Na, die machen da doch Terroranschläge, und du weißt ja, wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus!(Wenn mir jetzt jemand vorwirft, das sei altklug, so sei ein Lob ausgesprochen und zugestimmt, dass vollendete Tatsachen durchaus gewertet und schlechtgefunden werden dürfen.)
Zu Tschetschenien gilt einmal das, was für afrikanische Staaten gilt: Es kümmert uns mit unserer eurozentrischen Sichtweise einfach nicht - aus dem Auge, aus dem Sinn. Das ist nicht gut, nein. Außerdem, wie du schon sagtest: Der Weltpolitik wird Tschetschenien geopfert - Russland hat Öl, Russland hat Waffen, Sachen die Staaten Freude machen! Die Menschenrechtsverletzungen in China werden ja auch ignoriert. Durch die ständig neutralen Fernsehberichte ist Gewalt ohnehin schon zur Bildschirmsache geworden.
Aus der autonomen Szene wurde einmal trefflich formuliert:
Jeder murmelt leis "mir stinkt's"
Und jeder fühlt sich tierisch links
So nimmt alles seinen Lauf
Und wir sind alle so gut drauf
Und wir schimpfen auf den Scheiß
Und schon dreh'n wir uns im Kreis
Fahren Auto, geben Gas
Rufen "Scheiße" und das war's.
Hierzu ist noch zu sagen, dass der Autor mit "links" die Summe aller philantropischen Eigenschaften meint und keine stalinistischen Diktaturen.
Leidentertainment im TV hat uns bis zur Ermüdung abgeschliffen: Stumpf ist nun Trumpf. Freilich nennen das besonders abgefeimte Apologeten dann einfach "Realität" und sprechen von "Notwendigkeiten", aber auf sowas sollte man im Interesse der Menschenrechte nicht reinfallen. Die Afrika-Gleichung ("Denen gehts schlecht, denen aber auch, somit dürfen wir die Zustände für die einen nicht verbessern und für die andern schon lange nicht") wird auch durch fleißiges Nachbeten nicht richtiger, man schreibe sich das hinter die Ohren. Ohne einen Anfang wird sich nichts ändern. Man schreibe das jedem "Realpolitiker" hinter die Ohren.