In dieser FF geht es um Seto und Mokuba. Yugi kommt auch vor. Das sind dann aber die einzigen drei Personen. hoffe auf viele konstruktive Kritik.^^
Warnung: darkfic, death
Together
„Seto. Hilf mir, bitte. Ich will nicht...“ Ein Messer bohrte sich tief in das Herz des kleinen Jungen. Die rote Flüssigkeit spritzte aus der Wunde. Blut traf Kaiba’s Hand.
Ruckartig saß Seto im Bett. Panisch sah er auf seine Hände. Das war alles so real. Das Blut war warm gewesen. Aber es war doch nur ein Traum? Oder? Es musste einfach so sein. Wenn nicht, dann wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Er war doch sein einziger Freund. Langsam verschwammen seine Hände vor seinen Augen. Sein Gesicht war tränennass. Wie lange hatte er schon nicht mehr geweint? Er wusste es nicht, und wollte es auch nicht wissen.
´Es muss einfach ein Traum sein.`
Wie betäub stand er auf.
Seine Füße trugen ihn zu dem Zimmer seines kleinen Bruders. ´Mokuba...`Zögerlich griff er nach der Klinke. Hatte er etwa Angst? Davor, dass der Traum Realität sein könnte? Nein, natürlich nicht... oder doch? Vorsichtig öffnete er die Türe. Darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Mit geschlossenen Augen näherte er sich dem Bett „Gut, dass du noch schläfst...“, flüsterte er, ehe er die Augen öffnete. Das Bett vor ihm war leer ´Nein..., das war doch nur ein Traum, nicht Realität. Das kann nicht sein. Ein Traum kann nicht zu Realität werden. Das geht nicht. Das ist Unsinn.` Er stolperte rückwärts und sank an der Wand auf den Boden. Stur starrte auf das fast majestätisch vor ihm aufragende Bett. Es war an allem Schuld. Hatte er seinen kleinen Bruder doch eigenhändig ins Bett gebracht. Anders konnte es gar nicht sein. Es hatte ihn verschlungen. Und jetzt wollte es ihn verschlingen. Er konnte schon das große Maul sehen. Er schüttelte den Kopf. Wenn er noch länger hier bleiben würde, würde er völlig durchdrehen. Ohne auf irgendwas zu achten, rannte er aus dem Zimmer und dem Haus. Übersah das flackernde Licht, dass aus dem Wohnzimmer kam. Vergaß sogar, seine Schuhe anzuziehen.
Er lief ohne zu überlegen in die Stadt. Durch Häuserreihen, durch den leergefegten Park... das Herbstlaub knirschte unter seinen Füßen. Der Wind wehte ihm um die Ohren. Er schlang seine Arme um seinen Körper. Es war kalt. ´Warum... Warum trifft es immer uns? Wieso ist das Leben nur so ungerecht? Warum Mokuba?` Immer weiter lief er. In die Gassen der Stadt. Dort, wo er sonst nie wäre. Er könnte jetzt hier bleiben. Könnte sich jetzt hier hinsetzten. Ganz einfach weg von allem, alles vergessen, niemanden mehr sehen. Stören würde es niemanden. Er könnte sich in sich zurückziehen, ganz alleine bleiben, wie schon immer. Er könnte so viel...
Im Haus des Spieleladens war alles ruhig. Der Schlaf hatte die Bewohner des Hauses übermannt, wie auch die Person mit den blond-schwarz-violetten Haaren.
Er schlenderte durch die Strassen der Stadt. Die Jacke fest um seinen kleinen Körper geschlungen. Es war schon sehr spät. Um diese Zeit würde bestimmt niemand mehr auf der Straße sein. Er war also ganz alleine, dachte er zu mindestens. Fast wäre er über etwas gestolpert. „Kaiba!“
Der Multimillionär, der vor ihm lag, hatte die Augen geöffnet. Sein Körper war vollkommen leblos.
