auch wegen des Interesses wird das denke ich demnächst ein bisschen beschrieben werden, bevor sich Vincent dann erstmal auch wieder mehr Valeskas Geschichte und vor allem ihrer beider Kindheit zuwendet...

@stLynx: Man wird sehen... ^^ Habe mich nämlich nun doch wieder umentschieden, und schließe das Kapitel an dieser Stelle doch schon mal für den Moment ab und mache nun zum einen mit einem kleinen Stückchen Valeska betreffend weiter und weil es eben so kurz ist danach gleich noch den Anfang vom fünften Kapitel...

Also dann, ohne großartige Geschwafel, viel Spaß beim Lesen!

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4
FANPOST / BRIEF AUS LONDON AN VALESKA
Die Unterschiede zwischen dir und mir​

Sutton, 19.02.2005

Liebste Valeska Volsky!

Zwischen dir und mir liegen etwa dreißig Jahre und beinahe tausend Kilometer... Ich kenne dich – du hast von mir noch nie gehört. Ich bin unglücklich – und du..., glücklich, vermutlich. Das darfst du sein, das hoffe ich, denn du hast es verdient! Du hast Talent und ich..., nicht genug! Du hast die Welt gesehen, du hast Freunde und du hattest Sex. Du warst wunderschön und bist es irgendwie noch immer..., ich werde es nie sein. Ich schreibe diesen Brief und du wirst ihn nicht lesen. Du bist eine Frau und ich ein Mann, der sich gar nicht wie einer fühlt und viel eher auch wie eine Frau empfindet..., und trotzdem Frauen liebt..., verrückt!

Ich bin klein, du bist groß – in vielerlei Hinsicht: dich lieben die Menschen, dich liebe ich – mich liebt niemand, niemand liebt mich wirklich. Ich will dich küssen, dich, die diese wunderschönen Zeilen einst schrieb..., wäre ich doch nur damals schon geboren worden. Damals schon. Damals. In meinem Alter warst du schon längst eine Berühmtheit!

Der Wind bläst um das Haus. Es ist kalt und feucht. Das Kerzenlicht ist so finster in dieser Nacht. Ich sollte verschwinden, in die große Stadt fahren und trauern. Oder dein erstes Buch noch einmal lesen – du schreibst fast immer nur von tollen Menschen. Das Buch ist dennoch wunderschön, wie du es warst..., vor so vielen, vielen Jahren, als ich noch gar nicht lebte. Die letzte Geschichte ist die schönste von allen, das finde zumindest ich – wieder einmal nur ich – und auch die traurigste von allen. Wird es eine Heimkehr geben..., wird es? Bitte!

Warum haben manche Menschen Schönheit und Begabung..., und ich nichts von alledem? Du würdest mir sagen können, was ich tun soll, du würdest es können. Ich möchte dir begegnen, und du nicht mir..., dazu hast du allen Grund. Du bist der wertvollere Mensch von uns beiden. Du zeigst mir: wie wenig ich selbst bin. Du zerschmetterst die Schönheit..., die erst du in mir hast entstehen lassen.

Und die Welt ist voller Schönheit!

Dein dich für immer liebender...
Patrick K.


5
JASEMIN / MAKSIM / LEVIN
(und Melanie)​

Es soll Menschen geben, die es mögen, allein in dunklen Zimmern zu sitzen, und trostlose Filme zu schauen: Jasemin war eine von ihnen – und trotzdem auch so aufgeweckt und lebensfroh wie kaum irgendjemand sonst! Um ehrlich zu sein, mochte ich an Jasemin so ziemlich alles. Und um ebenfalls ehrlich zu sein: ich bin ein wenig angetrunken, in den Momenten, da ich diese Zeilen schreibe; bin aber auch sehr glücklich, und vermutlich aus eben diesem Grund nicht wenig melancholisch gestimmt..., oder widersprecht sich das jetzt irgendwie? Ziemlich konfuse Angelegenheit...
An Jasemin begeisterte mich vor allem ihr Gesicht; dieses tiefschwarze Haar und ihre sehnsuchtsvollen Augen, die immer irgendwie ein wenig traurig wirkten, vor allem aber mitfühlend und freundlich! Ihre weichen, zarten Lippen, ihre etwas dunklere Haut, ihre absolut symmetrische, schlanke Nase..., und ganz besonders ihre wunderschöne, ihre glasklare Stimme! Mit der bestritt sie auch den größten Teil ihres Lebensunterhaltes: als Sprecherin für ein Hörbuch da, oder einen Werbespot dort; oder auch nur für irgendwelche Durchsagen, Ansagen, oder ähnliches.

Als Maksim und ich ihr in Neunzehnvierundsiebzig erstmals begegneten, war sie selbst noch ziemlich neu in Berlin, ja, kaum weniger neu als ich. Geboren und aufgewachsen war Jasemin in der Türkei, mitten in Istanbul, bis ihre Eltern nach Hannover zogen, weil ihr Vater an der dortigen Universität eine Stelle als Dozent erhalten hatte; da war sie gerade neun oder zehn. Auch infolge dieses Lebensweges sprach Jasemin Türkisch und Deutsch gleichermaßen in Perfektion. Genau genommen nicht nur in Perfektion: sie sprach auch beinahe ununterbrochen und alles andere als langsam, ganz so wie der sprichwörtliche Wasserfall... Wie auch immer: Jasemin lernte Hannover niemals wirklich irgendwie zu mögen, und mit neunzehn zog es sie dann in die Hauptstadt: in der sie sich anfangs wohl aber irgendwie ein wenig verloren fühlte; wie sie mir erzählte und wie mir bei einer kontaktfreudigen Person wie ihr zu glauben schwerfiel.

...

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Also dann..., bis bald, dann vielleicht schon mit dem gesamten Rest des fünften Kapitels...
 
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