Yugi machte sich auf den langen Weg ins Krankenhaus. Warum musste der andere auch nur so schwer sein? Im Krankenhaus brachte man Kaiba sofort auf die Intensivstation. Er wurde an eine Infusion gehängt. Mehr könnten sie nicht für ihn tun....
Die Bilder flackerten über den Bildschirm und brachten etwas Licht in das dunkle Zimmer, in dem der kleine, schwarzhaarige Junge saß. Eigentlich war es viel zu spät zum Fernsehen, aber das störte ihn nicht ihm geringsten. Er saß einfach da, mit der Fernbedienung in der Hand und starrte auf den Bildschirm. Der Nachrichtensprecher der Mitternachtsnachrichten kündigte gerade die Ergebnisse des Nachtskilaufs an. „Der erste war blabla, der zweite soundso...“ und so weiter und so fort. Das alles ging an ihm vorbei. Bis vor kurzem hatte er noch interessiert zugehört, als der Sprecher über den neusten Autounfall berichtete, aber das war vorbei. Nachdem der Mann im Fernsehen aufgehörte hatte zu reden und es für eine Zeit still geworden war, hatte er Schritte im Flur gehört. Sie waren ziemlich schnell gewesen. Eigentlich war sein Bruder doch der einzige im Haus. Es konnte also nur er gewesen sein, aber warum war er gerannt?
Anfangs wollte er nachsehen, hatte es dann aber doch gelassen. Das Sofa war viel zu gemütlich, um aufzustehen und außerdem war er ziemlich müde, es war schließlich schon nach Mitternacht, für ihn, in seinem Alter, eigentlich viel zu spät. So hatte er aufgehört weiter darüber nachzudenken und hatte sich wieder dem Fernseher gewidmet.
Das Ganze war schon zehn Minuten her. Endlich hatte der Sprecher aufgehört über Skilanglauf zu sprechen und kam zum Wetter. Wie würde es morgen wohl werden? Der Wettermann sprach vom ersten Schnee. Stimmt eh nicht, fand der kleine Junge, der Wetterbericht sagte sowieso nicht das richtige. Es war also egal, er würde morgen einfach nach draußen gucken und es selbst sehen. Mokuba gähnte, er war wirklich müde. Kein Wunder bei der Uhrzeit. Und schon waren die Augen zugefallen und er sank in seinen wohlverdienten Schlaf.
Während er schlief, klingelte das Telefon. Der Anrufbeantworter war eingeschaltet und es erklang auch gleich Yugi’s Stimme aus demselben. „Hallo Mokuba, falls du diese Nachricht morgen hörst, ist dein Bruder im Krankenhaus. Ich habe ihn heute Nacht ganz in der Nähe von uns gefunden. Mach dir keine Sorgen, ihm geht’s sicher bald wieder besser. Tschüß.“ Der Hörer wurde aufgelegt und es ertönte ein Klicken, dass das Eingehen der neuen Nachricht anzeigte. Hatte er die Nachricht jetzt wirklich gehört, oder war das auch nur ein Traum gewesen?
Die Stille der Nacht lag weiter über ihm. Er hatte inzwischen seine Schritte verlangsamt, war beinahe stehen geblieben. Konnte es immer noch nicht richtig glauben. War sein kleiner Bruder wirklich tot? Oder hatten ihm seine Sinne doch nur einen Streich gespielt? Und sein kleiner Bruder lag noch friedlich im Bett. Nein, er irrte sich nie, das Bett war leer gewesen. Auch wenn es schwer war, zuglauben. Und noch schwerer zu akzeptieren. Er war jetzt wieder ganz alleine, ohne seinen kleinen Bruder, der ihn als einziger zum Lächeln gebracht hatte. Und jetzt war er weg und würde nie wieder zurückkommen. Es war endgültig, sie würden nie wieder zusammensein, es sei denn, er wählte den Tod.
Früher waren sie immer wieder auf die eine oder andere Weise wieder zusammengekommen, ob im Königreich der Duellanten oder als Marik seinen kleinen Bruder entführt hatte. Sogar Noah hatte sie besiegt. Aber all das hatten sie immer nur mit Hilfe von entweder Yugi oder seinen kleinen Freunden geschafft. Immer er, immer Yugi. ´Wieso hatte er Pegasus damals besiegt, als er es nicht geschafft hatte.` Immer war der besser, obwohl er doch eigentlich der beste Duellant der Welt sein sollte. Er hatte es sich verdient und nicht dieser Yugi, dem alles in den Schoß fiel. Aber dieses mal würde er es alleine schaffen, dieses mal würden sie für immer zusammenbleiben. Und keiner könnte sie je wieder trennen. Es würde heute seine letzte Nacht sein. Der Winter stand vor der Tür und mit ihm der Schnee. Ein Weiß, das alles verdeckte, was das Jahr über passiert war. Und mit dem Frühling würde ein neuer Zeitabschnitt beginnen. Niemand würde sich mehr an sie erinnern und keiner würde sie vermissen. Das Leben würde ohne sie weitergehen, es würde keinen stören, dass sie nicht mehr da waren. Die Welt käme ohne sie zurecht.
Noch fester schlang er die Arme um seinen Körper. Es war wirklich kalt. Ist ja auch kein Wunder, bei dieser Jahreszeit und vor allem, wenn man nur im Schlafanzug draußen rum läuft. Mit halbwegs trockenen Augen sah er sich um. Wo er denn eigentlich gelandet war. Vor seinen Augen eröffnete sich eine der schlechtesten Gassen der Stadt. Die Häuser waren eingefallen. Am Rand der Gasse standen ein paar übervolle Müllkübel, die wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gelehrt worden waren. Sonst liefen hier wohl immer streunende Katzen rum, aber selbst denen war es heute zu kalt. Normalerweise würde er dafür sorgen, dass die Häuser sofort abgerissen würden und etwas neues dahin gebaut würde, es verhunzte ja schließlich das Aussehen der Stadt, aber heute war es ihm so was von egal. Er würde sowieso nicht länger in dieser Stadt bleiben, nein... heute war endlich der Tag gekommen, an dem es eine glückliche Wende in seinen Leben geben würde. Noch heute Nacht...heute Nacht...
Langsam ließ er sich an der Wand heruntergleiten. Bewegen konnte er sich kaum noch. Er war schon zu lange in der Kälte. Seine Füße und der Rest seines Körpers fühlten sich ungewöhnlich taub an. Sein Geist hingegen war immer noch hellwach. Es war, als ob sein Geist sich langsam von seinem Körper trennte. Irgendwie ein schönes Gefühl, so frei, als ob er um die ganze Welt fliegen könnte. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein. War das immer so, wenn man starb? War das der Tod? Wenn ja, dann gefiel er ihm. Sah er jetzt seinen kleinen Bruder wieder? Er hoffte es...
Sein Körper fing an zu schmerzen. Dabei war er doch fast taub. War es das jetzt, was man Phantomschmerz nannte? Oder fingen seine Sinne schon an Streiche zu spielen? Er wollte das alles nicht mehr. Wollte keine Schmerzen mehr spüren, wieder so frei sein, wie gerade eben. Seto schloss die Augen. Zog sich ganz in sich zurück. Verlor sich in den blauen Tiefen seiner Seele...
Ohne jede Regung saß er nun hier. Rutschte langsam seitlich an der Mauer entlang, nach unten. So lag er nun da und hoffte auf den lang ersehnten Tod, der ihn wieder mit seinem kleinen Bruder vereinen sollte.
Die Uhr war inzwischen weit vorgerückt. Die Zeiger zeigten 2 Uhr nachts an. Verschlafen rieb sich ein kleiner Junge die Augen. War er etwa vor dem Fernseher eingeschlafen? Das Bild flackerte jedenfalls noch. Wenn das sein großer Bruder nur nicht mitgekriegt hatte, das gab Ärger. Schnell schaltete er den Fernseher aus, ehe der es doch noch mitkriegte.
Dunkel erinnerte er sich an Schritte, die am Wohnzimmer vorbeigelaufen waren. War das sein Bruder gewesen? War er vor irgendetwas weggerannt? Wenn ja, vor was? Langsam machte er sich wirklich sorgen. Unsicher stand er auf. Was sollte er jetzt tun? Nachsehen und seinen Bruder suchen gehen, oder doch einfach darauf vertrauen, dass er sich alles doch nur eingebildet hatte. Da fiel ihm die Nachricht des Anrufbeantworters wieder ein. Darum war er aufgewacht, oder existierte sie doch nur in seinen Träumen? Das könnte er ja herausfinden. Schnell war er beim Telefon. Keine neue Nachricht. Vielleicht doch nur geträumt? Vielleicht lag es auch am Telefon. Das schien seit einiger Zeit ja kaputt zu sein. Es hatte sie Nachricht möglicherweise verschluckt. Plötzlich spürte er etwas. Ihm wurde für einen kurzen Moment eisigkalt, dann spürte er einen stechenden Schmerz. Seinem Bruder war irgendetwas passiert. Er wusste es instinktiv. Er musste zu ihm, könnte es nicht schon wieder ertragen, ihn zu verlieren. Irgendwann musste damit doch mal Schluß sein. Er wollte endlich ein ganz normales Leben führen, wie früher, bevor sie Gozaburo Kaiba trafen. Voller Sorge um seinen großen Bruder rannte er aus dem Wohnzimmer. Raus aus dem Zimmer, irgendwo hin, durch Häuserreihen und durch den Park. Er vertraute einfach seinem sechsten Sinn. Der würde ihm sicherlich den richtigen weg zeigen. Ganz bestimmt.
´Hoffentlich ist Seto nicht passiert. Es geht ihm bestimmt gut. Er lässte sich doch von niemandem unterkriegen. Aber wenn es ihm doch schlecht geht? Ich muss schnell zu ihm.` Sich Gedanken um seinen großen Bruder machend rannte er immer weiter in die Stadt hinein.
Während er so in Gedanken vertieft war, bemerkte er die eisige Kälte gar nicht, die sich langsam aber unaufhaltsam in all seinen Gliedern verteilte. Erinnerungen von früher gingen ihm durch den Kopf. Wie sie miteinander gespielt hatten. Als er noch ganz klein war, hatten er und Seto oft Pferd und Reiter gespielt. Seto hatte ihn dabei oft huckepack genommen und quer durch die Gegend getragen. Einmal waren sie dabei mit Nachbars Hund zusammengestoßen. Der war vielleicht sauer gewesen... Im Nachhinein fand er es ganz lustig, aber in dem Moment sahen sie das nicht so. Immer mehr schöne Erinnerungen aus alten Zeiten tauchten in ihm auf. Die schlechten verdrängte er einfach mal. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als wieder solche glücklichen Zeiten. Wie sehr wollte er einfach nur mit seinem großen Bruder wieder zusammensein, wie früher. Nur sie beide zusammen und kein anderer. Nur sie zwei.
Immer weiter lief er in die Stadt. Hatte sein Tempo sogar noch beschleunigt. Versuchte es zu mindestens, aber er wurde eher langsamer, da die Kälte ihre ersten Anzeichen zeigte. Bald konnte er nicht mehr, war fast zu erschöpft, um noch weiterzulaufen. Endlich besah er sich seine Umgebung. Er musste in einem der schlechtesten viertel der Stadt gelandet sein. Hier war er noch nie gewesen. Sein Blick schweifte über die vor ihm liegende Gasse. ´Seto.` Fast direkt vor ihm lag sein großer Bruder leblos am Boden. “Seto.” Mokuba hockte sich zu ihm hin. Die Tränen standen ihm in den Augen, den sein Bruder war nicht mehr am Leben. Entgegen seiner Trauer, die er eigentlich empfand, lächelte er. Jetzt würde sie bestimmt keiner mehr trennen. Er kuschelte sich an die Person vor ihm. Schlang seine Arme fest um ihn und schloß die Augen. Seinen Körper ganz dicht an den anderen gedrängt, schlief er schließlich ein.
Willkommen Kälte dieser Nacht.
Owari
Warnung: darkfic, death
Together
„Seto. Hilf mir, bitte. Ich will nicht...“ Ein Messer bohrte sich tief in das Herz des kleinen Jungen. Die rote Flüssigkeit spritzte aus der Wunde. Blut traf Kaiba’s Hand.
Ruckartig saß Seto im Bett. Panisch sah er auf seine Hände. Das war alles so real. Das Blut war warm gewesen. Aber es war doch nur ein Traum? Oder? Es musste einfach so sein. Wenn nicht, dann wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Er war doch sein einziger Freund. Langsam verschwammen seine Hände vor seinen Augen. Sein Gesicht war tränennass. Wie lange hatte er schon nicht mehr geweint? Er wusste es nicht, und wollte es auch nicht wissen.
´Es muss einfach ein Traum sein.`
Wie betäub stand er auf.
Seine Füße trugen ihn zu dem Zimmer seines kleinen Bruders. ´Mokuba...`Zögerlich griff er nach der Klinke. Hatte er etwa Angst? Davor, dass der Traum Realität sein könnte? Nein, natürlich nicht... oder doch? Vorsichtig öffnete er die Türe. Darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Mit geschlossenen Augen näherte er sich dem Bett „Gut, dass du noch schläfst...“, flüsterte er, ehe er die Augen öffnete. Das Bett vor ihm war leer ´Nein..., das war doch nur ein Traum, nicht Realität. Das kann nicht sein. Ein Traum kann nicht zu Realität werden. Das geht nicht. Das ist Unsinn.` Er stolperte rückwärts und sank an der Wand auf den Boden. Stur starrte auf das fast majestätisch vor ihm aufragende Bett. Es war an allem Schuld. Hatte er seinen kleinen Bruder doch eigenhändig ins Bett gebracht. Anders konnte es gar nicht sein. Es hatte ihn verschlungen. Und jetzt wollte es ihn verschlingen. Er konnte schon das große Maul sehen. Er schüttelte den Kopf. Wenn er noch länger hier bleiben würde, würde er völlig durchdrehen. Ohne auf irgendwas zu achten, rannte er aus dem Zimmer und dem Haus. Übersah das flackernde Licht, dass aus dem Wohnzimmer kam. Vergaß sogar, seine Schuhe anzuziehen.
Er lief ohne zu überlegen in die Stadt. Durch Häuserreihen, durch den leergefegten Park... das Herbstlaub knirschte unter seinen Füßen. Der Wind wehte ihm um die Ohren. Er schlang seine Arme um seinen Körper. Es war kalt. ´Warum... Warum trifft es immer uns? Wieso ist das Leben nur so ungerecht? Warum Mokuba?` Immer weiter lief er. In die Gassen der Stadt. Dort, wo er sonst nie wäre. Er könnte jetzt hier bleiben. Könnte sich jetzt hier hinsetzten. Ganz einfach weg von allem, alles vergessen, niemanden mehr sehen. Stören würde es niemanden. Er könnte sich in sich zurückziehen, ganz alleine bleiben, wie schon immer. Er könnte so viel...
Im Haus des Spieleladens war alles ruhig. Der Schlaf hatte die Bewohner des Hauses übermannt, wie auch die Person mit den blond-schwarz-violetten Haaren.
Er schlenderte durch die Strassen der Stadt. Die Jacke fest um seinen kleinen Körper geschlungen. Es war schon sehr spät. Um diese Zeit würde bestimmt niemand mehr auf der Straße sein. Er war also ganz alleine, dachte er zu mindestens. Fast wäre er über etwas gestolpert. „Kaiba!“
Der Multimillionär, der vor ihm lag, hatte die Augen geöffnet. Sein Körper war vollkommen leblos.
Yugi machte sich auf den langen Weg ins Krankenhaus. Warum musste der andere auch nur so schwer sein? Im Krankenhaus brachte man Kaiba sofort auf die Intensivstation. Er wurde an eine Infusion gehängt. Mehr könnten sie nicht für ihn tun....
Die Bilder flackerten über den Bildschirm und brachten etwas Licht in das dunkle Zimmer, in dem der kleine, schwarzhaarige Junge saß. Eigentlich war es viel zu spät zum Fernsehen, aber das störte ihn nicht ihm geringsten. Er saß einfach da, mit der Fernbedienung in der Hand und starrte auf den Bildschirm. Der Nachrichtensprecher der Mitternachtsnachrichten kündigte gerade die Ergebnisse des Nachtskilaufs an. „Der erste war blabla, der zweite soundso...“ und so weiter und so fort. Das alles ging an ihm vorbei. Bis vor kurzem hatte er noch interessiert zugehört, als der Sprecher über den neusten Autounfall berichtete, aber das war vorbei. Nachdem der Mann im Fernsehen aufgehörte hatte zu reden und es für eine Zeit still geworden war, hatte er Schritte im Flur gehört. Sie waren ziemlich schnell gewesen. Eigentlich war sein Bruder doch der einzige im Haus. Es konnte also nur er gewesen sein, aber warum war er gerannt?
Anfangs wollte er nachsehen, hatte es dann aber doch gelassen. Das Sofa war viel zu gemütlich, um aufzustehen und außerdem war er ziemlich müde, es war schließlich schon nach Mitternacht, für ihn, in seinem Alter, eigentlich viel zu spät. So hatte er aufgehört weiter darüber nachzudenken und hatte sich wieder dem Fernseher gewidmet.
Das Ganze war schon zehn Minuten her. Endlich hatte der Sprecher aufgehört über Skilanglauf zu sprechen und kam zum Wetter. Wie würde es morgen wohl werden? Der Wettermann sprach vom ersten Schnee. Stimmt eh nicht, fand der kleine Junge, der Wetterbericht sagte sowieso nicht das richtige. Es war also egal, er würde morgen einfach nach draußen gucken und es selbst sehen. Mokuba gähnte, er war wirklich müde. Kein Wunder bei der Uhrzeit. Und schon waren die Augen zugefallen und er sank in seinen wohlverdienten Schlaf.
Während er schlief, klingelte das Telefon. Der Anrufbeantworter war eingeschaltet und es erklang auch gleich Yugi’s Stimme aus demselben. „Hallo Mokuba, falls du diese Nachricht morgen hörst, ist dein Bruder im Krankenhaus. Ich habe ihn heute Nacht ganz in der Nähe von uns gefunden. Mach dir keine Sorgen, ihm geht’s sicher bald wieder besser. Tschüß.“ Der Hörer wurde aufgelegt und es ertönte ein Klicken, dass das Eingehen der neuen Nachricht anzeigte. Hatte er die Nachricht jetzt wirklich gehört, oder war das auch nur ein Traum gewesen?
Die Stille der Nacht lag weiter über ihm. Er hatte inzwischen seine Schritte verlangsamt, war beinahe stehen geblieben. Konnte es immer noch nicht richtig glauben. War sein kleiner Bruder wirklich tot? Oder hatten ihm seine Sinne doch nur einen Streich gespielt? Und sein kleiner Bruder lag noch friedlich im Bett. Nein, er irrte sich nie, das Bett war leer gewesen. Auch wenn es schwer war, zuglauben. Und noch schwerer zu akzeptieren. Er war jetzt wieder ganz alleine, ohne seinen kleinen Bruder, der ihn als einziger zum Lächeln gebracht hatte. Und jetzt war er weg und würde nie wieder zurückkommen. Es war endgültig, sie würden nie wieder zusammensein, es sei denn, er wählte den Tod.
Früher waren sie immer wieder auf die eine oder andere Weise wieder zusammengekommen, ob im Königreich der Duellanten oder als Marik seinen kleinen Bruder entführt hatte. Sogar Noah hatte sie besiegt. Aber all das hatten sie immer nur mit Hilfe von entweder Yugi oder seinen kleinen Freunden geschafft. Immer er, immer Yugi. ´Wieso hatte er Pegasus damals besiegt, als er es nicht geschafft hatte.` Immer war der besser, obwohl er doch eigentlich der beste Duellant der Welt sein sollte. Er hatte es sich verdient und nicht dieser Yugi, dem alles in den Schoß fiel. Aber dieses mal würde er es alleine schaffen, dieses mal würden sie für immer zusammenbleiben. Und keiner könnte sie je wieder trennen. Es würde heute seine letzte Nacht sein. Der Winter stand vor der Tür und mit ihm der Schnee. Ein Weiß, das alles verdeckte, was das Jahr über passiert war. Und mit dem Frühling würde ein neuer Zeitabschnitt beginnen. Niemand würde sich mehr an sie erinnern und keiner würde sie vermissen. Das Leben würde ohne sie weitergehen, es würde keinen stören, dass sie nicht mehr da waren. Die Welt käme ohne sie zurecht.
Noch fester schlang er die Arme um seinen Körper. Es war wirklich kalt. Ist ja auch kein Wunder, bei dieser Jahreszeit und vor allem, wenn man nur im Schlafanzug draußen rum läuft. Mit halbwegs trockenen Augen sah er sich um. Wo er denn eigentlich gelandet war. Vor seinen Augen eröffnete sich eine der schlechtesten Gassen der Stadt. Die Häuser waren eingefallen. Am Rand der Gasse standen ein paar übervolle Müllkübel, die wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gelehrt worden waren. Sonst liefen hier wohl immer streunende Katzen rum, aber selbst denen war es heute zu kalt. Normalerweise würde er dafür sorgen, dass die Häuser sofort abgerissen würden und etwas neues dahin gebaut würde, es verhunzte ja schließlich das Aussehen der Stadt, aber heute war es ihm so was von egal. Er würde sowieso nicht länger in dieser Stadt bleiben, nein... heute war endlich der Tag gekommen, an dem es eine glückliche Wende in seinen Leben geben würde. Noch heute Nacht...heute Nacht...
Langsam ließ er sich an der Wand heruntergleiten. Bewegen konnte er sich kaum noch. Er war schon zu lange in der Kälte. Seine Füße und der Rest seines Körpers fühlten sich ungewöhnlich taub an. Sein Geist hingegen war immer noch hellwach. Es war, als ob sein Geist sich langsam von seinem Körper trennte. Irgendwie ein schönes Gefühl, so frei, als ob er um die ganze Welt fliegen könnte. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein. War das immer so, wenn man starb? War das der Tod? Wenn ja, dann gefiel er ihm. Sah er jetzt seinen kleinen Bruder wieder? Er hoffte es...
Sein Körper fing an zu schmerzen. Dabei war er doch fast taub. War es das jetzt, was man Phantomschmerz nannte? Oder fingen seine Sinne schon an Streiche zu spielen? Er wollte das alles nicht mehr. Wollte keine Schmerzen mehr spüren, wieder so frei sein, wie gerade eben. Seto schloss die Augen. Zog sich ganz in sich zurück. Verlor sich in den blauen Tiefen seiner Seele...
Ohne jede Regung saß er nun hier. Rutschte langsam seitlich an der Mauer entlang, nach unten. So lag er nun da und hoffte auf den lang ersehnten Tod, der ihn wieder mit seinem kleinen Bruder vereinen sollte.
Die Uhr war inzwischen weit vorgerückt. Die Zeiger zeigten 2 Uhr nachts an. Verschlafen rieb sich ein kleiner Junge die Augen. War er etwa vor dem Fernseher eingeschlafen? Das Bild flackerte jedenfalls noch. Wenn das sein großer Bruder nur nicht mitgekriegt hatte, das gab Ärger. Schnell schaltete er den Fernseher aus, ehe der es doch noch mitkriegte.
Dunkel erinnerte er sich an Schritte, die am Wohnzimmer vorbeigelaufen waren. War das sein Bruder gewesen? War er vor irgendetwas weggerannt? Wenn ja, vor was? Langsam machte er sich wirklich sorgen. Unsicher stand er auf. Was sollte er jetzt tun? Nachsehen und seinen Bruder suchen gehen, oder doch einfach darauf vertrauen, dass er sich alles doch nur eingebildet hatte. Da fiel ihm die Nachricht des Anrufbeantworters wieder ein. Darum war er aufgewacht, oder existierte sie doch nur in seinen Träumen? Das könnte er ja herausfinden. Schnell war er beim Telefon. Keine neue Nachricht. Vielleicht doch nur geträumt? Vielleicht lag es auch am Telefon. Das schien seit einiger Zeit ja kaputt zu sein. Es hatte sie Nachricht möglicherweise verschluckt. Plötzlich spürte er etwas. Ihm wurde für einen kurzen Moment eisigkalt, dann spürte er einen stechenden Schmerz. Seinem Bruder war irgendetwas passiert. Er wusste es instinktiv. Er musste zu ihm, könnte es nicht schon wieder ertragen, ihn zu verlieren. Irgendwann musste damit doch mal Schluß sein. Er wollte endlich ein ganz normales Leben führen, wie früher, bevor sie Gozaburo Kaiba trafen. Voller Sorge um seinen großen Bruder rannte er aus dem Wohnzimmer. Raus aus dem Zimmer, irgendwo hin, durch Häuserreihen und durch den Park. Er vertraute einfach seinem sechsten Sinn. Der würde ihm sicherlich den richtigen weg zeigen. Ganz bestimmt.
´Hoffentlich ist Seto nicht passiert. Es geht ihm bestimmt gut. Er lässte sich doch von niemandem unterkriegen. Aber wenn es ihm doch schlecht geht? Ich muss schnell zu ihm.` Sich Gedanken um seinen großen Bruder machend rannte er immer weiter in die Stadt hinein.
Während er so in Gedanken vertieft war, bemerkte er die eisige Kälte gar nicht, die sich langsam aber unaufhaltsam in all seinen Gliedern verteilte. Erinnerungen von früher gingen ihm durch den Kopf. Wie sie miteinander gespielt hatten. Als er noch ganz klein war, hatten er und Seto oft Pferd und Reiter gespielt. Seto hatte ihn dabei oft huckepack genommen und quer durch die Gegend getragen. Einmal waren sie dabei mit Nachbars Hund zusammengestoßen. Der war vielleicht sauer gewesen... Im Nachhinein fand er es ganz lustig, aber in dem Moment sahen sie das nicht so. Immer mehr schöne Erinnerungen aus alten Zeiten tauchten in ihm auf. Die schlechten verdrängte er einfach mal. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als wieder solche glücklichen Zeiten. Wie sehr wollte er einfach nur mit seinem großen Bruder wieder zusammensein, wie früher. Nur sie beide zusammen und kein anderer. Nur sie zwei.
Immer weiter lief er in die Stadt. Hatte sein Tempo sogar noch beschleunigt. Versuchte es zu mindestens, aber er wurde eher langsamer, da die Kälte ihre ersten Anzeichen zeigte. Bald konnte er nicht mehr, war fast zu erschöpft, um noch weiterzulaufen. Endlich besah er sich seine Umgebung. Er musste in einem der schlechtesten viertel der Stadt gelandet sein. Hier war er noch nie gewesen. Sein Blick schweifte über die vor ihm liegende Gasse. ´Seto.` Fast direkt vor ihm lag sein großer Bruder leblos am Boden. “Seto.” Mokuba hockte sich zu ihm hin. Die Tränen standen ihm in den Augen, den sein Bruder war nicht mehr am Leben. Entgegen seiner Trauer, die er eigentlich empfand, lächelte er. Jetzt würde sie bestimmt keiner mehr trennen. Er kuschelte sich an die Person vor ihm. Schlang seine Arme fest um ihn und schloß die Augen. Seinen Körper ganz dicht an den anderen gedrängt, schlief er schließlich ein.
Willkommen Kälte dieser Nacht.
Owari